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Mittwoch 29.11.2023
AUF DEM WEG
Ab 30. November 2023 im Kino
Nach einer wilden Partynacht stürzt der Schriftsteller und Abenteurer Pierre (Jean Dujardin) betrunken von einem Balkon und verletzt sich dabei schwer. Kaum aus dem Koma erwacht, beschließt er, gegen den Rat seiner Ärzte und Familie, Frankreich zu Fuß zu durchqueren.
Pierres Reise beginnt im Süden in der Provence. Durch unberührte Natur und auf verborgenen Pfaden wandert er 1300 km bis an die Küste der Normandie. Auf dem langen Weg macht er Zufallsbekanntschaften, wandert einen Teil des Weges mit seinem besten Freund Arnaud (Jonathan Zaccaï) oder seiner jüngeren Schwester Céline (Izïa Higelin).
Schritt für Schritt findet er durch die Auseinandersetzung mit der Natur, seinem Körper und seinen Begegnungen den Weg zu sich selbst.
Ein Film von DENIS IMBERT
Nach der Erzählung „auf versunkenen wegen“ von SYLVAIN TESSON
Mit JEAN DUJARDIN
Oscar-Preisträger Jean Dujardin (THE ARTIST, INTRIGE) erfindet sich in der Rolle eines verwöhnten Schriftstellers neu. Frei nach der Lebensgeschichte und dem darauf basierenden Bestseller „Auf versunkenen Wegen“ des französischen Autors Sylvain Tesson („Der Schneeleopard“, „Weiß“), besticht er als komplexer Charakterdarsteller vor den majestätischen Landschaften Frankreichs.
AUF DEM WEG ist ein zuversichtlicher Film über das Unterwegssein, eine Ode an die Kraft und Schönheit der Natur und eine ermutigende Geschichte über das Weiterkommen. Regisseur Denis Imbert inszeniert die Landschaften so lebendig und kraftvoll, dass man nach dem Film sofort seine Wanderschuhe rausholen und losziehen möchte.
Unter dem Originaltitel SUR LES CHEMINS NOIRS ist der Film mit über einer Million Kinozuschauern in Frankreich ein Riesenerfolg.
AUF DEM WEG ist eine Produktion von Radar Films, La Production Dujardin, TF1 Studio, Apollo Films, Echo Studio, France 3 Cinema, Auvergne-Rhône-Alpes Cinéma, unter Beteiligung von France Télévisions la région Auvergne-Rhône-Alpes und dem CNC OCS, mit der Unterstützung vom Institut national de l’information géographique et forestière und der Unterstützung des Département des Alpes de Haute-Provence und Alpes-Maritimes.
INTERVIEW MIT DEM REGISSEUR DENIS IMBERT
Wie ist dieser Film entstanden?
Zwischen zwei Filmen hat man immer eine Übergangsphase, die unangenehm ist. Man fühlt sich verloren, ist voller Zweifel, denkt zu viel nach. In so einer Phase entdeckte ich „Auf versunkenen Wegen“ von Sylvain Tesson. Ich habe alle seine Bücher gelesen und als ich von seinem schrecklichen Unfall in Chamonix erfuhr, hat mich das sehr berührt. Als ich dann sein Buch „Auf versunkenen Wegen“ las, hatte ich den Eindruck, dass Sylvain bei sich angekommen war. Am Ende des Lockdowns entstand dann dieses Projekt, aus dem Gefühl heraus, dass ich genug hatte vom Stadtleben und mich wieder mehr mit der Natur verbinden wollte. Und mit dieser Wanderung, bei der Sylvain Tesson die Diagonale du Vide in Frankreich durchquert und den ländlichen Raum umarmt, gab es ein Thema für einen Film.
Was schätzen Sie am Schriftsteller Sylvain Tesson?
Für mich ist er der Reiseschriftsteller schlechthin. Allerdings wird er nur selten persönlich und so muss man als Leser wie ein Archäologe vorgehen. In jedem seiner Bücher ist man bei ihm, hat das Gefühl, ihn auf seiner Reise zu begleiten. Aber man erfährt nur wenig darüber, was er wirklich empfindet. Bei Sylvain muss man den Presslufthammer ansetzen, um den Schiefer oder den Kalkstein zu zertrümmern. Dadurch wurde mir klar, wie intim und persönlich dieses Buch wirklich ist. Es ist eine Art Auto-Fiktion.
Was war der entscheidende Grund diesen Film zu machen?
Es gibt einen Satz in „Auf versunkenen Wegen“, in dem Tesson schreibt, dass der einzige Grund, warum er Frankreich zu Fuß durchqueren wollte, auf einem zerknitterten Stück Papier zu lesen war, das er tief unten in seinem Rucksack aufbewahrte. Dieser Satz am Anfang des Buches ließ mich nicht mehr los und ich fragte mich, was dahinterstecken könnte. Ich sagte mir, dass es zwingend eine Frau sein muss. Und die Tatsache, dass es in der Erzählung diesen Kern von Intimität und Vertrautheit gibt – und damit die Chance, sich dem Innersten der Figur zu nähern – war, machte das Ganze für mich zu einem Filmstoff.
Wie sind Sie bei der Adaption vorgegangen?
Ich teilte mir die Arbeit mit Diaste?me (der Künstlername des in Frankreich bekannten Schriftstellers und Drehbuchautors Patrick Asté). Er kümmerte sich um das Literarische, also das Skelett, das ich mit Fleisch füllen musste. So brachte ich die Rückblenden und alle Szenen mit ein, die etwas über die Psyche der Hauptfigur aussagen. Beim Schreiben des Drehbuchs ließ ich mich von einer Grundidee leiten: Es geht in der Geschichte ja nicht um Leistungsfähigkeit, sondern um einen Mann, der die Zeit anhält und dabei das Land durchquert. Es ist ein Film und damit ein Buch über Wiedergutmachung. Ich liebe die Natur, aber wollte auf keinen Fall einen Film drehen, der eine Postkartenidylle bedient und der wie ein Werbefilm für das Fremdenverkehrsamt von Larzac wirkt. Die Natur ist die Grundlage, in die die Figur eintaucht. Für Sylvain ist sein Buch wie das Gespräch zwischen der Landschaft und sich selbst. Sobald wir gehen, wenn wir allein sind, befinden wir uns in einer Selbstreflexion. Es ist eine Reise in das eigene Innere. Sylvain Tesson spricht von
„l’e?nergie vagabonde“.
Was war Ihnen bei der Umsetzung wichtig?
Mir war klar, dass ich den Film nur mit einem kleinen Team von etwa zehn Personen drehen möchte. Während des ersten Lockdowns machte ich mich auf die Suche nach den Drehorten. Auf keinen Fall wollte ich einen Film drehen, ohne selbst diese Wanderwege gegangen zu sein. Mit Arnaud Humann, Sylvains Reiseführer, begab ich mich auf die Reise. Wir fuhren die Strecke hauptsächlich im Auto ab, an einigen Tagen sind wir aber tatsächlich gewandert. Mir war es wichtig, mich in die Fußstapfen Sylvains zu begeben, die Schwierigkeiten beim Wandern, aber auch die Annehmlichkeiten eines Biwaks, selbst zu spüren. Dabei trafen wir auf sehr unterschiedliche Menschen, auf Jäger und Bauern. Das floss dann mit ins Drehbuch ein. Für die Szene mit dem Bauern zum Beispiel habe ich die Dialoge nach meinem Treffen mit ihm komplett neu geschrieben. Und am Ende habe ich ihn engagiert, um seine eigene Rolle zu spielen.
Wie wichtig waren für Sie die Rückblenden, die Zufallsbekanntschaften, Freunde und Familienmitglieder von Pierre?
Als Sylvain uns bei den Dreharbeiten besuchte, beobachtete ich, wie er mit den Bauern umging, sich mit ihnen unterhielt. Er agiert dabei sehr natürlich, solche Begegnungen sind ihm vertraut. Man erfährt viel über ihn durch die Menschen, denen er begegnet. Das mitzuerleben war hochinteressant. In der Szene mit der jungen Frau, der er ein Stück Käse abkauft, spürt man, dass es auch um Verführung geht. Aber man merkt, wie sehr sich Pierre im Griff hat, wie defensiv er agiert. Er geht seinen Weg, lässt sich nicht ablenken. Später erfahren wir, dass Pierre durchaus ein Lebemann sein kann, wenn er sich in Gesellschaft befindet. Dann ist er für weibliche Reize durchaus empfänglich. Ich wollte solche subtilen Dinge herausfiltern, sie aber nicht überbetonen.
Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie Regie führen?
Für mich ist es notwendig, selbst hinter der Kamera zu stehen, zu schwenken und den Bildausschnitt auszuwählen. Wenn man bei einem Film wie AUF DEM WEG nicht sehr nah an den Schauspielern ist, kann man ihnen bestimmte Dinge nicht sagen oder mitgeben. Die Kamera dreht sich ständig um 360 Grad, wir filmen die Hauptfigur entlang eines Tals, bis sie von dort aus dem Bild verschwindet. Man muss darauf achten, dass im Schnitt keine Probleme entstehen. Daher musste ich hinter der Kamera stehen und teilte mir die Arbeit mit meiner Kamerafrau Magali Silvestre de Sacy. Wir beschlossen auch, nur mit einer einzigen Kamera zu drehen. Das zwingt einen dazu, wenig aufzulösen, die Einstellungen so lange wie möglich stehen zu lassen und immer in Bewegung zu bleiben. Wir filmen einen Protagonisten, der durch ein Tal geht, nicht umgekehrt. Und diese Arbeitsweise macht den Film aus: Zunächst findet man die optimale Kameraposition, bleibt dann bei der Figur, die am Feuer sitzt, ein Buch herausnimmt, liest, es wieder hinlegt, eine Zigarre raucht, Holz nachlegt ... Und es war wirklich diese Länge, die ich suchte. So umgeht man Schauspielerreflexe und setzt verstärkt auf das Unterbewusstsein.
Wie waren die Drehbedingungen?
Wir konnten den Film in der gleichen Zeitspanne drehen wie bei Sylvains Reise: zwischen Anfang September und Ende November. Pierre ist kein Wanderer. Er ist zu Fuß unterwegs, schaut auf seine Karte und legt jeden Tag eine bestimmte Strecke zurück. Er weiß, dass er nicht mehr im Freien schlafen kann, wenn der Winter kommt, also muss er diesen Rhythmus beibehalten. Ich wollte eigentlich in der Hitze des Spätsommers anfangen zu drehen, so dass Pierre nach und nach von Wind und Frost eingeholt wird. Aber genau dann kam ein sehr milder Herbst mit Temperaturen um die 12 Grad. Glücklicherweise gab es auch Regen und Kälte. Die Herausforderung bestand ursprünglich darin, dass die Hauptfigur am Anfang des Films von der Hitze überwältigt wird. Pierre sollte schwitzen. Stattdessen bekamen wir Regen. Wir konnten bei den Dreharbeiten nicht an vorherige Drehorte zurückkehren. Für einen Regisseur ist das eine Katastrophe (lacht). Wahrscheinlich haben wir nur ein- oder zweimal am selben Ort geschlafen.
Wir mussten uns als Drehteam, wie die Hauptfigur, immer vorwärtsbewegen. Aber Sylvain Tesson sagt immer, um frei zu bleiben, sollte man nie mehr als zweimal am selben Ort schlafen.
Welcher Schauspielertyp ist Jean Dujardin?
Jean ist ein Schauspieler, der hart und viel arbeitet. Man muss bei ihm ebenso schnell sein wie er, sich Fragen stellen, bevor er sie stellt und Antworten parat haben. Er ist jemand, der sehr verfügbar ist. Für ihn zählt nur der Film. Ich wollte bei Jean erreichen, dass er sich fallen lässt, ihn auf seinen Kern reduzieren, dass bei ihm alles aus seinem Inneren kommt. Er ist ein Schauspieler, der es konkret und realistisch mag. Er muss die Dinge spüren. Mir war es wichtig, dass die Schauspieler, die mit Jean zusammenspielten, immer am Abend vorher anreisten und dann mit ihm gemeinsam zum Abendessen gingen. Sie trafen auf einen Mann voller Empathie. Jean schafft sofort eine Verbindung zu den Menschen. Er ist ein sehr kameradschaftlicher Schauspieler, er reicht seinen Partnern die Hand und sorgt dafür, dass man sie gut wahrnimmt.
INTERVIEW MIT JEAN DUJARDIN
Beim Wandern wird das Leben auf das Wesentliche reduziert, meint Sylvain Tesson. Sehen Sie das ähnlich?
Ich verspürte schon seit langem diesen innigen Wunsch, einfach loszuziehen, mich dabei von ganz vielen Dingen freizumachen und mich auf eine Wanderschaft zu begeben. Beim Dreh habe ich genau das getan, was ich mir vorgestellt hatte. Es handelt sich hier ja nicht um einen Spaziergang. Es ist ein Weg, bei dem man sich spüren will und auch eine Form der Heilung erreichen möchte. Ich hatte wirklich Lust, das selbst zu erleben. Mein Spiel habe ich dabei auf das Notwendigste reduziert. Dabei musste ich immer bedenken, dass ich mich in die Fußstapfen von Sylvain Tesson begeben habe. Es bleibt der Schmerz eines anderen Mannes, den ich versuchte, mir anzueignen. Ich konnte ihn verstehen…
Wie spielt man jemanden, der fast immer allein auf der Leinwand zu sehen ist?
Jeder Film ist ein Abenteuer. Aber ein Film ist auch wie ein Wunder und wird nie so, wie man ihn sich vorstellte, als man das Drehbuch las. Ich habe einige Bücher von Sylvain Tesson gelesen, um mich dann doch wieder davon freizumachen. Ich traf ihn auch. In seiner Art, das Leben und die Welt auszufüllen, ist er ziemlich einmalig. Er ist originell, witzig und wenn man mit ihm redet, hat man immer das Gefühl, er sei schon wieder dabei, sein nächstes Buch zu schreiben. Ich musste mich dann im Spiel wieder von seiner Persönlichkeit lösen, weil ich sonst ja nur eine Kopie spiele, was ja völlig uninteressant wäre. Mir war nicht bewusst, wie persönlich sein Buch „Auf versunkenen Wegen“ ist. Das wurde mir erst beim Drehen klar.
Nun findet ja im Film keine Verherrlichung statt. Kam Ihnen diese Zurückhaltung entgegen?
Auf jeden Fall! Die Herausforderung bestand ja darin, von einer sehr persönlichen, intimen Erfahrung zu erzählen. Das ist nie einfach und wie eine Falle. Wenn man im Süden im Mercantour mit dem Dreh beginnt, einer Landschaft, die so wunderbar und gigantisch ist, hat man Lust, sich alles anzueignen. Dabei muss man sich sagen: Ja, es ist schön, aber auch völlig egal. Ein schöner Film ist noch lange kein guter Film. Es ist wie in einem Western, in dem es nur Pferde und Cowboys gibt. Das ist schön, aber wesentlich ist, wie man es erzählt. Man muss den Dingen ganz nah kommen.
Welche Erinnerungen nehmen Sie von den Dreharbeiten mit?
Man geht mit einer gewissen Frustration nach Hause. Aus mehreren Gründen. Zuerst, weil ich natürlich nicht 1300 Kilometer zu Fuß gelaufen bin wie im Buch. Mehr als drei bis vier Kilometer pro Tag waren es nie. Ich habe wunderbare Landschaften durchquert, aber im Auto (lacht). Ich hatte das Gefühl, ganz bei mir zu sein, dabei war ich immer in Gesellschaft. Ich hätte all dies gerne ganz allein gemacht und zweifellos mache ich das auch eines Tages. Das Beste sind die Erinnerungen an die Leute, die ich auf den Dorfplätzen traf, die etwas spontan mit einem teilten. Es erinnert einen daran, dass es noch Menschlichkeit und Wärme gibt, das beruhigt.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 23.11.2023
THE OLD OAK
Ab 23. November 2023 im Kino
THE OLD OAK ist ein besonderer Ort: Es ist nicht nur der letzte Pub, sondern auch der einzig verbliebene öffentliche Raum, in dem sich die Menschen einer einst blühenden, nordenglischen Bergbaugemeinde treffen. Nach 30 Jahren des Niedergangs stehen dem OLD OAK noch härtere
Zeiten bevor. TJ Ballantyne (Dave Turner), der Wirt, versucht händeringend seinen Pub zu retten, aber nach der Ankunft syrischer Flüchtlinge, die im Dorf untergebracht werden sollen, wird THE OLD OAK zum „umkämpften Gebiet“. Als sich TJ mit der jungen Syrerin Yara (Ebla Mari)
anfreundet, versuchen die beiden, die so unterschiedlichen Kulturen einander näher zu bringen, für eine bessere, gemeinsame Zukunft – nicht zuletzt auch für THE OLD OAK.
Ein Film von Ken Loach
Mit Dave Turner, Ebla Mari, Claire Rodgerson u.a.
In seinem, nach eigener Aussage, letzten Film zieht es Altmeister Ken Loach - zweimaliger Gewinner der Golden Palme von Cannes (2006 für THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY und 2016 für ICH, DANIEL BLAKE) - wieder in den Nordosten Englands. Wieder zeichnet sein
kongenialer Partner Paul Laverty für das Drehbuch verantwortlich. Und mit Dave Turner, mit dem er bereits bei ICH, DANIEL BLAKE und SORRY WE MISSED YOU gearbeitet hat, und Ebla Mari hat Loach zwei formidable Hauptdarsteller gefunden.
Auch thematisch bleibt sich Ken Loach treu: Erzählt wird die Geschichte zweier „Entwurzelter“, die des Pub-Wirts TJ und die der syrischen Geflüchteten Yara. Er steht vor dem Ruin, sie vor einer ungewissen Zukunft in einem ihr fremden Land. Indem sie aufeinander zugehen, retten sie
sich gegenseitig und erschaffen im kleinen Bergarbeiterort eine Solidarität zwischen Engländern und Syrern, wie es sie seit den großen Arbeitskämpfen der Minenarbeiter nicht mehr gegeben hat.
Nach der gefeierten Weltpremiere im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele in Cannes, und dem Gewinn des Publikumspreises der Piazza Grande beim Locarno Film Festival, wird THE OLD OAK in Deutschland erstmals beim FILMFEST HAMBURG (28. September – 7. Oktober 2023) zu sehen sein. WILD BUNCH bringt THE OLD OAK am 23. November 2023 in die Kinos.
Paul Laverty (Autor) über das Projekt
Dieser Film war der schwierigste, den wir je zusammen gemacht haben. Zumindest scheint es mir so. Vor über vier Jahren diskutierten Ken, Rebecca und ich über die Idee, einen dritten Film im Nordosten Englands zu drehen. Es mag zwar nicht so aussehen, wenn ein Film am Ende dann wirklich fertig ist, aber am Anfang und auf dem Weg dahin ist es ein sehr unberechenbares Unterfangen. Es ist definitiv ein Glücksspiel.
Wie immer haben wir dabei unterwegs bemerkenswerte und äußerst großzügige Menschen getroffen, die uns Mut und Inspiration gegeben haben.
Die ehemaligen Bergbaudörfer im Nordosten sind einzigartig und schon auf einer meiner ersten Reisen hatte ich das Glück, John Barron, einen Pfarrer, vor seiner schönen alten Kirche zu treffen, die am oberen Ende seines Dorfes liegt und über die sanften Hügel blickt. Später an diesem Tag sollte es eine Beerdigung geben. Eine junge Mutter hatte erst ihr Kind zur Grundschule gebracht und hatte sich anschließend erhängt, als sie wieder zu Hause war. Dieses Bild und die Vorstellung ihrer letzten Tage verfolgten mich eine lange Zeit, genauso ging es Ken, nachdem ich ihm die Geschichte erzählt hatte. Eine Tragödie, aber alles andere als ein Einzelfall. Bald darauf traf ich nämlich eine ältere Frau, die die Namen anderer junger Frauen nannte, die sich ebenfalls das Leben genommen hatten.
Vor allem meine Gespräche bei meinen Rundgängen durch viele dieser Dörfer mit den älteren Gemeindemitgliedern, die selbst Bergleute oder Angehörige von Bergleuten waren, hinterließen immer wieder einen bleibenden Eindruck. Eine außergewöhnliche ältere Dame in ihren
Neunzigern war früher Krankenschwester und pflegte damals die Verwundeten der Bergbaukatastrophe von Easington im Jahr 1951, bei der 83 Bergleute starben - einer davon war der Vater ihrer Nachbarin, die bis heute neben ihr wohnt. Menschen wie sie und andere, die 1984 am Bergarbeiterstreik beteiligt waren, zeugen bis heute von einem starken Gemeinschaftssinn, Zusammenhalt und politischer Haltung, die in einem auffälligen Gegensatz stehen zur Hoffnungslosigkeit Vieler in der Gegenwart.
Es wurde klar, dass „Vergangenheit" eine wichtige Rolle in unserem Film spielen sollte. Bei meinen Gesprächen mit jungen und alten Menschen, bei meinen Spaziergängen durch diese Dörfer mit ihren verfallenen Hauptstraßen und Häusern habe ich immer wieder über diesen Geist der älteren Generation im Vergleich zur tragischen Geschichte der jungen Mutter nachdenken müssen, die sich das Leben genommen hatte. Wie konnte die energische gemeinschaftliche Solidarität in der Zeit während des Bergarbeiterstreiks so sehr in Isolation und Verzweiflung umschlagen?
Als Ken und ich uns trafen, kamen mir schnell weitere Fragen in den Sinn. Wie konnte eine einst organisierte Arbeiterklasse mit einer kämpferischen Gewerkschaft in dieser Welt von Ricky enden, der Hauptfigur unseres Films SORRY WE MISSED YOU? Wieso erliegt dieser Ricky dem Narrativ der freien Marktwirtschaft und sieht sich als Herr seines eigenen Schicksals, obwohl er an eine App gekettet ist, die jeden Moment seiner Arbeit überwacht? Wieso steht Daniel Blake in unserem anderen Film über den Nordosten auf einmal allein da und wird von der systematischen Brutalität der staatlichen Bürokratie schikaniert? Die Leben von Ricky und Daniel Blake sind keine Zufälle, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen.
Die wichtigste Frage war hier aber, wie wir in der Gegenwart und in unserem Film genau diese Vergangenheit sichtbar machen können.
Bei unseren Fahrten durch die kleinen Gemeinden fiel uns immer wieder der Verfall der Infrastruktur auf: Geschäfte, die mit Brettern vernagelt waren, geschlossene Schwimmbäder, Gemeindehäuser und Bibliotheken, aber noch offensichtlicher war die Anzahl der Pubs, die leer
standen oder abgerissen wurden. Das alles spiegelte die allgemeinen wirtschaftlichen Veränderungen seit dem Bergarbeiterstreik 1984 wider.
Wie wäre es, wenn wir einer alten Kneipe, der letzten im Dorf, die sich gerade noch so über Wasser hält, eine Hauptrolle in unserem Film geben? Sie ist der letzte verbliebene öffentliche Ort, an dem die Vergangenheit noch lebendig ist, auch wenn er von der harschen Realität der Gegenwart bedroht wird. Uns schien, dass dieser Pub, dass THE OLD OAK genau diese weit in die Vergangenheit reichenden Wurzeln hat, die uns helfen könnten, viele der Konflikte und Widersprüche der Gegenwart zu lösen.
Irgendwann fiel mir ein Notizbuch mit dem Eintrag „Tommy Joe Ballantyne hat den Glauben verloren“ in die Hände. Wer dieser Tommy war und warum er seinen Glauben verloren hatte, war nicht klar, aber ich war erleichtert, seine Bekanntschaft zu machen. So bekam TJ seinen Platz in
THE OLD OAK. Er bringt den verlorenen Glauben mit und wirft die noch wichtigere Frage auf, ob er seine Hoffnung wiederfinden kann.
In einem der Dörfer, die wir besuchten, sah ich einen älteren syrischen Mann durch die Straßen laufen. Er trug traditionelle Kleidung und es wirkte fast surreal, wie er in den Straßen an jungen Leuten in Trainingsanzügen vorbeiging. Er schien nichts um sich herum wirklich wahrzunehmen,
und die Vorstellung, wie sehr diese arme Seele durch den Krieg in Syrien traumatisiert worden war, lag auf der Hand.
Sowohl im Nordosten Englands als auch in Schottland begegneten wir wunderbaren syrischen Familien, die uns offen und ehrlich ihre Geschichten erzählten und uns zu unserer Geschichte inspirierten.
In den ehemaligen Bergbaudörfern gibt es extrem günstige Wohnungen und Häuser, die oft Vermietern gehören, die diese Häuser billig ersteigern konnten. So endeten sehr viele syrische Familien, auch aus den anderen Teilen Großbritanniens, im Nordosten und leben nun in dieser allein gelassenen Region Englands.
Von Aktivisten in den Gemeinden erfuhren wir auch, dass Behörden aus anderen Teilen des Landes heimliche Deals mit einigen Vermietern in den Dörfern gemacht hatten, um ihre eigenen Mieter und Schutzbefohlenen in den Nordosten zu verlegen. Eine erste Ahnung von dieser brutalen Politik bekamen wir schon bei den Dreharbeiten zu ICH, DANIEL BLAKE. Es gibt leider immer mehr lokale Ämter, die ihre Probleme buchstäblich woanders abladen, anstatt sich auf eigene Lösungen zu konzentrieren. Selbst einige Gefängnisse informierten beispielsweise bald zu entlassende Häftlinge über billige Wohnungen in den ehemaligen Bergarbeiter-Dörfern.
So wundert es nicht wirklich, dass sich viele der dort lebenden Menschen benachteiligt und ungerecht behandelt fühlen. Hier findet sich immer wieder ein fruchtbarer Boden, den Rechtsextreme nutzen, um ihr Gift zu säen. Dies als Teil unserer Geschichte zu erzählen wäre einfach und vielleicht sogar melodramatischer gewesen, aber wir wollten mit Charlie einen Charakter erschaffen, der komplexer und dadurch im besten Fall auch aufschlussreicher sein würde. Wie kommt es, dass ein anständiger Mann wie Charlie, der sich durchaus als Teil der Gemeinschaft sieht, von den Umständen aufgerieben wird und bestimmte Entscheidungen trifft?
Damit waren wir in der Lage, uns der großen Frage zu stellen, wie sich Hoffnungslosigkeit, Ungerechtigkeit und mangelnde Handlungsfähigkeit auf unser Leben und den Umgang mit anderen auswirken und wie es somit zu Angst und Hass führen kann.
Wie reagiert eine traumatisierte Gemeinschaft, wenn sie sich Seite an Seite mit einer anderen wiederfindet, das hat uns interessiert. Wovor wir die Augen verschließen und was wir sehen wollen, war ein weiterer Aspekt, der uns fasziniert hat, uns schließlich zu Yara in unserer Geschichte führte und sie gleichzeitig erweiterte. Um etwas zu verstehen, muss man neugierig sein und wirklich hinschauen. Einigen, die den syrischen Neuankömmlingen offen und neugierig gegenübertreten, sind wir immer wieder begegnet und das zeigte uns, dass es Hoffnung gibt. Die Frage ist nur, woher kommt diese Hoffnung und wie lässt sich dieser entscheidende Antrieb für Veränderungen erzeugen?
Seit unseren ersten Gesprächen über diese Geschichte im Jahr 2019 haben wir immer wieder mit dem Thema Hoffnung gerungen. Tatsächlich sind wir davon eigentlich schon seit unserer allerersten Zusammenarbeit in den frühen 90er Jahren besessen, was mich zum 17. Juni 2022 bringt, als wir eine Szene in der atemberaubenden Kathedrale von Durham drehten - ein Tag, der mir für den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben wird und der zufälligerweise auch Kens 86. Geburtstag war.
Normalerweise lesen sich Produktionsnotizen sicherlich anders, aber da dies der letzte Film ist, den wir mit Ken gemacht haben, ist hier vielleicht auch der richtige Platz für ein paar besondere Worte und für meine Hochachtung vor ihm.
Wir haben an vielen Orten dieser Welt gemeinsam Filme gedreht, wir waren auf Festivals, haben an Podiumsdiskussionen teilgenommen und zahllose Gespräche und Begegnungen miteinander erlebt. Ich habe gesehen, wie Ken unter größtem Druck gearbeitet hat, als er bei unserem ersten Film in Nicaragua krank wurde, und ich war fast 30 Jahre später dabei, als er am letzten Drehtag von THE OLD OAK alles daransetzte, eine große Szene zwischen heftigen Gewitterschauern doch noch irgendwie zu drehen, während uns die Zeit davonlief. Von kleinen Kindern bis hin zu den angesehensten politischen Persönlichkeiten ist er jedem Menschen mit Freundlichkeit und sanftem Humor gegenübergetreten. Er hat eine klare, sehr feste politische Überzeugung und bietet politischen Gegnern immer die Stirn, aber ich habe nie erlebt, dass er irgendjemandem, egal welcher Überzeugung oder welcher kulturellen oder religiösen Herkunft, mit etwas anderem als tiefstem Respekt begegnete, nicht mal, wenn er völlig erschöpft war. Das liegt in seiner DNA und macht ihn zu einem großen Vorbild.
Eine letzte Sache: Filme zu drehen, selbst mit dem besten Team, ist ein einsames Unterfangen. Es ist sogar noch schlimmer als für einen Autor vor einem leeren Blatt Papier zu sitzen, denn da sind nicht alle Augen auf dich gerichtet wie am Set, wenn man auf dem Regiestuhl sitzt. Das Team wartet auf dich und du musst ständig Entscheidungen treffen. Nach der Corona-Pandemie wäre es für Ken ein Leichtes gewesen THE OLD OAK doch nicht zu machen, einen Film, der immer schon eine gewaltige Herausforderung war. Es waren schon in der Vorbereitungszeit viele Monate Arbeit und Reisen nötig. Das Casting allein nahm mehr als 6 Monate in Anspruch, bevor es an die eigentlichen Vorbereitungen für die Dreharbeiten ging. An manchen Tagen, wenn er mal wieder gegen 23 Uhr ins Hotel zurückkehrte, befürchtete ich, dass das zu viel für ihn wäre, dass er diesen straffen Zeitplan, der jeden jüngeren Mann in seinen 30ern extrem fordern würde, nicht durchhalten könnte. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihm seine politischen Überzeugungen dabei geholfen haben, dieses enorme Pensum zu bewältigen, und vielleicht bringt es ihn ja zum Schmunzeln, wenn ich hier den heiligen Augustinus zitiere: „Die Hoffnung hat zwei schöne Töchter: Sie heißen Wut und Mut.“ Erstens, die Wut darüber, wie die Dinge sind. Zweitens, den Mut, sie verändern zu wollen. Das war sein Arbeitsleben. So viel Mut auf so schmalen Schultern.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 16.11.2023
KRÄHEN – DIE NATUR BEOBACHTET UNS
Ab 16. November 2023 im Kino
Rabenvögel sind die einzigen Tiere, die uns Menschen seit Tausenden von Jahren beobachten und studieren und die Fähigkeit haben, dieses Wissen an ihre Nachkommen weiterzugeben. Kein Tier weiß mehr über uns zu berichten als Raben und Krähen. Sie sind unsere schwarzen Chronisten.
„Die Kulturgeschichte der Menschheit vollzieht sich unter der Beobachtung von Krähen.“
Cord Riechelmann, Krähen. Ein Porträt.
Ein Film von Martin Schilt
Krähen und Raben begleiten und beobachten uns seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte. Sie haben unsere ersten Schritte im aufrechten Gang gesehen und unsere ersten artikulierten Laute gehört. Sie haben mit uns neue Kontinente erobert und all unsere Kriege und Schlachten erlebt. Sie feiern mit uns Hochzeiten, ernähren sich von den Überresten romantischer Picknicks und wilder Partys und machen sich auf den Müllhalden der Megacities oder als Begleiter der Müllabfuhr über unseren Abfall her.
Krähen und Raben folgen uns, weil wir die besten Jäger, die grausamsten Krieger, die größten Ausbeuter, die verschwenderischsten Konsumenten sind. In unserer Nähe gibt es immer genug zu fressen. Fast überall, wo Menschen leben, gibt es auch Rabenvögel. Und es werden immer mehr!
Ausführungen der Regie
„Könntest Du nicht einmal einen Film über Vögel drehen?“, fragte mich mein Sohn Elijah.
„Vögel? Über welche Vögel sollte man denn einen Film drehen?“
„Über Krähen!“
Wenig später habe ich mich entschieden, einen Film über Rabenvögel zu realisieren. Es erging mir in dieser Hinsicht nicht anders als dem Biologen und Tierjournalisten Cord Riechelmann, der in seinem Buch „Krähen – ein Porträt“ die erstaunliche Natur- und Kulturgeschichte dieser klugen Vögel erzählt.
Je länger ich mich in der Folge mit Krähen und Raben befasste, desto mehr faszinierten sie mich, desto lieber wurden sie mir. Und seit ich den Entschluss gefasst habe, meinen nächsten Film über Rabenvögel zu drehen, lassen sie mich nicht mehr los. Wahrscheinlich habe ich sie vorher schlicht übersehen, aber jetzt habe ich ok den Eindruck, dass wir uns gegenseitig beobachten und studieren.
Der Gedanke, dass uns Rabenvögel schon seit Ewigkeiten über die Schulter schauen, und die Erkenntnis, dass die schwarzen Vögel nicht nur hervorragende Beobachter sind, sondern auch die Fähigkeit haben, ihr Wissen an die nächste Generation weiterzugeben, führte mich schnurstracks zur zentralen These des Films: Rabenvögel sind unsere schwarzen Chronisten. Die Natur beobachtet uns. Und seit ich diesen Claim für mich formuliert habe, sehe ich überall Krähen. Sie kommen mir mittlerweile vor wie Kriegs- und Katastrophenberichterstatter. Ich sehe sie auf Fotos aus den Geisterstädten rund um das verstrahlte Fukushima und ich entdecke sie auf TV-Bildern aus der syrischen Stadt Aleppo. Ich beobachte sie aber auch immer wieder mit Vergnügen in ihrer Rolle als vorwitzige und gewiefte Klatsch- und Tratschreporter auf dem Sportplatz, im Freibad, an Konzerten und Partys.
Krähen sind gleichermaßen neugierig und scheu, sie sind misstrauisch und zutraulich, sie sind fleißig und verspielt. Sie wünschen sich ein eigenes Territorium, treffen sich nach einem anstrengenden Tag vor dem Schlafengehen im großen Schwarm zu einem Austausch über die Lage
der Nation und ziehen am Morgen wieder zurück ins Revier, welches sie leidenschaftlich verteidigen, falls ein fremder Vogel die Grenzen nicht respektiert. Rabenvögel sind uns in vielem sehr ähnlich. Sie sind keine Exoten, keine begnadeten Sänger, in der Regel werden sie nicht gefüttert, sondern müssen sich ihren Lebensunterhalt hart erarbeiten. Sie leben mehrheitlich nicht mehr in der unberührten Natur, sondern immer häufiger in von Menschen zerstörten Ökosystemen. Ein Film über das Leben der Rabenvögel erzählt, also nicht nur viel über sagenhaft anpassungsfähige und intelligente Tiere, sondern auch einiges über uns selber.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 09.11.2023
JOYLAND
Ab 09. November 2023 im Kino
JOYLAND erzählt in eindrücklichen Bildern eine vielschichtige, explosive Liebesgeschichte, in der es um Tradition, Familie und die eigene Freiheit geht.
JOYLAND feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2022 und war damit der erste pakistanische Film, der auf dem Fest debütierte – wo er mit dem Jurypreis der Sektion Un Certain Regard und der Queer Palm ausgezeichnet wurde. Der Film schrieb ebenfalls Geschichte als Pakistans erster Film, der es bei den Academy Awards 2023 in die Oscar-Shortlist in der Kategorie Bester Internationaler Film schaffte.
Ein Film von Saim Sadiq
Mit ALI JUNEJO, RASTI FAROOQ, ALINA KHAN u.a.
FESTIVALS UND AUSZEICHNUNGEN (Auswahl)
Internationale Filmfestspiele von Cannes, Un Certain Regard: Jurypreis & Queer Palm
BFI London Film Festival: Sutherland Award – Honourable Mention
Zurich Film Festival, Wettbewerb: Goldenes Auge, Bester internationaler Spielfilm
Asia Pacific Screen Awards: Young Cinema Award
Athens International Film Festival, International Competition: Best Screenplay
World Film Festival of Bangkok: Special Jury Prize Best Ensemble
Cairo International Film Festival: Fathy Farag Prize for Best Artistic Contribution
Indian Film Festival Of Melbourne: IFF Award Best Indie Film
Mostra Internacional de Cinema de São Paulo: Special Jury Award Best Actor Ali Junejo
Filmfest Mannheim-Heidelberg 2022 – Publikumspreis!
Kurzinhalt
Haider, ein Tagträumer, ist der jüngste Sohn einer konservativen pakistanischen Großfamilie. Während seine zielstrebige Frau Mumtaz als Kosmetikerin Geld verdient, kümmert er sich um seine Nichten und pflegt seinen Vater – doch ohne Einkommen und ohne Nachwuchs entspricht Haider in keinster Weise den Vorstellungen seiner Familie. Als er eines Tages unverhofft doch zu einem Job kommt, ändert sich Haiders Leben schlagartig: Heimlich tritt er nachts als Background-Tänzer in der Show der charismatischen Transfrau Biba auf. Aus anfänglicher Faszination entwickeln sich schnell tiefere Gefühle und Haider gerät in ein moralisches Dilemma – denn seine Familie erwartet sehnsüchtig einen Enkel von ihm, während er von seiner Freiheit träumt…
DIRECTOR'S STATEMENT
Den Stoff zu JOYLAND habe ich sehr lange mit mir herumgetragen. Blicke ich zurück, wird mir klar, dass diese vollkommen fiktive, in emotionaler Hinsicht aber autobiografische Geschichte wie ein Geschenk zu meinem jungen Ich kam.
Sie war für mich Mittel, meinen eigenen Platz als junger Mann zu erkunden, der nie Mann genug war für eine patriarchalische Gesellschaft. Mit dem Erwachsenwerden bemerkte ich, wie die Figuren von JOYLAND mit mir wuchsen wie die wenigen Teenagerfreunde, die mir auch lange nach der Schulzeit noch nahe sind. Meine Kämpfe mit den Vorstellungen von Begehren, Tradition, Männlichkeit, Familie und Freiheit wurden zu ihren Kämpfen.
Wurde ich zu wütend, lehrten sie mich, Mitgefühl zu zeigen. Waren sie entmutigt, riss ich Witze oder nahm sie mit in einen Vergnügungspark. So wurde ihre Katharsis zu meiner.
JOYLAND ist die entromantisierte Version einer Coming-of-Age-Geschichte und eine Hommage an alle Frauen, Männer und Transmenschen, die in einer patriarchalisch organisierten Gesellschaft einen hohen Preis für ihre Individualität zahlen.
