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31. Wadada Leo Smith & Amina Claudine Myers „Central Park's Mosaics Of Reserv...
32. Norma Winstone & Kit Downes „Outpost Of Dreams“
33. Tilo Weber „Five Fauns“
34. Àbáse „Awakening“
35. SML „Small Medium Large“
36. Alvin Queen Trio „Feeling Good“
Dienstag 09.07.2024
Wadada Leo Smith & Amina Claudine Myers „Central Park's Mosaics Of Reservoir, Lake, Paths And Gardens“
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Das Durchschnittsalter von Jazzmusikern hat sich in den vergangenen Jahren nach oben verschoben. Zwar leben sie mit ihrer Kunst noch immer an der unteren Armutsgrenze, erreichen jedoch häufig ein hohes Alter, in dem sie noch immer in der Lage sind, für außergewöhnliche musikalische Momente zu sorgen.
Zu Ihnen gehören Wadada Leo Smith (1941) und Amina Claudine Myers (1943). Beide, der Trompeter aus Leland, Mississippi und die Pianistin aus Blackwell, Arkansas, musizieren, obwohl sie sich seit einer Ewigkeit zu kennen scheinen, hier erstmals miteinander. Sie finden, als Vertreter der Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) trotz der Moll-eingefärbten Stimmung dieser Aufnahme sofort zueinander. Sie bestimmen den Austausch mit jeweils harmonischem, manchmal gar elegischem Vokabular, das zwar keine Symbiose vorgibt, aber doch eher das Gemeinsame, als das Divergierende herausstellt.
Auf „Central Park's Mosaics Of Reservoir, Lake, Paths And Gardens“ beschäftigen sie sich auf eine melancholische, fast sanfte Art mit den naturgegebenen Besonderheiten des New Yorker „Central Park“. Die mitten in Manhatten befindliche Oase ist ein authentischer Ort der Ruhe in dieser durchweg pulsierenden Metropole. Zugleich gilt der autofreie Park mit seinen malerischen Wegen und Flächen, der jährlich von bis zu 42 Millionen Menschen aufgesucht wird, als ein Wahrzeichen der Stadt.
Wadada Leo Smith und Amina Claudine Myers scheinen aus diesem naturreichen Idyll zu schöpfen. Es sind Klanglandschaften, die die beiden durchwandern, die sie zu Orten und Menschen führen, die ein Teil dieser „Grünen Lunge von New York“ sind. So erinnern sie an Albert Ayler und John Lennon, die beide ganz in der Nähe des Parks wohnten, oder das Jacqueline Kennedy Onassis Reservoir, dem Wasserspeicher, der sich mitten in der Anlage befindet und gern als Laufstrecke umrundet wird. Es ist ein subtiles Interaktionsgeflecht, das die Spieler entwerfen, ein differenzierter Dialog, mit aufreizender Nähe, die mehr Vertrautes vermittelt, als Herausforderndes.
Jörg Konrad

Wadada Leo Smith & Amina Claudine Myers
„Central Park's Mosaics Of Reservoir, Lake, Paths And Gardens“
Red Hook Records
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Montag 08.07.2024
Norma Winstone & Kit Downes „Outpost Of Dreams“
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Norma Winstone gehört zu den wenigen Sängerinnen, die aus jedem „fremden“ Song einen „eigenen“ Song machen. Auch auf ihrem neuen Album „Outpost Of Dreams“, mit dem Pianisten Kit Downes eingespielt, hat sie Kompositionen von John Taylor, Carla Bley, Ralph Towner und natürlich aus der Feder Kit Downes genommen und über deren Noten eigene Texte geschrieben. Norma Winstone besitzt diese besondere Gabe, sich in Musik wie schwerelos einzufühlen. Wenn sie ein Stück berührt, entstehen, fast wie von selbst, Lyriks. „Ich habe das Gefühl, dass ich nach Worten suche, die bereits in der Musik enthalten sind. Immer.“, sagt sie selbst. Natürlich schreibt sie die Texte entsprechend ihrer interpretierenden Persönlichkeit
Dabei ist sie sich, wie die meisten Künstler, im Vorfeld natürlich selten sicher und sieht manche dieser Arbeiten auch als regelrechtes Abenteuer, als eine experimentelle Herausforderung.
Diese Zweifel hört man den Resultaten hingegen wenig an. Diese stillen, stimmigen Songs sind besonders in den zurückhaltenden Duo-Aufnahmen pure Poesie. Es ist die Intimität des stillen Dialogs, der die Einspielung so besonders macht. Tragik und Verletzbarkeit, Würde und Erfüllung liegen in der Art ihrer Interpretationen nah beieinander. Zudem mit einem erfrischenden Understatement vorgetragen und von jedem Diseusen-Stil zum Glück meilenweit entfernt.
Winston schert sich wenig um die gedachte Demarkationslinie zwischen Jazz und abendländischer Kunstmusik. Sie verbindet Gegensätze und verkürzt Distanzen. Und auch da scheint Kit Downes ein idealer Partner, so sensibel wie zurückhaltend – letztendlich beflügelnd.
Jörg Konrad

Norma Winstone & Kit Downes
„Outpost Of Dreams“
ECM
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Freitag 05.07.2024
Tilo Weber „Five Fauns“
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Das Besondere an dieser Formation: Hier geben sich gleich fünf Minimalisten ein Stelldichein. Schlagzeuger und Komponist Tilo Weber hat für Five Fauns Gleichgesinnte um sich geschart, die seinen Spuren folgen. Und die sind für einen Schlagzeuger seines Könnens nicht unbedingt typisch. Denn Weber trommelt spartanisch, setzt eher leise Zeichen als laute Breaks, einer der begleitend führt und dabei einen weiten Bogen um jede Form von Kraftmeierei macht. So ist das Resultat seiner Arbeit im vorliegenden Fall ein berührendes Mosaik aus Jazz und Klassik, aus freier Improvisation und kompositorischer Form.
Die Hälfte der acht Songs hat Weber selbst geschrieben, den Rest arrangiert. Seine Handschrift ist leserlich, ohne Pathos, fast spirituell. Weit abseits einer simplen Einteilung in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse, oder Hell und Dunkel. Dafür ist die Musik zu komplex, sind die Bandmitglieder zu individuell. Claudio Puntin mit seinem sanften wie beharrlichen Klarinettenton und seiner intelligenten Intensität. Er versteht sich prächtig mit Trompeter Richard Koch, der mit seinem raunzigen, knarzigen Sound unterschwellig immer ein wenig zwischen Blues und Groove changiert; Almut Kühne, die, frei von allen stilistischen Vorgaben, mit ihrem stimmlichen Vokabular gestaltet, die eher Kunstlieder als Jazz im konservativen Sinn singt. Und Bassist James Banner? Der bildet mit Schlagzeuger Tilo Weber eine verschworene Gemeinschaft. Gibt den übrigen Musikern vielleicht die größtmögliche Sicherheit in diesem Kontext.
Jörg Konrad

Tilo Weber
„Five Fauns“
Malletmuse
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Mittwoch 03.07.2024
Àbáse „Awakening“
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So, wie die Welt von Jahrzehnt zu Jahrzehnt stärker zusammen zu rücken scheint, so verschmelzen auch die Kulturen der Kontinente in diesen Zeiträumen spürbarer. Aus alten, festgefügten Traditionen und begrenzten Denkmustern entstehen neue, erfrischende Verbindungen, verschieben sich Fixpunkte, werden Entwicklungen eingeläutet. Besonders spürbar zeigt sich dies im Bereich der Musik, sieht man einmal von den streng reglementierten und uniformierten Radioformaten und deren beinahe schon schmerzender Beliebigkeit ab.
Wie spannend und abenteuerlich es sich aber anhören kann, steht man diesen Veränderungen aufgeschlossen gegenüber, macht der in Berlin lebende Pianist, Produzent und DJ Szabolcs Bognár und seine Formation Àbáse deutlich. Deren Mitglieder stammen aus Israel, Ghana, Ungarn, Australien, Südafrika, Nigeria und den USA. Musikalisch-stilistisch bedeutet das, dass hier unvoreingenommen und leidenschaftlich Afrobeat, House, Folk, Jazz, Hip Hop, und afro-brasilianische Musikkulturen zueinander finden und eine gemeinsame Sprache kreieren. Und diese ist ungemein dynamisch, rhythmusorientiert, lebt von wunderbaren Harmonien und geschmeidigen Akkorden, magischen Improvisationen und eigenwilligen Dialekten. Musik als Katalysator für metaphorische Grenzüberschreitungen.
Hier wird der Fremde zum Entdecker, der Routinier zum Bewunderer, der Kostverächter zum Gourmet. "Awakening" lebt von ständigen, wie kreativen Explosionen, die alles Konservative ins Wanken bringen. Nicht auf der Basis destruktiver Kraftmeiereien, sondern durch kommunikative Organisiertheit und einen alles befreienden Formen- und Stilreichtum.
Jörg Konrad

Àbáse
„Awakening“
Oshu Records
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Dienstag 02.07.2024
SML „Small Medium Large“
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SML, ein experimentierfreudiges Indie- und Jazzkollektiv aus Los Angeles, bringt auf seinem Debüt Musik und Assoziationen zusammen, die man nicht derart eng beieinander vermutet hätte. Da ist zum einen der psychedelische Groove-Sound eines Miles Davis, wie er zu Beginn der 1970er Jahre die Rock- und Jazzwelt regelrecht aus den Angeln hob. Und zum anderen geistern in der Analyse immer wieder Bezüge zum Phänomen Can durch den Raum. Musik, die in jener Zeit eine kongeniale Symbiose aus Moderner Klassik, afrikanischem Groove, improvisierter Sounds und Rock'n Roll Ritualen lebte. Insofern könnten man glauben, SML betreibe eine Art musikalischer Rückbesinnung, arbeite an einer klanglichen Aufarbeitung von Kultur-Phänomenen, die über ein halbes Jahrhundert zurückliegen und noch heute eine ungetrübte Faszination ausüben.
Doch die dreizehn Kompositionen/Improvisationen sind eindeutig im Hier und Jetzt angelegt, sind als ein Beispiel zu verstehen, dass sich das große Leben irgendwie und dauerhaft im Kreis zu drehen scheint, wo das Vergangene zugleich Gegenwart bedeutet, das Gegenwärtige in die Vergangenheit weist und das Jetzt die Zukunft bestimmt. Voraussetzung für all diese kreativen Verknüpfungen: Authentizität und Innovation. Nur dann können Klangräume und Konstellationen entstehen, wie SML sie entwickeln und eine überdauernde Wirkung entfalten.
Jörg Konrad

SML
„Small Medium Large“
International Anthem / !K7
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Mittwoch 26.06.2024
Alvin Queen Trio „Feeling Good“
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Er ist einer der ganz großen Schlagzeuger im Jazz, ein Autodidakt, der sich sein erstes Drum-Set noch mit dem Geld das er als Schuhputzer in der Bronx von New York verdiente kaufte. Mit elf trat er schon als Wunderkind in der Gretsch Drum Night von New York neben Art Blakey, Max Roach, Mel Lewis und Charlie Persip auf. Hier begegnete er auch Elvin Jones, der damals noch Teil von John Coltranes Band war und dessen Spiel und Persönlichkeit Queen nicht mehr los ließen.
Mit achtzehn ersetzte Alvin Queen Billy Cobham in der Band von Horace Silver, bei dem er sechs Jahre blieb. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Seine Arbeitgeber waren George Benson, Michael Brecker, Johnny Griffin, Horace Silver, Pharoah Sanders und später natürlich über etliche Jahre Oscar Peterson. Nach einer Europatournee mit Charles Tollivier 1978 verlegte Queen seinen Wohnsitz, wie viele seiner US-amerikanischen Kollegen, nach Europa.
Mittlerweile gehört Alvin Queen zu den wenigen Schlagzeugern, die auch eigene Klavier-Trios leiten. „Feeling Good“, im September letzten Jahres in New Jersey aufgenommen, ist ein wunderbar swingendes, groovendes Album. Queen zeigt hier all seine Finessen, seine energiereiche Trommelkunst, seine temperamentvollen Breaks, dieses unschlagbar pulsierende Zeitgefühl. Gleichzeitig agiert er aus dem Hintergrund, hält das Trio, zu dem Carlton Holmes am Klavier und Danton Boller am Bass gehören, mit Sensibilität und Einfühlungsvermögen zusammen.
Queen ist einer dieser integrierenden und Struktur gebenden Rhythmiker, die ein unbegrenzt scheinendes Trommelvokabular besitzen. Mit diesem pept er die Standards, das klassische Repertoire dieser Aufnahme gehörig auf, blickt trotz dem Alter der Kompositionen wenig zurück, sondern setzt auf „Feeling Good“ Maßstäbe für zukünftiges Jazz-Verständnis. Ein mitreißendes, ein begeisterndes Album.
Jörg Konrad

Alvin Queen Trio
„Feeling Good“
Stunt Records
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Autor: Siehe Artikel
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