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19. DIE FRAU IM NEBEL
20. CHOPIN – ICH FÜRCHTE MICH NICHT VOR DER DUNKELHEIT
21. SEASIDE SPECIAL
22. ACHT BERGE
23. UNRUH
24. BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT
Donnerstag 02.02.2023
DIE FRAU IM NEBEL
Ab 02. Februar 2023 im Kino
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Seo-rae (Tang Wei) ist eine Frau, die gern die Kontrolle behält. Selbst als ihr Mann in den Tod stürzt, bleibt sie seltsam unberührt. Der Kommissar Jang (Park Hae-il), vertraut mit den Abgründen der menschlichen Seele, stellt Seo-rae ins Zentrum der Untersuchung. Doch seine Faszination für diese so verletzliche wie aufregend schöne junge Frau unterwandert die Ermittlungen. Jang beobachtet Seo-rae, umkreist sie, verfolgt sie. Aus Verhören werden Gespräche, aus Verdacht wird Hoffnung. Doch die Wahrheit macht ihre eigenen Spielregeln, die Seo-rae und Jang schon bald nicht mehr unter Kontrolle haben.

Ein Film von PARK CHAN-WOOK
Mit TANG WEI, PARK HAE-IL, LEE JUNG-HYUN, GO KYUNG-PYO, u.v.m.


Nach PARASITE der neue Kino-Geniestreich aus Südkorea: Mit DIE FRAU IM NEBEL erfindet der vielfach preisgekrönte Kult-Regisseur Park Chan-wook (OLDBOY, DIE TASCHENDIEBIN) sein Kino völlig neu. Ein genialer Drahtseilakt zwischen mitreißendem Film Noir und melodramatischer Liebesgeschichte, von feinem Humor durchsetzt, zutiefst bewegend erzählt und bis zum Schluss hochspannend. Eine gewaltige Kino-Erfahrung, die bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes nicht nur die Kritiker zu begeistern wusste, sondern auch völlig zu Recht mit dem Regie-Preis ausgezeichnet wurde.


DER REGISSEUR PARK CHAN-WOOK

Park Chan-wook ist ein südkoreanischer Regisseur, Drehbuchautor und Produzent, der 1963 in Seoul geboren wurde. Mit dem Thriller JOINT SECURITY AREA (2000), und dem Auftakt seiner inoffiziellen „Rache-Trilogie“, SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE (2002), gelangen ihm in seinem Heimatland große Erfolge bei Publikum und Kritikern. Den internationalen Durchbruch markierte OLDBOY (2003), der zweite Teil der „Rache-Trilogie“, für den er neben einer Vielzahl von Auszeichnungen auch den Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen von Cannes gewann. Seitdem wurde er drei weitere Male in den Wettbewerb um die Goldene Palme eingeladen: 2009 für seinen Vampir-Thriller DURST, für den er erneut mit dem Jury-Preis ausgezeichnet wurde, 2016 mit DIE TASCHENDIEBIN und 2022 mit DIE FRAU IM NEBEL.
Mit packenden Erzählungen um Schuld und Sühne und einer so außergewöhnlichen wie unverwechselbaren Bildsprache ist Park Chan-wook zu einem der wegweisendsten und einflussreichsten Regie-Auteure des zeitgenössischen südkoreanischen Kinos aufgestiegen. Seine Filme sind nicht nur weltweite Kritiker- und Publikumserfolge, sondern haben – wie im Fall von OLDBOY – auch international Kultstatus erlangt. Wenn es nach Quentin Tarantino gegangen wäre, hätte das virtuos inszenierte Rache-Drama, das sich vor allem durch seinen grausamen Schlusstwist
unvergesslich machte, bei den Filmfestspielen von Cannes im Jahr 2004 die Goldene Palme gewonnen. Das ist nicht weiter verwunderlich – der US-amerikanische Kult-Regisseur ist nicht nur als fachverständiger Filmliebhaber bekannt, auch die Protagonisten seiner Filme sind schon öfter
auf dem einsamen Pfad der Vergeltung gewandelt.
Rache-Erzählungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Filmografie von Park Chan-wook. Sein Werk auf die punktgenaue Inszenierung von Gewaltexzessen zu reduzieren, wäre aber ein fataler Fehler. Spätestens in seinem schrägen Sci-Fi-Märchen I’M A CYBORG, BUT THAT’S
OK, das die Annäherung zwischen zwei Patienten einer psychiatrischen Anstalt in gewohnt ungewohnter Form erzählt, bewies Park auch sein Gespür für die Zärtlichkeit einer Liebesgeschichte. Der Film entlarvte ihn endgültig als empathischen wie einfühlsamen Verfechter
all jener Außenseitertypen und Lebensverlierer, die schon seine „Rache-Trilogie“ bevölkerten.
Seine folgenden Filme, der Vampirfilm DURST, das Familiendrama STOKER und der psycho-sexuelle Thriller DIE TASCHENDIEBIN, sind allesamt Liebesgeschichten, in denen sich die Wellen aufkeimender Mordlust an den verzweifelt aufrechterhaltenen Klippen unserer Moralvorstellungen brechen – oder sie zum Einstürzen bringen.
In all seinen Filmen treibt Park Chan-wook ein ausgeklügeltes Spiel mit dem Publikum und erinnert damit an eines seiner größten Vorbilder: Regielegende Alfred Hitchcock. Immer wieder enthält er den Zuschauern wichtige Informationen vor, zerlegt oder vermischt Szenen in viele einzelne Bildfragmente. Dank des präzisen Schnitts und der außergewöhnlichen Bildsprache, die mit unkonventionellen Kameraperspektiven immer wieder Situationen überzeichnet oder der Wirklichkeit entrückt, kommen seine Filme oft einer rauschhaften Bilderflut gleich. Es entstehen mosaikhafte Verwirrspiele, die erst am Ende, nachdem das letzte Puzzleteil eingesetzt wurde, ganz verstanden werden können.
Mit DIE FRAU IM NEBEL erreicht Parks Karriere nun ihren Höhepunkt. Mit dem Fingerspitzengefühl eines Chirurgen dringt er in die Gefühlswelt seiner Figuren ein. Die Kamera ist dabei sein wichtigstes Operationswerkzeug: Sie macht die Sehnsucht visuell erfahrbar, seziert verstohlene Blicke oder empfindet sie nach, stellt Nähe her, wo keine ist, und verortet die Liebenden im Filmbild in ständiger Relation zueinander. Der hochspannende Thriller lässt den Atem anhalten und ist zugleich ein tragischer Liebesfilm, der das Herz bluten lässt. Gegensätze, die sich anziehen und gleichzeitig ausschließen, bilden das Spannungszentrum in beinahe allen Filmen von Park Chan-wook. In DIE FRAU IM NEBEL inszeniert er es meisterlich als melodramatischer Film Noir.


INTERVIEW MIT PARK CHAN-WOOK

Wie war der Entwicklungsprozess von DIE FRAU IM NEBEL?
Alles begann in London mit einem Gespräch zwischen mir und dem Drehbuchautor Chung Seo-kyung, mit dem ich schon bei einigen Filmen zusammengearbeitet habe. Ich hatte bereits zwei Grundideen im Kopf. Die erste kreiste um das koreanische Lied „The Mist“, komponiert von Lee Bong-jo, das ich seit meiner Jugend liebe und bisher nur in der Version von Chung Hoon-hee kannte. Später fand ich heraus, dass die Band Twin Folio diesen Song auch aufgenommen hatte, und nachdem ich ihn mir angehört hatte, verliebte ich mich in ihn. Und ich fragte mich, wie es wäre, einen Film mit der Version des Songs von Chung Hoon-hee und der Version von Song Chang-sik (Twin Folio) zu machen? Es sollte ein Liebesfilm sein, der in einer nebligen Stadt spielt. Zweitens wollte ich einen Film mit einer Detektivfigur machen, deren Persönlichkeit mir gefällt, ähnlich meiner Lieblingspolizeifigur Martin Beck aus der schwedischen Krimiserie „Kommissar Beck“. Ich wollte einen Detektiv sehen, der sanft, ruhig, sauber, höflich und freundlich ist. Durch das Gespräch mit dem Drehbuchautor Chung Seo-kyung verschmolzen diese beiden Geschichten miteinander und nahmen nach und nach Gestalt an.

Welche neuen Elemente haben Sie für die Regie in Betracht gezogen?
Wenn meine vorherigen Filme intensiv waren und mit dem Ziel gemacht wurden, eine sehr anregende Erfahrung zu bieten, ist DIE FRAU IM NEBEL ein Film, der das Publikum subtil und unmerklich in seinen Bann ziehen soll. Es gibt also nicht viel Gewalt, Nacktheit oder sexuelle
Inhalte. Stattdessen wollte ich komplizierte Emotionen darstellen, in die sich jeder erwachsene Mensch einfühlen kann.

Was waren die Gründe für die Besetzung von Tang Wei und Park Hae-il?
Chung Seo-kyung sagte, es wäre gut, wenn die weibliche Hauptrolle chinesisch wäre, damit wir Tang Wei besetzen könnten. Ich wollte mit ihr zusammenarbeiten, seit ich GEFAHR UND BEGIERDE (2007) gesehen hatte, und außerdem waren wir uns sicher, dass sie in der Rolle
überzeugen würde. Und ich dachte, dass Tang Wei und Park Hae-il eine faszinierende Kombination ergeben würden. Ich kenne Park Hae-il so lange, dass es schien, als hätte ich schon ein oder zwei Filme mit ihm gedreht. Aber eines Tages wurde mir klar, dass ich noch nie mit ihm zusammengearbeitet hatte. Die Figur Hae-joon ist außergewöhnlich sanft, ordentlich und höflich und hat einen exzentrischen Humor. Kein anderer Schauspieler als Park Hae-il kam mir für diese Figur in den Sinn. In diesem Sinne war das Drehbuch fast maßgeschneidert für ihn, und obwohl das „Hae“ in „Hae-joon“ für das Meer steht, erinnert es auch an Park Hae-il.

Was für Menschen sind Seo-rae und Hae-joon füreinander?
Für Seo-rae, die sich immer für unglücklich gehalten hat, ist Hae-joon wie ein kostbares Geschenk. Sie muss überrascht gewesen sein, als sie merkte: „Jemand wie er kümmert sich wirklich um mich.“ Für Hae-joon ist Seo-rae wie die Wellen auf dem Meer. Manchmal ist sie ruhig, manchmal heftig, manchmal überwältigend. Manchmal schließt sie dich in ihre Umarmung ein. Aber es ist immer wechselhaft.

Was, hoffen Sie, werden die Zuschauer aus DIE FRAU IM NEBEL mitnehmen?
DIE FRAU IM NEBEL ist eine Geschichte für Erwachsene. Es ist eine Liebesgeschichte und auch ein Detektivdrama. Was ich wirklich betonen möchte, ist, dass es sich um eine Geschichte über Verlust handelt, mit der sich jeder Erwachsene identifizieren kann. Anstatt sie aber als Tragödie zu behandeln, habe ich versucht, sie mit Subtilität, Eleganz und Humor zu erzählen.
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Donnerstag 26.01.2023
CHOPIN – ICH FÜRCHTE MICH NICHT VOR DER DUNKELHEIT
Ab 26. Januar 2023 im Kino
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Drei Pianisten spielen drei Konzerte an Orten, die für immer mit unvorstellbaren Konflikten der Menschheit verbunden sein werden. Es sind Orte, die Musik brauchen: Musik, die Hoffnungen weckt und Emotionen entfacht. Werden die einzigarten Kompositionen von Chopin es schaffen,
Licht an dunkle Orte wie Ausschwitz zu bringen?

Die Auftritte finden statt in:
• Polen – am Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau,
• Südkorea – an der Grenze zum diktatorisch regierten Nordkorea,
• Libanon – im Zentrum von Beirut.


Ein Film von Joanna Kaczmarek


Leszek Mo?d?er spielt am Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Unsere Erzählung beginnt in einer kleinen Ortschaft in Masuren, wo der herausragende Pianist Leszek Mo?d?er seine Inspiration aus dem Kontakt zur Natur schöpft: Er fährt mit einem Boot, geht barfuß durch den Wald und musiziert. Leszek plant ein Konzert im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Hier kommen heute Menschen zusammen, um aus der Vergangenheit zu lernen. Es ist ein Ort, der ungeheure Emotionen weckt. Mo?d?er will diese Gefühle durch seine Interpretation
der Musik von Chopin verstärken. Er möchte Licht an diesen Ort bringen.
Das Konzert findet an der sogenannten Judenrampe statt. Der Pianist Leszek Mo?d?er hat sich entschieden, ein Konzert an diesem besonderen Ort zu geben, weil er mit Musik heilen will: “I decided to take part in this film, among other things because its leitmotif is healing with music.”

Won Jae Yeon spielt an der Grenze zum diktatorisch regierten Nordkorea.
Der bekannte koreanische Pianist Won Jae-Yeon spielt an der Grenze zu Nordkorea. Er spielt genau in der Mitte der Seung-il-gyo-Brücke, die eine starke Symbolkraft hat: Sie wurde zur Hälfte von Nord- und zur Hälfte von Südkorea errichtet.
Am Tag des Konzerts steht der Flügel in der Mitte der Brücke. Im Publikum sitzen Familien, die der Krieg auseinandergerissen hat, und Menschen, denen es gelungen ist, aus der Hölle von Nordkorea zu flüchten. Won Jae-Yeon hofft eines Tages vor dem vereinten koreanischen Volk spielen zu können: “If we are reunified someday, I want to come and go often to share my music...I hope, someday.”

Fares Marek Basmandji spielt im Stadtzentrum von Beirut.
Fares Marek Basmandji ist ein in Aleppo gebürtiger syrischer Emigrant, in dessen Adern auch polnisches Blut fließt. Derzeit lebt er in England. Das Konzert ist für ihn von großer symbolischer und emotionaler Bedeutung, denn es stellt auch den Versuch dar, mit der eigenen Vergangenheit, seiner eigenen Flucht aus Syrien, klarzukommen.
Sein Publikum sind geflüchtete Menschen. Fares Marek Basmandji glaubt, Chopin ist genau der richtige Komponist für dieses Publikum, weil Chopin selbst im Exil lebte: “As in the case of Chopin himself, I believe the incredible power of his music struck a chord by the fact that he was an exile himself, an incredible performer that the 19th-century elites cared for, and he used that platform to take his message to the whole world.”


Regie
Joanna Kaczmarek ist Regisseurin und Drehbuchautorin. Sie absolvierte ein Studium der Theaterwissenschaft an der Krzysztof-Kie?lowski- Filmhochschule der Schlesischen Universität
Kattowitz und an der Warschauer Theater-Akademie. Als Mitbegründerin und Mitglied des Vorstands des Frauenverbands der Filmschaffenden engagiert sie sich für die Belange von Frauen in der Filmbranche.
Sie drehte Kurzfilme (u. a. „M??czy?ni wol? blondynki“ [„Männer bevorzugen Blondinen“], „Nie wiem“ [Ich weiß nicht“) und Dokumentarfilme (m. in. „Go?ka gola!“ [„Go?ka Goal!“] „Przyjaciele“ [„Freunde“]). Für das Fernsehprogramm „Teatroteka” inszenierte sie das Theaterstück „Dzie? dobry, wszyscy zginiemy“ [„Guten Tag, wir werden alle sterben“] von Agnieszka Wolny-Hamka?o.
Derzeit arbeitet sie an dem Drehbuch für eine eigenwillige Krimikomödie. “I have the feeling that today in 2022 there is even more division and suffering around us. The list of places where we could go with the piano and a camera got longer. We could go to the Polish-Belarusian border, to refugees looking for salvation and a better life, and to Ukraine. Please remember all the people who experienced war while you are watching our movie.”
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Donnerstag 19.01.2023
SEASIDE SPECIAL
Ab 19. Januar 2023 im Kino
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SEASIDE SPECIAL ist ein liebevoller, hautnaher Blick auf Großbritanniens letzte originale "End-of-the-Pier"- Variety Show, und wie sich ihre local heroes auf die Sommersaison 2019 vorbereiten. Eine Hommage an handgemachtes Entertainment, mit typisch englischem Humor. Keine Effekte, keine Celebrities, keine digitalen Tricks, dafür very British, authentisch, witzig, mitreißend.
Gleichzeitig ist der Film der Versuch eines anglophilen Deutschen zu verstehen, warum sich Großbritannien so gründlich selbst zerfleischt?
In der verschlafenen Küstenstadt Cromer in Norfolk treffen wir auf ein buntes Ensemble von inspirierenden und originellen Charakteren und erleben einen Mikrokosmos des modernen Großbritanniens inmitten von gewaltigem Wandel.
Seaside Special ist eine deutsch-belgische Koproduktion, hinreißend auf 16mm Film gedreht, mit einem Brass Band-Score der Fabulous Steve Willaert Brass Band, Gewinner des Publikumspreis des Cambridge Film Festival und einer "Lobenden Erwähnung" bei den Hofer Filmtagen 2021.

Ein Dokumentarfilm von Jens Meurer (gedreht auf 16mm)

Wie reagiert man auf den Brexit? Der durchaus stellvertretend steht für den zunehmenden Populismus, der überall in Europa spaltet.
Für den deutschen Filmemacher Jens Meurer hat diese Frage ziemlich persönliche Bedeutung: Er hat während des Studiums in Oxford nicht nur seine zukünftige Frau (und Produzentin dieses Films) kennengelernt, sondern drei Jahre mit den Architekten des Wahnsinns, Boris Johnson und Michael Gove verbracht. Wer braucht Feinde, wenn man solche Freunde hat? Der Brexit hat auch Jens Meurers Familie - zur Hälfte Englisch - ziemlich durcheinander gewirbelt.
Aber statt zu jammern, oder gar Schadenfreude zu empfinden, hat er die Flucht nach vorne angetreten: Und eine Hommage an den wunderbarsten, britischsten Ort, den er kannte, gedreht – die Cromer Pier End-Of-The-Pier-Show.


About the Film
SEASIDE SPECIAL ist "sweet revenge" - so etwas wie ein europäischer Liebesbrief an unsere exzentrischen Nachbarn, Der Film zeigt höchst unterhaltsam einen scheinbar aus der Zeit gefallenen Ort voller Typen, die britischer nicht sein könnten. Der Cast und das Team des Theaters, aber auch die local heroes aus der Stadt, die irgendwie mit dem Riss, der auch durch ihre Gemeinschaft geht, umgehen müssen.
Das Gegengift ist die Show selbst. Um sie dreht sich in Cromer alles. Mit ihrer authentischen, menschlichen Art, mit künstlerischer Handarbeit - blood, sweat and tears - und jeder Menge britischem Humor bringt sie Menschen zusammen. Niemand wird hier berühmt; niemand wird hier jemals viral gehen. Aber was Gemeinschaft und Werte bedeuten können, das sehen wir hier, und was wir an unseren britische Cousins, samt ihres Humors, ihrer Originalität und ihrer Spleens als Europäer schmerzlich missen.
SEASIDE SPECIAL ist der britischste europäische Film, den man sich vorstellen kann - und so sind auch seine Protagonisten. Durch den Film führt der nur in Norfolk weltberühmte Magier und Komiker Olly Day. Dabei sind der Boris-Fan und Krabbenfischer John Lee - Liebling des Publikums bei den Hofer Filmtagen – die Regisseurin Di Cooke und das Zwillingspaar Polly and Sophie Duniam – backing singers der Pet Shop Boys - die sich als "My Bad Sister" auf die "Never-ending Fuck Brexit-Tour" begeben - würden, wenn ihr Wohnmobil (mit Linkslenker!) nur einen Motor hätte...


Regiekommentar - Jens Meurer

Ich habe mich vor zehn Jahren in Cromer verliebt - dieses unentdeckte, romantische, charmante, traurige, archetypische britische Küstenstädtchen mit seinem Pier und Horden von tätowierten Urlaubern . Es waren meine Schwiegereltern, die - jedes Jahr in ihrem Eriba-Wohnwagen an die Küste pilgernd - ihre zögerliche Familie einluden, die dortige End-Of-The-Pier-Show zu sehen.
Es dauerte dann keine zehn Minuten und ich war restlos begeistert. Von diesem einzigartigen authentischen ur-britischem Entertainment. Ich kaufte mir das Souvenir- Programmheft, und nahm mir vor: Irgendwann wirst Du Deinen Film über den Pier und die Stadt drehen.
Im Jahr 2019 passte das Timing, denn ich wusste, dass ich in Cromer einen fesselnden und filmischen Mikrokosmos des Brexit-Großbritanniens entdecken konnte. Cabaret ist ja auch eine (deutsche) Hommage an ein Varieté in Zeiten großer populistischer Umwälzung.
Natürlich ist es nicht ganz einfach, einen Dokumentarfilm über den Brexit in Großbritannien zu drehen: Es ist ein zutiefst britisches Thema, und doch ist jeder einzelne Brite so nah dran und steht unweigerlich auf der einen oder anderen Seite, dass es für einen Briten schwierig ist, die nötige Distanz aufzubringen, um eine Geschichte gut und wahrheitsgemäß zu erzählen. Deshalb wird sie kaum erzählt - jedenfalls nicht so, jenseits von Politik und Journalismus.
Doch das sollte sie! Großbritanniens Brexit-Turbulenzen sind ein einzigartiger Moment in der europäischen Geschichte. Dieser Moment betrifft uns alle, nicht nur die Engländer und es ist eine fesselnde Geschichte, die in jeder verletzlichen europäischen Gesellschaft, die von Populismus und Identitätspolitik geprägt ist, nachhallt. Es geht weniger um die Mechanismen des Austritts, sondern um den Versuch, die Mentalität und die Stimmung zu verstehen und zu vermitteln, die die Briten hierher geführt haben, und sie auf originelle, indirekte, filmische Weise zu erzählen.
Ich bin Deutscher, aber ich bin kein Tourist in England. Nachdem ich meine Jugend in Südafrika verbracht (meine Eltern sind ausgewandert) und mein Abitur in Deutschland gemacht habe, hatte ich das Glück, am Balliol College in Oxford Geschichte zu studieren. Das bedeutete: Drei Jahre völliges Eintauchen in die "Englishness", gemeinsame Tutorials mit dem zukünftigen Premier Boris Johnson und das Kennenlernen meiner (englischen) Frau, die mit dem Macher der Leave Kampagne, Michael Gove, in einer WG wohnte.
Infolgedessen bin ich ungefähr so englisch wie Prinz Albert: Ich verstehe das Klassensystem, ich verstehe den Humor, sogar das warme Bier. Die Menschen öffnen sich mir, weil ich ihre Sprache spreche. Doch als Ausländer wird von mir nicht erwartet, dass ich Partei ergreife; meine Position ist nicht bedrohlich. Eigentlich entschuldigen sie sich ständig für den Brexit! Jetzt, sechs Jahre später erst recht.
Ich bin ein Außenstehender mit der nötigen Distanz, um die Geschichte zu erfassen, um über den Tellerrand hinauszuschauen, mit einem Auge für die wunderbaren Exzentrizitäten, Macken und Widersprüche, die diese Menschen ausmachen, und mit der Fähigkeit, die weniger wunderbaren Eigenheiten ihrer aktuellen, tief sitzenden Brexit-Spaltung zu erfassen.

All das sind Themen, die uns noch lange nach dem eigentlichen Brexit-Tag begleiten. Sie werden jetzt sogar aktueller, wo in UK das Scheitern des Austritts deutlich wird. Nach Cromer zu fahren, im Gegensatz zu London, und auf und hinter eine Varieté- Bühne zu gehen, im Gegensatz zum Parlamentsplatz oder zu Politikerinterviews, ist ein geeigneter Weg, um ein Gefühl für das wahre Großbritannien in dieser unwirklichen Zeit zu bekommen.
Das alles gibt es in Cromer. Norfolk kämpft damit, junge Leute in der Region zu halten, die Grafschaft ist ziemlich alt und hat mit fast 66% für den Austritt gestimmt. Sie ist isoliert und fühlt sich abgehängt. Dies ist nicht das England, das die meisten Europäer kennen. Dennoch sollten wir es besser kennen, wenn wir unsere ärgerlichen, unverständlichen Nachbarn verstehen wollen. Vielleicht finden wir sogar etwas über uns selbst heraus.
SEASIDE SPECIAL ist ein sehr charakterorientierter Film. Meine bisherigen Filme sind allesamt intime Porträts von außergewöhnlichen Menschen, zu denen ich Monate und manchmal Jahre damit verbracht habe, Zugang und Vertrauen aufzubauen. Ob das nun ehemalige Black Panther in 'Public Enemy' (IDFA Wettbewerb 2000) deutsche Juden in Israel in 'Jecke's (Nominierung Grimme-Preis 1995) oder der wahnwitzige Polaroid-Retter Dr. Florian Kaps in 'An Impossible Project' (Weltkino 2022) waren.
Die Menschen von Cromer sind das Herzstück von SEASIDE SPECIAL , und ich konnte ihnen nahe sein, indem ich über zwei Jahre hinweg eine Beziehung zu ihnen aufbaute, beim Recherchieren und Filmen. Eine starke Frau steht im Mittelpunkt, die taffe Regisseurin Di Cooke, und um sie herum eine charismatische Besetzung von Briten, die zwangsläufig alle Positionen im Brexit-Sturm abdecken - von Einheimischen wie der Kostümbildnerin Laura Whyte (deren Mann der örtliche Handwerksbäcker ist) bis zum Tory-Ratsmitglied John Lee, einem Krabbenfischer in achter Generation, der sich Sorgen um die britische Identität macht und mich mag, weil ich mit 'Boris' auf dem College war. John ist immer noch überzeugter "Leaver", aber war derjenige der Cromer' Protagonisten, der auf eigene Faust zur Premiere des Films in Hof anreiste - um zu zeigen, daß der zwar absoluter Gegner der EU aber trotzdem Europäer sei.
Thematisch geht es in SEASIDE SPECIAL um mehr als den Brexit: Cromer und sein Theater greifen wichtige aktuelle Themen der Kultur auf lokaler, menschlicher Ebene auf: "echte" Live-Erfahrungen vs. digitale Werte, Authentizität, Gemeinschaft. Durch die Linse von Cromer betrachtet, stehen diese Themen im Fokus und sind Teil der Antwort auf die Frage, was eine gesunde Gesellschaft heutzutage ausmacht.
Und - ob Sie es glauben oder nicht - es macht auch noch Spaß. Ich mag die Idee, dass ein Dokumentarfilm Spaß macht. Ich betrachte es als ein Statement gegenüber dem schrecklich negativen Ton der öffentlichen Debatte dieser Tage. Es liegt mehr Wahrheit in der Begegnung mit echten Menschen, ihren Leidenschaften, Problemen und Widersprüchen.
Cromer ist ein Ferienort, wenn auch eine sehr britische Version davon. Es ist sehr visuell, mit dem viktorianischen Pier als dem immer präsenten Dreh- und Angelpunkt des Films. Ja, es ist ein bisschen heruntergekommen und weit weg von London, aber das macht seinen Charme nur noch besser. Das Licht ist fantastisch, was durch die 16- mm-Kameratechnik des Films unterstützt wird. Wir sind nie weit von einer glitzernden Bühne und guter handmade Unterhaltung entfernt.
Das ist nicht Nostalgie - sondern zeitgemäß! Stellen Sie sich vor, Ken Loach, Martin Parr und Monty Python würden sich zusammentun, um eine Dokumentation zu drehen - hier würden sie es tun. Ich freue mich über die Gelegenheit, diese Geschichte über den Brexit in Großbritannien in einem Film zu erzählen, der Sie (auch) zum Lachen bringen und ein echtes Kinoerlebnis bieten soll.
SEASIDE SPECIAL ist ein täuschend einfacher Film , eine Beobachtung von und eine Beziehung zu einer einzigartigen Gruppe von Menschen, die sich im Laufe eines Jahres entwickelt; eine Show, die über denselben Zeitraum zusammengestellt wird und eine klare dramaturgische Struktur von Kreation, Vorsprechen, Proben, Premieren, lokalen Ereignissen und dem Leben der Protagonisten bietet; vier Jahreszeiten des britischen Wetters und der On-Off-Rhythmus des Sommer- und Winterlebens des Ferienorts.
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Donnerstag 12.01.2023
ACHT BERGE
Ab 12. Januar 2023 im Kino
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Pietro ist ein Junge aus der Stadt, Bruno das letzte Kind eines vergessenen Bergdorfes. Wagemutig erkunden sie die verlassenen Häuser des Bergdorfs, streifen an endlosen Sommertagen durch Täler, folgen dem Wildbach bis zu seiner Quelle. Jahre später schlagen sie verschiedene Wege ein. Während Bruno im Heimatdorf eine Familie gründet und sich dennoch nie richtig zu Hause fühlt, zieht es Pietro in die weite Welt.
Das unsichtbare Band zwischen ihnen bringt Pietro jedoch immer wieder in die Heimat zurück, auf der Suche nach Zuflucht und Freundschaft. Doch längst sind sie sich nicht mehr einig, wo das Glück des Lebens zu finden ist.

Ein Film von Felix van Groeningen und Charlotte Vandermeersch
Mit Luca Marinelli, Alessandro Borghi, Filippo Timi u.a.

Das Drehbuch zu ACHT BERGE schrieben Felix van Groeningen und Charlotte Vandermeersch, die auch gemeinsam Regie führten. Mit den Schauspieler:innen Luca Marinelli, Alessandro Borghi, Filippo Timi und Elena Lietti bringt der Film einen erfolgreichen Roman des italienischen
Schriftstellers Paolo Cognetti auf die große Leinwand. Produziert wurde er von Mario Gianani und Lorenzo Gangarossa für Wildside, einer Fremantle-Tochter, Rufus/Menuetto, Belgien und Pyramid
Productions, Frankreich, in Koproduktion mit Vision Distribution und in Zusammenarbeit
mit Elastic, Großbritannien und Sky. Ausführender Produzent ist Louis Tisné von der britischen Firma Elastic. Vision Distribution ist Koproduzent.


DIE VORGESCHICHTE
Um ehrlich zu sein, war uns nicht klar, dass wir den ganzen Film zusammen machen würden. Ursprünglich hatten wir vor, eine Version des Drehbuchs, an dem Felix bereits arbeitete, gemeinsam zu schreiben. Das hatten wir bei THE BROKEN CIRCLE gemacht und seitdem wollten wir wieder zusammen an etwas arbeiten. Als der erste Corona-Lockdown kam, waren wir als Paar gerade ziemlich gebeutelt, wir befanden uns in einer tiefen Krise und nun geriet auch noch die ganze Welt aus den Fugen.
Aber wir setzten uns hin und begannen zu schreiben. Irgendwie ahnten wir, dass die Arbeit an dieser unverfälschten Geschichte das Potential hatte, uns zu heilen. Und das bestätigte sich. Es ist eine Geschichte über die Freundschaft, aber wir behandelten sie wie eine Liebesgeschichte.
Wir sind gleichzeitig Freunde, ein Liebespaar, Partner und Eltern eines gemeinsamen Sohnes. Der Film ermöglichte es uns, die Protagonisten dabei zu begleiten, wie sie erwachsen werden, Freundschaft schließen, diese verlieren, sich von der Familie distanzieren, wieder Kontakt aufnehmen, lernen zu vergeben und die Entscheidungen des anderen zu akzeptieren, dem Tod ins Auge zu schauen und sich dem Lauf des Lebens hinzugeben.
Wir wollten einen monumentalen Film machen, der durch kleine Gesten erzählt wird. Eine Ode an die Verletzlichkeit und die Stärke eines jeden Lebewesens, egal ob Mensch, Tier, Pflanze oder Berg. Ohne jede Form von Zynismus.
Wir erforschten, wie Erinnerung funktioniert. Scheinbar unbedeutsame kleine Erlebnisse aus der Kindheit begleiten einen das ganze Leben lang, ohne dass man weiß warum, und ihre Bedeutung nimmt über die Jahre zu. Während der Pandemie waren wir aufgrund des Lockdowns wie so viele Menschen weltweit in unserer Wohnung in der Stadt eingesperrt. Wir spürten ein großes Verlangen nach der Natur und den Wunsch, uns mit der Erde zu verbinden. Die Natur spielt eine Hauptrolle in Paolo Cognettis Buch und es war wunderschön, beim Entstehen des Films die Romantik und Melancholie der Natur, aber ebenso die Erbarmungslosigkeit und Gefahr, die ihr innewohnt, einzufangen.
Wir hatten das große Glück, dass wir die Acht Berge zunächst in unserer Vorstellung, dann in Italien und später in Nepal besteigen konnten. Wir fingen an, Italienisch zu lernen, zogen für acht Monate in die italienischen Alpen und stiegen später, zusammen mit einem ganzen Filmteam, ins Himalaya-Gebirge hinauf.
In den Bergen unterwegs zu sein, konfrontiert einen mit sich selbst. Die Umgebung ist schonungslos ehrlich. Warum den ganzen Weg zum Gipfel hinaufsteigen? Es gibt keinen Grund dafür. Und doch tun wir es – nur um dann wieder hinabzusteigen. Verzaubert.
Eines Frühlingstages 2020, wir arbeiteten seit etwa vier Monaten an der ersten Drehbuchfassung und waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden, saßen wir am Frühstückstisch und Felix warf plötzlich eine Frage in den Raum: „Willst du mit mir gemeinsam Regie führen?“ ... Und hier sind wir: immer noch dabei, Berge und Täler zu erkunden.


