„Tractus“ besteht aus insgesamt acht Kompositionen, die von Arvo Pärt zwischen 1988 und 2019 geschrieben wurden. Eingespielt mit dem Estonian Philharmonic Chamber Choir, dem Tallinn Chamber Orchestra und der glänzenden Sopranistin Maria Listra unter der Leitung von Tonu Kaljuste, bringen diese Aufnahmen den ganzen zwischen tonloser Stille und nachhallenden Klang, zwischen Schweigsamkeit und notierter Diktion angelegten Kosmos des großen Komponisten zum Ausdruck. Pärt selbst versteht einen Großteil seines Schaffens als ein Klang gewordenes Gebet, wobei das Religiöse seiner Musik auch deutlich in einer zeitgenössischen, von spiritueller Tiefe gezeichneten Geisteshaltung rezipiert werden kann.
Pärt drückt in seinen Werken einen Bezug zwischen Leid und Vergebung aus, die in einfachen Formen und Motiven akustisch umgesetzt wird. Trotz aller Simplizität entsteht jedoch ein stark berührender, subjektiver Klangrausch, dessen (stille) Vollkommenheit Erhabenheit ausstrahlt.
Der estnischen Pärt-Experte Tonu Kaljuste führt mit seinen beiden Klangkörpern durch diese akustische Askese von Sehnsucht und Hoffnung, von Verzweiflung und Erlösung. Zu Pärts schlichtem, spirituell aufgeladenen Minimalismus findet man immer Zugang - auch in einer von Überfluss und rasendem Aktionismus gezeichneten Welt. Vielleicht ja auch gerade in einer solchen. Denn hier wird diese reflektierende Schwelgerei in reduzierten Tönen zu einer absoluten sinnlichen Erfahrung.
Jörg Konrad
Arvo Pärt
„Tractus“
ECM New Series
„Tractus“
ECM New Series