Alice Köfer, die Kabarettistin, ist noch immer Mitglied der A capelle-Boygroup „Vocal Recall“. Schließlich hat sie an der Berliner Musikhochschule Jazz- & Pop-Gesang studiert. In einigen Hauptstadt-Bands hat sie dann genügend Bühnenerfahrung gesammelt – aber auch bemerkt, dass ihr die Moderation und Kommunikation ebenfalls riesigen Spaß machen. So entstand das Soloprogramm „Alice auf Anfang“, mit dem die Berlinerin am Freitag den 21. Februar im Säulensaal des Veranstaltugsforum Fürstenfeld auftritt. Beginn der Veranstaltung ist 20.00 Uhr.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Alice Köfer: Mich hat's schon immer auf die Bühne gezogen, wo es auch immer Theater- oder Musicalgruppen gab, wollte ich mitmachen. Später in meinem Gesangsstudium hab ich dann gemerkt, dass ich beim Vorbereiten von Konzerten besonderen Spaß daran hatte, mir die Moderationen zwischen den Songs auszudenken.
Gleichzeitig fremdelte ich etwas damit, wie ernst sich alle genommen haben, welchen doch auch strengen Regeln man in den Konzerten an der Musikhochschule unterworfen war.
Da wusste ich zwar noch nicht richtig, wohin mit mir (künstlerisch), aber ich ahnte, dass ein reines Sängerinnen-Leben für mich wohl nicht das richtige war.
Als ich dann zum ersten Mal in Shows aus dem Bereich Kabarett/ Kleinkunst landete und gesehen hab, wie parodistisch, kreativ, selbstironisch und teilweise anarchisch die Künstler*innen auf der Bühne agierten, war ich völlig geflasht und wusste: Genau das willst du auch!
Ich sah Nessi Tausendschön, Pigor & Eichhorn, Jochen Malmsheimer, Georgette Dee usw. und war hin und weg.
Später durfte ich als Sängerin bei einer Produktion von Pigor & Eichhorn („Pigor und die Pigoretten“) mitmachen und merkte, dass ich da genau an der richtigen Adresse war.
Nach meinem Studium war ich lange in einer Quartett-Formation („Vocal Recall“) auf Tour. Das war eine tolle Zeit, wir haben 5 Abendprogramme zusammen entwickelt und haben über 10 Jahre lang viele Konzerte gespielt.
Dann hatte ich irgendwann das Gefühl, mich noch neu ausprobieren zu wollen, das Ergebnis ist mein erstes Solo-Programm „Alice auf Anfang“!
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
AK: Hach, natürlich möchte ich möglichst viele Menschen erreichen, die sich für Kabarett, Comedy, Kleinkunst oder einfach humorvolle Unterhaltung interessieren.
Ich empfinde es aber auch immer wieder als beglückend, wenn man Leute erreicht, die zufällig in so einer Veranstaltung gelandet sind und noch gar nicht wussten, dass es sowas gibt und das dann toll finden.
Wenn am Ende eines Abends jemand sagt: „Ich konnte heute mal so richtig lachen und vergessen, was mich im Alltag sorgt.“ - Das ist einfach wundervoll!
Ich möchte einfach, dass die Leute eine schöne Zeit bei/mit mir haben.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
AK: Ehrlich gesagt ist das größte Thema zur Zeit „Kommen genug Leute?“. Damit haben alle zu kämpfen, auch sehr bekannte Acts.
Ansonsten bekomme ich grad viel Rückenwind, aber ja, es müssen eben auch ausreichend Leute in die Shows kommen. „Zwinker, zwinker“ ;-)
Sonst darfst du einmal in einem Theater spielen, ganz vielleicht ein zweites Mal, aber dann eben nicht mehr.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
AK: Beruflich hat mich grad beeindruckt, dass ich mit drei Kolleg*innen einen kabarettistischen Jahresrückblick („Schlachtplatte“) gespielt habe und wir in der Erarbeitungsphase, aber auch noch auf der Tournee, mehrfach Nummern neu oder umschreiben mussten, weil sich die politischen Ereignisse so überschlagen haben. Das war anstrengend, aber auch toll, wenn es dann gelingt tagesaktuell zu bleiben.
Dann hat mich zuletzt sehr beeindruckt, dass ich einen Auftritt bei einer Fachmesse gemeistert hab. Es gibt 1x im Jahr eine Kulturbörse in Freiburg und dort können Künstlerinnen sich um einen Kurzauftritt bewerben.
Der findet dann in einer Messehalle statt und im Publikum sitzen nur Fachleute, also Veranstalter*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, jede Menge Kolleg*innen, Agenturen usw., wie man sich vorstellen kann, sind sie alle zusammen alles andere als ein „einfach“ zu begeisterndes Publikum. Hi hi.
Und da braucht es Nervenstärke und eine gute, geeignete Zusammenstellung eines Sets. Hat geklappt!! :-))
Aber den Adrenalin-Pegel würde ich nicht jede Woche verkraften!!
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
AK: Das schönste ist eigentlich immer, wenn man sich im stillen Kämmerlein was Beklopptes ausdenkt, es ausprobiert und dann tatsächlich Leute drüber lachen.
Das ist jedes Mal auf Neue ein beglückendes Wunder!!
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
AK: Hui, ich mag so vieles!! Ich denke, am liebsten ist mir dann doch die Pop-Musik, aber da mag ich echt gaaaanz viel, egal aus welchem Jahrzehnt.
Weil ich mich damit viel beschäftigt hab, stehe ich auch auf viele Jazz-Musiker*innen. Mich kann aber auch ein gutes Musical begeistern oder so richtig schöne Chormusik!
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
AK: Weil mein Plattenspieler den Geist aufgegeben hat, wohl eher CD, aber ich will ehrlich sein: Ich gebe auch Geld für Streaming-Dienste aus.
KK: Was lesen Sie momentan?
AK: Juli Zeh „Neujahr".
KK: Was ärgert Sie maßlos?
AK: Ungerechtigkeit.
KK: Was freut Sie ungemein?
AK: Gesundheit, meine Familie und Freund*innen, Anerkennung.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst genäht oder getischlert?
AK: Beim Nähen beherrsche ich nur Basics, wie Gardinen-Umnähen, Knöpfe annähen, Löcher flicken …
Ich habe schon viele Möbel zusammengebaut oder auch gestrichen oder so, aber wirklich mal eins getischlert hab ich nie. Ach doch, ich hab mal als Kind mit meinem Papa ein Vogelhäuschen gebaut! Zählt das?
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
AK: Oh, da haben mich schon so viele beeindruckt. Ich finde Geena Davis & Susan Sarandon in „Thelma und Louise“ toll, Matthias Schoenaerts und Kate Winslet in „Die Gärtnerin von Versailles“, Roberto Benigni in „Das Leben ist schön“, Robin Williams in „Club der toten Dichter“, Frances McDormand in „Three Billbords Outside Ebbing, Missouri.
Ich hör’ mal auf, sonst werden wir hier nicht fertig! :-))
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?
AK: Na, ne Zeitreisemachine wär schon schön, oder?
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
AK: Eher Teamplayer.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
AK: Blöderweise tatsächlich unter (Zeit-)Druck.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
AK: Ich bin eigentlich querbeet interessiert, da kann ich gar nichts Bestimmtes sagen. Gezielt ich lese hauptsächlich die gängigen Nachrichtenportale.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
AK: Den Etat!!
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
AK: „Warten bis man dran ist, bringt nix!“
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
AK: Ich wäre schon sehr happy, wenn es mit meinem neu eingeschlagenen Solo-Pfad so schön weitergeht, wie es gerade aussieht.
Nächstes Jahr werde ich ein nächstes Abendprogramm raus bringen, wäre schön, wenn das wieder gut wird.
Und dann einfach weiter schöne Auftritte vor genügend Leuten in netten Theatern haben. Hach, das wär schon toll!