In INTERVIEW werden Persönlichkeiten vorgestellt, die auf unterschiedlichste Weise das kulturelle Leben gestalten und bereichern - dabei oftweit über die Landesgrenze hinaus wirkend. Hier eine kleine Auswahl der Vorgestellten: Henning Venske, Gisela Schneeberger, Inga Rumpf, Hauschka, Stoppok, Wellküren, Isabelle Faust, Fritz Egner, Willy Michl, Nik Bärtsch, Ewa Kupiec, Symin Samawatie, Axel Hacke u.v.a.m.
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31. 191. Axel Hacke – Ich kenne keine Widrigkeiten
32. 190. Lukas Langguth - Unter der Dusche bin ich nicht kreativ
33. 189. Julia Hülsmann – Kultur brauchen wir zum Überleben
34. 188. Johannes Wasikowski – Ein optimistischer Mensch
35. 187. Hannes Ringelstetter - „Alles was keinen Dreck macht, ohne dabei cle...
36. 186. Ingo Höricht - Ich liebe das ungebundene Leben auf engem Raum im Van
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Foto: Thomas Dashube
Freitag 04.11.2022
191. Axel Hacke – Ich kenne keine Widrigkeiten
Axel Hacke gehört seit vielen Jahren fest zur Süddeutschen Zeitung zu sein. Es soll sogar Menschen geben, die das überregionale Blatt mit der zweithöchsten Auflage in Deutschland allein wegen Hackes wöchentlichen Kolumnen (Der kleine Erziehungsberater, Das Beste aus meinem Leben, Das Beste aus aller Welt) lesen. Die ersten Veröffentlichungen datieren übrigens aus dem Jahr 1990. Zwischenzeitlich schrieb er ähnliches auch für den Berliner Tagesspiegel. Zudem sind von dem in Braunschweig geborenen Journalisten etliche Sammlungen von Kolumnen und Kurzgeschichten in Buchform erschienen, die in über siebzehn Sprachen übersetzt wurden. Zudem scheint sich Axel Hacke auf dauernder Lesereise zu befinden. So ist er am 07. Dezember um 20.00 Uhr Gast der Reihe Literatur in Fürstenfeld im dortigen Stadtsaal.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Axel Hacke: Im Wesentlichen mein Umzug von Braunschweig nach München im Jahr 1976.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
AH: Wen? So viele Leute wie möglich. Was? Dass mir meine Arbeit Freude macht und mir sinnvoll erscheint.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
AH: Ich kenne keine Widrigkeiten. Es läuft alles immer super, ohne jedes Problem.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
AH: Die Olivenernte im Oktober dieses Jahres auf meinem Grundstück in Italien. Ein wunderbares Erlebnis, jedes Jahr wieder.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
AH: Der Anruf, wenn ich eine Kolumne oder ein Manuskript abgegeben habe. „Großartig! Unglaublich! Zum Niederknien!“, ist sehr schön zu hören, „Gefällt mir gut“ … also, dann weiß ich, es ist nicht so toll, wie ich es wollte.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
AH: Ich liebe es, wenn Ursula Mauder singt, das ist meine Frau. Wir haben auch ein paar CDs zusammen gemacht, ihre Musik, meine Texte, und manchmal treten wir auch gemeinsam auf damit.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
AH: CD.

KK: Was lesen Sie momentan?
AH: Hans Woller, "Mussolini. Der erste Faschist", Verlag C.H. Beck. Leider aus aktuellem Anlass, dem Ekel vor Renaissance des Faschismus in Italien.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
AH: Ich versuche, mich nicht maßlos zu ärgern. Ich mag alles Maßlose nicht.

KK: Was freut Sie ungemein?
AH: Das Ausfüllen von Fragebögen aller Art. Schon beim Gedanken daran durchströmen mich ungeheure Glücksgefühle, und gerade jetzt, genau in diesem Moment, freue ich mich, ja: ungemein.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
AH: Um Himmels willen, nein. Ich mache nur Texte selbst.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
AH: Philip Seymour Hoffman in „Capote".

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
AH: Einen Stimmenverzehrer. Mein jüngster Sohn hat, als er sehr klein war, oft davon gesprochen. Er meinte einen Stimmenverzerrer. Aber eine Maschine, die Stimmen verzehrt wünsche ich mir oft, in der Bahn zum Beispiel.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
AH: Ich glaube, ich bin ein guter Teamplayer, aber im Alltag eben doch ein Einzelkämpfer.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
AH: Am Schreibtisch sitzend.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
AH: Eigentlich keine.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
AH: Die groteske und an Verachtung grenzende Benachteiligung der Kultur in Zeiten der Pandemie und deren Folgen. Ist aber an einem Tag schwierig.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
AH: Fast alle meiner Bücher haben einen autobiographischen Hintergrund, es sind etwa dreißig, also eine lange Liste von Titeln, die zusammengenommen eine Art Autobiographie ergeben.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
AH: Ach, nein, lieber nicht ...
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Mittwoch 12.10.2022
190. Lukas Langguth - Unter der Dusche bin ich nicht kreativ
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Foto: Lucas Diller
Die letzten Jahre waren für Lukas Langguth vollgepackt mit immenser Arbeit. Konzerte, Proben, Lehraufträge, Auftragsarbeiten von ZDF und ARD, nebenher Studium des klassischen- und Jazzklavier. Doch gelohnt hat sich dieser Aufwand letztendlich allemal. Denn zum einen zeugen etlichen Preise und Auszeichnungen von dieser Obsession, die Langguth zwischen 2018 und 2022 zum Teil auch für seine Trioarbeitet eingefahren hat (allein im letzten Jahr: 1. Platz Future Sounds (Paulbright Experience); Solistenpreis Junger Münchner Jazzpreis; 2. Platz Junger Münchner Jazzpreis; 3. Preis Sparda-Jazz-Award; 2. Platz Jazzfrühling-Kempten).
Andererseits und das scheint das wichtigere zu sein, hat er sich zu einem unglaublich dynamischen und leidenschaftlichen und trotz seiner jungen Jahre auch reifen Pianisten entwickelt, der sowohl Live als auch auf seinem neusten Album „Save Me From Myself“ die Musik mit Temperament und Sinnlichkeit anreichert.
Am 17. November wird das Lukas Langguth Trio (mit Bassist Hannes Stegmeier und Schlagzeuger Jonas Sorgenfrei) im Puchheimer Kulturzentrum PUC in der neuen Reihe HELLO JAZZ“ auftreten. Konzertbeginn ist 20.00 Uhr.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Lukas Langguth: Der erste Klavierunterricht bei meiner Mutter mit 6, der erste Jazz-Unterricht bei Tom Jahn mit 16 und mein Studium in Nürnberg bei Rainer Böhm, das ich vor Kurzem abschloss.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
LL: Mein Ziel ist es, sowohl Jazz-Liebhabys als auch musikalisch anderweitig orientierte Menschen zu erreichen. Ich fände es schade, wenn man meine Musik nur durch intensive Beschäftigung mit dem Genre Jazz genießen könnte, gleichzeitig soll für die musiktheoretisch interessierten Hörys auch etwas dabei sein.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
LL: Vor allem mit Schreibblockaden. Die Inspiration scheint zu kommen und gehen wie sie will und mir gelingt es nur selten, sie zu beschwören.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
LL: Ich war Anfang August in einer Ausstellung zu künstlicher Intelligenz. Die Tatsache, wie leicht Algorithmen inzwischen Bilder nach verbalen Angaben und auch kleinere Kompositionen erstellen können, hat mich sehr fasziniert.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
LL: Manchmal sind es kleine berührende Momente zuhause am Instrument. Oder das Gefühl, etwas Neues gelernt zu haben. Vor allem aber auf der Bühne mit Musikys zu spielen und zu interagieren, die dabei entstehende Energie zu spüren und im besten Fall das Publikum zu begeistern.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
LL: Am liebsten mag ich modernen Jazz a la Brad Mehldau, Shai Maestro, Ben Wendel etc. Darüber hinaus bin ich aber auch ein Fan von klassischer Musik und einigen Pop-Songs!

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
LL: CD, unseren Plattenspieler haben meine Eltern verkauft, bevor er und seinesgleichen wieder in Mode kam

KK: Was lesen Sie momentan?
LL: Ich lese zur Zeit nichts, höre aber verschiedene Psychologie-Podcasts, wenn sie von wissenschaftlich glaubwürdigen Quellen kommen.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
LL: Ignoranz und mangelnde Kompromissbereitschaft.

KK: Was freut Sie ungemein?
LL: Konzerte, Sport, Gespräche mit Freundys und ein Auftritt bei KultKomplott!

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
LL: In handwerklichen Tätgikeiten verstärken sich bei mir fehlendes Talent und mangelndes Interesse leider gegenseitig. Das überlasse ich dann doch lieber den Second Hand shops und Ikea.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
LL: Vor Kurzem habe ich "JoJo Rabbit" gesehen und Scarlett Johansson spielt darin meines Erachtens großartig.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
LL: Das ist super spezifisch: Einen „Musik-Scanner“, der ein Bild von Noten macht und dieses dann direkt in eine Datei umwandelt, die in einem Notenschreibprogramm verändert werden kann.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
LL: Eher als Einzelkämpfer, auch wenn ich es hin und wieder auch sehr gerne gesellig habe.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
LL: Meistens wenn ich mich bewege und über etwas nachdenke.
Unter der Dusche bin ich nicht kreativ.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
LL: Deutschlandfunk, Psychology Today und ein bisschen Quarks.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
LL: U-Musik stärker subventionieren.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
LL: The best is yet to come
(hopefully)
((ich bin 22))

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
LL: Keine Autos in Innenstädten, kostenloser Nahverkehr, mehr erneuerbare Energien.
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Freitag 16.09.2022
189. Julia Hülsmann – Kultur brauchen wir zum Überleben
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Foto: Dovile Sermokas / ECM
Julia Hülsmann gehört zu den empathischen, stillen, eindrucksvollen und dabei sinnlichen Pianistinnen im Jazz. Die 1968 in Bonn Geborene spielte in unterschiedlichen Formationen, studierte in Berlin Jazz, gründete eigene Projekte und arbeitete immer wieder und gern mit Sängerinnen und Sängern zusammen. Sie hielt Kompositions-Workshops, war für zwei Jahre Vorsitzende der Union Deutscher Jazzmusiker (2012/13), erhielt für etliche ihrer Produktionen Auszeichnungen und erst in diesem Jahr Musikautorinnenpreis der Gema in der Kategorie Komposition Jazz/Crossover.
Seit einigen Jahren unterhält sie ein Quartett mit Marc Muellbauer (Bass), Heinrich Köbberling (Schlagzeug) und Uli Kempendorff (Saxophon), mit dem die Pianistin vor wenigen Wochen das Album „The Next Door“ (ECM) veröffentlichte. Eine wunderbare Musik, auf dem Grad emotionaler Gelassenheit und spiritueller Tiefe. Klangliche Poesie, deren melodische Gestaltung eine spröde Sangbarkeit vermittelt. Die rhythmische Architektur schwebt förmlich durch den Äther, beeindruckt mit ihrem Sinn für Raum und Zeit. Ein Geschenk für den bevorstehenden Herbst!
Das Julia Hülsmann Quartett gastiert am 29. September 2022 um 20.30 Uhr in der Münchner Unterfahrt.


KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Julia Hülsmann: Das ist natürlich immer schwer zu beantworten, vor allem weil es so viele Dinge sind, die einen maßgeblich beeinflussen: die Eltern, die Freunde, die Orte. Bei uns Zuhause war Musik wichtig, Kunst war wichtig und auch, dass man sich über einen künstlerischen Ausdruck definieren kann. Ich denke es ist auch entscheidend gewesen, dass ich mit ca. 16 Jahren einen Jazzklavier#Lehrer hatte, der ganz wunderbaren Unterricht gegeben hat, nämlich viel mit Transkriptionen (von Aufnahmen herausgehörte und aufgeschriebene Soli) gearbeitet hat. Eine sehr ganzheitliche und wunderbar musikalische Art Jazz zu lernen.
Dann war es auch wichtig, dass mein erster Freund Musiker werden wollte und mich quasi überredet hat, es auch zu versuchen. Sehr entscheidend ist mit Sicherheit auch, dass ich zum Studieren von Bonn nach Berlin gezogen bin. Mein Jazzstudium hier ist ein elementar wichtiger Baustein für meine Entwicklung gewesen (positiv wie negativ).

