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1. Fürstenfeld: Sebastian Studnitzky & Andrii Pokaz
2. Landsberg: Anatevka ist überall – Tewje, ein positiver Melancholiker
3. Fürstenfeld: Trailer Park – Wie eine kalte, traurige Welt
4. München: Hans-Joachim Roedelius
5. Olching: Shunske Sato und Shuann Chai – Einer der Höhepunkte des Jahres
6. Landsberg: Eric Bibb – Solistischer Zeremonienmeister
Donnerstag 05.12.2024
Fürstenfeld: Sebastian Studnitzky & Andrii Pokaz
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Fotos: TJ Krebs
Grenzüberschreitender musikalischer Dialog mit dem Duo Pokaz-Studnitzky

Was verbindet Odessa und Berlin? Vor allem das Duo Andrii Pokaz und Sebastian Studnitzky! Im Rahmen der JazzFirst Reihe im Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck erlebte das Publikum ein unglaublich berührendes, intensives Konzert, mit dem ukrainischen Pianisten Andrii Pokaz und dem Berliner Trompeter Sebastian Studnitzky.

Die beiden Musiker verbindet eine langjährige, tiefgehende Freundschaft, geprägt von gemeinsamen Erlebnissen in Odessa, Berlin und all ihren Auftritten im Duo oder dem Odesa Philharmonic Orchestra. Die Kompositionen auf der Feder von Pokaz und Studnitzky strahlen Optimismus aus in diesen doch eher düsteren Zeiten. Pokaz Klavierspiel ist ungemein kraftvoll und virtuos. Er holt alles aus dem Steinway raus, während Studnitzky voll Fingerspitzengefühl, aber nicht weniger kraftvoll, mit Pokaz kommuniziert und agiert. Auch Standards dürfen an dem Abend nicht fehlen, erst mal keine Klassiker, sondern Stings „Fragile“ oder Radioheads „Reckoner“ werden hier zum Besten gegeben. Das Publikum, sichtlich beeindruckt, wird mit zwei Zugaben belohnt: einem Stück aus Hermeto Pascoals Zyklus „Calendario“ und als krönenden Abschluss Harold Arlens unvergleichliche Ballade „Somewhere over the Rainbow“, einfach die Welt hinter sich lassen, irgendwo hingehen und fernab träumen, am liebsten von Frieden und einer Welt ohne Kriege…

Ein mitreißender Konzertabend, der nachdenklich Zuversicht verbreitet. Musik kennt keine Grenzen und baut Brücken, verbindet Nationen, spendet Trost in lebensverändernden Zeiten und lenkt von Sorgen und Nöten ab.
Text & Fotos: Thomas J.Krebs
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Foto: Veronika Eckbauer
Montag 02.12.2024
Landsberg: Anatevka ist überall – Tewje, ein positiver Melancholiker
Landsberg. Als im September 1964 in New York das Musical „Fiddler of the Roof“ seine Uraufführung erlebte, ahnten nur sehr wenige, welchen Erfolg dieses doch auch ernste Stück auf den Bühnen der leichten Muse bis in unsere Gegenwart haben sollte. Zugleich kann man diese erste Bühnen-Inszenierung von „Tewje, der Milchmann“ aber auch als einen theatralischen Akt der Aufklärung verstehen, denn nur wenige Menschen im „Westen“ wussten damals vom Lebensschmerz der Juden im „Osten“. Diese Exotik wurde aufgrund der New Yorker Aufführung und der späteren sehr erfolgreichen Verfilmung häufig romantisiert. Erst mit der Zeit kam, neben all dem Witz und dem hintersinnigen Humor den das Stück beinhaltet, auch dessen Tragik deutlicher zur Geltung.
Am Sonntag präsentierte Michael A. Grimm vom Hofspielhaus München im Landsberger Stadttheater „Anatevka ist überall“. Grundlage für diese Aufführung ist der Roman „Tewje, der Milchmann“ von Scholem Alejchem.
Er beinhaltet einen Monolog, den eben jener Milchmann Tewje klagend über sein Leben in dem kleinen jüdischen Dorf Anatevka in der Ukraine hält. „Arm an Geld, doch reich an Töchtern“, träumt er „von einem Dasein ohne Entbehrung“. Die Inszenierung von Christiane Brammer und Veronika Eckbauer stützt sich größtenteils auf das Original von Alejchem, wurde aber aufgrund der politisch dramatischen Entwicklungen in der Ukraine leicht aktualisiert – ohne damit jedoch das Grundgefüge, bzw. den Inhalt dieses Monologs zu ändern.
Tewje klagt und greint in seiner tragisch-komischen Art über sein Leben und manchem Schicksalsschlag, den er erfahren muss. Dabei ist er schwer damit beschäftigt, seine Töchter zu verheiraten, was ihm im Laufe seines Lebens nur bedingt zur eigenen Zufriedenheit gelingt und seine Frau Golde zufriedenzustellen. Doch er nimmt zugleich das Leben so wie es kommt. Ein Mensch, der noch unter Schmerzen schlitzohrig lacht, der in jedem anstehenden Problem, hinter jedem Konflikt, neben jedem Schlamassel auch etwas für sich Heiteres und Akzeptables entdeckt. Ein positiver Melancholiker, der in ständiger Zwiesprache mit seinem Gott steht, der zwar Tewjes Probleme nicht lösen kann, doch dessen vermeintliche Ratschläge, weil von höherer Instanz, helfen, das Elend zu ertragen.
Michael A. Grimm füllt diesen fröhlichen wie auch frommen Juden, diesen demütigen Charakter und sein ungeduldiges Temperament authentisch aus. Als Milchbauer tanzt und lacht er aus vollem Herzen, er freut sich über jeden gelungenen „Deal“ - auch wenn dieser letztendlich doch nicht zustande kommt, man spürt seine unendliche Trauer über den Suicid der dritten Tochter und seine Fassungslosigkeit über die Progrome seiner Nachbarn im kleinen Schtetl. Er spielt dieses melancholische Energiebündel treffend, ruft zudem seine musikalischen Ambitionen ab und bringt sie in voller Emotionalität über die Bühne. Eine Paraderolle für Grimm, in der er aufgeht und für die ihm das Publikum stehend applaudiert.
Jörg Konrad
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Donnerstag 28.11.2024
Fürstenfeld: Trailer Park – Wie eine kalte, traurige Welt
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Fotos: Andreas Etter
Fürstenfeld. Tanz bedeutet auch immer Ausdruck der Zeit, in der wir leben. Dabei muss die Handlung eines Stückes nicht unbedingt im Vordergrund stehen. Manchmal liegt das Besondere einer Inszenierung in dem Umstand, eben keinen roten Faden zu besitzen. Unter diesem Gesichtspunkt spiegelt die von Moritz Ostruschnjak choreographierte Aufführung „Trailer Park“ am gestrigen Mittwoch in Fürstenfeld, wie nur wenig andere, unsere Gegenwart. Tanzmainz war in bestechender Form – hat gezeigt, wozu Inszenierungen in der Lage sind, wie gefordert die Tänzerinnen und die Tänzer werden – und trotzdem ein leicht fader Nachgeschmack bleibt, der dem Zeitgeist geschuldet scheint.
Das Stück wurde schon im Vorfeld als eine World-Wide-Web-Revue apostrophiert – was auch immer das ist. Vielleicht kommt man dem Inhalt am nächsten, stellt man sich so das Zappen auf einem TV-Gerät mit dutzenden von Sendern spät nachts vor. Alle paar Sekunden ein anderes Bild, ein anderer Sound, eine andere Handlung. Permanente Schlaglichter – mal authentisch, mal künstlich, mal nachrichtlich verpackt, mal pure Unterhaltung.
Vieles verlief im choreographischen Ablauf kunterbunt. Angefangen bei den Kostümen: Schrill, individuell, mehr aus den 1980er als aus den 2000er Jahren. Die Musik beglückte von der Counter-Tenor Arie bis zum Industrial-Getöse, vom Folksong bis zur modernen Pophymne, vom Ambient-Rauschen bis zum Kinderlied.
