In INTERVIEW werden Persönlichkeiten vorgestellt, die auf unterschiedlichste Weise das kulturelle Leben gestalten und bereichern - dabei oftweit über die Landesgrenze hinaus wirkend. Hier eine kleine Auswahl der Vorgestellten: Henning Venske, Gisela Schneeberger, Inga Rumpf, Hauschka, Stoppok, Wellküren, Isabelle Faust, Fritz Egner, Willy Michl, Nik Bärtsch, Ewa Kupiec, Symin Samawatie, Axel Hacke u.v.a.m.
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1. 233. Alice Köfer – Nervenstärke ist gefragt
2. 232: Stephan Stiens - Die besten Ideen kommen an einem milden, frühen Somm...
3. 231. Tuija Komi - „Wenn Kindern Gutes getan wird, sie sind unsere Zukunft...
4. 230. Rufus Beck - Ich bin mit Jazz aufgewachsen
5. 229. Rebekka SALOMEA Ziegler – Kopenhagen, Portland, Seattle, Los Angeles...
6. 228. Luegstoa C – Wird schon auch gut werden
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Foto: Harld Hoffmann
Mittwoch 12.02.2025
233. Alice Köfer – Nervenstärke ist gefragt
Alice Köfer, die Kabarettistin, ist noch immer Mitglied der A capelle-Boygroup „Vocal Recall“. Schließlich hat sie an der Berliner Musikhochschule Jazz- & Pop-Gesang studiert. In einigen Hauptstadt-Bands hat sie dann genügend Bühnenerfahrung gesammelt – aber auch bemerkt, dass ihr die Moderation und Kommunikation ebenfalls riesigen Spaß machen. So entstand das Soloprogramm „Alice auf Anfang“, mit dem die Berlinerin am Freitag den 21. Februar im Säulensaal des Veranstaltugsforum Fürstenfeld auftritt. Beginn der Veranstaltung ist 20.00 Uhr.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Alice Köfer: Mich hat's schon immer auf die Bühne gezogen, wo es auch immer Theater- oder Musicalgruppen gab, wollte ich mitmachen. Später in meinem Gesangsstudium hab ich dann gemerkt, dass ich beim Vorbereiten von Konzerten besonderen Spaß daran hatte, mir die Moderationen zwischen den Songs auszudenken.
Gleichzeitig fremdelte ich etwas damit, wie ernst sich alle genommen haben, welchen doch auch strengen Regeln man in den Konzerten an der Musikhochschule unterworfen war.
Da wusste ich zwar noch nicht richtig, wohin mit mir (künstlerisch), aber ich ahnte, dass ein reines Sängerinnen-Leben für mich wohl nicht das richtige war.
Als ich dann zum ersten Mal in Shows aus dem Bereich Kabarett/ Kleinkunst landete und gesehen hab, wie parodistisch, kreativ, selbstironisch und teilweise anarchisch die Künstler*innen auf der Bühne agierten, war ich völlig geflasht und wusste: Genau das willst du auch!
Ich sah Nessi Tausendschön, Pigor & Eichhorn, Jochen Malmsheimer, Georgette Dee usw. und war hin und weg.
Später durfte ich als Sängerin bei einer Produktion von Pigor & Eichhorn („Pigor und die Pigoretten“) mitmachen und merkte, dass ich da genau an der richtigen Adresse war.
Nach meinem Studium war ich lange in einer Quartett-Formation („Vocal Recall“) auf Tour. Das war eine tolle Zeit, wir haben 5 Abendprogramme zusammen entwickelt und haben über 10 Jahre lang viele Konzerte gespielt.
Dann hatte ich irgendwann das Gefühl, mich noch neu ausprobieren zu wollen, das Ergebnis ist mein erstes Solo-Programm „Alice auf Anfang“!

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
AK: Hach, natürlich möchte ich möglichst viele Menschen erreichen, die sich für Kabarett, Comedy, Kleinkunst oder einfach humorvolle Unterhaltung interessieren.
Ich empfinde es aber auch immer wieder als beglückend, wenn man Leute erreicht, die zufällig in so einer Veranstaltung gelandet sind und noch gar nicht wussten, dass es sowas gibt und das dann toll finden.
Wenn am Ende eines Abends jemand sagt: „Ich konnte heute mal so richtig lachen und vergessen, was mich im Alltag sorgt.“ - Das ist einfach wundervoll!
Ich möchte einfach, dass die Leute eine schöne Zeit bei/mit mir haben.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
AK: Ehrlich gesagt ist das größte Thema zur Zeit „Kommen genug Leute?“. Damit haben alle zu kämpfen, auch sehr bekannte Acts.
Ansonsten bekomme ich grad viel Rückenwind, aber ja, es müssen eben auch ausreichend Leute in die Shows kommen. „Zwinker, zwinker“ ;-)
Sonst darfst du einmal in einem Theater spielen, ganz vielleicht ein zweites Mal, aber dann eben nicht mehr.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
AK: Beruflich hat mich grad beeindruckt, dass ich mit drei Kolleg*innen einen kabarettistischen Jahresrückblick („Schlachtplatte“) gespielt habe und wir in der Erarbeitungsphase, aber auch noch auf der Tournee, mehrfach Nummern neu oder umschreiben mussten, weil sich die politischen Ereignisse so überschlagen haben. Das war anstrengend, aber auch toll, wenn es dann gelingt tagesaktuell zu bleiben.
Dann hat mich zuletzt sehr beeindruckt, dass ich einen Auftritt bei einer Fachmesse gemeistert hab. Es gibt 1x im Jahr eine Kulturbörse in Freiburg und dort können Künstlerinnen sich um einen Kurzauftritt bewerben.
Der findet dann in einer Messehalle statt und im Publikum sitzen nur Fachleute, also Veranstalter*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, jede Menge Kolleg*innen, Agenturen usw., wie man sich vorstellen kann, sind sie alle zusammen alles andere als ein „einfach“ zu begeisterndes Publikum. Hi hi.
Und da braucht es Nervenstärke und eine gute, geeignete Zusammenstellung eines Sets. Hat geklappt!! :-))
Aber den Adrenalin-Pegel würde ich nicht jede Woche verkraften!!

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
AK: Das schönste ist eigentlich immer, wenn man sich im stillen Kämmerlein was Beklopptes ausdenkt, es ausprobiert und dann tatsächlich Leute drüber lachen.
Das ist jedes Mal auf Neue ein beglückendes Wunder!!

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
AK: Hui, ich mag so vieles!! Ich denke, am liebsten ist mir dann doch die Pop-Musik, aber da mag ich echt gaaaanz viel, egal aus welchem Jahrzehnt.
Weil ich mich damit viel beschäftigt hab, stehe ich auch auf viele Jazz-Musiker*innen. Mich kann aber auch ein gutes Musical begeistern oder so richtig schöne Chormusik!

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
AK: Weil mein Plattenspieler den Geist aufgegeben hat, wohl eher CD, aber ich will ehrlich sein: Ich gebe auch Geld für Streaming-Dienste aus.

KK: Was lesen Sie momentan?
AK: Juli Zeh „Neujahr".

KK: Was ärgert Sie maßlos?
AK: Ungerechtigkeit.

KK: Was freut Sie ungemein?
AK: Gesundheit, meine Familie und Freund*innen, Anerkennung.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst genäht oder getischlert?
AK: Beim Nähen beherrsche ich nur Basics, wie Gardinen-Umnähen, Knöpfe annähen, Löcher flicken …
Ich habe schon viele Möbel zusammengebaut oder auch gestrichen oder so, aber wirklich mal eins getischlert hab ich nie. Ach doch, ich hab mal als Kind mit meinem Papa ein Vogelhäuschen gebaut! Zählt das?

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
AK: Oh, da haben mich schon so viele beeindruckt. Ich finde Geena Davis & Susan Sarandon in „Thelma und Louise“ toll, Matthias Schoenaerts und Kate Winslet in „Die Gärtnerin von Versailles“, Roberto Benigni in „Das Leben ist schön“, Robin Williams in „Club der toten Dichter“, Frances McDormand in „Three Billbords Outside Ebbing, Missouri.
Ich hör’ mal auf, sonst werden wir hier nicht fertig! :-))

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
AK: Na, ne Zeitreisemachine wär schon schön, oder?

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
AK: Eher Teamplayer.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
AK: Blöderweise tatsächlich unter (Zeit-)Druck.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
AK: Ich bin eigentlich querbeet interessiert, da kann ich gar nichts Bestimmtes sagen. Gezielt ich lese hauptsächlich die gängigen Nachrichtenportale.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
AK: Den Etat!!

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
AK: „Warten bis man dran ist, bringt nix!“

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
AK: Ich wäre schon sehr happy, wenn es mit meinem neu eingeschlagenen Solo-Pfad so schön weitergeht, wie es gerade aussieht.
Nächstes Jahr werde ich ein nächstes Abendprogramm raus bringen, wäre schön, wenn das wieder gut wird.
Und dann einfach weiter schöne Auftritte vor genügend Leuten in netten Theatern haben. Hach, das wär schon toll!
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Montag 03.02.2025
232: Stephan Stiens - Die besten Ideen kommen an einem milden, frühen Sommermorgen
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Stephan Stiens ist Gitarrist, Konzertgitarrist und Komponist. Seine Projekte sind anspruchsvoll, sprengen nicht selten den Rahmen des rein-musikalischen. Auch seine stilistische Ausrichtung ist vielfältig, reicht von Johann Sebastian Bach, über Joseph Haydn bis zu Hans Werner Henze und freien Improvisationen. Er arbeitet auch gern im Duo-Kontext mit Partnern unterschiedlicher Genres. So gibt es seit 1998 ein Duo mit dem Bariton Wolf Matthias Friedrich und verschiedentlich Zusammenarbeit mit Fotografen und Schauspielern.
In seinem neusten Projekt arbeitet der am MOZARTEUM in Salzburg ausgebildete Stephan Stiens mit seinem Sohn Louis Stiens zusammen. Dieser trat als Tänzer in einer Vielzahl von klassischen, neoklassischen und zeitgenössischen Stücken auf. Als Choreograf arbeitete er unter anderem für das Stuttgarter Ballett. Er bezeichnet sich selbst als einen transdisziplären Künstler.
Unter dem Titel „Väter und Söhne“ versuchen Stephan und Louis am 08. und 09. Februar jeweils um 19.00 Uhr in der Wagenhalle der Pasinger Fabrik eine musikalisch-tänzerische Annäherung.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Stephan Stiens: - Talent, Gesundheit, Disziplin, Glück.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
StSt: - alle an Musik interessierten Menschen.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
StSt: - Inkompetenz und Desinteresse.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
StSt: - kein Erlebnis, aber ein Ereignis: der Krieg in der Ukraine.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
StSt: - der Moment des Loslassens.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
StSt: - Improvisierte Musik, Jazz, Klassik in allen Facetten, besonders Streichquartettmusik, Pop, der sich anstrengt.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
StSt: - sowohl als auch.

KK: Was lesen Sie momentan?
StSt: - Oskar Loerke: „Bruckner“; Ihiroko Oyamada: „Das Loch“.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
StSt: - das gesellschaftliche Desinteresse an Kindern.

KK: Was freut Sie ungemein?
StSt: - ein milder, sehr früher Sommermorgen vor dem Radfahren oder Bergsteigen.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
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KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
StSt: - die Kinderdarstellerin Brigitte Fossey in dem Film „Verbotene Spiele“.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
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KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
StSt: - ersteres qua Instrument, zweites qua Fähigkeit.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
StSt: - am Morgen, nach dem Aufstehen.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
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KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
StSt: - 3 Wochenstunden verpflichtend für alle: Musik, Tanz, Theater, Sport und Medienkompetenz.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
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KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
StSt: - die in der nächsten Minute oder in 200 Jahren?
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Freitag 13.12.2024
231. Tuija Komi - „Wenn Kindern Gutes getan wird, sie sind unsere Zukunft“
Tuija Komi studierte in Finnland Betriebswirtschaft. Und man glaubt es nur allzugern, dass es ihr nicht schwer fiel, diesen Arbeitsbereich, trotz guter Anstellung, aufgrund ihrer künstlerischen Neigung, an den Nagel zu hängen. Denn im Grunde ihres Herzens fühlte sich Tuija Komi stark zur Musik hingezogen. Einige Jahre später unternimmt sie mit 37 Jahren tatsächlich die ersten professionellen Schritte in Richtung Jazzgesang, in dem sie in Frankfurt mit einem Studium noch einmal neu beginnt. Sie tritt mutig bei bei „The Voice of Germany“ auf, produziert anschließend ihre erste CD und beginnt mit eigener Band zu touren. Mittlerweile hat Tuija fünf Alben aufgenommen.
Auch wenn ihr vielleicht, wie sie selbst einmal sagte, ein paar Jahre des Musik machens aufgrund ihrer späten Berufung fehlen, besitzt sie doch eine immense Lebenserfahrung, die ihr über manche Schwierigkeiten hinweghilft. Vor allem fühlt sie sich frei und rundum zufrieden – endlich das zu tun, was ihr eigentliches Anliegen ist - Musik zu machen.

Am Freitag 20. Dezember gastiert Tuija Komi mit ihrer Formation, zu der Stephan Weiser (Piano), Peter Cudek (Kontrabass) und Martin Kolb (Schlagzeug & Perkussion) gehören, um 19.30 Uhr im Gilchinger Rathaussaal unter dem Thema: „Joulu & Jul“ - Skandinavischer Weihnachtszauber und Tanzende Rentiere.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Tuija Komi: In meinem Leben hat mir stets meine Zielstrebigkeit und Anpassungsfähigkeit, sowie mein Wille alles dafür zu tun, um ein Ziel zu erreichen sehr geholfen. Mein Mut Neues zu beginnen, auch wenn der Ausgang nicht sicher war und last but not least mein Glück, eine gute und schöne Stimme, jede Menge Musikalität und auch Talent zu haben kam mir sehr zu Gute.
Auch ein bisschen Fügung war dabei … ich war früher als Projektmanagerin bei einem großen internationalen Unternehmen tätig.
Dabei war ich irgendwann nicht mehr richtig glücklich. Jedoch die Firma zu verlassen schien auch nicht „vernünftig“, ich war Teil eines Nachwuchsführungsprogrammes. An einem Abend, müde von den ganzen Abwägungen meines zukünftigen Weges, legte ich mich hin. Ich bin kurz eingeschlafen. Plötzlich war es mir, als hörte ich eine klare Stimme die sagte: „Natürlich gehst Du weg von „Firma“*, es ist doch ganz klar!“.
Da war ich mir sicher, dass ich kündigen und mir dann überlegen werde, wie meine Zukunft aussehen soll. Das Singen als Hauptberuf gab es noch nicht als Alternative für mich. Sie kam erst später. Ich bin glücklich, dass ich den Mut hatte ins „Leere“ zu kündigen. Was mir den Mut dazu gegeben hattes auf jeden Fall zu versuchen war auch die Vorstellung, es als alte Frau zu bereuen, es nicht versucht zu haben, weil ich nicht den Mumm hatte es auszuprobieren! Sollte es wider Erwartung nicht funktionieren mit dem Singen, hätte ich eben einfach neue Pläne gemacht!
*ich möchte das Unternehmen nicht namentlich nennen.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
TK: Ich freue mich über jeden, der sich für meine Musik interessiert. Und zum Konzert kommt. Es ist wichtig für mich Freude den Zuhörern zu bereiten. Ich lache gerne und ich bringe mein Publikum auch gerne zum Lachen. Gerade in diesen schwierigen und tristen Zeiten finde ich das enorm wichtig.
Neben der musikalischen Unterhaltung in meinen Konzerten versuche ich auch meinen Gästen etwas von der Kultur meiner Heimat zu vermitteln und das wunderschöne Land Finnland ihnen näher zu bringen und vielleicht etwas Neugierde darauf zu wecken.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
TK: Mir fehlt oft die Zeit alles was ich gerne machen möchte umzusetzen. Ich habe immer wieder schöne neue musikalische Ideen, aber leider fehlt oft die Zeit alles umzusetzen. Mich freut es gerade sehr, dass ich etwas Neues doch habe auf die Beine stellen zu können: Ich möchte Musik für und mit Kindern machen. Jetzt habe ich zusammen mit einem Kollegen ein buntes und internationales Konzertprogramm gestaltet und schon die ersten erfolgreichen Aufritte gehabt.
Vor allem die Akquise kostet so viel Zeit, ja ich bin meine eigene „Managerin". Gottseidank habe ich dafür ein Händchen und kann sogar sagen, dass es mir mittlerweile Spaß macht (vielleicht ist das ein Geheimnis des Erfolges dabei!), aber die Tatsache bleibt, dass es sehr zeitintensiv ist.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
TK: Die heutige Welt-Situation macht mir sehr viele Sorgen. Ich kann es nicht fassen, dass man so viele und lang Kriege führen muss. Ich hatte es mir mit meinem Leben in diesem Lebensabschnitt ganz anders vorgestellt. Irgendwie einfach „normal“, so wie es früher war …

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
TK: Neben schöner Musik auf der Bühne zu machen, möchte ich auch gerne Spaß haben und mein Publikum dabei mitnehmen. Und es kommt mit!
... die Reaktion der Zufriedenen und deren Reaktionen in Gesprächen nach den Konzerten …
Wenn die Konzertgäste nach dem Konzert zu mir kommen und erzählen, dass es ihnen so gut gefallen hat (Musik und Unterhaltung etc.), freut mich das sehr und tut mir gut; einfach die positiv gestimmten Menschen zu sehen und mit ihnen zu reden, wenn sie aus dem Konzert nach Hause gehen.
Kürzlich kam eine Dame zu mir, sie war zum ersten Mal in meinem Konzert. Sie hatte Tränen in ihren Augen als sie sich bei mir für ein "wunderbares Konzert" bedankte. Da kamen auch mir Tränen der Rührung.
Wir haben ja die Songs für uns arrangiert. Wenn aber auf der Bühne spontan etwas Neues entsteht, freut und erfrischt mich das sehr.
Auch habe ich viel Freude wenn ich wieder mal einen neuen schönen Song geschrieben habe.
... und noch etwas: Beim Unterrichten vom Gesang gibt es immer wieder glückliche Momente, wenn die Schüler-/ innen Fortschritte machen und sich darüber freuen.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
TK: Jazz das ist klar, viel Vokal-Jazz, ebenso wie finnischen Jazz. Bossanova, Soul, Blues, R&B und Funk mag ich sehr gern. Tango aus Argentinien höre ich gerne. Ab und zu Klassik, z.B. Jean Sibelius oder große Opern-Stimmen. Da ich auch an einem neuen Projekt mit Musik für Kinder arbeite, höre ich auch gerne Kindermusik.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
TK: CD, ich kaufe seit Jahren CDs am liebsten Digi-Packs, weil ich eine Haptikerin bin und gerne „die Musik auch in der Hand halten" möchte.
Einen Vinyl-Player habe ich leider nicht mehr. Streamen tue ich wenig, ab und zu höre ich mir etwas im YouTube an.

KK: Was lesen Sie momentan?
TK: Früher habe ich viel gelesen. Momentan komme ich leider nicht so gut dazu.
Aktuell lese ich ein Buch, das ich mir im Oktober in Finnland gekauft hatte. Die Autorin heißt Katja Kettu und das Buch “Forschungen einer Katze”.
Immer wieder lese ich gerne Fachliteratur (und bilde mich fort in Workshops), auch unterrichte ich als Gesangspädagogin Gesang und Sprache.
Jazz Thing, die Zeitschrift, habe ich abonniert, schon seit Jahren.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
TK: Mich ärgert, dass der Reichtum in der Welt so ungerecht verteilt ist. Während manche Menschen über soviel Geld verfügen, dass sie es in 2 Leben nicht ausgeben könnten, hungern sich viele, besonders auch Kinder im Jahr 2024 weltweit noch zu Tode. Könnten die Reichen nicht etwas abgeben, damit es den Armen besser geht. Es gibt Reiche, die das zwar machen, ich denke als z.B. an Bill Gates und seine Stiftung, aber es sind noch viel zu wenige.
Auch ärgert es mich, dass die Menschen nicht in Frieden miteinander auskommen können. Warum haben wir so viele Kriege auf der Welt? Folgen daraus sind Armut und Hunger, Flucht und Vertreibung und Not.
Und warum schaffen es die Staaten nicht endlich den Klimaschutz voran zu bringen? Klimakatastrophen stürzen auch viele Menschen in schreckliche Not.

KK: Was freut Sie ungemein?
TK: Wenn Kindern Gutes getan wird, sie sind unsere Zukunft.
Und auch wenn Tierleben gerettet werden. Diese zwei Sachen sind besonders wichtig für mich.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
TK: Als ich jung war, habe ich mir einige Kleidungsstücke genäht. Auch Stoffe bedruckt, das war toll, ich hatte dabei sehr viel Spaß solche hübsche Dinge zu machen.
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KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
TK: Ich finde viele Schauspieler toll, so finde ich Anthony Hopkins, Robert de Niro, Tom Hanks und Brad Pitt beeindruckend.
Bei den Damen wären es z.B. Meryl Streep und Nicole Kidman. Es gibt mehr tolle Schauspielerinnen, jetzt fallen mir die ganzen Namen nicht ein ...
Hier möchte ich jetzt einen finnischen Film nennen: Tove. Es ist eine biografische Verfilmung von Tove Jansson, einer großartigen finnischen Künstlerin und Autorin. Hier kennt man sie als die “Mama” der Mumins.
Die Schauspielerin Alma Pöysti hat sie sehr gekonnt und authentisch verkörpert.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
TK: Einen funktionierenden Zauberstab. Mit dem würde ich all denen etwas geben, die zu wenig haben.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
TK: Beides, je nach Situation und Thema. Auf der Bühne unbedingt ein Teamplayer, denn so machen wir die beste Musik und haben riesen Spaß.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
TK: Es ist bei mir weniger die Situation als die Uhrzeit, bei der ich die besten Einfälle habe! Und zwar kurz nach dem Aufwachen oder kurz vorm Einschlafen bin ich am kreativsten. Und auch mal wenn ich traurig bin, dann entstehen die besten sentimentalen Balladen.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
TK: Eigentlich fast nur die Websites von Konzertveranstaltern. Und die von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft e.V. Das Problem ist, dass ich nicht so viel Zeit habe dafür, leider.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
TK: Angemessene Unterstützung und Förderung der Kultur auch für kleinere Künstler.
Ich würde die Politiker mit einem Musiker oder Musikerin mindestens eine Woche lang „mitgehen“ und „miterleben“ lassen, damit sie sich ein Bild davon machen zu können, wie es ist, als Musiker anno 2024 zu arbeiten und dessen Alltag zu bewältigen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
TK: „REMPALLAAN“ … ist Finnisch. Nicht so einfach auf Deutsch zu übersetzen. Es heißt etwa wie "wunderbar und entspannt durcheinander" - ein absolut positives und schönes Gefühl.
Apropos, mein erstes Album heißt auch so. Es war ein erfolgreiches Album. Wir haben es Nachpressen lassen und trotzdem war es schnell wieder vergriffen.

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
TK: Wenn ich in die Glaskugel schauen könnte…
Es wird an Geld für die Kultur gespart. Das macht alles noch schwieriger. Nur die ganz „Harten“ schaffen es weiter Musik in Vollzeit zu machen, fürchte ich. Also wird es auch weiterhin eine große Herausforderung sein. Dabei ist es wichtig mehrere Standbeine zu haben. Ich meine musikalischer oder kultureller Art, z.B. als Sängerin neben der Konzerttätigkeit auch zu unterrichten, Studiojobs (Sprecherin) zu haben. Ich habe auch ein paar mal als Moderatorin bei Festivals gearbeitet, das hat mir viel Spaß gemacht.


„EXTRAS":
Meine Wünsche:
- Ich habe schon in Finnland mit einer Big Band gesungen und würde dies gerne wieder machen.
Die Kraft und Energie dieser Musik gefällt mir sehr gut und es macht mir Spaß auch mit Power zu singen. Also Big Bands meldet Euch!
- Ich habe früher auch für Filmmusik gesungen, auch das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Gerne würde ich es jederzeit wieder machen.
- Ich hätte auch Lust auf ein neues Projekt mit einem männlichen Gesangspartner.
Stilistisch könnte es internationaler Jazz, Blues, Soul und R&B sein - also nichts Finnisches.
Es sollte jemand sein, mit dem es bei vielen Faktoren passt (Stimme, Stil, Repertoire, Alter etc.).
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Freitag 22.11.2024
230. Rufus Beck - Ich bin mit Jazz aufgewachsen
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Rufus Beck ist der bekannteste Vorleser der Republik. Er selbst nennt sich „Zehnkämpfer der darstellenden Künste“. Denn der in Heidelberg geborene ist auch Schauspieler, Synchronsprecher, ist an etlichen Hörspielen beteiligt, er inszenierte Tanzspektakel und führte Regie bei dem Musical Tabaluga. In seiner Freizeit fährt er Kajak, liebt das Fliegen mit dem Gleitschirm und spielt mit Leidenschaft Gitarre. Seine Favoriten: Joe Pass, Kenny Burrell, Jim Hall und Ted Green. Am 07. Dezember ist Rufus Beck zu Gast im Gautinger Bosco. „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ ist ein berührender und doch immer wieder komischer Roman von Mark Haddon, der für die Bühne von Rufus Beck adaptiert wurde. Es ist eine multimediale Lesung mit Film und Musik, die um 20 Uhr beginnt.

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Rufus Beck: Ich hatte das Glück auf Menschen zu treffen, die in mir immer etwas gesehen und mich animiert haben, von dem ich nicht wusste, dass ich dafür ein Talent habe. Das zieht sich durch mein ganzes künstlerisches Leben, ob Schauspielerei, Regie, Hörbuch Produktion, Musik, Schreiben etc.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
RB: Ich bin ein Geschichtenerzähler und verstehe alle meine verschiedenen Berufsfelder als Teil des Show Business. Insofern möchte ich zu aller erst unterhalten, mit spannenden, komischen und auch berührenden Geschichten.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
RB: Mein Lebensmotto ist: 100% sind Minimum. Ich weiß, das ist ein großer Anspruch. Ich erwarte von den Menschen, mit denen ich arbeite, dass sie mit Leidenschaft an die Sache gehen und wenn das nicht der Fall ist, wenn ich spüre, dass Kollegen in den Routinemodus schalten, kann ich sehr ungehalten werden.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
RB: Mich beeindrucken meine Kinder, weil sie so viele Dinge anders und wie ich glaube, besser machen als ich.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
RB: Der schönste Moment ist, wenn meine Vision einer künstlerischen Arbeit vom Publikum verstanden und goutiert wird.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
RB: Ich bin mit Jazz aufgewachsen, aber ich höre auch viel klassische Musik, vor allem alles von Bach.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
RB: Ich höre beides.

KK: Was lesen Sie momentan?
RB: Ich habe gerade die letzten drei Bücher von Daniela Krien gelesen. „Muldental“ , „Mein drittes Leben“ , „Die Liebe im Ernstfall“ - alles grossartige Literatur!

KK: Was ärgert Sie maßlos?
RB: Respekt-, Humor-, Leidenschaftslosigkeit

KK: Was freut Sie ungemein?
RB: Ein Lächeln

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
RB: Das überlasse ich den Profis.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
RB: Der größte Schauspieler im Film ist Robert de Niro.

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
RB: Eine Zeitmaschine

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
RB: Ich kann beides, je nachdem, wie die Situation es verlangt.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
RB: Morgens Mittags Abends Nachts

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
RB: Das bleibt Privat

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
RB: Die Schulausbildung an deutschen Schulen grundlegend ändern. Lehrer besser bezahlen. Mit anderen Worten: Bildung als oberste Priorität im Staatshaushalt setzen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
RB: Zehnkämpfer der darstellenden Künste

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
RB: Dystopisch
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Fotos: Richard Thomps
Freitag 25.10.2024
229. Rebekka SALOMEA Ziegler – Kopenhagen, Portland, Seattle, Los Angeles, New York, aber auch Norwegen, Ghana und Namibia
Rebekka Salomea Ziegler hat viel von ihren Favoritinnen Sharon Jones, Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Erykah Badu gelernt. Und doch klingt die deutsch/US-amerikanische Sängerin und ihre Band SALOMEA wiederum ganz anders. Vor allem eigenständig, so, wie auch die Musik ihres Quartetts. An dieser Stelle war über ihr Album aus dem Jahr 2020 zu lesen: „Es ist Pop und doch kein Pop, es ist Jazz und doch kein Jazz, es ist Electro und doch kein Electro. Die Wirkung ist hypnotisch und strahlt trotzdem eine erschlagende Bodenständigkeit aus. Hochintelligent und emotional berührend.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Vielleicht ist SALOMEAS Musik noch eigenständiger, noch eigenwilliger geworden. Ihr neues Album „Good Life“ ist eine kleine Sensation. Wer es entdeckt, wird mit der Vielfalt der Musik einfach glücklich werden!
(Das Quartett SALOMEA spielt am 02. November um 20 Uhr im Bergson Kunstkraftwerk in München).

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Rebekka Salomea Ziegler: Mein ganzes bisheriges Leben und alle Ereignisse und Einflüsse. Meine Kernfamilie, in der Musik als Beruf mir vorgelebt wurde und Touren zum Alltag meiner Eltern gehörte. Mein Bruder, der mich früh mitnahm in Clubs und auf Konzerte und in dessen Bands ich hier und da mitsingen durfte. Meine Wahlschwester, die mich mit in den Chor nahm, wo ich Bach und Mozart Oratorien sang. Die “Funk Farmers” - die erste Band, bei der ich war. James Brown & Aretha Franklin. Die Billie Holiday & Joni Mitchell CDs meiner Mutter. Schulmusicals und Theaterstücke, in denen ich früh spannende Rollen spielen durfte. Reisen nach Norwegen, Ghana und Namibia nach der Schule. Köln, die unverwechselbare Szene, die Jazzhausschule und Musikhochschule, wo ich gleich meine Band kennenlernte, die einen riesigen Teil dazu beiträgt, dass ich wurde, was ich heute bin. Kopenhagen, wo ich zwischenzeitlich studierte. Alle Musiker*innen, die ich unterwegs treffen durfte, der Austausch und die gegenseitige Inspiration. Meine Familie in den USA, der regelmäßige Besuch dort. Aufenthalte in Portland, Seattle, Los Angeles und New York. Aber auch alle persönlichen Ereignisse wie das Zerfallen der Kernfamilie, Krankheit, Tod und Verlust, Entwurzelung und Identitätsfragen.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
RSZ: Alle, die etwas für sich daraus ziehen können! Ich möchte so viele Menschen wie möglich erreichen. Ich bin davon überzeugt, dass diese Musik für jede*n etwas haben kann. Ob auf Platte oder Live - das sind nämlich völlig unterschiedliche Erfahrungen. Für mich ist diese Musik kathartisch, dieses Album ist eine Utopie, handelt von Transformation. Ich glaube das brauchen wir alle zu einem gewissen Grad. Ich möchte bewegen, ermutigen, trösten, aufmischen - “art is supposed to comfort the disturbed and disturb the comfortable”. Ich möchte Schönheit und Hoffnung verbreiten, zum Nachdenken anregen, Raum geben für Wut und Trauer und Versöhnung.

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
RSZ: Heutzutage ist es sehr schwer die Menschen zu erreichen, selbst wenn es Interesse gibt. Algorithmen, AI und Zahlen beherrschen das System, sodass es immer schwieriger wird mit Nischenmusik durchzudringen. Wir bewegen uns außerdem zwischen den Genres, es gibt unterschiedliche Regelwerke für diese Welten. Mit einer Live-Band zu touren ist fast eine Ausnahme - da das natürlich höhere Kosten mit sich bringt.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
RSZ: Ich schreibe diese Antworten aus unserem Airbnb in Santiago de Chile. Die Offenheit, Leidenschaft und Herzlichkeit der Menschen, die uns hier empfangen, ist der Wahnsinn. Persa De Bio Bio - der Flohmarkt, der sich über 40 Blocks zieht, in dessen Mitte wir spielen durften. Der Anflug über die schneebedeckten Anden. Die Fahrt im Minivan durch Valparaíso bei Tag und bei Nacht. Der Fuchs, der uns eine Weile begleitet hat heute auf unserer Wanderung. Die Resonanz und Hilfsbereitschaft der Menschen.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
RSZ: Zusammen mit meiner Band - meiner Wahlfamilie - und meiner Crew auf den unterschiedlichsten Bühnen, in den unterschiedlichsten Städten und Ländern spielen zu dürfen und hier mit den Leuten vor Ort eine immersive Erfahrung gestalten und teilen zu dürfen. Menschen kennenzulernen, neue Orte bereisen zu dürfen - mit unserer Musik einen gemeinsamen Nenner schaffen zu können - das ist unglaublich.

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
RSZ: Ich liebe es auf Impro Konzerte zu gehen - meistens von Freund*innen und Kolleg*innen. Auf Platte höre ich am liebsten Hiphop, experimentellen RnB, NuJazz und so.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
RSZ: Tatsächlich grade keins von beidem, da meine Anlage kaputt ist. Aber sonst finde ich das Format LP für mehrere Sinne gut. Ich habe aber eine riesige CD Kollektion von meiner Mutter geerbt, da will ich mich bald mal wieder durchstöbern.

KK: Was lesen Sie momentan?
RSZ: Sehr langsam - lese ich momentan ein Buch namens Polysecure.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
RSZ: Im Großen: Der Zustand der Welt. Der Hass, Geiz, die Machtgeilheit und Unfähigkeit der Menschen. Ungerechtigkeit. Im Kleinen: schlechtes, teures Essen.

KK: Was freut Sie ungemein?
RSZ: Im Großen: die Fähigkeit des Menschen emphatisch, witzig und hilfsbereit zu sein. Im Kleinen: überrascht zu werden, zB. mit einer Überraschungsparty oder gutem Essen.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
RSZ: Also ich hab meinen Merchandise zum Teil selbst designt, Farben und Motive ausgewählt und die richtigen Leute um Mithilfe gefragt. Oder Klamotten zerschnitten und neu zusammengesetzt - wie zum Beispiel meine “Signature Stulpen”.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
RSZ: Dominique Fishback in “Swarm” (ist eine Serie - hoffe das geht auch…) - so gruselig und intensiv!

KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
RSZ: Eine Möglichkeit CO2-emissionslos zu reisen. Also wahrscheinlich einen Teleportier-Apparat, für’s eigene zu Hause. Wie ein Kühlschrank.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
RSZ: Teamplayer mit Einzelkämpfer-Energie. In manchen Band-Situationen funktioniert Demokratie einfach leider nicht.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
RSZ: Wenn ich bei Impro Konzerten bin. Oder unter Einfluss von bewusstseinserweiternden Drogen (in Maßen natürlich).

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
RSZ: WePresent und die Stories dahinter mag ich gerne. Und Missy Magazin. Aber so wirklich viel davon konsumiere ich nicht, muss ich gestehen.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
RSZ: Mehr Geld für die freie Szene! Damit Club- & Pop-Kultur den selben Stellenwert haben und gleich geschätzt werden wie andere geförderte Institutionen, wie zum Beispiel Oper oder Philharmonie. Diese Szenen sind überlebenswichtig für viele, viele Menschen! Nicht zuletzt um mehr Zugänglichkeit, auch finanziell gesehen, für Konzerte und Clubs herzustellen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
RSZ: Rebekka Salomea - Einfach mehr fühlen!

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
RSZ: Als Utopie.
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Mittwoch 25.09.2024
228. Luegstoa C – Wird schon auch gut werden
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Christian Gruber ist Frontsänger bei Luegstoa C, einer 7-köpfigen Brasssband aus Oberaudorf und Kiefersfelden. Auf ihrer Website ist zu lesen: „Seit 2018 spielen die sieben jungen Burschen in der bayerischen Mundart-Formation „Luegstoa C“ zusammen. Durch ihre selbstgeschriebenen Texte, wuchtigen Beats und einem fetten Brasssatz, entsteht eine Mischung aus Techno, Rock, Pop und Hip-Hop. In ihren Songs vereinen sie verschiedenste Genres, was Menschen zum Tanzen, und Wände zum Tropfen bringt. Vielleicht ist es die Ehrlichkeit zur Musik und der Mut etwas Neues zu wagen, was die Newcomer für so gute Stimmung sorgen lässt.“ Übrigens bezieht sich der Bandname Luegstoa C auf den Luegstoa See in Oberaudorf. Seit 2011 gibt es hier das Luegstock Festival, bei dem Luegstoa C ihren ersten Auftritt absolvierten.
Luegstoa C spielen am 04. Oktober um 20 Uhr im Puchheimer Kulturcentrum PUC.


KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Christian Gruber: Ich hatte nie einen genauen Lebensplan wo es hingehen soll. Hab dann einfach mal was gemacht, dann kam es so wies heute ist und mir gefällts. Mal schauen wie es weiter geht.

KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
CG: Wir freuen uns, dass wir oft ein Publikum mit breitem Alterssprektrum vor uns haben. Es macht Spaß mit unserer Musik jung und alt zu begeistern. Das wollen wir auch weiterhin!

KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
CG: Auf die Band bezogen: Wenn wir mal proben, dass alle können. Also eigentlich ist das nicht die häufigste Widrigkeit, weil es nicht oft vorkommt, dass wir proben.

KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
CG: Wir haben diesen Sommer in unserer Heimat Kiefersfelden vor einem sehr großen Publikum spielen dürfen. Das hat uns sehr beeindruckt, wie gerne die Leute aus der Heimat zu unserer Musik feiern und uns unterstützen.

KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
CG: Wenn wir nach dem letzten Schlussakkord eines Konzerts glückliche und applaudierende Menschen sehen, die uns zu jubeln. Zum anderen ist es jedes mal aufs Neue überraschend, wie viele Leute textsicher mitsingen. Das macht unglaublich Spaß!

KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
CG: Ich bin schon sehr stark von der Blasmusik/Volksmusik geprägt und höre sie gerne und oft. Zudem bin ich seit meinen Teeneager-Tagen dem HipHop verfallen.

KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
CG: Meine Musikhörer-Karriere startete mit CDs. Jetzt beschränkt sich das (leider) nur noch auf Streaming.

KK: Was lesen Sie momentan?
CG: Ich muss/sollte derzeit viel lernen für mein Studium. Dafür muss ich verschiedene Lehrbücher lesen.

KK: Was ärgert Sie maßlos?
CG: Wenn ich mal wieder was verlege und ich es nicht finde. Generell wenn ich wieder zu tollpatschig bin.

KK: Was freut Sie ungemein?
CG: Im Sommer habe ich mich über schönes Wetter gefreut. Freue mich auch immer aufs Musik spielen mit meinen Freunden. Bei Luegstoa C spielen wir seit der Jugendkapelle zusammen.

KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
CG: Nein, ich bin nicht der begabteste Schneider / Schreiner.

KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
CG: Ich schaue nicht so viele Filme, daher kann ich das nicht beurteilen.

KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
CG: Ich fühl mich schon sehr wohl, wenn mehr Leute dabei sind. Natürlich hat jeder seine eigenen Schwerpunkte im Leben auf die er setzen will. Also bisschen Einzelkämpfer kann ich auch. Das schadet auch keinem, glaub ich.

KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
CG: Meistens fallen mir gute Sachen erst ein, wenn's nicht mehr darauf ankommt.

KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
CG: Gar keine.

KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
CG: Was ich ändern würde weiß ich nicht. Jedenfalls würde ich Eltern von Musik begeisterten Kindern ans Herzen legen, ein Klavier fürs Wohnzimmer zu kaufen.

KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
CG: GRUBI

KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
CG: Noch schnelllebiger. Aber wird schon auch gut werden.
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