Es gibt wohl kaum einen Schlagzeuger, der wie Sean Rickman derart präzise ungerade Metren schlägt. Und trotz dieser Genauigkeit treibt er die Rhythmen der Five Elements mit Triolen und Breaks vor sich her und damit voran, findet im engsten Zeitfenster noch Raum für explosive Solis. Es ist ein Verschieben von musikalischen Achsen und Fundamenten – was jedoch erst durch seinen Verbündeten Rich Brown so demonstrativ zur Geltung gelangt. Brown ist neu im Quartett und bewegt sich am Bass traumwandlerisch durch dieses rhythmische Labyrinth, hält alles zusammen, weist die Richtung und hält den Kurs. Beide konstruieren sie Räume, in denen sich Trompeter Jonathan Finlayson und Altist Coleman regelrecht verlustieren. Mit- und Gegeneinander spielen sie, sind geradezu magische Inspiratoren, die sich gegenseitig akustisch nicht von der Seite weichen und alle in der Band mitreißen. Abgesprochene und geschriebene Strukturen wechseln mit spontanen Ideen, hier entfernt man sich von jeder statischen Form. Auf diese Art werden musikalische Grenzbereiche geöffnet und der Blick ins Zentrum vom „frei fließenden, hochentwickelten Dialog“ wird freigegeben.
Jörg Konrad
Steve Coleman
„PolyTropos / Of Many Turns“
Pi Records
„PolyTropos / Of Many Turns“
Pi Records