Und die Tänzer? Die bewegten sich, wie es sich in der Postmoderne gehört. Überwiegend isoliert, produzierten und arbeiteten sie ihr jeweiliges Ego ab. Ein jeder lief sportlich seine Bahnen, sprang artistisch seine Figuren, distanzierte sich, bis auf ganz wenige Ausnahmen, von seinen Nebenpartnern. Gesellschaftliche Prozesse finden nun einmal kaum noch im miteinander, stattdessen eher nebeneinander statt.
Statt Grazie und Eleganz war Druck und Stress zu spüren, auch Wut, die sich durch dauerhafte Bewegung (vielleicht und endlich) löst. So ist die Zeit, in der wir leben. Und diese dauerhaften Bewegungen erinnern mehr an ein individuelles Zappeln, erinnern mehr an eine geschüttelte Unruhe, als an eine Befreiung oder Bereicherung durch soziale Beziehungen. Es wirkt wie eine kalte, traurige Welt, in der sich das Ensemble auf dunkler Bühne versucht auszutoben – ohne dies in der Endkonsequenz auch glaubwürdig zu schaffen. Zwar macht die Choreographie in Bewegungsanforderungen in einigen Momenten schwindelnd – aber letztendlich steht immer die äußere Selbstdarstellung im Weg.
Trotzdem muss man „Trailer Park“ als ein wichtiges Stück begreifen, das eben Zeitgeist beinhaltet, ein Lebensgefühl vermittelt, eine Geisteshaltung schlicht dokumentiert. Doch was diese Aufführung eben auch sehr deutlich macht: In allen gesellschaftlichen Bereichen scheint noch gewaltige Luft nach oben. Insofern ist „Trailer Park“ ein Stück, in der man sich wiederfinden kann, mit dem man sich auseinandersetzen kann und sollte, auch, weil dieses Stück die Vielfalt und Buntheit unserer Kultur zum Ausdruck bringt.
Insofern sei an dieser Stelle auf folgendes hingewiesen. Es ist ein regelrechtes Trauerspiel, dass große überregionale Tageszeitungen die lokale Kulturpolitik schon seit Jahren zu 90% ignoriert. Viele kulturelle Veranstaltungen sind, als Beispiel im Landkreis Fürstenfeldbruck, den verantwortlichen keine Meldung wert. Es gab Zeiten, in denen an fünf(!) Wochentagen jeweils eine ganze Kulturseite erschien, vollgepackt mit Artikeln, Rezensionen, Interviews, Vorberichten etc.
Eigentlich keine Zauberei, immerhin gibt es allein im Landkreis Fürstenfeldbruck drei große Kulturhäuser (Germering, Fürstenfeldbruck, Puchheim), plus etliche Veranstalter, die Theater, Konzerte, Lesungen u.ä, präsentieren. Doch der Straßenunfall an der nächsten Kreuzung scheint von größerer Wichtigkeit.
Was bedeutet nun diese Nicht-Beachtung? Kultur steht für Vielfalt, steht für Herausforderung und Auseinandersetzung, steht für Toleranz und Solidarität steht für Information und Aufklärung, steht auch für Spaß und Freude.
Im Grunde ist es die Pflicht der Zeitungen, über diese Vielfalt, über die Herausforderungen und Auseinandersetzungen, über die Toleranz und Solidarität, über die Informationen und Aufklärungen und über den Spaß und die Freude umfänglich zu berichten und die Bevölkerung entsprechend zu informierten. Stattdessen werden noch bestehende Redaktionsbüros im Umland geschlossen und die Landkreisausgaben in Freising/Erding, Fürstenfeldbruck, Dachau, Wolfratshausen und Ebersberg eingestellt. Wenn Kultur keine Rolle spielt, dann beginnt die Barberei.
Jörg Konrad
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Mittwoch 27.11.2024
München: Hans-Joachim Roedelius
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Fotos: TJ Krebs
Impressionen vom Hans-Joachim Roedelius-Konzert am 26. November in den Münchner Kammerspielen, anläßlich des 90. Geburtstags des Künstlers.
