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37. Olching: Michael Leslies - Winterwärme
38. Gilching: Ricardo Volkert & Ensemble – Leidenschaft und Intensität
39. Landestheater Schwaben: Der Revisor - Mit Vollgas
40. Germering: Philip Catherine & Martin Sasse – Formvollendete Nachdenklichk...
41. Fürstenfeld: VoicesInTime - Groovin‘ high & gute Laune
42. Landsberg: Silje Nergaard & Espen Berg – In weihnachtlichem Glanz
Sonntag 07.01.2024
Olching: Michael Leslies - Winterwärme
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Olching. Es ist fast neunzehn Jahre her, dass Michael Leslie die erste Matinee der von Michael Schopper ins Leben gerufenen Reihe Eleven-Eleven in Olching eröffnete. Der australische Pianist Leslie spielte im Februar 2005 Beethovens Klaviersonaten op. 109 und 110 und gleich dieses erste Konzert war ein voller Erfolg.
Am letzten Sonntag fand die mittlerweile 215. Matinee in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (KOM) statt und am Flügel saß wiederum Michael Leslie. Sein Repertoire bestand diesmal aus Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart, Frédéric Chopin und, im Zentrum an diesem Vormittag, Modest Mussorgsky „Bilder einer Austellung“.
Mit Mozarts „Rondo a-moll KV 511“ entschied sich der in Australien geborene Pianist Leslie zu Beginn der Matinee für ein Stück, welches als ein Auftragswerk Mozarts für seinen Verlegerfreund Franz Anton Hoffmeister gilt. Ein technisch wohl nicht sehr herausforderndes Stück, dessen Tücken in der musikalischen Umsetzung liegen. Hier herrscht ein sanft melancholischer Charakter vor, der in seinem Ansprach zwischen Zartheit und Dramatik schwankt - oft zugunsten einer gewissen herausfordernden Ausdruckskunst. Leslie widmete sich dieser Komposition mit Hingabe, spielte sie mit Energie und Empfindsamkeit und erhält damit der Komposition ihre strahlende Zeitlosigkeit.
Von Frédéric Chopin (1810-1849) stand mit „Barcarolle in Fis Dur op. 60“ eine der schönsten, vielleicht vollendetsten Kompositionen des polnischen Pianisten und Klavierpädagogen auf dem Programm. Entstanden ist dieses „Gondellied“ womöglich auf Grundlage einer 1885 geplanten Venedig-Reise, die Chopin dann jedoch nicht angetreten hat. Trotzdem bringt dieser schaukelnde Grundrhythmus und die darübergesetzte gesangliche Melodie eine deutliche Verbindung zum Gondoliere, denn eine Barkarole (von italienisch barca „Barke, Boot“) war ursprünglich ein venezianisches Gondel- bzw. Schifferlied. Insgesamt eine Meisterkomposition, deren kühne Harmonien, dem dynamisch fließenden Charakter und leidenschaftlichen Ausdruck Schönheit vermitteln. Erst recht in der Interpretation von Michael Leslie, dem es gelingt, sowohl die sanften Übergänge als auch die unvermittelten Wechsel hervorragend miteinander zu kombinieren.
Modest Mussorgsky (1839-1881) gehörte zu einer kleinen Gruppe von Pianisten und Komponisten, die in den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Musikszene in Russland ungemein bereicherten und versuchten, diese von einer „westlichen Fremdherrschaft“ zu befreien. Das besondere an diesem „Mächtigen Häuflein“, wie sie sich nannten und zu denen unter anderem César A. Cui und auch Alexander Borodin gehörten, war der Umstand, dass sie als Musiker und Komponisten Autodidakten waren und bewusst bürgerliche Berufe ausübten.
Vielleicht war dies der Grund, dass sie überaus unvoreingenommen und mit nur wenig „inspirierendem Ballast“ ihre eigene Musik schaffen wollten und letztendlich, in einem gewissen Bereich, auch schaffen konnten.
Zu den bekanntesten Werken dieser Gruppe gehört Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, ein Zyklus für Solo-Klavier, der in den folgenden einhundert Jahren in immer wieder neuen Orchesterfassungen und populären Arrangements aufgeführt und eingespielt wurde.
Entstanden waren die insgesamt zehn Kompositionen des Zyklus aufgrund des plötzlichen Ablebens des Malers Victor Alexandrowitsch Hartmann, einem engen Freund Mussorgskys und einer retrospektiven Ausstellung des Künstlers.
Mussorgsky fasste diese ihn stark beeindruckende Ausstellung in zehn, zum Teil hochvirtuosen Bildbeschreibungen zusammen. Verbunden wurden diese einzelnen Kompositionen mit verschiedenen Variationen des Stückes „Promenade“, die als Überleitungen fungierten.
Leslie begeistert in diesem heute leider zu wenig aufgeführten Zyklus. Seine Interpretation wirkt wie eine Art Prozession durch einen Bilder- und Themenpark, dem sich nicht zuletzt durch die emotionale Vielfalt der Stücke kaum jemand entziehen konnte. Klangmächtig kann man diesen Original-Mussorgski bezeichnen und atmosphärisch mitreißend. Musikalisch anregender konnte das Jahr 2024 kaum beginnen.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
Freitag 22.12.2023
Gilching: Ricardo Volkert & Ensemble – Leidenschaft und Intensität
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Gilching. Vielleicht kann man zur Abwechslung mal diese ewige Diskussionen zur Leitkultur ausblenden. Erst recht, ob denn der Kauf eines Weihnachtsbaumes in diese farblose Rubrik gehört - oder eben nicht. Man muss das Weihnachtsfest musikalisch nicht unbedingt mit „Stille Nacht“ oder „Vom Himmel hoch“ einläuten. Es geht auch anders. In Spanien zum Beispiel, speziell in Andalusien, denn da ist der Flamenco zu Hause. Und Flamenco ist eine ganzjährige Passion - auch Ricardo Volkerts Passion, obwohl dieser gar nicht aus Andalusien stammt. Aber er hat sich schon vor Jahren dieser Leidenschaft verschrieben und tourt in diesen Tagen mit einem speziellen Weihnachtsprogramm durch die Republik. „Feliz Navidad“ - Frohe Weihnachten - hieß es auch am gestrigen Donnerstag im Rahmen der Rathauskonzerte in Gilching.
Volkert präsentierte mit seinem sechsköpfigen Ensemble ein Art vergnügliches Betlehem. Temperamentvoller und feuriger Flamenco mit augenzwinkernden Texten über den Heiligen Abend - in Andalusein „Villancicos“ genannt.
Der Flamenco ist ein von starker Leidenschaft gekennzeichnetes Ereignis, das ohne emotionales Fundament nur schwer umzusetzen wäre. Egal, ob es sich um die Musik oder den Tanz handelt. Volkert präsentiert beide Facetten in klassischer Manier. Er selbst als Saitenmagier und Sänger gibt dabei die Richtung vor. Als Gitarrist macht er die verschiedenen Schattierungen und Stimmungen des iberischen Blues erlebbar. Egal, ob er raumfüllende Akkorde oder schwindelerregende Läufe spielt, man spürt in jedem Moment die kulturelle Vielgestaltigkeit und die Integrität des Flamenco, der sich aus indischen, marokkanischen, ägyptischen, und selbst jüdischen Anteilen zusammensetzt. Oft melancholisch klagend, immer voller Intensität. An seiner Seite Simón „El Quintero“, ebenfalls an der Gitarre, und Cellist Jost-H. Hecker.
Mit den drei Tänzerinnen kommt das Ensemble sehr stark in die Nähe des folkloristischen Originals. Ihre markanten Bewegungen, die spannungsvollen Körperhaltungen, die wellenförmigen arabesken Gesten, bis hin zum festen, selbstbewussten Aufschlagen der Füße - alles würdevolle Sinnlichkeit. Eine Art inszenierter Ausdruckstanz, dessen Wechselspiel von pulsierendem Fluss und plötzlichem Innehalten der Bewegungen geprägt wird. Zudem ein verführerisches Spektakel, das immer ein Gefühl des Trostspendens, aber auch der Rivalität vermittelt. So werden auch alte Lieder visuell zu neuem Lodern gebracht und die eigene Zerissenheit bekommt ein Ventil. Es ist ein Weihnachten der anderen Art, spürbar ausgelassen und doch freud- wie leidvoll. Es ist Leben in seiner vitalsten Form - das vom Publikum begeistert aufgenommen und mitgefeiert wurde.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 20.12.2023
Landestheater Schwaben: Der Revisor - Mit Vollgas
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Landsberg. Nikolai Wassiljewitsch Gogol war eine exzentrische Persönlichkeit. Vielleicht ähnelte er ja in bestimmten Lebensabschnitten, zumindest was Wesen und Charakter eines Beamten betrifft, einigen der Hauptfiguren aus seinen literarischen Arbeiten. So zum Beispiel dem Stadthauptmann Anton Antonowitsch Skwosnik-Dmuchanowskij in der Komödie „Der Revisor“, die am vergangenen Dienstag vom Landestheater Tübingen im Stadttheater Landsberg aufgeführt wurde. Ein Stück, das Gogol 1835, damals 25jährig, in seiner St. Petersburger Zeit und unter dem Einfluss seines Freundes Puschkin schrieb. Hier karikierte und entlarvte Gogol, der selbst einige Jahre Beamter im Staatsdienst war, die überhebliche, korrumpierbare wie opportunistische Lebensart des russischen Bürgertums auf Schärfste. Menschliche Eigenschaften, die nicht nur die damalige Zeit vor Ort bestimmten, sondern bis heute ihre Spuren hinterlassen haben.
Das Landestheater Tübingen hält sich unter der Regie von Gregor Ture?ek textlich schon recht nahe am Original. In einer russischen Provinzstadt wird durch einen abgefangenen Brief bekannt, dass, natürlich incognito, ein Revisor zur Inspektion erscheinen wird. Die Honoratioren der Stadt stehen Kopf, reagieren panisch, weil damit ihre Täuschungen, Betrügereien und Korruptionen auffliegen könnten. Allen voran Stadthauptmann Anton Antonowitsch Skwosnik-Dmuchanowskij, in seiner ironischen Naivität wunderbar verkörpert von Gilbert Mieroph.
Nun verwechselt das aufgeschreckte Bürgertum den angekündigten Revisor mit einem zufälligen Gast, der von Stephan Weber arrogant breitspurig in Szene gesetzt wird und der samt Diener im Wirtshaus des Ortes abgestiegen ist. Womit das Verwirrspiel beginnt.
Abgesehen vom Text inszeniert Gregor Ture?ek das Stück als eine funkenstiebende, alle Register der Albernheit ziehende Trash-Komödie. Angefangen beim Bühnenbild (Juliette Collas), einem cremefarbenen Schwimmbad in geometrischen Grundformen, weiter über die Kostüme, der Stadthauptmann in einer Fantasieuniform mit kurzen Hosen und Schwimmflossen oder die beiden Gutsbesitzer Bobtschinskij und Dobtschinskij in weißer Badehose und grüner Badekappe, bis hin zu hysterischen Slapstickeinlagen und Videosequenzen samt Rock-Roll Musik - Ture?ek und sein Ensemble geben einfach Vollgas.
Und das ist zugleich das Beste was sie diesem Stück antun können. Eben nicht die kritischen Sichtweisen und Anleihen samt ihren Bezügen in die Gegenwart korrekt zu persiflieren, sondern die Realitäten mit vollem Risiko und spöttisch zu brandmarken, sie wie ein unterbelichtetes Musical ausstaffieren, um damit die Absurdität von Filz und Opportunismus und Bürokratie auf den Punkt zu bringen. Nur so bekommt man die (Schein-)Investoren, (Bau-)Unternehmer und politischen (Volks-)Vertreter bis in unsere Tage entlarvend dargestellt. Statt Empörung und Machtlosigkeit sie der Lächerlichkeit und Eugenspiegelei preis zu geben.
Das Ensemble ist durchgehend großartig besetzt, hat spürbaren Spaß an dieser Inszenierung, der auf das Publikum ansteckend wirkt. Vielleicht weil „Der Revisor“ eben nicht nur als ein revolutionäres Stück der zaristischen Bürokratie verstanden werden kann.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
Samstag 16.12.2023
Germering: Philip Catherine & Martin Sasse – Formvollendete Nachdenklichkeit
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Germering. Es war das 119. Konzert und zugleich sein letztes. Der Germeringer Hans-Jürgen Schaal hat seit über sechzehn Jahren mit seiner Jazz-Auswahl Musikenthusiasten aus nah und fern begeistert.
Als am 27. April 2007 die japanische Pianistin Aki Takase in der Stadthalle auftrat, wussten die wenigsten, dass dieses Gastspiel eine Art Testballon war. Würde es sich lohnen, im Landkreis eine neue Jazzreihe zu präsentieren? Das Konzert war ausverkauft – und die Entscheidung damit gefallen. Seitdem hat Hans-Jürgen Schaal in Zusammenarbeit mit der Stadthalle große und angehende Stars präsentiert, nationale und internationale Virtuosen vorgestellt. Von Abraham Burton & Eric McPherson, über Mary Halvorson bis Christoph Stiefel, Luciano Biondini und Lajos Duda. Die Reihe hat den langwierigen Umbauarbeiten der Spielstätte getrotzt und vor allem die Corona-Pandemie, trotz mancher Rückschläge, überlebt. So konnte der gebürtige Stuttgarter und Autor zahlloser Jazzbeiträge für Zeitschriften und den Rundfunk, den Musikgeschmack der Germeringer über eineinhalb Jahrzehnte förmlich prägen.
Am Freitag erfüllte sich Hans-Jürgen Schaal zum Abschluss „seiner“ Reihe mit dem Gastspiel von Philip Catherine und Martin Sasse noch einen Herzenswunsch. Der belgische Gitarrist Catherine, Jahrgang 1942, gehört zu jenen Musikern, die den europäischen Gedanken von Tradition und Moderne, von Jazz und Rock und Sintiswing seit Jahrzehnten ausleben. Er hat mit Larry Coryell, Joachim Kühn, Paulo Morello und Sven Faller gespielt – die alle, dank Hans-Jürgen Schaal, ebenfalls schon Gast bei Reihe Jazz It waren.
In Germering saß der Saitenmagier neben dem Pianisten Martin Sasse. Das Programm bestand überwiegend aus Klassikern des Jazz, Kompositionen unter anderen von Jimmy Davis und Ram Ramirez, Irving Berlin, Charlie Chaplin und Sam Rivers. Beide Instrumentalisten einigten sich im Vorfeld auf ruhige Interpretationen und stellten bei ihrem gemeinsamen Vortrag auch stärker das Liedhafte dieser Songs heraus, Balladen, die jedoch selbst in ihrem langsamsten Format noch ein untrügliches Zeichen von Swing verströmten. Catherine beeindruckt auch heute noch, zumindest wenn er wie in den letzten Jahren ohne großes elektronisches Equipment auftritt, mit diesem unvergleichlichen Django Reinhardt-Vibrato. Und natürlich mit seiner unbekümmerten Einfachheit, die seine Interpretationen vermitteln. Er ist einer der wenigen Gitarristen, die nach der im Jazz nicht oft anzutreffenden Maßgabe spielen: weniger ist mehr! So war die Stimmung im Amadeussaal eher melancholisch angehaucht. Formvollendete Nachdenklichkeit wurde ihm schon vor etlichen Jahren attestiert. Oder, so könnte man den Auftritt von Catherine und Sasse auch bezeichnen: Brillante Intimität in Großaufnahme.
Jörg Konrad

Ab Januar übernimmt nun der Bassist und Komponist Sven Faller den Staffelstab und wird das zukünftige Jazz It - Programm in Germering zusammenstellen. Die fünf Konzerte für 2024:
26.01.2024 Anna Maria Sturm
12.04.2024 Ulf Wakenius & Paulo Morello Duo
12.07.2024 Tim Collins & Matthias Bublath
25.10.2024 Anke Helfrich Trio
06.12.2024 Lisa Wahlandt Band

Fotos:
- Philipe Catherine & Martin Sasse
© Markus Albrecht

- Hans-Jürgen Schaal (re.) & Sven Faller (li.)
Pressekonferenz am 20. September 2023
© Chris Frenzel
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Freitag 15.12.2023
Fürstenfeld: VoicesInTime - Groovin‘ high & gute Laune
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Fürstenfeld. Das diesjährige Abschlusskonzert der JazzFirst Reihe im Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck bestritt der Münchner Rock- und Jazzchor VoicesInTime. Damit alle Fans der Jazzreihe und des Chores in den Saal passten wurden noch ein paar Extrareihen mit Stühlen aufgestellt – ausverkauftes Haus! Der Chor kam auf die Bühne und eröffnete den Abend mit zwei Songs, die mitreißend vorgetragen wurden und gleichzeitig zum Nachdenken anregten: „Stefania“ vom ukrainischen Kalush Orchestra und dem Anti-Kriegssong „Brothers In Arms“ von Mark Knopfler. Als Opener des Abends zwei gelungene Statements angesichts der aktuellen politischen Lage in der Ukraine und im Nahen Osten.

VoicesInTime wurde im Jahr 1996 von Stefan Kalmer als musikalischer Leiter gegründet und hat sich über die Jahre zu einem sensationellen und überaus erfolgreichen Chor-Ensemble entwickelt. Mit neuer CD am Start durfte an dem Abend natürlich auch der titelgebende Song „Lauf Davon“, von Daniel Pongratz aka Danger Dan, mit Benjamin Bauer als Solist, nicht fehlen. Weitere Ohrwürmer wie Adele‘s „Set Fire To The Rain“, „The Show Must Go On“ von Freddie Mercury, sowie Klassiker wie „Son Of A Preacher Man“ oder Leonhard Cohen’s „Hallelujah“ wurden geschickt zwischen Weihnachtsliedern platziert. Dadurch hatte der Abend einen durchaus weihnachtlichen Touch, der, aufheiternd mit Oliver Gies „Adventskalender im September“, dem berührenden „That’s Christmas To Me“ von Pentatonix oder bei Mariah Carey’s „All I Want For Christmas Is You“, bei der Sopranistin Alessia Tavian mit ihrer Performance das Publikum restlos begeisterte, zu keinem Zeitpunkt kitschig daherkam oder ins Zuckergussbeliebige abdriftete.
Am Puls der Zeit mit der Songauswahl, mit beseeltem Groove, klang- und gesanglich auf dem Punkt, gemixt mit einer Portion guter Laune, genoss das Publikum VoicesInTime in vollen Zügen. Bei „Herzekrank“, einem Kanon-Arrangement von Stefan Kalmer zu einem Text von Heinrich Heine konnte schließlich auch das Publikum unter Beweis stellen, dass es gemeinsam mit dem Chor musizieren kann wobei man dabei schon merkte, dass eine perfekte Performance gar nicht so einfach ist.
Alles in allem ein wunderbar enstspannter, kurzweiliger Konzertabend, der perfekt zur Vorweihnachtszeit passte. Nach drei Zugaben: „Bella Ciao“, „Mary, Did You Know“ sowie Billie Eilish‘s Bond Song „No Time To Die“ wurde das beglückte Publikum in den winterlichen Abend entlassen.

Weiter geht es im neuen Jahr im Rahmen der JazzFirst Reihe dann am 28.02. mit dem Jakob Manz Projekt, am 10.04. dem Helge Lien Trio und am 15.05. mit dem Ensemble Raab - van Endert - Tortiller.