Der Film ist auch eine Feier des Begehrens, das unwahrscheinliche Bindungen schafft, und der unsterblichen Liebe. Letztendlich ist es eine herzzerreißende Liebeserklärung an mein Heimatland Pakistan.
BIOGRAFIE SAIM SADIQ
Saim Sadiq, geboren 1991 in Lahore, ist ein pakistanischer Regisseur und Drehbuchautor. Nach seinem Bachelor in Anthropologie an der Lahore University of Management Sciences, schloss er ein Filmregiestudium an der Columbia University mit dem Master ab. Sein Spielfilmdebüt JOYLAND wurde bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2022 als erster pakistanischer Film überhaupt gezeigt und gewann den Jurypreis in der Kategorie Un certain regard sowie die Queer Palm.
Saim Sadiqs Kurzfilm Darling war der erste pakistanische Film, der bei den 76. Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2019 uraufgeführt wurde und dort den Orizzonti-Preis für den besten Kurzfilm gewann. Darling war außerdem in der offiziellen Auswahl des Toronto International Film Festival 2019 zu sehen und wurde mit einen Special Jury Mention Award beim SXWS Film Festival 2020 ausgezeichnet.
Schon sein vorheriger Kurzfilm Nice Talking to You war bei verschiedenen internationalen Filmfestivals zu sehen, schaffte es auf die BAFTA-Shortlist für den besten Studentenfilm und gewann den Vimeo-Preis für die beste Regie am Columbia University Film Festival 2018 sowie
den Kodak Student Scholarship Gold Award.
Aktuell arbeitet Saim Sadiq am Drehbuch des New-York-Times-Bestsellers Hotel on the Corner of Bitter and Sweet, bei dem der Oscar-nominierte Filmemacher Bing Liu (Minding the Gap, 2018) Regie führen soll.
FILMOGRAFIE
2022 JOYLAND
2019 Darling (Kurzfilm)
2018 Nowhere (Kurzfilm)
2018 Nice Talking To You (Kurzfilm)
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Donnerstag 02.11.2023
ANATOMIE EINES FALLS
Ab 02. November 2023 im Kino
Seit fast zwei Jahren leben Sandra, eine deutsche Schriftstellerin, ihr französischer Ehemann Samuel und ihr elfjähriger Sohn Daniel zurückgezogen in einem kleinen Ort in den französischen Alpen. An einem strahlenden Tag wird Samuel am Fuße ihres Chalets tot im Schnee gefunden. War es Mord? Selbstmord? Oder doch nur ein tragischer Unfall? Der Polizei erscheint Samuels plötzlicher Tod verdächtig, und Sandra wird zur Hauptverdächtigen. Es folgt ein aufreibender Indizienprozess, der nach und nach nicht nur die Umstände von Samuels Tod, sondern auch Sandras und Samuels lebhafte Beziehung im Detail seziert.
Ein Film von Justine Triet
Mit Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner u.a.
Justine Triet erzählt in ihrem raffinierten Film die Geschichte einer deutschen Schriftstellerin, die sich vor einem französischen Gericht gegen den Vorwurf verteidigen muss, ihren Ehemann vom Balkon eines Chalets in den Tod gestoßen zu haben. Im Ringen um die Frage, was wirklich geschah, entwickelt sich der Film zu einem packenden Beziehungsdrama. Die Widersprüche im Privaten werden der harten Realität des Justizsystems gegenübergestellt.
Sandra Hüller glänzt mit ihrem außergewöhnlichen und höchst nuancierten Spiel und wurde in Cannes von der deutschen und internationalen Presse gefeiert.
PLAION PICTURES bringt Justin Triets in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten Film ANATOMIE EINES FALLS am 2.November 2023 in die deutschen Kinos. Nach der gefeierten Weltpremiere in Cannes und der großartigen Resonanz beim Locarno Film Festival wird ANATOMIE EINES FALLS beim Filmfest Hamburg Deutschlandpremiere feiern. In diesem Rahmen wird die Hauptdarstellerin des Films Sandra Hüller mit dem renommierten Douglas-Sirk-Preis geehrt.
Romanautorin Sandra Voyter (Sandra Hüller) hat Besuch von einer Studentin, die sich für ihre Doktorarbeit über ihre Arbeitsweise informieren will. Sie trinkt entspannt ein Glas Wein, plaudert über die Rolle von Wahrheit und Fiktion, darüber, dass sie etwas erleben muss, um einen Roman zu schreiben. Es herrscht eine lockere Atmosphäre. Wäre da nicht diese laute Musik, die das ganze Haus in den Bergen bei Grenoble beschallt und ein Interview unmöglich macht. All diese – im Moment unwichtigen Details – werden später, wenn es zum Prozess kommt, eine große Rolle spielen. Nachdem die junge Frau gegangen ist, unternimmt der stark sehbehinderte Sohn Daniel (Milo Machado Graner) einen Spaziergang mit seinem Hund. Bei der Rückkehr findet er seinen Vater vor dem Chalet blutend im Schnee und ruft weinend nach seiner Mutter. Die herbei gerufene Ambulanz kommt zu spät. Samuel Maleski (Samuel Theis) ist tot.
Woher kommt die klaffende Kopfwunde? Ist er aus dem Fenster im dritten Stock gestürzt und auf das Vordach aufgeschlagen oder kommt die Verletzung von einem massiven Schlag? War es ein Unfall, Selbstmord oder Mord?
Zweimal wird Sandra von der Polizei befragt, trotz Mangels an Beweisen gerät sie unter Verdacht, ihren Mann umgebracht zu haben. Rein prophylaktisch bereitet sie sich mit ihrem Anwalt, dem einst wohl sehr engen und heute guten Freund Vincent Renzi (Swann Arlaud) auf eine mögliche Anklage vor. Sie erzählt ihm ihre Version vom Tag des Geschehens: Ihr Mann sei kurz zu ihr ins Schlafzimmer gekommen und nach ein paar Worten wieder gegangen, sie erledigte eine Übersetzung, steckte sich Stöpsel ins Ohr, um schlafen zu können. Eine Stunde später hörte sie Daniel schreien. Vincent Renzi will alles genau wissen, auch woher ihre blauen Flecke am Arm stammen. Sandras Erklärung: Sie stoße sich ständig am Küchentisch. Sie ahnt trotz aller Unterstützung seine Skepsis: „Stopp, ich habe ihn nicht getötet“ hält sie ihn von weiteren Fragen ab. Einen Selbstmord kann sie sich nicht vorstellen. Aber genau darauf basiert die Verteidigungsstrategie ihres Anwalts.
Die polizeilichen Ermittlungen laufen weiter. Auch Daniel wird befragt. Der Elfjährige sagt, dass er eine Diskussion zwischen seinen Eltern gehört hat, bevor er spazieren ging. Erst behauptet er vor dem Haus, aber nach einem Test mit der lauten Musik, bei der nichts zu verstehen ist, ändert er die Erinnerung und meint, doch unten im Haus gewesen zu sein, während seine Mutter erklärt, erst später mit ihrem Mann gesprochen zu haben. Erste Zweifel kommen auf.
Ein Jahr nach dem traurigen Ereignis wird der Prozess gegen die aus Deutschland stammende Autorin unter der Richterin Bollène eröffnet, in dem überraschende Zeugenaussagen und Enthüllungen für Spannung sorgen und der Staatsanwalt immer wieder versucht, Sandras Bisexualität, ihre kühle und beherrschte Haltung sowie ihre Bücher als mögliche Indizien für die
Tat anzuführen, während ihr Anwalt beweisen will, dass es sich um Suizid handelt. Aus der ‚Anatomie eines Falls‘ wird die ‚Anatomie einer Persönlichkeit‘, ein intim-irritierendes Porträt
einer in sich zersplitterten Frau im Spagat zwischen erfolgreicher Schriftstellerin und fürsorglicher Mutter. Was dann folgt, ist die akribische Sezierung von Ehe und Familienleben, die Rekonstruktion des Todestages, der Austausch von be- und entlastenden Beweisen.
Das Verhältnis zwischen Sandra und ihrem Mann, in dessen Charme sie sich damals in London verliebt hatte, war angespannt, verschlechterte sich sukzessive nach Daniels Unfall vor sechs Jahren.
Der Vater gab sich die Schuld an dem Unfall, der Daniels Augenlicht irreparabel beschädigte. Statt ihn wie besprochen abzuholen, hatte er ihn in die Obhut einer Babysitterin gegeben. In den Zeugenstand tritt die Studentin, die am Tag des tödlichen Sturzes Sandra besuchte. Sie wird vom Staatsanwalt „gegrillt“, der Sandra ihre Bisexualität vorwirft und – ohne Erfolg – aus dem Mädchen belastende Aussagen herauslocken möchte, Sandra mögliche Verführungsabsichten unterstellt und sich zu sexistischen Bemerkungen hinreißen lässt. An den folgenden Verhandlungstagen treten verschiedene Spezialisten auf. Ein Psychologe attestiert Daniel ein gutes Gedächtnis, findet es aber problematisch, dass er sich nicht mehr genau an die von ihm gehörten Gespräche erinnert. Ein anderer Experte entwickelt zwei Hypothesen zum Ablauf des Sturzes: Eventuell ein Schlag mit großer Aggressivität auf den Kopf durch ein Metallstück oder aber der Aufschlag mit dem Kopf auf den Vorbau hätten der Grund für die Bluttropfen an der Wand sein können. Sandras Aussage, dass sie vor wenigen Monaten ihren Mann morgens inmitten von Erbrochenem, darunter viele Tabletten, gefunden hat und auch leere Medikamentenschachteln, sowie ihr Argument, er habe zu schnell seine Medikamente abgesetzt, wird von Samuels Arzt als nicht glaubwürdig abgetan. Er schildert einen Mann, der weder depressiv war noch an Suizid gedacht hat und wirft Sandra vor, ihm Schuldgefühle vermittelt, materielle und psychische Problem auf ihn abgewälzt zu haben.
Sandra weist diese Unterstellungen zurück. Der Staatsanwalt scheint Freude zu haben, jede Aussage zu ihren Ungunsten auszulegen. Auch der elfjährige Daniel, dem das Gericht eine Betreuerin zur Seite gestellt hat, weiß bald nicht mehr, was er glauben soll. Aber er will den Prozess weiter mitverfolgen.
An einem der nächsten Verhandlungstag platzt die Bombe. Dem Gericht wird ein USB-Stick präsentiert mit einer von Samuel heimlich aufgenommenen Audio-Aufnahme des harten Streits am Vorabend seines Todestages. Bebilderte Rückblenden lassen die schon lange schwelenden Konflikte zwischen dem Paar ahnen. Beim Abendessen beginnt Samuel eine Diskussion darüber, was zwischen ihnen nicht mehr gut läuft. Er verlangt mehr Zeit für sich, und klagt Sandra an, immer zu beschäftigt zu sein. Sie reagiert ruhig, sagt sogar „I love you“, ermuntert ihn, sich zu entspannen. Aber lange verdrängter Frust bricht aus ihm heraus, die Kontroverse über sein Homeschooling für Daniel, seine gescheiterten Bemühungen, als Schriftsteller wieder Fuß zu fassen, ihre Dominanz sogar im Bett, der Kompromiss, Englisch miteinander zu sprechen. Er fühlt sich nicht als Opfer, aber als betrogener Mann. „Du bist ein Monster, sogar für Daniel“, wirft er ihr an den Kopf. Ein Wort gibt das andere, Sandra gibt einen „Seitensprung“ zu, sagt, nicht ohne Sex leben zu können, wendet sich gegen sein Moralisieren, seine permanente Angst und seine Schuldzuweisungen. Die Tonaufnahme endet ohne Szenenbilder in einem undefinierbaren Lärm aus zerborstenen Gläsern und Geschirr sowie Schlaggeräuschen. Wasser auf die Mühlen des Staatsanwalts trotz Sandras relativierenden Erklärungen. Sie hat ein Glas gegen die Wand geworfen und dem völlig ausgerasteten Gatten eine geknallt, ihre blauen Flecken am Arm resultieren aus der handgreiflichen Auseinandersetzung. Die anderen Schlaggeräusche stammen von Samuel selbst, der auf sich eingehämmert und sich selbst geschlagen hätte, ständig gegen die Wand gehauen habe. Sie legt auch dar, aus welcher Quelle Samuel Informationen über ihre Untreue schöpfte: Durch das heimliche Kontrollieren ihres Telefons. Um ihn nicht zu verletzen, hatte sie über den zweimaligen Sex mit einer Frau Stillschweigen gewahrt. Der Staatsanwalt macht sofort eine längere Affäre daraus.
Die nach außen unberührt wirkende Angeklagte wendet sich gegen die Bezichtigung, ihren Roman vom Werk Samuels „abgekupfert“ zu haben. Das Material durfte sie mit seiner Zustimmung benutzen und auf ihre Weise interpretieren. Der in Rage geratene Staatsanwalt beharrt darauf, aus einem Roman von ihr vorzulesen, in der eine Frau plant, ihren Mann umzubringen und versucht daraus, Parallelen zur Realität zu ziehen. Was zur Ermahnung durch die Richterin führt, sich auf die Fakten zu konzentrieren. Sandra versucht noch einmal, die Gründe für einen möglichen Suizid zu erklären: Samuel fühlte sich als Versager und gedemütigt, er wollte sein Leben in die eigene Hand nehmen und scheiterte an seinem Anspruch. Als der Verleger trotz mehrerer Anläufe und Schreiben bezüglich seines Romans nicht antwortete, versank er in eine „Energie der Verzweiflung“, sah wohl keinen Ausweg mehr. Argumente und Gegenargumente sind gegen Ende des Prozesses ausgetauscht. Da tritt Daniel unter Ausschluss der Öffentlichkeit noch einmal auf und sorgt für eine Riesenüberraschung...
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Donnerstag 26.10.2023
TANGO SHALOM
Seit 19. Oktober 2023 im Kino
Der chassidische Rabbi und Amateur-Hora-Tänzer Moshe Yehuda (Jos Laniado) will an einem im Fernsehen übertragenen Tango-Wettbewerb teilnehmen, um seine hebräische Schule vor dem Bankrott zu retten. Aber es gibt ein großes Dilemma: Im orthodoxen Judentum darf ein verheirateter Mann keine andere Frau als seine Ehefrau berühren. Moshe holt sich die Unterstützung eines katholischen Priesters (Joe Bologna) und von Führern verschiedener anderer Glaubensrichtungen. Gemeinsam entwickeln sie einen Plan, um Moshe zu helfen, bei dem Wettbewerb zu tanzen, ohne seinen Moralkodex zu verletzen.
Der Film gewann 25 Preise auf Filmfestivals, darunter den Preis „Best World Peace and Tolerance Narrative Feature Film Award“ auf dem Filmfestival von Cannes. Der Film feierte seine Premiere auf dem Brooklyn Film Festival 2021, dem Stadtbezirk, in dem der Großteil des Films gedreht wurde.
Ein Film von Gabriel Bologna
Mit Jos Laniado, Karina Smirnoff, Renee Taylor, Lainie Kazan u.a.
Regisseur: Gabriel Bologna
Gabriel Bologna ist der Regisseur von Tango Shalom. Gabriel Bologna wurde 1969 als Gabriel Niccolo Bologna in den USA geboren. Er ist seit über 30 Jahren in der Branche tätig: als Schauspieler, Regisseur und seit über zehn Jahren als Professor für Filmwissenschaften an der UCLA Universität. Gabriel ist der Sohn der legendären Broadway-, Fernseh- und Leinwandstars Joseph Bologna und Renee Taylor.
