Benja Schlez hat einen Großteil dieser Gemütszustände erfahren, die dann letztendlich in sein Album „Grenzhof“ eingeflossen sind. „Grenzhof“ - ein Ort vor den Toren von Heidelberg, der ganz eng mit der Biographie des Gitarristen verbunden ist. Von dort einst unfreiwillig aufgebrochen, ist er nun symbolisch an diesen Ort wieder zurückgekehrt. Gereift, erfahren, orientiert und qualifiziert. Insofern ist „Grenzhof“ auch der Ausdruck einer Art Therapie, die überdeutlich aufzeigt, wie man selbst, bei dementsprechender Auseinandersetzung, wieder in Balance gerät. Denn „Grenzhof“ klingt nach Ausgeglichenheit, nach friedfertiger Identität und Konsens.
Musikalisch bewegt sich Schlez in einem ästhetischen Bereich nahe der Stille. Spartanische Monologe, voller Anmut und Hingabe, wie sie nur große Erzähler zu vermitteln verstehen. Der Gitarrist bewegt sich in einer breiten Enklave von Kammermusik und Improvisation, von Minimal und Landscapes. Hier hat eine Persönlichkeit in der Zurückhaltung seine (zumindest musikalische) Mitte gefunden. Und trotz dieser manchmal süffisanten Harmonien verströmt das Album insgesamt etwas Radikales, in seiner Geschlossenheit und Komplexität etwas Extremes. Vielleicht ist es die Leidenschaft, die Unbedingtheit, mit der hier jemand eine Lebensformel sucht, sie tatsächlich findet und mit spürbarer Empathie vermittelt.
Jörg Konrad
Benja Schlez
„Grenzhof“
Poly Unique
„Grenzhof“
Poly Unique