Die Tagundnachtgleiche bestimmt den Monat März. Dabei huscht jedem Menschen ein Lächeln über das Gesicht, wenn er erfährt, dass die Tage wieder länger werden. Damit ist eng die Wiederkehr des Lichts verbunden und der Gedanke an österliche Spaziergänge. Man glaubt gern, dass der Winter - um mit Goethe zu sprechen - sich in ferne Berge zurückzieht. Am 25.März haben wir bereits den ersten Frühlingsvollmond und nur sechs Tage später ist Ostersonntag. Diese einfache Berechnung ist ein sehr schönes Beispiel für die im Jahre 325 auf dem Konzil von Nicäa aufgestellte Osterregel, die besagt, dass der Ostersonntag immer an dem Sonntag zu feiern sei, der dem ersten Frühlingsvollmond folgt.
Am Sternhimmel vollzieht sich der Wechsel von den Wintersternbildern zu den Frühlingssternbildern. Das Sternbild Löwe ist bereits gegen 21 Uhr sichtbar und sein Hauptstern Regulus um 23 Uhr der deutlich hellste Stern in südlicher Himmelsrichtung. Einzig der Jupiter erfreut uns bereits in der Abenddämmerung mit seiner guten Sichtbarkeit. Alle anderen Planeten sind momentan für uns nicht beobachtbar.
Ist ein Nagel erst einmal tief eingeschlagen, gibt es ein großes Problem, ist dieser nicht an der richtigen Stelle platziert. Die Schraube hingegen ist eine lösbare Verbindung und stellt somit eine eindeutige Alternative dar. Soweit so gut. Nur wie kann es dann sein, dass man ganze vier Monate für das Lösen von gerade einmal zwei Schrauben braucht?
Als vor wenigen Wochen NASA-Techniker beim Versuch des Öffnens der Probenrückkehrkapsel von OSIRIS-REx genau dies zugeben mussten, haben sie Hohn und Spott wie „so schwer kann das doch nicht sein!“ geerntet.
Aber der Reihe nach: Bis zu diesem Moment, in der lösbare Verbindungen gefragt waren, gingen zwei Jahrzehnte einer äußerst anspruchsvollen Planung des Satellitenbaus und letztlich der Durchführung der Mission ins Land.
Die Idee selbst hört sich denkbar einfach an: Man entsendet eine Raumsonde zu einem Asteroiden, lässt sie dort eine Sonde absetzen, entnimmt Gesteinsproben und bugsiert sie dann im Huckepack-Modus wieder zurück in Richtung Erde. Dort klingt man die Rückkehrkapsel aus und lässt sie - abgebremst durch Hitzeschild und Bremsfallschirm - die Erdatmosphäre passieren. Wenn dann die Landung in möglichst unbewohntem Terrain geglückt ist, muss die kleine Kapsel nur noch gefunden und geöffnet werden. Erst dabei kommt man dem Ziel der Mission näher: Den verschiedensten Laboren der astronomischen Forschergemeinde kann weltweit Material aus den Anfängen unseres Sonnensystems zur Verfügung gestellt werden.
In der Realität der Raumfahrt ist eine solche Geschichte leider nicht so schnell umgesetzt. Zunächst müssen Zeitfenster für das Fluggerät berechnet und geprüft werden, Konsortien begleitender Universitäten gebildet und erste Pilotsonden konzipiert werden. Erst wenn das Projekt mit der Machbarkeitsstudie aufwarten kann, sind die Entscheidungsträger gefragt.
Bei der Raumfahrt-Mission mit dem Namen OSIRIS REx (Origins Spectral Interpretation Resource Identification Security – Regolith Explorer), deren Aufgaben sowohl die spektroskopische Analyse des Asteroiden als auch das Einsammeln regolithischen Materials sind, kam es bereits im Jahr 2011 zu Erfolgsmeldungen, denn das Projekt hatte sich im Auswahlverfahren gegen einen Venus-Lander durchgesetzt. Bis zum Start am 8.September 2016 der bei Lockheed-Martin gebauten OSIRIS REx vergingen dann noch einmal fünf und bis zum Rendezvous mit dem Asteroiden (101955) Bennu ganze acht Jahre.
An dieser Stelle sollte angemerkt werden, dass es sich nicht wie bei vielen anderen Raumfahrtprojekten nur um einen Vorbeiflug handelte. Es war viel mehr eine besonders ambitionierte Mission, denn die Raumsonde musste mit Hilfe verschiedenster Abbremsmanöver in einen Orbit um den gerade einmal 500 Meter großen Asteroiden geleitet werden. Am Silvesterabend 2016 war es dann endlich soweit und die ersten Bilder ließen die Missionswissenschaftler jubeln.
Nachdem im Verlaufe von weiteren 18 Monaten die Umlaufbahn auf eine Überflughöhe von 374 Meter abgesenkt wurde, kam es am 20.Oktober 2020 zum sogenannten Tag-Manöver (Touch and go) der Probenkapsel. Bei der nur fünf Sekunden dauernden Aufnahmesequenz konnten etwas mehr als 250 Gramm Regolith eingesammelt werden.
Es vergingen weitere drei Jahre, ehe OSIRIS REx in einen erdnahen Punkt gesteuert werden konnte, der den entscheidenden Moment des Absetzens der Probensonde ermöglichte. Eine visuelle Zusammenfassung der Mission zeigt deutlich, wie aufwendig ein solches Unternehmen werden kann.
Ist es dann nicht als normal zu bezeichnen, wenn Techniker bei dem Versuch des Lösens der Schrauben des Probenbehälters feststellen, dass es bei der Landung durch die Wucht des Aufpralls zu leichten Beschädigungen der Kapsel gekommen ist und das daraufhin zwei Schrauben nur mit äußerster Vorsicht bewegt werden können? Was sind bei abertausenden Stunden eingeflossener Manpower vier zusätzliche Monate, die man für das Handling dieser unerwarteten Situation benötigt?
Allerdings wissen Ingenieure eines genau: Ein Fehler beim Öffnen der Probenkapsel und die dadurch entstehende Gefahr der Kontamination mit irdischen Stoffen hätte die gesamte Mission in buchstäblich letzter Sekunde gefährden können. Ein unnötiger Fehler und die Proben wären wertlos gewesen.
Aber zu guter Letzt stellt ja bekanntlich die Schraube eine lösbare Verbindung dar und mit etwas Tüftlergeschick gelang das Öffnen der Probenkapsel unter den Bedingungen des Reinraums. Nun steht der wissenschaftlichen Aufarbeitung nichts mehr im Wege.
Übrigens befindet sich OSIRIS REx mittlerweile in einer Art Metamorphose, denn von vorn herein war – bei vorhandenen Treibstoffreserven - die Verlängerung der Mission angedacht. Nach nicht all zu langer Suche ist mit dem Asteroiden (99943) Apophis ein hinreichend interessantes Objekt gefunden worden, denn der zu den Erdbahnkreuzern zählende Himmelskörper wird die Erde am 13.April 2029 knapp oberhalb des Orbits der geostationären Satelliten in nur 31.750 km Höhe passieren. Der etwa 400m große Asteroid rast dabei mit einer Geschwindigkeit von 7,4 Kilometern pro Sekunde an uns vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hat die nun als OSIRIS-APEX (OSIRIS-APophis EXplorer) bezeichnete Raumsonde ihre Tätigkeit längst aufgenommen und wird der Welt einmal mehr zeigen, dass Hartnäckigkeit gepaart mit wissenschaftlichem Anspruch immer eine gute Voraussetzung für eine spektakuläre Langzeitmission in den Weiten unseres Sonnensystems sind.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt