36 Postkarten von Heinrich Campendonk, farbige Kleinode des Expressionismus, gehen durch die Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung als Dauerleihgabe an das Museum Penzberg – Sammlung Campendonk
Im Jahr 2002 als Stadtmuseum gegründet und 2016 mit einem Neubau als Kunstmuseum fest verankert, verdankt es seinen Namenszusatz Heinrich Campendonk, dem jüngsten Maler der Künstlergruppe Blauer Reiter. Und der Tatsache, dass sich im Ort die Poststation Oberbayerns befand, von der aus die in Sindelsdorf lebenden Expressionisten Briefe und Postkarten mit der Bahn in die Welt versendeten: an ihre Netzwerke zu Künstlerkollegen, Galeristen und Sammlern.
Heinrich Campendonk (1889 - 1957) fügt dieser Tatsache eine wunderbar sehnsuchtsvolle Komponente hinzu. Er brachte in der Poststation der kleinen Bergarbeiterstadt Penzberg von 1912 an farbig bemalte Postkarten als Liebeswerbung an seine Verlobte Adda Deichmann im weit entfernten Kleve auf den Weg, ebenso wie er seinem Freund und Nachbarn Franz Marc in Abwesenheit „farbige Grüße“ sendete. Sie wurden zu Inkunabeln des Expressionismus, erzählen phantasievoll von drei Millionen inniger Küsse, von Adda in Indien, vom Paradies mit Kühen, Hund, Tiger und Katze und erhalten einen Höhepunkt, als seine kurzfristige militärische Einberufung 1915 Furcht und Schrecken auslöst, bildhaft begleitet von abstrahierten Portraits des Liebenden mit dem sehnlich erbetenen Wunsch, seine Frau und das neugeborene Kind wiedersehen zu dürfen.
Kunsthistorisch bezeugen die Postkarten Campendonks Entwicklung einer eigenständigen, expressionistischen Bildsprache mit außergewöhnlicher Farbqualität und Ideenreichtum. Für das Verständnis seines Oeuvres sind die kleinen Werke von großer Bedeutung.
Angeregt sind sie wahrscheinlich durch die malerisch-poetische Korrespondenz zwischen Franz Marc und Else Lasker-Schüler. Diese „gemalten Grüße“ des jungen Campendonk fügen dem Expressionismus der Blauen Reiter eine weitere Facette hinzu, ebenso wie sie sich in die Postkartentradition der Brücke-Maler einreihen.
Für das Museum in Penzberg sind die Postkarten aus dem Nachlass Campendonks identitätsstiftend und daher von großer Tragweite. Als einziger der Blauen Reiter setzt er sich mit der naheliegenden Bergarbeiterstadt Penzberg auseinander. Die soziale und prekäre Komponente der schweren Arbeit macht er zum Thema seiner Kunst in Gestalt von Kühen und Lastentieren, oder auch Abraumhalden, die er symbolisch abstrahiert. Inhalte, die es in ihrer ganzen Tiefe noch zu erforschen gilt. Campendonks Ikonographie, sein spiritueller Kosmos von Mensch, Tier und Flora ist wegweisend. Bestens ersichtlich ist dies bereits in diesen Kleinoden des Expressionismus, in Form seiner Postkarten mit eben jenem persönlichen Ausdruck, der dem Publikum einen wunderbaren Zugang bereitet.
Nun ist die Ernst von Siemens Kunststiftung dem Wunsch des Museums nachgekommen, das bedeutende Konvolut von 36 Künstlerpostkarten Campendonks zu erwerben und der städtischen Sammlung als Dauerleihgabe zu übergeben. Für die städtische Institution kommt diese großzügige Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt: Tatsächlich wird sie der Sammlung Campendonk nach dem Rückzug einiger wichtiger Leihgaben eine dringend benötigte, dauerhafte Basis verleihen. In der gegenwärtig äußerst angespannten Finanzlage der Stadt ist das Museum über diese großzügige und stabilisierende Maßnahme von außen, die das Fortbestehen sichert, äußerst dankbar.
„Der enge Bezug zu Penzberg und die Dokumentation des privaten Austausches eröffnen den Betrachtern einen sehr persönlichen Zugang zu Campendonks Leben und Werk, da die Postkarten private Themen mit künstlerischen Sujets des Blauen Reiters verbinden. Aus diesem Grund war es für uns besonders wichtig, das gesamte Konvolut zu sichern, vor einer Zerstreuung zu bewahren und den Ankauf komplett zu finanzieren“, betont Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung. Mit dem Ankauf einer weiteren Postkarte unterstützt auch der Freundeskreis Heinrich Campendonk e. V. das Museum Penzberg.
Heinrich Campendonk (1889 - 1957) fügt dieser Tatsache eine wunderbar sehnsuchtsvolle Komponente hinzu. Er brachte in der Poststation der kleinen Bergarbeiterstadt Penzberg von 1912 an farbig bemalte Postkarten als Liebeswerbung an seine Verlobte Adda Deichmann im weit entfernten Kleve auf den Weg, ebenso wie er seinem Freund und Nachbarn Franz Marc in Abwesenheit „farbige Grüße“ sendete. Sie wurden zu Inkunabeln des Expressionismus, erzählen phantasievoll von drei Millionen inniger Küsse, von Adda in Indien, vom Paradies mit Kühen, Hund, Tiger und Katze und erhalten einen Höhepunkt, als seine kurzfristige militärische Einberufung 1915 Furcht und Schrecken auslöst, bildhaft begleitet von abstrahierten Portraits des Liebenden mit dem sehnlich erbetenen Wunsch, seine Frau und das neugeborene Kind wiedersehen zu dürfen.
Kunsthistorisch bezeugen die Postkarten Campendonks Entwicklung einer eigenständigen, expressionistischen Bildsprache mit außergewöhnlicher Farbqualität und Ideenreichtum. Für das Verständnis seines Oeuvres sind die kleinen Werke von großer Bedeutung.
Angeregt sind sie wahrscheinlich durch die malerisch-poetische Korrespondenz zwischen Franz Marc und Else Lasker-Schüler. Diese „gemalten Grüße“ des jungen Campendonk fügen dem Expressionismus der Blauen Reiter eine weitere Facette hinzu, ebenso wie sie sich in die Postkartentradition der Brücke-Maler einreihen.
Für das Museum in Penzberg sind die Postkarten aus dem Nachlass Campendonks identitätsstiftend und daher von großer Tragweite. Als einziger der Blauen Reiter setzt er sich mit der naheliegenden Bergarbeiterstadt Penzberg auseinander. Die soziale und prekäre Komponente der schweren Arbeit macht er zum Thema seiner Kunst in Gestalt von Kühen und Lastentieren, oder auch Abraumhalden, die er symbolisch abstrahiert. Inhalte, die es in ihrer ganzen Tiefe noch zu erforschen gilt. Campendonks Ikonographie, sein spiritueller Kosmos von Mensch, Tier und Flora ist wegweisend. Bestens ersichtlich ist dies bereits in diesen Kleinoden des Expressionismus, in Form seiner Postkarten mit eben jenem persönlichen Ausdruck, der dem Publikum einen wunderbaren Zugang bereitet.
Nun ist die Ernst von Siemens Kunststiftung dem Wunsch des Museums nachgekommen, das bedeutende Konvolut von 36 Künstlerpostkarten Campendonks zu erwerben und der städtischen Sammlung als Dauerleihgabe zu übergeben. Für die städtische Institution kommt diese großzügige Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt: Tatsächlich wird sie der Sammlung Campendonk nach dem Rückzug einiger wichtiger Leihgaben eine dringend benötigte, dauerhafte Basis verleihen. In der gegenwärtig äußerst angespannten Finanzlage der Stadt ist das Museum über diese großzügige und stabilisierende Maßnahme von außen, die das Fortbestehen sichert, äußerst dankbar.
„Der enge Bezug zu Penzberg und die Dokumentation des privaten Austausches eröffnen den Betrachtern einen sehr persönlichen Zugang zu Campendonks Leben und Werk, da die Postkarten private Themen mit künstlerischen Sujets des Blauen Reiters verbinden. Aus diesem Grund war es für uns besonders wichtig, das gesamte Konvolut zu sichern, vor einer Zerstreuung zu bewahren und den Ankauf komplett zu finanzieren“, betont Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung. Mit dem Ankauf einer weiteren Postkarte unterstützt auch der Freundeskreis Heinrich Campendonk e. V. das Museum Penzberg.
Museum Penzberg - Sammlung Campendonk
Am Museum 1
82377 Penzberg
Am Museum 1
82377 Penzberg
Abbildungen:
- Heinrich Campendonk, Meiner Adda - Zwei Pferde und Mond, 1915, Collage, Deckfarben und Feder
- Heinrich Campendonk, Der Soldat, 1915, Zeichnung Bleistift auf Papier?
- Heinrich Campendonk, Ich liebe Adda, 1915, Collage, Deckfarben über Tuschfeder
Copyright für alle Abb.: Dauerleihgabe Ernst von Siemens-Kunststiftung, Museum Penzberg - Sammlung Campendonk © VG Bild-Kunst,
Bonn 2024
- Heinrich Campendonk, Der Soldat, 1915, Zeichnung Bleistift auf Papier?
- Heinrich Campendonk, Ich liebe Adda, 1915, Collage, Deckfarben über Tuschfeder
Copyright für alle Abb.: Dauerleihgabe Ernst von Siemens-Kunststiftung, Museum Penzberg - Sammlung Campendonk © VG Bild-Kunst,
Bonn 2024