Nach wie vor beherrschen die Frühlingssternbilder den abendlichen Himmel. Neben dem Löwen zählt man den Bärenhüter Bootes und die Jungfrau zu den Frühlingsboten. Aus den Hauptsternen dieser Konstellationen könnte man ein Frühlingsdreieck bilden. Aufgrund seiner enormen Ausdehnung wird es jedoch nur mit Hilfe einer Sternkarte nachvollziehbar. Das nachfolgende und wesentlich leichter zu erfassende Sommerdreieck tritt momentan erst nach Mitternacht in Erscheinung.
Über einen recht langen Zeitraum haben sich die Planeten rar gemacht. Doch nun beginnen sie langsam wieder in das Blickfeld des abendlichen Beobachters zu geraten. Dabei nimmt vor allem die Helligkeit der Venus zu, doch sollte man auf jeden Fall einen freien Blick in westliche Richtung haben, denn unser Abendstern geht noch immer recht bald nach der Sonne unter.
Die Riesenplaneten des Sonnensystems sind hingegen erst gegen Morgen gut sichtbar, wobei der auffällig helle Jupiter am 19. Juni ganz in der Nähe des abnehmenden Mondes in der Konstellation Steinbock zu sehen ist. Saturn ist zwar deutlich blasser, dafür aber die ganze Nacht über sichtbar. Der Mars hingegen zieht sich mehr und mehr vom Abendhimmel zurück.
In Kosmos 91. (Nur ein einziger Versuch) konnte man erfahren, dass nur der rote Wüstenplanet Mars in der Nähe der habitablen Zone um unsere Sonne kreist und so ausschließlich unsere Erde die Vorteile dieses Sektors des Lebens genießt.
Wie sieht es nun hinsichtlich der habitablen Zone bei unserem nächsten Nachbarstern Proxoma Centauri aus? Mit der heutigen Technik würden wir zu diesem Sternensystem zwar Reisezeiten von mehreren 100.000 Jahren einplanen müssen, doch geht man davon aus, dass Konstrukteure späterer Jahrhunderte in der Lage sind, Raumschiffe mit Antrieben zu konstruieren, die die Distanzen zu den uns am nächsten gelegenen Nachbarplaneten in überschaubaren Zeiten überwinden können, wäre ein Abstecher zu unserem nächsten gelegenen Nachbarplaneten durchaus möglich.
Unsere nächstgelegene Nachbarsonne gehört einer Klasse von Sternen an, die im Universum recht häufig anzutreffen sind. Proxima Centauri – dieser Sternname ist übrigens nur einmal vergeben, denn er soll den Umstand des nächstgelegenen Sterns näher umschreiben – ist ein Roter Zwergstern. Diese zeichnen sich in erster Linie dadurch aus, dass die Temperatur in der äußeren Hülle gerade einmal knapp 3000° C beträgt, was wiederum rund die Hälfte des Wertes der Photosphäre der Sonne darstellt. Mithin also ein Stern „kälteren“ Typs, dessen habitable Zone somit auch viel näher am Stern selbst liegt. Jüngsten Forschungsergebnissen zufolge befindet sich nur der zweite Planet des Systems mit dem Namen Proxima Centauri b genau in diesem Bereich relativ überschaubarer Schwankungen der Temperatur.
Der von dem finnischen Astronomen Mikko Tuomi 2016 entdeckte Exoplanet befindet sich in rund vier Lichtjahren Entfernung von der Erde. Der schon bald „Super Earth“ genannte Himmelskörper ist mit 1,1 Erdradien und der 1,27 fachen Erdmasse unserem blauen Planeten in Bezug auf seine wichtigsten physikalischen Eigenschaften tatsächlich sehr ähnlich. Allerdings braucht er nur 11 Tage, um den erdnächsten Exoplaneten zu umrunden, was wiederum nahelegt, dass er sich in sehr enger Distanz um die Proxima-Sonne bewegt. Wie lebensfreundlich wäre nun diese unmittelbare Nähe zum Zentralgestirn ? Diese Frage konnte unlängst durch ein Forscherteam um Meredith MacGregor von der University of Colorado in Boulder präziser beschrieben werden. Schon ohne große Veränderungen der Aktivität des Hauptsterns ist die Lage in nur 7 Millionen Kilometern Abstand recht gefährlich. Da Proxima Centauri b somit 20 mal näher um seine Sonne kreist als unsere Erde, ist die Strahlungsintensität in diesem Bereich bereits außerordentlich hoch. Doch am 1.Mai 2019 stieg diese durch einen gewaltigen Strahlungsausbruch des Sterns auf das teilweise 1000fache an. Schon seit längerem war bekannt, dass Rote Zwergsterne nicht solch ruhige Vertreter wie die gelblichen Hauptreihensterne sind, zu denen auch unsere Sonne zählt. Doch dieser sogenannte Superflare, das sind enorm starke Strahlungsemissionen eines Sterns in nur sieben Sekunden, übertraf alle bisher gemessenen Erscheinungen dieser Art um ein Vielfaches. Obwohl es im sichtbaren Bereich der elektromagnetischen Strahlung nur eine schwache Helligkeitserhöhung gab, konnten gleich neun verschiedene Instrumente nachweisen, dass der Impuls besonders im Bereich der Radiostrahlung so extrem war, dass sich für den nahegelegenen Exoplaneten ein wahres Horrorszenario ergibt. Die Schockwelle war so stark, dass eine eventuell existierende Atmosphäre des Exoplaneten in wenigen Sekunden weggeblasen und damit größtenteils zerstört worden wäre. Hätte sich dort jemals eine Form von Leben entwickelt, so hätte diese in jenem Moment keine Chance mehr auf die weitere Existenz gehabt. Würden also in ferner Zukunft irdische Raumfahrer das Wagnis einer interstellaren Reise zur Destination Proxima Centauri b antreten, so hätten sie auf unserem „Zwillingsplaneten“ letztlich auch nur die Möglichkeit, nach fossilen Lebensformen Ausschau zu halten – eine wenig aussichtsreiche Perspektive, vom Aufwand und Nutzen für diese Fernerkundung ganz zu schweigen.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt