Der Monat Juni hält für die Betrachter des Sternhimmels nur wenig Beobachtungszeit bereit. Gerade einmal sechs Stunden ist es so dunkel, dass man den Sommersternhimmel ausgiebig betrachten kann. Dabei ist das Frühlingssternbild Löwe gegen 23 Uhr im Westen das bestimmende Objekt, denn sein Hauptstern Regulus bildet gemeinsam mit dem Planeten Mars ein auffälliges Zwillingspaar. Betrachtet man das Duo länger, so wird deutlich, dass der Regulus etwas heller zu sein scheint.
In der zweiten Nachthälfte übernehmen die Sommersternbilder Adler, Leier und Schwan das Kommando. Besonders der Stern Wega aus der Leier fällt durch seine große Helligkeit hoch über uns in Zenitnähe auf. Hellstes Objekt ist nach wie vor die Venus, die gegen 4 Uhr im Osten vor der Sonne als Morgenstern aufgeht. Eine Stunde zuvor erscheint Saturn ebenfalls in östlicher Richtung. Die Planeten Jupiter und Merkur gehen unmittelbar nach der Sonne unter und sind nahezu unsichtbar.
SDO, SOHO, SOLAR ORBITER und PARKER SOLAR PROBE: Das äußerst erfolgreiche Quartett der Sonnenforschung wird aller Voraussicht nach am Ende dieses Jahres nicht mehr bestehen.
Für SOHO (Solar Dynamics and Heliospheric Orbiter) als ältesten Raumflugkörper ist dabei die Zeit gekommen, denn nach über 25 Jahren ist die maximale Lebensdauer dieser solaren Sonde, die aus wissenschaftlicher Sicht als Vorreiter für alle zukünftigen Missionen außerordentlich erfolgreich war, einfach erreicht. Tausende von aufregenden Bildern wurden in dieser Zeit zur Erde gesendet und erstmals in der Geschichte konnten sich die Freunde der Sonnenastronomie per App in nahezu Echtzeit über die neusten Erkenntnisse einer Raumsonde informieren, die das gesamte Spektrum der elektromagnetischen Strahlung detektieren konnte. Die Umsetzung in entsprechende Bilder realisierte dann das Team im Goddard Space Flight Center in Greenbelt (Maryland) in bisher nie gekannter Qualität. Die besondere Flugbahn von SOHO ermöglichte es zudem, bisher völlig unbekannte Kometen aufzunehmen. Da die meisten von ihnen erst kurz vor der Passage der Sonne Aktivitäten entwickeln und somit auch erst dann sichtbar werden, gelang es mit Hilfe der spektroskopischen Weitwinkelkamera LASCO erstmals sogenannte Sungrazer zu fotografieren. Bis heute hat SOHO fast 5000 Kometen entdeckt, die oftmals ihre nahen Vorbeiflüge an der Sonne nicht überstehen und aufgrund der sehr hohen Gravitationskräfte beginnen, sich auflösen. Damit hat SOHO viele kometare Himmelskörper nach einer Lebensdauer von mehreren Milliarden Jahren quasi im letzten Moment ihrer Existenz noch erfassen können. Gleichzeitig ist die Mission aber auch ein Musterbeispiel dafür, wie gut und erfolgreich amerikanische und europäische Forschungszentren über Jahrzehnte hinweg miteinander arbeiten können.
Ganz anders sind die Missionsziele bei der Parker Solar Probe gelagert, denn sie kam unserem Zentralgestirn so nah, wie noch kein anderes Raumschiff. Der letzte Vorbeiflug am Heiligabend 2024 war mit einer Entfernung von 7,5 Millionen Kilometern ein absoluter Extremmoment. Die Sonde war zu diesem Zeitpunkt mit 190 Kilometern pro Sekunde das schnellste jemals von Menschenhand konstruierte Fluggerät. Mit umgerechnet 690.000 Stundenkilometern (dies entspricht ca. 0,063% der Lichtgeschwindigkeit) raste die Sonde an der Sonnenoberfläche vorbei, so dass aufgrund der hohen Relativgeschwindigkeiten (die Erde und die dort wartenden Empfangsantennen bewegen sich ebenfalls mit 30 Kilometern pro Sekunde sehr schnell durch den Raum) keine Datenübertragungen möglich waren. Erst in einigen Jahren werden alle Auswertungen erledigt sein und die wissenschaftlichen Resultate werden die Fachwelt mit Sicherheit in Atem halten. Die Raumsonde war übrigens die erste ihrer Art, bei dem der Namensgeber den Start noch erleben durfte. Mit knapp 91 Jahren konnte der leider inzwischen verstorbene Solarforscher Eugene N. Parker den Start am 12.August 2018 noch miterleben. Mit knapp 91 Jahren konnte der leider inzwischen verstorbene Solarforscher und Astrophysiker Eugene N. Parker den Start am 12.August 2018 noch miterleben.
Das SDO (Solar Dynamics Observatory) der NASA erlebte hingegen seine Feuertaufe bereits im Jahr 2010 während seiner Positionierung in einer geostationären Bahn. Dies hat den Vorteil, dass die Daten immer fortwährend an die gleiche Bodenantenne geschickt werden können, über der der Satellit stillzustehen scheint. Der Nachteil dieser Position ist allerdings, dass die Bordsysteme unsere Sonne nur aus dem „Sicherheitsabstand“ von 150 Millionen Kilometern beobachten können. Trotzdem sind die Langzeitbeobachtungen der Kamerasysteme eindrucksvoll.
Für deutsche Forscher ist natürlich der Solar Orbiter von größter Wichtigkeit, ist doch das Potsdamer Leibniz-Institut für Astrophysik wissenschaftlich federführend bei der von der ESA geleiteten und von der NASA gestarteten Mission. Dem sogenannten EUI-Team unter Emil Kraaikamp vom Royal Belgium Observatory (ROB) gelang dabei erstmals in der Geschichte der Sonnenforschung bei einem Abstand von nur 77 Million Kilometern ein 12,5 K Bild der Sonne zu erstellen, was im Vergleich einen dreifach höheren Wert als die UHD-Norm darstellt. Bei der Aufnahme im extremen Ultraviolett-Bereich von 17,6 Nanometern entstand ein Mosaik aus insgesamt 12.544 x 12.544 Pixeln in bisher nie erreichter Qualität. Es ist die Zusammenfügung von insgesamt 200 Einzelbildern unseres Heimatsterns.
„Das Bild von Solar Orbiter enthüllt Strukturen in der Sonnenatmosphäre oberhalb der sichtbaren Sonnenoberfläche. Es zeigt Strukturen von lokalen Magnetfeldern als lange Bögen, die von aktiven Regionen der Sonne ausgehen. Dunkle Gebiete weisen auf Gegenden mit geringer magnetischer Aktivität hin. Auf dem Bild ist auch die Corona als innerster Bereich der äußeren Sonnenatmosphäre sichtbar, die sich weit in den umgebenden Weltraum erstreckt“ erläutert Tilman Althaus von spektrum.de. Da der Solar Orbiter neben dem Hitzeschild und zwei insgesamt 1100 Watt erzeugenden Solarpanelen auch noch über eine 3-Achsen-Lageregelung verfügt und darüber hinaus noch über 18 Steuerdüsen mit relativ großen Treibstoffreserven zur Verfügung stehen, hofft man die Sonde weit über das eigentliche Ende der Mission im Jahr 2030 erhalten zu können. Voraussetzung dafür wird allerdings sein, dass alle vier zur Stabilisierung der Flugbahn notwendigen Vorbeiflüge an der Venus problemlos verlaufen. Über sogenannte Swing-By-Manöver holt sich der Solar Orbiter zusätzlichen Schwung für die permanente Sonnenumlaufbahn. Dies ist unbedingt notwendig, wenn die Mission in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts verlängert werden soll, um so den Geheimnissen des Sterns vor unserer Haustür auf die Spur zu kommen.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt