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1. ANNE-SOPHIE MUTTER VIVACE
2. SENECA
3. INSIDE
4. DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE
5. ROSY – AUFGEBEN GILT NICHT
6. VOGELPERSPEKTIVEN
Donnerstag 23.03.2023
ANNE-SOPHIE MUTTER VIVACE
Ab 28. März 2023 im Kino
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Das Wunderkind wird 60! Im zarten Alter von 13 Jahren wurde Anne-Sophie Mutter von Stardirigent Herbert von Karajan entdeckt. Es folgt eine beispiellose Weltkarriere. Über sich selbst hat sie mal gesagt: „Wenn Sie mich kennenlernen wollen, müssen Sie mich auf der Bühne erleben“. Fragen nach ihrem Privatleben schätzt sie nicht. Wie porträtiert man also eine solche Ausnahmekünstlerin?
Filmemacherin Sigrid Faltin dachte, wenn sie die Künstlerin ins Gespräch mit ihr vertrauten oder für sie spannende Menschen bringt, erfährt man über sie mehr. Befragt, wen sie sich als Gesprächspartner wünscht, nannte Anne-Sophie Mutter spontan: den Tennisstar Roger Federer, den New Yorker Magier Steve Cohen, den Dirigenten Daniel Barenboim, den legendären Filmkomponisten John Williams (u.a. „Star Wars“), Komponist Jörg Widmann und ihren langjährigen Pianisten Lambert Orkis, „musikalisch my best buddy“. Im Austausch mit diesen Wegbegleitern erzählt sie, warum sie sich mit Hochleistungssportlern identifiziert, wie sie zu ihren Konzert-Roben gekommen ist, und warum sie bedauert, mit dem Klavierspielen aufgehört zu haben. Sie spricht ausführlich über den frühen Tod ihres Mannes, ihr Leben als alleinerziehende Mutter, und den Drahtseilakt, all das mit einer atemberaubenden Weltkarriere als professionelle Musikerin in Einklang zu bringen.
Die vierfache Grammy®-Gewinnerin hat neben zahlreichen internationalen Preisen und Auszeichnungen ein Bundesverdienstkreuz I. Klasse sowie zwei Ehrendoktortitel für ihre Leistungen erhalten.

Ein Film von SIGRID FALTIN

ANNE-SOPHIE MUTTER – EIN BIOGRAPHISCHER ÜBERBLICK
Anne-Sophie Mutter ist ein musikalisches Phänomen: Seit nunmehr 46 Jahren konzertiert die Virtuosin weltweit in allen bedeutenden Musikzentren und prägt die Klassikszene als Solistin, Mentorin und Visionärin.
Dabei ist die viermalige Grammy® Award Gewinnerin der Aufführung traditioneller Kompositionen genauso verpflichtet wie der Zukunft der Musik: 31 Werke hat sie bislang uraufgeführt – Thomas Adès, Unsuk Chin, Sebastian Currier, Henri Dutilleux, Sofia Gubaidulina, Witold Lutoslawski, Norbert Moret, Krzysztof Penderecki, Sir André Previn, Wolfgang Rihm, Jörg Widmann und John Williams haben für Anne-Sophie Mutter komponiert.
Darüber hinaus widmet sie sich der Förderung musikalischen Spitzennachwuchses und zahlreichen Benefizprojekten. Zudem wählte sie der Stiftungsrat der Deutschen Krebshilfe 2021 zur neuen Präsidentin der gemeinnützigen Organisation. Seit Januar 2022 gehört sie dem Stiftungsrat von Lucerne Festival an. Im Herbst 1997 gründete sie den „Freundeskreis Anne-Sophie Mutter Stiftung e.V.“, dem 2008 die Anne-Sophie Mutter Stiftung zur Seite gestellt wurde. Im Rahmen dieser beiden gemeinnützigen Institutionen werden die Stipendiaten nach ihren individuellen Bedürfnissen unterstützt. Und seit 2011 teilt Anne-Sophie Mutter regelmäßig das Rampenlicht mit ihrem Stipendiaten-Ensemble „Mutter’s Virtuosi“.


AUSZEICHNUNGEN
Die Krzysztof-Penderecki-Musikakademie Krakau verlieh ihr im März 2022 die Ehrendoktorwürde. Im Oktober 2019 wurde Anne-Sophie Mutter mit dem Praemium Imperiale in der Kategorie Musik ausgezeichnet; im Juni erhielt sie den Polar-Musikpreis. Polen verlieh Anne-Sophie Mutter als erster deutschen Künstlerin im März 2018 die Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste in Gold. Im Februar 2018 wurde die Geigerin zum Ehrenmitglied der Accademia Nazionale di Santa Cecilia ernannt. Rumänien verlieh Anne-Sophie Mutter im November 2017 den Kulturverdienstorden im Rang eines Großoffiziers; im gleichen Monat ehrte sie Frankreich mit der Verleihung der Insignien eines Kommandeurs im französischen Orden der Künste und der Literatur. Im Dezember 2016 zeichnete sie das spanische Ministerium für Bildung, Kultur und Sport mit der „Medalla de oro al Mérito en las Bellas Artes“ aus. Im Januar 2015 wurde Anne-Sophie Mutter zum Honorary Fellow des Keble College der University of Oxford ernannt. Im Oktober 2013 wurde sie ausländisches Ehrenmitglied der American Academy of Arts & Sciences, nachdem sie im Januar mit dem Orden der Lutoslawski Gesellschaft (Warschau) ausgezeichnet worden war. 2012 verlieh ihr der Atlantic Council den Distinguished Artistic Leadership Award. 2011 erhielt sie den Brahms-Preis sowie für ihr soziales Engagement den Erich-Fromm-Preis und den Gustav-Adolf-Preis. 2010 verlieh ihr die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens in Trondheim die Ehrendoktorwürde; 2009 wurde sie mit dem Europäischen St. Ullrichs Preis sowie dem Cristobal Gabarron Award ausgezeichnet. 2008 erhielt Anne-Sophie Mutter den internationalen Ernst von Siemens Musikpreis sowie den Leipziger Mendelssohn Preis.
Die Geigerin ist Trägerin des Großen Bundesverdienstkreuzes, des französischen Ordens der Ehrenlegion, des Bayerischen Verdienstordens, des Großen Österreichischen Ehrenzeichens sowie zahlreicher weiterer Auszeichnungen.


ANMERKUNGEN DER AUTORIN
Neulich habe ich noch einmal nachgeschaut, wann ich zum ersten Mal Kontakt aufgenommen habe zu Frau Mutters Büro mit der Frage, ob ich einen Film über ASM, wie sie von ihrer Umgebung respektvoll genannt wird, machen kann. 2015. Hätte man mir damals gesagt, dass der Film über sie 2023 veröffentlicht wird – ich glaube, ich hätte den Mut verloren. Auch hier gut, dass man nicht in die Zukunft schauen kann.
Bei einem ersten Kennenlernen im Frühsommer 2015 in Freiburg, als Frau Mutter dort auftritt, trage ich ihr meine Idee vor: Sie soll in dem Film Menschen treffen, die ihr wichtig sind. Meine Hoffnung dahinter: dass sie, die bekannt dafür ist, Privates strikt privat zu halten, sich diesen
Vertrauten eher öffnet als einer Filmemacherin. Sie hört sich mein Vorhaben freundlich an. Auf meine Frage, mit wem sie sich gerne einmal unterhalten möchte, antwortet sie spontan: Roger Federer! Spannend, denke ich und sehe überhaupt kein Problem darin, wenn ich bei Federers Management im Namen von Frau Mutter anfragen würde. Acht Jahre später weiß ich es besser. Im Herbst 2015 dann eine Absage von Frau Mutter. Das ZDF macht gerade einen Film über sie, ein zweiter ist ihr zu viel. Schnitt. Drei Jahre später drehe ich einen Film über Herbert von
Karajan und bitte Frau Mutter um ein Gespräch über ihre Erlebnisse mit dem Maestro. Sie sagt sofort zu. Nach dem Interview frage ich sie, ob sie sich an meine Anfrage zu einem Film über sie erinnere. Oh ja. Ob wir es denn nochmal miteinander versuchen sollten. Doch, schon.
Ich möge mich bei ihrem Büro melden für ein detaillierteres Gespräch. Recht schnell haben Frau Mutter, ihr Bruder, der sie berät, und ich die Gesprächspartner zusammen, mit denen wir filmen wollen. Genauso schnell ist klar, was alles nicht gehen wird: Nicht bei ihr daheim drehen, nicht mit ihren Kindern, nicht mit ihren Brüdern. Eine gemeinsame Wanderung jedoch (statt eines Spaziergangs entlang der Isar wie in den vielen Filmen über sie zuvor) kann sie sich vorstellen. „Aber passen Sie auf“, warnt mich ihr Bruder. „Meine Schwester ist wie eine Bergziege. Fit und schnell.“ Wie recht er hat, werden wir zu spüren bekommen.
Nach mehreren Anläufen erreiche ich in den USA eine Assistentin von Federers Management: Anne-Sophie who? Sorry, no time. Ich recherchiere in Tenniskreisen, wie ich direkter an den Tennisstar herankommen könnte. Großes Gelächter, wenn ich meine Idee vortrage. „Wissen Sie überhaupt, wer alles sich mit Federer treffen möchte? Könige, Präsidenten...“ Das schreckt mich nicht. Wir haben ja auch einiges zu bieten. Schriftliche Anfrage an die info@Adresse des Federer-Managements. Auf die dritte Mail endlich eine Antwort: „Unfortunately Roger’s schedule for the next year is completely booked.“ Eine Stunde später eine zweite Mail von Federers Agentur: „My apologies for the double email. We would like to extend an invitation to Ms. Mutter to see Roger...“
Ich jubele, sehe mich am Ziel, die Terminsuche beginnt. Federers Assistentin und ich werden ziemlich beste Freundinnen. Es ist kompliziert. Wenn er in Europa ist, spielt sie in Übersee, und umgekehrt.
Im Herbst 2019 erster Drehtag mit Frau Mutter und dem Weltklasse-Magier Steve Cohen in New York. Ein zauberhaftes Gespräch, in dem Steve sich traut, ein heikles Thema anzuschneiden: Frau Mutters viel bewundertes Bühnen-Outfit. Ihm grollt sie nicht bei seiner Frage nach ihrer Garderobe. Das Konzept scheint aufzugehen. Termine mit Barenboim und Widmann werden gemacht - und Makulatur. Es folgt der große Lockdown. Nach der ersten Corona-Welle wage ich nachzufragen, was die gemeinsame Wanderung macht. Termin und Ort werden mir durchgegeben: Ende August in Kitzbühel, ihrer Wahlheimat. Es ist der heißeste Tag des Jahres, mein wunderbarer Kameramann Jürgen Carle hat die falschen Schuhe an. Frau Mutter kümmert sich fürsorglich um das strapazierte Kamerateam, am Tag nach der Wanderung lässt sie noch Empfehlungen durchgeben, wie Jürgen seine malträtierten Füße kurieren müsse (Arnika Globuli D12!).
Der zweite Lockdown. Frau Mutter erkundigt sich nach dem Wohlergehen unseres Teams („Ist das Baby schon da?“ – Unser Tonmann Michael Kirn erwartet sein erstes Kind), an Weiterdrehen ist nicht zu denken. Erst nach einem Jahr treffen wir uns wieder.
Federers Management ist mittlerweile völlig abgetaucht, meine ziemlich beste Freundin spurlos ins Home Office verschwunden, ihre Kolleginnen wissen von nichts, Mails werden nicht beantwortet. Wir lesen über sein lädiertes Knie, jetzt müsste er doch Zeit haben für uns, er steigt wieder ein in den Tenniszirkus, es folgen Corona-Wellen drei und vier, dann, ich erwische meine ziemlich beste Freundin wieder am Telefon, die Hiobsbotschaft: „Roger has to postpone his talk with Anne-Sophie for a year.“ Ich bitte einen befreundeten amerikanischen Sport-Agenten um Hilfe. Auch er erhält eine Abfuhr. Wegen Corona sind Kontakte mit Menschen außerhalb der Tennis-Blase zu gefährlich. Ich treffe immer wieder auf Menschen, die engen Kontakt zu Federer haben, wie sie beteuern. Wenn ich sie um Hilfe bitte, tauchen sie ab. Ich beginne mich damit abzufinden, dass der Film ohne Roger Federer stattfinden wird. Aber wie sage ich es Frau Mutter?
Schnittbeginn. Meine engagierte Editorin Petra Hölge ist begeistert, wie oft Frau Mutter ihre Kunst mit der von Federer vergleicht. Sie wandert sogar mit einem Federer-Käppi. „Wir müssen einen Clip schneiden und ihn an Federers Management schicken“, schlägt Petra vor. Wir wissen, es ist unser letzter Versuch, und der darf nicht an einer info@Mailadresse scheitern. Ich überlege mir, wie die E-Mail-Adresse von Federers engstem Berater lauten müsste und schicke den Clip ohne großen Umweg über all die Vorzimmerhüterinnen auf gut Glück an die mutmaßliche Mailadresse. Nach einem Tag die Antwort: „We will try to organize.“
Wir jubeln als hätten wir Wimbledon gewonnen. Zum ersten Mal bin ich dankbar für Federers Verletzung – er hat endlich Zeit. Selbst die neue hochansteckende Omikron-Variante kann das Treffen drei Monate später nicht mehr verhindern. Am letzten Drehtag treffen eine wunderbar aufgekratzte Frau Mutter mit ihrem mindestens ebenso aufgeregten Sohn auf einen herrlich unkomplizierten Tennisstar, der damals noch hofft, wieder den Anschluss an die Tennis-Tour zu finden.
Bedingung für den Film ist von Anfang an, dass Frau Mutter den Film vor der Veröffentlichung sehen kann. Eine letzte Hürde? Sie ist damit einverstanden, bei der Privatvorführung des Films im Münchner Kino Studio Isabella gefilmt zu werden. Frau Mutters spontane Reaktionen während des Films haben wir als Bonustrack verarbeitet. Viel Spaß beim Schauen!
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Donnerstag 16.03.2023
SENECA
Ab 23. März 2023 im Kino
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Als Ziehvater und Vordenker des späteren Kaisers Nero ist Seneca maßgeblich am Aufstieg des selbstgefälligen jungen Tyrannen beteiligt. Der Philosoph, bekannt für seine großen Reden über Verzicht und Milde, gehört selbst zu den reichsten Männern im alten Rom. Doch als eines Tages der Schüler seines Lehrers überdrüssig wird, befehligt Nero Seneca, sich selbst zu töten. Ist dieser bereit für einen ehrenhaften Freitod oder bleibt noch etwas Zeit für ein paar philosophische Ausschweifungen und spitzzüngige Lektionen?
Nach seinem packenden Weltkriegsdrama DER HAUPTMANN widmet sich Regisseur Robert Schwentke in dieser tiefschwarzen Satire den letzten Tagen des römischen Philosophen Seneca und den Anfängen von Kaiser Neros despotischem Reich. Ein wahnwitziger Ritt in eine Welt maßloser Macht, in der Opportunismus und Eitelkeit den moralischen Kompass bestimmen.
Neben Neuentdeckung Tom Xander als Herrscher Nero zählen Geraldine Chaplin, Julian Sands, Mary-Louise Parker, Louis Hofmann, Lilith Stangenberg, Samuel Finzi und Alexander Fehling zum hochkarätigen Ensemble – angeführt von einem fulminanten Hauptdarsteller: John Malkovich als SENECA ist eine Wucht!

Ein Film von ROBERT SCHWENTKE
Mit John Malkovich, Tom Xander, Geraldine Chaplin, Louis Hofmann u.a.

Rom im Jahre 65 nach Christus. Der junge Nero blüht in einer Mischung aus Größenwahn, Paranoia und körperlicher Gewalt auf. Der berühmte Philosoph Seneca ist von Kindheit an Neros Lehrer, Mentor und enger Berater, er ist maßgeblich an seinem Aufstieg beteiligt. Trotzdem wird Nero Seneca überdrüssig und so nutzt Nero einen vereitelten Anschlag auf sein Leben, um Seneca fälschlicherweise als Mittäter anzuklagen.
Ein Bote überbringt Seneca während einer dekadenten Feier auf dessen Landsitz das überraschende Todesurteil von Kaiser Nero. Bis zum Morgen soll er sich selbst töten. Er hat die Wahl, sich freiwillig Neros Zenturien auszuliefern, die bekanntermaßen sehr brutal sind – oder aber seinen Tod angenehmer zu gestalten und im Beisein seiner Freunde zu sterben. Seneca akzeptiert sein Schicksal und will sich wie Sokrates mit einer letzten Lektion seiner Lebensphilosophie an seine Anhänger aus dem Leben verabschieden. Danach plant er, sich seine Handgelenke aufschlitzen zu lassen und so seinen Platz in die Geschichtsschreibung zu zementieren. Genauso passiert es, allerdings stirbt Seneca quälend langsam. Er hält eine hochtrabende Rede nach der anderen und versucht immer wieder sich zu töten. Doch er ist alt und das Blut will nicht aus seinen Adern fließen: Sein Körper widersetzt sich, er will einfach nicht sterben.
Diese letzte Nacht wird zu seiner Bewährungsprobe: Wer ist er wirklich? Ein Opportunist, Heuchler und Kollaborateur oder, seinem Selbstbild entsprechend, ein moralisch aufrechter, weiser Mensch, der dem Tod ohne Angst ins Antlitz schaut?


Interview mit Regisseur Robert Schwentke

Wie sind Sie nach DER HAUPTMANN auf diesen Stoff gekommen?
Der Tod, und der Selbstmord, waren für die antiken Philosophen eine Bestätigung ihres Lebens: Ihre Lehren mussten sich im Tod erfüllen. Er galt als Signifikant des Charakters. Es hat mich interessiert, dass dieser Wunsch bei Seneca missglückt ist. Er konnte seine eigenen Lehren nicht mit seinem Ableben beglaubigen. Ich fand es spannend, dass sich das alles an nur einem einzigen Tag und einer Nacht abgespielt hat – das gesamte Leben kulminierte in 24 Stunden.

Seneca sucht Ausflüchte. Er begreift, dass er in der Falle steckt – das ist ja etwas sehr Menschliches, dieses Hadern mit dem Sterben ...
Das ist genau der Kern der Geschichte. Was er gepredigt hat in seinen Lehren, war ja das Gegenteil: Nicht zu hadern, das Sterben anzunehmen, weil durch die Meditation über den Tod die Angst davor überwunden werden könnte. Bei den Stoikern ging es darum, das Leben rein rational zu führen. Gefühle waren der Feind. Aber jetzt durchläuft Seneca all das: Hass, Abneigung, Verzweiflung, Angst. Das ist natürlich extrem menschlich. Menschen gehen im Normalfall nicht stoisch und klaglos aus dem Leben. Weil wir als Organismen am Leben hängen.

Senecas Selbstmord hatte etwas Performatives. Es geht auch um Eitelkeit?
Es ging Seneca darum, durch seinen theatralischen Selbstmord seinen eigenen Nachruhm zu kontrollieren und in die Geschichte einzugehen. Seneca war sich bewusst, dass er ein extrem kompromittierter Philosoph war und wollte auch sein Ansehen retten. Seneca hatte eine Rolle als Neros Ghostwriter und de facto Spindoktor. Seine geschickte Beherrschung von Sprache und Argumenten ermöglichte es ihm, zwei Dinge gleichzeitig zu tun: die stoischen Ideale darzulegen und sein eigenes moralisches Ansehen zu verbessern. Er spielte dieses doppelte Spiel von seinen frühen Jahren im Palast bis zu den letzten Momenten seines Lebens, von einer ikonischen Umgestaltung zur nächsten.

Seneca war nicht nur Philosoph, sondern auch Autor von Theaterstücken. Diese sind weitgehend unbekannt. Warum?
Die Stücke von Seneca gelten als unspielbar. Ich habe in der Theatergeschichte nichts Blutrünstigeres gefunden. Senecas Tragödien sind eine Umkehrung seiner Prosawerke – Belehrung durch Negativ-Beispiel. In seinem Traktat „De Ira“ argumentiert Seneca, dass der Zorn gebändigt werden kann und muss, damit der rationale Verstand die Oberhand gewinnen kann – während sein Theaterstück „Thyestes“ zeigt, wie der Zorn Amok läuft und sich zu gigantischen, abscheulichen Formen auswächst.
Senecas Prosawerke sind optimistisch. Das Finale von „Thyestes“ hingegen ist von nihilistischem Schrecken geprägt. Diese Dramen, die über einen langen Zeitraum hinweg verfasst wurden, sind von Verzweiflung, Schrecken und Wahnsinn erfüllt. Ich bin der Ansicht, dass Seneca seine Tragödien als eine Art versteckten „cri de cœur“ geschrieben hat, eine Entladung der moralischen Abscheu, die er sonst nicht ausdrücken konnte. Ein Auskotzen der Galle, an der er erstickt war. Diese Brutalität wollte ich auch im Film nicht abschwächen. Senecas tragische Dramen, wie „Thyestes“, handelten in der Regel von arroganten Monarchen und waren daher unter Neros Herrschaft riskant. Es ist nicht klar, ob Seneca seine Dramen jemals aufführen ließ. Aus seinen Schriften erschließt sich das nicht. Daher habe ich sie als private Dokumente und geheime Werke behandelt, die nur mit wenigen Vertrauten geteilt wurden.

Ihr Nero-Bild ist ein sehr aktuelles. Parallelen zu heute sind gewollt. Dies ist also ein gegenwärtiger Film?
Auch bei meinem Film DER HAUPTMANN war der Grundgedanke der, dass man keine Filme zu machen braucht, wenn es nicht eigentlich um die Gegenwart gehen soll. SENECA ist ja darum auch aggressiv anachronistisch. Nero wird nie mit "Kaiser" angesprochen, sondern immer mit "Präsident". Das hat natürlich sehr viel mit Donald Trump zu tun, mit diesen ganzen „starken Männern“ und Despoten, die allerorten heute oft im Namen der Demokratie die Demokratie aushöhlen und unterwandern. Dabei ist der Film auch eine Satire, nicht nur auf Seneca, sondern auf die Eliten der Demokratie und ihre Unfähigkeit, mit starken Männern, Tyrannen und Despoten umzugehen. Nicht unähnlich unserer eigenen Zeit.
Als ich aufgewachsen bin, hatte ich noch das Gefühl, dass wir alle aus dem dunklen Mittelalter durch die Renaissance aufgetaucht sind und über Aufklärung und Humanismus ein Wissen erlangt haben, das uns imprägniert gegen diesen neuen Primitivismus der Macht in der Spektakelgesellschaft. Ich habe nicht kommen sehen, was heute passiert. Den Schock darüber verarbeite ich in meinem Film. Und das betrifft natürlich nicht nur "ferne Länder", und nicht nur die USA, sondern auch Europa. Wir erleben an vielen Orten eine Unterwanderung der Demokratie, Aushöhlung der Bürgerrechte und autoritäres Gedankengut. Politik bekommt mitunter höfische Züge.

