Geboren 1867 in Königsberg, gelebt und gearbeitet in Berlin, München und Paris, gestorben 1945 in Moritzburg bei Dresden, ist ihre künstlerische Qualität und die zutiefst humanistische Haltung ihr besonderes Merkmal. Kämpferische Arbeiten wie die Kreide- und Pinsellithographien „Nie wieder Krieg!“, „Nieder mit dem Abtreibungs-Paragraphen“ oder „Die Überlebenden – Krieg dem Krieg!“ haben eindeutig gesellschaftspolitischen Charakter.
Insofern ist es nur logisch, dass der Verlag Schirmer/Mosel in der Reihe „Große Künstlerinnen der Gegenwart“ den Band „Meisterwerke – Käthe Kollwitz“ neu auflegt. Werner Timm, Leiter der Ostdeutschen Galerie in Regensburg hat für dieses Buch einen einführenden und einfühlenden Essay unter dem Titel „Ich will wirken in dieser Zeit“ geschrieben.
Käthe Kollwitz wollte mit ihrer Kunst nicht nur anregen, sondern auch evozoiren, indem sie einen Teil der gesellschaftlichen Realität in ihren Werken verarbeitete - entgegen der zeitgenössischen Avantgarde. Ihre Arbeiten dokumentieren klar und klagen Stellung beziehend zugleich soziale Ungerechtigkeiten an. Ihre Bilder zeigen Leid und Elend und wirken in ihrer Darstellung oft düster. Hier finden (oft selbst erlebte) Angst, Schmerz und Trauer einen existenziellen Ausdruck.
Käthe Kollwitz nahm Kunstunterricht bei dem Maler Gustav Naujok und dem Kupferstecher Rudolf Mauer und besuchte anschließend in Berlin die Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen.
Sie lernte Gerhard Hauptmann und Arno Holz kennen, engagierte sich früh politisch und drückte entsprechend schon in jungen Jahren in ihren Arbeiten gesellschaftlich relevante Themen und Überzeugungen in einer formalen Gestaltung aus. So entstanden anfangs Radierungen und Lithographien zu Hauptmanns Theaterstück „Die Weber“, die, wie auch der Zyklus „Bauernkrieg“ in Berlin für großes Aufsehen sorgten. Max Liebermann und Adolph Menzel, die damals bekanntesten deutschen Maler, erkannten sofort ihre Begabung und förderten sie nach Kräften.
Kollwitz suchte nach politischen Ausdrucksformen, wobei dieses Engagement nach dem Tod einer ihrer beiden Söhne 1914 in der Flandernschlacht zunahm.
Sie wurde Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und übernahm 1928 die Leitung des Meisterateliers für Grafik. Die Nazis zwangen sie 1933 zum Austritt aus der Preußischen Akademie ein indirektes Ausstellungsverbot hielt sie jedoch nicht von intensiver künstlerischer Arbeit ab.
Vielleicht kann man eine Notiz aus dem Jahre 1920 als ihr Oevre, ihren persönlichen Motor in der Umsetzung von Kunst bezeichnen: „Ich hab als Künstler das Recht, aus allem den Gefühlsgehalt herauszuziehn, auf mich wirken zu lassen und nach außen zu stellen.“
Jörg Konrad
Werner Timm
„Meisterwerke – Käthe Kollwitz“
Schirmer/Mosel
„Meisterwerke – Käthe Kollwitz“
Schirmer/Mosel
Abbildungen:
- Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden, 1942,?
Lithographie
courtesy Schirmer/Mosel
- Kopf eines Kindes in den Händen der Mutter, 1900,?
Bleistift
© Photo Elke Estel, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
- Ruf des Todes, 1934/35,
Lithographie
Lithographie
© Photo Wolfgang Schmidt, Regensburg