Jupiter hingegen ist als „Nachtplanet“ zu bezeichnen. Über viele Stunden zieht er seine hohe Bahn in südlicher Richtung und läuft den Wintersternbildern voran. Auch hier zeigt eine grandiose Aufnahme des Webb-Telescopes die ganze Pracht des größten Planeten, der fast 318mal schwerer als unsere Erde ist.
Der „Morgenstern“ Venus überstrahlt natürlich alles. Er läuft der Sonne voraus und ist ab 5 Uhr früh nicht zu übersehen. Venus wird auch als Schwesterplanet der Erde bezeichnet und bringt 82% der Masse unseres Heimatplaneten auf die Waage.
Ende des Monats lösen die Wintersternbilder die Konstellationen des Herbstes nach und nach ab. Besonders das Sternbild Orion ist ein deutlich sichtbares Zeichen für diesen Wechsel. Im Laufe des Monats ist der Himmelsjäger immer besser zu sehen, wenn es die Wetterverhältnisse erlauben. Durch seine markanten Gürtelsterne Alnitak, Alnilam und Mintanka fällt er schnell ins Auge. Die Bedeutung dieser fremdländisch klingenden Namen ist recht einfach erklärt. In alten arabischen Sternkarten waren sie linke und rechte Seite des Gürtels bzw. als Gürtelschnalle bekannt. Am gesamten Sternhimmel ist keine weitere Konstellation von drei Sternen zu finden, die sowohl die gleiche Helligkeit als auch den gleichen Abstand zum mittleren Stern haben. Unter Ihnen ist das Schwertgehänge deutlich zu erkennen. Es beinhaltet den berühmten Orionnebel, ein weitläufig als Sternentstehungsgebiet bekannter Bereich mit hoher Gasdichte.
Mit Rigel, was soviel wie Fuß des Kriegers heißt, ist der hellste Stern des Orion gleich unterhalb der Gürtelsterne leicht zu erkennen. Für viel Furore sorgte in der Vergangenheit immer wieder Beteigeuze. Dieser Stern, dessen ebenfalls arabischer Name soviel wie die verletzte Schulter des Kriegers bedeutet, hat mit vielen Auswirkungen seines fortgeschrittenen Alters zu kämpfen.
Sie resultieren aus dem fehlenden Gleichgewicht zwischen der zum Kern hin wirkenden Gravitation und dem nach außen gerichteten Strahlungsdruck. Ist dieses Gleichgewicht vorhanden, leuchtet ein Stern gleichmäßig, ist es gestört, kommt es zu Helligkeitsschwankungen. Darüber hinaus scheint er aber auch Phasen zu haben, in der eine übermäßige Teilchenstrahlung – vergleichbar mit einem Sonnensturm, nur um ein Vieltausendfaches stärker – Gase vom Stern wegtreiben. So geschah es, dass vor gut zwei Jahren genau ein solcher Gasausstoß in Richtung Erde passierte. Als Resultat verdunkelte sich Beteigeuze deutlich sichtbar. Erstmalig seit langer Zeit war dies mit bloßem Auge zu erkennen.
Unlängst konnte ein Forschungsteam um Matthew Kenworthy von der Universität Leiden sogar nachweisen, dass der Stern ASASSN-21qj im Sternbild Achterdeck (Lat. Puppis) ebenfalls stark abdunkelte. Hier war der Grund übrigens ein völlig anderer: Zwei noch junge Planeten stießen in der Nähe des Sterns zusammen. Dies galt bisher nach den Gesetzen der Planetenbewegung als nahezu unmöglich. Der Zusammenstoß zerstörte beide noch junge Himmelskörper vollständig und die sich ausbreitende Trümmerwolke „knippste“ das Licht des Zentralsterns aus.
Doch zurück zu den Strahlungsausbrüchen. Die sogenannten CME´s (Coronal Mass Ejection) gehören auch bei unserer Sonne zu den markantesten Ereignissen. In den vergangenen 15.000 Jahren sind insgesamt drei ganz große Ausbrüche nachweisbar.
Der wohl gewaltigste koronale Massenauswurf konnte durch die Dendrochronologie jetzt auf 12200 Jahre vor unserer Zeitrechnung datiert werden. Altholzforschern gelang dies mit Hilfe einer Holzprobe aus dem französischen Fluss Drouzet.
Damals prasselten hochenergetische Teilchen mit rund 500 Stundenkilometern direkt auf die Erdoberfläche, da sie aufgrund ihrer übergroßen Stärke nicht wie sonst von dem uns umgebenden Magnetfeld aufgehalten werden konnten. Das sogenannte Myake-Ereignis war 10mal stärker als alle bisher bekannten Sonnenstürme. Das Resultat dieser kosmischen Verstrahlung wäre heute fatal, denn es würde unser Leben auf der Erde für mindestens drei Jahre extrem erschweren, da viele fragile elektronische Netzwerke komplett erneuert werden müssten. Wir würden also die Abhängigkeit von diesen Netzwerken buchstäblich am eigenen Leib erfahren.
Nach kosmischen Maßstäben ist dies allerdings nur ein recht unbedeutender Zwischenfall auf einem Gesteinsplaneten am Rande der Galaxis.
Ein deutsch-französisches Forscherteam konnte unlängst nachweisen, dass auch Sterne, die ihre Endphase erreicht haben, noch ungeheure Mengen von Energie abstrahlen können. Ein solches Strahlungsmonster ist der sogenannte Vela–Pulsar. Dieser Neutronenstern ist das Resultat einer Supernova und dreht sich für einen „Leuchtturmstern“ sehr langsam. Nur elf Mal pro Sekunde blitzt er auf. Im Vergleich dazu sei erläutert, dass diese schnell rotierenden Objekte bis zu 800mal pro Sekunde aufflackern können.
Arache Djannati Atai von der Universite Paris Cite bringt den Strahlungsrekord auf den Punkt, wenn sie erläutert, dass der Neutronenstern im Sternbild Segel (lat. Vela) 20 Tera-Elektronenvolt (TeV), also etwa das Zehnbillionenfache der Energie des sichtbaren Lichts, abstrahlt. Koautorin Emma de Ona Wilhelmi vom deutschen Institut DESY (Deutsches Elektronen Synchroton) sagt dazu, dass nur extrem dichte Pulsare in der Lage seien, solche Energiemengen zu produzieren. Zum Vergleich: Ein Teelöffel Materie des Vela-Pulsars wiegt mit ungefähr 5 Milliarden Tonnen soviel wie 900 Gizeh-Pyramiden.
Am bekanntesten ist der Krebsnebel-Pulsar, da er als erster der neuen Klasse der schnellrotierende Neutronensterne 1968 durch David H. Staelin und Edward C. Reifenstein entdeckt wurde. Ein aktuelles und besonders hochauflösendes Bild des Webb Telescopes vom 30.10. zeigt die Umgebung des Pulsars.
Doch abschließend sei das wohl energiereichste Ereignis, das jemals stattgefunden hat, vorgestellt. Es fand allerdings bereits vor 8 Mrd. Jahren statt. Zu dieser Zeit hätte man in unserer Region noch 3,35 Milliarden Jahren bis zur Bildung des Sterns Sonne warten müssen. Die erste Sichtung geht auf den 13.April 2021 zurück. Philip Wiseman von der University of Southampton entdeckte am altehrwürdigem Mount Palomar Observatorium in Kalifornien als erster Astronom diese energetische Anomalie.Normalerweise dauern die Helligkeitsausbrüche beispielsweise von einer Supernova, bei der ein Stern in einer gewaltigen Explosion seine Existenz beendet, nur wenige Tage oder Wochen.
Doch bei AT2021lw - wie das Ereignis inzwischen genannt wird - erreicht uns die Strahlung ununterbrochen seit mehr als zweieinhalb Jahren. Bisher ist die unvorstellbare Energiemenge von 2,5 x 10 hoch 45 Joule abgegeben worden. Das ist einhundert Mal mehr Energie als bei allen bisher bekannten Ereignissen dieser Art.
Was hinter diesem so rätselhaft langanhaltenden Mega-Ausbruch steckt, ist noch immer in der ausgiebigen Diskussion der Astrophysiker und zeigt somit einmal mehr, dass unser Universum noch immer voller Geheimnisse steckt.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt