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7. Omer Klein Trio „Life & Fire“
8. Jörn Pfennig „KlarText - Lyrik & Piano“ / „Wahndreieck – Musik & P...
9. John Cale „Mercy“
10. Brad Mehldau „Your Mother Should Know: Brad Mehldau Plays The Beatles“
11. Malte Vief's Kammer „III“
12. Johannes Enders „Sweet Freedom – A Tribute To Sonny Rollins“
Montag 06.03.2023
Omer Klein Trio „Life & Fire“
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Die Frage, warum gerade aus einem rauen und von politischen Auseinandersetzungen gekennzeichneten Land, in dem gerade einmal dreizehn Millionen Menschen leben, derart viele tonangebende Jazzmusiker kommen, auf diese Frage gibt es bisher nur Antwortversuche. Fakt ist, dass Israel in den letzten fünfzehn Jahren die internationale Jazz-Community um einige Instrumentalisten der besonderen Art bereichert hat. Einer von ihnen ist Omer Klein. Seit nunmehr zehn Jahren besteht sein Trio in unveränderter Besetzung. Mit Haggai Cohen-Milo am Bass und Schlagzeuger Amir Bresler legt der Pianist nun ein neues Album vor. „Life & Fire“ sprüht, ähnlich seinen Vorgängern, nur so vor Kreativität und Virtuosität und Spielfreude. Klein ist ein universeller Geist, dem Abgrenzungen und stilistische Barrieren unwichtig scheinen und dessen Spiel einzig deren Überwindung dient. Er bewegt sich kompositorisch und improvisatorisch an den kulturellen Schnittstellen von Orient und Okzident, er schafft Verbindungen zwischen der europäischen Klassik und der Standardliteratur des Jazz. Verblüffend seine weltzugewandte Introspektion, die trotz aller Verweise immer im Hier und Jetzt angelegt ist. So klar und kompakt das Zentrum seiner Musik klingt, so wunderbar ausgefranst geraten hingegen deren Ränder. Stets beeindruckt die eindrucksvolle Balance zwischen druckvoll expressiven Passagen und raffiniert gestalteten Lyrizismen. Zusammengehalten wird alles von seinen beiden Partnern, die die Formensprache des Bebop ebenso beherrschen, wie sie gradlinig zu swingen verstehen oder arabische Schlagmuster gekonnt in Jazz übersetzen. Immer wieder neue Wendungen und musikalische Beschwörungen. Nichts wirkt routiniert. Lebendige Musik für lebendige Menschen.
Jörg Konrad

(Das Omer Klein Trio gastiert am 12. März um 20 Uhr im Stadttheater Landsberg)

Omer Klein Trio
„Life & Fire“
Warner
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Freitag 24.02.2023
Jörn Pfennig „KlarText - Lyrik & Piano“ / „Wahndreieck – Musik & Poesie“
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Die Verbindung von Lyrik und Musik, von Poesie und Jazz hat Tradition. Das mag daran liegen, dass hier zwei Genre zusammenkommen, die sich im Grunde ganz ähnlich sind, bzw. verwandtschaftliche Voraussetzungen erfüllen: Intellekt und Emotion. Zwischen beiden besteht, will man sie erfolgreich ausüben, eine honorige Wechselwirkung. Jörn Pfennig ist Lyriker und Jazzmusiker und er ist erfolgreich. Aber was heißt schon erfolgreich in Sparten, die nicht unbedingt ein Massenpublikum anziehen. Doch Pfennig hat mit seinen diversen Gedichtbänden sechsstellige Auflagenhöhen erzielt, was schon für die immense Wirkung seiner Texte zeugt.
Im letzten Jahr sind von dem 1944 in Tübingen geborenen Pfennig zwei CDs erschienen, voll mit älterer und neuerer Lyrik, vorgetragen vom Autor selbst, mit musikalischer Unterstützung von Andy Lutter am Klavier („KlarText“) und den Gitarristen Geoff Goodman und Bernd Hess („Wahndreieck“). Bei letzterer Aufnahme ist Jörn Pfennig auch auf seinem Hauptinstrument, der Klarinette zu hören.
Pfennigs Gedichte kommen in ihrer leicht verspielten, schmeichelnden Lyrik einer flüchtigen Bestandsaufnahme gesellschaftlicher Spannungsfelder nahe. Sie bringen ganz persönliche Erkenntnisse zum Ausdruck und schaffen einen Bereich, in dem das Politische privat erscheint und das Subjektive den Widerstand bestimmt. Auch wenn von dem, was er thematisiert, einiges als Widerspruch zu verstehen ist, nimmt er in seinem Vortrag nie die Rolle eines Revolutionärs oder des Rebellen ein. Dafür ist zu viel Lakonie und Ironie im Spiel, scheint er sich mit dem, was er zu sagen hat, nicht all zu wichtig zu nehmen. Vom Extremen ist er weit entfernt. Wir verstehen seine Sprache und sein Denken gut, fühlen unerschrocken mit und lassen uns gern in den Wellen und Strömungen von Pfennigs lyrischer Prosa treiben. Fazit: Absolut empfehlenswert!
Jörg Konrad

Jörn Pfennig
„KlarText - Lyrik & Piano“
„Wahndreieck – Musik & Poesie“
www.cc-live.net

KLARTEXT zu beziehen über: https://www.cclive.net/cds/_main/978-3-95616-531-3.htm
WAHNDREIECK zu beziehen über: https://www.cclive.net/cds/_main/978-3-95616-530-6.htm
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Dienstag 21.02.2023
John Cale „Mercy“
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Vielleicht klingt ja John Cale auf seinem neuen Album nicht mehr ganz so radikal, resignierend und hitzig, wie dies noch zu Beginn der 1980er Jahre war, als er mit knapp besetzter Band in Post-Punk-Manier das trunkene Publikum in der Essener Grugahalle regelrecht verschreckte. Immerhin liegt dieser geniale Auftritt schon vier Jahrzehnte zurück. Und wenn sich die Welt seit damals auch nicht viel zum Besseren verändert hat, so hat der Waliser in der Zwischenzeit etliche Erfahrungen in gänzlich anderen musikalischen Bereichen gesammelt, die es ihm ermöglichen, seinen Zorn feinsinniger zum Ausdruck zu bringen. Cale, neben Loud Reed und Nico einst Gründungsmitglied der von Andy Warhol protegierten Band The Velvet Underground, hat, abgesehen von seiner kompromissarmen, politisch-avantgardistischen-minimalistischen Ausrichtung, viele Alben veröffentlicht, die nicht immer ganz geglückt klingen. Natürlich sind in dieser langen Karriere auch Meisterwerke des Rock entstanden, wie Artificial Intelligence (1985), Fragments of a Rainy Season (1992), Last Day on Earth (1994, Soundtrack mit Bob Neuwirth), Black Acetate (2005), oder seine Ballettmusik Dance Music (1998).
Jetzt liegt also, nach zehn Jahren, ein neues Studioalbum vor: „Mercy“. Cale kann und konnte man nie den Vorwurf machen, dass er an alten, erfolgreichen Dingen festklebt und seine Karriere mit einstigen Großartigkeiten neu fütterte. Der gerade 80 gewordene Sänger, Pianist, Gitarrist und Komponist findet auch nach zehn Jahren der Funkstille blind die Themen, die unsere Zeit bestimmen. Und wenn ihm auch der Zorn ein wenig abhanden gekommen scheint, so ist ihm genügend Wut und Zynismus geblieben, um sich mit dem Zeitgeist kritisch auseianderzuseten. Seine Songs sind griffiger geworden, er arbeitet mit unterschiedlichen Musikern zusammen, die eine ganz eigene, von elektronischen Harmonieflächen gespeiste Atmosphäre in die Aufnahmen tragen. Cale hat allen diese Freiheit gelassen, wodurch die Aufnahmen zwischen hitziger Anklage und gelassener Kommentierung eine ganz besondere Stimmung entfaltet. Wie sehr es unter der Oberfläche jedoch noch brodelt, zeigt die Textzeile in Tims Stands Still: „Die Großartigkeit, die Europa war, versinkt im Schlamm“. Ein souveräner Kommentar zur Zeit in der wir leben.
Jörg Konrad
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Montag 20.02.2023
Brad Mehldau „Your Mother Should Know: Brad Mehldau Plays The Beatles“
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Mag sein, dass manch einer die Idee, Kompositionen der Beatles heute neu zu interpretieren, nicht als unbedingt originell einschätzt. Sieht man sich hingegen die Discography Brad Mehldaus etwas genauer an, so scheint es fast zwangsläufig, dass sich der Pianist thematisch irgendwann mit dem Phänomen Beatles intensiver auseinandersetzt. Ausgehend von eigenen Kompositionen und natürlich etlichen Standards, waren für Mehldau persönlich prägende Popnummern, wie die von Radiohead, Nick Drake, Joni Michell oder Kurt Cobain, schon immer wichtiger Teil seiner Programme. Natürlich geisterten da vereinzelt auch immer Stücke von Lennon/McCartney durch die Alben. Nun also insgesamt neun Songs am Stück aus der Feder des vielleicht bekanntesten und nachhaltigsten Komponisten-Duo, zudem eine Nummer von George Harrison („If I Need Someone“) und, sozusagen als Erweiterung dieses Kanons, die zeitlose Bowie-Ballade „Life On Mars?“.
„Die Songs der Beatles sind von unbestreitbarer Universalität geprägt“, erzählt Mehldau. „Ihre Musik durchschneidet kulturelle und generationelle Grenzen, während neue Zuhörer sie immer wieder für sich entdecken“. Man könnte auch sagen, dass die Beatles mittlerweile eine Art Brückenfunktion zwischen Klassik und Moderne einnehmen. Und genau diese Funktion füllt auch der Pianist aus. Eingespielt in der Philharmonie de Paris vermitteln die Aufnahmen eine Aura von verspielter Hingabe und künstlerischer Reserviertheit. Eindringliche Melodielinien, luftige Harmonien, jedes Stück ist ein zauberhafter Ausflug in die Welt des Solo-Klaviers. Diese Musik fließt und selbst wenn manches aufgrund des Bekanntheitsgrades der Auswahl vorhersehbar ist, fasziniert die romantische Raffiniertheit mit der sie vorgetragen wird. Es besticht nicht das virtuose Potenzial, das Mehldau auf jeden Fall hat, sondern das dynamische Understatement, das dem ganzen Album Intimität und Differenziertheit verleiht.
Jörg Konrad

Brad Mehldau
„Your Mother Should Know: Brad Mehldau Plays The Beatles“
Nonesuch
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Freitag 17.02.2023
Malte Vief's Kammer „III“
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Malte Vief ist sich und seiner Musik treu. Vor knapp zehn Jahren trat der Gitarrist in der Maisacher Reihe „Beer & Guitar“ auf und hinterließ eine bleibenden Eindruck. Seine musikalischen Wanderungen zwischen Rock und Klassik, zwischen selbstbewusster Improvisation und konzentrierter Komposition vermittelten Emotionen und Präzisionen. „Heavy Classics“ nannte er damals seine gitarristische Herangehensweise, die auch heute noch seinen Alltag ähnlich prägt.
Vief ist seitdem noch tiefer in die akustischen Labyrinthe der Musik eingedrungen. Seit einigen Jahren arbeitet er an dem Projekt „Kammer“, das eine mehr introspektive, nach innen gerichtete Musizierweise in den Mittelpunkt stellt. Er äußert sich dabei bei weitem nicht dem Leben abgewandt. Aber er vermeidet es aus Überzeugung, Moden, Trends oder dem Zeitgeist aufzulauern. Was er momentan spielt, sind überwiegend Eigenkompositionen, die musikalisch zum Ausdruck bringen, was den heute in Leipzig lebenden Malte Vief wesentlich beschäftigt. So bewegen sich auch die Themen seiner insgesamt zwölf Titel des neuen Albums um ganz persönliche Erfahrungen, Auseinandersetzungen und Resultate. Er schlägt dabei ein großen Bogen zwischen „Geburt“ und „Tod“, lässt sich von den Liedern seiner Kindheit inspirieren und von speziellen zwischenmenschlichen Begegnungen.
Hier bringt er, so wie man es von ihm kennt, die verschiedenen Facetten seiner Persönlichkeit in eine musikalische Einheit, die still, aber auch herausfordernd, harmonisch aber auch dissonant, sinnlich aber auch voller Geradlinigkeit daher kommt.
Mit einigen seiner Begleitmusiker arbeitet er schon Jahre zusammen, wie mit Matthias Hübner (Cello), Jochen Roß (Mandoline) und Clemens Christian Poetzsch (Klavier). Sie wissen um Viefs lyrischer Intensität, sind in der Lage, diese umzusetzen, sind ein Teil der impressionistisch verschatteten Linien, die dem gesamten Album einen akustischen Zauber von Hingabe und suggestiver Magie verleihen.
Jörg Konrad

Malte Vief's Kammer
„III“
Supermusic
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Dienstag 14.02.2023
Johannes Enders „Sweet Freedom – A Tribute To Sonny Rollins“
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Sonny Rollins besaß im Laufe seiner langen Karriere selten eine feste Band. Im Mittelpunkt bei den meisten Auftritten und Einspielungen stand der Saxophonist selbst. Dabei hat er über die Jahrzehnte mit solch Ausnahmeerscheinungen des Musikzirkels wie Thelonious Monk, Miles Davis, John Coltrane, Max Roach, Dizzy Gillespie, Don Cherry oder den Rolling Stones gespielt. Doch Rollins war einfach zu sehr Künstler, Improvisator, Individualist, hatte selbst musikalisch wechselnde Erleuchtungen, denen es zu folgen galt
Sein starker, kraftvoller, alles dominierender Sound, seine poetischen Linien, die eine verspielte Fortsetzung und Erweiterung der Themen waren, die kleinen zusätzlichen Figuren, die er in seinen Part mit einbrachte und die Spontanität der Wendungen seines Spiel sind einzigartig.
All dies hat Johannes Enders, seit er sich fürs Saxophon entschieden hat, enorm fasziniert. Und nicht selten wurde er auch als einer der Epigonen Rollins betrachtet und beschrieben. Nun hat der Weilheimer mit „Sweet Freedom“ ein ganzes Album seinem Favoriten gewidmet. Enders greift zum Teil auf Rollins-Kompositionen zurück und brachte zugleich eigene Stücke mit ins Studio, die natürlich einen engen Bezug zu den Ideen und Interpretationen Rollins aufweisen. Was sofort bei dieser Aufnahme auffällt sind die Dynamik, die Übergänge und Wechsel mit denen jede Nummer gespickt ist. Die rauchige, bluesgetränkte Atmosphäre, die modalen Dehnungen, die feurigen Splitter geben der Musik sowohl etwas majestätisches, als auch eine ordentliche Portion Raubeinigkeit. Enders versteht es bravourös die Skalen entlangzujagen und mit kleinen wilden Haken der Musik neue Richtungen zu geben. Diese Art der Dramaturgie lässt kontrastierende Spannungen entstehen, farbigen Erzählungen nicht unähnlich.
Das Rhythmus-Duo ist zugleich seine Traumbesetzung. Henning Sieverts, mit dem Enders schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet und der im Brad Mehldau Trio bekanntgewordene Spanier Jorge Rossy federn die Musik ab, geben ihr eine gewisse Robustheit und Transparenz. Sie bereiten vor, führen aus, verschärfen das Tempo, schaffen Räume, geben Vertrauen, provozieren und sichern jedes Risiko. Kurz: Ein wunderbares, absolut empfehlenswertes Album.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
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