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
JH: Als Künstler*in ist man sehr egoistisch. Ich verwirkliche mich selbst, aber natürlich ist es mir nicht egal, ob meine Musik Menschen berührt oder nicht. Das Ziel ist möglichst Viele zu erreichen, auf welcher Ebene auch immer. Vielleicht mit einer Komposition oder meiner Art Klavier zu spielen oder auch als Lehrerin und Mentorin.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
JH: Der Jazz ist eine Musik, die mit vielen Klischees besetzt ist: zu kompliziert und verkopft, zu schräg, zu irgendwas…tatsächlich stimmt das oft einfach nicht. Ich wünsche mir mehr Offenheit und weniger Schubladen. Es gibt aber noch andere Widrigkeiten: Die Venues, in denen wir spielen, haben es nicht leicht zu überleben. Da braucht es mehr Unterstützung. Ohne Spielorte können wir unsere Musik nicht sichtbar/hörbar machen. Und dann gibt es noch die inneren Widrigkeiten: manchmal komme ich einfach nicht weiter beim Komponieren, da stehe ich mir selbst im Weg.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
JH: Wir leben in schwierigen Zeiten: Kriege, Krankheiten, die bedrohte Umwelt ,Unwetter, Flüchtlingsströme, …davon bin ich natürlich im Negativen beeindruckt. Allerdings beeindruckt mich im Positiven immer wieder mit welcher Ruhe und Gelassenheit und auch der nötigen Sturheit manche meiner Kolleg*innen einfach weitermachen. Ich denke wir alle brauchen die Kunst, die Musik, die Kultur. Darüber definiert sich unsere Gesellschaft. Darüber werden Emotionen weitergegeben. Das brauchen wir zum Überleben.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
JH: Wenn wir auf der Bühne stehen und im Flow sind…wenn die Musik passiert und man merkt, dass die Menschen, die im Raum sind das auch spüren. Bei meiner Arbeit an der Hochschule erlebe ich auch sehr schöne Momente wenn ich merke, dass meine Studierenden ihren eigenen Weg finden.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
JH: Ich höre gerne Musik, sehr unterschiedliche Musik: im Moment z.B. Becca Stevens/Attacca Quartet oder auch Jon Balke…immer wieder höre ich so ziemlich alles von der Pat Metheny Group.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
JH: Ich besitze mehr CDs, höre aber sehr gerne Vinyl. Tatsächlich streame ich auch Musik, mit schlechtem Gewissen.

KK: Was lesen Sie momentan?
JH: Ich lese im Moment ein paar Bücher gleichzeitig: Florian Illies „Liebe in Zeiten des Hasses“, Katerina Poladjan „Hier sind Löwen“, Monica Ali „Liebesheirat“, Khuê Pham „Wo auch immer ihr seid“.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
JH: Engstirnigkeit, Ignoranz, Empathielosigkeit

KK: Was freut Sie ungemein?
JH: Offenheit, Lust am Leben, Lachen

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
JH: Leider nicht, würde ich aber gerne lernen/ausprobieren. Ach Moment, als Jugendliche habe ich viel gestrickt.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
JH: Ich liebe Meryl Streep, z.B. in „Die Verlegerin“, aber auch in „Don’t Look Up“.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
JH: Da bin ich ganz schlecht drin, muss ich mal drüber nachdenken.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
JH: Ich bin gerne beides. In meinem Beruf als Jazzmusikerin fühlt man sich oft als Einzelkämpferin, aber im Team kommen wir viel weiter. Ich habe beides ausprobiert. An der Hochschule bin ich ganz klar Teamplayer.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
JH: Wenn ich es mal schaffe zu schlendern. Da ist dann auf einmal Platz für Einfälle.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
JH: Dafür habe ich immer keine Ruhe… ich höre Podcasts: z.B. Jung und naiv

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
JH: Ich würde die Strukturen der freien Musikszene stärker unterstützen. Spielstätten langfristig fördern, Bands und Projekte unterstützen…ich weiß, das ist eigentlich Ländersache…aber ich würde die Kultur gerne auf Bundesebene besser unterstützt sehen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
JH: Hui, schwere Frage….vielleicht passend zu unserer aktuellen CD: „The Next Door“. Das ist schon mein Lebensmotte, nicht stehenbleiben, die nächste Tür aufmachen, weitergehen…….

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
JH: Ich bin grundsätzlich ein sehr positiver Mensch, ich glaube daran und hoffe darauf, dass wir Wege finden werden wie wir besser zusammen leben können auf dieser Welt.
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Montag 29.08.2022
188. Johannes Wasikowski – Ein optimistischer Mensch
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Foto: Lukas Diller
Johannes Wasikowski spielt auf seinem Debüt-Album TAUMORGEN wunderbar sparsame melodische Figuren, die den Hörer aus der Zeit regelrecht herauskatapultieren. Dem Pianisten gelingen diese Miniaturen zwischen Spätromantik und Impressionismus in einer gewissen Eleganz, die zugleich etwas abwesendes und sehr persönliches vermitteln, als sei das Intonierte aus einer anderen Welt. Das mag auch am Sound, am Klang des Instruments liegen: „Ich habe mich schon sehr früh bewusst dazu entschieden, keinen glasklaren Flügelsound zu nutzen,“ erzählt Johannes Wasikowski, „sondern ein mit Filz präpariertes „Upright“-Klavier. Genau dieser intime Klang war für mich das letzte Puzzleteil für die Grundstimmung des Albums. Zusammen mit Sascha Hühnermund und Alexander Krause, die für das Aufnehmen und Mixen der Musik zuständig waren, haben wir das Klavier dann auch entsprechend nah aufgenommen. Das Knarzen und das Hören der Mechanik soll dafür sorgen, dass man das Gefühl hat direkt am Klavier zu sitzen, oder etwa im Wohnzimmer lauscht.
Geboren wurde der heute 26jährige in Halberstadt am Harz. Er studierte Jazzklavier an der Hochschule für Musik und Theater bei Prof. Michael Wollny und Frank Chastenier. Ab Oktober 2022 beginnt er ebenfalls in Leipzig seinen Master in Komposition & Arrangement.
(CD TAUMORGEN ist direkt über den Künstler johannes.wasikowski@gmail.com zu beziehen)

