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Montag 11.11.2024
Landsberg: Dieter Ilg Trio - Nun auch Ravel
Foto: Till Brönner
Landsberg. Er hatte, wenn auch nicht alle, so doch schon viele der großen Klassiker im Repertoire: Bach, Beethoven, Wagner, Verdi – und nun auch Ravel. Dieter Ilg, der Bassist, beschäftigte sich für sein neues Projekt konzentriert mit dem französischen Impressionisten. Vielleicht fällt es bei ihm auch am leichtesten einen Bezug zum Jazz herzustellen, denn Ravel (1875-1937) ließ sich in seiner Kompositionsarbeit stark von Jazz und Blues beeinflussen und war zudem mit George Gershwin befreundet. Als Gershwin gar bei Ravel Unterricht nehmen wollte, soll dieser gesagt haben: „Warum wollen Sie ein zweitklassiger Ravel werden, wo Sie doch ein erstklassiger Gershwin sind?“
Nun präsentierte am Sonntagabend das Dieter Ilg Trio seinen musikalischen Bezug zu dem Franzosen live im Landsberger Stadttheater. Dass sich Jazzmusiker intensiv mit klassischen Komponisten auseinandersetzen, ist nicht neu. Doch Dieter Ilg, Rainer Böhm am Klavier und Schlagzeuger Patrice Heral gehen völlig andere Wege, als zum Beispiel Jaques Loussier mit seinen Bach-Projekten, oder der turbulent swingende Eugen Cicero, der Anfang der 1970er Jahre Tschaikowsky und Liszt verjazzte.
Die Vertonungen durch das Ilg-Trio klingen modern, sie gehen über die swingende Grundierung und improvisatorische Geläufigkeit der beiden Vorgänger hinaus. Ilgs Musik, durchweg auf originalen Ravel-Kompositionen fußend, wirkt dramaturgisch vielschichtig, spannungsreich, substanziell und vor allem befinden sich alle drei Musiker während des gesamten Konzerts instrumental auf Augenhöhe. Diese Musik atmet, pulsiert, bewegt sich zum Teil auch weit entfernt von den Vorgaben. Ihre Artikulationsskala scheint unerschöpflich, ob lyrisch, temperamentvoll, kontemplativ oder leidenschaftlich motorisch – das Trio befand sich in einem ständigen interpretatorischen Schöpfungsprozess.
Exemplarisch die Abstrahierung der wohl bekanntesten Ravel-Komposition, dem „Bolero“, über die dessen Schöpfer selbst einmal sagte, es sei ein „reines Orchesterstück ohne Musik“. Dem Trio ging es am Sonntag weniger um das stete Anschwellen, das sich steigernde Crescendo als Merkmal. Die drei Musiker zerpflückten das Stück, bearbeiteten individuell den Marschrhythmus, das Thema und die Harmonien, versetzten und verschoben alles, wie in einem Puzzle, fanden zueinander, entfernten sich wieder voneinander – ohne die tonale Kommunikationsbasis zu verlieren. Nichts diente hier einem ästhetischen Selbstzweck. Rainer Böhm beeindruckte am Klavier besonders durch seine Intensitätsschübe, seine raffiniert fließenden Improvisationen, aber auch durch einen lyrischen Gestus. Der aus Montpellier stammende Schlagzeuger Patrice Heral ist auch ein Klangzauberer, der mit Schlegeln, Besen, Sticks, oder ganz einfach mit dem Hand Drumming immer neue (rhythmische) Farben entwarf. Grundiert wurde alles professionell, cool und brodelnd von Dieter Ilg, der mit seinem Instrument Freiräume aufriss, die von seinen beiden Mitmusikern essentiell und innovativ gefüllt wurden.
Jörg Konrad
Autor: Siehe Artikel
Foto Sarah Maria Sun: Thomas Schloemann
Samstag 09.11.2024
Landsberg: Silence Is Golden
Landsberg. Was haben „Le rire Physiologique“ von Georges Aperghis, Gustav Mahlers „Rheinlegendchen“ und George und Ira Gershwins „The Man I Love“ gemein? Es sind allesamt Liebeslieder, die teilweise mit einem leichten Augenzwinkern die Magie und weltliche Verlorenheit des Verliebtseins im Allgemeinen im Blick haben und den „Beziehungsstress“ derartiger Romanzen im Besonderen thematisieren. Sarah Maria Sun (Gesang), Kilian Herold (Klarinette) und Jan Philip Schulze (Klavier) haben sich ein aufreizendes Programm unter dem flachsigen Titel „Silence Is Golden“ erarbeitet, das abwechslungsreich, harsch und zugleich wunderschön, herausfordernd bis provozierend, manchmal gar bizarr die Klassik und deren Randgebiete durchforstet. Und die drei sind fündig geworden, tasteten sich beim Landsberger Rathauskonzert am Freitagabend mit Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen“ langsam an das Publikum heran, um nach dem maniriert interpretierten Jazzstandard „The Man I Love“ in Kabarett-Songs von Benjamin Britten zu landen und mit Bernstein-Kompositionen die Leichtigkeit von Broadway-Melodien zu unterstreichen
Nach der Pause wurde es ernst – mit noch mehr Humor, mit Slapstick und Hysterie, mit Spontanität und Energie und vollem Körpereinsatz. Speziell „Le rire physiologique“ (1982) von Georges Aperghis, einem theatralisch in Szene gesetzten Sketch über die unterschiedlichen Variationen des Lachens, und György Ligetis „Mysteries of the grand macabre“ (Ligeti hatte dieses absurde Theaterstück mit seinen drei Arien selbst als Anti-Oper bezeichnet) leben vom Temperament, vom vocalen und instrumentalen Ausdruck der Ausführenden, auch vom Mut, was diese Repertoirezusammenstellung betrifft. Denn Walzer-Glückseligkeit, neben vocalen Staccato-Attacken, schnalzende, kehlige Laute neben wunderschönen Klarinettenmotiven – das will erst einmal selbstbewusst über die Bühne gebracht werden. Alles zusammen klang wie ein großer aufregender Baukasten, randvoll mit Traditionen und Visionen, mit Interaktionen und dramaturgischer Lust. Auf diese Weise bricht man allzu Konservatives mit Leidenschaft auf und zeigt damit neue Wege in der Klassik. Und das alles zur großen Begeisterung des Publikums. Besser geht’s nicht!
Jörg Konrad
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Samstag 26.10.2024
Germering: Anke Helfrich Trio – Engagierter Jazz
Germering. Das Klaviertrio ist eine der beliebtesten Besetzungen im Jazz. Etabliert haben dieses Format Erroll Garner und Bud Powell Ende der 1940er Jahre, gefolgt von Ahmad Jamal, die zwar jeweils völlig unterschiedliche Persönlichkeiten waren, aber sich doch besonders in dieser Gruppierung kreativ und abenteuerlustig zeigten.
Heute sind die jährlichen Album-Veröffentlichungen in dieser Besetzung kaum noch zu zählen. Was jedoch nicht bedeutet, das Thema wäre ausgereizt, oder es gäbe diesbezüglich musikalisch nichts Neues mehr zu sagen resp. zu spielen.
Auch die deutsche Pianistin Anke Helfrich favorisiert das Klavier-Trio, zu dem sie aber hin und wieder Gastsolisten einlädt. Ihre letzte Produktion, „We'll Rise“ von 2023 sprengte jedoch den rein musikalischen Rahmen, in dem sich die in Namibia aufgewachsene Musikerin in zehn Songs auf Künstlerinnen und Aktivistinnen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen bezog. Mit diesem Programm gastierte das Anke Helfrich Trio am Freitagabend in der Reihe Jazz It in der Germeringer Stadthalle. Und es war ein furioses Konzert, das den Jazz in den unterschiedlichsten Schattierung präsentierte.
Eine der großen Favoriten der Pianistin ist Thelonious Monk, dieses geniale, sich zwischen Exzentrik und pianistischer Tektonik bewegende Genie am Instrument. Wichtigen Frauen an Monks Seite ist zum Beispiel das Stück „The Nell-Nica“ gewidmet, einer Zusammenstellung aus den Namen seiner Ehefrau Nellie Smith und der Jazz-Mäzenin Pannonica (genannt Nica) de Koenigswarter. Andere Kompositionen ehren die Malerin Frida Carlo („Prologue: Colors of Frida“), die britische Forscherin Rosalind Franklin, die australische Ausnahmesportlerin Cathy Freeman („’Cos I’m Free“) oder die Pianistin Geri Allen („Time Will Tell“). Eine engagiertes Herangehen, nicht nur was den musikalischen Aspekt Anke Helfrichs betrifft, sondern auch die Sichtbarmachung einer gesellschaftlichen Eigenart besonders der Vergangenheit, die enormen Leistungen von Frauen nicht entsprechend zu würdigen.
Die Musik des Trios bewegt sich natürlich auf den Spuren eines kantigen Thelonious Monk, der für Anke Helfrich eine Art Hausheiliger ist. Zugleich swingt aber das Trio unglaublich gelenkig, finden die langjährigen musikalischen Partner Dietmar Fuhr (Bass) und Jens Düppe (Schlagzeug) fast im Blindflug zueinander. Alles an diesem Abend scheint einem überzeugenden Gedanken des Teamplays geschuldet – selbst die einzelnen Solopassagen wären ohne die Vorlagen und Beiträge der Mitspielerin und des Mitspielers kaum vorstellbar. Manches gelingt in diesem Zusammenspiel schmerzhaft schön, anderes beeindruckt aufgrund der blitzschnellen Wechsel und eigenwilligen Struktur der Kompositionen. Es wird verschoben und verdichtet, am Tempo geschraubt und der Gruppendynamik viel Raum gelassen. Letztendlich bleibt ein Musikabend, der insgesamt reines Vergnügen war – für Kopf und Bauch.
Jörg Konrad
Das neue Programm der Germeringer Reihe Jazz It für 2025 steht. Die Termine:
24. Januar 2025: Marialy Pacheco (Klavier)
21. März 2025: Markus Harm Group
06. Juni 2025: Peter Gall Quintet
19. September 2025: Scott Hamilton & Friends
28. November 2025: Libor Smoldas NYC Trio (mit Jay Anderson, bass & Adam Nussbaum, drums)
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 24.10.2024
München: Anja Lechner Solo – Fest der Poesie
Fotos: TJ Krebs
Himmelfahrtskirche. Es ist knapp zehn Jahre her, da antwortete
Anja Lechner in einem Interview des „Alpenfeuilleton“ auf die Frage, wie sie den Grad der Freiheit in ihrem Spiel beschreiben würde: „
Man kann die richtigen Noten auch „richtig“ falsch spielen, wenn man zum Beispiel zu wenig über die verschiedenen Epochen Bescheid weiß und keine Unterschiede in der Artikulation und Phrasierung im Ausdruck macht.“ Und an anderer Stelle zum gleichen Thema: „
Musik ist Musik, Kategorien existieren für mich persönlich nicht.“
Am Mittwoch gastierte Anja Lechner an jenem Ort, an dem auch ihr letztes Album „Bach Abel Hume“ (ECM) eingespielt wurde: Der
Himmelfahrtskirche in
München Sendling. Und sie spielte virtuos im Sinne von ausdrucksstark, kraftvoll und vital und dabei doch immens sinnlich, sie schuf in wunderbarer Akustik Klangbilder, die tief berührten, und doch auch fröhliche Miniaturen beinhalteten. Ihre Interpretationen von
Johann Sebastian Bach (1685-1750),
Tobias Hume (1579-1645) und
Carl Friedrich Abel (1723-1787) - eine unwiderstehliche Mischung aus Kraft, Geschmeidigkeit, Melancholie und beeindruckendem Einfühlungsvermögen.
