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7. Kristjan Randalu & Martin Kuuskmann „Schubert Voyage“
8. Malaki World Orchetra „Prima Di Tornare A Casa“
9. Alabaster DePlume „A Blade Because A Blade Is Whole“
10. Goldmund Quartet „Mendelssohn“
11. Jon Balke „Skrifum“
12. Maria Joao „Abundancia“
Freitag 14.03.2025
Kristjan Randalu & Martin Kuuskmann „Schubert Voyage“
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Duo-Aufnahmen von Klavier und Fagott sind selten. Dabei ist das Klangspektrum dieser beiden Instrumente im Zusammenschluss hochspannend und, wie im vorliegenden Fall, auch beglückend.
Besitzt das Holzblasinstrument am ehesten noch einen etwas träge wirkenden, tief melancholisch näselnden Sound, ist die Vielseitigkeit des Klaviers hingegen beinahe unbegrenzt. Kristjan Randalu hat sich bei seinem neuen Album, der Interpretation Franz Schuberts „Winterreise“, für einen Partner entschieden, der auf dem Fagott enorme Stimmungen und Atmosphären entwirft, der technisch brillant spielt und der zudem als Befürworter Moderner Musik mutig genug ist, die Anforderungen der Klassik zugunsten anderer Stilformen ästhetisch aufzubrechen: Martin Kuuskmann.
Beide, Randalu und Kuuskmann, stammen aus Estland und haben hier, ohne es voneinander zu wissen, regelmäßig den gleichen Bus nach Tallin in die Musikschule genommen. Wirklich kennengelernt haben sie sich Jahre später – an der Manhattan School of Music in New York. Der Kontakt ist anschließend nicht mehr abgerissen. Randalu lebt heute in Karlsruhe, Kuuskmann in Denver, Colorado.
Beide interpretieren die „Winterreise“ instrumental und verwenden für einzelne Lieder auch Jazzelemente. Die Tonarten bleiben dieselben wie im Original. „Es ist im Grunde alles notiert“, erläutert Martin Kuuskmann, „bis auf die Improvisationen von Kristjan am Klavier. Das Publikum wird nicht immer heraushören, was ausgeschrieben ist und was nicht.“ Insgesamt haben beide Solisten zwölf der insgesamt vierundzwanzig Lieder eingespielt. Hinzu kommen noch vier eigene Kompositionen von Kristjan Randalu.
Schubert Voyage“ beeindruckt besonders durch ihre tiefe Emotionalität und zugleich durch ihre ad hoc eingestreuten Verweise. Doch in jeder Note, die beide spielen und die Ideen die sich zuwerfen, ist der Respekt vor dem Originalen zu spüren. Ist es in den Vorgaben die Verbindung von Wort und Ton, die fasziniert, ist es hier die melodische Erfindungsgabe, die instrumentale Besessenheit beider Vortragender, die diszipliniert und gefühlvoll gelingen. Das vermeintlich Vertraute erstrahlt in neuem Licht – als eine ganz persönliche Seelenreise.
Jörg Konrad

Kristjan Randalu & Martin Kuuskmann
„Schubert Voyage“
Berlin Classics
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Donnerstag 13.03.2025
Malaki World Orchetra „Prima Di Tornare A Casa“
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Sechs Nationen vereint in einer Band – das ergibt entweder eine babylonische Kultur- und Sprachverwirrung, oder ein inspirierendes transkulturelles Volksfest. Das Malaki World Orchestra bedient eindeutig letzteres. Die Band um Sängerin Chiara Raimondi und Gitarrist und Akkordeonspieler Markus Kordas feiert das Leben in seiner ganzen ethnischen Vielfalt.
Das Nonett mit Sitz in Hannover ist in den letzten Jahren ausgiebig getourt – europaweit. Es hatte hierbei Musik ihrer Mitglieder im Gepäck, die aus Italien, Mazedonien, Venezuela, Mexico, Libanon und Deutschland stammen. Und als sie zurückkamen, hatten sie nicht nur dutzende neue Eindrücke mitgebracht, sie setzten diese Erlebnisse sofort in Musik um. So entstand nach relativ kurzer Zeit im Institut für Wohlklangforschung(!) das Album „Prima Di Tornare A Casa“. Eingefangen wurde hier das kunterbunte, sinnfällige Treiben der Newcomer-Band. Temperament und Energie contra melancholischer Balladenstimmung und orientalischer Ornamentik; perfektes Satzspiel der Bläser contra energetische Soloparts begnadeter Bandmitglieder. Angetrieben wird die Musik von Synkopen durchzogenen pulsierenden Rhythmen. Und über allem thront die Stimme Chiara Raimondi, die unaufgeregt die italienischen, spanischen, englischen und griechischen Texte interpretiert und dem globalen Party-Ereignis damit Authentizität verleiht.
Helga Brauer

Malaki World Orchetra
„Prima Di Tornare A Casa“
Hey! Acoustic
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Mittwoch 12.03.2025
Alabaster DePlume „A Blade Because A Blade Is Whole“
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Er singt und spielt Saxophon, sein Musik steht traditioneller Folklore ebenso nahe wie dem Jazz, seine Texte sind reine Poesie und stellen doch auch kämpferisch soziale Ungerechtigkeiten ins Zentrum, ein Hybrid zwischen Serge Gainsbourg und Mauric Ravel. Der sensible Draufgänger hört auf den romantischen Namen Alabaster DePlume. „A Blade Because A Blade Is Whole“ ist sein mittlerweile siebtes Album und handelt von der Konfrontation mit dem Schmerz auf der Suche zu sich selbst.
Davon abgeleitet lautet sein derzeit alles bestimmende Lebensmotto: Heilung. Darauf gekommen ist der aus Manchester stammende DePlume, weil er spürte, dass er selbst über Jahre hinweg nur wenig selbstbestimmt lebte. Er unterzog sich also einer seelischen Reinigung, die er durch intensives Lesen, Nachdenken, Kampfsport, Meditation und dem Schreiben von Lyrik vollzog. Ein Teil der Gedichte verarbeitete er als Textbausteine in dem vorliegenden Album. Die Musik schrieb und arrangierte er ebenfalls selbst. Es sind manchmal bleischwere Sounds, manchmal auch federleichte, an naive Kindermelodien erinnernde Songs. Selten blies ein Musiker das Saxophon mit mehr Vibrato, wodurch es fragil und zerbrechlich klingt. Chorgesänge kontra Streichensemble, Marschmusik als Therapie gegen individuellen Schmerz. Alabaster DePlume vermittelt durch seine Musik eine ganz persönliche spirituelle Erfahrungen, es geht um die menschliche Würde und den aufopferungsvollen Kampf hierfür. Letztendlich will er mit seiner Musik eine inneren Ausgeglichenheit und Respekt gegenüber Kulturen und Befindlichkeiten in den unterschiedlichsten Facetten zum Ausdruck bringt
Geboren wurde Alabaster DePlume, mit bürgerlichem Namen Angus Fairbairn, 1980. Er machte schon als Kind mit seinen Geschwistern Musik, spielte in Rock'n Roll- und Jazzbands. Als Sozialarbeiter engagierte er sich als Betreuer für geistig behinderte Männer, machte auch mit ihnen Musik. „Diese Arbeit war eine der intensivsten Erfahrungen für mich als Künstler“, sagte er in einem Interview. Er engagierte sich für die Umweltgruppe Extinction Rebellion und wurde bei Protestaktionen mehrmals verhaftet.
Seinen Künstlernamen Alabaster DePlume gab er sich übrigens, weil er glaubte, diesen Namen von Autofahrern zu vernehmen, den sie ihm zuriefen, als er in einem Rock durch die Straßen ging.
Jörg Konrad

Alabaster DePlume
„A Blade Because A Blade Is Whole“
International Anthem
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Dienstag 11.03.2025
Goldmund Quartet „Mendelssohn“
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Felix Mendelssohn Bartholdy war erst achtzehn Jahre alt, als er im Sommer 1827 auf Gut Sakrow bei Potsdam sein 2. Streichquartett a-Moll op. 13 in Angriff nahm. Nur wenige Monate später präsentierte er in Frankfurt am Main das Stück am Klavier. Mendelssohn stand damals deutlich unter dem Eindruck von Beethovens Musik, dessen späten Streichquartette zu jener Zeit erstmals als Druck erschienen. Er baute in seine Komposition Bezüge und Verweise Beethovens mit ein, zeigte sich in der gestalterischen Arbeit mutig und draufgängerisch.
Gekennzeichnet ist dieses Streichquartett Nr. 2 durch eine ungestüme, jugendliche Expressivität, einen spannungsgeladenen Ansatz, sowie einer stark romantisierenden Gestaltung.
Gehört dieses vierteilige Stück zu den bedeutendsten Frühwerken Felix Mendelssohns, muss sein Streichquartett Nr. 6 f-Moll op.80 zu seinen Spätwerken gezählt werden. Es entstand unter tragischen Umständen. Fanny Hensel, Felix innig geliebte und musikalisch hochbegabte Schwester, erlitt im Mai 1847 einen Schlaganfall und starb. Mendelssohn, gerade von einer Englandreise zurückgekehrt, war tief erschüttert. Ihn übermannte die Tragik, er sah sich nicht in der Lage zu arbeiten und zog sich, samt eigener Familie, in die Schweizer Bergwelt zurück. Hier, in der Abgeschiedenheit, verarbeitete er langsam dieses Trauma, in dem er wieder zu schreiben begann. Er komponierte das düstere, melancholische f-Moll Streichquartett. Ein aufwühlendes, von Verzweiflung und seelischer Not gekennzeichnetes Stück, eine Art instrumentales Requiem für seine Schwester – geschrieben nur wenige Monate vor Felix Mendelssohns eigenem Tod.

Das in München beheimatete Goldmund Quartett hat sich diesen beiden sehr unterschiedlichen, aber jweils ausdrucksstarken Kompositionen angenommen. Ihnen gelingt auf eine berührende und spielerisch brillante Weise die Interpretation dieser sehr verschiedenen Seelenzustände Mendelssohns. Klare Linienführung zeichnet das Ensemble aus. Eine entspannte Spielfreude (speziell in der a-Moll Kompositione), souverän gesetzte Kontraste und ein wunderbar stimmiger Puls der Aufnahmen, macht diese Einspielung zu etwas sehr Besonderem.
Geschickt hat sich das Ensemble dafür entschieden, die beiden Quartette mit drei Stücken ("Frühlingslied“, "Venetianisches Gondellied"; und „Trauermarsch“) aus der größeren Klaviersammlung „Lieder ohne Worte“ zu verbinden. Bearbeitet hat diese Kompositionen der junge Jakob Encke, Violinist im vision string quartet.
Jörg Konrad

Goldmund Quartet
„Mendelssohn“
Berlin Classics
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Montag 10.03.2025
Jon Balke „Skrifum“
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Dieses Album zelebriert eine Kommunikation der Stille. Es ist ein ästhetischer Dialog von minimalistischen Strukturen, traumhaft klingenden Motiven und dem Atem eines Instruments. Jon Balke entwirft auf seinem neuen Album „Skrifum“ ein eigenes, ein spezifisches Klanguniversum. Jede einzelne Note behält bis hin zum Nachhall ihren individuellen Charakter, ihren signifikanten Sound, eingefangen von einem „Spektrafon“ (einer Software zur Live-Audiobearbeitung), das speziell das Innere des Flügels hörbar macht, als pulsiere es in ihm lebendig. Zudem kann der Pianist diesen klingenden Atem in Echtzeit beeinflussen, wodurch eine zusätzliche Umgestaltung, bzw. Bearbeitung des Tonfalls möglich ist.
Dabei kommt der norwegische Pianist mit nur wenigen Tönen aus, reduziert auch das an sich schon Sparsame auf eine zusätzlich minimale Essenz. Vielleicht eine Art Analyse, des im Korpus des Klaviers entstehenden Klanges. Auf jeden Fall eine akribische Befreiung vom Konventionellen, die wie beiläufig den Raum erobert.
„Skrifum“ ist das vierte Soloalbum Balkes bei ECM und sie alle folgen einer stringenten, experimentellen, wie schlüssigen Entwicklung, in der die Geschwindigkeit der Musik kontinuierlich abnimmt, bei gleichzeitiger Steigerung des Sparsamkeit.
Aufgebrochen ist der Pianist zu Beginn der 1980er Jahre. Damals, mit Oslo 13 und Magnetic North, größeren Orchestern, die in der Lage waren, auch kammermusikartige Kompositionen und Improvisationen zu präsentieren. Er war Gründungsmitglied des Quintetts Masqualero, einer ungestümen europäischen Supergroup, hat mit Batagraf den perkussiven Charakter von Musik stärker herausgestellt und überraschte im Kollektiv Siwan mit dem komplexen Erfassen von Jahrhunderte alten Musikstilen in der Verbindung mit völlig unterschiedlichen europäischen und afrikanischen Klangkulturen, gespielt auf akustischen elektronischen Instrumenten. Jon Balke nimmt sich seit Jahrzehnten jede künstlerische Freiheit um neue musikalische Wege zu suchen und diese selbstbewusst zu beschreiten. „Skrifum“, das friedvolle Meisterwerk, narkotisiert aufgrund seiner stillen Intimität.
Jörg Konrad

Jon Balke
„Skrifum“
ECM Records
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Mittwoch 05.03.2025
Maria Joao „Abundancia“
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Seit vielen Jahren schon tobt die Portugiesin Maria Joao ausgelassen singend, schnalzend, jubilierend über die Bühnen von Konzerthallen und Festivals. Sie ist eine der vitalsten Stimmen ihres Landes, vielleicht eine der abenteuerlustigsten Sängerinnen Europas. Ein Vulkan an Temperament und Vitalität. Ob Folklore, Improvisation, simple Popmelodien oder visionäre Vocalkunst – Maria Joao ist ein singendes Gesamtkunstwerk an sich. Das wird wieder einmal auf dem neuen Album „Abundancia“ der 1956 in Lissabon geborenen Stimmakrobatin deutlich. Dafür hat sie den melancholischen Fado (vorerst) hinter sich gelassen und bewegt sich (experimentell) auf einer Lissabon und Maputo verbindenden Achse. Sie hat mit Gleichgesinnten wie João Farinha (Gesang) und André Nascimento (Electronics) ein originelles, herausforderndes Album eingespielt. Zur Studioband gehören zusätzliche Schlagwerker und einige mosambikanische Musiker.
Gemeinsam lassen sie einen Sound erklingen, der an einigen Stellen wie nicht von dieser Welt klingt. Polyrhythmische Grundstrukturen, verzerrte Technik, kindhaft gesungene Melodien lassen alles magisch, aber vor allem federleicht klingen. Selbst dann noch, wenn mit gebrochener Elektronik fragile Klanglandschaften entworfen werden. Wolken von Sounds durchziehen die Songs, bringen Licht und Schatten in die Musik, vermitteln Sinnlichkeit, Aufruhr und jede Menge Spaß.
Helga Brauer

Maria Joao
„Abundancia“
Galileo
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Autor: Siehe Artikel
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