Haben Sie Anregungen, Fragen,
kritische Anmerkungen?
Wollen Sie Über Veranstaltungen berichten?
Werbebanner schalten?
Oder einfach ein Loblied singen?
Dann einfach KONTAKT anklicken -
und los geht's!
Museen heute

Murnau Schlossmuseum: HAP Grieshaber - Drtucken ist ein Abenteuer

Drucken ist ein Abenteuer
HAP Grieshaber (1909–1981)
Handdrucke der 1950er-Jahre

Ausstellung vom 13. Juli bis 10. November 2024Schlossmuseum Murnau
Aus dem Holzstock kraftvoll und konzentriert Motive herauszuarbeiten, das ist eine künstlerische Ausdrucksform, die HAP Grieshaber zutiefst entsprach. Nach einer Ausbildung zum Schriftsetzer hatte er Gebrauchsgrafik und Buchdruck an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule gelernt.
Seinen Formenschatz, den er im Figürlichen entwickelte, gewann er im Anschluss u. a. während seiner Aufenthalte und Reisen in England, Ägypten, Nubien und Griechenland. Grieshaber verdiente sich dort mit seinem Handwerk den Lebensunterhalt und konnte erste Werke ausstellen, in denen er sich intensiv mit den Ländern, Menschen und Gebräuchen auseinandersetzte. Sein persönliches, politisches Engagement reifte durch seine Erfahrungen als Soldat und Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg, in den durchlebten Kriegsjahren voller Unfreiheit und Repression.
1951 wurde Grieshaber als Lehrer an die Bernsteinschule bei Sulz am Neckar berufen. In der privaten Kunstschule im Kloster Bernstein, die er während seiner kurzen Lehrtätigkeit wesentlich prägte, konnte er im großzügigen Atelier der Klosterkirche freier experimentieren, seinen eigenständigen Stil vervollkommnen und sich nicht zuletzt dem von ihm schon länger anvisierten großen Format widmen. Seinen Schülern ließ er den Freiraum, den eigenen Weg zu finden. Lehraufträge folgten. Grieshaber wurde 1955 als Nachfolger von Erich Heckel an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe berufen, wo er bis zu seinem Rücktritt 1959 wirkte. Zuletzt hatte er sich dort künstlerisch wie politisch eingeengt gefühlt.
In den 1950er-Jahren schuf HAP Grieshaber eine Reihe bezwingend ausdrucksstarker und virtuoser Handdrucke in kleiner Auflage. Nicht er als Künstler wähle das große Format, sondern „die Idee des Holzschnitts wählt sich groß“, äußerte er 1964 in einem Interview mit dem SWR. Das ist auch für den Betrachter nachvollziehbar: Motivüberlagerungen und dynamische Formen füllen das große Format kraftvoll aus.
In seinen Holzschnitten fand er zu einer grafischen Sprache, die in ihrer zeichenhaften Symbolik eine zeitlose Gültigkeit erlangt hat und gerade heute wieder aktuell ist, wie etwa die Blätter Koreanische Mutter und Gefesselte Taube belegen.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Freundeskreis Grieshaber e. V.
Schlossmuseum MurnauSchloßhof 2-5, 82418 Murnau am Staffelsee
Abbildungen:

- Fjordpferde, Entwurf, Gouache, 1960, Privatbesitz, Foto: Nikolaus Steglich, Starnberg
- Gefesselte Taube, 1950, Holzschnitt, Foto: Nikolaus Steglich, Starnberg
Kinder heute

Olching: TIGERWILD

TIGERWILD- frei nach dem Kinderbuch „Herr Tiger wird wild“ von Peter Brown
Familientheater im KOM für alle ab 4 Jahren

Eigentlich geht es Herr Tiger sehr gut. Er hat eine gemütliche Wohnung, geht jeden Tag zur Arbeit und spielt ab und zu mit den Nachbarkinder im Hof Verstecken. Und doch fühlt er sich zunehmend unwohler. Denn alle um ihn herum sind immer so überanständig, ja, fast langweilig. Er spürt eine Wildheit in ihm aufkommen. Und eines Tages hat Herr Tiger eine ganz wilde Idee!

Die Geschichte beschreibt in ausdrucksstarken Bildern das jeder seinen Freiraum braucht um sich selbst zu entwickeln, aber ohne dabei anderen auf die Füße zu treten. Gespielt vom “Theater con Cuore” frei nach dem Kinderbuch „Herr Tiger wird wild“ von Peter Brown. Prämiert als bestes Kindertheaterstück der Kinderkulturbörse 2023. Dauer ca. 50 Minuten.
Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (KOM)
Hauptstraße 68, 82140 Olching
Kabarett heute

Erding: Maxi Schafroth - Faszination Bayern!

Maxi Schafroth
Faszination Bayern!
Nach seinem ersten Soloprogramm "Faszination Allgäu" setzt der Kabarettist Maxi Schafroth seine bizarre Beobachtungsreise nahtlos fort. „Faszination Bayern" ist der zweite Meilenstein seiner von langer Hand geplanten Kabarett-Trilogie. Die Idee dazu hatte Schafroth nach eigener Aussage im Alter von sieben Jahren beim Berühren des elektrischen Weidezauns in Gumpratsried bei Eggisried. „Das war bewusstseinserweiternd!“, so Schafroth, der im Rahmen seiner IHK Lehre zum Bankkaufmann auch eine solide Kabarettausbildung genossen hat. In "Faszination Bayern" geht die Reise heraus aus dem strukturschwachen Allgäuer Raum, über den Lech, bis in die gelobte Universitätsstadt München. Dort begegnet Maxi Schafroth Starnberger Zahnarztkindern in Geländewagen, Münchner Bildungsbürgern in senfgelben Cordhosen und hippen Szene-Pärchen mit Holz-Look-Brillen. Von der BayWa Ottobeuren bis zum Manufactum Gummistiefel-Regal am Münchner Marienhof, Maxi Schafroth bringt uns die Vielseitigkeit des flächenmäßig größten Bundeslandes näher und tritt als bundesweit agierender Kulturcoach für Toleranz und Miteinander ein. Mithilfe von fundierten historischen Belegen sensibilisiert er für die bayerische Geschichte und klärt auf über den ersten bayerischen Siedler und Vorvater "Eusebius der Wirbellose" aus dem 9. Jahrhundert und dessen 40-köpfige Bauernarmee, den "Frusthaufen", der in der sogenannten "Igelformation" fußläufig bis nach Damaskus vorgedrungen war. Auf seinem umgebauten Erbhof schafft Maxi Schafroth Abhilfe für die Probleme ausgebrannter Leistungsträger.

Das Resozialisierungszentrum für Aussteiger-Banker und das Gletscherhüttenseminar „Loslassen!“ für überspannte „Helicoptering Parents“ brachten ihm die Nominierung zum "Entrepreneur of the Year" seiner Heimatgemeinde Stephansried ein und katapultierten ihn über Nacht in Wikipedia auf Platz zwei der prominentesten Personen des 78 Seelen Dorfs, gleich nach Wunderheiler Sebastian Kneipp.

Maximilian Schafroth scheute bei der Entwicklung seines neuen Programms keine Mühe und kein Risiko. Er begab sich in durchaus brenzlige Situationen, darunter eine mehrjährige Betriebsspionage bei einer Großbank, ein dreitägiges Praktikum in einer Schwabinger KiTa und die Teilnahme am Seminar Atemtherapie für Führungskräfte.

Aus diesem biographischen Crossover macht Maxi Schafroth umwerfendes Kabarett, immer unterlegt mit dem schnarrenden Charme seines Allgäuer Akzents. Begleitet wird er auch in "Faszination Bayern" wieder von Herz und Verstand und vor allem von seinem kongenialen Gitarristen und Hofnachbarn Markus Schalk. Je nach zeitlicher Verfügbarkeit schließt sich der Kinderchor der Jungen Union Miesbach der Veranstaltung an.
Stadthalle Erding
Alois-Schießl-Platz 1, 85435 Erding
Zugabe heute

Fürstenfeld: True Crime Bayern - Lug & Trug

True Crime Bayern: Lug & TrugInteraktive Lesung mit Winfried Frey & Ludwig Waldinger
Lug und Trug sind so alt wie die Menschheit. Aber erst nachdem der Homo sapiens die Schrift erfunden und das Schreiben gelernt hatte, wissen wir, wie sich unsere Vorfahren gegenseitig aufs Glatteis geführt oder übers Ohr gehauen haben. „Lug & Trug in Bayern" ist Teil einer Veranstaltungsreihe, die sich unter anderem mit diesem Thema auseinandersetzt. Es geht nicht um die kleinen Unwahrheiten und Tricksereien des Alltags, sondern um ungewöhnliche Verbrechen von gestern und heute.

Die Reihe „True Crime“ umfasst Lesungen mit Schauspieler Winfried Frey und Kriminalhauptkommissar Ludwig Waldinger. Sie geben sich nicht mit fiktiven Geschichten aus Romanvorlagen ab, sondern die ungeschminkte Wahrheit aus Originalakten des Staatsarchivs München kommt hier auf den Tisch. Die Protagonisten stellen zu den historisch bekannten Originalakten jeweils Verbindungen zu topaktuellen Betrugsdelikten der Jetztzeit her. Das Publikum erlebt so neben spannenden Kriminalfällen lockere Prävention auf höchstem Niveau.

Winfried Frey, Schauspieler, bekannt aus TV-Sendungen wie München 7, Tatort, SOKO, Die Rosenheim Cops, Komödienstadel, Frühling, uvm. ist auch Ehrenmitglied im Förderverein Staatsarchiv München. Wieder hat er in den Akten geschmökert und ist dabei auf ungewöhnliche Verbrechen gestoßen. Ludwig Waldinger, Erster Kriminalhauptkommissar, Pressesprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes erklärt wie Verbrechen heutzutage stattfinden und beantwortet gemeinsam mit Winfried Frey Fragen aus dem Publikum.

Konzert heute

Planegg: Capella Nova München

Capella Nova MünchenZeitreise zu den Wendepunkten der Musikgeschichte

Die Capella Nova und Künstlerinnen und Künstler des Kulturfördervereins ergänzen sich bei dieser Veranstaltung.

Selten hat sich die Welt so stark und so schnell verändert wie heute – sei es politisch, sei es gesellschaftlich oder technologisch. Aktuelle Entwicklungen und Konflikte stellen alte Gewissheiten in Frage. Die Capella Nova unter der Leitung von Roger Hefele nimmt das momentane Zeitgeschehen zum Anlass, den Entwicklungsveränderungen der europäischen Musikgeschichte nachzuspüren. Mittels einer Zeitreise macht der Chor Station an den wichtigsten musikalischen Wendepunkten - vom Mittelalter in die Zeit, in der in Paris die Mehrstimmigkeit erfunden wurde; nach Italien, wo um 1600 die Oper aus der Taufe gehoben wurde, bis in das 20. Jahrhundert mit seiner unerschöpflichen Stilvielfalt.

Musikalisch unterstützt wird die Capella Nova von vier Solisten des Ensembles Vokalzirkel, von Andreas Kirpal (Pianist) und Mirko Sutter (Moderator und Reiseleiter).
Die einzelnen Musikstücke werden durch speziell dazu ausgesuchte Kunstwerke ergänzt und als Bildprojektionen dargeboten.

Kupferhaus PlaneggFeodor-Lynen-Straße 5, 82152 Planegg
Kabarett heute

Oberhausen: Roland Hefter

Roland Hefter „A Wahnsinn, wia die Zeit vergeht“
Hier kommen alte und neue Lieder, Geschichten, die noch viele in Erinnerung haben, nicht nur aus der Anfangszeit von Roland Hefter. Und wer hat schon alles im Kopf, bei 150 Songs, die in 30 Jahren aus der Feder des bayrischen Liedermachers geflossen sind? Einige bekommen nun einen Platz und die Bühne, die sie verdient haben, eingebettet zwischen Hefterischen Hits und Nummern, die das Publikum aus vollster Inbrunst mitsingt - ob man`s kann oder nicht.
Neu oder etwas älter - das tut auch nichts zur Sache, denn: Eines haben die Lieder auf jeden Fall gemeinsam - sie sind alle zeitlos. Schließlich ändern sich Humor, Wünsche und Sehnsüchte der Menschen auch im Wandel der Zeit - im Gegensatz zur Anzahl der Geburtstagskerzen nicht so schnell. Und a bisserl Best of geht sowieso immer.
Stroblwirt
Dorfstraße 6, 82386 Oberhausen
Zugabe heute

Gröbenzell: Holger Schüler

Holger Schüler: Auf 6 Pfoten
Holger Schüler und seine treuen Begleiter Dakota & Anoki begeistern mit neuer Live-Show! Hundeerziehung kann richtig Spaß machen! Manchmal ist es die Freude der Herrchen und Frauchen über die erreichten Ziele und manchmal die Schadenfreude der Anderen, wenn es eben nicht so richtig klappt. Egal wie, es gibt immer was zu lachen!

Lehrreich& witzig!

Mit vielen Geschichten aus seinem Alltag als Hundebesitzer und als Experte für Hundeerziehung, erklärt Holger Schüler auf seine ganz eigene Art Grundlegendes zum Thema Hund. Was tun, wenn der Hund nicht hört, an der Leine zieht, aggressiv zu anderen Menschen oder Hunden ist? Holger Schüler ist auf die Arbeit mit „Problemhunden“ spezialisiert und erlebt tagtäglich, dass die Probleme eben bei den Menschen anfangen. Dort setzt seine Erziehungsphilosophie an. Damit aus Mensch und Hund ein eingespieltes Team wird, muss der Mensch den Sozialpartner Hund verstehen und lernen, mit ihm richtig zu kommunizieren.

In seiner neuen Live-Show zeigt Holger Schüler direkt am Hund, was bei der Erziehung entscheidend und für ein entspanntes und geregeltes Miteinander nötig ist, wie man Fehler korrigieren oder von vornherein vermeiden kann. Ganz nah an der Realität! Die Arbeit in einer Auffangstation für schwererziehbare Hunde, über 12 Jahre Berufserfahrung bei der Hunderettungsstaffel und eine fundierte Ausbildung zum Hundetrainer, haben Holger Schüler zum Experten gemacht! Seit mehr als 25 Jahren betreut er nun Hunde und dessen Besitzer. Viel „Futter“ für einen unterhaltsamen Abend. Aber keine Angst, garantiert leicht bekömmlich.

STOCKWERK
Oppelner Str. 3-5, 82194 Gröbenzell
Konzert heute

Gauting: Ensemble Zikoron

Heimspiel zum Themenschwerpunkt: Ensemble Zikoron "Amol is gewen in a goldenem land"

Zarte Töne, brennende Sehnsucht, emphatische Ausbrüche – die Gefühlswelten der jiddischen Lieder und des Klezmer sind schier unerschöpflich.

Mit Liedern und Texten jiddischer Klassiker wie Mordechai Gebirtig und Itzik Manger machen sich die Musiker des Ensemble Zikoron auf die Suche nach dem „goldenen Land“. Diese musikalische Reise führt zu den Brunnen der Erinnerung, in die Gassen und Kinderstuben von Krakau, auch in Trümmerlandschaften; sie enthält Lieder der Sehnsucht, Wiegenlieder, Tanzlieder, Trinklieder und Lieder zum Mitsingen. Ein goldener Pfau wird uns begegnen, ein Vogel mit grau-goldenen Flügeln und ganz am Ende wird der Abend in einem stillen Dunkelgold erglühen – und wir werden ein kleines Stück vom goldenen Land gefunden haben: tief verschüttet in uns, den Hauch einer Ahnung vom Glück, das da irgendwo ist.

Seit über zehn Jahren feilen die Musiker des Ensemble Zikoron an den liebevoll gestalteten kammermusikalischen Arrangements, um das, was in den überlieferten Texten und Melodien steckt, hervorzurufen und diese gleichzeitig sehnsüchtige und herzensfrohe Stimmung der jiddischen Lieder zu evozieren.

LENA BITTL, Gesang
CORINNA SCHRODER, Violine, Gesang
DAVID HERBER, Klarinette
ANNETTE SCHMIDT, Gitarre, Gesang
HEIKO SCHAAF, Kontrabass
BERNHARD BITTL, Akkordeon, Gesang und Arrangements
bosco, Bürger- und Kulturhaus Gauting
Oberer Kirchenweg 1, 82131 Gauting
Museen heute

Buchheim Museum: Sammlung Buchheim – Inside Out? Gemälde, Zeichnungen und Drucke

Sammlung Buchheim – Inside Out? Gemälde, Zeichnungen und Drucke
Buchheim Museum Bernried
Ausstellung vom 27. April 2024 bis 12. Januar 2025
Bernried – Es gibt kaum etwas, was Lothar-Günther Buchheim und seine Ehefrau Ditti nicht gesammelt hätten. Seit dem Tod des Alleskönners im Jahr 2007 haben Schenkungen, Zustiftungen und Ankäufe vielfach aus privatem Besitz den Bestand des Museums erweitert. Hervorzuheben ist die umfangreiche Zustiftung von Joseph Hierling mit Werken des Expressiven Realismus. In diesem Sinn ist das Buchheim Museum der Phantasie im Geiste seines Gründers höchst lebendig und von erstaunlicher Vielfalt.
Für den Maler und künstlerischen Tausendsassa Buchheim war die Betrachtung von Kunst stets ein Fest fürs Auge. Er wollte Zusammenhänge und Zusammenklänge am liebsten im direkten Nebeneinander anschaulich werden lassen. Seine besondere Neigung galt der Kunst auf Papier. In den Strichen einer rasch hingeworfenen Zeichnung mochte der schaffende Künstler die direkteste Verbindung zwischen Auge, Emotion und Hand sowie letztlich zum Betrachter erkennen. Die gemeinsame Präsentation von Gemälden mit Zeichnungen und Druckgrafiken greift Maximen des Buchheim’schen Kunstverständnisses auf. Aus konservatorischen Gründen dürfen sie jedoch in aller Regel nur rund drei Monate dem Licht ausgesetzt werden. Deshalb folgen auf Handzeichnungen und Aquarelle, Druckgrafiken, die wiederum von farbigen Druckgrafiken abgelöst werden. Die Hängung versucht ferner entlang klassischer Themen der Kunstgeschichte neuere Erwerbungen mit den Werken zu vergleichen, die noch von Buchheim selbst gesammelt worden sind. Schließlich ermutigt Inside Out den Betrachter, sich ein eigenes Urteil über Status und künftige Entwicklung der Sammlung zu bilden. Anlass für diese Standortbestimmung ist die 2025/26 anstehende Erweiterung des Museumsgebäudes.
Die Ausstellung »Sammlung Buchheim – Inside Out? Gemälde, Zeichnungen und Drucke« gliedert sich in insgesamt neun Themenbereiche.

Künstler(selbst)porträts
Das Selbstbildnis gehört spätestens seit Dürer zum Habitus eines Künstlers. Ebenfalls in die Renaissance reichen die Freundschaftsbildnisse zurück. Selbstverständlich suchte man im 20. Jahrhundert nach neuen Wegen für solche Aufgaben. Intim und malerisch kühn zugleich ist Heckels Porträt des schlafenden Pechstein von 1910. Albert Birkle hat sich 1921 in der Art eines Schnappschusses gemalt. Tief in die Psyche des Bildhauers Ernst Barlach dringt Leo von König mit dessen Bildnis von 1937 ein. Sein vom Leben gezeichnetes zerfurchtes Gesicht mit den müden Augen sagt mehr, als Worte es je vermöchten. 
Porträts
Beim Sujet der Porträts verlässt die Kunst des 20. Jahrhunderts vielfach das gewohnt Abbildhafte. In Karl Schmidt-Rottluffs Frau im roten Kleid von 1920 dominiert ein Farbklang aus Grün, Gelb und Rot, der beim Inkarnat jenseits tradierter Sehgewohnheiten liegt. Ähnliches gilt für Georg Tapperts Sitzende in rotem Kleid. Soll man deshalb Birkles virtuos gemaltes Porträt der etwas kapriziös erscheinenden Frau Jochum im Dirndl von 1934 als Rückschritt ansehen? Beispielhaft dringt Lothar-Günther Buchheim in seinem Bildnis Ellen durch deren maskuline Sitzhaltung im männlichen Bademantel in neue Interpretationsformen weiblichen Selbstbewusstseins vor.

Aktdarstellungen
Der nackte menschliche Körper bildet eine traditionelle Aufgabe der Kunst. Bis weit in das 19. Jahrhundert griff man meist auf mythologisch oder religiös verbrämte Themen zurück. Max Beckmanns Weiblicher Akt von 1908 hat dagegen seine übliche göttliche Verkleidung abgelegt. Gleichzeitig hat er aber nichts mit den ihre Nacktheit völlig natürlich darbietenden Mädchen und Frauen der »Brücke«-Maler zu tun. Obwohl sie
aus konservatorischen Gründen nur in der ersten Laufzeit gezeigt wird und zudem eher sachlich als expressiv geprägt ist, wird man Otto Dix’ minutiöser Zeichnung Das Erwachen aus dem Jahr 1922 ihren Platz als Hauptwerk in der Sammlung Buchheim nicht streitig machen.

Stadtbilder
Das hektische Treiben im Moloch Großstadt mit allen sozialen oder sittlichen Verwerfungen wird im 20. Jahrhundert zu einem wichtigen Thema in der Kunst. Ein nur in der ersten Laufzeit ausgestelltes Hauptwerk in diesem Genre ist Albert Birkles Nächtliche Leipziger Straße in Berlin von 1923, in der sich Unruhe und Angst einer ganzen Epoche spiegelt. Dabei ist nachrangig, ob es sich um ein Werk des Expressionismus handelt oder dem expressiven Realismus zuzurechnen ist. Es fällt jedoch auf, dass in der Sammlung unter den Gemälden der »Brücke«-Künstler solche Themen eher selten zu finden ist. Hier dominiert die Druckgrafik als Medium. Maler wie Dix, Beckmann und andere haben die Nachtseiten ihrer
Zeit dagegen durchaus thematisiert.

Interieurs
Mit dem Gemälde Fleischerladen von 1906 demonstriert Lovis Corinth, wie weit sich damals die Kunst von der üblichen Beschaulichkeit früherer Interieurs entfernt hat. Zugleich wird das Genre zu einer Art Experimentierfeld. Die Freunde von Max Kaus verharren ohne jegliche Kommunikation in einem von wenigen kräftigen Farben dominierten Ensemble. Dies gilt in gewissem Maße auch für Ferdinand Dorschs Blaue Stühle von 1920, in der die Sitzmöbel Anlass für ein demonstrativ gesetztes Blau sind. Ungeachtet der akzentuierten Farbigkeit inszeniert Ernst Ludwig Kirchner 1921 sein Interieur nach geradezu bürgerlichen Maßstäben. Otto Mueller nutzt um 1922 einen Spiegel zur Vorstellung dreier Akte und verweist zugleich auf Picassos Demoiselles d’Avignon von 1907 zurück.

Landschaften
Spiegelt sich in Landschaften eine Flucht aus der Geschichte? Oder handelt es sich um den fälligen Tribut an ein seit Jahrhunderten von der bildenden Kunst gepflegtes Genre? Es bleibt gleichwohl bemerkenswert, wie sich Bernd Zimmer in Gemälden wie Tinzenhorn 6 von 2014 an Ernst Ludwig Kirchners rund 80 Jahre älteren Berglandschaften von 1931 reibt und doch ein Maler des frühen 21. Jahrhunderts bleibt. Hier stoßen zwei starke künstlerische Potenzen aufeinander, die sich sogar ex post noch gegenseitig zu steigern vermögen. Nicht nur dem Format nach intim ist Paula Modersohn-Beckers Moorlandschaft mit Birkenstämmen, in der Bäume gleichsam zu Persönlichkeiten stilisiert werden.

Stillleben
Mit Landschaften stößt man keine Revolutionen in der Kunst an, mit Stillleben auch nicht? Warum auch? Darf man sich nicht an schönlinigen Formen oder prächtigen Farben einfach erfreuen? Das aber leistet die farbliche Delikatesse in Emil Noldes Mohn-Bild auf höchstem Niveau, das freilich nur in der ersten Laufzeit gezeigt werden kann. Andererseits scheint sich in Ernst Ludwig Kirchners geradezu hektischem Stillleben mit Maske von 1914/15 der Erste Weltkrieg zu spiegeln. Lässt sich dann die düstere, von Schwarz und Rot geprägte Amaryllis von Werner Scholz aus dem Jahr 1937 als Fanal der künftigen Schrecknisse interpretieren? Und antwortet nicht das 1953 entstandene Stillleben der alten Seezeichen von Max Kaus auf die informellen Skulpturen jener Zeit?

Theater, Zirkus, Varieté
Irgendwo zwischen Großstadtbildern und Interieurs könnte man Darstellungen aus der Welt von Theater, Zirkus oder Varieté ansiedeln. Diese Themen der leichten Muse haben sich von Frankreich aus im frühen 20. Jahrhundert in der Kunstwelt verbreitet. Im Buchheim Museum scheint Robert Liebknecht trotz seines etwas propagandistischen Einschlags mit dem Gemälde Musikhall von 1936 daran anzuknüpfen. Hüthers
Selbstbildnis vor Oktoberfest von 1932 oder Becks Selbst als Clown sind dagegen geradezu melancholisch. Näher am Tingeltangel bewegen sich freilich zahlreiche Arbeiten auf Papier.

Religiöse Themen
Von der traditionellen Bindung an Religion und Kirche hat sich die Kunst im 20. Jahrhundert gelöst. Damit verbundene Themen fehlen in der Expressionistensammlung weitgehend. Lag das an Buchheims persönlicher Einstellung? Immerhin hat er eine Kirche mit Kalvarienberg gemalt. Dort lässt das demonstrativ vorgezeigte Kreuz keinen Zweifel, dass es sich nur um eine Landschaft handeln könnte.
Historienbilder gibt es ebenfalls keine, aber dieses Genre hatte Buchheim bis 1945 in der besonderen Spielart der Propagandamalerei zur Genüge hinter sich gebracht. Dennoch bleiben Zweifel: Könnten Otto Beyers Adam und Eva von 1919 nicht einfach zwei Akte in paradiesischer Umgebung sein? Gewiss jedoch ist Max Kaus’ Triptychon der Kreuzigung ein starkes Beispiel für religiöse Kunst des Expressionismus.

Buchheim MuseumAm Hirschgarten 1, 82347 Bernried am Starnberger See

Abbildung:
- Karl Schmidt-Rottluff
Weiden, 1909
Öl auf Leinwand
Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See
© VG Bild-Kunst, Bonn
Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
Museen heute

Haus der Kunst: Archives in Residence - Glamour und Geschichte. 40 Jahre P1

Archives in Residence
Glamour und Geschichte.
40 Jahre P1

Ausstellung vom 21. Juni 2024 bis 23. Februar 2025
Haus der Kunst München

Die Ausstellung „Glamour und Geschichte“ gibt einen Einblick in die 40-jährige Geschichte des P1 und seine Verbindung mit dem Haus der Kunst. Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Archives in Residence“ bietet sie den Besucher*innen neben einer Reise durch Münchens berühmteste Disco auch die Möglichkeit der Teilhabe durch eigene Erinnerungen.
„Wenn im P1 ein junger Mann auf der Tanzfläche ausflippte und man dachte: Der sieht aus wie Mick Jagger. Dann war es Mick Jagger“, schrieb Klaus Gunschmann, langjähriger Türsteher des Clubs.
Das P1 zählt seit seiner Neueröffnung im Jahr 1984 als feste Größe in der deutschen Club Landschaft und hat zahlreiche legendäre Veranstaltungen erlebt. Darunter Whitney Houstons erstes Konzert vor europäischem Publikum und eine Party für Tina Turner, bei der falsche D-Mark Scheine von der Decke regneten.
Anlässlich seines 40. Geburtstages widmet das Haus der Kunst dem Club nun diese Ausstellung, die auf Archivmaterial basiert und eine immersive Erfahrung bietet.
Die Besucher*innen werden eingeladen, ihre persönlichen Geschichten und Erinnerungsstücke zum P1 zu teilen und die Ausstellung zu bereichern. Ein Magazin über das P1 und seine Geschichten wird zur Ausstellung publiziert und während der Laufzeit mit ausgewählten Beiträgen der Besucher*innen erweitert.
Die Gestaltung der Ausstellung in der Archiv Galerie ist sowohl vom früheren Standort des Clubs im Ostflügel des Haus der Kunst beeinflusst, als auch vom minimalistischen Design des Mailänder Designers Matteo Thun, der das Lokal in den 2000er Jahren umgestaltet hat. Sein Konzept zielte darauf ab, „keine Designspuren, keinen Zeitgeist, keine Störfaktoren“ zu erzeugen, sodass die Gäste das P1 täglich neu erleben konnten.
Das P1 ist einer der wenigen Clubs, wenn nicht sogar das einzige Nachtlokal, das sich das Dach mit einem Kunstausstellungshaus in inspirierender Koexistenz teilt.
Genau wie das Haus der Kunst erfindet sich das P1 immer wieder neu. Bis heute ist es fester Bestandteil internationaler Clubkultur und Sehnsuchtsort unterschiedlicher Generationen. Seine Räume sind Ausdruck des künstlerischen Experimentierens, Orte der Teilhabe und Identitätsbildung, Schauplätze von Begegnung und Begehren. Die Clubkultur als Ort der Kulturproduktion ermöglicht vielfältige Lebensstile und neue Formen der Repräsentation, wobei die Grenzen zwischen Möbel- und Grafikdesign, Architektur, Kunst, Film, Musik, Fotografie und Mode aufgehoben werden.
Kuratiert von Sabine Brantl mit Lydia Antoniou, unterstützt von Franz Rauch und Sebastian Goller. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem P1.

Haus der Kunst | Archiv Galerie
Prinzregentenstr. 1, 80538 München
Abbildungen:

- Mick Jagger und Club-Bekanntschaft, 1986 © INTERFOTO / Franz Hug
- Raumdesign von Mattheo Thun, 2003 © P1 Archiv
- Teilnehmer*innen einer von Alecos veranstalteten „Hippie-Party“, 1967 © Fotoarchiv Otfried Schmidt / Süddeutsche Zeitung Photo
Museen heute

Museum Brandhorst: Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life

Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life
Ausstellung vom 28. Juni 2024 bis 26. Januar 2025Museum Brandhorst München

Sie waren Popstars, charismatische Netzwerker und (Selbst-)Vermarktungsgenies: Andy Warhol und Keith Haring gehören nicht nur zu den berühmtesten Künstler:innen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie revolutionierten auch die etablierten Vorstellungen von Kunst und ihrer Verbreitung. Warhols poppige Bilder oder Harings tanzende Figuren sind Teil unseres kollektiven Bildgedächtnisses und in Werbung, Mode, Musik, und Film bis heute allgegenwärtig. Trotz großem Altersunterschied und verschiedenen Stilen waren die beiden Künstler Freunde und Weggefährten. Sie begegneten sich in der New Yorker Kunst- und Clubbingszene und beeinflussten einander – und viele andere.
Mit „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ präsentiert das Museum Brandhorst die weltweit erste umfassende institutionelle Ausstellung, die sich beiden Künstlern widmet. Der Titel der Schau ist dem Motto von Keith Harings Geburtstagsfeiern entlehnt: „Party of Life“ erzählt vom Kosmos der 1980erJahre, von MTV, Discos, Voguing, Hip-Hop, New Wave und Graffiti. In diesem Umfeld zeichnet die Ausstellung Warhols und Harings Künstlerfreundschaft nach. Dabei offenbart sie Parallelen in ihrem künstlerischen Selbstverständnis, ihrer Offenheit für Kooperation und gemeinschaftliche Projekte sowie in ihrer inklusiven Haltung: Kunst und ihre Botschaften sollten möglichst viele Menschen erreichen.
Andy Warhol (1928–1987) und Keith Haring (1958–1990) kamen beide aus christlich geprägten Familien aus Pennsylvania. Als junge homosexuelle Männer ließen sie die heteronormativenStrukturen jedoch früh hinter sich – beide zog es nach New York (wenn auch um 30 Jahre versetzt). Als Mitbegründer der Pop-Art hat Warhol das Verständnis von Kunst, aber auch den Kunstbegriff verändert und war maßgeblich prägend für den jungen Haring. Dieser hinterließ Tausende „Subway Drawings“ im öffentlichen Raum der New Yorker U-Bahn, setzte seine Kunst in aktivistischen Plakatkampagnen ein oder eröffnete 1986 mit Unterstützung von Warhol den Pop Shop, wo er von ihm selbst und anderen Künstler:innen entworfene T-Shirts, Buttons und Poster verkaufte. Warhol produzierte in dieser Zeit TV-Shows, schuf Auftragsarbeiten und Celebrity-Porträts. Oder aber er bemalte 1979 einen Rennwagen und gestaltete damit das bekannteste Art Car für die deutsche
Autofirma BMW. Beide Künstler distanzierten sich von einem elitären Kunstbegriff, flirteten mit dem Kommerz und nutzten verschiedenste Räume, Kanäle und Medien.
Entlang thematischer Räume zeigt die Ausstellung, dass die Werke von Warhol und Haring aus den 1970er- und 1980er-Jahren nicht nur in einer Zeit extremer gesellschaftspolitischer Spannungen entstanden, sondern auch heute noch höchst aktuell sind. Die Auseinandersetzung beider Künstler mit der exzessiven Konsumkultur, den Möglichkeiten der neuen Medien, mit Queerness,Gentrifizierung, Atomkriegsängsten und Aktivismus sowie dem Streben nach Gemeinschaft in Krisenzeiten wird in der Ausstellung erfahrbar. Auch die Kehrseite der „Party of Life“ findet sich vor dem Hintergrund der schwelenden Aidsepidemie und der Auseinandersetzung beider Künstler mit dem Tod wieder. Sie wird prominent in dem vielteiligen Gemeinschaftswerk „Apocalypse“ (1988) von Keith Haring und dem Autor William S. Burroughs sichtbar, das als Neuzugang der Sammlung Brandhorst erstmals im Museum gezeigt wird. In eindrucksvollen Bildern und Texten stellen die beiden Künstler das New York der 1980er-Jahre als apokalyptische Landschaft vor.
Neben dieser Gemeinschaftsarbeit werden auch zahlreiche Kollaborationen zwischen Haring und Warhol präsentiert sowie Projekte, die im Austausch mit Künstler:innen, Performer:innen, Autor:innen, Sprayer:innen oder Musik- und Modeikonen der Zeit entstanden sind, darunter Richard Avedon, Jean-Michel Basquiat, Joseph Beuys, William S. Burroughs, Fab 5 Freddy, Futura, Courtney Harmel, Eric Haze, Jenny Holzer, Bill T. Jones, Grace Jones, LA II, Madonna, Robert Mapplethorpe, Malcolm McLaren, Yoko Ono, Kenny Scharf, John Sex, Stephen Shore, Tseng Kwong Chi, Vivienne Westwood und vielen mehr.

„Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ präsentiert eine Vielzahl an Werken aus den Beständen des Museums Brandhorst sowie einschlägige Leihgaben aus institutionellen und privaten Sammlungen. Neben berühmten Schlüsselwerken fokussiert die Ausstellung dabei auch auf Filmund Fotoaufnahmen, Archivmaterial sowie Poster, Schallplatten und Alltagsgegenstände. Damit eröffnet die Schau im Museum Brandhorst, das mit über 120 Werken die größte WarholSammlung in Europa und ein wachsendes Konvolut an Haring-Arbeiten beherbergt, neue Blickwinkel auf beide Künstler.
Kurator:innen: Franziska Linhardt unter Mitarbeit von Arthur Fink
Kuratorische Assistentin: Zakirah Rabaney
Museum Brandhorst | Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Theresienstraße 35 a
80333 München
Abbildungen:

- Nan Goldin
Keith Haring & Andy Warhol at Palladium, 1985
© Nan Goldin, Courtesy Nan Goldin, New York
- Keith Haring
Subway Drawing, 1982/84
Kreide auf Papier in original UBahn-Rahmen aus glasfaserverstärktem Kunststoff; 124,5 x 172 x ca. 2 cm
Udo und Anette Brandhorst Sammlung
© The Keith Haring Foundation.
Foto: Haydar Koyupinar,
Bayerische Staatsgemäldesammlungen,
Museum Brandhorst, München
- Andy Warhol
Converse Extra Special Value, 1985/86
Kunstharz auf Leinwand; 295 x 457 x 5,5 cm
Bayerische Staatsgemäldesammlungen,
Pinakothek der Moderne, München, 2000 acquired by PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
© 2024 The Andy Warhol
Foundation for the Visual Arts, Inc. / Licensed by Artists Rights
Society (ARS), New York. Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München

Museen heute

Murnau Schlossmuseum: HAP Grieshaber - Drtucken ist ein Abenteuer

Drucken ist ein Abenteuer
HAP Grieshaber (1909–1981)
Handdrucke der 1950er-Jahre

Ausstellung vom 13. Juli bis 10. November 2024Schlossmuseum Murnau
Aus dem Holzstock kraftvoll und konzentriert Motive herauszuarbeiten, das ist eine künstlerische Ausdrucksform, die HAP Grieshaber zutiefst entsprach. Nach einer Ausbildung zum Schriftsetzer hatte er Gebrauchsgrafik und Buchdruck an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule gelernt.
Seinen Formenschatz, den er im Figürlichen entwickelte, gewann er im Anschluss u. a. während seiner Aufenthalte und Reisen in England, Ägypten, Nubien und Griechenland. Grieshaber verdiente sich dort mit seinem Handwerk den Lebensunterhalt und konnte erste Werke ausstellen, in denen er sich intensiv mit den Ländern, Menschen und Gebräuchen auseinandersetzte. Sein persönliches, politisches Engagement reifte durch seine Erfahrungen als Soldat und Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg, in den durchlebten Kriegsjahren voller Unfreiheit und Repression.
1951 wurde Grieshaber als Lehrer an die Bernsteinschule bei Sulz am Neckar berufen. In der privaten Kunstschule im Kloster Bernstein, die er während seiner kurzen Lehrtätigkeit wesentlich prägte, konnte er im großzügigen Atelier der Klosterkirche freier experimentieren, seinen eigenständigen Stil vervollkommnen und sich nicht zuletzt dem von ihm schon länger anvisierten großen Format widmen. Seinen Schülern ließ er den Freiraum, den eigenen Weg zu finden. Lehraufträge folgten. Grieshaber wurde 1955 als Nachfolger von Erich Heckel an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe berufen, wo er bis zu seinem Rücktritt 1959 wirkte. Zuletzt hatte er sich dort künstlerisch wie politisch eingeengt gefühlt.
In den 1950er-Jahren schuf HAP Grieshaber eine Reihe bezwingend ausdrucksstarker und virtuoser Handdrucke in kleiner Auflage. Nicht er als Künstler wähle das große Format, sondern „die Idee des Holzschnitts wählt sich groß“, äußerte er 1964 in einem Interview mit dem SWR. Das ist auch für den Betrachter nachvollziehbar: Motivüberlagerungen und dynamische Formen füllen das große Format kraftvoll aus.
In seinen Holzschnitten fand er zu einer grafischen Sprache, die in ihrer zeichenhaften Symbolik eine zeitlose Gültigkeit erlangt hat und gerade heute wieder aktuell ist, wie etwa die Blätter Koreanische Mutter und Gefesselte Taube belegen.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Freundeskreis Grieshaber e. V.
Schlossmuseum MurnauSchloßhof 2-5, 82418 Murnau am Staffelsee
Abbildungen:

- Fjordpferde, Entwurf, Gouache, 1960, Privatbesitz, Foto: Nikolaus Steglich, Starnberg
- Gefesselte Taube, 1950, Holzschnitt, Foto: Nikolaus Steglich, Starnberg
Museen heute

Museum Campendonk: CORITA KENT. WHERE HAVE ALL THE FLOWERS GONE

CORITA KENT. WHERE HAVE ALL THE FLOWERS GONE
Ausstellung vom 20. Juli bis 17. November 2024Museum Penzberg – Sammlung Campendonk
Das Museum Penzberg – Sammlung Campendonk widmet die diesjährige Sommerausstellung der kalifornischen Künstlerin Corita Kent (1918–1986). Sie war nicht nur eine bahnbrechende Pop-Art-Künstlerin, sondern als ehemalige Nonne des amerikanischen Ordens Immaculate Heart of Mary auch eine gefeierte Kunstpädagogin und Verfechterin sozialer Gerechtigkeit.
Ihre Drucke und Lehre erfuhren weltweite Verbreitung und waren über die innovative Ästhetik hinaus politisch motiviert. Die friedensbewegte Generation im Kalifornien der 60er und 70er Jahre dankte es ihr. Künstler der Avantgarde wie Buckminster Fuller, John Cage und Charles
and Ray Eames gehörten zu ihren Anhängern. Inmitten der konsumorientierten Pop-Art-Ära gab Corita Kent der Kunst eine Wendung und versah sie inhaltlich mit dem Streben nach Freiheit, nach Glaube, Liebe und Hoffnung.
Im Laufe ihres Schaffens entwickelte sich Corita Kents Kunst von der Verwendung figurativer und religiöser Bilder hin zu leuchtend farbigen Serigrafien, die mit Elementen aus Werbegrafik und Slogans, Supermarktlogos, Typografie von Fahndungsplakaten, populären Songtexten,
Bibelversen sowie handschriftlichen Literaturzitaten eine zunehmend kritische Haltung gegenüber den bestehenden Missständen der amerikanischen Gesellschaft einnahmen. In ihrer Kunst und in gemeinschaftlichen Aktionen forderte sie dazu auf, sich mit Armut, Hunger, Rassismus, sozialem Leid und dem Vietnamkrieg auseinanderzusetzen.
Die Ausstellung zeichnet die Vielseitigkeit der Künstlerin nach. Die frühen Arbeiten der 1950er Jahre sind im Kontext des Museum Penzberg – Sammlung Campendonk besonders interessant, denn die studierte Kunsthistorikerin Corita Kent benennt den Expressionismus des
Blauen Reiters als Inspirationsquelle. Zu entdecken ist, wie die Abstraktion von Farbe und Form ihre Bildsprache mit einfühlenden als auch mystischen Erfahrungen auflädt, die zugleich eine spirituelle Zuversicht visualisieren. Textbasierte Serigrafien der 1960er und 1970er Jahre
mit außergewöhnlichen Techniken bis hin zu den sensiblen Aquarellen in der letzten Lebensphase stehen im Mittelpunkt der Schau. Videos und Fotografien ergänzen die Präsentation, um die Lebens- und Arbeitsatmosphäre der bewegten Epoche wiederzugeben. Das Engagement ihrer Kunst für eine bessere Welt erscheint heute so aktuell wie einst.
Das Museum zeigt 60 Arbeiten sowie Archivalien aus vier Jahrzehnten ihres Schaffens, das im Kontext der amerikanischen Friedensbewegung als auch der Pop Art entstand. Zeitgleich ist Corita Kent dieses Jahr auf der Biennale in Venedig vertreten.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Kristina Lovaas gemeinsam mit dem Museum Penzberg – Sammlung Campendonk.
Museum Penzberg – Sammlung Campendonk
Am Museum 1, 82377 Penzberg

Abbildung:

- Corita Kent
I is for eye, 1968
Serigrafie
43,2 x 57,1 cm
© 2024, Corita Art Center, Los Angeles, corita.org

Museen heute

Buchheim Museum Bernried: KARL VALENTIN UND DIE MUSIK

KARL VALENTIN UND DIE MUSIK
Buchheim Museum BernriedAusstellung vom 31. August bis 01. Dezember 2024
Karl Valentin war ein großer Musiker, er beherrschte über zehn Musikinstrumente. Musik spielte in fast allen seinen Sketchen, Filmen und Hörstücken eine zentrale Rolle. Die Ausstellung zeigt den Volkssän­ger, Liedparodisten und Instrumentalmusiker, den Verfasser von Couplets, Moritaten, musikalischen Anekdoten und damischen Ritterliedern. Original­instrumente des grandiosen Volksschauspielers, die sich im Besitz der Urenkelin Rosemarie Scheitler befinden, werden erstmals gezeigt. Und natürlich greifen wir auf Teile des Nachlasses zurück, der sich in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung in Köln befindet. Valentin ohne Musik und Instrument ist undenkbar!

Eine Ausstellung des Buchheim Museums und des FORUM HUMOR UND KOMISCHE KUNST e.V., unterstützt von der Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universita?t zu Ko?ln.
Buchheim Museum Bernried
Am Hirschgarten 1, 82347 Bernried am Starnberger See
Abbildung:

- Die verhexten Notensta?nder 2
Karl Valentin und die Musik
Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universita?t zu Ko?ln
Museen heute

Haus der Kunst: Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia

Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia

Ausstellung vom 06. September 2024 bis 02. Februar 2025
Haus der Kunst München
„Aufruhr ist immer eine Sache der Schönheit. In der Schule hatte ich diesen Traum, Graffiti-Künstler*in zu werden, und ich übte Graffiti in meinem Schulheft. Wenn man seine Schulaufgaben auf der ersten Seite beginnt und die Skizzen hinten macht, treffen sich die beiden irgendwann in der Mitte. UND, NEBEN DEINEN GESCHICHTSNOTIZEN, TAUCHT GRAFFITI AUF was die Geschichte in eine andere Geschichte verwandelt.“ – Maria Alyokhina

Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia im Haus der Kunst ist die bislang größte Präsentation der Arbeiten des künstlerischen Kollektivs und die erste Museums­ausstellung in Deutschland, die Pussy Riot gewidmet ist. Sie stellt die drängende Frage, was Widerstand in der Kunst bedeutet, und welche Geschichten heute wesentlicher Bestandteil von Ausstellungen sein müssen.

„Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia“ im Haus der Kunst entstand aus leidenschaftlichen Gesprächen mit dem isländischen Künstler Ragnar Kjartansson, der Maria Alyokhina erstmals in Moskau traf. Die Ausstellung ist von Maria Alyokhina und Kling & Bang, Reykjavik organisiert und auf Tournee gebracht.

Das Haus der Kunst hat die Ausstellung seit Anfang 2023 geplant. Kuratiert von Ragnar Kjartansson, Ingibjörg Sigurjónsdóttir und Dorothee Maria Kirch (Kling&Bang, Reykjavik); Lydia Antoniou, Andrea Lissoni, Margarita (Haus der Kunst München).
Haus der Kunst | Terrassensaal
Prinzregentenstr. 1, 80538 München
Abbildungen:

- Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia
Ausstellungsansicht
Haus der Kunst München, 2024
Foto: Maximilian Geuter
- Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia
Ausstellungsansicht
Haus der Kunst München, 2024
Foto: Maximilian Geuter
Museen heute

Kunsthaus Kaufbeuren: LIMINAL ZONE - Zwischen Welten Jorge Queiroz / Andreas Eriksson / Aelita le Quément

LIMINAL ZONE - Zwischen Welten
Jorge Queiroz / Andreas Eriksson / Aelita le Quément

Ausstellung vom 11. September 2024 bis 12. Januar 2025
Kunsthaus Kaufbeuren

In einem Ausstellungstrialog zeigt das Kunsthaus Kaufbeuren Werke des portugiesischen Künstlers Jorge Queiroz, des Schweden Andreas Eriksson und der jungen französischen Malerin Aelita le Quément. Erstmals im süddeutschen Raum wird das Schaffen der drei Künstler:innen institutionell und damit einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Eine wesentliche Verbindung aller drei Künstler:innen findet sich im Umgang mit »Liminalität« als einem zentralen Aspekt innerhalb des jeweiligen Schaffens. Seit der Prägung des Begriffs der Liminalität in den frühen sechziger Jahren wurde dieser in verschiedenen Forschungsfeldern immer wieder diskutiert. Allgemein dient er zur Beschreibung eines Übergangs oder auch eines Schwellenzustandes und bezieht sich auf unterschiedliche Bereiche. In der bildenden Kunst stellt das Prinzip eines liminalen Transformationsraumes einen der interessantesten Ansätze dar, um eine spezifische Art der Abstrahierung eines Zustands und seiner bildlichen Darstellung zu vermitteln.

Die Bilder von Jorge Queiroz (*1966, Lissabon) sind schwer zu beschreiben. Was sich dem Betrachter darbietet, ist weder Wirklichkeit noch Traum. Der Maler erschafft sein ganz eigenes Universum aus Drachen, Gesichtern, schwarzen Löchern, aus Menschen, in deren Köpfen
Menschen hausen, aus Mischwesen und vielfältigen Phantasiegebilden. Wie ein Alchimist gebraucht Queiroz für seine Art der Welterzeugung die ganze Palette an Techniken und Material, von Gouache bis Öl, von Tusche bis Acryl, von Bleistift bis Pastell, auf Leinwand, Papier oder als Collage.

Die Gemälde, Webarbeiten, Zeichnungen und Skulpturen Andreas Erikssons (*1975, Björsäter) zeugen von feinen Spürungen für subtile Phänomene der Natur. Zur Genese seines künstlerischen Kosmos birgt die Betrachtung der Natur für Eriksson einen unendlichen Fundus. Das Sichtbare wird zerlegt, als Zitat neu angeordnet und durch Abstrahieren und Transformieren zur Kunst erhoben. Abstraktion und Figuration, Innen und Außen, Konkretes und Geheimnisvolles oder Illusion und Realität ergänzen sich sowohl im Prozess als auch im Resultat, das ein Bedürfnis des Künstlers nach Entschleunigung vermittelt.

In einer malerischen Synthese verschmilzt Aelita le Quément (*1999, Saint-Cloud Île-deFrance) geschickt Einflüsse verschiedener Strömungen und Malstile, etwa des Impressionismus, des Expressionismus und des Surrealismus. Doch abseits aller -Ismen entwickelt sie daraus eine ungewöhnliche, ganz eigene Bildsprache. Abgründig, doch oft ungeheuer humorvoll, erscheinen die Geschichten, die sich in ihren Bildern entfalten. Mannigfaltige Ansätze zur Entschlüsselung der Inhalte werden bildnerisch dargeboten, gleichzeitig werfen le Quéments Werke mehr Fragen auf, als sie Antworten liefern wollen.

Eine umfangreiche, zweisprachige Publikation (dt./engl.) begleitet die Ausstellung.

Kunsthaus Kaufbeuren
Spitaltor 2
87600 Kaufbeuren

Abbildung:
- Jorge Queiroz, Land of a figure, 2023, Acryl auf Leinwand, 52 x 78 cm, Privatsammlung München
Museen heute

Museum Fürstenfeldbruck: Gloria Gans Farbe bekennen – vier Jahrzehnte Malerei

Gloria Gans
Farbe bekennen – vier Jahrzehnte Malerei
Museum Fürstenfeldbruck / Kunsthaus FürstenfeldbruckAusstellung vom 27. September 2024 bis 12. Januar 2025

Die in Passau geborene Künstlerin verbrachte in Fürstenfeldbruck prägende Jahre. In der Stadt an der Amper, die seit der Jahrhundertwende um 1900 schon so viele Künstlerinnen und Künstler inspiriert hat, fanden sie die idealen Bedingungen vor, sich in der Zeit von 1966 bis 1986 vom Grundschulkind zur Malerin zu entwickeln.
Das Werk von Gloria Gans erzählt vom Leben und vom zwischenmenschlichen Miteinander. Mit großer Empathie gibt sie ihren ganz persönlichen und kritischen Blick auf unterschiedliche Lebenswelten wieder. Dabei konzentriert sich die Künstlerin auf Farbnuancen, Farbgegensätze und Farbstrukturen. Das im Bild enthaltene Narrativ – die Auseinandersetzung mit Ungerechtigkeit, Krieg und Flucht – erscheint möglicherweise erst auf den zweiten Blick. Mit ihren Menschen-Bildern fordert Gloria Gans die Betrachtenden zu einem Dialog heraus. Fragen nach menschlichem Leid tauchen auf. Einige der Porträtierten zeugen von schmerzlichen Erfahrungen, andere verharren stumm oder stellen sich mutig existenziellen Grenzsituationen. Die Ausstellung „Gloria Gans – Farbe bekennen“ ist vom 27. September 2024 bis 12. Januar 2025 im Museum im Kunsthaus Fürstenfeldbruck zu sehen.
Museum Fürstenfeldbruck
Fürstenfeld 6, 82256 Fürstenfeldbruck
Museen heute

Buchheim Museum: WIEDERENTDECKT & WIEDERVEREINT. Rahmen und Bilder von Ernst Ludwig Kirchner

"WIEDERENTDECKT & WIEDERVEREINT. Rahmen und Bilder von Ernst Ludwig Kirchner"

Ausstellung vom 03. Oktober 2024 bis 12. Januar 2025
Buchheim Museum der Phantasie
Bernried - Die Ausstellung widmet sich der Idee des Gesamtkunstwerks bei Ernst Ludwig Kirchner: der Verbundenheit von Bild und Rahmen. Nahezu alle gezeigten Gemälde sind noch oder wieder von ihren originalen Künstlerrahmen umgeben. Bild und Rahmen gehörten für den
Expressionisten untrennbar zusammen, er gestaltete für fast jedes Werk einen individuellen Rahmen. Die Ausstellung bietet einen Überblick über seinen künstlerischen Umgang mit Rahmen in Analogie zu seiner malerischen Entwicklung von der Gründung der Künstlergruppe »Brücke«
in Dresden bis zu seiner Schaffenszeit in Davos. Wie Kirchner Bild und Rahmen als Einheit konzipierte, machen die rund 60 Exponate erlebbar: Neben den erhaltenen, heute kaum mehr existierenden originalen Bild-/Rahmenkombinationen, können hier erst kürzlich mit ihren Rahmen
wiedervereinte Bilder gezeigt werden – sehr seltene Glücksfälle, denn manche Bilder und Rahmen waren teils jahrzehntelang voneinander getrennt. Dass weiterhin geforscht wird und erhaltene originale Rahmen immer wieder Bildern zugeordnet werden können, macht eine
Installation deutlich, in der unter den gut ein Dutzend Leerrahmen drei mit Reproduktionen der ehemals darin enthaltenen Kirchner-Gemälden präsentiert werden. Wie Bildern trotz des Verlustes ihres ursprünglichen Rahmens ein Teil ihrer früheren Identität zurückgeben werden kann, ist hier an zwei Werken, für die ihr originaler Rahmen nachgebaut wurde, erfahrbar. Neben Kirchners Rahmengeschichte, die auch die Verwendung antiker Rahmen in seinem Spätwerk miteinbezieht, reflektiert die Ausstellung die lange verkannte kulturhistorische Bedeutung und den damit zusammenhängenden Verlust vieler originaler Kirchner-Rahmen.

Die Ausstellung rückt in den Blick, was bisher kaum gesehen und beachtet wurde, auch nicht von der Forschung: Ernst Ludwig Kirchners Rahmen sind integraler Bestandteil seiner Kunst. Gemälde und Rahmen bilden eine Einheit – höchste Zeit, sie als solche wiederzuentdecken!
Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), Schlüsselfigur des deutschen Expressionismus und 1905 Mitbegründer der Künstlergruppe »Brücke«, setzte sich während seiner gesamten Karriere intensiv mit der Rahmung seiner Werke auseinander. Bild und Rahmen konnten für ihn nur als Einheit existieren: »Ungerahmte Bilder gebe ich niemals auf Ausstellungen, das geht bei meinen Arbeiten nicht. Wenn ich etwas mache, so recht und gut als irgend möglich, sonst lieber nicht«, schrieb er in einem Brief vom 5. Oktober 1937 an den Leiter der Basler Kunsthalle. Für fast jedes Gemälde entwarf und gestaltete der Künstler einen individuell auf das Bild abgestimmten Rahmen: Er zeichnete die Profile, fasste die rohen Rahmen meist in Goldbronze und bemalte sie anschließend farbig. Einzigartig ist vor allem sein Umgang mit Farbe in Abstimmung auf das jeweilige Gemälde: Kirchner begann in Davos über die Leinwand hinaus zu malen, verwendete die jeweils selben Farben häufig auch auf den Rahmen. Damit setzte er das für den Expressionismus programmatische Konzept des Gesamtkunstwerkes um: Für die »Brücke«-Künstler hörte das Bild nicht am Bildrand auf, die Kunst sollte sich mit dem Leben verbinden und über den Rahmen hinaus in die Welt hineinragen. Die Kunst strebte nach Entgrenzung, sollte gestaltend eingreifen in den Alltag. Sie sollte die Ausdrucksformen ihrer Zeit »unmittelbar und unverfälscht« in die Welt tragen, wie es in dem von Kirchner entworfenen Programm der »Brücke« von 1906 heißt. Freiheit, Unmittelbarkeit, Unverfälschtheit – mit diesen zentralen Ideen,
Werten und Ausdrucksmitteln entwickelte sich die Künstlergruppe »Brücke« zu einer der berühmtesten Avantgarden: Kirchner und seine Künstlerkollegen lehnten die autoritären Konventionen und konservativen Lebens- und Kunststile der wilhelminischen Ära ab und damit auch den damals üblichen, prächtig verzierten Goldrahmen. Ihre progressiven Rahmungskonzepte, ihre selbst gestalteten, eher schlichten Rahmen entspringen der Idee des Gesamtkunstwerkes, sie vermitteln zwischen Bild und Welt.

Buchheim Museum der Phantasie
Am Hirschgarten 1, 82347 Bernried am Starnberger See
Abbildungen:

- Ernst Ludwig Kirchner
Mädchen in Südwester, 1912/1920
Öl auf Leinwand
Breiter, flacher Profilrahmen, farblich zum Bild passende, wellenartige, barock anmutende Bemalung
Privatsammlung Schweiz
Foto: Saša Fuis Photographie, Köln / Kunsthaus Lempertz, Köln
- Ernst Ludwig Kirchner
Die drei alten Frauen, 1925–1926
Öl auf Leinwand
Breiter Grundrahmen mit profilierter Aufsatzleiste, Goldbronze zweifarbig lasiert
Kirchner Museum Davos, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1990
Foto: Stephan Bösch / Kirchner Museum Davos
- Ernst Ludwig Kirchner
Frankfurter Westhafen, 1916
Öl auf Leinwand
Doppelter Rundstabrahmen, schwarze seidenmatte Farbfassung
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Horst Ziegenfusz / Städel Museum, Frankfurt am Main
Abzug
Sonntag, 10.11.2024

Substanzen 5

Substanzen 5
Areal des Chillida-Leka-Museum
Hernani / Spanien
Foto: Jörg Alfred...
Echo
Samstag, 09.11.2024

Landsberg: Silence Is Golden

Landsberg. Was haben „Le rire Physiologique“ von Georges Aperghis, Gustav Mahlers „Rheinlegendchen“ und George und Ira Gershwins „The Man I Love“ gemein? Es sind allesamt Liebeslieder, die teilweise mit einem leichten Augenzwinkern die Magie und weltliche Verlorenheit des Verliebtseins im Allgemeinen im Blick haben und den „Beziehungsstress“ derartiger...
Musik
Freitag, 08.11.2024

Alice Zawadzki / Fred Thomas / Misha Mullov-Abbado „Za Gorami“

Vor sieben Jahren wurde die amerikanisch-polnische Sängerin, Violinistin, Improvisatorin und Komponistin Alice Zawadzki von den Machern des südenglischen Bath International Music Festival beauftragt, ein Trio zu gründen. Ihre Wahl fiel auf den Pianisten, Komponisten und Improvisator Fred Thomas, sowie den in Jazz und Klassik gleichermaßen bewanderten Bassisten Misha...
Film
Donnerstag, 07.11.2024

RED ROOMS

Verstörend und furchterregend wirft RED ROOMS - ZEUGIN DES BÖSEN einen unheimlichen Blick auf die menschliche Psyche. Wenn die Bewunderer des angeklagten Mörders für mehr Unbehagen sorgen, als der Tatverdächtige selbst, kommen die seelischen Abgründe an die Oberfläche … Mit RED ROOMS – ZEUGIN DES BÖSEN kommt am 07. November ein beklemmender Psycho-Thriller der anderen Art in die...
Ausstellungen
Mittwoch, 06.11.2024

Museum Fürstenfeldbruck: Gloria Gans - Farbe bekennen – vier Jahrzehnte Malerei

Gloria Gans Farbe bekennen – vier Jahrzehnte MalereiAusstellung vom 27. November 2025 bis 12. Januar 2025 Museum Fürstenfeldbruck / Kunsthaus FürstenfeldbruckDie in Passau geborene...
Musik
Mittwoch, 06.11.2024

Jakob Karlzon „Winter Stories“

Für Weihnachtslieder mag es dem einen oder anderen doch noch etwas früh erscheinen. Trotzdem hat sich Jakob Karlzon mit seinen „Winter Stories“ dem jährlichen Lichterfest stark genähert. „Ich wollte eine Balance finden“, sagt er, „es sollte kein konventionelles Weihnachtsalbum werden, sondern eher ein Winteralbum.“ Trotzdem scheint es für Songs wie...
Musik
Dienstag, 05.11.2024

Avishai Cohen „Ashes To Gold“

Diese Musik ist das Ergebnis seelischen Aufbegehrens und innerer Zerissenheit. Man hört dem neuen Album von Avishai Cohen eine gewisse Dramatik an, man spürt Melancholie und Beunruhigung, Schmerz und Verzweiflung. Der israelische Trompeter, der hier auch berückende Atmosphären auf der Flöte schafft, verarbeitet mit seinen Landsleuten Trauma und Verzweiflung. So wechselt „Ashes To...
© 2024 kultkomplott.de | Impressum
Nutzungsbedingungen & Datenschutzerklärung
KultKomplott versteht sich als ein unabhängiges, kulturelle Strömungen aufnehmendes und reflektierendes Portal.