Gilching. Man wird einer Musik wenig gerecht, wenn es bei deren Beschreibung ausschließlich Vergleiche hagelt. Das ist zugegebenermaßen verlockend, sagt aber letztendlich über die Sache selbst nur bedingt etwas aus. Jan Pascal und Alexander Kilian, bekannter als Duo Café Del Mundo, kennen diese Herangehensweise sicher zur Genüge. Vor allem, weil sie ihre Kunst so traumwandlerisch sicher beherrschen und inspirierend ausüben, wobei sie stets das Gefühl vermitteln, man würde sie schon eine Ewigkeit kennen.
Eine ihrer Besonderheiten lautet – als Gitarren-Duo können sie überall auftreten: In Blues-Clubs ebenso wie in Jazz-Lokalen, ihnen würden die musikalischen Herzen in den Klassik-Arenen mit Sicherheit genauso zufliegen wie bei angesagten Folk-Festivals. Auch was die geographische Lage ihrer Auftrittsorte betrifft, gäbe es kaum Einschränkungen. Die Erfolge in Andalusien sind ähnlich denen in England, auch in Nordafrika lässt man sie kaum ohne Zugabe von der Bühne, wie auch nicht in der Türkei – oder eben in Gilching.
Hier waren Café Del Mundo im Rahmen der dortigen Kulturwoche am Freitag (erstmalig!) zu Gast. Und auch das Publikum im vollbesetzten Veranstaltungssaal des Rathauses begeisterten sie mit ihren weltumspannenden Harmonien, Rhythmen und Melodien im Handumdrehen.
Ihre akustischen Wanderungen durch die Welt der Musik treffen nun einmal das Zentrum fast jeden Geschmacks. Ausschlaggebend ist eine permanente kreative Unruhe, mit der sie sich ihr musikalisches Material erarbeiten. Und im Vordergrund dürfte dabei schon das andalusische Lebensgefühl des Flamenco stehen. Nicht umsonst spielen beide (fränkische) Flamenco-Gitarren, die vom Aufbau her etwas schmalere Zargen haben und leichter sind als Konzertgitarren. Und auf diesen Instrumenten arbeiten sich die zwei verwandten Seelen ab, durchstreifen die Stile der Musik von Bach bis Bono, haben das Mittelalter in modernen Arrangements im Gepäck („Scarborough Fair“), natürlich jede Menge Flamenco und improvisatorische Spitzfindigkeiten. Alles was sie spielen befindet sich in einem ständig sich verändernden Fluss. Es sind im übertragenen Sinn Landschaftsbeschreibungen, die im Vorüberziehen intensive Eindrücke hinterlassen, die wiederum in Musik gegossen sind.
Jan Pascal und Alexander Kilian wechseln in der thematischen Führungsarbeit, beantworten in den Raum „geschlagene“ Akkorde, ziehen das Tempo an, reduzieren die Melodien auf ein Mindestmaß und schaffen so unterschiedlichste Klangvariationen. Stringentere Kompositionen stehen neben freieren Spielweisen, Temperament neben Sentimentalität. Der Abend speiste sich aus zwei gegensätzlichen, sich jedoch gegenseitig ergänzenden Charakteren, die eine dynamische Balance aus Intensität und Meditation herstellten und letztendlich eine in sich geschlossene Einheit bildeten.
Jörg Konrad