Seine Exkursionen durch ebenso karge wie reizvolle Klanglandschaften kommen betörenden Sirenengesängen schon sehr nahe.
Oded Tzur fasziniert auch auf seinem neuen Album
„Isabela“ durch seinen poesievollendeten Saxophonsound. Zudem sind es die reduzierten, nicht minder berührenden Geschichten, die er auf seinem Instrument zu erzählen versteht, die den Hörer regelrecht verzaubern. Das erinnert, bei allem Respekt, entfernt an die ersten Aufnahmen, die
Charles Lloyd nach seinem selbstgewählten Exil Ende der 1980er Jahre für ECM einspielte. Es ist ein spür- und hörbarer Einklang zwischen Mensch und Musik. Das mag daran liegen, dass gewisse meditative Bezüge eine Rolle spielen, der Sinn für Zeit und Raum und die Leidenschaft zur seelenruhigen Improvisation. Oded Tzur beschäftigt sich zudem schon eine ganze Weile mit der musikalischen Welt indischer Ragas, die hier ebenfalls Einzug halten. Geschuldet ist dieser Bezug seinem einstigen Mentor
Hariprasad Chaurasia, bei dem der heute in New York lebende israelische Saxophonist einst in Rotterdam studierte. Durch diesen Einfluss bekommt das Album einen abstrakt kommunikativen Charakter, der in Leidenschaft gefangen nimmt und ins innere des Instrumentalisten blicken lässt.
Zudem hat Tzur eine wunderbare Gruppe Gleichgesinnter um sich versammelt, wie den israelischen Pianisten
Nitai Hershkovits, den griechischen Bassisten
Petros Klampanis und den alles zusammen haltenden Schlagzeuger
Johnathan Blake. Die Drei unterstützen und fordern Oded Tzur, folgen ihm - nicht hörig, dafür mit Poesie und Lebensfreude, die sich auch schon einmal explosiv äußern kann und dann in ihrer Freiheit gefangen nimmt.
Jörg Konrad
Oded Tzur
„Isabela“
ECM