Vor seiner Regietätigkeit war Gabriel Bologna fünfzehn Jahre lang ein erfolgreicher Schauspieler, der mit Filmregisseuren wie Francis Ford Coppola und Mark Rydel und Fernsehgrößen wie Jim Burrows und Dick Van Dyke zusammenarbeitete. 1994 war Gabriel Co-Autor des autobiografischen Films "Love Is All There Is" (Samuel Goldwyn) mit Angelina Jolie in der Hauptrolle (die er in ihrer ersten Hauptrolle besetzte). Es handelte sich um eine moderne Romeo und Julia Geschichte, die in der Bronx spielt und von der New York Times als "boshaft komisch" bezeichnet wurde.
1996 schrieb Bologna den Film "The Elevator" für HBO, bei dem er selbst, Martin Landau, Martin Sheen, Richard Lewis, Bokeem Woodbine und Arye Gross in den Hauptrollen zu sehen waren, und führte auch die Regie. Es handelt sich um eine rührende Komödie über einen erfolglosen Schriftsteller, der einen großen Produzenten in einem Aufzug gefangen hält und ihn zwingt, sich die kunstvollen Kurzfilme anzuschauen, die er geschrieben hat. Der Film feierte seine Premiere auf dem renommierten Seattle International Film Festival.
Gabriels jüngstes Projekt ist ein Drehbuch, das er kürzlich mit A.R. Rahman (zweifacher Oscar-Preisträger, "Slumdog Millionaire", "127 Hours") geschrieben hat. Die Produktionsfirma Informant Media (die Macher von "Crazy Heart", der mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde) wird Anfang des Jahres das von Gabriel geschriebene Drehbuch "Brundibar" über die legendäre Oper verfilmen, die während des Zweiten Weltkriegs heimlich im Konzentrationslager Theresienstadt aufgeführt wurde.
Schauspielerin Judi Beecher:
Judi Beecher (geb. 1974) ist eine mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin, Liedermacherin und Filmemacherin, die in Great Neck aufgewachsen ist. Sie studierte Wirtschaft und internationale Beziehungen an der Cornell University und absolvierte ein Praktikum in Paris.
Inzwischen ist sie in fast vierzig Filmen zu sehen. Aber zusätzlich zu ihren schauspielerischen Leistungen hat sie bei mehreren Projekten auch Regie geführt, geschrieben und produziert.
Beecher sagt, dass sie das Filmemachen nie als Karriereweg in Betracht gezogen hat, sondern dass es "aus der Not heraus entstanden ist". Als der Regisseur für einen Kurzfilm, an dem sie damals arbeitete, ausfiel, war sie gezwungen, selbst Regie zu führen, was ihr schließlich auch Spaß machte. Derzeit führt sie Regie bei einem Dokumentarfilm "Run Ronya: The Kindness of Strangers" über ihre Mutter, einem Flüchtlingskind aus Nazi-Deutschland, das im Alter von sechs Jahren allein über die französisch-schweizerische Grenze flüchtete. Beecher, die in Tango Shalom mitgespielt hat, war auch die ausführende Produzentin. Laut Beecher ist der Film, in dem sie die Frau eines orthodoxen chassidischen Rabbiners mit einer großen Familie spielt, eine herzerwärmende Familienkomödie.
Beecher, die als Reformjüdin aufgewachsen ist, sagt über Filme: "Film ist ein so mächtiges Medium; er bildet und bringt die Menschen zum Nachdenken über ihre Entscheidungen, aber er unterhält sie auch."
Schauspieler Jos Laniado:
Jos Laniado ist der Hauptdarsteller, Drehbuchautor und einer der Produzenten von Tango Shalom.
Das Leben in vielen Ländern wie Ägypten, Argentinien, Frankreich, Italien und Brasilien hat es Laniado ermöglicht, die 6 Sprachen zu lernen, die er heute spricht, sowie die Vielzahl der Kulturen, die sein Leben geprägt haben. Als kleiner Junge wechselte er von einem Leben in Wohlstand zu einem Leben in Armut.
Der in Ägypten geborene Laniado erlebte mit seinen Eltern und seinem Bruder Claudio Laniado (ebenfalls Schauspieler und Produzent) den aufkommenden Antisemitismus in Ägypten. Sie flohen aus Ägypten und als jüdische Flüchtlinge gelangten sie über Europa, Argentinien, Brasilien schließlich in die USA.
Schauspielerin Renée Taylor:
Renée Taylor wurde in der Bronx, New York als Tochter von Frieda (geb. Silverstein) und Charles Wexler geboren. In den frühen 1960er Jahren arbeitete sie als Komödiantin im New Yorker Nachtclub Bon Soir. Ihre Vorgruppe war die damals noch unbekannte Barbra Streisand. Sie machte durch ihre Darstellung der Eva Braun in Mel Brooks' „The Producers“ (1967) auf sich aufmerksam und spielte weiterhin in mehreren Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen mit.
Trotz ihres beeindruckenden Lebenslaufs von 50 Jahren ist sie besser in Erinnerung geblieben als Sylvia Fine, die überhebliche, klassische jüdische Mutter von Fran Dreschers Titelfigur in „The Nanny“ (1993).
1971 wurde sie für einen Oscar nominiert.
Renée Adorée Taylor (geborene Wexler; geb. 1933) ist eine amerikanische Schauspielerin, Drehbuchautorin, Dramatikerin, Produzentin und Regisseurin. Taylor wurde für einen Academy Award nominiert, weil sie das Drehbuch für den Film „Lovers and Other Strangers“ (1970) mitgeschrieben hat. Sie spielte außerdem die Rolle der Sylvia Fine in der Fernsehsitcom „Die Nanny“ (1993-1999).
Taylor trat bereits in den 1950er Jahren in Improvisationsgruppen auf. In den frühen 1960er Jahren arbeitete sie als Komikerin im New Yorker Nachtclub Bon Soir. 1967 spielte Taylor eine Schauspielerin, die Eva Braun in Mel Brooks' Spielfilm „The Producers“ darstellte, eine Rolle, die sie bei der Aufführung des Stücks „Luv“ mit Gene Wilder bekam, den Brooks als Protagonisten Leo Bloom besetzte.
Taylor und ihr Ehemann Joseph Bologna waren Co-Autoren der Broadway-Komödie „Lovers and Other Strangers“ und wurden für die Verfilmung von 1970 für den Academy Award nominiert. Im Jahr 1971 schrieb das Paar gemeinsam den Film „Made for Each Other“ und spielte darin die Hauptrolle. Ihr Drehbuch erhielt eine Nominierung für den Writers Guild of America Award für die beste Komödie. Taylor spielte Arlene Sherwood, Koproduzentin einer Fernsehshow an der Seite von Jerry Orbach und John Candy in dem Film „Delirious“ (1991).
Von 1992 bis 1994 spielte Taylor die überhebliche jüdische Mutter der Hauptfigur von Brian Benben in der HBO-Serie „Dream On“.
Taylors Ehemann, Joseph Bologna, hatte zwei Gastauftritte in „The Nanny“ - zum einen als egomanischer Schauspieler namens Allan Beck, der Maxwell Sheffield (Charles Shaughnessy) quälte, und zum anderen in der letzten Staffel als Arzt und Bewunderer von Sylvia in der Episode "Maternal Affairs".
Zwischen 2008 und 2012 hatte Taylor einen Gastauftritt als Ted Mosbys Nachbarin, Mrs. Matsen, in „How I Met Your Mother“.
Im Jahr 2013 spielte sie die Hauptrolle in dem Tyler Perry-Film „Temptation: Bekenntnisse einer Eheberaterin“.
Im Jahr 2016 spielte Taylor in dem Netflix-Film „The Do-Over“ mit Adam Sandler die Rolle der Mrs. Kessler und in der Fernsehserie „Rock in a Hard Place“.
In Tango Shalom spielt Taylor die Rolle der Deborah Yehuda an der Seite ihres Mannes Joseph Bologna, der die Rolle des Father Anthony verkörper
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