In INTERVIEW werden Persönlichkeiten vorgestellt, die auf unterschiedlichste Weise das kulturelle Leben gestalten und bereichern - dabei oftweit über die Landesgrenze hinaus wirkend. Hier eine kleine Auswahl der Vorgestellten: Henning Venske, Gisela Schneeberger, Inga Rumpf, Hauschka, Stoppok, Wellküren, Isabelle Faust, Fritz Egner, Willy Michl, Nik Bärtsch, Ewa Kupiec, Symin Samawatie, Axel Hacke u.v.a.m.
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Freitag 03.03.2023
198. Otto Lechner - Anne Bennent find ich immer gut
Otto Lechner gehört zu den zwei österreichischen Künstlern von Weltruf, deren Karrieren auf dem Akkordeon fußt. Joe Zawinul, Jahrgang 1932, wechselte später zum Klavier und elektronischer Tastatur und wurde ein Superstar im Jazzidom. Otto Lechner, 1964 geboren, ist, entgegen aller Moden, bei der Ziehharmonika geblieben. „Sein Spiel ist ein Tanz auf dem Vulkan stilistischer Absonderlichkeiten“, war vor einigen Jahren über ihn zu lessen. Er improvisiert, spielt klassische Adaptionen, natürlich auch Volksmusik, Schlager aus Japan, oder komplette Lieblingsalben. Zu letzterem gehört „The Dark Side Of The Moon“ von Pink Floyd, das der Österreicher in der für ihn typischen Art interpretiert. Wie das 50 Millionen Mal verkaufte Konzeptalbum bei Lechner klingt? Am Donnerstag, 23. März ist der „Radiodidakt“ (Lechner über Lechner) mit dem Programm „The Dark Side Of Accordion“ zu Gast im Stadttheater Landsberg. Beginn des Konzertes: 20.00 Uhr.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Otto Lechner: vertrauenswürdige eltern, ein sozialdemokratisch regiertes österreich in meiner jugend, eine zufällige häufung von künstlerisch begabten mitschülern in der oberstufe in melk, eine art von gottvertrauen, ein bemühen um selbständigkeit, permanente unzufriedenheit, mehr glück als verstand ...
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
OL: meine künstlerische arbeit hat kein ziel, aber eine richtung; immerwieder suche ich nach einem guten verhältnis von komposition und improvisation. auch ist es mein auftrag zu zeigen, dass ein mensch mit behinderung ein selbstbestimmtes, lustvolles leben leben kann.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
OT: natürlich ist das reisen immerwieder eine besondere herausforderung; ich musiziere aber am liebsten live und so nehme ich das in kauf.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
OL: ich bin vor zwei wochen von einer algerienreise zurückgekehrt, und froh, wieder hier zu sein.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
OL: ich freue mich besonders über die momente der synkronizität, in denen 2 oder mehrere menschen wie ein einziges wesen sind. es ist ein wunderbares privileg von musikern, so zusammen zu klingen.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
OL: es gab zeiten in meinem leben, in denen ich viel mehr musik gehört habe. oft kann ich mich wirklich nicht mehr entscheiden zwischen den unzähligen möglichkeiten. die tendenz geht eher zur modernen klassik.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
OL: die meisten tonträger, die ich höre, sind im computer; das aber in hoher qualität. mit jemandem zusammen eine richtige schallplatte zu hören ist aber immer noch das schönste und klingt am besten.
KK: Was lesen Sie momentan?
OL: vor ein paar tagen habe ich zusammen mit meiner frau anne bennent einen blinden, prager schriftsteller und musiker namens oskar baum entdeckt. er war teil des prager kreises, dem auch franz kafka angehörte.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
OL: großmaulige sprache und großmaulige musik. außerdem mag ich es garnicht, wenn mir ein verlust an lebensqualität als fortschritt verkauft wird.
KK: Was freut Sie ungemein?
