Museen heute
München Versicherungskammer: Inge Morath - Homage
Inge Morath
Homage
Ausstellung vom 21. dezember 2022 bis 01. Mai 2023
Versicherungskammer Kulturstiftung
Das Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung zeigt „INGE MORATH HOMAGE“ zum 100. Geburtstag der berühmten Magnum-Fotografin in Zusammenarbeit mit dem Inge Morath Estate, kuratiert von Anna-Patricia Kahn und Isabel Siben.
Die Retrospektive und das begleitende Schirmer / Mosel Buch versammeln die 200 schönsten Aufnahmen ihrer weltberühmten Bildreportagen und ihre legendären Porträts von Filmstars, befreundeten Künstlern und Literaten.
INGE MORATH BIOGRAPHY
Photographie ist eine seltsame Sache – trotz der Benutzung eines Apparats, also eines technischen Hilfsmittels, photographieren zwei Photographen, selbst wenn sie zur gleichen Zeit am selben Ort sind, nie dasselbe. Die persönliche Sicht ist eigentlich immer von Anfang an da: Resultat irgendeiner Alchemie von Herkunft, Gefühl, Tradition und ihrer Ablehnung, Sensibilität und Voyeurismus. Man traut seinem Auge und entblößt seine Seele. Der Photograph findet unweigerlich die seiner Sicht angemessene Form. – Inge Morath
(Inge Morath. Das Leben als Photographin, München 1999)
Inge Morath (1923–2002) wurde in Graz geboren. Die Eltern waren Naturwissenschaftler, ihre Berufstätigkeit führte sie, als Inge ein kleines Kind war, an unterschiedliche Labore und Universitäten in Europa. Inge Morath ging auf französische Schulen, in den 1930er Jahren zog die Familie nach Darmstadt und dann nach Berlin. Moraths erste Begegnung mit moderner Malerei war die von den Nationalsozialisten organisierte Ausstellung Entartete Kunst im Jahr 1937, die die öffentliche Meinung gegen moderne Kunst aufbringen sollte. „Ich fand einige dieser Gemälde aufregend und verliebte mich in Franz Marcs Blaues Pferd“, schrieb Inge Morath später. „Nur negative Kommentare wurden gebilligt, und so begann die lange Periode des Schweigens und Verschweigens.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Morath als Übersetzerin und Journalistin tätig. 1948 wurde sie von Warren Trabant für Heute engagiert, eine von der US Information Agency in München herausgegebene Illustrierte. Morath hatte in Wien Ernst Haas kennengelernt und machte Trabant auf ihn aufmerksam. Die beiden arbeiteten fortan gemeinsam für Heute, Morath schrieb Artikel zu den Bildern von Haas. 1949 wurden Morath und
Haas von Robert Capa eingeladen, für die neu gegründete Agentur Magnum Photos zu arbeiten. Morath war zunächst als Redakteurin tätig. Die Arbeit mit den Kontaktbögen des Gründungsmitglieds Henri CartierBresson faszinierte sie: „Ich glaube, ich habe beim Studium der Art, wie er photographierte, selbst photographieren gelernt, ohne je eine Kamera in die Hand genommen zu haben.“
Morath war kurz mit dem britischen Journalisten Lionel Birch verheiratet und zog 1951 nach London. Im selben Jahr begann sie auf einer Venedig-Reise zu photographieren. „Es war mir sofort klar, dass ich von nun an Photographin sein würde; ich photographierte weiter und war mir freudig bewusst, dass ich nun dem, was ich zu sagen hatte, durch meine Augen Form geben konnte.“
Morath ließ sich von Birch scheiden und kehrte nach Paris zurück, um die Photographie zum Beruf zu machen. 1955 wurde sie eingeladen, Vollmitglied bei Magnum Photos zu werden. In den späten 1950er Jahren reiste sie viel, berichtete aus Europa, dem Nahen Osten, Afrika, den USA und Südamerika für Zeitschriften wie Holiday, Paris Match und Vogue. 1955 veröffentlichte sie, zusammen mit Robert Delpire, ihr erstes Buch, Guerre à la Tristesse mit Photographien aus Spanien, 1958 folgte De la Perse à l’Iran mit Photographien aus dem Iran.
Wie viele Magnum-Mitglieder arbeitete Morath als Still-Photographin an zahlreichen Filmsets. In ihrer Londoner Zeit hatte sie John Houston kennengelernt und arbeitete bei mehreren seiner Filme mit. 1960 war sie am Set von The Misfits, einem Blockbuster mit Marilyn Monroe, Clark Gable und Montgomery Clift, nach einem Drehbuch von Arthur Miller.
Morath lernte Miller bei den Dreharbeiten von The Misfits kennen, sie heirateten – nach Millers Scheidung von Monroe – am 17. Februar 1962.
Morath hat bereits in den ersten zehn Jahren ihrer Tätigkeit als Photographin viel erreicht. Mit Eve Arnold gehörte sie zu den ersten weiblichen Mitgliedern von Magnum Photos, einer bis heute von Männern dominierten Organisation. In der Presse wurde viel über das spielerisch-surrealistische Element geschrieben, das Moraths Werk aus dieser Zeit charakterisiert. Es war durch einen fundamentalen Humanismus motiviert und von der Erfahrung des Krieges und dessen anhaltendem Schatten über Nachkriegseuropa geprägt. Diese Motivation wächst im reifen Werk zu einem Motiv heran, wenn Morath die Widerstandskraft des menschlichen Geistes in extremen Zwangslagen dokumentiert, aber auch seine Manifestationen in Ekstase und Freude.
Ingeborg Morath Miller starb 2002, mit 78 Jahren, an Krebs. Zu Ehren ihrer Kollegin gründeten die Mitglieder von Magnum Photo noch im selben Jahr den Inge Morath Award, er wird von der Inge Morath Foundation in Kooperation mit der Magnum Foundation, New York, verwaltet. Das Inge Morath-Archiv wurde im Jahr 2014 von der Beinecke Library at Yale University erworben und ist für Forschungszwecke zugänglich.
Versicherungskammer Kulturstiftung
Maximilianstr. 53
80530 München