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49. CORSAGE
50. DEAR MEMORIES – EINE REISE MIT DEM MAGNUM FOTOGRAFEN THOMAS HOEPKER
51. TICS – MIT TOURETTE NACH LAPPLAND
52. SCHMETTERLINGE IM OHR (plus Interview mit PASCAL ELBÉ)
53. ZWISCHEN UNS
54. SUNDOWN – GEHEIMNISSE IN ACAPULCO
Donnerstag 07.07.2022
CORSAGE
Ab 07. Juli 20222 im Kino
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Die Hofburg in Wien im Jahre 1877, Heiligabend. Elisabeth, die Kaiserin von Österreich-Ungarn (VICKY KRIEPS), feiert im Kreise des Hofstaats bei einem festlichen Dinner ihren 40. Geburtstag. Elisabeth, die beim Volk für ihre natürliche Schönheit, androgyne Figur und ihre ikonischen Flechtfrisuren verehrt wird, scheint bei ihrer Feier nur Bitterkeit zu empfinden. Mit 40 Jahren ist sie im späten 19. Jahrhundert eine alte Frau. Als Kaiserin von Österreich hat sie ausschließlich repräsentative Pflichten zu erfüllen.
Ihr Mann Kaiser Franz Joseph (FLORIAN TEICHTMEISTER) schätzt ihre Meinung in politischen Angelegenheiten nicht. Ihre Tage sind belanglos und werden von ihrem sich selbst auferlegten Diktat zusammengehalten: Morgens lässt sie sich von den Hofdamen ihre Taille messen, das Korsett noch enger schnüren. Mehrere Tage die Woche hält sie anorektisch Orangendiät, jede Gewichtszunahme kränkt sie. Die Angst vor dem Älterwerden, dem Bedeutungsverlust und das Schwinden ihrer Jugendlichkeit lässt sie zunächst erstarren, dann nach einer Möglichkeit für einen Ausbruch suchen.
Mit ihren Hofdamen Marie Festetics (KATHARINA LORENZ), Ida Ferenczy (JEANNE WERNER) und Fanny Feifalik (ALMA HASUN) unternimmt Elisabeth Reisen. Sie nähert sich dem berühmten Jagdreiter Bay Middleton (COLIN MORGAN) an, flirtet mit ihrem Cousin Ludwig II (MANUEL RUBEY) und interessiert sich für moderne Erfindungen wie die Filmkunst. Ausgerechnet von ihren Kindern Rudolf (AARON FRIESZ) und Valerie sowie von ihrer Schwester Marie (LILLY MARIE TSCHÖRTNER) erntet sie Tadel und Ablehnung für jede ihrer Leidenschaften. Doch der Blick in die Ferne öffnet der Kaiserin Perspektiven, weckt in ihr den Wunsch der Selbstermächtigung, weg von den Konventionen und ihrem zerbrochenen
Selbstbild. Doch lässt das enge Korsett aus höfischen Ritualen und traditionellen Rollenbildern die
individuelle Freiheit einer Frau überhaupt zu? Und wenn ja: Zu welchem Preis?

Ein Film von MARIE KREUTZER
Mit Vicky Krieps, Florian Teichtmeister, Katharina Lorenz, Manuel Rubey u.a.

Mit CORSAGE gelingt der Wiener Regisseurin und Drehbuchautorin Marie Kreutzer (DER BODEN UNTER DEN FÜSSEN, WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT, GRUBER GEHT) die Neuerfindung der „Sissi“. Angelehnt an der historisch gut dokumentierten Biografie der berühmten Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn entblättert die Filmemacherin Schicht um Schicht den fragilen Seelenzustand der Monarchin und schenkt ihr das Narrativ einer furchtlosen, radikalen Frau. Kreutzer gelingt mit tiefer Empathie für die ikonische Kaiserin, die im höfischen Zeremoniell sinnbildlich wie in einem immer enger werdenden Korsett keine Luft zum Atmen mehr findet, die Darstellung ihres Wandlungsprozesses zu einem freien Menschen, der sich von jedem Status, jeder Körperlichkeit und jedem Erwartungsdruck löst. Unerschrocken und gleichzeitig mit großer Leichtigkeit traumwandelt die Schauspielerin Vicky Krieps (DER SEIDENE FADEN, OLD) als Elisabeth durch eine misogyne, feindselige Welt, in der sie sich unter den Augen der Öffentlichkeit und ihrer Familie ihren neuen Platz im Leben sucht. „Sissi“ ist durch CORSAGE nicht mehr länger ein kitschiges Abziehbild der Ernst-Marischka-Filme, in denen Romy Schneider die Hauptrolle spielte, sondern vielmehr eine Inspiration für die heutige Frauengeneration. Denn die historische Elisabeth, so belegen es zahlreiche Quellen, quälte sich scheinbar mit sehr aktuellen Problemen wie Essstörungen, depressiven Episoden, Sinnkrisen, Affären und dem unerfüllbaren Bild der perfekten Mutter. Zum ersten Mal in der deutschen Filmgeschichte wird „Sissi“ somit ein authentischer Mensch und eine Frau, die auf einmal so unglaublich nahbar und nachvollziehbar wird.
CORSAGE ist eine Produktion der Film AG Produktions GmbH (AT) in Ko-Produktion mit Samsa Film (LUX), Komplizen Film (DE), Kazak Productions (FR) und ORF Film/Fernseh-Abkommen, ZDF/ARTE, ARTE France Cinéma. In Zusammenarbeit mit ARTE France. Hergestellt mit Unterstützung von O?sterreichische s Filminstitut, Film Fund Luxembourg, FISA – Filmstandort Austria, Filmfonds Wien, Eurimages, Land Niedero?sterreich, FilmFernsehFonds Bayern.


„DIESE FRAU IST VOR ALLER AUGEN VERSCHWUNDEN”: MARIE KREUTZER U? BER
CORSAGE

Marie Kreutzer, Sie sind wie (fast) alle Menschen Ihrer Generation mit der Sissi-Darstellung von Romy Schneider aufgewachsen. Die Trilogie läuft bis heute jedes Jahr an Weihnachten im Fernsehen. Kaiserin Elisabeth ist darin als junge gehorsame Monarchin in kitschiger, volkstümlicher Kulisse zu sehen. Ihre Elisabeth ist dagegen für damalige Zeiten mit 40 Jahren eine alte Frau, die sich an ihrem Leben abarbeitet und einen Ausweg aus der Enge sucht. Was hat Sie an dieser Elisabeth interessiert – und wie stehen Sie zu den Sissi-Filmen?
Ich habe mir die Sissi-Trilogie tatsächlich erst angesehen, als ich angefangen habe, für Corsage zu recherchieren. Aber natürlich war das Sissi-Bild trotzdem gegenwärtig. Ich lebe seit 1996 in Wien und hier sieht man ihr Gesicht hundertfach in der Auslage jedes Souvenir-Ladens. Sissi ist bestimmt der zentrale Tourist*innen-Magnet unserer Stadt. Zu Beginn des Projekts stand Vicky Krieps, die mich vor Jahren gefragt hat, ob ich nicht mal mit ihr einen Sissi-Film machen will. Eben weil ich nur die Souvenirs im Kopf hatte, habe ich geantwortet: Wozu das denn? Aber irgendwo in mir hat der Gedanke gearbeitet und so habe ich einige Zeit später begonnen, mich einzulesen. Ich habe ganz offengelassen, ob daraus etwas wird, ich wollte einfach sehen, ob es in dem Material etwas gibt, das mich berührt, das mich anspricht. Und das war sehr schnell diese Phase in Elisabeths Leben, in der sie begonnen hat, einerseits gegen das Zeremoniell zu rebellieren und sich andererseits zurückzuziehen, zu isolieren. In der es für sie offensichtlich nicht mehr möglich war, in die vorgesehene Schablone zu passen. Dieses Leben mit einem übergroßen Bild von sich, dem man immer gerecht werden muss, weil es das einzige ist, über das man Anerkennung und Liebe bekommt – das fand ich extrem interessant und auch eine zeitlose Thematik.

Ihre Kaiserin Elisabeth lebt in einer Korsage aus Selbstbeschränkung und gesellschaftlichem Tadel. Sie muss und will anfangs noch dem Idealbild von sich entsprechen, das sie und die Öffentlichkeit von ihr haben. Sie selbst hat durch ihren Schönheitskult und ihre ikonische Flechtfrisur jahrzehntelang dazu beigetragen, dieses Image zu zementieren. Jetzt ist Elisabeth älter und müde, das perfekte Bild zu bedienen. Ist das Elisabeths exklusives Problem oder das zeitlose Sittengemälde eines Frauenlebens?
Wäre es ihr exklusives Problem, hätte es mich nicht interessiert. An Frauen werden auch heute noch viele der Erwartungen gestellt, mit denen Elisabeth zu kämpfen hatte. Es gilt nach wie vor als die wichtigste und wertvollste Eigenschaft einer Frau, schön zu sein. Daran hat die Geschichte, ja auch die Frauenbewegung und Emanzipation, nichts ändern können. Immer noch gelten Frauen als weniger wertvoll, wenn sie übergewichtig sind oder älter werden. Immer noch ist eine attraktive Partnerin eine Aufwertung fu?r einen Mann. Im Unterschied zu heute wurde es damals nur ausgesprochen: „Deine Aufgabe ist es lediglich, zu repräsentieren – dafu?r habe ich dich ausgewählt, dafu?r bist du da“, sagt Franz Joseph zu Elisabeth. Im Jahr 2022 müssen Frauen zwar noch viel mehr können und erfüllen, aber dabei bitte schön schlank und jung bleiben. Ab einem gewissen Alter kann frau es auch nicht mehr richtig machen –– lässt sie „etwas machen“, wirft man ihr Eitelkeit vor, tut sie es nicht, werden ihre Falten kommentiert. Das trifft insbesondere Frauen, die wie Elisabeth in der Öffentlichkeit stehen, aber weil sie eben die Repräsentantinnen sind, trifft es uns alle.

In ihrer Verzweiflung zieht sich Kaiserin Elisabeth immer mehr aus ihrem eigenen Leben zurück. So soll es auch die wahre Elisabeth getan haben: Sie trat in ihren späten Jahren in der Öffentlichkeit nur noch mit Gesichtsschleier auf, reiste sehr viel und hatte für offizielle Anlässe ein Double, um nicht selbst auftreten zu müssen. Wie wichtig war Ihnen die historische Genauigkeit bei CORSAGE?
Für mich war es wie immer wichtig, die Regeln zu kennen, um sie zu brechen. Ich habe insbesondere diese Phase in Elisabeths Leben wirklich intensiv recherchiert, mir aber in der Erzählung dieser Filmgeschichte viele inhaltliche und formale Freiheiten genommen. Nichts, was hier „falsch“ erzählt oder gezeigt wird, ist uns einfach passiert, das waren alles künstlerische Entscheidungen. Ich hatte nie Interesse, ein ordentliches, braves Biopic zu machen. Aber natürlich haben die Fakten – dass Elisabeth eben ab einem gewissen Alter ihr Gesicht nicht mehr gezeigt hat – erst diese Geschichte, diesen Plot in mir entstehen lassen. Es ist doch wahnsinnig spannend, dass diese Frau quasi vor aller Augen verschwunden ist!



GESPRÄCH MIT HAUPTDARSTELLERIN VICKY KRIEPS

„Ich schenke ihr posthum, was sie nie durfte”: Vicky Krieps u?ber Kaiserin Elisabeth.

Vicky Krieps, wie ist die Rolle der Kaiserin Elisabeth zu Ihnen gekommen?
Nun, ich kannte Marie Kreutzer, weil ich in ihrem Film WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT die Hauptrolle einer jungen Mutter, die mit der Elternschaft hadert, gespielt habe. Nach dem Dreh war uns beiden völlig klar, dass wir wieder ein Projekt zusammen machen wollten. Ich fragte Marie also wenig später, was sie von „Sissi” hält. Die Idee dazu kam mir daher, weil ich mit 15 Jahren die „Sissi”-Filme mit Romy Schneider bei unserer Nachbarin geschaut und fast parallel dazu die Biografie von Kaiserin Elisabeth gelesen hatte. Damals stellten sich mir als Jugendliche nach der Lektüre viele Fragen. Wieso baute sich Kaiserin Elisabeth damals Fitnessgeräte? Wieso wollte sie im Alter von 40 Jahren nicht mehr gemalt werden? Ich erzählte Marie von alledem und sie sagte zunächst nichts. Aber dann passierte etwas Erstaunliches, was meiner Meinung nach auch eine große Stärke von Frauen ist: Nicht viel reden, aber dann Taten folgen lassen. Und so kam es, dass ich ein Jahr nach unserem Gespräch meinen Briefkasten öffnete und ein Umschlag mit dem fertigen Drehbuch darin lag. Beigelegt hatte Marie nur ein Schreiben, auf dem so etwas stand wie: „Ich bin nochmal ins Archiv. Du hattest Recht.“ Das hatte so viel Klasse.

Und was haben Sie daraufhin gemacht?
Also fu?r mich war sofort klar: Auf geht’s! Kaiserin Elisabeth reitet, beherrscht viele Sportarten und Sprachen und vor allem ist sie anorektisch dünn. Wieviel Kraft und Zeit hat es Sie gekostet, diese Monarchin zu werden? Ich glaube, ich habe noch nie so viel für eine Rolle arbeiten müssen. Und dabei hatte ich Glück: Immerhin reite ich sehr gut, das heißt, ich musste nicht bei null anfangen, sondern nur das Sitzen im Damensattel lernen. Sonst hätte ich es in zwei Monaten wohl nicht geschafft. Ich habe Eisschwimmen bei Minusgraden in der Donau gelernt und das ist komplex. Du steigst ins kalte Wasser und dein Körperreflex aktiviert seinen Überlebenssinn – er will fliehen. Aber dann kommt der Geist, der dieses Gefühl dominieren muss und der dir sagt, dass alles gut ist. Dazu kam noch, dass ich Fechten lernen musste und Ungarisch. Das war sehr schwierig, weil das eine Sprache ist, bei der man sich an keiner anderen Phonetik orientieren kann. Marie wollte auf keinen Fall, dass ich für die Rolle abnehme, aber natürlich hat das ganze Training dazu geführt, dass ich ein paar Kilos verloren habe. Das war für das Tragen des Korsetts auch im Nachhinein betrachtet nützlich. Ohnehin war das Tragen eines Korsetts eine besondere Erfahrung. Nicht nur, dass ich mit Korsett nur Flüssignahrung wie Suppen oder Smoothies zu mir nehmen konnte, auch hat diese Enge sehr viel mit meinen Emotionen gemacht. Wenn ich es angezogen habe, ich zugeschnürt wurde, war ich sofort traurig. Wenn ich es abgenommen habe, war ich wieder froh und konnte lachen. Das mag auch daran liegen, dass dort, wo das Korsett am meisten drückt, das Zwerchfell sitzt. Ich habe gelesen, dass da alle unsere Emotionen sitzen. Es war eine interessante körperliche Erfahrung, was das Tragen von Korsetts auch damals mit den Frauen gesamtgesellschaftlich getan haben muss.

Wie war es denn eine Frau im 19. Jahrhundert in Europa zu sein?
Ich habe für die Rolle recherchiert und einiges an Büchern und Zeitschriften aus der Zeit gefunden. Darin steht wie man sich als Frau zu benehmen hat, wie sich zu kleiden, wie sich auszudrücken. Die Gewohnheiten des Heiratsmarktes übten dabei einen besonderen Druck auf die Frauen aus. Wenn ein Mann damals außerhalb seines Standes, also zum Beispiel als Adeliger eine Bürgerliche heiratete, was er in der Regel nicht tat, dann bekam die Braut ganz schnell einen Adelstitel. Bei Frauen war es genau umgekehrt. Heiratete eine Adelige einen Bürgerlichen, dann musste sie noch mehr Geld aufbringen, um nicht sozial abzurutschen. Wie heute wurde damals auch von einer Frau erwartet, dass sie die Schönste, die Klügste und die Beste ist. Und in dieser Konkurrenzsituation verlieren natürlich alle. Vor allem nimmt ihr Einfluss mit dem Älterwerden stetig ab. Frauen wurden damals ab dem Alter von 40 Jahren unsichtbar. Und so war es für Elisabeth ein, wenn auch ein verzweifelter, Versuch der Selbstermächtigung, sich selbst verschwinden zu lassen.

In CORSAGE wird Elisabeth von der Fatalität überrollt. Jeder Versuch der Zerstreuung scheint zu
scheitern, bis die Kaiserin für sich ein tragisches Ende findet. Hätte sie sich nicht retten können?

Ich denke, dass Elisabeth ihr ganzes Leben lang, wie viele Menschen damals, einer gewissen Melancholie verfallen war. Auch gab es eine Veranlagung zu Depressionen in ihrer Familie, wie man weiß. Elisabeth war fasziniert von Poesie, von den Gedichten Heinrich Heines. Dazu kam, dass der Konsum von Rauschgift damals als medizinische Behandlung galt. Kokain und Heroin dringen natürlich tief ins Gehirn ein und verändern die Wahrnehmung. Diesen Einfluss muss man bei Elisabeth immer mitbedenken. Und dann ist da natürlich das enge Korsett, das Gefühl fast immer zu ersticken und keine Luft zu bekommen. Obendrein quälte sie sich ständig auf kleiner Flamme mit Diäten, mit ausdauerndem Sport. Natürlich tat sie das, um sich selbst zu fühlen. Alle diese Dinge führen dazu, dass der Weg ihrer Möglichkeiten immer enger wurde und ein Ausweg immer unwahrscheinlicher. Weil ich das als Schauspielerin wusste und weil diese Enge meiner Figur mich selbst natürlich völlig mitnahm, habe ich in meinem Spiel häufig versucht, Elisabeth ein Stück Freiheit zurückzugeben. Beim Drehen habe ich oft gedacht: Ich schenke ihr posthum, was sie nie durfte. Rauchen, den Mittelfinger zeigen, die Haare abschneiden. Als Schauspielerin bin ich ein Fan von Konfrontation und Überraschungen. So habe ich oft viel herumgealbert, als die Kamera nicht auf mir war. Das war für mich ein Experiment. Für mich stand über allem die große Frage: Was passiert, wenn wir nicht mehr alle so tun, als ob.
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Donnerstag 30.06.2022
DEAR MEMORIES – EINE REISE MIT DEM MAGNUM FOTOGRAFEN THOMAS HOEPKER
Ab 30.Juni 2022 im Kino
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Thomas Hoepker schuf mit seinen Fotografien, wie etwa der berühmten Muhammad Ali-Serie, ein Stück Zeitgeschichte. Er zählt zu den bekanntesten Fotografen der weltweit angesehenen Agentur MAGNUM PHOTOS und agierte mehrere Jahre als ihr Vorsitzender und ehrenamtlicher Präsident. Bis heute ist er auf der Suche nach neuen Motiven, um seine Welt in Bildern zu erfassen. Hopeker lebt seit 1976 in seiner Wahlheimat New York, hat lange für den STERN gearbeitet und machte sich mit Fotoreportagen und Porträts auf allen Kontinenten international einen Namen.

Im Jahr 2017 erhielt Thomas Hoepker die Diagnose Alzheimer. Während seine Fotokunst zu einem
kollektiven Gedächtnis wurde, entschwindet ihm allmählich sein eigenes. Doch er verfolgt noch einmal einen großen Traum: Einen Roadtrip durch die USA gemeinsam mit seiner Frau Christine Kruchen zu erleben.
DEAR MEMORIES begleitet diese „berührende Reise mit dem Jahrhundertfotografen Thomas
Hoepker“ (Ulf Pape, GQ) auf besondere Art und Weise. Mitten in der Corona-Pandemie machen er und seine Frau sich mit dem Camper auf den Weg: Von der Ostküste bis zur Westküste und zurück, begleitet von einem Kamerateam. Sie sind rund zehn Wochen unterwegs, in denen Thomas Hoepker noch einmal seine Wahlheimat fotografisch festhält. Regisseur Nahuel Lopez porträtiert in DEAR MEMORIES mit persönlichen Dialogen und Momenten nicht nur den sympathischen Menschen und Fotografen Hoepker, er zeigt auch die unerschöpfliche Motivation für seine Art des Fotografierens, ebenso wie den humorvollen und zutiefst beeindruckenden Umgang mit der Krankheit Alzheimer.
„Es macht mich glücklich und auch ein wenig stolz, den großen Magnum Fotografen Thomas Hoepker auf der für ihn wohl persönlichsten Reise seiner Karriere mit der Kamera begleitet zu haben. Seine Fotos kannte ich aus Kindertagen, den Menschen hinter diesen ikonischen Bildern wollte ich unbedingt entdecken. Doch auch uns hat die Pandemie eiskalt erwischt, zwei Wochen vor Drehbeginn mussten wir coronabedingt eine Vollbremsung hinlegen mit ungewissem Ausgang. Dass dieses Herzensprojekt dann schließlich doch stattfinden konnte, grenzt an ein Wunder, das mich mit Demut erfüllt. Ich hoffe, dass sich die Magie dieser sehr besonderen Reise auch auf das Kinopublikum mit überträgt.“ – Nahuel Lopez
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Mittwoch 22.06.2022
TICS – MIT TOURETTE NACH LAPPLAND
Ab 23. Juni 2022 im Kino
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Daniel, Marika und Leo wollen ihr Tourette erforschen. Regisseur Thomas Oswald begleitet die Drei in seinem Dokumentarfilm „Tics – Mit Tourette nach Lappland“ auf ihrer Suche nach neuen Behandlungsformen und einem Ort, an dem sie einfach sie selbst sein dürfen. Auf Anraten des Neurologen Prof. Dr. Alexander Mu?nchau reisen Daniel, Marika und Leo zunächst zu verschiedenen Forschungszentren in Frankreich und Deutschland. Sie befragen Ärzte und Therapeuten zu aktuellen Behandlungsformen und konfrontieren sie mit ganz persönlichen Erfahrungen durch fehlgeleitete Therapien. Zusammen mit Prof. Dr. Mu?nchau und dem Psychiater Dr. Daniel Alvarez-Fischer geht die Reise weiter bis in die Inari-Region im Norden Finnlands. In der Weite der finnischen Wald- und Seenlandschaft können sie frei ticcen, ohne gesellschaftlichem Druck, Argwohn oder gar Sanktionen ausgesetzt zu sein. Sie machen Bekanntschaft mit den Sami und deren Sicht auf das Leben und deren schamanischen Ritualen. Und sie probieren eine neue Behandlungsform aus: Die meta-kognitive Therapie, in der die bewusste Lenkung der eigenen Aufmerksamkeit eine zentrale Rolle spielt. Neue Erfahrungen und Erkenntnisse lassen das Stigma der Tics immer mehr in den Hintergrund rücken. Die Chance auf einen selbstbestimmten Umgang des Trios mit dem Tourette scheint mit jedem Tag in Lappland zu wachsen.

Ein Film von Thomas Oswald



Im Gespräch mit Thomas Oswald

Wie bist Du auf das Thema Deines Films gestoßen und was hat Dich daran gereizt?
Durch meinen Kollegen Hans-Jo?rg Kapp lernte ich 2016 Prof. Dr. Alexander Mu?nchau kennen. Ich hatte schon von Hans-Jo?rg Kapps und Alexander Mu?nchaus gemeinsamen Theaterprojekten mit Tourette-Betroffenen und von ihrer „Agentur für Überschüsse“ geho?rt. Nun erfuhr ich mehr u?ber Prof. Dr. Mu?nchaus Arbeit und Forschung zum Tourette-Syndrom. Ich war schnell fasziniert von dieser Krankheit, die Menschen zu ungewollten Aktionen, Handlungen und Lauten zwingt. Nur eine kleine Vera?nderung im Gehirn hat so dramatische Auswirkungen. Neben den Ursachen dieser Krankheit interessierte mich vor allem auch der Umgang unserer Gesellschaft mit diesen doch auf eine gewisse Art devianten Menschen, die nicht in die Norm passen.

Wie hast Du Deine Protagonist*innen gefunden? Musstest Du sie erst davon überzeugen, am Film mitzuwirken? Und wie war die Arbeit mit ihnen?
Zwei unserer Protagonist*innen standen schon zu Beginn der Entwicklung fest. Daniel Weber hatte zuvor mit der „Agentur für Überschüsse“ gearbeitet und kannte somit sowohl Alexander Münchau als auch Hans-Jörg Kapp. Marika Moritz und Hans-Jörg Kapp kannten sich durch seine Tätigkeit als Professor in Hannover. Sie hatte dort bei ihm studiert. Nur die dritte Person mussten wir noch suchen, da uns die Dynamik einer Dreier-Gruppe passender erschien. Hierzu haben wir z.B. über Facebook-Gruppen mit Tourette-Bezug zu einem Casting aufgerufen, aber auch Tourette behandelnde Ärzt*innen gefragt, ob eine*r ihrer Patient*innen vielleicht infrage käme. Mit mehreren Personen haben wir dann intensiv gesprochen und geschaut, wer denn noch am besten in die Gruppe passen könnte. So sind wir zu Leonard Kohlhoff gekommen. Wirklich überzeugen, mit auf die Reise zu kommen, mussten wir zum Glück niemanden. Zu groß war das Interesse an dem Projekt und die Lust auf die lappländische Ruhe.
Ich weiß gar nicht, ob ich wirklich von einer „Arbeit mit den Protagonist*innen“ sprechen kann, da es in erster Linie darum ging, auf eine gemeinsame Reise zu gehen und zu schauen, was sich entwickelt und ob sich unsere Thesen bewahrheiten. Über einen längeren Zeitraum so dicht aufeinander – neben den Protagonist*innen gab es ja auch noch das Team – ergeben sich natürlich auch mal Spannungen. Aber es war toll, Daniel, Marika und Leo als Menschen kennenzulernen und auch von ihnen zu lernen.

Welche Erkenntnisse haben Dich im Laufe der Dreharbeiten besonders überrascht?
Besonders überrascht hat mich, wie wenig die Tics mich doch irgendwann gestört haben. Die waren einfach wie ein Hintergrundrauschen. Das ging nicht allen so. Insbesondere Marika wurde sehr durch die Tics der anderen gefordert. Dies behandeln wir ja auch im Film. Mich hat es aber dazu veranlasst, noch einmal genau zu hinterfragen, wie Vorurteile unser Denken oftmals bestimmen. Wenn wir uns, auch in anderen Bereichen, davon freimachen könnten, wären vielen und auch unserem Miteinander sehr geholfen. Aber darum geht es ja auch schlussendlich im Film: nicht, dass wir Menschen, die einer bestimmten Norm nicht entsprechen, ins Nirgendwo verbannen oder ihnen das Gefühl geben, sich am besten zu verstecken, sondern dass wir ihnen als Gesellschaft ermöglichen, so zu sein, wie sie sind, ohne sich deshalb schlecht zu fühlen.

Du dankst im Abspann Deines Films unter anderem dem Institut für Systemische Motorikforschung sowie einigen Unis, Hochschulen und Kliniken. Welche wichtigen Anlaufstellen für Tourette-Betroffene gibt es in Deutschland und Europa?
Im Rahmen des Filmprojekts gab es eine große Unterstützung einiger Institutionen und Personen, die sich der Tourette-Forschung widmen. Wichtig war uns eine medizinisch korrekte Sicht auf Tourette und die möglichen Therapien, da in den Medien und auch sozialen Medien oftmals nur sehr spektakuläre Formen präsentiert werden. Dies verunsichert oft Betroffene oder Eltern von betroffenen Kindern. Als Anlaufstellen würden ich darum erst einmal die Tourette-Gesellschaft Deutschland und den Interessenverband Tic empfehlen, die dann auch ganz individuelle Hilfsangebote vermitteln können.
Biografie


THOMAS OSWALD wurde 1980 in Seesen, Niedersachsen, geboren. Er studierte Film an der HfbK Hamburg bei Wim Wenders. Seit seinem Abschluss 2008 arbeitet er als freier Kameramann und Regisseur. Er war Bildgestalter bei einer Vielzahl von Projekten, von Dokumentarfilmen über kommerzielle Projekte bis hin zu experimentellen Arbeiten. Neben seiner Tätigkeit als Kameramann entwickelt und produziert er auch eigene Dokumentarfilme. „Tics – Mit Tourette nach Lappland“ ist sein zweiter abendfüllender Dokumentarfilm.

2007
„Les Temps Qui Changent“ (KF), Regie & Kamera

2010
„Nicht mein Ding“ (KF), Kamera; Regie: Hans Helle

2011
„Ein Mädchen namens Yssabeau“ (KF), Kamera; Regie: Rosanna Cuellar

2012
„Caves of the Dead“ (Dok., 3D), Kamera; Regie: Norbert Vander

2016
„Warum lacht Herr W.?“ (Dok.), Kamera; Regie: Jana Papenbroock

2016
„Im Mittelpunkt der Welt“ (Dok.), Regie & Kamera

2017
„La Llorona“ (KF, 3D), Kamera; Regie: Rosana Cuellar

2021
„Tics – Mit Tourette nach Lappland“, Regie & Kamera
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Donnerstag 16.06.2022
SCHMETTERLINGE IM OHR (plus Interview mit PASCAL ELBÉ)
Ab 16. Juni 2022 im Kino
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Antoine, ein gutaussehender Geschichtslehrer in seinen frühen Fünfzigern, ist Ignorant der Extraklasse, vor allem wenn es um Symptome des eigenen Alterns geht: Wortmeldungen seiner Schüler oder die Gefühlslage seiner Freundin – geht ihn nichts an. Sogar das morgendliche Schellen seines Weckers ignoriert er. Seine neue Nachbarin Claire treibt er mit ohrenbetäubendem Lärm in den Wahnsinn. Ihre Wutausbrüche perlen an Antoine gnadenlos ab – wie alles in dieser Welt. Erst als er in der Schule auch den Feueralarm ignoriert, ist Antoine gezwungen, sich der unangenehmen Tatsache zu stellen: Er ist so gut wie taub. Und das im besten Alter!
Mit dem Einsatz von Hörgeräten eröffnet sich ihm bald eine neue Welt, aber die bringt nicht nur Freude. Dieses Accessoire der Alten passt einfach nicht zu seinem Selbstverständnis als Mann. Noch schlimmer ist für ihn, dass er plötzlich alles mitbekommt, was er sonst entspannt ausblenden konnte. Seine demente Mutter, seine überforderte Schwester, die von ihm jahrelang brüskierte Lehrerschaft – alles prasselt nun ungefiltert auf ihn ein. Nur ein einziger Mensch bedrängt ihn nicht: Violette, die kleine Tochter Claires, die seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr spricht. Plötzlich nimmt er gegen seine Natur Anteil an anderen. Mehr noch: er verliebt sich in ihre Mutter. Aber Hörgeräte sind kein Garant für gute Verständigung. Denn die will gelernt sein...

Eine hinreißend turbulente Komödie über die Schwierigkeiten der zwischenmenschlichen Kommunikation und den betörenden Charme der Ignoranz. Getragen von der gnadenlosen Komik, die entstehen kann, wenn Menschen nonchalant aneinander vorbeireden, nähert sich Schauspieler und Regisseur Pascal Elbé spielerisch einem existentiellen Thema: dem Unabänderlichen im
Leben und der Chancen, die darin liegen, die Herausforderungen anzunehmen.

Ein Film von Pascal Elbé
Mit Pascal Elbé, Sandrine Kiberlain, Valérie Donzelli, François Berléand, Emmanuelle Devos u.v.m.

REGISSEUR UND HAUPTDARSTELLER PASCAL ELBÉ

Pascal Elbé (geboren 1967) ist ein angesehener französischer Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor. Seine erste Schauspielerfahrung sammelte er auf der Theaterbühne. Den ersten Erfolg als Drehbuchautor hatte er mit dem Theaterstück „Tout baigne“, das 1999 auch für die Leinwand adaptiert wurde. 1996 gab Pascal Elbé in Gérard Jugnots Film FALLAIT PAS!... sein Kinodebüt.
Der Schauspieler spezialisierte sich auf Komödien und drehte drei Filme unter der Regie von Ariel Zeïtoun: XXL (1997), LIEBE AUF DEN SEXTEN BLICK (1998) und LE DERNIER GANG (2007).
Auch Buddy-Komödien wie u.a. LES PARASITES (1999) von Philippe de Chauveron, LE RAID (2002) von Djamel Bensa#ah, NOS AMIS LES FLICS (2004) von Bob Swaim und 3 AMIS (2007) von Michel Boujenah zählen zu seinem Repertoire.
2003 spielte Pascal Elbé in Michel Boujenahs PÈRE ET FILS, für den er auch das Drehbuch schrieb und erhielt eine César-Nominierung als Bester Nachwuchsdarsteller.
Danach zählte er zu den etablierten Gesichtern des französischen Kinos und war in Filmen zu sehen, wie u.a. in L‘AMOUR AUX TROUSSES von Philippe de Chauveron (2005) neben Jean Dujardin, LA TÊTE DE MAMAN (2007) von Carine Tardieu, an der Seite von Sandrine Bonnaire
in EIN SCHLICHTES HERZ (2008) von Marion Laine, in Lorraine Lévys WENN WIR ZUSAMMEN SIND (2008) neben Vincent Lindon und EINE GANZ RUHIGE KUGEL (2013) von Frédéric Berthe an der Seite von Gérard Depardieu und Virginie Efira.
2010 arbeitete Pascal Elbé zum ersten Mal als Regisseur. Sein Film TÊTE DE TURC, für den er auch das Drehbuch schrieb, erhielt eine Nominierung für den César-Filmpreis als Bester Erstlingsfilm. SCHMETTERLINGE IM OHR ist die dritte Regiearbeit des vielseitigen Künstlers, der sich nebenbei auch leidenschaftlich für die israelische Kultur einsetzt und jeden Sonntag die Dokumentation „Israel at the Crossroads“ auf dem Sender D8 moderiert.


INTERVIEW MIT REGISSEUR UND HAUPTDARSTELLER PASCAL ELBÉ

Wie kamen Sie auf die Idee für SCHMETTERLINGE IM OHR?
Zunächst einmal hatte ich den Wunsch, nach meiner Arbeit an Dramen und Krimis zu meiner ersten Liebe zurückzukehren und wieder eine Komödie zu schreiben...
Und was das Thema angeht, waren es meine Kinder, die mir aufzeigten, was sich direkt vor meiner Nase befand, nämlich meine eigene zunehmende Schwerhörigkeit. Nie hätte ich gedacht, dass einmal etwas aus meinem Leben zu einem Film werden würde und zögerte ein wenig. Erst nachdem ich David Lodges Buch „Wie Bitte?“ gelesen hatte, war ich schließlich überzeugt: Ich war beeindruckt, wie gut es Lodge gelungen war, zu vermitteln, wie es sich anfühlt, schwerhörig zu sein.
Die Herausforderung bestand also darin, eine Geschichte zu finden, die nicht nur eine klinische Bestandsaufnahme des Lebens eines Schwerhörigen darstellt. Hier liegt die Stärke von „Wie Bitte?“. Es ist ein Roman, der diese mir gut bekannte Situation beschreibt, dem es aber gelingt, daraus eine universelle Erzählung zu konstruieren. Meine Geschichte wurde zu einer romantischen Komödie. Obwohl... Ich weiß nicht wirklich, was ‚romantisch‘ in unserem Alter bedeutet. Es ist die Geschichte einer Begegnung. Mein Film ist ein Komödie der Begegnungen...

Aber die Herausforderung bestand darin, mit der eigenen Einschränkung auf komische Art und Weise umzugehen. War dies eine Selbstverständlichkeit?
Die Situationen, in denen sich Gehörlose befinden können, sind manchmal so verwunderlich, dass ich mir die Idee zu diesem Film in keiner anderen Form vorstellen konnte. Lachen bei Schwerhörigkeit? Kein Problem! Tatsächlich wurde dieses Handicap schon im antiken Theater als Gegenstand der Komödie betrachtet. Ein Mann, der nicht hören kann – Was? Wie? Der Herr sagt... – das ist etwas Lustiges. Über einen Blinden lacht man seltener...

Wie in der Szene, in der alle Antoine nach seinem Geständnis anschauen, ohne eine große Sache daraus zu machen?
Ganz genau. Er dachte, er würde ein Geständnis ablegen, das eine außerordentliche Wirkung erzielt. Jedoch bekommt er nur die Antwort: „Es ist mir lieber, dass Sie schwerhörig sind als depressiv.“ Danach widmet sich jeder schnell wieder etwas anderem. Antoine wird mitten in seinem Geständnis, das ihn persönlich viel Überwindung kostete, unterbrochen. Er merkt, dass sich die anderen nicht mehr länger damit beschäftigen. Aber die Schwerhörigkeit sollte nicht den ganzen Platz in dieser Geschichte einnehmen. Vielmehr richtet sich der Fokus auf die Begegnung mit Claire, gespielt von Sandrine Kiberlain, und ihrer Tochter im Film.

Das kleine Mädchen hat kürzlich den Vater verloren und spricht seitdem kein Wort mehr...
Ja, und das ist übrigens eine Situation, die mich zum Lachen brachte: ein schwerhöriger Typ, der auf ein Mädchen trifft, das beschließt stumm zu bleiben...

Missverständnisse eignen sich gut für komische Situationen. Häufig kann eine amüsante Kluft entstehen zwischen demjenigen, der die Welt nicht wahrnimmt, und der Welt, die aber glaubt, dass er sie wahrnimmt...
Ja, es steckt viel humorvolles Potential in dieser Kluft. Es gibt völlig verrückte und alltägliche Situationen, die mir widerfahren sind, weil ich einfach nicht hörte, was ich hätte hören sollen.

Ein Leben mit permanenten Missverständnissen...
Das ist es. Tatsächlich hieß der Film ursprünglich „Les malentendus“ („Missverständnisse“). Dieses Handicap ist sehr undankbar, denn es ist ärgerlich, wenn man ständig die andere Person bitten muss, das Gesagte zu wiederholen. Irgendwann kommt der Moment, wo man es satt hat nachzufragen und man gibt auf. Dann tut man so, als verstünde man, was los ist. Der Austausch ist wichtig. Und manchmal sieht man wie ein Idiot aus. Denn, seien wir mal ehrlich, wir sind oft nicht auf dem Laufenden und wirken völlig abgehoben.

Wie in der lustigen Szene mit Sandrine Kiberlain im Restaurant...
Genau, das ist mein Leben... Obwohl diese Situationen oft lustig wirken, darf man nicht vergessen, wie anstrengend sie sind. Schwerhörigkeit ist im Alltag eine Art Balanceakt zwischen dem, was man wahrnimmt und dem was man nicht mitbekommt. Es ist schwierig, damit zu leben. Man versucht weder als Spaßbremse noch als hochmütiger Kerl rüberzukommen. Es braucht manchmal viel Willenskraft, um dranzubleiben und sich für das zu interessieren, was einem erzählt wird. Man kann sehr schnell abschalten. Das ständige Geplapper heutzutage im Fernsehen und auch bei sehr mitteilungsbedürftigen Mitmenschen begeistert mich wenig. Da ist so eine Behinderung manchmal auch ganz praktisch. Das ist eine Art, sich abzuschotten.
Es war auch spannend, dieses Thema in einer Zeit aufzugreifen, in der Kommunikation so kompliziert geworden ist; eine Zeit, in der jeder ständig mit seinem Smartphone beschäftigt ist. Wir kommunizieren sehr wenig. Wir verbinden uns, aber wir kommunizieren nicht wirklich. Wenn man schwerhörig ist, kann man sich leicht in sich zurückziehen und „der Gesellschaft von Menschen entkommen“, wie David Lodge sagt. Das tue ich nicht, weil ich den Kontakt brauche. Vielleicht mehr als jeder andere.

Zunächst befindet sich Antoine in der Leugnungsphase. Dann schämt er sich und versucht alles zu vertuschen. Er glaubt, sich verstellen zu müssen. Alle diese Phasen schaffen komische Situationen.
Es war notwendig, die verschiedenen Phasen von der Verleugnung bis hin zur Akzeptanz aufzuführen. Das ist dramaturgisch interessant, aber vor allem beschreibt es die wahre Chronologie der Schwerhörigkeit. Bis man ein Hörgerät bekommt, vergehen mehrere Wochen, in denen das Gehirn versucht, alle Geräusche zu filtern. Möglicherweise wehrt man sich dagegen. Einige Menschen steigen aus, wenn sich das Gehirn daran gewöhnen muss. Es gibt also eine lange Phase bis zur Akzeptanz.

Im Film wird Schwerhörigkeit zunächst als ein körperliches Problem behandelt, schnell geht die Handlung aber ins Metaphorische über. Es wird zur Geschichte eines Mannes, der sich zurückzieht und einsam fühlt.
Seine Mutter, gespielt von Martha Villalonga, sagt im Film zu ihm: „Dein Vater war vielleicht nicht taub, aber er hatte nie Interesse an anderen Menschen. Ihr beide seid gleich.“ Kurz, mein Film erzählt die Geschichte eines Mannes, der erst lernt richtig zuzuhören, als er fast taub ist. Er erkennt, als ihm sein Gehörverlust bewusst wird, dass diese Behinderung zu einer Beziehung zwischen ihm und anderen führte, von der er sich befreien muss. Und der Film erzählt die Geschichte dieser Reise. Ich gebe zu, ich mag die Stille und ich mag die Einsamkeit. Sie begleiten mich seit Jahren. Aber seltsamerweise gehe ich vielleicht auch, seitdem ich mir meiner Hörbehinderung bewusster geworden bin, ein wenig mehr auf andere zu.

Es gibt eine Szene, wahrscheinlich eine der wichtigsten im Film, in der Antoine das Haus seiner Mutter verlässt, am Strand spazieren geht und das Hörgerät herausnimmt. Im Grunde schaltet er den Ton ab. Weil er seine Mutter und seine Familie nicht mehr aushält, und er will
aus diesem Chaos herauskommen...

Das ist der einzige Vorteil, den man in dieser Situation hat...

Ja, aber sehr schnell macht er sein Hörgerät wieder an. Er merkt, dass es schön ist, die Welt zu hören, auch wenn sie ihn oft ins Chaos stürzt...
Diese Szene ist sehr wichtig für mich. Es ist die Szene der Akzeptanz. Die Welt kann chaotisch und hart sein, aber gleichzeitig werden wir, wenn wir uns von ihr abgrenzen, nicht nur mit Stille und Einsamkeit, sondern mit dem Nichts konfrontiert. Es gibt eine Stille, die wir manchmal wählen und die auch wohltuend sein kann, aber es gibt auch eine Stille, die Ängste hervorruft und beschämend ist. Ja, manchmal ist das Leben zu laut. Es tut weh und deshalb will man da rauskommen. Aber man muss durchhalten. In der nächsten Szene sitzt Antoine mit seiner Schwester im Auto. Sie geht ihm auf die Nerven und er macht das Hörgerät aus. Es ist immer sehr verlockend, einfach den Stecker zu ziehen. Der Zwiespalt ist permanent da...
Schon bald wird Antoine auf andere treffen, die zwar nicht das gleiche Gehörproblem haben, sich aber in einer ähnlichen Situation befinden: sie sind von Einsamkeit und Zurückgezogenheit angezogen.

Schon bald wird Antoine auf andere treffen, die zwar kein Gehörproblem haben, sich aber dennoch in einer ähnlichen Situation oder Gemütsverfassung befinden: Sie finden den Gedanken an das Alleinsein und an ein zurückgezogenes Leben anziehend.
Ein wesentlicher Aspekt der Geschichte war das Kennenlernen von Claire (Sandrine Kiberlain) über ihre kleine Tochter, die nach dem Tod ihres Vaters beschlossen hat zu schweigen. Mit dem Mädchen fühlt sich Antoine wohl, weil sie nicht spricht. Es ist bequem für ihn: Er muss nicht zuhören. Es ging auch darum, die Einsamkeit der beiden aufzuzeigen. Ich glaube ihre Einsamkeit symbolisiert auch die Einsamkeit unseres heutigen Lebens. Wenn mein Film ein Gemälde wäre, wäre es eines von Edward Hopper, der ebenfalls taub war. In den meisten seiner Bilder stehen sich die Menschen nie gegenüber. Sie sehen sich kaum an. Sie sprechen nie oder nur sehr selten. Sie sind alle in ihrer eigenen Welt. Meine Figuren sind ein Gemälde von Hopper. Sie sind alle in ihrer Blase
eingeschlossen, bevor sie sich kennenlernen.

Bei allen Figuren hat das Leben tatsächlich seine Spuren hinterlassen. Claire ist Witwe, ihre kleine Tochter hat den Vater verloren und sich zurückgezogen; Antoines Mutter leidet an Alzheimer und seine Schwester schimpft darüber, Single zu sein.
Es geht darum, all diese Menschen mit sich selbst und mit anderen zu versöhnen. Und am Ende des Films finden sich alle als eine große, wackelige, gemischte Familie wieder. Ich fand, dass die Hörbehinderung einen großartigen Ausgangspunkt bildet, um diese nebeneinander lebenden Menschen zu zeigen, die sich schließlich begegnen, adoptieren und am Ende zu einer Familie zusammenfinden.

Die Beziehung mit dem kleinen Mädchen ist der Auslöser...
Ja, man denkt an all die Filmszenen, in denen ein Erwachsener und ein Kind zusammenarbeiten, ohne viel zu sagen... Ich saß neben ihr und dachte an Chaplins DER VAGABUND UND DAS KIND. Ich entschuldige mich für die gewaltige Referenz: Man kann Referenzen haben, aber das bedeutet nicht, dass man auch so gut sein muss. Diese Referenzen leiten uns... Wenn Antoine mit dem Mädchen isst, wollte ich sehr wenig Dialog. Sie sitzen im gleichen Raum und er schaut ihr beim Essen zu. Es ist okay für ihn, dass sie nicht spricht und ebenso ist es okay für sie, dass er nichts fragt. Nur so können sie einander begegnen und verstehen.

Warum haben Sie sich entschieden, Antoine zu einem Lehrer zu machen?
Zu Beginn war Antoine ein Schauspieler. Das war sehlustig. Da gab es zum Beispiel eine Szene, in der er einen historischen Film mit einem Helm auf dem Kopf spielte, was ihm mit seinem Hörgerät unglaubliche Probleme bereitete. Wenn er den Helm aufsetzt gibt es eine Rückkopplung, und wenn er das Hörgerät herausnimmt, hört er nichts und reagiert auch nicht, wenn der Regisseur das Go gibt. Dann kam ich bei dieser Wahl aber ins Zweifeln. Gemeinsam mit dem Produzenten überlegten wir, ob er nicht einen ganz normalen Job braucht, näher dran an den Menschen. Natürlich passte die Schauspielerei gut zu meinem Leben, aber der Film wurde zu selbst-reflektierend. Ich hatte das Gefühl, dass es mir schwerer fallen würde, die erzählerische Entwicklung der Figur zu entwickeln, wenn ich in diesem autobiografischen Bereich bliebe. Man ist immer auf der Suche nach einem Film, in jeder Phase seiner Entstehung...

Was heißt das ?
Ein Film ist etwas Lebendiges. Das Drehbuch ist nur ein Übergangsobjekt, ebenso die Dreharbeiten zu einem gewissen Grad. Im Übrigen muss man sich beim Schnitt wirklich anstrengen, um die Fehler im Drehbuch zu korrigieren. Vor allem, wenn man beim Schreiben zu übermäßig erklärenden Dialogen neigt, die man zum Zeitpunkt des Drehs noch nicht loswerden kann. Am Ende des ersten Schnitts waren es zwei Stunden. Und der Produzent fragte mich ein wenig ironisch, ob ich denke, dass ich fertig sei. Ich sagte ihm, ich sei zu 95% fertig. Er sagte: „Du kürzt um 20 Minuten.“ Am Anfang hat man das Gefühl, dass man aufgefordert wird, seinen Film komplett zu überarbeiten. Aber er hatte recht. Am nächsten Tag nahm ich 8 Minuten weg. Am folgenden Tag nochmal 15.
Der Schnitt fiel mir leicht. Beim Schreiben ist es schwerer, einfach etwas wegzu#assen, weil man zur Beruhigung extra Zeilen hinzufügt, weil man sich immer wieder sagt, dass die Leute es ansonsten nicht verstehen werden. Die Versuchung ist groß, wenn man über seine Behinderung
schreibt und sie mit anderen teilen möchte, zu oft sagen zu wollen, was man fühlt.

Wie war dieser Dreh, bei dem Sie sowohl vor als auch hinter der Kamera standen?
Bei diesem Dreh geschah ein kleines Wunder. Wir drehten den Film in sechseinhalb Wochen. Ich bin ziemlich akribisch, also war alles bis ins kleinste Detail vorbereitet. Der Vorteil eines Schauspielers besteht darin, dass man in der Lage ist, alle möglichen Fallstricke vorauszusehen.
Das kleine Wunder, zumindest für mich, war, dass ich wohl genug Erfahrung besaß – was ich vor Drehbeginn nicht wusste –, um mit meinen KollegInnen gemeinsam spielen zu können. Ich meine, ich habe ihnen nicht beim Schauspielen zugeschaut. Nach den Szenen ging ich natürlich wieder an meinen Regie-Platz zurück. Wir hatten alle Spaß bei den Dreharbeiten, besonders mit Partnerinnen wie Sandrine Kiberlain und Emmanuelle Devos war es ganz einfach, weil wir uns schon sehr lange kennen. Es herrschte eine Art Selbstverständlichkeit.

Wonach haben Sie das Casting ausgerichtet?
Da ich sowohl vor als auch hinter der Kamera stand, wollte ich Schauspieler, mit denen ich eine direkte Verbindung haben konnte. Ich wollte nicht überzeugen müssen. Wenn ich einen Film mache, dann renne ich los: Man muss direkt mit einsteigen, sonst bringt es gar nichts. Es steht alles im Drehbuch, und ich wollte mein Drehbuch nicht an Schauspieler verkaufen. Die Wahl für Sandrine Kiberlain war offensichtlich. Wir kennen uns seit 20 Jahren und ich liebe sie. Emmanuelle Devos gehört zu meinem engsten Kreis. Ich habe meinen ersten Kurzfilm mit ihr gedreht. Sie war schon eine anerkannte Schauspielerin, als ich ein Zwerg war. Wir kennen uns sehr gut. Ich wollte mich mit Leuten umgeben, mit denen ich mich wie in einer Familie fühle.
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Donnerstag 09.06.2022
ZWISCHEN UNS
Ab 16. Juni 2022 im Kino
Feinfühlig und voller Wucht zeichnet ZWISCHEN UNS ein außergewöhnliches Mutter-Sohn-Porträt. Eva (LIV LISA FRIES) und ihr 13-jähriger, autistischer Sohn Felix (JONA EISENBLÄTTER) sind unzertrennlich. Während der scheue Felix unter Angst- und Wutattacken leidet und immer wieder aus der Schule wegläuft, kämpft Eva mit aller Kraft für ein stabiles und harmonisches Zusammenleben. Vertrauen und Verzweiflung, Hoffnung und Ohnmacht liegen in ihrer Beziehung nur einen Herzschlag voneinander entfernt. Eine Geschichte über Liebe und Loslassen ... über einen Neuanfang.

Ein Film von Max Fey
Mit Liv Lisa Fries, Jona Eisenblätter, Thure Lindhardt, Lena Urzendowsky, Corinna Harfouch u.a.

REGISSEUR MAX FEY ÜBER ZWISCHEN UNS

Was bedeutet es, an die Grenzen getrieben zu werden durch den Menschen, den man´am meisten liebt? Oder sich trennen zu müssen, obwohl man sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht, als zusammen zu sein?
Es gibt in meinem familiären Umfeld Menschen, die mit Asperger diagnostiziert wurden. Und ich habe viele Familien mit autistischen Kindern kennengelernt, die dadurch in einem schwierigen Zwiespalt waren, die eine Entscheidung treffen mussten. Ich war schockiert, gerührt und auch fasziniert von diesen Begegnungen; es hat mich nicht mehr losgelassen.
Ich habe jahrelang recherchiert, habe mit autistischen Kindern gearbeitet, deren Eltern kennengelernt, habe mit Betreuern vom Familienentlastenden Dienst sowie mit Beamten und Juristen vom Jugendamt gesprochen. Alle haben gute Absichten. Wirklich. Aber vielleicht oder gerade deswegen nehmen die Dinge oft ihren Lauf.
Für mich war der erste Ansatz, einen autistischen Jungen zu portraitieren, seinen Alltag, seine Ängste, seine Bedürfnisse, seine Familie. Aber was heißt es autistisch zu sein? Wie fühlt sich das an? Wie genau sieht die Welt eines Autisten aus? Wie kann man das überhaupt wissen?
Im Prozess des Schreibens wurde uns bewusst, dass wir die Geschichte einer Mutter erzählen wollen. Einer alleinerziehenden, starken Frau, die wirklich alles in Bewegung setzt, um ihrem Sohn zu helfen. Und die gleichzeitig keine Ahnung hat, wie genau ihr Sohn die Welt sieht. Im Umgang mit Autisten ist es vielleicht genau diese Ohnmacht, die uns Nicht-Autisten verbindet. Evas Geschichte ist tragisch, leidenschaftlich, liebevoll, verzweifelt. Eva handelt so, weil sie nicht anders kann.
ZWISCHEN UNS ist für mich eine Geschichte über Liebe. Über Vertrauen und Hoffnung. Über Loslassen. Es ist die Geschichte eines Neuanfangs.


ZWISCHEN UNS - LIV LISA FRIES - VITA

Liv Lisa Fries ist eines der großen Schauspieltalente Deutschlands und wurde 2017 von „Variety“ zu den „10 Europeans to watch“ gekürt. Als Charlotte Ritter in der viel beachteten TV-Serie „Babylon Berlin“ von den Autoren und Regisseuren Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten begeistert sie Kritiker und Publikum gleichermaßen. Derzeit laufen die Dreharbeiten für die vierte Staffel.
Liv Lisa Fries wurde 1990 in Berlin geboren und steht seit 2005 vor der Kamera. Ihre erste Hauptrolle spielte sie 2006 in „Schimanksi - Tod in der Siedlung“ von Torsten C. Fischer an der Seite von Götz George.
Große Aufmerksamkeit erlangte sie mit dem ARD-Film „Sie hat es verdient“, in dem sie die aggressive Jugendliche Linda spielt, die ihre Mitschülerin zu Tode quält. Für ihre überzeugende Darstellung wurde sie 2012 mit der Goldenen Kamera als
Beste Nachwuchsschauspielerin sowie 2011 mit dem Günter-Strack-Fernsehpreis ausgezeichnet.
Ihre erste größere Rolle auf der Kinoleinwand hatte sie 2010 in dem preisgekrönten Jugenddrama BIS AUFS BLUT – BRÜDER AUF BEWÄHRUNG von Oliver Kienle.
Weiter spielte sie unter anderem Sophie Scholl in der ZDF/ ARTE-Reihe „Frauen, die Geschichte machten“, die Titelrolle im SWR-Tatort „Zirkuskind“ und die junge Amoklauf-Überlebende Laura in dem Kinofilm STAUDAMM (2013) von Thomas Sieben.
Für diese Rolle und ihre Darstellung der jungen an Mukoviszidose erkrankten Lea in UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT (2013) wurde sie mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet. Für UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT wurde sie unter anderem auch mit dem Bayerischen Filmpreis, dem Max-Ophüls-Preis und beim deutschen Regiepreis „Metropolis“ ausgezeichnet.
2015 war sie in Dietrich Brüggemanns HEIL und Özgür Yildirims BOY 7, 2016 als junge Lou Andreas Salomé in LOU ANDREAS SALOMÉ – WIE ICH DICH LIEBE von Cordula Kablitz Post im Kino zu sehen. Im dritten Teil der ARD-Trilogie „Mitten in Deutschland: NSU“ spielte sie die Kommissaranwärterin Charlotte Adler. Oliver Alexander Alaluukas’ Tragikomödie RAKETE PERELMAN (2017) mit Liv Lisa Fries in der Hauptrolle der jungen Modedesignerin Jen feierte auf dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis Premiere. Der Kinofilm PRÉLUDE (2019), in dem sie neben Louis Hofmann zu sehen war, lief auf dem Filmfest München. Aktuell sieht man sie an der Seite von Jannis Niewöhner in Detlev Bucks Neuverfilmung von Thomas Manns DIE BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL (2021). Gerade abgedreht hat sie den internationalen Netflix-Film „Munich“ unter der Regie von Christian Schwochow.
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Donnerstag 02.06.2022
SUNDOWN – GEHEIMNISSE IN ACAPULCO
Ab 09. Juni 2022 im Kino
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Acapulco, Mexiko: In einem Luxushotel am Strand verbringt Neil (Tim Roth) mit Alice (Charlotte
Gainsbourg) und ihren Kindern entspannte Urlaubstage. Das Idyll hat ein Ende als Alice ein Anruf aus London erreicht: Ihre Mutter ist gestorben. Während sie umgehend zurück nach London reist, um sich um die Hinterlassenschaften zu kümmern, kehrt Neil vom Flughafen an den Strand zurück – angeblich hat er seinen Pass im Hotel liegen lassen. Um einer Rückkehr in sein Leben zu umgehen, lügt er Alice fortan weiter an. Bis sie eines Tages wieder am Strand steht und ihn konfrontiert, mit seinen Lügen und seiner fehlenden familiären Verantwortung.
Die schwelenden Konflikte brechen offen zutage, doch Neil zieht sich nur umso weiter zurück und bleibt nach einem weiteren Schicksalsschlag am Ende wieder allein am Strand zurück, während die Sonne immer wieder aufs Neue untergeht, am Strand von Acapulco.

Regie: Michel Franco
Mit Tim Roth, Charlotte Gainsbourg, Iazua Larios

Nach NEW ORDER – DIE NEUE WELTORDNUNG setzt Autor und Regisseur Michel Franco mit SUNDOWN – GEHEIMNISSE IN ACAPULCO seine filmische Suche nach Reaktionen von Individuen und Gesellschaften in Ausnahmesituationen fort. Taucht in einem ruhigen Erzählstil, der einer Momentaufnahme gleicht, ein in die Sonnen- wie Schattenseiten von Acapulco und legt dabei oftmals wortlos das Seelenleben seiner Protagonisten offen.
Ein flirrender, leiser, bildstarker Thriller, der vor der kontrastreichen Kulisse Acapulcos die Diskrepanzen aufzeigt, die in jeder noch so untrennbar scheinenden Beziehung stecken und die umso schonungsloser zutage treten, wenn das Gleichgewicht eines bestehenden Systems durch unvorhergesehene Ereignisse ins Wanken gerät.
SUNDOWN – GEHEIMNISSE IN ACAPULCO feierte seine Premiere im Wettbewerb der 78. Internationale Filmfestspiele von Venedig und startet am 9. Juni 2022 im Verleih von Ascot Elite Entertainment und 24 Bilder bundesweit in den Kinos.


MICHEL FRANCO (Drehbuch, Regie, Produktion, Schnitt)

Michel Franco wurde 1979 in Mexico City geboren, zählt aktuell zu den führenden mexikanischen Filmemachern und verfügt längst auch international über großes Renommee. Zu den Filmen, die er geschrieben, inszeniert und produziert hat, gehören CHRONIC (2015), der beim Festival de Cannes einen Preis für das beste Drehbuch erhielt, LAS HIJAS DE ABRIL (2017), der im Rahmen von Un Certain Regard beim Festival de Cannes den Jurypreis gewinnen konnte, und DESPUÉS DE LUCÍA (2012), der im Rahmen von Un Certain Regard beim Festival de Cannes den Hauptpreis zugesprochen bekam.
Sein Regiedebüt hatte Franco 2009 mit DANIEL Y ANA abgeliefert; 2015 realisierte er zudem den Film A LOS OJOS. Zudem ist Michel Franco Produzent von 600 MILES („600 millas“, 2015) von Regisseur Gabriel Ripstein, der auf der Berlinale den Preis für das beste Filmdebüt gewinnen konnte, und CARACAS, EINE LIEBE („Desde allá“, 2015) von Regisseur Lorenzo Vigas, der auf der Mostra in Venedig mit dem Goldenen Löwen als bester Film ausgezeichnet wurde.
Nachdem er im Jahr 2020 mit NEW ORDER – DIE NEUE WELTORDNUNG bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig den Silbernen Löwen (Grand Jury Prize) gewann, kehrte er im vergangenen Jahr mit seinem siebten Film SUNDOWN – GEHEIMNISSE IN ACAPULCO mit Tim Roth und Charlotte Gainsbourg zurück auf den Lido.


STATEMENT DES REGISSEURS:
Dass SUNDOWN – GEHEIMNISSE IN ACAPULCO in Acapulco spielt, ist kein Zufall. Es ist schockierend für mich mitanzusehen, wie sich die Stadt, in der ich als Kind meine Ferienzeit? verbrachte, in ein Epizentrum der Gewalt verwandelte. Die Erkundung der gegenwärtigen Perspektiven in Acapulco ist auch eine Charakterstudie und eine Studie über Familiendynamiken.
Die Sonne nimmt eine zentrale Stellung ein und trifft hart und direkt. Das Bild muss immer zwei wesentliche Dinge reflektieren: Den emotionalen Gemütszustand der Charaktere und die Gewalt, die in ihrer unmittelbaren Umgebung vorherrscht.



TIM ROTH (Neil Bennett)
Die Karriere des am 14. Mai 1961 in London, als Sohn einer Lehrerin und eines Journalisten mit Liebe zur Malerei, geborenen Schauspielers begann überraschenderweise mit einer Mutprobe in der Schule. Scherzhaft sprach er dort für ein Theaterstück vor und bekam die Rolle, obwohl der leidenschaftliche Künstler den Wunsch hatte Bildhauer und Maler zu werden. Schon bald sollte er feststellen, dass er das Schauspielhandwerk wirklich liebte und so zog es ihn nach dem Schulabschluss auf eine Londoner Kunsthochschule, wo er Schauspiel studierte.
Nach einem festen Engagement an einem öffentlichen Theater, zog es ihn im Jahr 1982 erstmals vor die Kamera. In der umstrittenen TV-Produktion MADE IN BRITAIN spielte Roth einen rassistischen Skinhead. Es folgten mehr als fünfzehn Film- und TV-Projekte, darunter der von der Kritik hochgelobte MEANTIME von Michael Leigh, bevor er 1984 für Stephen Frears THE HIT in seiner ersten Kinorolle zu sehen war, die ihm gleichzeitig eine Nominierung bei den BAFTA Awards als „Most Promising Newcomer“ bescherte. Es folgten Rollen in der Kannibalen-Komödie DER KOCH, DER DIEB, SEINE FRAU UND IHR LIEBHABER, ROSENKRANZ & GÜLDENSTERN sowie als Vincent van Gogh in VINCENT UND THEO.
Eine Promo-Tour zu VINCENT UND THEO war es auch, die Roth erstmals in die USA führte, wo er sich schnell auch permanent aufhielt und nach Los Angeles zog. Seine kantigen und leisen Darstellungen wurden schnell zu seinem Markenzeichen und führten ihn direkt in Quentin Tarantinos Regiedebüt RESERVOIR DOGS. Mit seiner Darstellung des Mr. Orange in Tarantinos düsterer Geschichte eines schief gelaufenen Juwelenraubs gelang ihn wohl der endgültige Durchbruch, auch in Hollywood. Tarantino besetzte ihn auch in seinen nachfolgenden Film, dem Kult Hit PULP FICTION und im Episodenfilm FOUR ROOMS.
Sein Debüt in einem Studiofilm gab er schließlich 1995 in ROB ROY, in dem an der Seite von Liam Neeson und Jessica Lange zu sehen war. Eine Rolle, die als einer der besten Bösewichte der Filmgeschichte gilt und die ihm neben dem BAFTA Award als bester Nebendarsteller auch Nominierungen für den Academy Award (Oscar) und den Golden Globe einbrachte.
1999 realisierte Roth sein Regiedebüt THE WAR ZONE. Das Drama behandelt den sexuellen Missbrauch eines Vaters an seiner Tochter und die daraus resultierende Familientragödie. In den Hauptrollen waren Ray Winstone und Tilda Swinton zu sehen und der Film erntete auf zahlreichen Festivals gute Kritiken sowie den European Film Award als „Entdeckung des Jahres“. Im Rahmen der Pressearbeit zu seinem Film verriet Roth das er über Jahre hinweg selbst Opfer von sexuellem Missbrauch wurde.
Für Tim Burton’s Remake von PLANET DER AFFEN, in dem er den bösen und sadistischen Chimpansen General Thade verkörperte, lehnte er 2001 die Rolle des Severus Snape in der der Bestsellerreihe „Harry Potter“ ab, die später Alan Rickman bekam. Es folgten Rollen in Francis Ford Coppola’s JUGEND OHNE JUGEND und der US-Version des Haneke-Thrillers FUNNY GAMES an der Seite von Naomi Watts, bevor in der Marvel-Verfilmung DER UNGLAUBLICHE HULK zu sehen war.
Ab 2009 war Tim Roth das Gesicht der TV-Serie LIE TO ME, in der er über drei Staffeln hinweg einen menschlichen Lügendetektor verkörperte, der in der Lage ist, die Menschen zu lesen und so auch Kriminalfälle aufzudecken.
2012 wurde Roth als Jurypräsident der Reihe Un Certain Regard präsentiert, seitdem war er u.a. in dem prämierten Drama BROKEN, dem Biopic GRACE OF MONACO und als FIFA-Präsident Sepp Blatter in UNITED PASSIONS zu sehen. Wenig später arbeitete er für CHRONIC erstmals mit Regisseur Michael Franco zusammen und auch mit Quentin Tarantino gab es ein Wiedersehen für eine Rolle in seinem Western THE HATEFUL EIGHT.
Auch im TV war Roth in den vergangenen Jahren häufiger zu Gast. Nach der Erfolgsserie LIE TO ME wurde er auch zum Gesicht der britisch-kanadischen Sky Atlantic-Serie TIN STAR. Nach Rollen in den Festivalerfolgen BERGMAN ISLAND und SUNDOWN – GEHEIMNISSE IN ACAPULCO verschlägt es ihn für die Disney+/Marvel-Serie SHE-HULK bald wieder in das Marvel Cinematic Universe.
Tim Roth lebt in Los Angeles, ist das zweite Mal verheiratet und hat drei Söhne.


CHARLOTTE GAINSBOURG (Alice Bennett)
Charlotte Gainsbourg kam am 21. Juli 1971 als Tochter der Ikonen Serge Gainsbourg und Jane Birkin in London zur Welt. Ihr schauspielerisches Debüt gab sie ohne vorherige Ausbildung bereits 1984, im Alter von 13 Jahren in DUETT ZU DRITT an der Seite von u.a. Catherine Deneuve. Noch im gleichen Jahr nahm sie zusammen mit ihrem Vater das Duett "Serge Gainsbourg and Charlotte Gainsbourg: Lemon Incest" auf und stand für das Musikvideo erstmals auch mit ihm vor der Kamera.
1985 übernahm sie die Titelrolle in Claude Millers DAS FRECHE MÄDCHEN und erhielt 1986 dafür ihren ersten César in der Kategorie "Beste Nachwuchsdarstellerin". In dem von Serge Gainsbourg geschriebenen und inszenierten Drama CHARLOTTE FOR EVER stand sie 1986
ebenfalls in der Titelrolle und erneut an der Seite ihres Vaters vor der Kamera. Nach einem Drehbuch ihrer Mutter Jane Birkin und schauspielerisch an ihrer Seite folgte 1988 DIE ZEIT MIT JULIEN unter der Regie von Agnès Varda. Noch im gleichen Jahr besetzte Claude Miller sie in DIE KLEINE DIEBIN, nach einem Drehbuch von François Truffaut, in der Hauptrolle.
In den folgenden Jahren folgten zahlreiche weitere Filmrollen, so verkörperte sie unter anderem im Jahr 1996 die Hauptrolle in JANE EYRE, für ihre Nebenrolle in LA BÛCHE erhielt sie im Jahr 2000 ihren zweiten César als "Beste Nebendarstellerin". Im gleichen Jahr stand sie an der Seite von Gérard Depardieu und Jon Malkovich in der TV-Serie der Neuverfilmung von LES MISÈRABLES – GEFANGENE DES SCHICKSALS vor der Kamera, 2003 war sie wiederum auf der Kinoleinwand in Alejandro González Iñárritus Oscar-nominiertem Drama 21 GRAMM zu sehen.
An der Seite von Willem Dafoe war sie 2009 erstmals unter der Regie von Lars von Trier in seinem Horrorthriller ANTICHRIST zu sehen, die Zusammenarbeit wurde 2011 mit MELANCHOLIA und 2013 mit NYMPHOMANIAC (TEIL 1, TEIL 2) fortgesetzt. Zusammen mit Pete Doherty und August Diehl war sie ferner unter anderem 2012 in CONFESSION zu sehen, 2017 in einer Hauptrolle in FRÜHES VERSPRECHEN, 2020 in einer Episodenrolle der erfolgreichen französischen Serie CALL MY AGENT! und 2021 als und in SUZANNA ANDLER nach einem Buch von Marguerite Duras.
Neben ihren Erfolgen als Schauspielerin tritt Charlotte Gainsbourg auch immer wieder als Sängerin in Erscheinung. Seit 1991 ist sie mit dem Schauspieler Yvant Attal liiert, das Paar hat drei gemeinsame Kinder und lebt in New York.
Quelle: Verleih
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Autor: Siehe Artikel
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