An was für ein Publikum haben Sie gedacht?
Es ist mir bei SENECA wichtig, die Zuschauer zu unterhalten. Und sie dabei zu achten: Ich leide unter einer extremen Ermüdung was Filme angeht, die mit meinem Leben nichts mehr zu tun haben, die zur reinen Zerstreuung gemacht werden. Im Kino möchte ich das Gefühl haben, das Gehirn von jemand anderem begehen zu dürfen. Ich gehe ja nicht ins Kino, um meine eigenen Vorurteile bestätigt zu sehen. Aus dieser Sehnsucht heraus sind diese beiden Filme entstanden.

Wie haben Sie Ihre Schauspieler gewählt?
Ich schaue nach Überhöhung. Ich mag Schauspieler, die komödiantisch spielen können. Ich habe das Drehbuch, ohne dass er es wusste, für John Malkovich geschrieben. Ich habe ihn angesprochen und er hat mir nach drei Tagen geschrieben, dass er es toll findet und dass er sehr gerne mit dabei wäre. Das war der Grundstein. Geraldine Chaplin ist eine der Grandes Dames des europäischen Kinos. Mit ihr bin ich aufgewachsen und ich habe mich sehr gefreut, dass sie zugesagt hat.

Was mögen Sie an John Malkovich?
Ich mag an ihm besonders diese Vielfalt, die ich bei Schauspielern suche, und den Willen, etwas auszuprobieren, keine Angst zu haben – John hat keine Angst vor Herausforderungen: wie er auszusehen hat, wie er zu spielen hat, welches Image er zu erfüllen hat. Er hat keine Probleme anzuecken oder eine Figur zu spielen, die durch den Kakao gezogen wird. Und er hat der Figur des Seneca viel Humanität eingehaucht. Es geht einem nah, wenn er dann tatsächlich stirbt.

Sie lassen viele deutsche Schauspieler auftreten ...
Wir haben in Deutschland grandiose Schauspieler. Wenn man sie im Theater sieht, hat es eine Größe, eine positive Übertreibung, die mir unheimlich gut gefällt. Das überhöhte Spiel im Theater finde ich viel interessanter als das naturalistische Spiel, das wir im deutschen Kino sehen. Das scheint mir allzu oft eine Deckelung der Schauspieler zu sein. Ich mag es sehr gern, wenn Schauspieler auch mal ausufernd agieren dürfen. Ich bin kein großer Freund des Realismus. Ich empfinde das als Einschränkung und freue mich immer, mit Überhöhung zu spielen.
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Donnerstag 09.03.2023
INSIDE
Ab 16. März 2023 im Kino
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Nemo ist ein professioneller Einbrecher und Kunstdieb, ein absolutes Genie auf seinem Gebiet. Doch als er in das Luxus-Penthouse eines renommierten Sammlers einbricht, passiert etwas Unerwartetes: Das Sicherheitssystem des Appartements verriegelt alle Ein- und Ausgänge und bricht im Anschluss zusammen. Nemo ist eingesperrt. Zunächst glaubt er an Hilfe durch seine Komplizen. Als diese nicht auftauchen, beginnt er auf die Sicherheitsleute zu hoffen, und dann sogar auf den Hausherrn persönlich. Selbst das Eintreffen der Polizei sehnt Nemo herbei. Doch vergebens – niemand kommt. Tage werden zu Wochen, Wochen werden zu Monaten, in denen Nemo in einem Gefängnis voller Kunstwerke durchhalten muss.
Kunstwerke, die er unter anderen Umständen heiß begehren würde und die jetzt für ihn ohne jeglichen Nutzen sind. Vielmehr muss er sein einzigartiges Talent und seinen Einfallsreichtum nur noch auf eines konzentrieren: Überleben. Das Luxus-Penthouse ist für Nemo zu einem goldenen Käfig geworden, einer einsamen Insel, einer Folterkammer. Aber auch zu einem Ort der Offenbarung...

Ein Film von Vasilis Katsoupis
Mit Willem Dafoe

PRESSENOTIZ
INSIDE ist ein einzigartiger, mitreißender Mix aus Psycho-Thriller und Survival-Drama, der für den Überlebenskampf seiner Hauptfigur einen völlig unerwarteten Ort wählt: Ein Luxus-Penthouse voller Kunstwerke inmitten der pulsierenden Metropole New York!
Eine unglaublich spannende, schauspielerische Tour de Force des Oscar®-Nominierten Willem Dafoe („Der Leuchtturm“, „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“, „Spider-Man", „The Florida Project“). In Kombination mit der ungewöhnlichen Bildsprache des gefeierten Kameramannes Steve Annis wird INSIDE zu einem visuell berauschenden und emotional fesselnden Kinoerlebnis.
Das Buch zu INSIDE schrieb Vasilis Katsoupis gemeinsam mit dem renommierten Autor Ben Hopkins. Die internationale Koproduktion der Schiwago Film und der MMC Movies Köln mit Heretic (GR) und A Private View (BE) wurde fast vollständig in den Kölner MMC Studios gedreht. Das höchste Studio der Welt bot die Möglichkeit, ein 800 qm großes und 10 Meter hohes Luxusappartement aufzubauen und auszustatten.
INSIDE wurde von der Film- und Medienstiftung NRW, von der MFG, dem DFFF und dem BKM gefördert. SquareOne Entertainment bringt den Film am 16. März 2023 in die Kinos. Der Weltvertrieb liegt bei Focus Features / Universal.