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Johannes Wasikowski: Ich hatte durch meine Eltern, die beide am Theater arbeiten bzw. gearbeitet haben, schon früh Berührung mit unterschiedlichen Arten von Musik und konnte sehen, wie divers Musik eingesetzt werden kann. Ich bin der Meinung, dass das den Grundstein für mein Musikverständnis gelegt hat. Und auch wenn das ein wenig nach Klischee klingt, haben mich Familie, Freunde, Schicksalsschläge und Städte, in denen ich gelebt habe maßgebend geprägt: die Kleinstadt im Harz, meine Wahlheimat Leipzig oder auch die Erasmus-Erfahrung in Barcelona. Und die Ostsee. Ostsee ist immer ein Stück Heimat.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
JW: Im Grunde all diejenigen, die sich auf eine stille, intime Reise mitnehmen lassen wollen. Mir ist sehr daran gelegen, ein interessiertes Publikum zu haben, mit denen man im Austausch steht und hoffe, sie emotional dort abzuholen, wo sie gerade sind.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
JW: Aktuell: Das regelmäßige Bespielen von sozialen Medien, um nicht an Relevanz in der schnelllebigen Musikwelt zu verlieren. Das unzählige Schreiben von Booking-Mails, nur um keine Antwort zu erhalten. Hochaktuell: Schreibblockaden.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
JW: Das interdisziplinäre Hörspiel-Projekt „Mir-Briefe an Juri“ des nicht mehr aktiven Leipziger Musikers „Me and Oceans“. Ich bin zufällig darauf gestoßen und war begeistert von der narrativen Qualität und der Tiefe des absolut durchdachten Inhalts, von Text, Musik, Bühnenbild und Atmosphäre. Es hat mich vor allem unerwartet abgeholt, da ich den Künstler aus einem komplett anderem Kontext kenne.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
JW: Wenn man im Konzert irgendwann den Moment erreicht hat und im „flow“ ist, also sich in einem schon fast Trance-artigen Zustand befindet.
Und: wenn man auf irgendeine Art und Weise darauf angesprochen wird, dass man eine Person mit seiner Musik berühren konnte.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
JW: Kurz: ja, ich höre immer noch gerne möglichst unterschiedliche Musik. Das geht vom aktuellen Album von Hip-Hop-Ikone Kendrick Lamar, über alternativen Indie-Pop zu impressionistischer Musik und einer breiten Auswahl von Jazzmusiker*innen, manchmal die Größen der 1960er/1970er, manchmal contemporary, sowohl aus New York, als auch aus Europa.
Außerdem befinde ich mich gerade mitten in einer Phase des Komponierens. Insofern dient mein Musikhören auch ein wenig der Inspirationssuche.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
JW: Noch ist meine Vinyl-Sammlung erheblich kleiner als mein CD-Regal, aber sie wächst stetig! Obwohl ich ehrlicherweise den Großteil meiner Musik digital höre.

JW: Was lesen Sie momentan?
JW: Auf meinem Schreibtisch liegt ganz frisch „Herkunft“ von Sasa Stanisic. Als letztes gelesen habe ich aber aus Carlos Ruiz Zafóns Reihe zum „Friedhof der vergessenen Bücher“, als ich in Barcelona gelebt habe.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
JW: Fehlende Empathie und Ignoranz.

KK: Was freut Sie ungemein?
JW: Hunde

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungsstück bzw. Möbelstück selbst gemacht?
JW: Nein, aber meine Freundin hat mir erst letztens einen Pullover gestrickt.

KK: Von welchem Schauspieler*in sind sie in welchem Film beeindruckt?
JW: Allgemein von der Ensembleleistung in Wes Andersons „The French Dispatch“.