Fotos: TJ Krebs
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Sonntag 17.11.2024
Olching: Shunske Sato und Shuann Chai – Einer der Höhepunkte des Jahres
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Olching. Beethoven schrieb seine Violinsonate Nr. 9 (Op. 47) im Frühjahr 1803. Eigentlich widmete er diese Komposition dem Geiger George Augustus Polgreen Bridgetower, dem Sohn eines afrokaribischen Vaters und einer europäischen Mutter, der sich um diese Zeit in Wien aufhielt und häufig mit dem Komponisten zusammen traf. Beethoven war von dessen Musikalität und Virtuosität völlig begeistert. Als das Stück dann 1805 erschien, eignete er es jedoch, aufgrund persönlicher Differenzen mit Bridgetower, dem französischen Geigenvirtuosen Rodolphe Kreutzer zu, der in jener Zeit als Soloviolinist an der Großen Oper Paris und in der Privatkapelle Napoleons auftrat. Nach Aussage von Hector Berlioz soll der Geiger das Werk jedoch nie gespielt haben. Im Gegenteil, er habe sich, laut Berlioz, recht abfällig über diese Komposition geäußert.
Überhaupt hatte Beethoven in jenen Jahren mit seinen Sonaten keinen großen öffentlichen Erfolg. So sprach die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung aufgrund des umfangreichen Kopfsatzes und der spieltechnischen Schwere des Stückes gar von einem „ästhetischen oder artistischen Terrorismus“. Der russische Autor Leo Tolstoi hingegen nutzte die Komposition 1889 als Grundlage für seine Novelle „Kreutzersonate“.
Der Vortrag dieser außergewöhnlichen Sonate durch die Pianistin Shuann Chai und den Geiger Shunske Sato am heutigen Sonntag zur 11-11 Matinee im Olchinger KOM darf wohl als einer der Höhepunkte des Jahresprogramms 2024 im Hause eingeschätzt werden. Ein Duo, dass in seiner professionellen wie leidenschaftlichen Herangehensweise an die Beethovenvorgaben Maßstäbe setzt. Das beinahe blinde Zusammenspiel der beiden prägte die temperamentvolle Dynamik der Komposition. Ein faszinierender Dialog, der die musikalischen Kontraste des Stückes herausarbeitete, ohne die Interpretation auf Augenhöhe zu vernachlässigen. Die Präzision der beiden Solisten im Umgang mit dem Material, die anregende Phrasierung in den einzelnen Sätzen vermittelte etwas Rauschhaftes, etwas pulsierend Vitales, denen das Publikum mit großer Begeisterung folgte.
Doch zuvor widmeten sich Shuann Chai, die am Hammerflügel spielte, welcher ihr vom Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde zu Verfügung gestellt wurde und Shunske Sato einer anderen Beethoven Komposition, der Sonate Nr. 6 (Opus 30), einem Stück, das ungefähr zur gleichen Zeit entstand wie die Kreutzersonate. Beethoven hielt sich zu dieser Zeit in Wien auf und es begann, trotz seinem beginnenden tragischen Hörleiden, hier die vielleicht produktivste Phase seines Schaffens. Gleichzeitig ist sein Gemütszustand, nicht zuletzt durch die ihn beeinträchtigende Qual, in jener Zeit arg gedrückt, was in seinem „Heiligenstädter Testament“ zum Ausdruck kommt.
Beethoven widmete diese Komposition dem jungen Zaren Alexander I., der als Gegenspieler Napoleons galt, mit dem der Komponist einst sympathisierte. Insofern ist diese Sonate auch ein Ausdruck der eigenen politischen Positionierung Beethovens.
Trotzdem ist diesem Stück ein lyrischer Grundgedanke zu eigen, sind die einzelnen Sätze leicht verspielt, manchmal fast heiter geraten. Dies ist eben auch Ausdruck des Übergangs innerhalb der Kompositionsarbeit Beethovens, vom „Leichten, Alltäglichen“ hin zum dramaturgisch Herausfordernden.
Shunske Sato und Shuann Chai fanden einen wie es schien leichten, oder sagen wir besser harmonisch nuancierten Zugang. Sie spielten mit Noblesse und inspirierender Eleganz, bewegten sich angemessen zwischen der erforderlichen metrischen Strenge und einem brillanten lebendigen Austausch.
Jörg Konrad
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Freitag 15.11.2024
Landsberg: Eric Bibb – Solistischer Zeremonienmeister
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Foto: Luke Rhys Melvin
Landsberg. Endlich Blues – möchte man rufen! Dabei ist es (fast) egal, ob Country-, Chicago-, Delta- oder Memphis Blues. Denn Blues gehört ganz allgemein zu den Roots; ohne ihn kein Jazz, kein Rock'n Roll – wahrscheinlich auch kein Pop. Zumindest würde dieser heute völlig anders klingen.
Eric Bibb, 1951 in New York geboren und heute in Schweden lebend, verkörpert als Musiker all das, was den Blues authentisch macht und zugleich dessen Richtungen, in die er sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat. Bibb war am Donnerstag in Landsberg und flutete mit seinen überwiegend zwölf Takten, mit seinem Folk, seinem Gospel und seinem Songwriting das Stadttheater. Dabei verkörperte er bei weitem nicht das nörgelnde Raubein, den leiderfahrenen, von der Last des Lebens geschundenen Outlaw. Er scheint eher ein gemäßigter Vertreter seiner Zunft, der jedoch all die Erfahrungen, die Musikalität und auch den Nachdruck und die Intensität musikalisch im Gepäck hat. Vielleicht also ein nordamerikanischer Volkssänger, der in seiner ganzen Breite das verkörpert, was die populäre Musik bis heute ausmacht und der als kultureller Botschafter hinaus in die Welt zieht, um seine Geschichten zu erzählen. Und die haben es in sich, schließlich ist seine Biographie, mit all den Realitäten und Visionen Ausgangspunkt für seine außergewöhnlichen musikalischen Reisen.
Bibb hat berühmte Vorfahren, die ihn in ihrer ganzen Leidenschaft und Kreativität geprägt haben. Da wäre sein Vater, ein Kämpfer für Gerechtigkeit, ein Vertrauter Martin Luther Kings, selbst Schauspieler und zumindest damals bekannter (Broadway-) Sänger. Bei ihm zu Hause gingen die Koryphäen des Folk und Blues, wie Bob Dylan, der heute fast vergessene Richie Havens, Pete Seeger oder Taj Mahal ein und aus. Sein Onkel ist kein geringerer als John Lewis, Pianist und Mitbegründer des legendären Modern Jazz Quartet, Wegbereiter des Third Stream, Komponist etlicher Jazz-Standards und natürlich über Jahre Sideman von Miles Davis. Was blieb Eric anderes übrig, als selbst (engagierter) Musiker zu werden!
In Landsberg präsentierte er Originale aus der eigenen Feder und Klassiker des Blues, zitierte den unvergleichlichen Leadbelly und die ihm sehr vertraute Odetta. Seine Stimme ist im Vortrag fest, klar und überzeugend, er ist ein ausgezeichneter Fingerpicker und wirkt mit seinem Instrument auf der großen Bühne, wie der eigne solistische Zeremonienmeister. Treibende Blues-Grooves, luftige Folkmotive, harsch angerissene Gitarrensaiten – bei ihm bewegt sich alles zwischen Tradition und Moderne. Und wenn dann zum Ende des ereignisreichen Abends auch seine Ehefrau Ulrika Bibb mit auf der Bühne sitzt und Eric mit ihrer wunderbaren Stimme unterstützt, ist beim Publikum kein Halten mehr.
Übrigens hat Eric Bibb auf seinem letzten Album „In The Real World“ ein Duo mit der britischen Schauspielerin Lily James eingespielt („Victory Voices“), die momentan im nahegelegenen Penzing mit Pierce Brosnan an „Cliffhanger 2“ arbeitet. Sie ließ es sich nicht nehmen das Konzert des Predigers gegen strukturellen Rassismus und Ungerechtigkeit und für Gerechtigkeit und Menschlichkeit in Landsberg zu besuchen.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
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