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49. DAS LEHRERZIMMER
50. EVIL DEAD RISE
51. LORIOT's GROSSE TRICKFILMREVUE
52. DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN
53. DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG
54. ANNE-SOPHIE MUTTER VIVACE
Donnerstag 27.04.2023
DAS LEHRERZIMMER
Ab 04. Mai 2023 im Kino
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Carla Nowak (LEONIE BENESCH), eine engagierte Sport- und Mathematiklehrerin, tritt ihre erste Stelle an einem Gymnasium an. Im neuen Kollegium fällt sie durch ihren Idealismus auf. Als es an der Schule zu einer Reihe von Diebstählen kommt und einer ihrer Schüler verdächtigt wird, beschließt sie, der Sache eigenständig auf den Grund zu gehen. Zwischen empörten Eltern, rechthaberischen Kollegen und angriffslustigen Schülern versucht Carla zu vermitteln, wird dabei jedoch schonungslos mit den Strukturen des Systems Schule konfrontiert. Je verzweifelter sie sich bemüht, alles richtig zu machen, desto mehr droht die junge Lehrerin daran zu zerbrechen.

Ein Film von ?LKER ÇATAK
Mit LEONIE BENESCH, MICHAEL KLAMMER, RAFAEL STACHOWIAK, ANNE-KATHRIN GUMMICH, EVA LÖBAU u.a.

Mit DAS LEHRERZIMMER gelingt dem preisgekrönten Regisseur ?lker Çatak (ES GILT DAS GESPROCHENE WORT) ein elektrisierendes Werk über den Mikrokosmos Schule als Spiegel unserer Gesellschaft. Leonie Benesch („Der Schwarm“, DAS WEISSE BAND) kreiert durch ihre
fesselnde Darstellung einer jungen Pädagogin, die mehr und mehr zwischen die Fronten gerät, eine dichte Atmosphäre, die von Anfang an in den Bann zieht. Anhand ihrer Geschichte hinterfragt der Film auf kritische Weise unsere aktuelle Debattenkultur und entfacht somit eine grundlegende Diskussion rund um Wahrheit und Gerechtigkeit. In den weiteren starken Rollen sind u.a. Eva Löbau und Michael Klammer zu sehen. Kamerafrau Judith Kaufmann (CORSAGE) zeichnete für die eindringliche Bildgestaltung verantwortlich. DAS LEHRERZIMMER feierte auf der Berlinale 2023 in der Sektion Panorama seine Weltpremiere und erhielt das Europa Cinemas Label als bester europäischer Film sowie den CICAE Arthouse Cinema Award.


INHALT
Carla Nowak (LEONIE BENESCH) ist eine junge, engagierte Lehrerin. Sie ist neu an der Schule, unterrichtet die siebte Klasse. Die Schüler mögen ihre Lehrerin. Sie geht auf die heranwachsenden Kinder ein, nimmt sie ernst, in ihren Problemen und Sorgen. Alles wäre gut. Wenn da nicht diese unangenehme Situation wäre: In der Klasse wird gestohlen. Geld. Die Lehrerschaft sieht sich gezwungen einzugreifen. Also treffen sich Carla Nowak und die Vertrauenslehrer Thomas Liebenwerda (MICHAEL KLAMMER) und Milosz Dudek (RAFAEL STACHOWIAK) mit den beiden Klassensprechern, Jenny (ANTONIA LUISE KRÄMER) und Lucas (OSCAR ZICKUR), um eine Lösung für die Situation zu finden. Jenny behauptet kategorisch nichts zu wissen, Lucas lässt sich allerdings dazu hinreißen, bei einem Namen zu nicken, als Herr Liebenwerda vor ihm die Klassenliste durchgeht. Carla Nowak kocht innerlich: Sie findet die Vorgehensweise ihrer Kollegen unerhört.
Sie ist es, die wieder vor die Klasse treten muss, die unterrichten muss. Was ihrer Ansicht nach nur dann wirklich möglich ist, wenn gegenseitiges Vertrauen und gemeinsamer Respekt gegeben sind. Noch ist alles in Ordnung in diesem Gefüge. Im Unterricht am Tag nach dem Treffen erweist sich Oskar (LEONARD STETTNISCH) als kluger Schüler: Er ist der Einzige, der ein kniffliges mathematisches Problem lösen und seine Behauptung auch belegen kann. Zur Überraschung der Lehrerin wird der Unterricht durch die Schulleiterin Dr. Bettina Böhm (ANNE-KATHRIN GUMMICH) und die Kollegen Liebenwerda und Dudek unterbrochen. Die Mädchen werden gebeten, den Klassenraum zu verlassen. Die Jungen sollen ihre Portemonnaies auf den Tisch legen, die Lehrer wollen einen Blick auf deren Inhalt werfen. Wer nichts zu verbergen habe, müsse keine Bedenken haben. Carla Nowak ist entsetzt. Die Kinder sind irritiert. Im Portemonnaie des Schülers Ali Yilmaz (CAN RODENBOSTEL) findet sich auffallend viel Geld.
Alis Eltern werden gerufen. Sie versichern, dass sie ihrem Sohn das Geld mitgegeben hatten, weil er sich nach Schulschluss ein Videospiel als Geschenk kaufen wollte. Beide Erwachsene sind irritiert über den Vorgang, wehren sich gegen die willkürliche Vorverurteilung, reagieren empört. Dr. Böhm verteidigt die Aktion mit der Null-Toleranz-Politik, die an der Schule herrsche. Im Lehrerzimmer macht Carla Nowak ihrem Unmut Luft, Herr Liebenwerda verteidigt das Vorgehen: Zu lange schon würde gestohlen an der Schule. Es herrscht dicke Luft, das Kollegium positioniert sich.
Es rumort in der jungen Frau. Sie sieht jetzt überall genauer hin, etwa zum Beispiel auf die Kollegin, die sich ein paar Münzen aus dem Sparschwein mit dem Kaffeegeld holt. Im Lehrerzimmer kommt die Sprache wieder auf Ali, diesmal allerdings, weil die schulischen Leistungen des Jungen zu wünschen übriglassen, die Versetzung ist gefährdet. Wieder kommt der Diebstahl zur Sprache. Carla Nowak verwehrt sich gegen die Diskussion, will nicht, dass ein Schüler, dem sie glaubt, verdächtigt wird. Und hat eine Idee. Folgenschwer, wie sich herausstellt.
Um den wahren Dieb zu entlarven, lässt sie im Lehrerzimmer ihre Jacke mitsamt Portemonnaie unbeaufsichtigt am Stuhl hängen, lässt aber auch ihren Laptop geöffnet und die Kamera eingeschaltet. Als sie später zurückkehrt, fehlt tatsächlich Geld. Und tatsächlich hat die Kamera etwas aufgezeichnet. Allerdings sieht man nicht das Gesicht des Täters, dafür aber eine auffällige helle Bluse mit Punkt- und Sternmuster. Genau so eine Bluse, wie sie Frau Kuhn (EVA LÖBAU) aus dem Sekretariat trägt – ausgerechnet die Mutter ihres aufgeweckten Lieblingsschülers Oskar. Kurz zögert sie, dann übernimmt Carla Nowak die Initiative und spricht Frau Kuhn auf den Diebstahl an, den sie aufgezeichnet hat. Die Reaktion ist völlig anders als erwartet: Frau Kuhn zeigt sich weder reumütig oder schuldig, sondern streitet kategorisch ab, eine Diebin zu sein.
Die junge Lehrerin ist von der ihrer Ansicht nach unverschämten Reaktion so vor den Kopf gestoßen, dass sie das Video der Schulleiterin zeigt. Doch auch bei der Aussprache mit Dr. Böhm bleibt Frau Kuhn standhaft bei ihrer Version der Dinge: Auf dem Videoclip sei nicht sie zu sehen, die Anschuldigungen seien eine Unverschämtheit. Weitere Vermittlungsversuche von Carla Nowak scheitern: Frau Kuhn stürmt mit ihrem Sohn Oskar im Schlepptau aus der Schule. Die Situation eskaliert. Zum Einlenken ist es zu spät, die Dinge gehen ihren Lauf. Womit aber auch Carla Nowak ins Fadenkreuz gerät: Ihre heimlichen Aufnahmen aus dem Lehrerzimmer verstoßen gegen Persönlichkeitsrechte. Und was ist mit Oskar, fragt sie sich ratlos.
Am nächsten Tag nimmt sie sich nach dem Unterricht extra Zeit für den Jungen, lobt ihn für seine schulischen Leistungen. Der Junge ist zurückhaltend, will schließlich wissen, warum seine Mutter am Vortag geweint habe. Tatsächlich ist Frau Kuhn nicht in der Schule erschienen, Anrufe von der Schulleitung nimmt sie nicht entgegen. Sie war’s nicht, sagt der Junge. Die Lehrer bleiben ratlos zurück. Wie soll es weitergehen?
Der Elternabend der siebten Klasse beginnt harmonisch, läuft aber aus dem Ruder, als Eltern anmerken, von ihren Kindern etwas von einem Verhör gehört zu haben, bei dem einzelne Schüler dazu genötigt wurden, Informationen über ihre Klassenkameraden preiszugeben. Als schließlich auch noch Frau Kuhn dazukommt und die Konfrontation mit Carla Nowak sucht, ihr vorwirft, sie habe ihre Kollegen bespitzelt und denunziert, entgleitet der Lehrerin die Situation zusehends.
Der Fall zieht Kreise. Zwischen empörten Eltern, rechthaberischen Kollegen und angriffslustigen Schülern fühlt sich Carla Nowak zunehmend zerrieben. Verzweifelt sucht sie nach einem Ausweg aus der verfahrenen Situation. Doch was auch immer sie unternimmt, um zu vermitteln, Brücken zu bauen, führt dazu, dass sich die Fronten weiter verhärten. Und dann ist da noch Oskar, der in seiner wachsenden Verzweiflung anfängt, die Kontrolle zu verlieren und erratisch um sich zu schlagen. Nur Carla Nowak ist nicht bereit, ihren Schüler gegen den Widerstand ihres Kollegiums aufzugeben. Sie unternimmt einen letzten Versuch, zu dem Jungen durchzudringen...


EIN GESPRÄCH MIT ?LKER ÇATAK
„Der Prozess eines selbstgeschriebenen Films ist immer eine Reise ins Ungewisse“

Wie haben Sie Ihre Schulzeit in Erinnerung?
Meine Erinnerungen sind überwiegend schön. Ich war in der Schule immer sehr gut. Bis zur siebten Klasse ging ich in Deutschland aufs Gymnasium, zog dann mit meinen Eltern nach Istanbul. Meine Schulzeit dort war prägend, was mit dem Erwachsenwerden, den Adoleszenzjahren zu tun hat. Ich wurde mit einem komplett anderen Schulsystem konfrontiert. Wir trugen Uniformen, lernten eine Krawatte zu binden, fühlten uns als Schüler der deutschen Schule aber auch wie in einer Art Kokon. Die Stadt war wild. Es war eine spannende Zeit, als Jugendlicher in Istanbul um die Jahrtausendwende das Abitur zu machen.

Inwiefern haben Ihre eigenen Schulerfahrungen Ihren neuen Film geprägt? Gab es ein spezifisches Ereignis, das man als Ausgangspunkt für das Projekt bezeichnen könnte?
Es gab in unserer Klasse zwei Jungs, die in ihren Freistunden Klassen aufsuchten, die gerade im Sportunterricht waren. Und dann stahlen sie aus den Jacken und Taschen dieser Schüler:innen. Das ging eine ganze Weile so. Wir wussten das alle, haben aber nichts gesagt, weil keiner die Petze sein wollte. Ich erinnere mich noch ganz genau, als eines Tages – wir saßen gerade im Physikunterricht –, drei Lehrer hereinkamen und sagten: „Alle Mädchen raus, alle Jungs Portemonnaies auf den Tisch!“ Die Erinnerung an diesen Vorfall kam hoch, als Johannes und ich uns auf einem unserer gemeinsamen Urlaube befanden. Ich erzählte damals, wie die Putzfrau meiner Eltern beim Stehlen überführt wurde. Johannes erzählte daraufhin von seiner Schwester, die als Mathematiklehrerin arbeitet. In ihrer Schule gab es einen Vorfall, bei dem im Lehrerzimmer Diebstähle begangen wurden. Dieses Gespräch führte uns zurück in unsere Schulzeit, und wir dachten: Das könnte eine spannende Geschichte sein.

Wie haben Sie den heutigen Schulbetrieb recherchiert?
Als erstes bin ich an mein altes Gymnasium in Berlin gegangen, wo mich die Rektorin, die sich sogar noch an mich erinnerte, mit offenen Armen empfangen hat. Eigentlich wollte ich dort auch drehen, was dann aber förderbedingt nicht klappte. Diese Rektorin hat uns in der Drehbuchentwicklung ebenso stark begleitet, wie die Schwester von Johannes. Insgesamt haben wir mit einem guten Dutzend Menschen aus verschiedenen pädagogischen Bereichen intensive Gespräche geführt, mit Lehrer:innen, Rektor:innen, Schulpsycholog:innen bis hin zu Sportlehrer:innen, die uns vor allem teambildende Maßnahmen erklärt haben, von denen einige im Film zu sehen sind.

Was hat sich geändert im Vergleich zu Ihrer eigenen Schulzeit?
Was wir damals erlebt haben, dass die Lehrer einfach reinkommen und die Geldbeutel durchsuchen, würde es heute nicht mehr geben. Das wurde uns in unserer Recherche bestätigt. Allerdings wäre ein solches Vorgehen erlaubt, wenn dazu gesagt wird, dass die Aktion freiwillig ist. Deswegen fällt in unserem Film häufiger der Nebensatz: „Das Ganze ist freiwillig, aber wer nichts zu verbergen hat, der braucht auch nichts zu befürchten.“ Das ist natürlich total perfide, weil ein solcher Vorgang nicht auf Augenhöhe zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen stattfindet. Was sich im Vergleich zu meiner Schulzeit geändert hat, ist vor allem die Art der Kommunikation. Heute gibt es WhatsApp-Gruppen, die Eltern tauschen sich untereinander aus. Die Kommunikationswege sind viel kürzer. Wenn ein Problem auftritt, wird es schneller angegangen. Ich habe auch das Gefühl, dass Eltern heute mit einem anderen Selbstbewusstsein auftreten, vor allem diejenigen, die ihre Kinder auf „bessere“ Schulen schicken.

Wie haben Sie das Drehbuch mit Johannes Duncker entwickelt? Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?
Johannes und ich hatten die Grundidee, in der uns unser Produzent Ingo Fliess bestärkt hat. Ingo schickte uns drei oder vier Mal für je eine Woche in ein Waldhaus, damit wir ein konzentriertes Umfeld hatten. Dort machten wir viele Spaziergänge, führten Gespräche, dachten darüber nach, wie sich der Film anfühlen soll, was wir erzählen wollen, welche gesellschaftlichen Themen wir ansprechen wollen. Nach diesen Retreats kamen wir mit einem Sack voll Ideen nach Hause und übertrugen diese an unsere jeweiligen Laptops – Johannes in Köln, ich in Berlin – in ein gemeinsames Dokument, aus dem sich das Drehbuch entwickelte.

Worauf lag Ihr besonderes Augenmerk bei der Entwicklung der Geschichte? Was war Ihnen wichtig, um was ging es Ihnen?
Es geht um ein System, um ein Abbild unserer Gesellschaft. Schule ist ein gutes Spielfeld, weil sie unsere Gesellschaft als Mikrokosmos, als Modell zeigt: Es gibt das Staatsoberhaupt, Minister:innen, ein Presseorgan, das Volk... Aber DAS LEHRERZIMMER verhandelt viele verschiedene Themen. Ein zentraler Aspekt für mich ist die Wahrheitsfindung, die Wahrheitssuche oder wie man sich die Wahrheit zurechtlegt. Auch die Frage, woran man glaubt, wird gestellt. Der Junge will an seine Mutter glauben, sie will an Gerechtigkeit glauben. Fake News, Cancel Culture oder etwa das Bedürfnis einer jeden Gesellschaft nach einem Sündenbock - das sind weitere Themen.

Wie sind Sie bei der Entwicklung der Figuren vorgegangen? Wie schnell stand der Figurenkosmos fest?
Wir wussten, dass wir eine Klasse haben und ein Kollegium, eine Lehrerin als Hauptdarstellerin, eine Sekretärin. Wir haben also eine Handvoll Lehrer:innen und eine Handvoll Schüler:innen ins Drehbuch geschrieben. Beim Casting für die Klasse wurde mir relativ schnell klar, dass jedes Kind im Klassenzimmer wichtig ist. Ich wollte die Kinder nicht aufteilen in diejenigen, die Rollennamen haben, und diejenigen, die Komparserie sind. Wir haben die Klasse als Kollektiv aufgebaut, nach dem Motto: Wir ziehen alle an einem Strang, alle sind gleich wichtig. Wir alle spielen mit. Auch wenn manche Kinder keinen Text hatten, sollte jede/r die Gelegenheit erhalten, sich einzubringen. Mit Blick auf die Erwachsenenrollen war es so, dass Johannes und ich Figuren geschrieben haben, auf die wir Lust hatten und für die uns unsere Casterin Simone Bär tolle Besetzungsvorschläge machte. So formten wir unser Ensemble.

Leonie Benesch spielt die Hauptrolle. Warum war sie die Richtige?
Ich weiß noch, dass wir in unserem Waldhaus eine Fotowand mit Gesichtern von Schauspieler:innen hatten. Das Foto von Leonie Benesch war von Anfang an dabei. Lange, bevor wir sie angefragt hatten. Ich habe den Film immer mit Leonie gesehen, weil ich schon seit Jahren ihre Arbeit schätzte. Auch wenn wir noch ein Casting gemacht haben, war für mich sehr schnell klar: Sie ist meine Carla Nowak.

Wer ist Carla Nowak?
Carla Nowak ist genau das, was das Publikum im Film von ihr bekommt, was es sieht, was es in sie hineininterpretiert. Wir haben ganz bewusst kein Privatleben gezeigt. Weder zeigen wir, welches Auto sie fährt, noch wo sie wohnt oder ob sie einen Freund hat. Diese Dinge spielen keine Rolle. Es gab im Vorfeld durchaus Diskussionen, weil es Menschen gab, die mehr über sie wissen wollten. Aber ich bin nie von meiner Überzeugung abgerückt. Es ist vollkommen egal, ob Carla Nowak ein Haustier hat oder farbige Wände in ihrer Wohnung. Der Charakter eines Menschen offenbart sich immer in schwierigen Entscheidungsmomenten. Wenn die Person unter Stress steht, wenn sie mit Problemen umgehen muss. Unter dieser Prämisse habe ich die Figur in die Hand von Leonie gelegt. Ich habe am Set selten mit einer Schauspielerin so wenig kommunizieren müssen, wie es bei Leonie der Fall war. Ihr erstes Angebot war immer schon so gut, dass ich kaum Korrekturen machen musste.
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Donnerstag 20.04.2023
EVIL DEAD RISE
Ab 27. April 2023 im Kino
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Ein Film von Lee Cronin
Mit Alyssa Sutherland, Lily Sullivan u.a.

Mit „Evil Dead Rise“ schlagen New Line Cinema und Renaissance Pictures ein neues Kapitel im kultigen „Evil Dead“-Horror-Franchise auf. Das Drehbuch stammt von Lee Cronin („The Hole in the Ground“), der auch Regie führte. Zu sehen sind in „Evil Dead Rise“ Lily Sullivan („Das Mädchen deiner Träume“, „Barkskins: Aus hartem Holz“), Alyssa Sutherland („Der Nebel“, „Vikings“), Morgan Davies („Storm Boy“, „The End“), Gabrielle Echols („Reminiscence: Die Erinnerung stirbt nie“) sowie Newcomerin Nell Fisher („Northspur“).
„Evil Dead Rise“ verlagert die Handlung aus den abgelegenen Wäldern in die große Stadt: Der Film erzählt die verstörende Geschichte zweier entfremdeter Schwestern (gespielt von Sutherland und Sullivan), deren Wiedersehen durch das Auftauchen dämonischer Kreaturen gestört wird. Die beiden Schwestern finden sich in der albtraumhaftesten Form eines Familienstreits wieder, den man sich vorstellen kann – und schon bald geht es ums nackte Überleben.
„Evil Dead Rise“ wurde von Rob Tapert („Ash vs Evil Dead“, „Don’t Breathe“) produziert. Als ausführende Produzenten waren Serienschöpfer und Horror-Ikone Sam Raimi sowie „Ash“ höchstpersönlich – Kultfigur Bruce Campbell – beteiligt. Weitere Executive Producer waren John Keville, Macdara Kelleher, Richard Brener, Dave Neustadter, Romel Adam und Victoria Palmieri.
Zu Cronins kreativem Team gehörten Kameramann Dave Garbett („Z for Zachariah – Das letzte Kapitel der Menschheit“, „Underworld – Aufstand der Lykaner“), Produktionsdesigner Nick Bassett („Guns Akimbo“, „Sweet Tooth“), Editor Bryan Shaw („Ash vs Evil Dead“, „Spartacus“) und
Kostümbildnerin Sarah Voon („Chasing Great“, „Inside“). Die Musik stammt von Stephen McKeon („The Hole in the Ground“, „Primeval – Rückkehr der Urzeitmonster“).
New Line Cinema/Renaissance Pictures präsentieren eine Produktion von Pacific Renaissance und Wild Atlantic Pictures: „Evil Dead Rise“. Der Film wird weltweit von Warner Bros. Pictures vertrieben.
(Quelle: Verleih)
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Donnerstag 13.04.2023
LORIOT's GROSSE TRICKFILMREVUE
Ab 20. April 2023 im Kino
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Zwei Herren im Bad, ein sprechender Hund, die Tücken eines Fernsehabends oder ein zu hart gekochtes Frühstücksei. Die Figuren und Szenen aus Loriots Trickfilmen begleiten und erfreuen uns seit über fünf Jahrzehnten. „Loriots große Trickfilmrevue“ präsentiert nun sein gesammeltes Trickfilmwerk in neuem Glanz, erstmals im Kino und in 4K. Ein urkomischer Streifzug entlang von 31 geliebten Trickfilmklassikern, die jetzt in noch nie gesehener Brillanz auf der großen Leinwand neu erlebt werden können. Eine einzigartige Wiederbegegnung mit Loriot!

Bettina & Susanne von Bülow präsentieren einen Film von Peter Geyer mit den Trickfilmen von Loriot


HINTERGRUND
Loriot, bürgerlich Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, kurz Vicco von Bülow, geboren am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel, gestorben am 22. August 2011 in Ammerland am Starnberger See, gilt als bedeutendster und vielseitigster deutscher Humorist des 20. Jahrhunderts.
Nach dem Krieg studierte er von 1947 bis 1949 Malerei und Grafik an der Landeskunstschule Hamburg und arbeitete nach dem Abschluss zunächst als Werbegrafiker, bald auch als Karikaturist und Cartoonist. In den 50er Jahren wurden seine Arbeiten regelmäßig in Magazinen wie „Quick“, „Stern“ und „Weltbild“ sowie in ausländischen Journalen veröffentlicht. Ab Ende der 50er Jahre war Loriot auch als Kolumnist tätig und übernahm kleinere Rolle als Schauspieler.
Von 1967 bis 1972 moderierte er die Fernsehsendung „Cartoon“ für den Süddeutschen Rundfunk der ARD.
In die Sendereihe für internationale Zeichentrickfilme, die sich per Untertitel als „Streifzug durch den gezeichneten Humor“ verstand, brachte Loriot erste eigene Trickfilme ein. 1971 zeichnete er für das ZDF und die Quizshow „Der große Preis“ zugunsten der „Aktion Sorgenkind“ den Hund Wum und den Elefanten Wendelin. 1974 produzierte der Süddeutsche Rundfunk die Einzelsendung „Loriots Telecabinet“.
Von 1976 bis 1978 entstand im Auftrag von Radio Bremen die sechsteilige Fernsehserie „Loriot“, in der sich gespielte und gezeichnete Sketche abwechselten. In den Real-Filmen spielte Evelyn Hamann die weibliche Hauptrolle an der Seite Loriots. Die Serie gilt als Höhepunkt von Loriots
Fernsehschaffen, begründete seinen Kultstatus und wird seit langem als fester Bestandteil des deutschen Kulturguts betrachtet. Mit Sonderepisoden zu seinem 60., 65., 70. und 80. Geburtstag knüpfte Loriot später mehrfach an die Serie an. 1988 und 1991 drehte er zwei höchst erfolgreiche Kinofilme, „Ödipussi“ und „Pappa ante Portas“. In beiden Filmen spielten ebenfalls er und Evelyn Hamann die Hauptrollen.
Als zentrales Motiv seines Werks hat Loriot einmal in einem Spiegel-Interview die zwischenmenschliche Kommunikationsstörung bezeichnet: „Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-Reden.“
Diese Störungen führt er an Szenen der Ehe, der Familie, der bürgerlichen Gesellschaft vor – und macht so das Absurde unseres von Regeln und Normen bestimmten Alltags sichtbar. Loriots meisterhafter Gebrauch der deutschen Sprache hat dazu geführt, dass viele Formulierungen aus seinen Sketchen in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind, z.B. „Bitte sagen Sie jetzt nichts!“, „Früher war mehr Lametta!“ oder „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“.
Das gleiche gilt für Loriots sprachliche Erfindungen für seine Trickfilme: Bei „Die Ente bleibt draußen!“, „Der Hund kann gar nicht sprechen.“, „Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe!“ oder „Das Ei ist hart.“ entstehen vor den inneren Augen der meisten vermutlich unmittelbar die passenden Bilder und Szenen.
Im Jahr von Loriots 100. Geburtstag präsentieren Bettina und Susanne von Bülow zusammen mit Regisseur Peter Geyer „Loriots große Trickfilmrevue“. Für den Film wurden 31 geliebte Trickfilme, die ursprünglich für das Fernsehen gemacht wurden, im Sinne Loriots behutsam neu gezeichnet, zum Teil erstmals koloriert und ins Kinoformat übertragen. Auf der großen Leinwand können sie nun in 4K und noch nie gesehener Brillanz neu erlebt werden.



DREI FRAGEN AN PETER GEYER

„Loriots große Trickfilmrevue“ präsentiert 31 Trickfilme Loriots aus den Jahren 1967 bis 1993, die ursprünglich für das Fernsehen gemacht worden sind, in neuem Glanz und in 4K. Was war die Idee dahinter, sie ins Kino zu bringen?
Der erste Entwurf liegt bereits acht Jahre zurück. Ich wollte die Filme einfach im Kino sehen, weil ich denke, dass sie dort hingehören. In meinen ersten Jahren als regelmäßiger Kinobesucher waren die tollsten Vorfilme, zwischen Eiscremekonfekt- und Zigarettenwerbung, ein paar Trickfilme von Loriot, die für kurze Zeit von Horst Wendlandt im Kino eingesetzt wurden. Viele Hauptfilme waren nach den „Herren im Bad“ enttäuschend für den Jungen von damals. Ich habe auch selten ein Publikum ausgelassener lachen hören. Und dann kam irgendwann eben eins zum anderen.

Wie sind Sie bei der Modernisierung der Trickfilme genau vorgegangen? Musste bei bestimmten Filmen mehr gemacht werden als bei anderen?
Sie wurden alle behutsam neu gezeichnet. Wobei wir hoffen, dass das den meisten Zuschauern, abgesehen von der höheren Auflösung, gar nicht auffällt. Nur bei den frühesten Trickfilmen, die Loriot nicht in seinem eigenen Studio gemacht, sondern auf Basis seiner Zeichnungen in Auftrag gegeben hatte, haben wir in seinem Stil Farben und Gesichter merklich verändert. Für den Kinostandard und das Sehvergnügen war das unumgänglich und längst nötig, wenn man sich zum Beispiel im Vergleich die verwaschenen und beschnittenen Uploads im Internet ansieht.
Nun glänzen die Trickfilme wirklich und die Technik wird endlich den Sketchen gerecht.

„Loriots große Trickfilmrevue“ feiert seine Weltpremiere auf der Berlinale. Was glauben Sie, hätte Loriot dazu gesagt, wenn er seine Trickfilme dort auf der großen Leinwand hätte sehen können?
Obschon es kaum einen Preis gibt, den Loriot in seinem Fach nicht erhalten hat und er ergo schwer zu ehren war, hätte ihn die Einladung seiner Trickfilme zur Berlinale ganz sicher geehrt. Er war ein großer Cineast, liebte das Kino und hätte sich sicher sehr gefreut. Zumal die Festivaleinladung ja vielleicht internationale Türen für seine Trickfilme öffnet, was er sich immer gewünscht aber leider nie erreicht hat. Ich glaube, er wäre sehr stolz.


BIOGRAFIE PETER GEYER
Geboren am 25. August 1966 in Stuttgart. Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen. Ab 1993 arbeitete er mit Loriot bis zu dessen Tod und hernach für dessen Erben. Zwischen 1999 und 2019 leitete er den Nachlass von Klaus Kinski. Er gab mehrere Veröffentlichungen zu beiden Künstlern heraus und schrieb 2006 eine Klaus-Kinski-Biographie.
Er hat bei zahlreichen Hörbüchern Regie geführt und verschiedene auditive Gesamtwerke namhafter Künstler editiert, u.a. „Kinski spricht Werke der Weltliteratur“. 2008 wurde sein Film „Jesus Christus Erlöser“ auf der Berlinale uraufgeführt. 2013 kuratierte er die Loriot-Ausstellung „Spätlese“.

Filmografie
2002 - Babyboy (Regie, Drehbuch, Schnitt)
2008 - Jesus Christus Erlöser (Regie, Drehbuch, Schnitt, Produzent)
2012 - Frauensee (Co-Produzent)
2023 - Loriots große Trickfilmrevue (Regie, Schnitt)
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Donnerstag 06.04.2023
DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN
Ab 13. April 2023 im Kino
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Die DREI MUSKETIERE sind zurück: In einer herausragenden Besetzung kämpfen Athos, Porthos und Aramis gemeinsam mit D’Artagnan bildgewaltiger und leidenschaftlicher denn je für Gerechtigkeit und gegen das Böse.

Ein Film von Martin Bourboulon
Mit François Civil, Vincent Cassel, Romain Duris, Pio Marmaï, Eva Green, Louis Garrel, Vicky Krieps, Lyna Khoudri, Jacob Fortune-Lloyd uvm.

D'Artagnan, ein temperamentvoller junger Gascogner, kommt nach Paris und verbündet sich dort mit den drei Musketieren des Königs: Athos, Porthos und Aramis. Gemeinsam kämpfen sie gegen die dunklen Machenschaften des Kardinals Richelieu. Als sich D'Artagnan in Constance Bonacieux, Vertraute der Königin, verliebt, bringt er sich wirklich in Gefahr: Denn seine Leidenschaft treibt ihn direkt in die Fänge der ebenso geheimnisvollen wie gefährlichen Milady de Winter.
Vom Louvre zum Buckingham Palace, von den Gossen von Paris zur Belagerung der Festung La Rochelle ... in einem Königreich, das durch Religionskriege gespalten und von einer britischen Invasion bedroht ist, kreuzen eine Handvoll Männer und Frauen die Schwerter und binden ihr Schicksal an das Schicksal Frankreichs.

DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN, nach dem Meisterwerk von Alexandre Dumas, ist eine Produktion von Chapter 2 und Pathé in Co-Produktion mit M6 Films, Constantin Film, ZDF, DeAPlaneta und Umedia; Produzent ist Dimitri Rassam, Co-Produzent Ardavan Safaee. Die Regie übernahm Martin Bourboulon, nach einem Drehbuch von Alexandre de la Patellière und Matthieu Delaporte.
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Donnerstag 30.03.2023
DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG
Ab 06. April 2023 im Kino
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Für Adam (Tawfeek Barhom), Sohn eines einfachen Fischers, geht ein Traum in Erfüllung: Er erhält ein Stipendium für die renommierte Azhar-Universität in Kairo – das Epizentrum der Macht in der islamischen Welt. Als das Oberhaupt der Universität, der Großimam, plötzlich stirbt, beginnt ein Kampf um seine Nachfolge. Der dubiose Regierungsbeamte Ibrahim (Fares Fares) rekrutiert Adam als Informanten für den ägyptischen Geheimdienst und bringt ihn damit nicht nur zwischen die Fronten der religiösen und politischen Eliten des Landes, sondern auch in Lebensgefahr.

Ein Film von Tarik Saleh
Mit TAWFEEK BARHOM, FARES FARES, MOHAMMAD BAKRI, MAKRAM J. KHOURY, SHERWAN HAJI, MEHDI DEHBI

Mit DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG inszenierte der in Schweden geborene Tarik Saleh (THE CONTRACTOR, DIE NILE HILTON AFFÄRE, WESTWORLD) einen waschechten Politthriller um Macht und Autorität und die Frage: Haben wir unser Schicksal selbst in der Hand? Wie weit würden wir gehen, um uns selbst zu retten? Angesiedelt im Herzen der ältesten und renommiertesten Institution des Islam, der Azhar-Universität in Kairo, öffnet er den Blick in eine faszinierende Welt, die wir so noch nie gesehen haben, und erzählt von einem jungen Mann, der in einen Strudel von Verrat und Intrige gerät und damit riskiert, seine Unschuld zu verlieren.

DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG wurde im Wettbewerb des Festivals de Cannes 2022 mit dem Preis für das „Beste Drehbuch“ ausgezeichnet.

Tarik Saleh, der auch das Drehbuch schrieb, konnte für DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG ein außergewöhnliches Ensemble um Tawfeek Barhom (THE WAY OF THE WIND, EIN LIED FÜR NOUR), Fares Fares (ZERO DARK THIRTY, DIE VERACHTUNG, CHERNOBYL) und Mohammad Bakri (HOMELAND) vor der Kamera von Pierre Aïm (WILLKOMMEN BEI DEN SCH'TIS, POLIEZEI) versammeln.

Tarik Saleh wurde u.a. 2017 für DIE NILE HILTON AFFÄRE mit dem Preis der Sundance Grand Jury ausgezeichnet.

DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG ist eine Produktion von Atmo/Kristina Åberg und Fredrik Zander, in Koproduktion mit Memento Production, Bufo, Film i Väst, Sveriges Television, Mikael Ahlström Films, Haymaker, ARTE France Cinéma, Post Control, Final Cut For Real, in Zusammenarbeit mit Memento International, Memento Distribution und Movies Inspired, mit der Beteiligung von Canal+, Ciné+, ARTE France, YLE und DR, und mit der Unterstützung von Svenska Filminstitutet, Eurimages, Aide aux Cinémas du Monde, Centre National du Cinéma et de l'Image Animée - Institut Français, Region Île-de-France, in Partnerschaft mit
CNC Finnish Film Foundation, Business Finland - Audio Visual Production Incentive, The Danish Film Institut, Programm Kreatives Europa - MEDIA der Europäischen Union und DR.



ANMERKUNGEN DES REGISSEURS TARIK SALEH

Meine Großeltern
Dieser Film ist ein politischer Thriller, der in Azhar spielt, einer von Mythen umrankten Universität in Kairo. Azhar ist das Epizentrum der Macht im sunnitischen Islam. Es ist auch ein Ort, an dem sich die Vergangenheit und die Zukunft überschneiden. Mein Großvater, der in einem kleinen Dorf namens Fisha Bana im Herzen des Nil-Deltas geboren wurde, wurde an der Azhar-Universität aufgenommen, der damals angesehensten Universität in Afrika und im Nahen Osten. Er war der erste in seinem Dorf, der eine echte Ausbildung erhielt, was zu seiner Zeit nicht üblich war.

Die Azhar wurde im 10. Jahrhundert von den Fatimiden erbaut und war von Anfang an, der wichtigste Ort für islamische Studien. Die Fatimiden waren schiitische Muslime, aber als Salah ad-Din – im Abendland als Saladin bekannt – im 12. Jahrhundert über Ägypten herrschte, war seine erste Entscheidung, die Azhar in eine sunnitische Einrichtung umzuwandeln. Ägypten war immer wieder von Fremden besetzt. Am längsten von den Türken, dann von den Briten, dicht gefolgt von den Franzosen. Trotzdem ist es der Azhar immer gelungen, mit der jeweiligen politischen Macht zu koexistieren, was sich nicht zuletzt dadurch erklären lässt, dass die Universität schon immer hoch angesehen war und als die wichtigste Wissensquelle über den Islam in der Welt galt.

Auch meine Großmutter hat eine Ausbildung genossen, das war für die damalige Zeit bemerkenswert. Meine Großeltern stammten beide aus abgelegenen Dörfern und wagten von dort aus diesen riesigen Sprung von einem quasi mittelalterlichen Ort in die Modernität der Stadt. Ich wollte zeigen, was auf dem Spiel steht, wenn man ein Dorf verlässt, um zu studieren. Was ist der Preis, den man zahlen muss? Und was hat man davon?


Die Handlung
Vor nicht allzu langer Zeit las ich mal wieder Umberto Ecos in einem Kloster spielenden Mittelalter-Thriller „Der Name der Rose“. Wie so oft spielte ich mit dem Gedanken: „Was wäre, wenn ich eine solche Geschichte erzählen würde, aber in einem muslimischen Kontext? Wäre das möglich? Wäre es mir erlaubt? Ist es gefährlich?“ Das war ein Gefühl ähnlich dem, wenn man als Kind mit dem Feuer spielt. Als ich anfing, diesem Gedanken nachzugehen, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich konnte es nicht nur tun, ich musste es einfach tun.

Ich begann, mir eine Geschichte auszumalen, die in unserer Zeit spielt. Ich stellte mir einen jungen Mann vor, Adam, den Sohn eines Fischers, der ein Stipendium für ein Studium an der Azhar erhält. Er ist überzeugt, dass sein Vater dagegen sein wird, weil der ihn für den täglichen Fischfang braucht. Zu seiner Überraschung willigt sein Vater jedoch schließlich ein, weil er es als den Willen Gottes ansieht, gegen den niemand etwas ausrichten kann, nicht einmal er, sein eigener Vater. Adam verlässt zum ersten Mal sein Dorf und geht zur Azhar, eine Universität mit über 300.000 Studenten und 3.000 Professoren. Der Großimam, das Oberhaupt dieser Institution, ist das Äquivalent des Papstes in der katholischen Kirche: Er ist die höchste Autorität im sunnitischen Islam. Seine Fatwas – sehr einflussreiche Empfehlungen – sind von größter Bedeutung. Jeder Muslim, selbst ein gemäßigter, wird immer auf das hören, was der Großimam zu sagen hat. Jeder Führer in Ägypten sollte seine Empfehlungen berücksichtigen, wenn er neue Gesetze beschließt.

Adam ist eben erst an der Azhar eingetroffen, als der Großimam stirbt. In dieser Situation tritt ein Rat von 27 Imamen zusammen – der Oberste Rat der Gelehrten – und wählt einen neuen Großimam. Auf der anderen Straßenseite – ich habe mir das nicht ausgedacht! – befindet sich das Hauptquartier der ägyptischen Staatssicherheit. Auf der einen Seite also die religiöse Macht, auf der anderen die staatliche. Der Chef der Staatssicherheit versammelt also alle seine Offiziere und erklärt: „Der Großimam ist tot, deswegen müssen wir sicherstellen, dass die Person, die ihn ersetzen wird, unsere Vorstellungen teilt.“

Ein erfahrener Offizier wird mit dieser Aufgabe betraut. Sie haben niemanden innerhalb der Azhar, keinen Informanten, der aus der Institution berichten könnte. Also muss der Offizier einen finden; jemanden mit möglichst wenigen Kontakten nach außen und der nicht zu ihm zurückverfolgt werden kann. Der alte Offizier rekrutiert Adam, den jungen Studenten. Der widersetzt sich ihm nicht, denn in Ägypten ist die Staatssicherheit von allen gefürchtet. Um es einfach auszudrücken: Wenn sie dich drankriegen, bist du erledigt. Es ist ein bisschen wie das Stasi-System in der ehemaligen DDR. Adam und dieser Offizier, Ibrahim, kommen also in Kontakt und beginnen eine Art Schachspiel. Und Adam fängt an, das System der Macht zu verstehen. Er ist ein außergewöhnlich begabter Mensch, der am falschen Ort geboren wurde. Aufgrund seiner einfachen Herkunft unterschätzt ihn jeder, der ihn trifft.

Ägypten
Es war nicht möglich, DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG in Ägypten zu drehen. Ich kann seit 2015 nicht mehr dorthin zurückkehren, seit wir drei Tage vor Beginn der Dreharbeiten zu DIE NILE HILTON AFFÄRE von den ägyptischen Sicherheitsbehörden aufgefordert wurden, das Land zu verlassen. Seitdem stehe ich auf einer Liste von unerwünschten Personen, die sofort verhaftet werden, wenn sie wieder ägyptischen Boden betreten. Die Entscheidung wurde sogar im ägyptischen Fernsehen bekannt gegeben. Das ist bedauerlich, denn ich liebe dieses Land, ich habe viel Zeit dort verbracht und habe Freunde und Familie in Ägypten. Meine Mutter ist Schwedin, mein Vater Ägypter, ich betrachte mich als Ägypter aus Schweden. Ich bin kein Nationalist, aber es ist ein Land, das ich meinen Töchtern gerne zeigen würde – und das meine Liebe nicht erwidert.

Ich habe mehr Freiheit als ägyptische Filmemacher, die Facetten dieses Landes zu beschreiben, das komplex ist und sich, wie alle Länder, nicht auf eine einzige Wahrheit reduzieren lässt. Ich glaube, dass alle Filmemacher eine doppelte Position einnehmen: eine innere und eine äußere zu der Geschichte, die sie erzählen, und der Welt, die sie damit beschreiben. Filmemachen ist wie gemacht als Beruf für Migranten! Viele große Regisseure sind Einwanderer oder die Söhne von Einwanderern, von Martin Scorsese über Milos Forman bis Billy Wilder.

Wir haben DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG in der Türkei gedreht. Um die Azhar darzustellen, konnten wir in der Süleymanye-Moschee in Istanbul drehen, einem großartigen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert, dessen Baumeister Sinan den Architekten der Blauen Moschee ausgebildet hat. Im sunnitischen Islam gibt es keine menschlichen Darstellungen, so dass die Bildmotive geometrische Figuren sind, die auf fast mathematische Weise verteilt sind. Ich mochte die grafische Kraft, die von ihnen ausgeht, besonders in den Szenen im Innenhof der Universität. Jemand wies darauf hin, dass sie an ein Schachbrett erinnern, auf dem sich die verschiedenen Strömungen des Islam gegenüberstehen. Das stimmt absolut!

Eine der Referenzen, die ich dem Kameramann Pierre Aïm und dem Ausstatter Roger Rosenberg immer wieder gab, war auch das Genre Gefängnisfilm. In Azhar gibt es, wie in einem Gefängnis, den Innenhof, die Kantine und so weiter. All die üblichen Orte, die in Filmen dieses Genres vorkommen.

Ich weiß nicht, was die ägyptischen Behörden und die Menschen, die an der Azhar-Universität studieren und lehren, von dem Film halten werden. Die offiziellen und inoffiziellen Meinungen werden wahrscheinlich sehr unterschiedlich ausfallen. DIE NILE HILTON AFFÄRE wurde schließlich auch offiziell als Angriff auf die ägyptische Polizei gesehen. Aber ich habe viele Briefe von ägyptischen Polizisten erhalten, die den Film geliebt haben.


Islam
Ich weiß natürlich, dass, wenn ich den Islam nur erwähne, alle sofort an die Nachrichten denken und an schreckliche Dinge, die überall gezeigt werden. Der Islam ist in den Nachrichten allgegenwärtig und doch wissen die meisten Menschen praktisch nichts über diese Religion, die von mehr als einer Milliarde Gläubigen praktiziert wird und Teil ihres täglichen Lebens ist.

Der Islam ist die jüngste Religion der Welt, er ist pragmatisch und verwendet viele Geschichten und Fabeln zu Erziehungszwecken. Ich bin mit diesen Geschichten aufgewachsen. Im Film sprechen Ibrahim und Adam über die mythische Figur des Tariq Ibn Ziyad, jenes militärischen Anführers, der zu Beginn des 8. Jahrhunderts aufbrach, um Spanien zu erobern. Außerdem spricht Adam in seinem Gespräch mit dem blinden Scheich über die Debatte unter den Anhängern Mohammeds nach dessen Tod.

Oft erinnern uns diese Fabeln an die Demut vor Gott. Auch der Prediger muss daran denken, dass er nur ein Mensch ist, wie Gott selbst den Propheten erinnerte. Wir denken, dass ‚Allahu Akhbar‘ ‚Gott ist groß‘ bedeutet, aber das ist ein Irrtum. Es heißt tatsächlich: ‚Gott ist größer‘. Größer als jeder Mensch, größer als der König, der sich wie alle anderen mit dem Gesicht auf dem Boden vor ihm verneigen muss. Das ist eine revolutionäre Idee und ein befreiender Gedanke: Du bist nicht das Zentrum der Welt, das wäre viel zu schwer zu tragen.

Es ist eindeutig, dass mein Film keine Kritik am Islam ist. Es geht nicht darum, irgendeine dunkle Seite der Religion aufzudecken, sondern vielmehr darum, die Macht des Wissens zu begreifen. Entweder als befreiende oder als einsperrende Kraft. Ich verstehe sehr gut, warum Muslime den Darstellungen ihrer Religion im Westen misstrauisch gegenüberstehen. Ich selbst bin inmitten von bösartigen Vorurteilen und Versuchen aufgewachsen, uns als Monster darzustellen. Dennoch glaube ich nicht, dass der Islam verteidigt werden muss. Ich habe noch nie einen Film über den Islam gesehen, der einfach nur ein Film ist: Es gab immer eine Meinung, dafür oder dagegen... Ich dagegen wollte einen Film ohne Wertung und Scheuklappen inszenieren. Ich war schon immer von der Azhar-Universität und ihrer Geschichte fasziniert und möchte das Publikum einfach auf eine Reise mitnehmen.
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Donnerstag 23.03.2023
ANNE-SOPHIE MUTTER VIVACE
Ab 28. März 2023 im Kino
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Das Wunderkind wird 60! Im zarten Alter von 13 Jahren wurde Anne-Sophie Mutter von Stardirigent Herbert von Karajan entdeckt. Es folgt eine beispiellose Weltkarriere. Über sich selbst hat sie mal gesagt: „Wenn Sie mich kennenlernen wollen, müssen Sie mich auf der Bühne erleben“. Fragen nach ihrem Privatleben schätzt sie nicht. Wie porträtiert man also eine solche Ausnahmekünstlerin?
Filmemacherin Sigrid Faltin dachte, wenn sie die Künstlerin ins Gespräch mit ihr vertrauten oder für sie spannende Menschen bringt, erfährt man über sie mehr. Befragt, wen sie sich als Gesprächspartner wünscht, nannte Anne-Sophie Mutter spontan: den Tennisstar Roger Federer, den New Yorker Magier Steve Cohen, den Dirigenten Daniel Barenboim, den legendären Filmkomponisten John Williams (u.a. „Star Wars“), Komponist Jörg Widmann und ihren langjährigen Pianisten Lambert Orkis, „musikalisch my best buddy“. Im Austausch mit diesen Wegbegleitern erzählt sie, warum sie sich mit Hochleistungssportlern identifiziert, wie sie zu ihren Konzert-Roben gekommen ist, und warum sie bedauert, mit dem Klavierspielen aufgehört zu haben. Sie spricht ausführlich über den frühen Tod ihres Mannes, ihr Leben als alleinerziehende Mutter, und den Drahtseilakt, all das mit einer atemberaubenden Weltkarriere als professionelle Musikerin in Einklang zu bringen.
Die vierfache Grammy®-Gewinnerin hat neben zahlreichen internationalen Preisen und Auszeichnungen ein Bundesverdienstkreuz I. Klasse sowie zwei Ehrendoktortitel für ihre Leistungen erhalten.

Ein Film von SIGRID FALTIN

ANNE-SOPHIE MUTTER – EIN BIOGRAPHISCHER ÜBERBLICK
Anne-Sophie Mutter ist ein musikalisches Phänomen: Seit nunmehr 46 Jahren konzertiert die Virtuosin weltweit in allen bedeutenden Musikzentren und prägt die Klassikszene als Solistin, Mentorin und Visionärin.
Dabei ist die viermalige Grammy® Award Gewinnerin der Aufführung traditioneller Kompositionen genauso verpflichtet wie der Zukunft der Musik: 31 Werke hat sie bislang uraufgeführt – Thomas Adès, Unsuk Chin, Sebastian Currier, Henri Dutilleux, Sofia Gubaidulina, Witold Lutoslawski, Norbert Moret, Krzysztof Penderecki, Sir André Previn, Wolfgang Rihm, Jörg Widmann und John Williams haben für Anne-Sophie Mutter komponiert.
Darüber hinaus widmet sie sich der Förderung musikalischen Spitzennachwuchses und zahlreichen Benefizprojekten. Zudem wählte sie der Stiftungsrat der Deutschen Krebshilfe 2021 zur neuen Präsidentin der gemeinnützigen Organisation. Seit Januar 2022 gehört sie dem Stiftungsrat von Lucerne Festival an. Im Herbst 1997 gründete sie den „Freundeskreis Anne-Sophie Mutter Stiftung e.V.“, dem 2008 die Anne-Sophie Mutter Stiftung zur Seite gestellt wurde. Im Rahmen dieser beiden gemeinnützigen Institutionen werden die Stipendiaten nach ihren individuellen Bedürfnissen unterstützt. Und seit 2011 teilt Anne-Sophie Mutter regelmäßig das Rampenlicht mit ihrem Stipendiaten-Ensemble „Mutter’s Virtuosi“.


AUSZEICHNUNGEN
Die Krzysztof-Penderecki-Musikakademie Krakau verlieh ihr im März 2022 die Ehrendoktorwürde. Im Oktober 2019 wurde Anne-Sophie Mutter mit dem Praemium Imperiale in der Kategorie Musik ausgezeichnet; im Juni erhielt sie den Polar-Musikpreis. Polen verlieh Anne-Sophie Mutter als erster deutschen Künstlerin im März 2018 die Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste in Gold. Im Februar 2018 wurde die Geigerin zum Ehrenmitglied der Accademia Nazionale di Santa Cecilia ernannt. Rumänien verlieh Anne-Sophie Mutter im November 2017 den Kulturverdienstorden im Rang eines Großoffiziers; im gleichen Monat ehrte sie Frankreich mit der Verleihung der Insignien eines Kommandeurs im französischen Orden der Künste und der Literatur. Im Dezember 2016 zeichnete sie das spanische Ministerium für Bildung, Kultur und Sport mit der „Medalla de oro al Mérito en las Bellas Artes“ aus. Im Januar 2015 wurde Anne-Sophie Mutter zum Honorary Fellow des Keble College der University of Oxford ernannt. Im Oktober 2013 wurde sie ausländisches Ehrenmitglied der American Academy of Arts & Sciences, nachdem sie im Januar mit dem Orden der Lutoslawski Gesellschaft (Warschau) ausgezeichnet worden war. 2012 verlieh ihr der Atlantic Council den Distinguished Artistic Leadership Award. 2011 erhielt sie den Brahms-Preis sowie für ihr soziales Engagement den Erich-Fromm-Preis und den Gustav-Adolf-Preis. 2010 verlieh ihr die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens in Trondheim die Ehrendoktorwürde; 2009 wurde sie mit dem Europäischen St. Ullrichs Preis sowie dem Cristobal Gabarron Award ausgezeichnet. 2008 erhielt Anne-Sophie Mutter den internationalen Ernst von Siemens Musikpreis sowie den Leipziger Mendelssohn Preis.
Die Geigerin ist Trägerin des Großen Bundesverdienstkreuzes, des französischen Ordens der Ehrenlegion, des Bayerischen Verdienstordens, des Großen Österreichischen Ehrenzeichens sowie zahlreicher weiterer Auszeichnungen.


ANMERKUNGEN DER AUTORIN
Neulich habe ich noch einmal nachgeschaut, wann ich zum ersten Mal Kontakt aufgenommen habe zu Frau Mutters Büro mit der Frage, ob ich einen Film über ASM, wie sie von ihrer Umgebung respektvoll genannt wird, machen kann. 2015. Hätte man mir damals gesagt, dass der Film über sie 2023 veröffentlicht wird – ich glaube, ich hätte den Mut verloren. Auch hier gut, dass man nicht in die Zukunft schauen kann.
Bei einem ersten Kennenlernen im Frühsommer 2015 in Freiburg, als Frau Mutter dort auftritt, trage ich ihr meine Idee vor: Sie soll in dem Film Menschen treffen, die ihr wichtig sind. Meine Hoffnung dahinter: dass sie, die bekannt dafür ist, Privates strikt privat zu halten, sich diesen
Vertrauten eher öffnet als einer Filmemacherin. Sie hört sich mein Vorhaben freundlich an. Auf meine Frage, mit wem sie sich gerne einmal unterhalten möchte, antwortet sie spontan: Roger Federer! Spannend, denke ich und sehe überhaupt kein Problem darin, wenn ich bei Federers Management im Namen von Frau Mutter anfragen würde. Acht Jahre später weiß ich es besser. Im Herbst 2015 dann eine Absage von Frau Mutter. Das ZDF macht gerade einen Film über sie, ein zweiter ist ihr zu viel. Schnitt. Drei Jahre später drehe ich einen Film über Herbert von
Karajan und bitte Frau Mutter um ein Gespräch über ihre Erlebnisse mit dem Maestro. Sie sagt sofort zu. Nach dem Interview frage ich sie, ob sie sich an meine Anfrage zu einem Film über sie erinnere. Oh ja. Ob wir es denn nochmal miteinander versuchen sollten. Doch, schon.
Ich möge mich bei ihrem Büro melden für ein detaillierteres Gespräch. Recht schnell haben Frau Mutter, ihr Bruder, der sie berät, und ich die Gesprächspartner zusammen, mit denen wir filmen wollen. Genauso schnell ist klar, was alles nicht gehen wird: Nicht bei ihr daheim drehen, nicht mit ihren Kindern, nicht mit ihren Brüdern. Eine gemeinsame Wanderung jedoch (statt eines Spaziergangs entlang der Isar wie in den vielen Filmen über sie zuvor) kann sie sich vorstellen. „Aber passen Sie auf“, warnt mich ihr Bruder. „Meine Schwester ist wie eine Bergziege. Fit und schnell.“ Wie recht er hat, werden wir zu spüren bekommen.
Nach mehreren Anläufen erreiche ich in den USA eine Assistentin von Federers Management: Anne-Sophie who? Sorry, no time. Ich recherchiere in Tenniskreisen, wie ich direkter an den Tennisstar herankommen könnte. Großes Gelächter, wenn ich meine Idee vortrage. „Wissen Sie überhaupt, wer alles sich mit Federer treffen möchte? Könige, Präsidenten...“ Das schreckt mich nicht. Wir haben ja auch einiges zu bieten. Schriftliche Anfrage an die info@Adresse des Federer-Managements. Auf die dritte Mail endlich eine Antwort: „Unfortunately Roger’s schedule for the next year is completely booked.“ Eine Stunde später eine zweite Mail von Federers Agentur: „My apologies for the double email. We would like to extend an invitation to Ms. Mutter to see Roger...“
Ich jubele, sehe mich am Ziel, die Terminsuche beginnt. Federers Assistentin und ich werden ziemlich beste Freundinnen. Es ist kompliziert. Wenn er in Europa ist, spielt sie in Übersee, und umgekehrt.
Im Herbst 2019 erster Drehtag mit Frau Mutter und dem Weltklasse-Magier Steve Cohen in New York. Ein zauberhaftes Gespräch, in dem Steve sich traut, ein heikles Thema anzuschneiden: Frau Mutters viel bewundertes Bühnen-Outfit. Ihm grollt sie nicht bei seiner Frage nach ihrer Garderobe. Das Konzept scheint aufzugehen. Termine mit Barenboim und Widmann werden gemacht - und Makulatur. Es folgt der große Lockdown. Nach der ersten Corona-Welle wage ich nachzufragen, was die gemeinsame Wanderung macht. Termin und Ort werden mir durchgegeben: Ende August in Kitzbühel, ihrer Wahlheimat. Es ist der heißeste Tag des Jahres, mein wunderbarer Kameramann Jürgen Carle hat die falschen Schuhe an. Frau Mutter kümmert sich fürsorglich um das strapazierte Kamerateam, am Tag nach der Wanderung lässt sie noch Empfehlungen durchgeben, wie Jürgen seine malträtierten Füße kurieren müsse (Arnika Globuli D12!).
Der zweite Lockdown. Frau Mutter erkundigt sich nach dem Wohlergehen unseres Teams („Ist das Baby schon da?“ – Unser Tonmann Michael Kirn erwartet sein erstes Kind), an Weiterdrehen ist nicht zu denken. Erst nach einem Jahr treffen wir uns wieder.
Federers Management ist mittlerweile völlig abgetaucht, meine ziemlich beste Freundin spurlos ins Home Office verschwunden, ihre Kolleginnen wissen von nichts, Mails werden nicht beantwortet. Wir lesen über sein lädiertes Knie, jetzt müsste er doch Zeit haben für uns, er steigt wieder ein in den Tenniszirkus, es folgen Corona-Wellen drei und vier, dann, ich erwische meine ziemlich beste Freundin wieder am Telefon, die Hiobsbotschaft: „Roger has to postpone his talk with Anne-Sophie for a year.“ Ich bitte einen befreundeten amerikanischen Sport-Agenten um Hilfe. Auch er erhält eine Abfuhr. Wegen Corona sind Kontakte mit Menschen außerhalb der Tennis-Blase zu gefährlich. Ich treffe immer wieder auf Menschen, die engen Kontakt zu Federer haben, wie sie beteuern. Wenn ich sie um Hilfe bitte, tauchen sie ab. Ich beginne mich damit abzufinden, dass der Film ohne Roger Federer stattfinden wird. Aber wie sage ich es Frau Mutter?
Schnittbeginn. Meine engagierte Editorin Petra Hölge ist begeistert, wie oft Frau Mutter ihre Kunst mit der von Federer vergleicht. Sie wandert sogar mit einem Federer-Käppi. „Wir müssen einen Clip schneiden und ihn an Federers Management schicken“, schlägt Petra vor. Wir wissen, es ist unser letzter Versuch, und der darf nicht an einer info@Mailadresse scheitern. Ich überlege mir, wie die E-Mail-Adresse von Federers engstem Berater lauten müsste und schicke den Clip ohne großen Umweg über all die Vorzimmerhüterinnen auf gut Glück an die mutmaßliche Mailadresse. Nach einem Tag die Antwort: „We will try to organize.“
Wir jubeln als hätten wir Wimbledon gewonnen. Zum ersten Mal bin ich dankbar für Federers Verletzung – er hat endlich Zeit. Selbst die neue hochansteckende Omikron-Variante kann das Treffen drei Monate später nicht mehr verhindern. Am letzten Drehtag treffen eine wunderbar aufgekratzte Frau Mutter mit ihrem mindestens ebenso aufgeregten Sohn auf einen herrlich unkomplizierten Tennisstar, der damals noch hofft, wieder den Anschluss an die Tennis-Tour zu finden.
Bedingung für den Film ist von Anfang an, dass Frau Mutter den Film vor der Veröffentlichung sehen kann. Eine letzte Hürde? Sie ist damit einverstanden, bei der Privatvorführung des Films im Münchner Kino Studio Isabella gefilmt zu werden. Frau Mutters spontane Reaktionen während des Films haben wir als Bonustrack verarbeitet. Viel Spaß beim Schauen!
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