2007 ging er dann noch einen Schritt weiter, indem er Instrumentalisten aus dem nördlichen Europa, aus Andalusien und dem Orient, Welt- und Elektromusiker aus den USA plus einem Ensemble aus Barocksolisten zusammenführte und die Band Siwan gründete.
Nun ist mit „Hafla“ die dritte Veröffentlichung dieses begnadeten Kollektivs, das einige kleine Umbesetzungen aufweist, erschienen. In seiner herausfordernden Konsequenz und sinnlichen Wirkung knüpft „Hafla“ aber nahtlos an die beiden Vorläufer an. Es sind auch hier nicht allein die verschiedenen kulturellen Aspekte, die den alleinigen Reiz der Aufnahmen ausmachen. Es gibt zudem eine starke Verbindungsachse zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem, zwischen, streng komponierten Sequenzen und freien Intervallen, zwischen geschlossenem Ensemblespiel und solistischen Herausforderungen. Man glaubt sich in einem musikalischen Niemandsland zu befinden, das jedoch vertraut und organisch klingt. Es greifen Melodien und Rhythmen, Gesänge und Instrumentalmusik, erratische Harmonien, Kunstlieder und Straßenkolorit wie von selbst ineinander. Hier umkreisen uns Klanglandschaften von ebenso karger wie sinnlich aufreizender Ästhetik. Und über allem der sirenische Gesang Mona Boutchebaks.
Welchen Anspruch Jon Balke an sich und dieses Projekt stellt macht deutlich, dass er Texte von Wallada bint al-Mustakfi, der freidenkenden ummayadischen Prinzessin von Cordoba aus dem 11. Jahrhundert und Liebhaber von Ibn Zaydun, dem großen Dichter von al-Andalus vertont. Das liest sich wie aus fernen Welten und längst vergangenen Zeiten – und ist doch so nah.
Jörg Konrad
Jon Balke Siwan
„Hafla“
ECM
„Hafla“
ECM