Bereits am 20.März erreichte unsere Sonne um 10.10 Uhr auf ihrer scheinbaren Bahn auf der Ekliptik den Frühlingspunkt. Gleichzeitig hatten wir an diesem Tag die erste Tagundnachtgleiche des Jahres. Schon am darauffolgenden 21.3. war der Tag etwas länger als die Nacht. Im April verändert sich bis zum Monatsende das Verhältnis zwischen Tag und Nacht rasant. Am 30. April beträgt die Tageslänge bereits 14 Stunden und 52 Minuten und die Nacht ist somit nur etwas mehr als 9 Stunden lang.
Auch bei den Sternbildern vollzieht sich ein Wechsel: Nach und nach verabschieden sich die Wintersternbilder tief im Südwesten stehend und das Sternbild Löwe ist bereits gegen 22 Uhr die dominierende Konstellation hoch im Süden.
Von der vielzitierten siebenfachen „Planetenparade“ ist nun auch nicht mehr viel geblieben. Fälschlicherweise wurden oft Uranus und Neptun mit in diese Reihe aufgenommen. Allerdings sind diese beiden Planeten nur mit Hilfe eines Fernrohrs sichtbar und waren dadurch bei der Parade für das sehende Auge erst gar nicht vertreten. Inzwischen haben sich Saturn, Merkur und auch die strahlend helle Venus vom abendlichen Himmel verabschiedet, da sie nach der Sonne ebenfalls recht schnell untergehen. Somit sind der Mars, der sich noch immer in der Nähe der beiden Zwillingssterne Kastor und Pollux aufhält, und der helle Jupiter, welcher in der Nähe des Himmelsstiers Taurus auffindbar ist, die einzigen Planeten am Abendhimmel. Die Venus hingegen wechselt an den Morgenhimmel. Ihre beste Sichtbarkeit erreicht sie in der Dämmerung des 27.April in östlicher Richtung.
Derzeit erfahren auch amerikanische Universitäten, dass Forschung von teilweise dubiosen politischen Entscheidungen oder Statements abhängt. Momentan ist also kaum vorstellbar, dass ein amerikanischer und ein mexikanischer Astronom in einem gemeinsamen Forschungsauftrag zusammenarbeiten.
Vor gut 70 Jahren war dies noch völlig normal, denn der aus West Virginia stammende George Herbig und der in Mexico City beheimatete Guillermo Haro bildeten ein Forscher-Duo, das sich mit der Entschlüsselung von rätselhaften Nebeln im Kosmos beschäftigte. Am Ende ihrer Forschungsarbeiten fanden sie teilweise unabhängig voneinander heraus, dass die Geburt eines Sterns mit zum Teil extrem energiereichen Vorgängen einhergeht. Die nach ihnen benannten Herbig-Haro-Objekte sind nun unlängst in den Fokus der Kameras der Astronomen geraten.
Das James Webb-Weltraumteleskop, ein Gemeinschaftsprojekt der europäischen ESA, der amerikanischen NASA und der kanadischen CSA, hat dabei ein atemberaubendes Bild der Herbig-Haro Objekte 49 und 50 aufgenommen. Diese HHO´s sind bekannt für ihre spektakulären Auswürfe, die entstehen, wenn Material von jungen Sternen ausgestoßen wird und auf die Gase der unmittelbaren Umgebung trifft. Die imposanten Bilder zeigen deutlich, wie der stellare Tornado die mit einer Millionen Jahren noch blutjungen Protosterne regelrecht ummantelt.
Das Weltraumteleskop beobachtete bei Herbig-Haro 49/50 einen sogenannten Jet. Dieser strömungsartige Auswurf von nahen, sich noch bildenden Sternen konnte im hochauflösenden Nah- und Mittelinfrarotlicht identifiziert werden. Die komplizierten Merkmale des Jets, die in rötlich-oranger Farbe dargestellt sind, geben detaillierte Hinweise darauf, wie sich junge Sterne bilden und wie ihre Strahlungsaktivität die Umgebung beeinflusst.
Protosterne sind junge Sterne in der Entstehungsphase, die im Allgemeinen schmale Materiestrahlen ausstoßen. In diesem Fall treibt ein Protostern mit der Bezeichnung „Cederblad 110 IRS4“ den Jet an. Diese Strahlen bewegen sich durch die Umgebung und können sich in manchen Fällen über große Entfernungen vom Protostern entfernen.
Wie das Kielwasser eines rasenden Schiffes entstehen die Bögen auf diesem Bild durch den schnellen Aufprall des Strahls auf Staub und Gas in der Umgebung. Das umgebende Material wird komprimiert und erhitzt sich, dann wird es kühler und strahlt Licht im sichtbaren und infraroten Bereich ab. Das hier von Webb-Space-Telescope eingefangene Infrarotlicht hebt insbesondere molekularen Wasserstoff und Kohlenmonoxid hervor.
Vergrößert man das vorliegende Bild, wird erneut schnell klar, dass die hervorragende Optik des Weltraumteleskops noch etliche Galaxien in weiter Entfernung im umgebenden Hintergrund abgebildet hat, darunter auch einige, die durch das diffuse Infrarotlicht des nahen Herbig-Haro-Objekts 49/50 hindurchscheinen.
Eine zufällige Ausrichtung in dieser Himmelsrichtung bietet eine schöne Gegenüberstellung dieses mit 625 Lichtjahren recht nahen Herbig-Haro-Objekts, welches sich im Sternbild Chameleon mitten in unserer Milchstraße befindet, mit einer frontalen Spiralgalaxie im fernen Hintergrund des Kosmos. Dies wird besonders deutlich, wenn man das nachfolgende Video eingehend betrachtet. Man erkennt deutlich, dass die Hintergrund-Galaxie zufällig genau von oben her betrachtet werden kann und ähnlich wie bei unserer Milchstraße ein ausgeprägtes galaktisches Zentrum besitzt, das in diesem Fall weißlich erscheint. Die rötlichen Spiralarme sind etwas verzerrt, was ein Anzeichen dafür sein könnte, dass es sich um eine Balken-Spiral-Galaxis handeln könnte. Der durch die Aufhängung der Optik „zackig“ erscheinende Doppelstern auf acht Uhr gehört nicht zu dieser Milliarden von Lichtjahren entfernten Sterneninsel.
Mit dieser Aufnahme hat das James-Webb-Space-Telescope erneut zeigen können, welche großartige Leistungsfähigkeit es im Abbildungsbereich hat, auch wenn man zugeben muss, dass die Bilder ein wenig nachbearbeitet sind.
Insgesamt kennt man heute mehr als 400 Herbig-Haro-Objekte in unserer Heimatgalaxis. Eine kleine Galerie zeigt ihre Vielfältigkeit: Bild 1; Bild 2; Bild 3. Sie zeugen davon, dass noch heute in den verschiedensten Regionen unserer kosmischen Heimat immer wieder neues, stellares Leben im wahrsten Sinne des Wortes aufblüht.