Text & Fotos Thomas J. Krebs
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Foto: Agnete Brun
Freitag 08.12.2023
Landsberg: Silje Nergaard & Espen Berg – In weihnachtlichem Glanz
Landsberg. Jazz ist heute weitaus toleranter. Er duldet mehr stilfremdes, als noch vor Jahrzehnten. Das hat den eindeutigen Vorteil, dass sich das Spektrum seiner Interpreten enorm erweitert. Der Nachteil: Das Verhältnis zwischen Kunst und Kommerz verschiebt sich hin zu letzterem.
Silje Nergaard war am Donnerstag im Rahmen ihrer kleinen Deutschlandtour zu Gast im Landsberger Stadttheater. An ihrer Seite: Pianist Espen Berg. Ein Duo, das das Publikum der Jahreszeit entsprechend mit Weihnachtsliedern in Stimmung brachte. Nicht swingend, wie einst Ella Fitzgerald oder Bing Crosby, auch nicht lasziv mondän, wie es die Art der Kanadierin Diana Krall ist und auch nicht mit dieser kammermusikalischer Intensität eines Till Brönner. Silje Nergaard und Espen Berg stellten deutlicher die Balladenkunst im winterlichen Festtagsgewandt ins Zentrum ihres Vortrags. Und die hatte mit jazzigen Blue Note's nur am Rande zu tun.
Nergaards Gesang und ihre Art der Interpretation ging mehr in den Bereich einer Popikone. Nicht das schleppende Knowhow des Blues und auch nicht die beiläufigen Intervallwechsel des Bop standen im Mittelpunkt ihres Auftritts. Der Gesang der Norwegerin ist sanft und gefühlvoll, besitzt kaum Vibrato, lebt von einer stark emotionsgeladenen Ästhetik. Die Minimalisierung ihrer stimmlichen Mittel ist dem Programm geschuldet. Sie steht mit ihrer Regelmäßigkeit der Tonhöhen, den Längen ihres Tonfalls und ihrem Timbre hörbar in einer europäischen Song-Tradition. Da passt es, dass sie in jungen Jahren beim Vorentscheid des Grand Prix Eurovision de la Chanson ihr Heimatland vertreten hat.
Espen Berg an ihrer Seite ist ein Pianist mit Feingefühl, ein begleitender Gestalter par excellence. Er „eskortierte“ die Sängerin im besten, im klassischen Sinn. Ein Vertrauter, der verlässlich ist und Sicherheit gibt. Die Momente die ihm in den Songs solistisch zur Verfügung stehen, nutzt er mit kleinen pianistischen Kabinettstücken, driftet mutig in einen Boogie Woogie und zitiert in diesem Kontext Figuren aus dem Zeitalter des Ragtime. Für ein eigenes Stück greift er tief in die Schublade der Improvisation, begeistert mit einem entgrenzten Soloausflug, der zugleich Brad Mehldau, Keith Jarrett und Esbjörn Svensson streift. Nicht kopiert wohlgemerkt. Aber seine impressionistische Architektur ist im Hier und Heute angelegt und da kommt man an diesen Monumenten nun einmal nicht vorbei.
Silje Nergaard und Espen Berg kennen sich seit Jahren, haben miteinander aufgenommen und sind gemeinsam getourt. Das ist spürbar. Zwischen ihnen scheint die Chemie zu stimmen. Sie wissen vom jeweils anderen in welche Richtung es geht, welche musikalischen Haken er schlägt und welche eben nicht. Berg hält sich zu achtzig Prozent an Nergaards Vorgaben und die Sängerin weiß, was sie an ihrem Pianisten hat. Wie mögen sie klingen, wenn mehr musikalisches Risiko im Spiel ist? Wenn das Repertoire nicht nur aus gefühligen Weihnachtssongs besteht? Nun, dann wäre mit Sicherheit auch kein begeistertes Publikum zu erleben, das unbegleitet „Stille Nacht, Heilige Nacht“ sang und dem Abend dadurch eine ganz besondere Note gab.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
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