MUSIK
Daniel Norgren war unsere erste und einzige Wahl. Dabei kannten wir ihn davor gar nicht persönlich. Doch als wir ihm begegneten, realisierten wir, wie richtig wir mit unserer Intuition gelegen hatten. Er passte perfekt, denn – in gewisser Weise – ist er die schwedische Version von Bruno. Er lebt fernab der Massen, im Wald, auf seinem eigenen Berg, wo er sich ein Haus mit integriertem Studio baut. Er beherrscht viele Instrumente und singt. Seine Inspiration findet er, indem er durch die Wälder streift.
Seine Musik hat etwas überaus Reines und kommt von Herzen. Sie wird oftmals mit einem Vierspurrekorder aufgezeichnet, der einen tollen analogen Klang produziert. Daniels Stimme hat etwas sehr Verletzliches, was perfekt zu diesem Film passt. Als wir ihn das erste Mal mit dem Drehbuch kontaktierten, war er zunächst sehr enthusiastisch, sagte aber dann, es wäre zu aufwendig.
Obwohl unsere erste Begegnung gut war, hatte er eine komplette Blockade, was den Auftrag betraf. Wir machten uns sodann auf die Suche nach anderen Komponisten und kontaktierten andere Musiker, aber niemand überzeugte uns so richtig. Eines Tages traten wir erneut an Daniel heran und fragten, ob wir eventuell etwas von seiner schon existierenden Musik verwenden dürften. Er willigte ein. Daraufhin kam er mit neuen Kompositionen auf uns zu und am Ende sagte er zu uns:
“Das ist genau der Film, den ich im Kopf hatte, als ich Filmmusik ohne Filme schrieb.”
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Donnerstag 05.01.2023
UNRUH
Ab 05. Januar 2023 im Kino
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1877: der russische Kartograf Pyotr Kropotkin kommt in ein Tal im Schweizer Jura, angelockt von der hochentwickelten Uhrenfertigung dort und von der Nachricht, dass sich Arbeiter*innen zu einer anarchistischen Gewerkschaft zusammengeschlossen haben. Er trifft auf eine Gesellschaft, in der Beamte und Gendarmen über die richtige Uhrzeit wachen und dem Produktionsbetrieb und der Gemeinschaft den Takt vorgeben. Immer effizienter werden die Produktionsabläufe in den Uhrmanufakturen organisiert, die sekundengenaue Kontrolle erzeugt einen steigenden Druck auf die Beschäftigten. Davon kann auch Josephine ein Lied singen, die über die Montage der Unruh, des Herzstücks der mechanischen Uhr, wacht und den zugereisten Kropotkin kennenlernt. Inspiriert von anarchistischen Ideen fordern sie die Befreiung der Zeit, setzen Solidarität und Pazifismus gegen Marktgesetze und Nationalismus.
Nach seinem Debüt DENE WOS GUET GEIT schenkt uns Cyril Schäublin einen Historienfilm, wie er schöner und aktueller nicht sein könnte. Mit sorgfältig komponierten Bildern feiert dieser Film die Handwerkskunst der Uhrmacherei und verknüpft sie mit einer klaren politischen Haltung. Durch Verfremdung und Ironie wird deutlich, wie aktuell und universell das Thema von UNRUH ist.


Ein Film von Cyril Schäublin
Mit Clara Gostynski, Alexei Evstratov u.v.a.


Regienotiz

Meine Großmutter arbeitete in einer Uhrenfabrik in der Nordwestschweiz, wo sie das mechanische Herz der Uhr, die sogenannte Unruh, herstellte. Viele Frauen in meiner Familie waren in der Uhrenindustrie des 19. und 20. Jahrhunderts tätig. Ich wünschte mir, über ihre Arbeit und die Zeit, die sie in den Fabriken verbracht haben, einen Film zu machen. Und dabei auch der anarchistisch geprägten Gewerkschaftsbewegung der Uhrmacher:innen des 19. Jahrhunderts Aufmerksamkeit zu schenken.
Ausgehend von den historischen Ereignissen, die das Uhrmachertal von Saint-Imier in der Nordwestschweiz zum politischen Epizentrum der wachsenden internationalen anarchistischen Bewegung machten, rekonstruiert der Film Ereignisse und Situationen in einer Uhrmacherstadt im Jahr 1877.
Der Film erzählt auch von der Begegnung zwischen Josephine Gräbli, einer Uhrenfabrikarbeiterin, die die Unruh herstellt, und Pyotr Kropotkin, einem russischen Reisenden und Kartografen. Die Figur des Pyotr ist dem realen Pyotr Kropotkin (1842–1921) nachempfunden. Sein Buch Memoiren eines Revolutionärs, in dem er beschreibt, wie er in der Schweiz zum Anarchisten wurde, war eine wichtige Inspiration für den Film. Die Begegnung zwischen Josephine und Pyotr findet in einer Zeit statt, in der neue Technologien wie die Zeitmessung, die Fotografie und der Telegraf die soziale Ordnung veränderten und sich anarchistische Ideen einem aufkommenden Nationalismus entgegengesetzt sahen. Indem im Film Situationen der 1870er Jahre nachgestellt werden, wird das Publikum dazu eingeladen, die Beschaffenheit unserer Gegenwart vielleicht noch einmal neu zu betrachten.
Handelt es sich bei den Definitionen von Zeit und Arbeit, die im frühen industriellen Kapitalismus entwickelt und etabliert wurden, vielleicht nur um Fiktionen? Wie bestimmen Konstruktionen wie
die “Nation” und andere Erfindungen des 19. Jahrhundert die Art und Weise, wie wir heute zusammenleben, wie wir Zeit und Arbeit organisieren und erleben? Gibt es so etwas wie eine kapitalistische Mythologie, die unser tägliches Leben unterschwellig mitbestimmmt? Und welche anderen Erzählungen wären möglich?
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Donnerstag 29.12.2022
BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT
Ab 29. Dezember 2022 im Kino
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Als Abby das erste Mal allein zum Meeresgrund taucht, ahnt sie nicht, dass dies der Beginn einer lebenslangen Freundschaft ist. Blueback nennt sie den großen blauen Fisch, der ihr in der Tiefe begegnet und bald zu ihrem liebsten Gefährten im Ozean wird. Umgeben von der wilden Natur der westaustralischen Küste wächst Abby unbeschwert im Einklang mit dem Meer auf. Doch je älter sie wird, desto mehr erkennt sie, dass die einzigartigen Korallenriffe ihrer Heimat in Gefahr sind – und mit ihnen Blueback. Sie beginnt zu begreifen, warum ihre Mutter alles aufs Spiel setzt, um die Zerstörung der Riffe zu verhindern. Wird Abby ihren blauen Freund retten können?

Ein Film von Robert Connolly

Nach dem gleichnamigen Bestseller von Tim Winton erzählt Regisseur Robert Connolly einfühlsam und hochaktuell von Freundschaft, Mut und dem faszinierenden Leben im Meer. Das inspirierende Familienabenteuer besticht mit einem hochkarätigen Cast um Mia Wasikowska, Radha Mitchell und Eric Bana sowie atemberaubenden Naturaufnahmen voll magischer Schönheit.


