Pianist Kjetil Mulelid gehört eindeutig zu letzteren. Bekannt geworden ist er durch sein Trio, mit dem er seit Jahren aufnimmt und über die Grenzen Europas hinaus unterwegs ist. Es gibt Solo-Aufnahmen des 33jährigen und Duo-Einspielungen mit der Sängerin Siril Malmedal Hauge. Gerade erschienen ist jetzt das Album „Agoja“, auf dem Mulelid erstmals für ein größeres Ensemble komponiert und arrangiert hat. Mit dabei sind unter anderen der Saxophonist Trygve Seim und die beiden Trompeter Mathias Eick und Arve Henriksen. Mulelid gelingt es, sein eher eingängiges Trio-Konzept auf diese Besetzung zu übertragen. Was den melodischen Einfallsreichtum betrifft, kann man in diesem Fall getrost von einem expressiven Minimalismus sprechen. Beinahe sakrale Themen, die sich im Kontinuum von Stille und Kontemplation entwickeln, ja hier regelrecht aufblühen. Das erinnert manchmal an den schon seit zweieinhalb Jahrzehnten nicht mehr unter uns weilenden Finnen Edvard Vesala. Und Helsinki, wo Vesala einst lebte, liegt, so könnte man auch sagen, gleich um die Ecke von Norwegen.
Auch Kjetil Mulelid kleines Orchester klingt raffiniert und trivial, es beschwört einen emotionalen Charakter und geriert sich dann wieder abstrakt. Mulelid verlässt dabei nur selten die Ebene der Balance, spielt neben dem guten und eleganten Börsendorfer das Wurlitzer Piano, das verlässliche Fender Rhodes Piano und den für jede musikalische Besonderheit zu habenden Synthesizer.
Alles in allem entsteht so ein weites Feld an Klangfarben und -möglichkeiten, wodurch „Agoja“ (zu deutsch: Qual) sehr abwechslungsreich und stimulierend gerät.
Jörg Konrad
Kjetil Mulelid
„Agoja“
Odin
„Agoja“
Odin