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Donnerstag 23.05.2024
MAY DECEMBER
Ab 30. Mai 2024 im Kino
In den 80er Jahren war die Affäre der damals 36-jährigen Gracie (Julianne Moore) und des 13-jährigen Joe (Charles Melton) ein handfester Skandal und ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse. Mehr als 20 Jahre später führen die Beiden ein scheinbar perfektes Vorstadtleben mit netter Nachbarschaft, gepflegtem Garten und drei fast erwachsenen Kindern. Doch ihr häusliches Glück wird gestört, als die berühmte und beliebte Hollywood-Schauspielerin Elizabeth (Natalie Portman) ankommt, um vor Ort für ihre bevorstehende Hauptrolle in einem Film über Gracie zu recherchieren. Während Elizabeth sich in das Alltagsleben von Gracie und Joe einschleicht, kommen die schmerzlichen Fakten der damaligen Ereignisse ans Licht und lassen verschüttete Gefühle wieder aufleben.
Ein Film von Todd Haynes
Mit Natalie Portman, Julianne Moore, Charles Melton, Cory Michael Smith, Elizabeth Yu, Gabriel Chung u.a.
Mit MAY DECEMBER liefert Regisseur Todd Haynes („Carol“, „I’m not There“, „Velvet Goldmine“, „Dem Himmel so fern“) ein intrigenreiches und bittersüßes Melodrama. Die beiden fulminant aufspielenden Oscarpreisträgerinnen Natalie Portman und Julianne Moore brillieren in den Hauptrollen.
Wie kaum ein anderer versteht er es Beziehungsgeflechte zu entwirren, die seinen gebrochenen Helden nicht einmal selbst bewusst sind. In MAY DECEMBER, Haynes‘ neuntem Spielfilm und seiner sechsten Zusammenarbeit mit Oscarpreisträgerin Julianne Moore („Carol“, „Still Alice“), widmet er sich einer besonderen Begabung der menschlichen Spezies: Der Weigerung ehrlich zu sich selbst zu sein. Newcomer Charles Melton („Riverdale“) ergänzt als Gracies jüngerer Ehemann das tragikomische Gefühlsdreieck ebenso wie Natalie Portman („Black Swan“, „Jackie“) in der Rolle von Gracies Gegenspielerin Elizabeth.
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Donnerstag 16.05.2024
DAS STREBEN NACH PERFEKTION
Seit 02. Mai 2024 im Kino
DAS STREBEN NACH PERFEKTION ist ein Hochgenuss für alle Foodies und Japan-Fans! Die Dokumentation begleitet vier der führenden Köche Japans auf ihrem Weg zur kulinarischen Perfektion. Takemasa Shinohara, Natsuko Shoji, Yosuke Suga und Takaaki Sugita verfolgen ihr Ziel
dabei auf ganz unterschiedliche, manchmal sogar gegensätzliche Weise. Die einen suchen spirituelle Kultivierung oder ästhetische Kreativität, die anderen hochwertige Zutaten von lokalen Lieferanten.
Was sie jedoch verbindet, ist der unbedingte Wille zur Perfektion.
Regisseur Toshimichi Saito zeigt in eindrucksvollen Bildern die Zubereitung von Speisen auf höchstem Niveau und wirft einen Blick auf die einzigartigen Persönlichkeiten der vier Virtuosen. Auf dieser Reise voller Farben, Aromen und Emotionen führen neben dem weltberühmten Koch Ferran Adrià auch die Food-Journalisten Matt Goulding und Kat Odell das Publikum durch die einzigartige Vielfalt der außergewöhnlichen Gastronomieszene und Esskultur Tokios.
Ein Film von Toshimichi Saito
Regisseur: Toshimichi Saito
Toshimichi Saito ist ein japanischer Filmemacher, der derzeit in in Tokio lebt. Er hat auf verschiedenen Kontinenten und in unterschiedlichen Ländern gelebt: von Osaka bis New York und Tokio bis nach Ho-Chi-Minh-Stadt. An der renommierten „Tisch School of the Arts“ in New York
erwarb Toshimichi Saito den Master of Fine Arts.
Sein Kurzfilm „A Warm Spell“ war in der offiziellen Auswahl mehrerer Festivals, u. a. des Raindance Filmfestivals und Clermont-Ferrand International Short Film Festival und erhielt zahlreiche hochrangige internationale Preise. Nachdem er als Schnittassistent für Spike Lee gearbeitet hatte, kehrte er nach Japan zurück. Dort dreht Toshimichi Saito Werbespots und Kurzfilme für große Marken wie Pan Pacific Hotels, Sony, Nivea und Lindt.
Sein akribisches Handwerk des visuellen Geschichtenerzählens und seine kosmopolitischen Qualitäten ermöglichen es ihm, wahrhaftige Geschichten zu erzählen, die ein breites Publikum auf der ganzen der Welt ansprechen.
"Das Streben nach Perfektion" ist sein Regiedebüt als Langfilmregisseur. Derzeit arbeitet er an Drehbüchern für Spielfilme und an einem neuen Dokumentarfilmprojekt.