ÜBER DIE PRODUKTION
Der kreative Funke
INSIDE ist ein psychologisches High-Concept-Drama, in dessen Mittelpunkt der Kunstdieb Nemo (Willem Dafoe) steht, der in einem luxuriösen, technisch mit allen Schikanen ausgestatteten Penthouse in New York City festsitzt, nachdem sein Raubzug nicht so verlaufen ist, wie er es geplant hatte. Gefangen in diesem opulent eingerichteten Zuhause voller exquisiter Kunstwerke, auf die er es eigentlich abgesehen hatte, muss er all seine Gerissenheit und seinen Einfallsreichtum einsetzen, um mehrere Monate auf sich selbst gestellt zu überleben.
Der kreative Funke für den Film geht von INSIDE-Regisseur Vasilis Katsoupis aus, der die Grundidee 2010 während der Dreharbeiten seines Dokumentarfilms My Friend Larry Gus hatte, als er in der Wohnung eines Freundes in Lower Manhattan wohnte. Die Räumlichkeiten waren weitläufig, dekoriert mit Designergegenständen, hochmodernem Mobiliar und teuren Kunstwerken.
„Beim Streifzug durch das Haus musste ich unweigerlich daran denken, wie die Notwendigkeit von Kunst- und Designobjekten als Symbol des modernen Lebens im Widerspruch zur Notwendigkeit stehen, einfach nur zu leben. Damit will ich sagen: Wenn unsere Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden, wäre Kunst dann immer noch von Bedeutung? Was ist Kunst, wenn man sie aus ihrem Kontext herauslöst? Vielleicht ist sie nur ein ,Symbol’ - ein Schatten des realen Lebens -, dem wir aufgrund unserer weltgewandten Wahrnehmung Bedeutung zusprechen. Können wir dieser Falle einer veränderten Wahrnehmung entkommen und Zeugen einer objektiven Wahrheit werden? Was wäre die Bedingung, eine solche Flucht auszulösen? Könnte das erlösende Wesen der Kunst eine Antwort sein?“
Während Katsoupis mit diesen Gedanken und Ideen spielte, erinnerte er sich an seine weiterführenden Studien in Sheffield, England, und die langen Diskussionen, die er damals mit seiner Professorin geführt hatte, der renommierten Videokünstlerin Breda Beban, die bekannt für ihr Sondieren des Konzepts von Kunst innerhalb von Räumen war. „Ihr habe ich ein intensives Interesse an kontemporärer Kunst zu verdanken, Interesse an der Kraft der Ästhetik und die Verbundenheit von Künstlern mit ihrer Kunst“, sagt er.
Der Filmemacher überlegte, ob dieser makellose Raum eines fortschrittlichen, weltgewandten Lebens, mit seiner fortwährenden Automatisierung und smarten Anwendungen, sich gegen das Leben als solches wenden könnte. „INSIDE erzählt die Geschichte eines Mannes und eines Hauses, beide teilen sich die Hauptrolle“, erklärt Katsoupis. „Ein ironischer Blick darauf, wie sich unsere goldenen Käfige als Gefängniszellen erweisen können. Ein brutaler Blick auf die dunkle Seite des Luxus. Eine Notiz über die Wahrnehmung der realen Welt und wie sie sich angesichts noch nicht dagewesener Stimulanz verändert. Und zu guter Letzt eine filmische Anmutung der Gegenwartskunst und des Lebens – und ihres realen Wertes.“
Zuhause in Athen besprach Katsoupis seinen Ansatz mit Produzent Giorgos Karnavas. Gemeinsam feilten sie an verschiedenen Wegen, wie sich diese Geschichte erzählen ließe. „Einerseits war der Pitch ganz simpel und überzeugend, aber andererseits hatten wir keinen Plan, wie wir fortfahren sollten“, meint Karnavas. „Ganz abgesehen davon, dass dies definitiv kein Film ist, den man sich von einem griechischen Erstlingsregisseur erwarten würde. Der Aufwand und das Budget, die diesen Film möglich machen würden, waren zunächst ganz schön beeindruckend. Genrefilme werden in unserer nationalen Filmtradition nicht unbedingt großgeschrieben, und als Produzenten haben wir niemals den Blick über den Tellerrand über den tradierten Arthouse-Festivalzirkel gewagt. Und dann geschah etwas wirklich Magisches mit unserer kleinen Idee. Wenn ich sie jemandem vortrug, merkte ich, dass sich wirklich jeder davon angesprochen fühlte. Und natürlich sagten dann alle, dass es darauf ankommen würde, wen wir für die Rolle des Nemo würden gewinnen können.“
Karnavas machte sich auf die Suche nach einem internationalen Drehbuchautor und wurde dabei mit Ben Hopkins bekanntgemacht. „Für uns war es wie Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Vasilis Katsoupis. „Als Mensch wie auch als Künstler ist Ben auf überraschende Weise jemand, der immer bereit ist zu geben, immer nahbar ist. Da mussten wir nicht zweimal nachdenken. Zum Glück gelang es uns ziemlich schnell, Geld für die Entwicklung aufzubringen, also konnten wir ihn dafür gewinnen, die Ursprungsidee weiterzuentwickeln.“
Der in Deutschland lebende Autor Hopkins berichtet: „Ich hatte ein Skype-Gespräch mit Vasilis und er erzählte mir die Geschichte eines Typen, der in einer Luxuswohnung festsitzt – die Luxuswohnung wandelt sich für ihn zu einem Gefängnis. Es war wie eine Robinson-Crusoe- Geschichte, nur dass sie mitten in einer Großstadt spielte, leben und sterben umgeben von Luxus pur. Ich hielt das für eine fantastische Idee, ein wunderbarer Aufhänger für einen Film.“
Hopkins erzählt, dass ihm, als er sich in die Arbeit einer ersten Fassung des Drehbuchs stürzte, bewusst wurde, dass es gewisse Herausforderungen gibt, wenn man eine Geschichte über eine Figur erzählt, die sich im Verlauf der Handlung mit niemand anderem unterhält: „Es ist ein mehr oder weniger wortloser Film ohne Dialoge, der einzig und allein aus einem Schauspieler, einem Penthouse und seiner Beziehung zu diesem Ort besteht“, sagt er. „Der Film funktioniert hoffentlich auf mehreren verschiedenen Ebenen. Die Grundgeschichte erzählt von einem Mann, der seinem Gefängnis entkommen will, aber der Film befasst sich auch mit der Frage, was es bedeutet, einem Gefängnis zu entfliehen. Was bedeutet es, in einem physischen Körper gefangen zu sein? Was bedeutet es, eine Seele zu besitzen? Und kann man der physischen Welt entkommen oder sind wir ihre Gefangenen?“
Zu diesem Zeitpunkt stellte Karnavas das Projekt auch seinen internationalen Partnern aus Belgien, Dries Phlypo (A private View) und Marcos Kantis von der deutschen Schiwago Film vor. Beide waren von dem Projekt sofort begeistert. Kantis weiß zu berichten, dass auch reale Luxus-Lofts und Sammlungen in Deutschland als möglicher Drehort besichtigt wurden, doch sehr schnell wurde klar, dass niemand bereit sein würde, einen solchen Grad der Zerstörung in einem Penthouse zulassen zu wollen. Ein Studiobau sollte daher die Lösung des Problems werden und aufgrund der einmaligen Höhe des Baus fiel die Entscheidung schnell auf die MMC Studios in Köln. In Koproduktion mit der MMC Movies konnte die Film- und Medienstiftung in NRW der wichtigste Partner in Deutschland werden und gemeinsam mit der MFG Filmförderung und dem DFFF einen wesentlichen Teil der Finanzierung aufbringen. Mit dem erfahrenen Production Designer Thorsten Sabel war auch direkt der richtige „Architekt“ für diesen anspruchsvollen Spielort gefunden. Der einzige fehlende Baustein, so Kantis, war zu diesem Zeitpunkt noch die richtige internationale Besetzung des Hauptdarstellers, welcher den Film allein tragen musste.
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Donnerstag 02.03.2023
DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE
Ab 09. März 2023 im Kino
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„Für manche Menschen ist ein Baum etwas so unglaublich Schönes, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Für andere ist es nur ein grünes Ding, das im Weg steht.“
William Blake

Es war einmal eine alte Eiche...Die Jahreszeiten ändern sich, aber die Bewohner bleiben die gleichen: das flinke Eichhörnchen, die farbigen Rüsselkäfer, die lauten Eichelhäher, die unermüdlichen Ameisen und viele andere Lebewesen. Sie alle finden Zuflucht, Unterschlupf und ein Zuhause in diesem majestätischen Baum. Die Eiche wirkt wie ein Mietshaus der Natur, in der die Nachbarn miteinander zanken und feiern. Es gibt tierische Konzerte, dramatische Naturkatastrophen und action-geladene Verfolgungsjagden. DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ist eine sinnliche Reise in eine wunderbar vibrierende Welt.

