Für den Weihnachtsmonat ergibt sich am frühen Abend des 8.12. eine besonders interessante Planetenkonstellation. Bereits gegen 17.30 Uhr sollte man bei freiem Blick in Richtung Süden und Südwesten mit ein wenig Erfolg Venus (10° Höhe), Saturn (20° Höhe) und Jupiter (30° Höhe) in einer anmutigen Planeten-Kette bewundern können. Als Orientierungshilfe dient in der abendlichen Dämmerung die Sichel des zunehmenden Mondes, der auf 20° Höhe unterhalb der beiden Gasriesen steht. Das Auffinden der Abendplaneten wird sich bis zum Monatsende hin immer schwieriger gestalten. Dagegen kann der rote Planet Mars am frühen Morgen im Südosten im Dunst sichtbar werden.
Schon die Anzahl der Monde des Saturns übersteigt das Vorstellungsvermögen des Erdenbürgers, der ja mit dem Gedanken vertraut ist, dass die Erde von einem einzigen Mond namens Luna einmal in 29,53 Tagen umrundet wird. Mit insgesamt 82 Monden ist der Ringplanet tatsächlich der Himmelskörper mit den meisten Monden im Sonnensystem. Zwar folgt Jupiter mit 80 Monden knapp dahinter, doch durch die Auswertung der Daten der Raumsonde Cassini, die den Ringplanten von 2005 bis 2017 auf einer speziellen hochelliptischen Bahn insgesamt genau 294 Mal umlief, sind gerade in der letzten Zeit immer weitere Geheimnisse seiner zum Teil äußerst ungewöhnlichen Trabanten bekannt worden. Einige von ihnen haben die englischen Musiker James Clemence und Simon Huxtable dazu inspiriert, unter dem Pseudonym ASC & Inhmost eine Einspielung unter dem Titel „The Moons of Saturn“ zu veröffentlichen (siehe Musik).
Insgesamt haben sie sich mit sechs Saturnmonden näher befasst. Schaut man sich nun die besagten Cassini-Bilder dieser Monde im Internet an und hört gleichzeitig die Musik, so können dem Betrachter/Zuhörer diese sphärischen Klänge tatsächlich irgendwie in die Weiten unseres Planetensystems hinaustragen, denn immerhin sind diese Himmelskörper fast zehn Mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde und haben erst nach und nach ihre Geheimnisse preisgegeben.
Beginnen wir mit Titan, dem zweitgrößten Mond im gesamten Sonnensystem, der 1655 durch den Holländer Christian Huygens entdeckt wurde. Heute ist man sich durch die computerbasierte Aufarbeitung der Daten der Cassini-Sonde sicher, dass dieser Mond neben der Erde der einzige Himmelskörper ist, auf dem Flüssigkeiten durch Flusstäler fließen und sich in riesigen Seen sammeln. Bei einer mittleren Temperatur von minus 180 °C kann dies natürlich kein Wasser sein. Es ist Methan, das wir auf der Erde als gefährliches Treibhausgas fürchten. Bei diesen Temperaturen verflüssigt es sich und bedeckt so große Teile des Mondes. Der größte See Titans ist übrigens aufgrund seiner Ähnlichkeit mit einem der Great Lakes Lacus Ontario genannt worden. Da Titan mit 5150 km Durchmesser etwas größer als der Planet Merkur ist, sind diese gewaltigen Ausdehnungen auch nachvollziehbar. Noch ein weiterer Umstand macht Titan so wichtig für die Wissenschaft: Mit seiner stickstoffhaltigen und viele Hundert Kilometer dicken Atmosphäre ähnelt er der frühzeitlichen Erde, nur eben tiefgefroren. Viele der Erkenntnis basieren auf den Daten der Tochtersonde Huygens. Die Muttersonde Cassini setzte sie im Januar 2005 bei einem nahen Vorbeiflug ab. Von Fallschirmen gebremst, sendete sie bis zu ihrem Aufsetzen sogar Bilder von Titan.
Rhea ist der zweitgrößte Mond des Systems und zeichnet sich durch eine zweigeteilte Oberfläche aus. Während die eine Hemisphäre durch viele Einschlagskrater geprägt ist, fallen auf der anderen viele helle Streifen auf dunklem Untergrund auf.
Pan hingegen wird schon durch seinen zusätzlichen Namen „Shepard Moon“ näher charakterisiert. Man konnte feststellen, dass er durch seine Gravitationskraft die Ringstrukturen ähnlich einem Hütehund zusammenhält. Seine Position innerhalb der sogenannten Encke-Ringteilung prädestiniert ihn für diese Aufgabe.
Thetys hingegen reflektiert mehr als 80% des eingestrahlten Sonnenlichts und weist eine Vielzahl von Rissen in der Oberfläche auf, die wiederum Hinweis auf eine starke geologische Aktivität in der Vergangenheit sind.
Die Geheimnisse von Fenrir sind nur sehr schwer zu entschlüsselt. Man konnte lediglich feststellen, dass er mit nur 4 km Durchmesser zu den kleinsten Monden überhaupt gehört.
Kommen wir abschließend zu dem Mond, der die Astronomen erst im Nachgang durch eine bisher nie gekannte Besonderheit fasziniert hat: Es ist Enceladus und sein Kryovulkanismus.
Entdeckt wurde diese „kalte“ vulkanische Aktivität bei einem extrem nahen Vorbeiflug an dem nur 505 km großem Mond. Am Südpol stiegen unverhofft Gasfontänen aus aktiven Geysiren auf. Diese werden durch die Gezeitenreibung angefeuert und es muss flüssiges Wasser sein, was diese Kräfte nach außen leitet. Dort tritt vor allem Methan zu Tage, das nach einer neuen Veröffentlichung einer französischen Forschergruppe um Antonin Affholder von der Universite Paris Sciences et Lettres möglicherweise von Hydrothermalquellen stammen könnte. In einem bis zu 50 km dicken Ozean, der sich zwischen dem porösen Kern und der eisigen Kruste befindet, könnte es durchaus „Black Smoker“ geben, die von Mikroorganismen bevölkert werden. Diese wiederum ernähren sich von Kohlenstoff und Wasserstoff. Bei diesem sauerstofffreien Stoffwechsel wird Methan produziert, welches die Sensoren von Cassini während des Vorbeifluges eindeutig nachwiesen. Damit wird der kleine Saturnmond Enceladus zur neuen Nummer 1 bei der zukünftigen Suche nach außerirdischem Leben im Sonnensystem.
Die Raumsonde Cassini – benannt nach einem französischen Astronomen italienischer Herkunft (1625-1712) – verglühte am 15.September 2017 beim sogenannten „Grand Final“. Da der Raketenbrennstoff Hydrazin nach insgesamt 20 Jahren der Mission fast vollständig verbraucht war, wurden die letzten Reserven dazu genutzt, das Raumfahrzeug in die Atmosphäre des Saturn zu steuern, um sie dort gezielt eintauchen zu lassen. Das Unterfangen gelang großartig, denn konstant und zuverlässig bis zur allerletzten Sekunde funkte der Methusalem unter den Forschungssonden auswertbare Daten, die letztendlich zum besseren Verständnis der Zusammensetzung der Saturnatmosphäre beitrugen. Nicht nur ein großes Finale, sondern auch ein großer Erfolg für Raumfahrt fernab unseres Heimatplaneten.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt