Im kürzesten Monat des Jahres sind es die Wintersternbilder, die den nächtlichen Himmel beherrschen. Zur Monatsmitte wird sich der Vollmond alles überstrahlend durch die Sternbilder Stier und Zwillinge bewegen. Er ist der einzige Gast, denn von den Planeten fehlt tatsächlich fast jede Spur. Es sei denn, dass man mit viel Glück den Jupiter kurz vor seinem Untergang sieht. Da er aber unmittelbar nach der Sonne untergeht, kann das Auffinden nur bei völlig freier Sicht in Richtung Südwesten gegen 18 Uhr gelingen.
Im Südosten hingegen hat man am Morgen gegen 6 Uhr die Möglichkeit die Venus zu erkennen. Sie geht rund zwei Stunden vor der Sonne auf. Aufgrund der tiefen Lage der Ekliptik steht aber auch der jetzt als „Morgenstern“ bezeichnete Planet recht flach und ist nur durch die relativ große Helligkeit zu entdecken.
Vor 275 Jahren wurde am 19.Januar 1747 einer der wohl bedeutendsten und zugleich erfolgreichsten deutschen Astronomen in Hamburg geboren. Johann Elert Bode war der erstgeborene Sohn einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie. Mit dem Stammhalter hatte der Vater natürlich ganz andere Pläne vor, doch eine schwere Krankheit, bei der er die Sehkraft des rechten Auges nahezu einbüßte und die ihn auch zeitlebens stark beeinträchtigen sollte, verhinderte den Aufstieg in die Kaufmannsgilde. Daraufhin förderte der Vater seinen Filius, in dem er dessen mathematische Fähigkeiten am Akademischen Gymnasium in Hamburg unterstützte. Dort konnte der junge Bode bereits mit 19 Jahren seine erste astronomische Abhandlung abliefern.
Nach vielen Jahren des Selbststudiums hatte er sich entschlossen, die Sonnenfinsternis vom 5. August 1766 genauestens zu analysieren. Für den noch überaus jungen Sternenforscher war die Herausgabe der Dokumente ein voller Erfolg, da ihm große Anerkennung zu Teil wurde. Gleichzeitig ebnete sie ihm auch den Weg für die zukünftige Laufbahn, die letztendlich in der Berufung zum Leiter des Berliner Observatoriums mit gerade einmal 39 Jahren gipfeln sollte. Bis dahin gelangen ihm noch einige außerordentliche Entdeckungen. So zum Beispiel in der Silvesternacht des Jahres 1774. Während anderswo gezecht und gefeiert wurde, nutze Bode die sternenklare Nacht, um sich dem Himmel in der Umgebung des Sternbildes Großer Bär zu widmen. Gleich zwei bis dahin nicht kartographierte Galaxien konnte er ausfindig machen und ihre genaue Lage beschreiben. Später wurden sie in die Nomenklatur des französischen Astronomen Charles Messier aufgenommen und zählen heute als M 81 („Bodes Galaxie“) und M 82 („Zigarrengalaxie“) zu den beliebtesten Objekten der nächtlichen Teleskop-Beobachter. Doch auch die theoretische und auf der Mathematik beruhende Astronomie hielt ihn immer im Bann. So konnte er gemeinsam mit seinem Kollegen Johann Daniel Titius eine empirische Formel entwickeln, die die Abstände der Planeten von der Sonne definierte.
Die später sogenannte Titius-Bode-Reihe ermöglichte die Voraussage weiterer Planeten des Sonnensystems. In Astronomischen Einheiten (AE) ausgedrückt, gibt es tatsächlich bei den jeweilig errechneten Abständen Planeten oder planetenähnliche Objekte: 0,4 AE-Merkur, 0,7 AE Venus, 1 AE Erde, 1,5 AE Mars, 2,25 AE Asteroidengürtel, 5 AE Jupiter und 10 AE Saturn. Für den Planeten Nummer 7 waren jetzt 20 AE vorausberechnet und tatsächlich gelang es dem genialen Beobachter Wilhelm Herschel, der inzwischen im englischen Bath tätig war und seine Spiegelteleskope selbst herstellte, in dieser vorausgesagten Entfernung einen Planeten zu entdecken, der später zu Ehren Johann Elert Bodes Uranus genannt wurde. Übrigens konnte 20 Jahre nach dem Tod von Bode am 23. September 1846 in der vorausgesagten Entfernung von 30 AE der Planet Neptun erstmals nachgewiesen werden. Sein Entdecker war der Berliner Astronom Johann Gottfried Galle.
Im Werdegang des Astronomen Johann Elert Bode ist die populärwissenschaftliche Astronomie unbedingt zu erwähnen. Seine Berliner Astronomischen Jahrbücher, erstmals 1874 herausgegeben, zählen ebenso wie die „Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels“ oder die „Allgemeinen Betrachtungen über das Weltgebäude“ zu den Standardwerken der jungen Astronomen des 19. Jahrhunderts. Doch ein Werk wurde besonders populär, stellt es doch neben der präzisen Kartographierung des Sternhimmels auch seinen künstlerischen Anspruch in besonderem Maße heraus: Es sind Bodes Sternkarten, die unter dem Titel „Uranographia“ 1801 herausgegeben wurden. Sie zählen noch heute zu den bekanntesten historischen Darstellungen der Gestirne. Für die wenigen verbliebenen Originale werden heute Unsummen geboten. Doch allein schon ein Faksimile legt die Schönheit der abgebildeten Konstellationen offen. Die einzelnen Sternbildkarten wurden von Johann Elert Bode selbst gestochen, später wurden sogar einzelne Blätter handkoloriert und zum Teil auch vergoldet. Wer sich einen Eindruck über die Erstausgabe machen möchte, dem sei dieser Link empfohlen.
Hochbetagt gab Bode ein Jahr vor seinem Tode am 23.November 1826 die Leitung der Berliner Sternwarte an Johann Franz Encke ab. Der später für seine Beobachtungen der Saturnringe bekanntgewordene Encke stammte übrigens wie Bode aus der Hansestadt Hamburg. Wie sein Vorgänger Johann Elert Bode leitet er die Berliner Sternwarte über einen Zeitraum von 38 Jahren.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt