Mike Stern hat schon einige der kühnsten Gipfel seiner Kunst erklommen und fand sich zugleich immer wieder in den dunkelsten Tälern des Lebens wieder. Der 1953 in Boston geborene Gitarrist fand in frühen Jahren genau den musikalischen Ausdruck, der ihn sein lang Leben begleiten sollte. Stern spielte Rock'Roll, hatte Zugang zum Blues, stellte sich mit Leidenschaft den Herausforderungen der Improvisation. Während des Studiums am
Berklee College of Music war kein geringerer als
Pat Metheny sein Dozent. Dieser spürte sofort Sterns Talent, erkannte seine Möglichkeiten und vermittelte ihn an
Bobby Columbo und seine Band
Blood Sweat & Twears. Das war sozusagen das erste Sprungbrett zu einer großen Karriere, im Bereich von Jazz, Blues und Rock.
Während eines Konzerts mit dem Schlagzeuger
Billy Cobham entdeckte ihn zu Beginn der 1980er Jahre kein geringerer als Miles Davis, der Stern sofort in seine Band holte. Ein Ritterschlag, der dem Gitarristen die Tore in die oberste Liga der Jazzinstrumentalisten öffnen sollte.
Von nun an spielte Stern mit den bekanntesten Musikern der Szene, gründete eine eigene Band, wurde als Solist zu internationalen Festivals eingeladen. Er klang mit seinen hingebungsvollen Blues-Licks, den Funk-Riffs und den dramaturgisch perfekt inszenierten Solo-Exkursen wie ein austrainierter Gitarrist aus der Heavy-Fraktion – mit starker Bodenhaftung. Diese Hingabe und Freude am Spiel, haben es ihm immer wieder ermöglicht, seelische und körperliche Defizite auszugleichen.
Sterns neustes Album ist ein üppiges wie beseeltes Statement, eines überaus musikalischen Gitarristen samt Band. Es ist randvoll mit eigenen Kompositionen und eingespielt von einer All-Star-Band in unterschiedlichen Besetzungen. Mit dabei sind
Chris Potter (Tenorsaxophon),
Christian McBride und
Richard Bona (Bass),
Antonio Sanchez und
Dennis Chambers (Schlagzeug), Mikes Frau
Leni Stern (an der Ngoni, einer ein- bis siebensaitigen Binnenspießlaute aus Westafrika),
Arto Tuncboyacian und dem Pianisten und Keyboarder
Jim Beard, der das Album auch produzierte und kurz nachdem im Alter von 63 Jahren verstarb. Stern hat dieses Album Beard gewidmet.
Insgesamt bestechen die klaren Strukturen, die druckvolle Dramaturgie, die traumhafte Zusammenarbeit und der verspielte Austausch untereinander und natürlich die explodierenden Solis. All dies lässt „
Echoes And Other Songs“ zu einem der besten Mike Stern-Album werden.
Jörg Konrad
Mike Stern
„Echoes And Other Songs“
Mack Avenue