Filmografie: Toshimichi Saito
2010 Duet
2011 The Soundman’s Love
2014 A Warm Spell
2016 Kisarazu
2017 Under the Black Dress
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Donnerstag 09.05.2024
KNOCK KNOCK KNOCK
Seit 01. Mai 2024 im Kino
Es ist der ultimative Albtraum für jedes Kind: Der achtjährige Peter (Woody Norman) wird jede Nacht von einem unheimlichen Klopfen hinter den Wa? nden seines Zimmers aus dem Schlaf gerissen. Seine Eltern (Lizzy Caplan und Antony Starr) behaupten jedoch, er würde sich die seltsamen Geräusche nur einbilden. Einzig und allein seine Klassenlehrerin (Cleopatra Coleman) scheint Peter zu glauben und versucht ihm Mut zu machen. Als der verängstigte Junge beginnt, dem Ursprung des Klopfens auf den Grund zu gehen, entdeckt er, dass seine Eltern ein schreckliches Geheimnis vor ihm verbergen.
Ein Film von SAMUEL BODIN
Mit LIZZY CAPLAN, ANTONY STARR, CLEOPATRA COLEMAN, WOODY NORMAN u.a.
Es ist etwas faul in Holdenfield. Und das sind nicht nur die Kürbisse hinter dem Haus, in dem Peter (Woody Norman) und seine Eltern (Lizzy Caplan und Antony Starr) leben. Jede Nacht wird der achtjährige Junge von einem Klopfen hinter der Wand seines Zimmers geweckt, doch seine Eltern reagieren nur mit Unverständnis. Mehr noch, sie verbieten ihm, an Halloween wie alle anderen Kinder Süßigkeiten einsammeln zu gehen. Ihre besorgte Begründung: Ein Kind in der Nachbarschaft sei dabei einst unter ungeklärten Umständen verschwunden. Als seltsamer Einzelgänger abgestempelt, wird Peter deshalb in der Schule gemobbt. Weil er bei einer Klassenarbeit einen Hilferuf zeichnet, ist seine Lehrerin Miss Devine (Cleopatra Coleman) alarmiert. Doch Peters Eltern begründen den Vorfall mit seiner lebhaften Fantasie. Als Peter neben den Klopfgeräuschen auch noch ein gespenstisches Flüstern zu hören beginnt, droht die Situation zu eskalieren …
Die Reverenz an einen Genre-Klassiker ist nicht zu übersehen: John Carpenters HALLOWEEN war 1978 in einem Städtchen namens Haddonfield angesiedelt. KNOCK KNOCK KNOCK versteht sich als Werk im Schulterschluss mit seinen Vorgängern. Doch der Film beschwört nicht einfach nur die Geister der Vergangenheit, sondern verpackt viele klassische Horrorelemente neu und bringt sie auf ein zeitgemäßes Level. Kenner des Genres werden in KNOCK KNOCK KNOCK weitere Anspielungen auf Meilensteine des Horrorfilms entdecken – und können sich trotzdem auf einen frischen Eintrag in die Genrehistorie freuen. Kräftige Adrenalin-Kicks und Schockmomente in vielen überraschenden Varianten bietet Samuel Bodins filmischer Horrortrip neben seinem spannenden Rätselplot nämlich zuhauf.
Peter, aus dessen Perspektive wir den Schrecken erleben, wird gespielt von Woody Norman, der seinen charmant-quirligen Durchbruch 2021 an der Seite von Joaquin Phoenix in Mike Mills Film COME ON, COME ON hatte und auch schon in DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER (2023) mitwirkte. Peters Mutter wird gespielt von Lizzy Caplan (DAS BOOT, CASTLE ROCK), die von TRUE BLOOD (2009) über MASTERS OF SEX (2012-2016) bis EINE VERHÄNGNISVOLLE AFFÄRE (2023) in vielen Highlights der Streaming-Welt brillierte. Antony Starr, der Peters Vater spielt, ist jedem Seriengucker als Super-Fiesling Homelander aus der Amazon-Serie THE BOYS (seit 2019) bekannt, und auch Cleopatra Coleman als Peters Lehrerin Miss Devine war bereits in verschiedenen Netflix-Produktionen, zuletzt in Zak Snyders REBEL MOON (2023) zu sehen.
In seinem Kinodebüt KNOCK KNOCK KNOCK führt der französische Regisseur Samuel Bodin, bekannt durch die erfolgreiche Netflix-Serie MARIANNE, sein Publikum durch einen packenden Horrorthriller nach Motiven von Edgar Allan Poe. Das Drehbuch von Chris Thomas Devlin (TEXAS CHAINSAW MASSACRE) besticht mit einem spannenden Rätselplot voller Schockmomente und falscher Fährten, der geschickt auf ein Gänsehaut-Finale hinarbeitet.
Produziert wurde KNOCK KNOCK KNOCK unter anderem von Point Grey, der Filmschmiede von Schauspieler und Comedian Seth Rogen und Evan Goldberg, sowie Roy Lee, der bereits Horror-Blockbuster wie ES und den Fan- und Kritikerliebling BARBARIAN zum Erfolg führte. Mit solch geballter Kompetenz für filmische Angstzustände wird KNOCK KNOCK KNOCK bei Genrefans garantiert für beste Unterhaltung sorgen.
STATEMENT DES REGISSEURS
„Eine Nacht wie jede andere. Eine Straße wie jede andere. Ein Haus wie jedes andere. Mama und Papa schlafen nebenan ... Und in der Stille ... klopft etwas an Peters Schlafzimmerwand. Jede Nacht ... Klopfen ... Klopfen ... Klopfen ..
Mit KNOCK KNOCK KNOCK hat uns Chris Devlin eine klare, grausame Geschichte geschenkt, mit der unser Team eine kindliche und zugleich erschreckende Geschichte erzählen wollte. Nicht blutig, sondern gruselig und düster. Die Wände sind ein wenig zu groß, die Kürbisse zu orange, die Türen quietschen zu sehr und die Tapeten sind zu bunt – die Welt von KNOCK KNOCK KNOCK ist nicht in der Realität verwurzelt, sondern in einer leicht verdrehten Welt. Eine Welt, gesehen mit den Augen von Peter, ihrem kindlichen Helden.
Woody Norman führt uns mit bemerkenswerter Wahrhaftigkeit und Sensibilität durch diese Geschichte. Es ist eine Freude, ihm zu folgen. Mit Lizzy Caplan und Antony Starr, die die Eltern des Jungen spielen, haben wir an einer farbenfrohen und leicht schrägen Darstellung gearbeitet. Wir wollten einen Ton finden, der einzigartig und beunruhigend ist, so bedrohlich wie die bösen Eltern, die in den Märchen der Gebrüder Grimm herumspuken. Und ich gestehe, dass ich immer noch ihr großes, unheimliches Lächeln im Dunkeln leuchten sehe.
Cleopatra Coleman ist vielleicht die einzige, der wir hier vertrauen können. Mit ihrer unaufhaltsamen Wahrheit und Freundlichkeit. Es liegt an ihr, uns aus diesem Haus herauszuholen.
Dieser Film klingt wie ein dissonantes, wackeliges Kinderlied. Wie ein schief gelaufener Halloween-Witz, voller Farbe und Furcht gleichermaßen, bei dem die Eltern so verdorben sind wie das Kürbisfeld hinter dem Haus. Es ist eine verdrehte kleine Geschichte, mit einer bösen Überraschung in der Mitte. Ein vergifteter Geburtstagskuchen. Ich hoffe, er gefällt Ihnen.“
Samuel Bodin
SAMUEL BODIN (Regie)
KNOCK KNOCK KNOCK (2023) ist das Spielfilmdebüt des französischen Regisseurs Samuel Bodin, der bei Horrorfans bereits als Regisseur und Co-Autor der französischen Netflix-Serie MARIANNE (2019) bekannt ist.
Bodin studierte am Konservatorium von Tours und anschließend an der Schule für Schauspielkunst in Cannes und Marseille (ERACM). Im Alter von 20 Jahren gründete er mit Alexandre Philip und seinen Kollegen das Theater-Ensemble LES GUEURIBANDS, in dem er mehrere Stücke mitschrieb, aufführte und Regie führte. Gleichzeitig führte er bei Kurzfilmen und Musikvideos Regie. 2011 war er zusammen mit Alexandre Philip Co-Autor und -Schöpfer der Fernsehserie LAZY COMPANY und inszenierte 10 der 26 Folgen. Im Jahr 2016 führte er bei der Serie T.A.N.K. für Studio+ und Canal+ Regie und schrieb auch das Drehbuch. 2017 war er Co-Autor und Regisseur einer zweiten Staffel von T.A.N.K., die komplett in Seoul, Südkorea, gedreht wurde. Die von Bodin entwickelte und inszenierte Horrorserie MARIANNE war erstmals 2019 zu sehen.
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Donnerstag 02.05.2024
EVIL DOES NOT EXIST
Ab 18. April 2024 im Kino
Takumi und seine Tochter Hana leben im Dorf Mizubiki in der Nähe von Tokio. Sie führen ein bescheidenes Leben im Einklang mit der Natur und schätzen die Abgeschiedenheit. Der Frieden wird allerdings gestört, als ein Unternehmen aus Tokio Pläne zum Bau einer Glamping-Anlage in unmittelbarer Nähe vorstellt. Schnell wird klar, dass der Luxus-Campingplatz schwerwiegende Folgen für das ökologische Gleichgewicht der Region und das Leben der Dorfbewohner mit sich bringen wird. Um die Wogen zu glätten, schickt das Unternehmen zwei Vertreter nach Mizubiki. Doch statt in einer Lösung, mündet der Konflikt in einer Situation mit tiefgreifenden Auswirkungen – für alle.
Ein Film von Ryusuke Hamaguchi
Mit Hitoshi Omika, Ryo Nishikawa, Ayaka Shibutani, Ryuji Kosaka u.a.
Nach seinem Oscar-prämierten Film DRIVE MY CAR gelingt Ryusuke Hamaguchi mit EVIL DOES NOT EXIST eine poetische Parabel über die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur. Dieser subtil und präzise erzählte Film beweist erneut, dass Hamaguchi einer der spannendsten Stimmen des Independent-Kinos ist. Der Film entstand in enger Zusammenarbeit mit der ebenfalls aus Japan stammenden Komponistin Eiko Ishibashi, die bereits für die musikalische Gestaltung von DRIVE MY CAR verantwortlich zeichnete. Als Vater und Tochter stehen in EVIL DOES NOT EXIST die Newcomer Hitoshi Omika als Takumi und die 9-Jährige Ryo Nishikawa
als seine Tochter Hana vor der Kamera.
RYUSUKE HAMAGUCHI REGIE
Ryusuke Hamaguchi wurde 1978 in Japan geboren. Im Jahr 2008 wurde PASSION, seine Abschlussarbeit an der Tokyo University of Arts, zum San Sebastián International Film Festival und zum Festival TOKYO FILMeX eingeladen. Im Jahr 2015 wurde Hamaguchis preisgekrönter Film HAPPY HOUR auf dem 68. Internationalen Filmfestival von Locarno uraufgeführt. Im Jahr 2021 gewann DAS GLÜCKSRAD bei der 71. Berlinale den Silbernen Bären (Großer Preis der Jury). Im gleichen Jahr gewann Hamagu- chi mit DRIVE MY CAR beim 74. Festival de Cannes den Preis für das Beste Drehbuch sowie drei weitere Preise, darunter den FIPRESCI-Preis. Im darauffolgenden Jahr wurde der Film für vier Oscars nominiert, darunter für Bester Film, Beste Regie und Bestes adaptiertes Drehbuch. Er gewann den Oscar in der Kategorie Bester internationaler Film.
EIKO ISHIBASHI KOMPONISTIN / KONZEPTENTWURF MIT RYUSUKE HAMAGUCHI
Eiko Ishibashi ist eine japanische Multi-Instrumentalistin, deren Arbeit von gefeierten Singer-Songwriter-Alben über Filmmusik, Fern- seh- und Theatermusik und Ausstellungen bis hin zu improvisierter Musik reicht. Sie hat mit internationalen Künstlern wie Jim O'Rourke, Keiji Haino, Charlemagne Palestine und Merzbow, Giovanni Di Domenico, Phew und vielen anderen zusammengearbeitet.
Ihre eigenen Platten wurden u.a. von Drag City, Black Truffle und Editions Mego veröffentlicht. Zu ihren Filmmusiken gehört Ry?suke Hamaguchis Musik für den Oscar-prämierten Film DRIVE MY CAR aus dem Jahr 2021, für den sie bei den World Soundtrack Awards die Auszeichnung „Discovery of the Year" und bei den Asian Film Awards die Auszeichnung „Best Original Music“ erhielt.
REGIEKOMMENTAR EIN ZUSAMMENSPIEL VON BILD UND SOUND: EIKO ISHIBASHI UND RYUSUKE HAMAGUCHI
Bei diesem Film hatte ich die wunderbare Gelegenheit, erneut mit der Komponistin von DRIVE MY CAR, Eiko Ishibashi, zusammenzuarbeiten. Das Filmprojekt fand seinen Anfang, als sie mich bat, einige Aufnahmen für eine Live- Performance von ihr zu machen – ich sah den Film als „Original-Quellmaterial“ für die Aufnahmen an. Als ich mich mehr und mehr mit dem Film, den wir drehten, verbunden fühlte, halfen mir Eiko und ihre Freunde auch sehr bei den Dreharbeiten. Es war eine sehr freie Art des Filmemachens, die ich sehr belebend fand.
Nach den Dreharbeiten hatte ich das Gefühl, dass ich die Interaktionen von Menschen in der Natur eingefangen hatte und schloss das Werk als einen einzigen Film mit der wunderschönen Musik von Eiko Ishibashi ab. Ich hoffe, dass die Zuschauer die Lebenskraft der Figuren, die sich in der Natur und der Musik bewegen, spüren.
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Donnerstag 25.04.2024
AMSEL IM BROMBEERSTRAUCH
Seit 18. April 2024 im Kino
Etero geht auf die 50 zu und betreibt einen kleinen Laden in einem abgelegenen georgischen Dorf. Geheiratet hat sie aus Überzeugung nie, stets zufrieden mit sich und ihrem ungebundenen ruhigen Leben. Zwar begegnet man ihr im Dorf immer wieder mit Herablassung und Spott, doch Etero liebt ihre Freiheit unbeirrbar.
Dann aber weckt ein Unfall in ihr eine Sehnsucht, die sie bis dahin nicht verspürt hat. Unerwartet verliebt sie sich leidenschaftlich in einen Mann und steht plötzlich vor der Entscheidung, eine Beziehung einzugehen oder an ihrer Unabhängigkeit festzuhalten. Etero muss ihre Gefühle und
Bedürfnisse neu entdecken, um herauszufinden, wie ihr eigener Weg zum Glück aussehen kann.
Elene Naverianis zärtlich skurrile Dramödie AMSEL IM BROMBEER STRAUCH feierte seine Uraufführung bei der Quinzaine des cinéastes, Cannes 2023, und gewann den Hauptpreis beim diesjährigen Sarajevo Film Festival. Ausgezeichnet wurde dort auch die große Offenbarung des
Films, Hauptdarstellerin Eka Chavleishvili, für ihre Rolle der boden ständigen Etero, die den Zauber der romantischen Liebe und ihre eigene sinnliche Selbstbestimmung entdeckt.
DIRECTOR'S NOTE
DER KONTEXT
Ich wurde in Georgien geboren und bin mit dem Bewusst sein aufgewachsen, mich mit einer zurückgenommenen sozialen Position zufrieden zu geben. Als Frau sollte ich mich vor allem zurückhalten, passiv zuhören, mich un sichtbar machen.
Nachdem ich Georgien im Alter von 23 Jahren verlassen hatte, entdeckte ich neue persönliche und künstlerische Räume, in denen ich meine Stimme entwickeln konnte. Anfangs kämpfte ich damit, mich von meiner Vergangenheit zu befreien. Ich musste mich als neue Person wieder aufbauen, eine Person mit eigener Stimme, die sich selbst definiert. Es war und ist immer noch ein mühsamer Prozess, diese Erziehung abzulernen, die mich lange Jahre geprägt hat und immer noch verfolgt. Etwas, das mir immer geholfen hat, ist das Kino und das Geschichten erzählen. Hier suche ich nach oder erschaffe Vorbilder, die mir im Leben fehlen.
In meinen Filmen versuche ich, unsichtbare Geschichten sichtbar zu machen, ungehörten Stimmen Gehör zu verschaffen und Raum für marginalisierte Leben zu schaffen. Meine Praxis ist vor allem eine Sprache des Widerstands angesichts von Leugnung und Vergessen.
DER ROMAN
Im Frühjahr 2021 las ich den neu veröffentlichten Roman BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY von Tamta Melashvili. Sie ist eine bekannte georgische feministische Autorin und Aktivistin, die ich bewundere. Ihre Arbeit stellt unbeirrbar die heteronormative patriarchale Struktur der Gesellschaft in Frage. Mit ihrer eleganten Art Geschichten zu erzählen kontextualisiert Tamta meisterhaft die psycho und soziopolitischen Realitäten ihrer Charaktere. Sie schreibt kraftvoll subversive Geschichten und stellt sie mit all ihren feinen Nuancen dar. BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY hatte eine sehr starke Wirkung auf mich. In der Hauptfigur Etero wurden ganze Welten eingefangen: voller Widersprüche und Revolutionen. Ich wurde aber auch von der Universalität verführt, die aus ihr aufblühte. Der Roman spricht mich persönlich und politisch an und passt zu meiner filmischen Praxis.
DIE GESCHICHTE
Die Hauptfigur der Geschichte, Etero, ist auf ihre eigene Weise Feministin, ohne es selbst zu realisieren. Ihre Gegenwart ist von schmerzhaften Erfahrungen geprägt, die sie in ihrer Vergangenheit erlitten hat. Sie war immer unsichtbar, aber seit dem Tod ihres Bruders und ihres Vaters hat sie sich ein neues Leben aufgebaut aufgebaut. Sie hält sich von Männern fern und führt einen Haushaltswarenladen mit Produkten, die nur von Frauen gekauft werden. Das ermöglicht ihr ein einfaches, aber äußerst unabhängiges Leben. Jeden Tag gewinnt sie so eine kleine Revolution, indem sie sich den Erwartungen entgegen stellt, die die Menschen ihr aufzwingen wollen. Ihr Ziel ist es nicht, die Welt zu verändern. Sie freut sich einfach auf ihre Rente, wenn sie mit ihrem hart verdienten Geld niemandem dienen muss. Sie ist zufrieden mit einem bescheidenen Leben in der Routine.
Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben. Der Leser folgt Eteros Alltag, hat aber auch Zugang zu ihrem Inneren, ihren Gefühlen und Gedanken. Ich wollte diese Intimität in meiner Adaption bewahren, weil Eteros einfaches Leben eine wirklich universelle Dimension in sich trägt. Egal
welchen Geschlechts, Etero verkörpert die Stimme all derer, die sich von einer sexistischen Gesellschaft und Kultur emanzipieren möchte. Sie strebt nach ihrer eigenen Freiheit und muss gegen soziale Konstruktionen kämpfen, sowohl in sich selbst als auch in den Menschen um sie herum. Diese Universalität findet sich auch in anderen Charakteren, wie etwa Eteros Liebhaber, der in der sozialen Konstruktion des Patriarchats gefangen ist, wo er seine Rolle spielen muss, unter der er aber auch leidet. Etero ist eine reiche und komplexe Figur. Sie ist voller Widersprüche: Was sie in der Öffentlichkeit tut und sagt, lehnt sie im Inneren ihres Hauses ab. Sie führt ein Doppelleben. Einerseits fürchtet sie das Urteil, andererseits kümmert sie sich nicht darum, was andere denken. Sie hält sich vom Klatsch ihres Dorfes fern, indem sie ein „sauberes“ öffentliches Bild bewahrt. Ihre Beziehungen zu ihren Nachbarn sind daher sehr oberflächlich. Wenn sie versucht, sich einzubringen, langweilen die anderen Eteros Geschichten über das Elend ihrer Vergangenheit. Etero ist eine instinktive Feministin, ihre Lebensjahre haben ihr eine starke Intuition verliehen, wie sie sich verhalten muss, um unabhängig zu sein.
Diese sorgfältige Weltordnung von Etero stürzt ein, als Murman auftaucht. Im Alter von 49 Jahren hat sie ihre erste sexuelle Beziehung. Sie war ihr ganzes Leben lang Single, und er ist ein verheirateter Mann. Eine verbotene Liebe, die nicht öffentlich werden darf, da Etero sonst zur Außenseiterin der Stadt werden würde. Trotz der Risiken folgt Etero ihren Instinkten und erlebt erstmals Emotionen und Empfindungen, die sie nie zuvor empfunden hat. Die Entdeckung der Sexualität im Alter hat mich sehr an dieser Geschichte gereizt. Körper und Sexualität sind ein wichtiger Teil von Eteros Charakter. Sie trägt eine natürliche Sinnlichkeit in sich und stürzt sich kopfüber in die Freuden der Sexualität, ohne Scham oder Grenzen. Sie tut etwas, was andere Frauen nie wagen würden, und sie weiß es.
Körper, Politik und Sexualität spielen eine wichtige Rolle in diesem Film. Kulturell und sozial gelten die Körper von Frauen im Alter als „veraltet“ im Gegensatz zu jüngeren Körpern, die von der heteronormativen patriarchalen Kultur kommerzialisiert werden. Etero trägt ihren leicht über
gewichtigen und kurvigen Körper selbstbewusst. Sie lässt sich nicht von konventionellen Schönheitsstandards beeinflussen. Sie mag sich selbst, sie liebt ihren vollen Körper, ihre Brüste, ihre Hüften. Sie fühlt sich attraktiv. Ihre Überzeugung ist in erster Linie persönlich, aber ihre Haltung ist wirklich revolutionär. Jede Bewegung von Etero ist von sexueller Spannung durchtränkt. Ihr Alltag ist mit Erotik aufgeladen. Ich wollte sie genauso darstellen, weil Eteros Sexualität und Körper das sind, was heutzutage auf der Leinwand fehlt.
DREHARBEITEN
Die Kamerafrau Agnesh Pakozdi und ich teilen eine präzise visuelle Sprache, die ein Schlüsselelement meiner Filme ist. Wir haben an allen meinen bisherigen Spielfilmen, sowohl Kurz als auch Langfilme, zusammengearbeitet. Ich wollte, dass unsere Kameraarbeit die Geschichte behutsam und sensibel enthüllt. Die Kamera hält sich von den Figuren fern. Der Körper und seine Gesten sind mir sehr wichtig: Haltungen, kleine Bewegungen und Blicke sind die Schlüssel zur Seele einer Figur. Ich glaube an eine Filmsprache, die Raum für die Reflexion des Zuschauers gibt. Ich möchte, dass die Emotionen meiner Filme erlebt und nicht diktiert werden.
Für AMSEL IM BROMBEERSTRAUCH haben wir Körperformen und volumen gefilmt, die normalerweise auf der Leinwand fehlen. Wir haben großen Wert darauf gelegt, sie mit Sympathie und Zärtlichkeit zu zeigen und ihre Texturen zu betonen, um Intimität und erotische Spannung für die Erzählung zu schaffen.
Bereits als ich den Roman las, war mir klar, dass Eka Chavleishvili eine Schauspielerin ist, die die Rolle von Etero spielen kann. Ich habe bereits mit Eka an meinem letzten Film WET SAND zusammengearbeitet. Ihre Genauigkeit, ihre Sensibilität und ihre Herangehensweise ans Schauspiel haben mich fasziniert. Als ich mir vorstellte, dass wir 90 Minuten lang Etero beobachten würden, schien mir Eka, mit ihrer Ausstrahlung und fesselnden Präsenz, eine offensichtliche Wahl für diese Rolle zu sein. Ihre strahlende Persönlichkeit und Professionalität waren das perfekte Ventil um die subtile, sensible und kraftvolle Persönlichkeit Etereos zum Leben zu erwecken.
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Donnerstag 18.04.2024
CIVIL WAR
Ab 18. April 2024 im Kino
Eine Momentaufnahme einer einst undenkbaren Entwicklung: In Amerika herrscht Bürgerkrieg.
Das Land ist über jede Vorstellung hinaus zerrüttet. Die Kriegsjournalisten Lee (Kirsten Dunst) und Joel (Wagner Moura) werden Zeugen von desaströsen Entwicklungen – denn ein brutaler Konflikt droht ein gänzlich unvorbereitetes Land in Schutt und Asche zu legen. Intensive und
nicht loslassende Bilder nehmen die Zuschauer*innen mit auf eine Reise durch eine düstere Zukunftsvision, mit – jedenfalls bislang – undenkbaren Folgen…
Ein Film von Alex Garland
Mit Nick Offerman, Kirsten Dunst, Wagner Moura, Jefferson White u.a.
Die erfahrene Kriegsfotografin Lee sitzt, umgeben vom Krachen von Schüssen, auf einem verlassenen Parkplatz und wirft einen resignierten Blick auf ihr Leben. „Jedes Mal, wenn ich in einem Kriegsgebiet überlebte, dachte ich, ich würde Warnungen nach Hause schicken: Macht das nicht“, sagt sie zu dem älteren Reporter Sammy in einer der Anfangsszenen aus Civil War. „Und doch stehen wir jetzt hier.“
Die beiden, die da am Rande des Kriegsschauplatzes sitzen, zu dem ihr Land trotz all ihren Bemühungen geworden ist, gehören zwei Generationen von Journalisten an – es ist eine Momentaufnahme einer einst undenkbaren Entwicklung. Eine Vision, die sich allmählich materialisiert hat, als der in London lebende Autor und Regisseur von Civil War Alex Garland darüber nachsann, ob es möglich wäre, dass ein brutaler Konflikt ein gänzlich unvorbereitetes Land in Schutt und Asche legen würde.
Wie eine Art objektiver Außenseiter – in mancherlei Hinsicht ist Lee ein Avatar für Garland selbst – der auf das sich rasch verändernde Gesicht des Landes blickt, hat Garland eine völlig neue Art von amerikanischem Kriegsfilm gemacht: einen temporeichen Actionthriller, der mit seinen klarsichtigen Beobachtungen gewaltsamer bewaffneter Konflikte zugleich den Zustand des Landes aufzeigt und als aufrüttelnde Mahnung dient.
Der Film spielt in naher Zukunft in einem Amerika, das sich in zahlreiche Gruppierungen aufgespalten hat, die sich nun in einem Bürgerkrieg gegenseitig bekämpfen. Die „Westlichen Streitkräfte“, ein bewaffnetes Bündnis von Staaten, die gegen die föderale Regierung rebellieren, werden das Kapitol in wenigen Tagen zur Kapitulation zwingen. In der Hoffnung auf ein letztes Interview mit dem Präsidenten (Nick Offerman) reist Lee (Kirsten Dunst), eine hartgesottene Kriegsfotografin, die auf der ganzen Welt Gräueltaten und Destabilisierungsprozesse festgehalten hat, mit einer kleinen Truppe von Journalisten zum Weißen Haus. Mit dabei ist die junge, ehrgeizige Fotografin Jessie (Cailee Spaeny), deren Mentorin Lee widerstrebend wird.
Während sie quer durchs Land reisen, offenbart der Film, der in mancherlei Hinsicht ebenso sehr Roadmovie wie Kriegsfilm ist, eine neue Realität, die sich auf zunehmend beunruhigende Weise als genau das entpuppt, wovor Lee ihr Leben lang gewarnt hatte. „Dieser Film wirkt auf mich wie eine Fabel – wie eine warnende Fabel, was geschieht, wenn Menschen nicht miteinander kommunizieren“, sagt Dunst. „Wenn niemand dem anderen zuhört, wenn man Journalisten zum Schweigen bringt, wenn wir eine gemeinsame Wahrheit verlieren.“
Garlands Film setzt auf bodenständig-intime Weise und zuweilen erschreckend anschaulich die sehr menschlichen Folgen des Verlusts dieser gemeinsamen Vorstellung von einer Nation ins Bild. In diesem Amerika, in dem das gesellschaftliche Gefüge auseinandergerissen wurde, gibt es nur noch den individuellen, unerbittlichen Willen zu überleben.
„Die Leute sprechen von Kollateralschäden im Krieg – wenn man in einem bewohnten Gebiet Krieg führt, kommen Zivilisten ums Leben“, stellt Garland fest. „Oft hört man, wie Generäle solche Begriffe ganz nüchtern verwenden, und objektiv ist das korrekt.
Wahr ist auch, dass es – auf einer eher innerstaatlichen Ebene – zu fürchterlichen Grausamkeiten kommt.“
Der düstere Nervenkitzel und das Provozierende an Garlands Film ergibt sich daraus, dass er die Bilder, Werkzeuge und Euphemismen der modernen Kriege – „Luftschläge“, „zivile Ziele“ „Kollateralschaden“ – auf amerikanischen Boden überträgt. Denn, so Garland, „so sieht Krieg heutzutage einfach aus, und das gilt für jeden Staat, der in einen Konflikt gerät, sei es in einen Bürgerkrieg oder in einen Krieg gegen den Nachbarn.“
Ähnlich den gespenstisch leeren Straßen Londons in Garlands Drehbuch für 28 Tage später, einem Zombiefilm, der das Genre neu definierte, werden vertraute, ikonenhafte Bilder von New Yorker Straßen bis hin zum Kapitol der Vereinigten Staaten durch die adrenalingeladene Action, die er dort stattfinden lässt, radikal in einen neuen Kontext gestellt. Die amerikanische Landschaft wirkt neben dem heftigen Ausbruch von Gewalt plötzlich surreal und zugleich erstaunlich real.
„Wenn man etwas in solche Zustände abgleiten lässt, muss man sich darüber im Klaren sein, wie ein solcher Zustand aussieht“, sagt Garland. „Es gibt den berühmten Satz: 'Wer die Geschichte vergisst, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen' – da ist es wichtig zu verstehen, dass niemand immun ist. Kein Land ist dagegen gefeit. Denn das hat nichts mit Staaten zu tun, es hat mit Menschen zu tun.“
„Als ich das Drehbuch las, kam es in meinem Bewusstsein zu einer kognitiven Disruption“, sagt Wagner Moura, der den Reporter Joel, Lees Partner, spielt. „Bilder, die wir normalerweise in weiter Ferne und im Fernsehen sehen, spielen sich nun plötzlich in den USA ab – das ist verrückt, beängstigend.“
Die Gründe für den Bürgerkrieg bleiben vollständig der Interpretation überlassen. Garlands Film ist in vielerlei Hinsicht ein Rorschachtest für Amerika, die Zuschauer müssen sich selbst damit auseinandersetzen.
„Jeder setzt für sich die Puzzlesteine zusammen“, sagt Spaeny. „Man muss selbst ein inneres Gefühl dafür entwickeln, warum oder wie ein solcher Krieg ausbrechen könnte, und welche entstehenden Risse zu einem Krieg in Amerika führen.“
Aber was auch die Gründe sein mögen – der Konflikt an sich, das riesige Ausmaß des sich über alle Staaten ausbreitenden Krieges, das der Film darstellt, fühlt sich erstaunlich real an. Das ist keine Dystopie: Es ist eine eindringliche, lebhafte Darstellung dessen, wie Kriegsführung tatsächlich aussieht und klingt.
„Ich glaube nicht, dass diese Gefahren abstrakt sind. Ich glaube, sie sind real“, sagt Garland. „Ich denke auch, dass sich die Gefahren manifestieren, lange bevor ein umfassender Zerfall in einen Bürgerkrieg mündet. So weit muss es gar nicht kommen, damit wirklich existenzielle Probleme entstehen. Mancherorts geschieht das schon. Es gibt Elemente, die nicht spekulativ sind.
Eine zersplitterte Nation
Garland fing 2020 an, Civil War zu schreiben, einige Monate nachdem die Pandemie begonnen hatte, als die Zukunftsmöglichkeiten, die sicher geschienen hatten, plötzlich in der Luft zerfetzt wurden und wir in eine andere Realität katapultiert wurden.
Die Ängste, die ihn angetrieben hatten, den Film damals zu schreiben, haben sich in den Jahren danach nur noch weiter ausgewachsen. „Ich habe ihn aus einer Mischung von Angst und Besorgnis heraus geschrieben. Und dann macht man sich an den langen Dreh- und Herstellungsprozess“, sagt Garland. „Die Frustration, die ich beim Schreiben des Drehbuchs hatte, hat nicht nachgelassen. Sie hat zugenommen.“
Genau wie Dunst sieht er den Film in einer Reihe mit vielen Kunstwerken, die die Folgen einer auseinanderbrechenden Gesellschaft beschreiben, worunter die ganz normalen Leute am meisten leiden. „Meine Motivation für den Film war, dass ich es nicht für paranoid halte, Angst vor solchen Gefahren zu haben. Paranoia impliziert, dass man Angst vor etwas hat, vor dem man keine Angst haben sollte.“
In allen Ländern kommt es zum Krieg. Jedes Imperium stürzt. „Es ist schockierend, fühlt sich aber auch total normal an“, sagt Dunst über den Film. „So etwas kann passieren – und solche Dinge passieren.“
Doch bei aller Brutalität sieht Dunst in dem Film auch eine vage Hoffnung. „Ich glaube nicht, dass es gar so schlimm kommt, allerdings bin ich auch Optimistin“, sagt sie. „Ich hoffe doch, es kommt nicht dazu. So etwas passiert, wenn Menschen nicht mehr als menschliche Wesen gesehen werden.“
So radikal der Film auch sein mag, Garland hofft einfach, dass die Zuschauer offen in den Film gehen, das Kino verlassen, ohne sich entfremdet zu fühlen, und unsere verzwickte politische Lage vielleicht vor diesem Hintergrund durchdenken.
Civil War ist mit all seinem Chaos, seiner Brutalität, dem Zerfall und dem Spaltenden genau das, wohin ein solches Denken führen kann und oft auch führt. Es ist eine alarmierende, fesselnde und letztlich beängstigende Vision, die Garland für notwendig hält, um vor einem Krieg zu warnen, vor dem wir vielleicht die Augen verschließen, in den er uns aber gleichsam schlafwandlerisch hineingehen sieht. Der Film, ein wirklich einzigartiger amerikanischer Kriegsfilm, ist wohl auch sein kühnstes rebellisches Werk in seiner ohnehin schon erfolgreichen Karriere.
„Ich bin in der Post-Hippie-Punk-Ära aufgewachsen, und ein Teil von mir will einfach etwas Subversives machen“, sagt er. „Ich kann nichts dagegen tun, es ist einfach ein Instinkt. Das hat man mir zu früh beigebracht. So ganz bin ich das nie losgeworden. Ich schätze es ist so: Wenn du das verdammt noch mal vorhast, dann mach’s, verdammt noch mal.“
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