OL: daß unser alter kater willi noch einen frühling erleben wird können.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
OL: im nähen und sägen bin ich gleichermaßen ungeschickt.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
OL: ich lebe mit einer schauspielerin zusammen; anne bennent find ich immer gut.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
OL: das kraut gegen blödheit wurde ja bekanntlich nochimmer nicht gefunden. wenns das gäbe, so würde ich das aber alles selber essen.
grundsätzlich glaube ich aber, dass die meisten erfindungen eigentlich entdeckungen sind.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
OL: ich ärgere mich lieber über mich, als über andere.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
OL: ich trinke gerne bier, wein und schnaps, und behaupte, um dies zu rechtfertigen, dass es mich inspiriert.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
OL: neben verschiedensten potcasts schau ich regelmäzig bei zack-zack rein.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
OL: was österreich betrifft, so hätte ich gerne wieder ein eigenes ministerium für kunst und wissenschaft.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
OL: otto lechner
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
OL: ich werde jetzt diesen text mir von meiner sprachausgabe nocheinmal vorlesen lassen, ihn dann abspeichern und dann eine flasche weißwein öffnen. aber nichteinmal das ist sicher.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 15.02.2023
197. Sophia Jani – Es gibt einen Platz für alle
Bei Sophia Jani dreht sich alles um Musik, wobei sie vom Mainstream ebenso entfernt ist, wie ihr Geburtsort vom Mond. Sie ist im Landsberger Umfeld aufgewachsen und geht heute in den Metropolen dieser Welt ihren Obessionen nach. Schon als Kind war sie von Klängen und Sounds fasziniert. Logischerweise versuchte sie nach der Schulzeit auch sofort in der Welt der Musik Fuß zu fassen. Sie studierte in Bordeaux und München und fand im Zusammenspiel mit Carlos Cipa auf dessen Label Denovali Records ihre künstlerische Erfüllung.
Kompositorisch bewegt sich Sophia Jani im Bereich von Minimal Music, Electronic und zeitgenössischer Klassik. Ihre Musik wurde unter anderem vom New Jersey Symphony Orchestra, den Munich Symphony Orchestra, Musikern des Dallas Symphony Orchestra, dem Goldmund Quartett, dem Omer Quartet und dem Sirius Quartet aufgeführt. Hinzu kommmen Auftragswerke für die Pianistin Eunbi Kim, die Gitarristin Jiji Kim und die Geigerin Teresa Allgaier.
Am Samstag 25. Februar wird Sophia Jani im Landsberger Stadttheater zu Gast sein. Gemeinsam mit dem Dandelion Quintett und dem Kontai Ensemble wird sie verschiedene eigene Kammermusikwerke aufführen. Beginn des Konzertes: 20.00 Uhr.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Sophia Jani: Genuine Begeisterung für Musik und ein geduldiges, unterstützendes Umfeld, das mir in bestimmten Phasen die Zeit für meine Entwicklung gegeben hat, die ich gebraucht habe.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
SJ: Wen: Alle, die sich von meiner Musik bereichert fühlen.
Was: eine inklusive Musikszene, die anspruchsvolle (Kunst-)Musik ermöglicht, mit echter Diversität, die sich auch auf die ästhetische Ebene erstreckt.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
SJ: Vorwiegend äußere Umstände, die fokussiertes Arbeiten erschweren, wie Unruhe, Zeitmangel und unzureichende finanzielle Mittel für die Durchführung von Projekten.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
SJ: Die Aufführung meines Orchesterstücks „What do flowers do at night?“ durch die New Jersey Symphony unter David Robertson, sowie das erste Konzert von Feet Become Ears, einer von mir mitgegründeten neuen Konzertreihe für zeitgenössische Kammermusik in München und Leipzig.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
SJ: Wenn besondere musikalische Ideen entstehen, diese von den Musiker*innen zum Leben erweckt werden und dann auf Hörer*innen stoßen, die davon bereichert werden und davon auch wieder etwas zurückkommt. Wenn also durch Musik besondere zwischenmenschliche Verbindungen entstehen.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
SJ: Experimentelles, postminimalistisches, elektronisches, frischen Jazz.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
SJ: Vinyl.
KK: Was lesen Sie momentan?
SJ: Anna Lowenhaupt Tsing: "Der Pilz am Ende der Welt".
KK: Was ärgert Sie maßlos?
SJ: Rücksichtslosigkeit, egal ob aus Ellenbogenmentalität oder Unbeholfenheit.
KK: Was freut Sie ungemein?
SJ: Begegnungen mit warmen Menschen, gute künstlerische Ideen, gutes Essen.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
SJ: In Teamarbeit.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
SJ: Von Tilda Swinton in „Only Lovers Left Alive“ von Jim Jarmusch.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
SJ: Gute Klimapolitik.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpferin, oder Teamplayerin?
SJ: Von Natur aus eher als Einzelkämpferin, mittlerweile aber sowohl als auch, je nach Tätigkeitsbereich.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
SJ: Wenn ich Lust zu kreieren habe oder eine Deadline mich dazu zwingt.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
SJ: Hauptsächlich die von Tageszeitungen, Zeit, New York Times.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsministerinfür Kultur wären?
SJ: Ich würde mich für eine nachhaltige Kulturfinanzierung auch in der freien Szene einsetzen, sowie ästhetische Diversität innerhalb der Strukturen des zeitgenössischen Klassikbereiches fördern.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
SJ: Magic can’t be rushed.
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
SJ: Bei allem was gerade passiert in der Welt - leider eher düster. Vielleicht besser wie ich sie mir wünsche: es gibt einen Platz für alle, wir leben mehr im Einklang mit unserer Umwelt, die Menschen haben mehr Zeit und Energie für ein rücksichtsvolles Miteinander, sowie sich auf gute,
anspruchsvolle Kunst einzulassen
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Freitag 20.01.2023
196. Ricardo Volkert – Ein Medikament gegen Demenz
Ricardo Volkert bringt mit seiner Musik die spanische Seele zum Leuchten, ist sinngemäß in einer Rezension über den Musiker zu lesen. Der 1963 in München Geborene hatte früh Klavierunterricht und studierte zu Beginn der 1980er Jahre klassische Gitarre in Andalusien und München. Später dann auch Vergleichende Literaturwissenschaft. 1989 gründete er mit dem Musiker
Jürgen Birlinger das Gitarren- und Liedermacherduo „Birlinger & Volkert“. Nach einer Gesangsausbildung widmete er sich fast ausschließlich und in verschiedenen Projekten dem iberischen Blues, dem Flamenco. Auch hat er sich bei Auftritten und Einspielungen mit literarischen Themen und Autoren beschäftigt. Die
Süddeutsche Zeitung schrieb über einen seiner Auftritte: „Dieser Musiker schafft vielmehr mit großer Sensibilität und viel Gespür für die tiefe spanische Seele eine stimmige und immer überzeugende Einheit aus spanischsprachiger Poesie sowie eigener musikalischer Gestaltung.“
Am
17. Februar wird Ricardo Volkert im
Gautinger Bosco mit seinem Ensemble unter dem Titel
„In den Gassen und Tavernen des Südens“ auftreten. Beginn: 20.00 Uhr.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind? Ricardo Volkert: Dass ich Musiker geworden bin: Eine große Portion Optimismus. Verständnisvolle, mir sehr geneigte Eltern. Und als Heranwachsender eine billige Gitarre in den Händen, mit den ersten drei Griffen, die ich konnte, das erste Lied geschrieben was mich damals ungemein berührte und faszinierte.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen? RV: Dass unser Publikum mit uns Musikern einen wunderbaren Abend verbringt und den Konzertsaal noch von Musik erfüllt verlässt.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
RV: Mit der täglich widrigen Büroarbeit die mich davon abhält Musik zu machen, an Liedern zu schreiben, zu proben.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt? RV: Zusammen mit dem Bassisten Bernhard Seidel spielte ich in den letzten Monaten viel in Senioren-und Pflegeeinrichtungen. Die Freude über unsere Musik dort, das Mitmachen-und singen, die Begeisterung bei den Seniorinnen und Senioren und des Personals vor Ort hat mich stark beeindruckt.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit? RV: „Schönste Momente“ kann ich nicht benennen, aber als Musiker mit vielen Livekonzerten lebe ich auch davon sehr viele schöne Momente während und nach den Konzerten genießen zu dürfen. Das positive Feedback des Publikums ist der Antrieb für mein Tun als Musiker.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders? RV: In einer Sommernacht in Spanien höre ich am liebsten den Son aus Cuba, am PC arbeitend gerne die unaufgeregte Musik der Renaissance.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl? RV: Keine Platten, wenig CD, viel Radio.
KK: Was lesen Sie momentan? RV: „Liebe in Zeiten des Hasses“ von
Florian Illies, „Stern 111“ von
Lutz Seiler.
KK: Was ärgert Sie maßlos? RV: Dass wir es nicht schaffen von diesen Plastik-Mist-Verpackungen zu intelligenteren Formen der Verpackung zu kommen und deshalb unsere ganze Meere zumüllen.
KK: Was freut Sie ungemein? RV: Daß es viele Menschen gibt die genau an diesen Problemen der Menschheit arbeiten, forschen, nach intelligenten Lösungen für unsere Probleme suchen.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht? RV: Besser nicht.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
RV: Von sehr vielen tollen Künstlerinnen und Künstlern in diesem Genre bin ich beeindruckt. Stellvertretend für diese: Klaus Maria Brandauer in „Mephisto“.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt? RV: Da ich in den letzten Jahren als Musiker auch viel vor dementen Menschen singe und spiele: ein Medikament das diese Krankheit stoppt.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer? RV: Einzelkämpfer bei der Büro-und Aquisearbeit, Teamplayer bei den Konzerten.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle? RV: Immer in Situationen wenn ich nichts zum Notieren dabei habe.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie? RV: Ich „schlage“ bei vielen Gelegenheiten gerne bei
Wikipedia nach.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären? RV: Ich würde dann gerne einen solchen Kulturetat für Pflege-und Senioreneinrichtungen zur Verfügung stellen, der es ermöglicht, viel Musik, Kunst und Unterhaltung zu diesen Menschen zu bringen.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel? RV: "Als wär´s ein Lied von mir".
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor? RV: Es wird nicht einfacher. Ein Ringen um baldige Lösungen für unsere Umweltproblematik, ein Ringen um Demokratie in Zeiten von fake news. Wichtig dabei: zuversichtlich bleiben, nicht verzagen, Musik hören.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 11.01.2023
195. Felix Lehrmann - „Eine Nominierung würde schon genügen“
Foto: Steven Haberland
Felix Lehrmann hatte schon im Kinderzimmer ein (richtiges) Schlagzeug stehen und jammte hier mit seinem Vater Michael. Der war und ist bis heute Gitarrist in etlichen angesagten Berliner Bands. Unterricht erhielt Felix bei Frank Schirmer (Stern Meißen) und später dann bei Kenny Martin, seit über drei Jahrzehnten Schlagzeuger bei Joseph Bowies New Yorker Funk-Jazz-Band Defunkt.
Schon mit siebzehn wechselte der 1984 in Halberstadt am Harz geborene ins Profilager und trommelte seitdem in ungezählten Studioaufnahmen und bei Livegigs von Itchycoo, Yvonne Catterfeld, Bell Book & Candle, Thomas Godoj, Eisblume, Jennifer Rush, Haftbefehl, Namika, Rivo Drei, Jon Anderson, Torsten Goods, Gloria Gaynor, Randy Brecker, Till Brönner und vielen vielen anderen. Heute gehört Felix wohl zu den besten und gefragtesten Schlagzeugern im Bereich Jazz und Rock.
Mit seiner Band Marriage Material („Natürlich sind wir alle von Helden wie Zawinul, Pastorius oder Zappa geprägt, von deren Vielseitigkeit und freiheitlichem Spiel“) gastiert Felix Lehrmann an der Seite von Bassist Thomas Stieger, Vibraphonist/Keyboardist Raphael Meinhart und Gitarrist Arto Mäkelä am Freitag den 13. Januar um 20 Uhr im Bürgersaal im Rathaus Feldafing, Bahnhofsplatz 1.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Felix Lehrmann: Die Liebe meiner Eltern, meiner Schwester und meiner Frau. Vielleicht auch der frühzeitige Zugang zu einem Schlagzeug und die Jam Sessions mit meinem Vater Michael.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
FL: Ich möchte nicht unbedingt einen Grammy gewinnen - eine Nominierung würde schon genügen.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
FL: Staus auf der Autobahn, Delay bei der Deutsche Bahn. Der Flughafen BER tut sein Übriges.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
FL: Ich habe vor ein paar Tagen meinen Schnurrbart abrasiert.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
FL: Der Post-Gig Hang mit meinen Kollegen und Kolleginnen.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
FL: Ich bin großer Verehrer von Instrumentalmusik.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
FL: Ich bin Generation CD und erst seit kurzem stolzer Besitzer eines Plattenspielers.
KK: Was lesen Sie momentan?
FL: Die Satanische Bibel von Anton Szandor LaVey
KK: Was ärgert Sie maßlos?
FL: Dicksein.
KK: Was freut Sie ungemein?
FL: Gutes Essen.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
FL: Ich nähe alle meine Kleidungsstücke selber.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
FL: Im Prinzip beeindruckt mich jeder Film mit Ron Jeremy.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
FL: Es wird Zeit, dass das Beamen endlich mal erfunden wird.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
FL: In dieser Band ausnahmsweise Teamplayer.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
FL: In der Sauna habe ich ausschließlich gute Einfälle.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
FL: Dave Rat - Roadies In The Midst
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
FL: Ich würde den geschätzten Kollegen Bundesminister für Verkehr bitten, meinen Punktestand in Flensburg zu ändern.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
FL: Felix Lehrmann - eine Autobiographie (mit Vorwort von Otto Waalkes)
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
FL: Rosig - rüstig - rostig
Autor: Siehe Artikel
Dienstag 20.12.2022
194. Julia Schoch - Beim Lesen im Liegen
Foto: Jürgen Bauer
Julia Schoch ist in Bad Saarow geboren und wuchs in Mecklenburg auf. In ihren letzten Romanen beschäftigte sie sich intensiv mit der Zeit des Umbruchs in der DDR und dessen Folgen. Es sind Geschichten von gesellschaftlichen und biographischen Brüchen, die sie anhand auch ihrer eigenen Lebensdaten und -ereignisse betrachtet. Insofern liegen ihrer Literatur sehr authentische persönliche Erlebnisse zugrunde, die den Figuren und den Handlungen ihrer Bücher Klarheit und Glaubwürdigkeit verleihen.
Für ihr Werk wurde die Autorin und Übersetzerin Julia Schoch bisher mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Förderpreis zum Meersburger Droste-Preis, dem Hermann- Lenz-Stipendium, dem Stefan-George-Preis für Forever Valley von Marie Redonnet, dem “Kunstpreis Literatur der Land Brandenburg Lotto GmbH”, dem André-Gide-Preis für ÜbersetzerInnen aus dem Französischen und dem Kunst-Förderpreis des Landes Brandenburg.
Am 18. Januar ist Julia Schoch zu Gast im Veranstaltungsforum Fürstenfeld und wird dort ihren neuen Roman „Das Vorkommnis“ vorstellen.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Julia Schoch: Was ich „bin“? Wenn die Berufsbezeichnung gemeint ist, dann war sicher ausschlaggebend, dass ich vor 25 Jahren Menschen getroffen habe, die die Geschichten mochten, die ich geschrieben hatte. Ich habe schnell einen Verlag gefunden. Außerdem hatte ich große Lust, als Schriftstellerin und auch als Übersetzerin zu leben. Manchmal wundere ich mich heute noch, dass es möglich war und es immer noch möglich ist.
KK: Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
JSch: Ich will ein Gefühl, eine Atmosphäre, einen Vorfall so präzise wie möglich in Worte fassen. Nur durch Präzision ist es möglich, die Vorstellungskraft bei anderen Menschen anzuregen. Die Vorstellungskraft ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die wir haben. Unsere Seele weitet sich beispielweise, allein bei dem Gedanken an etwas. Seelenweitung wiederum ist günstig für ein friedliches Zusammenleben. Was mich selbst betrifft, ist Schreiben meine Art, mit anderen Menschen zu kommunizieren.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
JSch: Pausen, die keine sind. Steuerfragen, Telefonate und Kranksein, vieles Reisen, ein Leben ohne Rhythmus bringen mich weg von meiner inneren Geschichte.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
JSch: Die Gespräche und Abenteuer, die ich in meinen Träumen erlebe.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
JSch: Wenn ich ganz am Anfang bin und die Zuversicht noch da ist, dass es diesmal gelingt.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
JSch: Gern Jazz und Filmmusik, vor allem französische.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
JSch: The Doors und die 70erJahre-Alben von Genesis höre ich ausschließlich als Schallplatte, alles andere höre ich auf CD.
KK: Was lesen Sie momentan?
JSch: Ich habe Bücher für den Tag und welche für die Nacht. Nachts ist derzeit Elizabeth Strout „Lucy by the sea“ dran. Tagsüber die Essais von Ursula K. Le Guin „Am Anfang war der Beutel“ und Peter Kurzecks posthum veröffentlichter Roman „Und wo mein Haus?“ Ich liebe alle seine Bücher.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
JSch: Die Bildungspolitik in Deutschland.
KK: Was freut Sie ungemein?
JSch: Der Anblick meiner Kinder.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
JSch: Als Kind habe ich Möbel für meine Puppenstube gebaut.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
JSch: Marlon Brando als „Regulator“ in „Duell am Missouri“ gefällt mir jedes Mal. Insbesondere sein Satz über sich selbst: „Großmutter ist jetzt müde“.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
JSch: Eine Zeitreisemaschine wäre schön.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer oder Teamplayer?
JSch: Als Einzelkämpferin. Was in der Natur des Schreibens liegt.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
JSch: Beim Lesen im Liegen.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
JSch: Keine, jedenfalls nicht regelmäßig. Manchmal das Feuilleton der NZZ.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsministerin für Kultur wären?
JSch: Ich würde eine Grundsatzrede über die Bedeutung der Kultur halten, die zur Primetime in den Öffentlich-Rechtlichen ausgestrahlt wird.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
JSch: Wachsein und Schlafen.
KK: Wie stellen Sie sich die Zukunft vor?
JSch: Die Zukunft, also der Begriff, ist ja stark in Verruf geraten. Jedenfalls in Europa. Wir zucken regelrecht zusammen, wenn wir daran denken. Viele sind mutlos und ohne Hoffnung. Aber der europäische Blick innerhalb der Weltperspektiven wird in den nächsten Jahrzehnten keine große Bedeutung haben. Wir sind die Experten für Archivierung und Tradition. Visionen und Aufbruchsenthusiasmus finden inzwischen woanders statt.
Autor: Siehe Artikel
Dienstag 06.12.2022
193. Lorenz Hargassner - Wollen wir wirklich nur Pragmatismus und Funktionalität?
Fotos: Till Kollenda, Valentin Kollenda, Julian Hrdina
Lorenz Hargassner ist erst relativ spät zum Saxophon gekommen. Intensiv beschäftigt hat er sich mit Musik schon seit seinem sechsten Lebensjahr.
In Wien geboren lebt er seit 2007 in Hamburg und unterhält hier, neben seiner Tätigkeit als Musiklehrer an verschiedenen Musikschulen und Dozent für Saxophon und Ensemble an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (von 2008 bis 2020), zwei eigene Formationen: Die Lorenz Hargassner Band und das Quartett pure desmond. Mit letzterem, eine Verbeugung vor dem großen Saxophonisten und Komponisten des Jazzhits „Take Five“ gastiert Hargassner am 16. Dezember um 19.30 Uhr(!) in der Germeringer Stadthalle mit dem Programm „pure desmond Plays James Bond Songs“.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Lorenz Hargassner: Mit Sicherheit meine Familie, die sehr musikalisch geprägt war. Mein Vater hat (neben Jura, er wurde später Richter) auch Musik studiert und hatte gehofft, Konzertpianist, später Dirigent oder Komponist zu werden. Außerdem habe ich früh gelernt, wenn ich etwas wirklich will, dann daran zu glauben, dass ich das auch erreichen kann. Und letztlich war es sicherlich auch ein gewisses Talent, das mir geholfen hat, denn ich habe erst mit 20 Jahren mit dem Saxophon angefangen.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
LH: Ich möchte etwas Schönes in die Welt bringen. Gerade in unserer heutigen Zeit ist das nötiger denn je. Ich suche nach Exzellenz und Perfektion, nach Ästhetik, Atmosphäre und Eleganz. Mit pure desmond wollen wir außerdem den Cool Jazz Sound der 1950er Jahre ins Heute übertragen, in der gleichen Besetzung, wie es das Paul Desmond Quartet des Saxophonisten von Dave Brubeck getan hat. Auch er war ein Schöngeist, insofern passt das ganz gut, denke ich.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
LH: Haha, wo soll man da anfangen (lacht)...! Also erst einmal ist es eine Herausforderung, überhaupt Künstler zu sein in Deutschland. Es ist hier nicht selbstverständlich, dass das "was Ordentliches" ist, dass man "davon leben kann". Das begegnet einem häufig in der Gesellschaft, diese Haltung. Dabei ist die Gesellschaft auf uns Künstler angewiesen. Wollen wir wirklich nur Pragmatismus und Funktionalität?
Aber für jeden Künstler ist es eine elementare Frage, wie man eigentlich Geld verdienen soll. Mit der Kunst oder mit einem anderen Job, der nur für das Geldverdienen ist? Solche Lebensentwürfe gibt es ja auch zur Genüge und das kann auch gehen. Allerdings wird es dann manchmal schwierig, dass sich die Prioritäten nicht irgendwann verschieben. Und darunter dann das Inhaltliche leidet.