Director's Note

Für mich ist BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT ein Film für die Generation Greta
Thunbergs.
BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT basiert auf der gefeierten gleichnamigen Novelle von Tim Winton und wird von starken weiblichen Hauptdarstellerinnen getragen. Er zeigt Australiens außergewöhnliche Meereswelt in einer ermutigenden Geschichte über das Erwachsenwerden, in der es um Freundschaft und Familie geht. Gleichzeitig ist der Film eine
Hommage an Engagement und an die Natur selbst. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine
unerwartete Freundschaft zwischen Abby, einem Mädchen im Teenageralter, und einem riesigen Fisch, der in ihrer Meeresbucht lebt. Es ist ein Western Blue Groper, den sie Blueback nennt. Als sie als Erwachsene zurückkehrt, um ihre kranke Mutter Dora zu pflegen, erinnert sich Abby an die entscheidenden Momente, die dazu führten, dass sie Meeresbiologin wurde, insbesondere an ihre Freundschaft mit Blueback und an den inspirierenden Umweltaktivismus ihrer Mutter. Diese Erinnerungen bestärken Abby darin, zur Rettung der Korallenriffe der Welt beizutragen.
Unser Ziel bei BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT war es, eine großartige Umweltgeschichte zu erzählen, die unsere Ozeane und die Lebewesen des Meeres feiert und gleichzeitig das Publikum dazu inspiriert, etwas zu verändern und sich den Herausforderungen zu stellen, vor denen wir alle stehen. Immer wieder bin ich von der Schönheit der Korallenriffe hier in Australien angezogen worden. Auf einer Reise zum Great Barrier Reef wurden mir kürzlich wieder die deutlichen Schäden durch die globale Erwärmung an den Korallen und Meereslebewesen vor Augen geführt. Bei meinen Recherchen für diesen Film habe ich mit vielen verschiedenen Meeresbiologen gesprochen, die sich für die Rettung unserer Ozeane einsetzen – sie sind Abbys Inspiration aus dem wahren Leben. Diese Menschen, viele davon noch sehr jung, stellen sich der Herausforderung, unsere Meere zu erhalten. Sie haben es geschafft, meinen Pessimismus und meine Resignation in einen großen Optimismus zu verwandeln.

Der filmische Anspruch für BLUEBACK– EINE TIEFE FREUNDSCHAFT war eine Kombination aus bildgewaltigen Kompositionen und sehr persönlichen und intimen Beobachtungen der Charaktere. Die Geschichte versetzt unsere junge Protagonistin in die Welt der Natur – Meere, wilde Strände und verschlungene Korallenriffe. Dieser visuelle Stil kontrastiert die Welt über und unter der Wasseroberfläche und verbindet ein menschliches und emotionales Porträt eines Films wie WHALE RIDER mit den großartigen Unterwasserwelten von DER BLAUE PLANET. Der phänomenale Erfolg von DER BLAUE PLANET und MEIN LEHRER, DER KRAKE war Teil unserer Inspiration. Wir haben mit einem großartigen Team von Unterwasserspezialisten zusammengearbeitet, um so viel wie möglich von der außergewöhnlichen Unterwasserwelt Westaustraliens einzufangen. Für unseren Helden Blueback haben wir eine Kombination aus einer hochmodernen animatronischen Puppe und weiteren CG-Elementen verwendet, um einen Fotorealismus zu erreichen, der zu den dokumentarischen Elementen passt. Unsere Dreharbeiten fanden in einem der außergewöhnlichsten und abgelegensten Teile unserer Küste statt, der Bremer Bay in Westaustralien. Die Landschaft in dieser Bucht eignete sich perfekt für den Film, da sie eine epische, raue Welt mit kleinen, intimen Buchten und versteckten Stränden verbindet. Es ist ein magischer Ort, der reich an maritimer Vielfalt ist.
Wir konnten es kaum erwarten, unsere Geschichte in dieser Welt für die große Leinwand einzufangen. Der Film beginnt am Ningaloo Reef, einem der größten Korallenriffe, reich an
Meereslebewesen und direkt vor der majestätischen australischen Landschaft unserer Wüsten gelegen. Für die Besetzung von BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT konnte ein
wunderbares Ensemble aus einigen der besten australischen Schauspieler gewonnen werden, darunter Mia Wasikowska, Eric Bana und Radha Mitchell. Zu ihnen gesellten sich mit Ilsa Fogg und Ariel Donoghue zwei aufregende neue Talente, die Abby als Teenager und Kind spielen.
Robert Connolly



Regisseur Robert Connolly

Robert Connolly ist ein australischer Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor. Bevor er sich dem Filmemachen widmete, arbeitete er am Theater. In den 1990er Jahren absolvierte er eine Ausbildung an der Australian Film, Television and Radio School (AFTRS). Sein erster Spielfilm THE BOYS (1998), an dem er als Produzent beteiligt war, wurde bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin uraufgeführt. 2001 führte Connolly erstmals selbst Regie und drehte den Thriller THE BANK – SKRUPELLOS UND MACHTBESESSEN, der u. a. Auf dem Toronto International Film Festival gezeigt wurde. Dem schlossen sich die Filme THREE DOLLARS (2005), BALIBO mit Oscar Isaac (2009), die Dramen THE TURNING (2013) und PAPER PLANES (2015) sowie THE DRY – LÜGEN DER VERGANGENHEIT (2020) mit Eric Bana in
der Hauptrolle an.


Filmographie (Auswahl)

2022 BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT
2020 THE DRY – LÜGEN DER VERGANGENHEIT
2015 PAPER PLANES – TRÄUMEN EMUS VOM FLIEGEN?
2012 UNDERGROUND – DIE JULIAN ASSANGE STORY
2009 BALIBO
2001 THE BANK – SKRUPELLOS UND MACHTBESESSEN
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