KK: Was würden Sie gerne erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
JW: Ein super leicht transportierbares Klavier. Mein 25 kg Stage Piano lässt sich mit Keyboard-ständer und Verstärker sehr schlecht mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen. Und: Emissionsfreies Touren.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer oder Teamplayer?
JW: Momentan eher Einzelkämpfer, wobei ich hinter mir auch ein Team habe, das mir Arbeit abnimmt und mich unterstützt.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
JW: Meistens genau dann, wenn ich nichts zum notieren dabei habe.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
JW: Aktuell: viel musikwirtschaftlich Relevantes, da ich das Gefühl habe, hier noch viel Nachholbedarf zu haben z.B. Musicbusinessworldwide.com oder den sehr empfehlenswerten Newsletter von LowBudgetHighSpirit. Ansonsten: Dothemath von Ethan Iverson.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
JW: Mehr Subventionierung und Fördermöglichkeiten für Projekte außerhalb der ernsten, klassischen, intellektuellen Szene. Es gibt viele tolle Projekte, Bands und Spielstätten in der freien Szene, die gerade im Anfangsstadien Schwierigkeiten haben, zu bestehen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
JW: Dafür bin ich glaube ich noch zu jung.

KK: Wie stellen Sie sich die Zukunft vor?
JW: Als optimistischer Mensch, hoffe ich, dass wir Lösungen für aktuelle Probleme finden können und freue mich auf neue Impulse in der Kultur.
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Foto: Susanne Schleyer
Montag 20.06.2022
187. Hannes Ringelstetter - „Alles was keinen Dreck macht, ohne dabei clean zu sein.“
Hannes Ringelstetter ist mittlerweile so etwas wie eine Institution – nicht nur in Bayern. An dem Straubinger Kabarettisten, Komiker, Musiker, Schauspieler, TV-Moderator und Buchautor kommt man nicht vorbei, wenn es um Kultur geht. Was er tut, macht er mit spürbarer Leidenschaft und Freude. Ob es sich um Auftritte in Fernsehserien handelt („Hubert ohne Staller“, „Rosenheim-Cops“) oder seiner Personality-Show „RINGLSTETTER“, ob er mit seiner Band tourt, oder mit Stephan Zinner im Duo auftritt, ob er in Theaterinszenierungen fest zum Ensemble gehört („Der Watzmann ruft“ 2007 im Münchner Lustspielhaus, im Münchener Studententheater) oder ob er Bücher schreibt („Paris. New York. Alteiselfing - Auf Ochsentour durch die Provinz“). Für das „Multi-Mediamannsbild“ (SZ) war insofern die Lockdown-Zeit eine der schwierigsten – nicht nur für seinen Beruf. „Mir fehlen die Leute“, schrieb er in einem Gastbeitrag für die SZ. „Und ich werde demütig. Zum Einen, weil ich so wundervolle Gemeinschaftsmomente auf Bühnen aller Art in den letzten Jahren erleben durfte, mit an sich reibenden, Wärme produzierenden Menschen, und weil ich dafür verdammt dankbar sein sollte.“
Mehr über Hannes Ringelstetter unter: https://www.ringlstettertv.de/


KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Hannes Ringelstetter: Durchhaltevermögen, stetiger Wandel, Mut, die richtigen Menschen um mich rum und eine Portion Glück.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
HR: Offene Menschen ohne Scheuklappen, bodenständige Träumer und eigentlich alle anderen auch.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
HR: Am meisten mit mir selber und natürlich bei Gruppendynamik mit den Vorstellungen der anderen, die sich nicht immer mit meinen decken, und natürlich einem stetigen Druck durch Öffentlichkeit.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
HR: Die ersten Indoor Konzerte nach den Lockdown. Das hatte eine unglaubliche Kraft, die uns hoffentlich erhalten bleibt und wieder mehr Menschen zur Kultur bringt, denn sie ist durch nichts zu ersetzen.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
HR: Die Verbeugung nach einem guten Konzert, das Aftershow Getränk mit der ganzen Crew im Nightliner genauso wie die Abschlussfeier nach einer gelungenen Staffel TV Sendungen.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
HR: Ich höre wirklich in erster Linie Musik die leidenschaftlich gemacht wird. Genremäßig eigentlich alles außer experimentellen Jazz und ausuferndem Reaggae und Funk Playlisten, die beginnen mich zügig zu enervieren.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
HR: Vinyl und CD und digital - je nachdem nach was mir ist.

KK: Was lesen Sie momentan?
HR: Ich habe angefangen mit „Im Grunde gut!“. Eine revolutionäre philosophische Idee, dass es ja auch sein könnte, dass der Mensch gut ist und nicht schlecht.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
HR: Ignoranz und selbsternannte Autoritäten.

KK: Was freut Sie ungemein?
HR: Empathie und guter Humor.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
HR: Beides nein. Gottseidank.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
HR: Mads Mikkelsen. Vor allem in „Adams Äpfel“.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
HR: Alles was keinen Dreck macht, ohne dabei clean zu sein.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
HR: Beides. Ist immer eine Abwechslung in meiner Arbeit, ohne Rückzug geht es nicht und ohne die anderen macht es keinen Spaß und wird auch nicht wirklich gut.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
HR: Wenn ich mir keine Gedanken darüber mache, ob ich einen Einfall habe.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
HR: Wenig.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
HR: Endlich die finanzielle und wahrnehmungstechnische Ungleichheit zwischen E und U aufheben. Die freie Kultur ist unser Lebenselixier, das müssen Politiker endlich kapieren, sie ist das Fundament einer vielfältigen Gesellschaft.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
HR: Glei hammas.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
HR: Gar nicht. Aber Schön.
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Freitag 03.06.2022
186. Ingo Höricht - Ich liebe das ungebundene Leben auf engem Raum im Van
Ingo Höricht versteht sich, zumindest was die Musik betrifft, als eine Art Do-It-Yourself-Men. Er ist Komponist, Musiker, Bandleader, Produzent. Seine Alben entstehen in Eigenregie, vom Schreiben der Songs, dem Rekrutieren ausgezeichneter Solisten, dem Einspielen der Musik, bis hin zum Vertrieb. Das hat natürlich, bei aller Arbeit die so eine Herangehensweise aufwirft, auch viele Vorteile. Zum Beispiel, dass Ingo Höricht seine Kunst völlig selbstbestimmt ausübt. So sind in der Vergangenheit schon kleine musikalische Kostbarkeiten entstanden, die etwas Abseits des hart umkämpften Musikbuiseness eine völlig eigenständige berührende Atmosphäre verströmen.
In den nächsten Tagen erscheint Ingo Hörichts neues Album „Orfeo“, eine Sammlung von sechzehn Kompositionen, die mit gewohnt verlässlichen und großartigen Instrumentalisten eingespielt ist. Mit dabei das Hamburger Ponticulus Quartett, die kubanisch stämmige Jazz-Pianistin Marialy Pacheco, die polnische Flötistin Mariola Rutschka und viele andere. Diese Art von stiller, melodischer Kammermusik verströmt einen inneren Glanz und eine wohltuende Ausgeglichenheit.
Zu beziehen unter: https://www.schne-ensemble.de/cd-shop.html

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Ingo Höricht: Ich hatte viel Glück: mit meinen Eltern, die mich gefördert und ermutigt und nie gedrängt haben, einen “anständigen” und sicheren Beruf zu ergreifen, mit meinen Lehrern, die meine Stärken erkannt und auf Augenhöhe mit mir Musik gemacht haben und mit den Musikerinnen und Musikern (insbesondere in meinen beiden Bands “Mellow Melange” und “Schné Ensemble”), mit denen ich schon seit Jahrzehnten zusammen spiele und arbeite.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
IH: Ich möchte Menschen im Innersten bewegen. Musik ist das Medium, das mir zur Verfügung steht und das dazu vielleicht auch am Besten in der Lage ist. Musik kann Gefühle auslösen und im Menschen zum Schwingen bringen, Trauer, Enttäuschung und Sehnsucht, aber auch Freude, Begeisterung und Glück. All das lebt auch in der Musik, in ihrem Auf und Ab, dem Wechsel ihrer Tonfolgen und Rhythmen, ihrer Harmonien und Klangfarben, ihren Tempi und ihrer Dynamik. Ich möchte mit meinen Kompositionen möglichst viele Menschen erreichen, aber ein Konzert vor 20 Leuten ist auch schön, wenn ich auf der Bühne die Empfindungen spüre, die wir im Publikum auslösen.
“Ganz nebenbei” möchte ich von meiner Musik auch noch gut leben können.?

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
IH: Als Musiker muss ich oft mehr Zeit für Management- und Verwaltungsarbeit aufwenden als für die Musik selber. Und die Budgets der Kulturämter sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten extrem zusammen gestrichen worden, so dass sich jedes Konzert “rechnen muss” und es Musik außerhalb des Mainstream immer schwerer hat.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
IH: Im Frühjahr war ich mit meiner Freundin wieder mal ein paar Wochen im Bandbus unterwegs, diesmal in Ligurien und Südfrankreich. Ich liebe das ungebundene Leben auf engem Raum im Van, aber fast immer am Meer oder an einem See oder Fluß, in “freier” Natur und nie auf einem Campingplatz. Hier kommen mir die besten musikalischen Einfälle, und es könnte immer so weitergehen.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
IH: Es macht mich glücklich, wenn ich spüre, dass meine Kompositionen Menschen intensiv berühren, aber auch, wenn ich selbst von ihnen berührt werde: Sei es bei einer Probe, im Konzert oder im Tonstudio beim Abmischen eines gelungenen Titels. Dann freue ich mich und wundere mich darüber, dass sie mir so etwas eingefallen ist. Manchmal spüre ich dieses Glücksflashs auch, wenn mir beim Komponieren eine gute Idee kommt, und ich weiß nicht woher. Und ganz besonders, wenn ich beim Autofahren einen Kultursender höre, und plötzlich höre ich einen Titel von mir.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
IH: Ich höre neben Kammermusik und Sinfonischer Klassik gerne Singer/Songwriter und spannende Pop-Musik, melodischen Jazz, Tango und vieles mehr, wobei ich wirklich schlecht darin bin, Musik in Genres einzuordnen. Besonders schwer fällt mir das bei meiner eigenen Musik. Aber immer möchte ich beim Hören selbst von der Musik ergriffen werden. Musik, von der ich weiß, dass sie gekonnt komponiert und interpretiert ist, aber ich fühle das nicht, interessiert mich nicht besonders. Zuletzt war ich in einem fantastischen Konzert von “The Joni Project”, drei Musikerinnen, die das Album “Blue” von Joni Mitchell in farbigen, mitreißenden Arrangements auf die Bühne bringen. Insgesamt höre ich aber eher selten Musik.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
IH: Ich hab zwar noch einen Plattenspieler, höre aber fast nur CD’s oder streame bei längeren Autofahrten meine Spotify Lieblingssong-Playlist, in die immer wieder Vorschläge einfließen, die mir die Algorithmen von Spotify machen.

KK: Was lesen Sie momentan?
IH: "Vom Ende der Einsamkeit” von Benedict Wells – ein tolles Buch, das mich sehr berührt.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
IH: Was mein persönliches Umfeld betrifft ärgere ich mich eher selten, und wenn dann vor allem über mich selber. Was die Welt insgesamt betrifft, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll.

KK: Was freut Sie ungemein?
IH: Mich freut z.B. sehr, wenn meine CD Alben bei einem Konzert weggehen wie warme Semmeln, wenn ich Musik von mir im Fernsehen höre, oder wenn ich auf Reisen an einem einsamen Strand aufwache und in der Morgensonne direkt aus dem Bett ins Meer springe.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
IH: Ja, ich hab z.B. unendlich lange und bunte Schals gestrickt. Oder Regale aus Apfelsinenkisten gebaut. Aber das ist lange her.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
IH: Z.B. von Penélope Cruz in dem Film “Ma Ma – Der Ursprung der Liebe”.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
IH: Ich bin Musiker und kein Erfinder, und als Komponist erfinde ich (hoffentlich) immer wieder etwas, was es bisher noch nicht gab.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
IH: Gerne als Teamplayer, in der Praxis dann doch zu oft als Einzelkämpfer.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
IH: Auf Reisen, am besten am Morgen oder im Abendlicht. Leider auch öfter mal beim Einschlafen….

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
IH: Ich zappe manchmal durch die Facebook-Posts von von Kolleginnen und Kollegen, oder ich höre den einen oder anderen Wissenschafts-Podcast, aber nicht besonders systematisch oder ausdauernd.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
IH: Ein Hundert Milliarden Sondervermögen für die Kultur…

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
IH: Ich würde keine Autobiografie schreiben, dazu habe ich weder Zeit noch Lust.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
IH: Ich hoffe, dass mein neues Album “Orfeo” ganz viel gestreamt, gekauft, gesendet und verwendet wird, und die Stücke häufig in Konzerten zu hören sein werden. (Noten stehen auf meiner Homepage.) Ich wünsche mir, dass mein persönliches Leben sehr lange noch ziemlich genauso gut weitergehen kann, wie bisher - vielleicht mit etwas weniger Büroarbeit und noch mehr Reisen. Und was die Welt betrifft stelle ich mir die Zukunft lieber gar nicht vor – da reicht mir schon die Gegenwart.
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