Noch immer sind die Nächte lang, sodass bei klarem Himmel die ganze Pracht der Wintersternbilder gut zu erkennen ist. Der Himmelsjäger Orion ist dabei mit seinen vielen hellen Sternen besonders augenfällig. Seine drei Gürtelsterne Alnitak, Alnilam und Mintanka stehen fast genau in einer Reihe und gleichem Abstand zum Mittelstern. Verlängert man ihre Sternenkette in Richtung Horizont, so trifft man auf unseren hellsten Nachtstern Sirius im Sternbild Großer Hund. Verlängert man sie jedoch in die entgegengesetzte Richtung, so trifft man auf Aldebaran im Sternbild Stier. Er wird gleich von zwei offenen Sternhaufen, den Hyaden (Regengestirn) und den Plejaden (Siebengestirn), flankiert.
Während der Planet Jupiter bereits gegen 23 Uhr untergeht, ist der Mars fast die ganze Nacht zu sehen. Der Wüstenplanet ist oberhalb des Stiers mitten im Wintersechseck durch seine auffällige rote Farbe deutlich sichtbar. Ende des Monats beginnt dann die Abendsichtbarkeit der Venus. Je mehr sie sich scheinbar von der Sonne entfernt, desto später geht sie unter. Bis Ende Januar ist sie allerdings nur für knapp eine Stunde tief im Westen zu erkennen.
Zwei Berufe, zwei Länder, zwei Sprachen und ein Planet: Das Leben des Friedrich Wilhelm Herschel, dessen 200. Todestag wir vor Kurzem begangen haben, kulminierte am 13.März 1781: Mit einem selbstkonstruierten und zusammen mit seinem Bruder Alexander gebauten Teleskop konnte der gebürtige Niedersachse im südenglischen Bath die Entdeckung des Planeten Uranus vermelden. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde vom Aufspüren des siebten Planeten unseres Sonnensystems im Garten der Villa in der New King Street No.19 und der inzwischen 42jährige Hannoveraner wurde zur gefeierten Sternenforscher-Berühmtheit seiner Zeit.
Wie viele seiner astronomischen Vorgänger war er als junger Mann in einem ganz anderen Beruf tätig und betrieb die Sternenkunde zunächst nur als Hobby. Schon im Alter von knapp 15 Jahren diente er im hannoveranischen Garderegiment. Herschel etablierte sich schnell als profilierter Orchestermusiker, da er gleich mehrere Instrumente beherrschte. Er spielte sowohl Oboe als auch Violine und Cello. Auch der Umgang mit der Orgel war ihm vertraut. Um sein Glück auf der Insel zu versuchen, musste Herschel allerdings bereits mit 21 Jahren desertieren. Da sein Regiment zu diesem Zeitpunkt in England stationiert war, konnte er dem Rat des Vaters Isaac folgen. Außerdem kamen ihm seine ausgezeichneten Sprachkenntnisse zugute. Trotz allem hatte der Deutsche anfangs zunächst einen schweren Stand. Erst mit der Zeit verschaffte er sich den nötigen Respekt seiner englischen Mitmusiker.
Als er im Herbst 1766 im Prominentenkurort Bath eine Stelle als Kirchenorganist antrat, umfasste sein kompositorisches Schaffen bereits 20 Sinfonien. Georg Friedrich Händel, der zu dieser Zeit auch in England lebte, soll sie sehr geschätzt haben. Übrigens soll ihn auch die Qualität der Fernrohre aus der Werkstatt Herschel begeistert haben.
Die Anstellung als Kirchenmusiker erwies sich als so lukrativ, dass Herschel schon bald mit dem Schleifen von größeren Linsen beginnen konnte. Schon hier zeigte sich, dass sowohl seine Brüder Jacob und Alexander als auch seine Schwester Caroline eine große Hilfe waren, denn sie zeigten sich bei der nicht gerade einfachen Politur der unfertigen Hohlspiegel als äußerst ausdauernd und begabt.
Die Glas- und Metallspiegel waren die Grundlage für den Eigenbau von Spiegelteleskopen. So erhielt Herschel nach der Entdeckung des neuen Planeten die Chance, eines seiner Eigenkonstruktionen dem von der Astronomie begeisterten König Georg III. zu präsentieren. Die Vorführung fand großen Anklang beim Herrscher. „The King has very good Eyes and enjoys observations with telescopes exceedingly“ (Übersetzung: Der König hat sehr gute Augen und erfreute sich außerordentlich an den Beobachtungen mit den Fernrohren) soll Herschel in einem Brief an die Familie begeistert geschrieben haben.
Bald schon erhielt er auch in Würdigung seiner astronomischen Leistungen die Ernennung zum Astronomer Royal. Als Hofastronom nunmehr finanziell unabhängig, konnte sich Herschel der astronomischen Forschung in vollem Umfang widmen. Zusammen mit seiner Schwester Caroline - die heute weithin als eine der ersten Astronominnen der Geschichte gilt (siehe Kosmos 82) -, gelangen ihm in den darauffolgenden Jahrzehnten weitere spektakuläre Entdeckungen von zum Teil weit entfernten Himmelsobjekten. Das eigens dafür gebaute Teleskop hatte für die damalige Zeit wahrhaft gigantische Ausmaße: Über 10 Meter hoch und mit einem Spiegel von fast 50 Zentimeter Durchmesser war er ebenso die Voraussetzung für die Erarbeitung dreier Kataloge von Himmelsobjekten wie für für die Entdeckung gleich mehrerer Monde der Planeten Jupiter und Saturn. Auch physikalisch war der deutsch-englische Astronom sehr erfolgreich. Mit einem denkbar einfachen Versuchsaufbau gelang es ihm als ersten Wissenschaftler die Infrarotstrahlung direkt nachzuweisen. Ihm zu Ehren wurde 2009 das erste europäische Infrarotteleskop Herschel benannt.
Hochbetagt übergab Sir William Herschel (wie er sich inzwischen nannte) seinem Sohn John den wissenschaftlichen Nachlass, da dieser schon früh großes Interesse an der astronomischen Beobachtung gezeigt hatte. Er setzte die Arbeit seines Vaters äußerst erfolgreich fort und kartografierte den Südsternhimmel, den sein Vater nie erblickt hatte. Als einer der ersten Forscher setzte er auf die Photografie, dessen Begriff er ( ebenso wie „positiv“ und „negativ“) prägte. Später stieg er zum Präsidenten der Royal Astronomy Society und zum königlichen Münzmeister auf.
Interessanterweise zieht es auch noch heute viele junge Wissenschaftler in fremde Gefilde. Dort scheinen wie einst in England die Bedingungen für die Forschung und die damit verbundene finanzielle Sicherheit noch heute wesentlich fundamentaler zu sein als daheim in deutschen Landen.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt