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13. Fürstenfeld: Afra Kane – Mit Sensibilität und Entschlossenheit
14. Staatsschauspiel Stuttgart: Die Präsidentinnen – Einfach monumental
15. Landsberg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee – Ein ästhetisch überz...
16. Germering: Claus Raible – Ein Trio in Hochform
17. Olching: Marianna Herzig & Wolfgang Brunner – Es geht auch anders
18. Fürstenfeld: Megastimmung beim Sound_of _Heimat Fürstival
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Freitag 06.10.2023
Fürstenfeld: Afra Kane – Mit Sensibilität und Entschlossenheit
Fürstenfeld. In Afra Kane steckt ebenso viel afro-amerikanischer Jazz, wie auch europäische Klassik, westliches Pop-Entertainment und leidenschaftliches Soulfieber. Derart ausgestattet braucht die italienisch-nigerianische Singer-Songwriterin keine Vergleiche mit den großen Vocal-Diven zu fürchten. Zu dem ist Afra Kane eine ausgezeichnete Pianistin, mit spürbarem Sinn für Form, für improvisatorische Dramaturgie und leidenschaftliches Powerplay. Ihre Anschlagskultur ist formidable, ihre Individualität subtil. So präsentierte sich die Sängerin, Pianistin und Komponistin mit ihrem musikalischen Partner Marius Rivier am Mittwoch im mittlerweile 150. Konzert(!!!) der Fürstenfelder Reihe Jazz First.
Das Programm bestand aus eigenen Songs, die Afra mit Hingabe und der ihr eigenen Selbstverständlichkeit vortrug. Viele Sängerinnen in ähnlicher Situation hätten sich in ihrer Repertoireauswahl stärker auf Jazz-Standards oder bekanntere Cover-Versionen gestützt. Afra Kane, heute in der Schweiz lebend, platzierte sich mit ihren Kompositionen in den nah beieinander liegenden stilistischen Territorien von Gospel, Soul und Rhythm & Blues. Hier kann sie ihre Möglichkeiten, nach eigenem Bekunden, am auffälligsten ausschöpfen.
Afra wurde im norditalienischen Vicenza geboren und erhielt als Neunjährige ersten Klavierunterricht. Sie liebt Chopin und Debussy und wurde gleichzeitig durch ihr Elternhaus mit afrikanischem Gospel konfrontiert. Später kamen dann wichtige Einflüsse durch die Stars des Motwon-Labels, wie Marvin Gaye und Aretha Franklin hinzu. „In der klassischen Musik war alles auf perfektionistische Interpretation ausgerichtet. Beim Singen von Soul konnte ich dagegen meine Gefühle ausdrücken, ohne mich irgendwie um die Technik kümmern zu müssen“, sagte sie in einem Interview.
Sie siedelte nach Wales um und kam dann, über das internationale Erasmus-Programm, nach Genf, wo sie promovierte. Gleichzeitig lernte sie die Musik von Keith Jarrett, dem Brasilianer Hermeto Pascoal und dem ukrainischen Pianisten und Komponisten Nikolai Kapustin kennen und lieben. Mit all diesen Einflüssen ausgestattet entwickelte sie ihre eigene Musik, die letztendlich ihren ungewöhnlich reichen Erfahrungsschatz widerspiegelt.
In Fürstenfeld musizierte sie mit dem Schlagzeuger Marius Rivier, der versuchte, mit einer möglichst breiten rhythmischen Vielfalt dem Set einen weltmusikalischen Rahmen zu geben. Dieser wirkte letztendlich jedoch einengend und die Musik begrenzend.
Afra Kane beeindruckte mit ihrer freien, bewusst nicht perfekten Interpretation der eigenen Kompositionen. Ihre warme, berührende Stimme vermittelte sowohl Sensibilität als auch Entschlossenheit, ihre Taktverschleppungen sowie ihr Gespür für Dynamik und Nuancen sind als ein Teil ihrer vocalen Identität zu verstehen. Im Nachhall darf man gespannt beobachten, ob sich hier eine Große Stimme entwickelt, die die Tradition der sophistizierten Jazz- und Soulladys fortsetzt.
Jörg Konrad
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Foto: Katrin Ribbe
Mittwoch 04.10.2023
Staatsschauspiel Stuttgart: Die Präsidentinnen – Einfach monumental
Alles ist groß. Riesengroß. Einfach monumental. Die Möbel - überdimensioniert; das erfahrene Elend - kolossal; die unerfüllten Träume - gewaltig. Die Bühne: Eine heruntergekommene Puppenstube, mit turmhohen Sitzgruppen und eine nur unter Lebensgefahr zu ersteigende Standleuchte als Klettergerüst. Zwischen den Utensilien agieren drei bipolare Ladys in seelisch unscheinbaren Grautönen. Das klingt trostlos, das ist trostlos. Aber so inszeniert nun einmal Amélie Niermeyers das Stück „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab (1958 – 1994), einem jener Autoren, die das Theaterpublikum noch schrecken konnten.
Das Ensemble des Staatstheater Stuttgart ging bei seiner Vorstellung am Dienstag im Veranstaltungsforum Fürstenfeld bis an die Grenzen des Erträglichen. Manchmal darüber hinaus. Körperlich wie unmittelbar, verbal unkontrolliert und rein impulsgesteuert. Erna (Anke Schubert, Grete (Christiane Roßbach) und Mariedl (Celina Rongen) bringen das Stück aufdringlich, lärmend, ruhelos über die Rampe. Bei ihnen gehen Leidenschaft, Intensität und Hoffnungslosigkeit beeindruckend Hand in Hand. Kein Satz ohne derbe Anzüglichkeiten, das scheint die einzige Regel.
Alle drei fühlen sich mit ihrem Schicksal allein gelassen, fühlen sich gegenüber dem Leben nackt und ausgeliefert. Und Schuld an dieser Misere sind (natürlich) die Anderen. Erna, geschlagen mit einem alkoholabhängigen Sohn, träumt von einer Beziehung zum örtlichen Fleischhauer Wottila, Grete, die von ihrem Mann wegen einer weitaus jüngeren Asiatin verlassen wurde, steht auf den feschen Tubaspieler Freddy. Und Mariedl, „Klofrau“ mit Leib und Seele, liebt den Herrn Pfarrer und hasst jede Form von Blasphemie. Was sie zusammenhält ist neben der Not die Religion: Alle drei vergöttern Jesus.
Die Präsidentinnen des Leids schreien immer lauter werdend ihre Träume und Hoffnungen und ihren seelischen Schmerz heraus, werden immer stärker zu kämpfenden Rivalinnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann und wie die skurile Konstellation in einer Zimmerschlacht explosionsartig auseinanderfliegt.
Amélie Niermeyers grelle wie exzessive Inszenierung lebt stark von der Lust an Provokationen, lebt von der Herausforderung an die scheinbare heile Welt die voller irrationaler Lebenslügen ist. Die Sprache ist markant bis grob, manchmal unerträglich, aber auch komisch - obwohl dem Publikum das Lachen immer wieder im Halse stecken bleibt.
Die Schauspielerinnen geben in ihren Rollen alles. Sie agieren leidenschaftlich, intensiv, sind körperlich enorm präsent. Sie machen die Tragik und Komik ihres Lebens deutlich und arbeiten ihren Frust aneinander ab - bis zur endlichen Katastrophe.
Wenn das Theater, wie der spanische Dramaturg Federico Garcia Lorca behauptet, eine Schule des Weinens und des Lachens ist, dann bewegt sich „Die Präsidentinnen“ genau auf diesen Spuren.
Und was war die Moral des Abends? Wahrscheinlich gab es keine und wenn, dann vielleicht als Frage verpackt: Ist die Welt tatsächlich eine Fäkaliengrube?
Jörg Konrad
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Freitag 29.09.2023
Landsberg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee – Ein ästhetisch überzeugendes Konzept
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Foto: Lutz Edelhoff
Landsberg. Es ist an die drei Jahrzehnte her, da sprengte ein Roman des damals noch relativ unbekannten dänischen Autors Peter Høeg die Bestsellerlisten deutschsprachiger Literaturgazetten. Ein Krimi in Zeiten als diese, ähnlich den Kochbüchern, in der Welt der Bücher noch ein Nischendasein fristeten. Gleichzeitig war im Grunde aber klar: An diesem Text musste inhaltlich mehr sein, als dass ein einfacher Kriminalfall von einem verqueren (Privat-)Detektiv mit überdurchschnittlichem Intelligenzquotienten auf noch so skurrile Weise gelöst würde.
Høeg strickte in „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ aus unterschiedlichsten Problemaspekten, von denen manche Kritiker behaupteten, es wären vielleicht zu viele, eine Geschichte, die, aus heutiger Perspektive betrachtet, ihrer Zeit ein wenig voraus schien. Aber das Publikum damals kaufte, las und liebte dieses Buch, das von einem vom Dach gestürzten sechsjährigen Eskimojungen, einer Naturwissenschaftlerin aus Grönland, von Alkoholsucht, einem weit zurück liegenden, aber bis in die Gegenwart wirkenden Katastrophenszenario und mehreren Nordland-Expeditionen handelte. Die Story wurde (natürlich) verfilmt, dramatisiert und erfuhr am Donnerstag als Puppenspiel des Erfurter Theater Waidspeicher eine Aufführung im Stadttheater Landsberg.
Eine Geschichte, die ihre Dramaturgie, ihren Charme und ihre Brisanz durch das Zusammenspiel von Handpuppen und Schauspielern entwickelte, die tatsächlich aufgrund ihres ästhetischen Konzepts und der spieltechnischen Umsetzung zumindest die Verfilmung deutlich in den Schatten stellt. Frank Alexander Engel hat diese Aufführung inszeniert und kann sich bei der Umsetzung des Stoffes auf ein engagiertes und professionelles Ensemble stützen.
Die Handlung wirkt hingegen ein wenig hölzern, abgesehen davon, dass hier Menschen mit Umwelt- bzw. Naturkatastrophen konfrontiert werden, die in der Lage sind, biologische Grundlagen auf der Erde gehörig aus dem Gleichgewicht zu bringen. In diesem Kontext kommt der kleine Jesaja zu Tode und die 37jährige arbeitslose Mathematikerin und Geologin Smilla Jaspersen zeigt auf, dass es sich hier um Mord handelt, als dem Ergebnis eines politischen und wirtschaftlichen Komplotts.
Beide, Smilla als auch Jesaja haben grönländische Wurzeln, wobei das Verhältnis zwischen Grönland, einem politisch selbstverwalteten Bestandteil des Königreichs Dänemark, und Dänemark seit Jahrhunderten von sozialen Spannungen geprägt ist. Insofern bekommt die Geschichte neben der individuellen Identitätsfindung auch eine gewisse gesellschaftliche Sprengkraft und damit einen gegenwärtigen, sehr realen Bezug.
Das Ensemble des Theater Waidspeicher mit Karoline Vogel, Kathrin Blüchert, Paul Günther, Tomas Mielentz und Maurice Voß spielt selbst und führt die Handpuppen auf eine sehr inspirierende und, trotz der herausfordernden und manchmal rücksichtslosen Lebenswirklichkeit, immer wieder beeindruckend poetische Art und Weise. Oft sind es nur kleine Nuancen, wie die Körpersprache der Figuren, die berühren und die Charaktere deutlicher herausschälen. Ein insgesamt anregender und fesselnder Theaterabend, der vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen und Bravo-Rufen bedacht wurde.
Jörg Konrad
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Samstag 23.09.2023
Germering: Claus Raible – Ein Trio in Hochform
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Fotos: TJ Krebs
Germering. Bebop ist die Musik der Revolte. Schrieb zumindest Scott DeVaux. Aber hat die Revolte auch tatsächlich und spürbar stattgefunden? In kleineren, eingeschworenen Kreisen diskutiert man diesen Fakt positiv. Wer genau hinhört, erkennt auch seit Beginn der frühen 1950er Jahre deutliche Veränderungen in der Musiklandschaft und hier speziell im Jazz. Damals ist der Terminus Modern eingezogen. Doch Massenbewegungen samt sozialem Sprengstoff hat der Bebop ganz sicher nicht ausgelöst. Dafür war und ist er zu speziell – für manch einen Rezipienten zu komplex.
Zu den Wegbereitern gehörten Dizzy Gillespie, Fats Navarro, Charlie Parker - bis heute Favoriten aus dem engeren Kreis von Claus Raible, natürlich neben den Pianisten.
Der Münchner Klavierspieler Raible fühlt sich diesem intensiven Klangbild verpflichtet. Ständige Harmoniewechsel, rhythmische Verlagerungen und überraschende Intervallsprünge sind für ihn Herausforderung und Erfüllung seines Musikideals schlechthin. Am Freitag gastierte der Pianist mit seinem Trio in der Germeringer Stadthalle. Nicht zum letzten Konzert unter der künstlerischen Regie von Hans-Jürgen Schaal. Eines folgt noch. Aber dazu später.
Claus Raible, ein Klavierspieler, der all die Tugenden in sich vereint, die einen leidenschaftlichen Bebopper ausweisen: Schnell am Instrument, verspielt in den Harmonien, Querverbindungen zwischen den Rhythmen schaffend, melodisch manchmal fast eingängig, eben immer ein wenig verrückt – vom Mainstream.
Und natürlich zitiert er die Großen der Zunft, die Genies, Propheten und Revolutionäre, wie Monk und Powell und Dameron. Aber auch das kreative Kraftwerk Coleman Hawkins fehlt in seinem Repertoire nicht, oder der aus Polen stammende und in Los Angeles als Filmkomponist große Erfolge feiernde Bronis?aw Kaper. Raibles eigene Kompositionen sind in Anlehnung an diese Heroen entstanden, atmen den Geist des Bebop, sind weniger kantig, dafür fließend und virtuos. Und in der Seele des Jazz, im Blues, erfindet der Pianist die Langsamkeit neu, zeigt auf, wie weniger tatsächlich mehr und Tradition zugleich auch Avantgarde sein kann.
Diese Musik braucht einen Fels in der Brandung. Claus Raible besitzt ihn in Form seines Bassisten Giorgos Antoniou. An ihm bricht die Gischt vertrackter Passagen, er hält die Zeit, flutet die Musik mit griffigen Läufen. Ein Magier der rhythmischen Zwischenräume, der auf hervorragende Weise mit Schlagzeuger Xaver Hellmeier korrespondiert. Dieser trommelt die Musik mit Intensität vor sich her, raffiniert wie zielstrebig, mit jeder Menge Drive und Swing. Insgesamt: Ein Trio in Hochform.
Das Publikum verdankt diesen musikalisch leidenschaftlichen Abend Hans-Jürgen Schaal, der seit 2007 „Jazz It“ künstlerisch betreut und mit dem Claus Raible Trio das 118. Konzert dieser Reihe präsentierte. Eines wird noch folgen (15. Dezember mit Philip Catherine & Martin Sasse), dann übernimmt Sven Faller diese herausfordernde Aufgabe.
Jörg Konrad
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Sonntag 17.09.2023
Olching: Marianna Herzig & Wolfgang Brunner – Es geht auch anders
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Fotos: TJ Krebs
Olching. Es geht auch anders. Während sich nicht einmal zwanzig Kilometer Luftlinie entfernt die Menschen unterm Riesenrad in trotzigen Bierzelten zu Tausenden (noch) maßvoll zuprosteten und Blasorchester diese Szenerie lauthals untermalten, wurden am Sonntag im Olchinger KOM Kunst- und Volkslieder dargeboten. Wohltemperiert versteht sich, was aber noch lange nicht hieß, dass das Spiel von Wolfgang Brunner (der auch kenntnissreich durch die mittägliche Stunde führte) und der Gesang von Marianne Herzig nicht auch stürmisch und leidenschaftlich ausgefallen wäre. Dafür sorgte neben dem Können der Künstler auch deren ausgewähltes Repertoire. Lieder aus dem 18. und 19. Jahrhundert, „gesungene Geschichten“, die Tierisches und Botanisches beinhalteten und natürlich, wie kann es anders sein, von der Liebe in ihren unterschiedlichsten Ausformungen erzählten. Ein bunter Strauß an Weisen, komponiert von Wilhelm Pohl (1759 – 1807), Franz Schubert (1797 – 1828), Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) und Zeitgenossen. EIN REH IM VOLLEN LAUF ZU HASCHEN – nannte sich das Programm und es enthielt durchweg klassische Kurzweil, wenn man das so sagen darf.
Heute würde man von „Songs“ sprechen, die damals den Zahn der Zeit trafen, manchmal inhaltlich jedoch auch ihrer Zeit voraus schienen.
Als Einleitung zu dieser beschwingten 11-11 Mittagsstunde interpretierte Wolfgang Brunner die überaus vitale und lebenssprühende Sonate D-Dur Hob. XVI:37 von Joseph Haydn. Brunner, am eigenen Hammerklavier, bestach durch Klarheit, Heiterkeit und eine notwendige Strenge.
Marianna Herzig sang sich dann durch die drei Abteilungen der Matinee, die sich unterteilten in „Allerhand Tierisches“, „Auf der Blumenwiese“ und „Was uns die Liebe erzählt“. Lieder die von Schmetterlingen handelten (Pohl & Grünwald) von Forellen im Fluss (Friedrich Daniel Schubart) von Veilchen (Mozart/Goethes) und Heideröslein (Schubert/Goethe). Zudem war von ungetreuen Liebhabern, Trennungen und „sehr gewöhnlichen Geschichten“ hier die Rede. Marianna Herzig interpretierte ausdrucksstark, bot den Texten mutig „die Stirn“, war hochemotional in die Inhalte eingebunden. Sie besaß ein wunderbares Timbre, hielt in den Stimmungswechseln ausgezeichnet die Waage zwischen Sentimentalität und lustvoller Hingabe. Auch wenn die Zugabe, „Summertime“ der Brüder Gershwin aus deren Oper „Porgy And Bess“, etwas aus dem stilistischen Rahmen fiel, lockerte dieser Titel das Programm aufs angenehmste auf und man mochte den beiden Musikern nach diesem grandiosen Konzert eigentlich nur zurufen: Mehr davon!
Jörg Konrad
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Dienstag 05.09.2023
Fürstenfeld: Megastimmung beim Sound_of _Heimat Fürstival
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Zum zweiten Mal startete vergangenes Wochenende das Sound_of_Heimat Fürstival. Schwer zu toppen, nach dem Riesenerfolg im letzten Jahr? Mitnichten! Das Lineup war auch dieses Jahr wohl durchdacht und vielseitig.

Die „Blasmusik Schöngeising“ eröffnete standesgemäß den ersten Tag. Die sechs Jungs von Pam Pam Ida feierten darauf auf der Hauptbühne eine gelungene Mischung aus vielschichtigem Funk, bajuwarisch groovend. „DeSchoWieda“ hatten außer „Scheiß da nix“, natürlich Pitbulls „Nimma“ im Programm, groovten mit einem Jason Derulo & Dance Medley und verabschiedeten sich natürlich mit dem Song „Servus Habedehre“. Etwas härter ging es dann bei „Erwin & Edwin“ zur Sache. Elektronische Vienna Beats & Blasmusik at it’s best bereiteten das Publikum vor auf den eigentlichen Hauptact des Festivals: „GReeeN“. Yes, der pflanzenbegeisterte Deutschrapper startete in Fürstenfeldbruck mit „High Dude“, ging mit “Kommisar“, „Panama“, „Letzer Smaragd“ oder „THC“ in die Vollen, kletterte von der Bühne ins Publikum, sang in der Menge und riss das Publikum von Anfang bis zum Ende seiner Show mit. Endlos gute Laune, astreine Vibes und alles im Flow. Im Chor wurde natürlich auch „Süßes Cannabis“ mitgesungen und nach gut 90 Minuten waren so ziemlich alle im „Vanilla Sky“. Ausklang gab es schließlich bei der Aftershow Party mit dem Duo Guten A-Band in der Tenne bis früh in dem Morgen.

Die „Stadtkappelle Fürstenfeldbruck“ startete dann in den zweiten Tag des Festivals. Auf der Bühne folgte „Der Zweig“. Die Lokalmatadoren aus den Emmeringer Auenstudios heizten funkig ein. Eine gelungene, humorvolle Mischung aus Hip Hop, Soul & Funk. Danach fetzte „Moncao F“ ohne Gnade über die Bühne. Mit „Hausparty“, „A echter Bayer“ oder seiner unsäglichen „Spülmaschine“ haute der Bayern-Rap-Kini einen Hit nach dem anderen raus. Das Publikum, komplett von der Kette, tanzte mit dem Meister Polonaise in der Menge. „Singa und Springa“ war nicht nur Song des Tages, sondern Programm. Was passt darauf besser als D’Hundskrippln, die, Glück im Unglück, mit Sänger Tobi Enzl einen würdigen Ersatz für Frontmann Manuel Peisker, der sich bei der BrassWiesn einen Kreuzbandriss zugezogen hat, gefunden haben. Ob „Wirtshaus“, „Amerika“ oder „Zeit“, ihre Gassenhauer nehmen schier kein Ende. Natürlich darf auch auf dem Fürstival der „Kloana Bauer“ als Zugabe nicht fehlen.
Kaum zu glauben, aber nun folgt schon der letzte Act des Festivals: Granada! Was für ein grandioser Auftritt – frischer Wind für die neue Volxmusik aus Graz. Die Mucke, Balsam für die Seele mit wunderbaren Texten und vielschichtigen Flows. Granada erinnert irgendwie ein bisschen an Wanda, nur dass die Granada Jungs einfach die bessere Laune haben und musikalisch vielschichtiger verwurzelt sind. Ein weiterer Höhepunkt des Festivals war Ihre Zugabe. Zu dem Song „Wien wort auf di“, ihrer Version von Billy Joes „Vienna“, gesellten sich Petritsch und Christof zum Publikum und präsentierten eine atemberaubende A cappella Version mitten in der Menge. Danach knallte es noch mal richtig im Zugabenblock mit „Vom Herz kummt“, „Ottakring“ und „Palmen am Balkon“, um schließlich geschafft, aber glücklich das Fürstival offiziell zu beschließen. Trotz allem hatte ein Teil des Publikums auch am zweiten Abend Kraftreserven und feierten mit den Jungs von Dis M in der Tenne noch ordentlich ab.

Zwei Tage voller Power, Blasmusik, Rap, Tradition, HipHop, Brass & Bass, Stimmung vom Feinsten – das Fürstival war auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg, energiegeladen, aufregend, gemütlich mit vielen Gänsehautmomenten. Ein geniales Partywochenende unter freiem Himmel in der einzigartigen Atmosphäre des ehemaligen Fürstenfelder Klosterareals. Gute Vibes, die das abwechslungsreiche Programm unterstrichen kamen nicht zuletzt von der erstklassigen Organisation und dem Fürstenfeldteam, das gut gelaunt und entspannt, immer vor Ort, mit aufmerksamem Blick für die kleinen Details, die Tage begleitete und für einen reibungslosen Ablauf sorgte. Danke für ein weiteres unvergessliches Fürstival!
Text & Fotos: Thomas J. Krebs
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Autor: Siehe Artikel
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