Das würde ich aber als größte Widrigkeit sehen - dass es sehr viele andere Dinge gibt, die sich ins Blickfeld schieben, seien es private, politische oder existenzielle Dinge. Da die Priorität auf der Kunst, der Musik und der Entwicklung als Künstler, Jusiker und für uns besonders auch als Ensemble zu behalten, ist die größte Herausforderung. Aber ich glaube, wir bewältigen sie seit 20 Jahren trotz aller Veränderungen ziemlich gut!
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
LH: Natürlich die Corona-Pandemie. Das plötzlich alles gecancelt wurde und man keinen Hoffnungsschimmer am Horizont sah, dass war wirklich schlimm. Ich habe mich dann auf das Arbeiten zuhause, eben auf die inhaltliche Ebene zurück gezogen. Zum Glück hat man die dann als Künstler ja auch. Aber wenn es keine Perspektive gibt, das war schon ganz schön beängstigend. Wir haben dann ja mit den "James Bond Songs" und der Arbeit daran während der paar Zeiträume, die sich geöffnet haben, eine tolle Produktion hinbekommen, mit Videos auf unserem YouTube-Kanal, die die Live-Recording-Sessions in teilweise spektakulären Umgebungen zeigen. Da haben wir sozusagen aus der Not eine Tugend gemacht.
Der Einmarsch Russlands in der Ukraine nimmt mich aber auch persönlich sehr mit. Ich habe selbst viele Freunde, die Ukrainer oder Russen sind, kenne auch ein Ehepaar aus einer Ukrainerin und einem Russen. Dieser ganze Krieg ist schon ein riesiger Schlamassel. Hoffentlich kommt das bald zu einem "guten Ende". Wenn es das überhaupt geben kann in einem Krieg.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
LH: Wenn es funktioniert. Wenn das Team ineinander greift. Wenn wir uns auf der Bühne blind verstehen, wenn das Publikum mitgeht, wenn die improvisatorische Idee aufgeht. Wenn die Veranstaltung ausverkauft ist, wenn die Presse gut ist. Aber auch wenn der Zeitplan passt, wenn die Termine entspannt hintereinander absolviert werden können, wenn das Zwischenmenschliche angenehm ist. Und natürlich, wenn magische Momente beim Musikmachen entstehen, sei es im Studio, beim Komponieren oder Arrangieren, Proben, oder auf der Bühne.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
LH: Ich liebe es nach wie vor, selbst Musik zu hören. Da gibt es viele verschiedene Arten, die ich mag - zuletzt habe ich das neue Album von Flo Mega total gefeiert, super Texte, eine fantastische Band.
Im Jazzbereich höre ich vielleicht am meisten, da interessieren mich sowohl die Produktionen von heute, als auch Klassiker von früher. Da höre ich im Moment sehr gerne Keith Jarrett oder eben alte Aufnahmen von Paul Desmond! Er ist ein solcher Könner und Feingeist, das ist wirklich phänomenal. Da gibt es wirklich noch viele Kleinode zu entdecken, die ich gerne noch einmal präsentieren möchte, wenn wir in zwei Jahren den 100. Geburtstag von Desmond zelebrieren werden.
Und von den Berliner Philharmonikern fand ich die Zusammenarbeit mit dem legendären Filmkomponisten John Williams sehr ansprechend. Da gab es auch einen tollen Konzertmitschnitt in der ARD Mediathek zu sehen.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
LH: Ich habe zwar einen Plattenspieler, höre aber immer noch am liebsten CD. Ich bin einfach ein "Kind der 90er" und habe auch immer noch eine große CD-Sammlung, die mich zum Stöbern und Wiederentdecken einlädt.
KK: Was lesen Sie momentan?
LH: Ich habe Jonathan Franzen's "Crossroads" verschlungen, jetzt warte ich mit Spannung auf den nächsten Band. Zur Zeit lese ich ein kleines Büchlein, das ich geschenkt bekommen habe, "Das Jahr des Dugong" von John Ironmonger. Und meinen Kindern im Teenager-Alter lese ich gerade "Herr der Ringe" vor.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
LH: Wenn Kunst und Kultur das Existenzrecht abgesprochen wird. Wenn die Arbeit von Künstlern und Musikern nicht ernst genommen wird. Wissen Sie, was Churchill gesagt haben soll, als er gefragt wurde, warum er im Zweiten Weltkrieg nicht bei den Kulturellen Geldern spare? " Wenn wir das einsparen, können wir es gleich ganz lassen."
KK: Was freut Sie ungemein?
LH: Ich freue mich, dass es jetzt wieder losgeht mit den musikalischen Veranstaltungen. Und dass wir - zumindest mit meiner Band pure desmond - erleben, dass die Leute wieder zu den Konzerten kommen und sich freuen, dass es das jetzt wieder gibt. Dass es dadurch ein besonderes Gefühl der Wertschätzung von Live-Konzerten und denen, die sie veranstalten, gibt.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
LH: Nein, ich habe zwei "linke Hände", was das betrifft - sowohl Nähen als auch Holzarbeit sind echt nichts für mich...!
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
LH: Wenn wir über die "James Bond Songs" reden, dann muss ich natürlich über die Bond Darsteller nachdenken! Ich persönlich mochte immer Pierce Brosnan, ich fand, der ist so, wie man sich den eleganten Geheimagenten vorstellt. Meine Bandkollegen finden Daniel Craig aber besser, einer bevorzugt Roger Moore - das ist wohl sehr individuell!
Abseits der "Bond"-Reihe habe ich aber gerade zuletzt darüber nachgedacht, dass ich Natalie Portman toll finde, wandelbar und interessant. Sie halte ich einfach für eine gute Schauspielerin.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
LH: Ein Bildungssystem, das seine Bürger nicht nur zu funktionierenden Arbeitern sondern auch zu kulturell gebildeten und vor allem interessierten Wesen macht!
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
LH: Ich bin zwar nicht so gut in der Gruppenarbeit, wenn die Aufgaben auf intelligente Weise delegiert werden, glaube ich aber auf jeden Fall an die Kraft eines guten Teams! Bei uns in der Band machen wir es so, dass jeder seine Stärken ausspielen kann - das ist, glaube ich, das "Geheimnis" unseres Erfolgs, wenn man das so sagen kann.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
LH: Meistens dann, wenn man nicht darauf wartet, dass ein Einfall kommt. Gute Einfälle und Ideen kommen dann, wenn man entspannt, inspiriert, offen und im Einklang mit sich selbst und seiner Umgebung ist.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
LH: Zur Zeit bin ich, wenn, dann nur auf Facebook oder YouTube unterwegs. Ich versuche, das aber auf ein Minimum zu reduzieren, weil es doch nur ablenkt. Nachdem ich lange und oft bei Spiegel Online unterwegs war, habe ich jetzt auch lieber die Printversion des Spiegel abonniert und lese das Heft - da gibt es keine Links, die wieder weiter und weiter führen...
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
LH: Wie schon gesagt, denke ich, dass es vor allem in der Bildung eine Änderung geben muss. Ich erlebe das auch bei dem, was meine Kinder aus der Schule erzählen - da gibt es viel weniger junge Menschen, die sich noch für Kunst oder Musik interessieren oder z.B. ein Musikinstrument lernen. Das ist schade und an dieser Stelle muss es dringend ein Umdenken derer geben, die die entscheidenden Weichen für die Zukunft stellen. Nicht zuletzt glaube ich, dass gerade kreatives Denken und ein individualistischer Ansatz den Menschen von morgen in der Arbeitsrealität weiterhelfen wird.
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
LH: Ich schreibe sogar gerade daran - aber jetzt habe ich durch die vielen Auftritte wieder weniger Zeit (lacht)! Im Augenblick trägt sie den Titel "Kann man denn davon leben? Warum ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe - Ansichten eines Jazzmusikers" und erzählt außer meinen Meinungen und meinem Werdegang auch Anekdoten aus dem Musikerleben und wie es dazu kommt, dass man sich zu einem solchen Schritt entscheidet.
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
LH: Ich bin verhalten optimistisch und hoffe darauf, dass sich die Welt zum besseren wendet. Ich glaube daran, dass wir die Pandemien überwinden können, dass der Krieg aufhört und dass wir uns endlich der Klimakrise stellen werden. Ich glaube daran, dass die Menschen dazu in der Lage sind, die Probleme, die ich ihnen stellen, zu lösen. Jedenfalls hoffe ich das, und die Hoffnung stirbt zuletzt. Denn am Ende: Was bleibt uns anderes übrig, als es immer wieder zu probieren?
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