Ein Film von LAURENT CHARBONNIER & MICHEL SEYDOUX

PRESSENOTIZ
Die preisgekrönten Regisseure Laurent Charbonnier (bekannt für seine Bildgestaltung von „Nomaden der Lüfte“, „Unsere Ozeane“) und Michel Seydoux (Produzent u.a.v. „Cyrano von Bergerac“, „Birnenkuchen mit Lavendel“) haben einen Naturfilm produziert, der die Großartigkeit dieses Baumes feiert und dabei ohne jeglichen Begleitkommentar auskommt.
Das Rauschen der Blätter, das Knacken der Äste und ein lebhafter Soundtrack ergänzen die heitere Symphonie der Tiere. Eine detailreiche Bildgestaltung und fantasievolle Montage erschaffen ein Werk, das den Blick auf diesen Lebensraum direkt vor unserer Haustür dauerhaft verändern wird. Ein Film für die große Kino-Leinwand, um mit allen Sinnen in die Natur einzutauchen.
DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE feierte im Rahmen der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin 2022 Weltpremiere in der Sektion Berlinale Special.

REGIE-KOMMENTAR
Laurent Charbonnier und Michel Seydoux
Als größter Baum in den Wäldern der nördlichen Hemisphäre, symbolisiert die "Königin der Bäume" wie kein anderer Baum Macht und Beständigkeit. Für viele ist die Eiche deshalb auch zum Hoffnungsträger für nachfolgende Generationen geworden.
Dreh- und Angelpunkt dieses Films ist eine hundertjährige Eiche und ihr Ökosystem. Diese Eiche ist dabei weit mehr als ein pflanzliches Lebewesen, vielmehr steht sie für einen ganzen Lebensraum.
"Die Eiche" ist der Ort, an dem sich der Plot mit mehreren "Charakteren" im Wandel der Jahreszeiten abspielt. Jedes Tier hat seinen Platz und seine Rolle im Baum: Weit oben warnt der Eichelhäher, ein waschechter Hausmeister, alle anderen Tiere vor drohenden Gefahren. In der Etage darunter ist das Eichhörnchen der unbestrittene Boss des Baums. Im Untergeschoss wird der Keller der Feldmäuse beinahe vom Hagelregen eines heftigen Sommergewitters geflutet. Zunächst müssen sie alle Familienmitglieder retten, bevor die die Eicheln für den Winter einlagern können. Für die winzigen Rüsselkäfer war der Wettereinbruch noch weitaus verheerender. In ihrem Maßstab gerechnet, haben sie gerade einen heftigen Tsunami erlebt. Viele weitere Gefahren lauern auf die Bewohner der Eiche.
Das Publikum wird Zeuge der bemerkenswerten Geschichten, die sich in und um die Eiche abspielen. Um dieses Ökosystem mit allen ihren Arten zu erhalten muss der Kreislauf der Reproduktion ungestört funktionieren. Die Eiche schenkt ihren Bewohnern das Leben und nährt sie, ist aber auch gleichzeitig auf die Geschöpfe angewiesen, die eine Fülle an Eicheln verteilen, aus der die Bäume wachsen. Die Geburt eines Baumes ist das Ergebnis eines sehr fragilen Gleichgewichts.
DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ist ein Schauspiel von wilder Schönheit. Der Film möchte die Geheimnisse unserer Artenvielfalt enthüllen und für ihre Zerbrechlichkeit sensibilisieren.


INTERVIEW MIT CYRILLE AUFORT (Soundtrack)

Wie wurden Sie in dieses Projekt involviert?
Die musikalische Leiterin Varda Kakon hat meinen Namen an Laurent Charbonnier und Michel Seydoux weitergegeben. Ich hatte bereits an einigen Filmen von Luc Jacquet mitgewirkt, zum Beispiel an ZWISCHEN HIMMEL UND EIS und DIE REISE DER PINGUINE. Bei DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE hat mich die Geschichte umgehauen, deren Dreh- und Angelpunkt der Baum als Oberhaupt ist. Ich habe das komplette Storyboard gesehen. Ich wusste auch, dass es kein Voice-Over geben würde und dass die Erzählung stark vom Ton abhängen würde.

Wenn Sie die Originalmusik für einen Film komponieren, in dem die Natur im Mittelpunkt steht, greifen Sie dann auf die großen Klassiker zurück, wie Beethovens 6. Sinfonie, Vivaldis Vier Jahreszeiten oder Strawinskys Le Sacre du Printemps?
Ich habe mir in der Tat die musikalische Sprache dieser großen Komponisten angeschaut. Ich habe mir zum Beispiel Bedrich Smetanas Die Moldau noch einmal angehört. Aber das sind große, übergreifende musikalische Gesten. Bei DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ging es mir viel mehr um die Nähe; etwas, das weit entfernt ist von diesen großen symphonischen Gedichten.

Die Originalmusik für eine Tiergeschichte zu komponieren, muss ganz anders sein als für einen klassischen Film, nicht wahr?
Da es keine Dialoge oder Sprecher gibt, unterstützt die Musik die Erzählung viel stärker als sonst. Sie kann zum Beispiel Dinge andeuten, die auf der Leinwand nicht zu sehen sind. Jean-Paul Rappeneau hat einmal gesagt: "Wenn die Musik dasselbe sagt wie das, was man auf dem Bildschirm sieht, ist sie sinnlos". Ein huschendes Eichhörnchen zum Beispiel: Ohne Musik entgeht dem Zuschauer manches in der Szene. In meinem Fall schaue ich mir den Film ohne Musik an, wie einen langen fortlaufenden Schnitt, und bitte die Regie, mir in einfachen Worten zu erklären, was das Publikum fühlen soll. Und dann gebe ich ihnen meine eigenen Eindrücke wieder. Aber eines ist sicher: Musik ist nicht dazu da, um "Platz zu füllen". Sie muss bedeutend klingen.

Wie haben Sie den Soundtrack komponiert?
Zunächst habe ich drei sehr unterschiedliche Themen vorgeschlagen. Das Problem ist die Eiche. Regungslos. Und im Gegensatz zu einem Schauspieler drückt sie nichts aus. Wie kann man also Gefühle vermitteln? Wir haben uns für ein Thema entschieden, um eine Einheit zu schaffen, zuerst mit dem Chor und dann mit dem Orchester. Ich wollte eine majestätische Melodie. Aber ein Thema, das für Variationen anfällig ist. Ich habe einen Teil zum Beispiel für eine Szene mit den Feldmäusen wiederverwendet. Ich wollte eine kleine Andeutung einer "Aktion". Etwas Hinterlistiges, Schleichendes, wie in einem Spionagefilm.
Wenn man eine Filmmusik komponiert, muss man wissen, wie man erkennt, wann man zu weit geht. Wenn es mehr ist, als man braucht, verliert es seinen Reiz. Man muss etwas Abstand halten. Und man muss ein Gleichgewicht zwischen Musik und Stille finden.
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Donnerstag 23.02.2023
ROSY – AUFGEBEN GILT NICHT
Ab 23. Februar 2023 im Kino
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Die junge Studentin Marine Barnérias nimmt 2015 an einem Wettkampf Ihrer Universität teil, als ihr plötzlich schwarz vor Augen wird. Sie misst alldem zuerst wenig Bedeutung bei, bis sie kurzfristig nahezu erblindet und einen Augenarzt aufsucht, der sie sofort und mit höchster
Dringlichkeit an einen Neurologen verweist. Nach unzähligen nervenaufreibenden Untersuchungen steht die erschütternde Diagnose fest: MS - Multiple Sklerose. Mit 21 Jahren. Marine entscheidet sich nach dem ersten Schock und durch die schwierige und undurchsichtige Informationslage für einen unkonventionellen und bewundernswerten Weg: Raus ins Leben und in die Welt. Allein unternimmt sie eine Reise, die sie um die halbe Erdkugel führt, um positive Kräfte zu sammeln und zu sich selbst zu finden. Ein Abenteuer, das sie in drei verschiedene Länder führt: Neuseeland, um ihren Körper wiederzuentdecken, Myanmar, um sich mit ihrem Geist zu verbinden, und die Mongolei, um mit ihrer Seele wieder in Kontakt zu treten. In einem Dreivierteljahr sammelt sie unvergessliche Erfahrungen, erlebt tröstende und verändernde Begegnungen, stellt eine innige Verbindung mit der Natur her und kehrt voller Kraft, Lebensfreude und neuer Ideen zurück, um wieder zu sich selbst und in ein neues Gleichgewicht mit der Sklerose, die sie Rosy nennt, zu finden.
Mit ROSY – AUFGEBEN GILT NICHT hat Marine Barnérias, die heute erfolgreiche Bestsellerautorin ist und ein Reisemagazin im französischen Fernsehen moderiert, ein ungewöhnliches, unglaublich nahes und durchaus auch humorvolles Kinoabenteuer geschaffen. Die Geschichte einer starken, jungen Frau ist zugleich eine mutmachende und vor Lebensfreude sprühende Darstellung über die heilende Kraft des Reisens. Marine zeigt uns, dass selbst in den schwierigsten Zeiten eines Lebens alles möglich ist und dass wir alle eine ungeahnte innere Stärke haben.

Ein Film von MARINE BARNÉRIAS

MARINE BARNÉRIAS
Marine Barnérias studierte an der Kedge Business School in Marseille, als sie im Alter von 21 Jahren die Schockdiagnose erhält: Multipler Sklerose (MS). Für die kämpferische und lebenslustige Studentin ein Tiefschlag, zugleich aber auch kein unabwendbares Schicksal. Knapp zwei Jahre später, im Jahr 2016, beschließt sie, sich auf eine Initiationsreise zu begeben. Eine Reise, auf der sie sich selbst begegnen wollte, indem sie ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele in Einklang bringt. Dafür rief sie das Projekt „Seper Hero“ (abgeleitet von „SEP“ der französischen Abkürzung für MS) ins Leben. Nachdem die Finanzierung ihrer Reise gesichert war, begab sich Marine auf die Reise durch drei Länder: Neuseeland, Burma und die Mongolei. Auf der ersten Etappe ihrer Reise gab sie ihrer MS den Namen Rosy, was für sie das Zusammenleben mit dieser Krankheit verbesserte. Mit dem Projekt möchte die junge Studentin zudem „in jedem Menschen eine positive Energie und das Vertrauen in das Leben wecken“.
Nachdem Marine im Jahr 2017 von Ihrer Reise zurückkehrte, schrieb und veröffentlichte sie die Autobiografie „Bonjour, la vie. Aufgeben gilt nicht“. Das Buch erschien hierzulande 2019 im Knesebeck Verlag. Der Erfolg des Buches in Frankreich und weltweit markierte einen weiteren Wendepunkt in ihrem Leben.
Die Geschichte sollte schließlich im Kino fortgesetzt werden. Produziert von My Box Film und vertrieben von Gaumont, einem der ältesten und größten Filmproduktions- und Vertriebsunternehmen in Frankreich, erschien 2022 nach landesweiter Tournee und ausverkauften Premieren die Verfilmung ihrer beeindruckenden Reise und der noch so jungen Lebensgeschichte. Für Marine eine große Gelegenheit zu zeigen, dass „in jedem von uns eine immense Kraft schlummert“.
Die energiegeladene Marine ist mittlerweile erfolgreiche Moderatorin beim französischen Fernsehersender France 3 Bretagne, wo Sie ein Magazin moderiert, in dem inspirierende und leidenschaftliche Menschen aus der maritimen Welt vorgestellt werden. Für die junge Frau auch ein Mittel, um mit der für sie sehr wichtigen Natur verbunden zu bleiben. Mit ihrer eigenen Firma Mooji Smile wagt sie sich inzwischen auch selbst in die Produktion und möchte Filme und Events kreieren, die zum Handeln anregen. So initiierte sie mit einem sechsköpfigen Team die Veranstaltung „Les Botanistes“, einem innovativen Konferenzmodell unter dem Motto „Verwandle deine Träume in die Realität“ für das es wohl keine bessere Initiatorin geben könnte.

DIE NERVENERKRANKUNG MULTIPLE SKLEROSE
Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt. Die Krankheit lässt noch viele Fragen unbeantwortet und ist in Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg von Patient zu Patient so unterschiedlich, dass sich allgemeingültige Aussagen nur bedingt machen lassen. Aus diesem Grund ist MS auch als "Krankheit mit den 1000 Gesichtern" bekannt.
Schätzungen zufolge leben weltweit ca. 2,8 Millionen Menschen mit MS. Die Verteilung ist nicht gleichmäßig: die Erkrankungshäufigkeit steigt mit der geographischen Entfernung vom Äquator an. In Deutschland leben nach neuen Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 252.000 MS-Erkrankte. Jährlich wird bei mehr als 15.000 Menschen MS neu diagnostiziert. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Die Erkrankung wird in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt – mit geringerer Häufigkeit tritt sie aber auch schon im Kindes- und Jugendalter auf. Erstdiagnosen nach dem 60. Lebensjahr sind selten.
Quelle: Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V.
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Donnerstag 16.02.2023
VOGELPERSPEKTIVEN
Ab 16. Februar 2023 im Kino
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Es ist höchste Zeit: In den letzten 60 Jahren hat Deutschland fast die Hälfte seiner Vögel verloren. Trotzdem ist für uns kein Tier so allgegenwärtig. Es gibt unzählige Arten von Vögeln, überall sind sie zu finden, nicht zu überhören, auffallend – und oft auffallend schön. Sie sitzen in Hecken und Bäumen, auf Dächern und Balkonen. Doch während der Himmel für sie keine Grenzen hat, wird ihr Lebensraum auf der Erde knapp. VOGELPERSPEKTIVEN behandelt eine hochaktuelle Thematik und zeigt, wie wichtig Vögel für die Erde, den Kreislauf der Natur und deshalb auch für die Menschheit sind. Vögel spüren als erste die Klimakatastrophe und zeigen uns die Defizite im Umgang mit der Natur.
Jörg Adolph begleitet den Ornithologen Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV), einem der größten Naturschutzverbände Deutschlands, auf seiner Mission zur Rettung der Vögel. Der LBV steht dabei exemplarisch für die Arbeit der NGOs, die sich für die Natur und Artenvielfalt engagieren.
Ganz anders beobachtet Arnulf Conradi Vögel. Der Gründer und frühere Verleger des Berlin Verlages ist begeisterter Birdwatcher seit Kindertagen. Poetisch und philosophisch erzählt er in VOGELPERSPEKTIVEN von seiner Faszination für die heimische Vogelwelt.
VOGELPERSPEKTIVEN ist eine intensive Verschmelzung von Dokumentar- und Naturfilm und öffnet die Augen für die Schönheit der Vögel und deren Beobachtung, blickt dabei auch hinter die Kulissen der Umweltpolitik und zeigt beispielhafte Schutzprojekte. Wir machen uns auf zu einer emotionalen und inspirierenden Erkundungsreise mit atemberaubenden Bildern und erleben Arten- und Naturschutz in Aktion.

