Peter Mieg (1906-1990) stammt aus dem aargauischen Mittelland. Er hat zeitlebens Aquarelle gemalt und war auch, zum Broterwerb, als Kritiker für Zeitungen tätig. „Ich spreche offen von der Anstrengung und scheue mich nicht zu sagen, dass mich jedes Stück unendliche Mühe kostet. Doch anhören soll es sich, als ob es das Selbstverständlichste der Welt sei“, schrieb Mieg 1966. Und das spürt man auch bei seinem 1977 fertiggestellten Bläserquintett, auch „Wind Quintet“ genannt. Es hat von Beginn an diesen leichten, beschwingten Charakter, der vom Ineinandergreifen der verschiedenen Instrumente und ihren Klangfarben lebt. Letztlich wechselt diese scheinbare Unbefangenheit in eine Melancholie, mit dramaturgischen Ausrufezeichen.
Paul Huber (1918-2001) wuchs in einer einfachen Bauernfamilie im Kanton St. Gallen auf und verlor als zehnjähriger beide Eltern. Eine Pflegefamilie ermöglichte ihm das Musikstudium. Er wurde Stadtorganist in Wil SG und später Musikdozent in St. Gallen. Er komponierte neben Kantaten, Oratorien, Symphonien und Kammermusik eben auch das hier eingespielte „Adagio und Scherzino“, das dem 60. Geburtstag des St. Galler Domkapellmeister Johann Fuchs gewidmet ist. Ein festliches, ein vitales Stück, das in seinem verspielten Charakter auch Hubers Verehrung für Anton Bruckner zum Ausdruck bringt.
Paul Juon (1872-1940) ist auf diesem Album der vielleicht bekannteste Komponist. Geboren als Schweizer (der Großvater war Zuckerbäcker aus Graubünden den es nach Moskau zog) studierte er am Moskauer Konservatorium, später dann in Berlin. Er schrieb sinfonische Werke, ein Ballett, drei Violinkonzerte und viel Kammermusik. Man sagt von ihm, er sei das „fehlende Bindeglied zwischen Tschaikowskij und Strawinskij“. Das Art'Ventus Quintet widmet sich hier seinem „Quintett op. 84“, dass Juon 1928 schrieb. Ein wunderbarer Spagat zwischen neoklassizistischen Elementen und volksliedhafter Einfachheit, deren rhythmische Kühnheit gefangen nimmt.
Zum Ende des Albums dann noch das „Divertimento for Wind Quintet op. 69“ von Gion Antoni Derungs (1935-2012). Dieser war Komponist, Musiker, Musikpädagoge und Kulturvermittler in Personalunion. Er schrieb weit über 200 Stücke und schuf eine musikalisch faszinierende Verbindung zwischen Tradition und Moderne. In der hier vorgestellten Komposition fließt zudem sein Schaffen als Komponist von Vokalwerken mit ein.
Insgesamt ist „Swiss Treasure“ eine Entdeckung - sowohl was das Art'Ventus Quintet und seine professionelle und vielschichtigen Interpretation betrifft, als auch die Repertoireauswahl, die einen hochinteressanten Blick in die Kompositionswerkstatt des kleinen Alpenlandes ermöglicht.
Alfred Esser
Art'Ventus Quintet
„Swiss Treasure“
Prospero
„Swiss Treasure“
Prospero