Das Besondere an Anja Lechner ist, dass sie den kompositorischen Vorgaben, so unterschiedlich diese sich schon aufgrund ihrer Entstehung und der Biographien ihrer Verfasser darstellen, auf Augenhöhe begegnet. Egal welche Stimmungsbilder die Musik erfordert, ob dramatisch temperamentvoll, tänzerisch leicht oder einfach nur verspielt, die Cellistin wird den Vorgaben respektvoll und feinsinnig gerecht. Aufgrund ihres zu Beginn formulierten Standpunktes erschließt sich bei ihr die Musik wie selbstverständlich, sie wird ohne Netz und doppelten Boden zu einem solistischen Fest von Können, Charme und Eloquenz. Dieser Abend hatte fast alles, was Musik zu bieten hat: Nachdenklichkeit, Hingabe, Schönheit, Subtilität, Poesie - und auch Stille.
Jörg Konrad
(Rezension zum Album „Bach Abel Hume“
hier)
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Mittwoch 23.10.2024
München: Moutin / Omicil / Moutin – kurz M.O.M.
Fotos: TJ Krebs
Unterfahrt. Es war eine ebenso unscheinbare wie sehenswerte Serie. „The Eddy“ lief 2020 bei Nertflix und alles drehte sich um einen Pariser Nachtclub gleichen Namens. Die Zeit titelte damals: „Eine Serie zum Hinhören“. Regisseur Damien Chazelle erzählte die (Lebens-)Geschichten der Protagonisten, die größtenteils Jazzmusiker waren.
Ein Ergebnis dieser Serie stand am Dienstag auf der Bühne der Münchner Unterfahrt. Denn Multiinstrumentalist Jowee Omicil und Bassist Louis Moutin lernten sich am Set der Serie kennen. Anschließend gab es dann mit Louis Zwillingsbruder, dem Schlagzeuger Francois Moutin, im privaten Umfeld einige schweißtreibende Sessions. Nun tourt das Trio M.O.M. (vorerst noch) quer durch Europa und begeistert mit einer der intensivsten Besetzungen des Jazz.
Die Moutins sind Meister ihres Fachs. Auf etlichen Alben sind sie als gut geölte Rhythmusmaschine zu finden. Alles was sie angehen, was sich unter ihrer Federführung zwischen Bass und Schlagzeug abspielt, scheint ihnen zu gelingen. Und in Jowee Omicil haben sie einen neuen, einen bärenstarken, musikalisch ausgebufften Partner gefunden. Timing und Kommunikation, der Fluss ihrer Sets stimmte von Beginn an. Ihr Auftritt bewegte sich mit und ohne Zitaten zwischen Coltrane und Fela Kuti, es gab Spitzen aus dem Repertoire eines späten Miles Davis, Ornette Colemans Geist stand im Raum und auch der Don Cherrys bzw. Eric Dolphys. Soviel Jazzgeschichte in gut zweieinhalb Stunden ist selten. Und nie hatte man das Gefühl, sich akustisch in der Vergangenheit zu bewegen. Alles war lebendig, modern, packend und intensiv.
Alle drei verstehen eine Menge von Dramaturgie, ohne die eigene Leidenschaft an irgendeiner Stelle einzugrenzen. Im Gegenteil. Die Hingabe und Freude, mit der das M.O.M Trio den Raum füllte, begeisterte auch das Publikum. Hier vereinten sich nahtlos Tradition, Gegenwart und vielleicht auch Zukunft des Jazz. Und sei es nur, weil selbst in derart konzentrierten Spielmomenten das Entertainment, der Humor nicht zu kurz kam.
Die Zwillingsbrüder ließen die Rhythmen regelrecht explodieren, brannten ein Feuerwerk an Takt-Wechseln, rhythmischen Fantasien und gnadenlosem Groove ab. Ein tanzendes Perkussionsorchester, in und außerhalb der Zeit. Jowee Omicil Spiel war ebenso spannend wie ökonomisch – auch diffizil. Ein Rohdiamant des Jazz, dessen musikalische Bühnenpräsenz faszinierte. Nie war sein Spiel Selbstzweck. Wenn der Kanadier, der heute wie seine beiden Rhythmiker in Paris lebt, die Pockettrompete, die Bassklarinette, die Flöte, erst recht das Tenorsaxophon nutzte, dann weil die Musik genau in dem Augenblick diesen Schub und Sound brauchte. Omicil ein Geheimtipp? Dieses Trio jedenfalls war ein Beispiel für die Grenzenlosigkeit der Musik im Allgemeinen – und des Jazz im Besonderen.
Jörg Konrad
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Montag 21.10.2024
Landsberg: Ottla - Das Überdrehte ist Programm
Landsberg. Eine neue Band zu formieren dürfte heute nicht all zu schwer fallen. Schwieriger scheint hingegen die Frage: Welche Art von Musik soll letztendlich gespielt werden? Geht es dabei mehr um den Erfolg, den persönlichen Spaß, einen offenkundigen Kunstanspruch oder die Erfüllung von schlichtem Größenwahn? Alles gemeinsam umzusetzen wäre natürlich eine Idealvoraussetzung. Zu guter Letzt muss auch noch ein Bandname gefunden werden. Sind nach diesen positiv gelösten Fragen sämtliche Bandmitglieder noch an Bord, sind die gröbsten Klippen und Gletscher einer erfolgreichen Formationsgründung überstiegen.
So oder ähnlich verlief der Findungsprozess der belgischen Formation Ottla, die am Sonntagabend zu Gast im Landsberger Stadttheater war. Ottla haben sich vor einigen Jahren gefunden, waren zeitweise ein Sextett, auch ein Quintett und touren heute als Quartett durch die Lande. Auch hat sich ihre stilistische Ausrichtung im Laufe der Jahre verändert. Heute bewegen sich Bert Dockx und seine Mannen in einem Grenzbereich, an dessen äußerer Markierung entlang sich Rock'n Roll, Jazz, elektronische Kammermusik, Indie-Pop und Folk bewegen. Das klingt nicht nur an dieser Stelle nach Abenteuer. Auch auf der Bühne stöbern, wildern, durchforsten Gitarrist Dockx, Thomas Jillings (Saxophon, Klarinette, Synthesizer), Gerben Brijs (Bass) und Louis Evrard (Schlagzeug) Mögliches und scheinbar Unmögliches aus der musikalischen Schatz- und Archivkiste. Sie wägen kaum ab, was ästhetisch zueinander passt, sondern spielen beinahe drauflos, finden aufgrund ihrer Persönlichkeiten einen gemeinsamen Nenner, den sie dann auf die Musik übertragen. Manche Songs, wenn man die einzelnen Stücke so nennen darf, haben mehr Struktur als andere. Immer an vorderster Front: Gitarrenmagier und Vollblutkosmopolit Dockx.
Improvisationen spielen bei Ottla eine große Rolle, auch Provokationen (im positiven Sinn versteht sich). Manchmal tobt der Groove, dann ist wieder Stille angesagt – ein kalkuliertes Chaos allenthalben. Das Überdrehte ist Programm. Bei Ottla, benannt nach Kafkas jüngster Schwester, werden immense Energien frei. Selbst der Thelonious Monk Hymne „Epistrophgy“ verleihen sie in der Zugabe illustre Flügel und platzieren sie ganz in der Nähe von klassischem Rock'n'Roll. Ein antitraditionelles Manifest, so spannend wie dekonstruktovistisch.
Ein Schweizer Trio nannte Mitte der 1990er Jahre ein Album einmal „Hardcore Chambermusic“. Auch so könnte man den Sonntagabend in Landsberg überschreiben.
Jörg Konrad
Autor: Siehe Artikel
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