Dokumentarfilm von Jörg Adolph

HINTERGRUND
Obwohl für die meisten Vögel der Himmel als Lebensraum dient, gibt es kaum mehr Platz für sie. Der „stumme Frühling“ ist keine allzu ferne Realität mehr – weltweit. Erst langsam wird sich der Mensch dieser Konsequenz bewusst und nimmt die Dimension der Naturzerstörung wahr, denn im Grunde sind wir Zeugen des größten Artensterbens seit dem Verschwinden der Dinosaurier.
170.000 Personen haben am ersten Tag das bayerische Volksbegehren zur Artenvielfalt unterschrieben. 90.000 mehr als vorausgesagt. Am Ende waren es 1,75 Millionen, die das Volksbegehren unterstützt haben. Norbert Schäffer war einer der Initiatoren. Als Vorsitzender des LBV kennt kaum einer die Vögel so gut wie er. Seit Jahrzehnten setzt er sich für ihren Schutz und ihre Erhaltung ein. Unermüdlich sucht er Kontakt zur Politik, Verbänden und Bürgern, scheut keine Auseinandersetzung und ist mittlerweile auch beim Bayerischen Jagdverband ein respektierter und gern gesehener Gast.
Regisseur Jörg Adolph begleitet Norbert Schäffer auf seiner Mission zur Rettung der Vogelwelt, unternimmt Reisen zu Schutzprojekten, begegnet Experten und Vogelliebhabern, Lobbyisten und Funktionären, Politikern und Naturschützern und zeigt in faszinierenden Naturfilmbildern das vielfältige Vogelleben. VOGELPERSPEKTIVEN ist eine Erkundungsreise durch die Naturschutzarbeit und in die Welt der Vögel. Der eindrucksvolle Dokumentarfilm macht exemplarisch am Beispiel des LBV erlebbar, wie Natur- und Artenschutz in Aktion funktioniert.

Gerade in Zeiten des Artensterbens ist die Arbeit von Naturschutzverbänden wichtiger denn je. Die Arbeit des LBV zeichnet sich vor allem durch Tatkräftigkeit und Einflussmöglichkeiten aus. Natürlich wird auch politische Lobbyarbeit auf regionaler, kommunaler und Landesebene gemacht. Wie bei allen anderen NGOs, die sich im Bereich des Natur- und Artenschutzes engagieren und für die der LBV als Best Practice dient, ist das Herzstück die Arbeit vor Ort, die Verbesserung der Lebensverhältnisse vor Ort, das ganz konkrete Tun. Aus diesem Geist speiste sich auch das „Volksbegehren Artenvielfalt“, im Rahmen dessen gefordert wurde, ganz konkrete Maßnahmen im bayerischen Naturschutzgesetzt zu verankern, um insbesondere die Landwirtschaft zu einem Umdenken und neuen Handeln zu bewegen. Das Volksbegehren markiert eine Epochenwende, es ist ein historischer Erfolg für Bayerns Natur.
VOGELPERSPEKTIVEN reiht sich nicht in die dystopischen Entwürfe ein, in denen eine Art Überbietungswettbewerb ausgebrochen ist, wer die Zukunft noch düsterer malen kann. Im Gegenteil: Der Film nimmt einen anderen Blick ein und fragt, was jede und jeder von uns tun kann.
VOGELPERSPEKTIVEN zeigt, wie vor Ort und ganz konkret Maßnahmen ergriffen werden können, die den Vögeln wirklich helfen – ganz nach dem Motto: den Vögeln eine Perspektive (zum Überleben) bieten. Und wer den Vögeln hilft, hilft auch uns, denn Naturschutz ist immer auch
Menschenschutz. All die Menschen, die der Film zeigt, finden sich nicht einfach ab und belassen es nicht beim Protest, sondern nehmen die Herausforderung an und damit unser Schicksal mit großer Energie in die Hand.

Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: Es ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass Naturerleben das physische, psychische und soziale Wohlbefinden des Menschen beeinflusst. Wer regelmäßig Zeit in der Natur verbringt, kann seine Aufmerksamkeit regenerieren und seine
Konzentrationsfähigkeit fördern. Dabei wirkt Natur besonders stark, wenn wir sie bewusst wahrnehmen und erleben. Die Beobachtung von Vögeln kann diese Verbindung herstellen, denn Vögel ziehen Aufmerksamkeit auf sich, und ihre Ästhetik und Eleganz faszinieren uns. Man kann
gedankenverloren den Bewegungen und Gesängen der Tiere folgen, ohne in tiefere Sinnsuche einzutauchen.
Vögel zu beobachten, lehrt Geduld und bringt uns sanft zur Ruhe, denn laute Geräusche oder schnelle Bewegungen vertreiben diese flüchtigen Wesen. Wir vergessen Zeit und Raum und tanken daraus neue Energie und Kraft. Wir müssen nicht in ferne Länder reisen, um uns ganz diesem Naturerleben hinzugeben, da wir Vögeln jeden Tag in unserem unmittelbaren Umfeld begegnen. Wir können sie vom Fenster aus, am Weg zur Arbeit, in der Mittagspause oder bei einem Spaziergang im Stadtpark beobachten. Dabei ist ihre Vielfalt ausschlaggebend. Je mehr verschiedene Vogelarten in einem Gebiet vorkommen, desto höher ist die Lebenszufriedenheit der Menschen, die sich dort in der Natur aufhalten. Der Vogelreichtum kann Gefühle der Ängstlichkeit lindern und depressive Gedanken ein Stück weit unterbinden. Diese heilende Wirkung der Vogelbeobachtung wird in einigen Ländern bereits von Ärzten als Teil der Therapie für psychische Erkrankungen erfolgreich eingesetzt.

Die Vogelwelt ist eine der offensichtlichsten Indikatoren für gesunde Ökosysteme, also Anzeiger für die Qualität unserer Lebensräume und Warner vor Umweltgefahren. Aus diesem Grund ist VOGELPERSPEKTIVEN auch ein Film über die Notwendigkeiten, die sich aus der täglich prekärer werdenden Klimakrise ergeben. Im „Zeitalter der Ökologie“ zeigt Regisseur Jörg Adolph in einer Verschmelzung von Dokumentar- und Naturfilm Umweltpolitik aus der Perspektive leidenschaftlicher Vogelschützer, die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise für den Erhalt der einzigarten Vogelwelt einsetzen.
VOGELPERSPEKTIVEN verwendet alle Mittel, die einen Naturfilm sehenswert machen – angefangen von Flugaufnahmen, Zeitlupenstudien und vor allem extreme Nahaufnahmen, denn erst durch die Vergrößerung wird die Welt, in der der Vogel lebt, in ihren Dimensionen erfahrbar: Das Teleobjektiv vergrößert nicht nur, es versetzt den Betrachter auch in die Welt der Vögel, in der beispielsweise ein Baum eine riesige Wildnis ist. VOGELPERSPEKTIVEN ist ein kenntnis- und erkenntnisreicher Film zum Staunen und Genießen, aber auch mit vielen Ideen und Impulsen für eigenes Handeln. Mit seinen verzaubernden Bildern liefert der Film einmalig Einblicke in die Wunderwelt der Vögel – eingebettet in den realistischen Arbeitsalltag eines Naturschützers. Regisseur Jörg Adolph zeigt, dass sich ein Perspektivwechsel lohnt. Die Welt sieht aus der Sicht der Vögel ganz anders aus, Probleme stellen sich anders dar und neue Problemlösungen bieten sich an. VOGELPERSPEKTIVEN ist ein ausgesprochen schöner Film, der die Natur mit ungewöhnlichen, sehenswerten, manchmal auch spektakulären Bildern zeigt. Es ist nicht nur ein
Film für Spezialisten und Birder, sondern für alle Menschen von jung bis alt, die Interesse an Natur- und Umweltschutz haben.
(Quelle: Verleih)
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