Haben Sie einen Artikel verpasst? Dann klicken Sie hier. Im Archiv finden Sie auch ältere Veröffentlichungen.
1. QUIET LIFE
2. WARFARE
3. PARTHENOPE
4. ICH WILL ALLES
5. RIFF RAFF – VERBRECHEN IST FAMILIENSACHE
6. NIKI DE SAINT PHALLE
Donnerstag 24.04.2025
QUIET LIFE
Ab 24. April 2024 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Sergei (Grigory Dobrygin) und Natalia (Chulpan Khamatova) sind mit ihren beiden Töchtern Katja (Miroslava Pashutina) und Alina (Naomi Lamp) wegen politischer Verfolgung aus Russland nach Schweden geflohen – in der Hoffnung auf ein neues Leben, nachdem ein Angriff Sergei fast das Leben gekostet hätte. Allerdings wird der Asylantrag der Familie abgelehnt und die Ausweisung angeordnet. Katja, die jüngere der beiden Töchter, traumatisiert von der Ablehnung, bricht zusammen und fällt ins Koma; ein Zustand, der als Resignationssyndrom oder auch als Apathie bekannt ist. Ihre Eltern versuchen alles, um eine Atmosphäre der Sicherheit, Stabilität und Hoffnung zu schaffen, die ihre Tochter braucht, um wieder aufzuwachen.

Ein Film von Alexandros Avranas
Mit Chulpan KHAMATOVA, Grigory DOBRYGIN , Naomi LAMP, Miroslava PASHUTINA, Eleni ROUSSINOU

Schweden 2018: Ein unbekanntes Syndrom, das Flüchtlingskinder betrifft, löst bei Ärzten und Politikern Besorgnis aus.
Sergei (Grigory Dobrygin) und Natalia (Chulpan Khamatova) sind mit ihren beiden Töchtern Katja (Miroslava Pashutina) und Alina (Naomi Lamp) wegen politischer Verfolgung aus Russland nach Schweden geflohen – in der Hoffnung auf ein neues Leben, nachdem ein Angriff Sergei fast das Leben gekostet hätte. Allerdings wird der Asylantrag der Familie abgelehnt und die Ausweisung angeordnet. Katja, die jüngere der beiden Töchter, traumatisiert von der Ablehnung, bricht zusammen und fällt ins Koma; ein Zustand, der als Resignationssyndrom oder auch als Apathie bekannt ist. Ihre Eltern versuchen alles, um eine Atmosphäre der Sicherheit, Stabilität und Hoffnung zu schaffen, die ihre Tochter braucht, um wieder aufzuwachen.

QUIET LIFE ist ein zutiefst berührender und packender Film über ein reales Apathie-Syndrom, das Kinder auf der Flucht in hoffnungslosen Situationen befallen kann. Da Geflüchtete in Schweden unmittelbar nach Antragstellung sofort gut integriert werden und sich sicher vor Verfolgung fühlen können, reagieren manche Kinder dort umso dramatischer, wenn der Antrag abgelehnt wird, die Hoffnung auf Asyl erlischt und die Angst vor einer ungewissen Zukunft sie überwältigt. Unter der Regie von Alexandros Avranas („Miss Violence“) spielen Chulpan Khamatova („Good Bye Lenin“, „Luna Papa“) und Grigory Dobrygin („A Most Wanted Man“, „Verräter wie wir“) die Hauptrollen. QUIET LIFE ist eine Koproduktion von Senator Film Produktion, als deutsche Koproduzenten fungieren Reik Möller und Ulf Israel (Senator Film Produktion), die Redaktion verantworten Carlos Gerstenhauer (BR), Bettina Ricklefs (BR) und Claudia Tronnier (ARTE).

QUIET LIFE feierte Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig 2024, die Deutschlandpremiere fand beim Filmfest Hamburg 2024 statt. QUIET LIFE wurde bei den Nordischen Filmtagen 2024 mit dem Publikumspreis und bei dem Geneva Internationales Filmfestival 2024 mit dem Future Is Sensible Award ausgezeichnet.


Anmerkung des Regisseurs Alexandros Avranas

Seitdem ich vor einigen Jahren vom Child Resignation Syndrome gehört habe, bin ich besessen von dem Phänomen und dem Bedürfnis, es auf die Leinwand zu bringen. Millionen von Kindern sind auf der Flucht, vertrieben aus ihrer Heimat durch Krieg, Armut oder politische Unterdrückung, in der Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben.
Doch wie können Eltern ihren Kindern Schutz und Stabilität bieten, wenn die Realität alles andere als Grund zu Optimismus bietet? Das ist es, was Sergei und Natalia erleben, als ihr Asyl-Antrag abgelehnt wird und ihre jüngste Tochter in den Zustand des Resignationssyndroms fällt, einem Zustand kompletter Verzweiflung, in den allein in Schweden Hunderte von Kindern gefallen sind.
Ist es möglich, etwas aus dem Nichts zu erschaffen, nur indem man sich genug anstrengt? Ist Glück am Ende etwas, das wir erschaffen können?
QUIET LIFE handelt von ihrem Kampf, die Hoffnung und Stabilität um jeden Preis wiederherzustellen, darum, wieder Licht zu finden in einer menschenverachtenden Situation.


Informationen über das Resignationssyndrom

«Psychogene Massenerkrankungen werden auch als soziogene Massenerkrankungen bezeichnet. Es scheint ein passenderer Name zu sein, weil er darauf hindeutet, dass es sich um eine soziale Störung handelt, mehr als um eine psychologische oder biologische. Manchmal sind Ärzte so sehr damit beschäftigt, in die Köpfe der Menschen zu schauen, dass sie die sozialen Faktoren vergessen, die Krankheiten verursachen.»
Neurologin Suzanne O’Sullivan - THE GUARDIAN, 2021



Interview mit Regisseur Alexandros Avranas

Das Resignationssyndrom ist ein weitgehend unbekanntes Phänomen, das vor allem Kinder betrifft. Warum haben Sie sich entschieden, einen Film darüber machen?
AA: Im Jahr 2018 las ich im New Yorker einen Artikel über dieses "Resignationssyndrom", und es hat mich gefesselt, denn es erinnerte mich an ein Märchen und gleichzeitig an eine Art Dystopie. Was mich am meisten beeindruckt hat, war, dass es über zwanzig Jahre lang unter Verschluss gehalten wurde, obwohl seit Anfang der 2000er Jahre Hunderte von Kindern in Schweden betroffen waren. Ich sah sofort eine Gelegenheit, über umfassendere Themen wie die Macht des Staates über den Einzelnen zu sprechen und wichtige Fragen wie "Welche Art von Gesellschaft hinterlassen wir unseren Kindern?" und "Was bedeutet es, für ein besseres Leben zu kämpfen?" Aber sobald ich anfing zu schreiben, war es mein primäres Ziel, die Menschlichkeit und Liebe in diesen größeren Themen zu finden und die Geschichte von der Schwere und der Verantwortung der Handlungen jedes Einzelnen zu erzählen.

Wie haben Sie dieses Syndrom erforscht?
AA: Ich fing an, alles zu lesen, was ich finden konnte, und Dokumentarfilme zu schauen. Dann lernte ich die beiden für das Syndrom weltweit führenden Spezialisten kennen: Dr. Elisabeth Hultcrantz, die dafür gekämpft hat, dass dieses Syndrom von der wissenschaftlichen und politischen Gemeinschaft anerkannt wird, und Dr. Karl Sallin vom Karolinska Institutet, der vom schwedischen Staat beauftragt wurde, um das Syndrom von seinen Ursprüngen im Jahr 1998 bis heute zu erforschen. Ich habe auch einen Artikel über Arash Javanbakht gelesen, einen Amerikanischen Arzt, der 2018 an einer großen Studie zu diesem Thema teilgenommen hat, die von Schweden initiiert wurde. Ihm zufolge kommen diese Kinder in der Regel aus Ländern, in denen sie verfolgt werden oder traumatische Erfahrungen machen, die zu intensiv sind für ihren jungen Verstand.
Einige leugneten zunächst die Existenz des Syndroms und deuteten an, dass die Familien die Situation manipulierten, um das Recht auf Asyl zu erlangen. Erst im Jahr 2014 wurde es in Schweden offiziell als Pathologie anerkannt. Heute werden die Ursachen besser verstanden, und es ist bekannt, dass es sich um einen posttraumatischen Schutzmechanismus handelt, eine Reaktion auf die Angst, in ihr Herkunftsland zurückkehren zu müssen. Tatsächlich wachen Kinder in der Regel auf, sobald ihre Familien die Erlaubnis dazu erhalten haben, im Land zu bleiben.
Natürlich habe ich mich dann von bestimmten Fakten entfernt, um meine Charaktere und die Geschichte von QUIET LIFE aufzubauen.

Der Film erinnert an die visuellen Codes von Genrefilmen, bevor es sich zu etwas Menschlicherem entwickelt. Wie haben Sie die visuelle Identität des Films entwickelt? War sie von Anfang an Teil des Projekts?
AA: Von Anfang an wollte ich eine kafkaeske Atmosphäre, eine Art administrativer Dystopie, die an Science-Fiction grenzt. Ich wollte diese seltsame Märchenwelt-Dimension auf die Leinwand bringen, die ich spürte, als ich das Syndrom zum ersten Mal entdeckte. In meiner Vorstellung sahen die beiden Mädchen aus wie schlafende Schönheiten.
Im ersten Teil des Films wollten wir sowohl der Realität als auch den Fakten treu bleiben, was das nüchterne Erscheinungsbild zu Beginn erklärt. Es gibt tatsächlich eine Klinik, wie im Film gezeigt, in der man glaubt, dass Kinder schneller heilen, wenn sie von ihren Eltern getrennt werden. Im zweiten Teil des Films zerbricht jedoch die anfängliche Kälte und macht Platz für den Wiederaufbau der Familie. Die Eltern erschaffen eine schützende Blase und eine imaginäre Welt, um ihren Töchtern ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Hoffnung entsteht, und das Leben kehrt zurück.

Warum haben Sie sich dafür entschieden, eine russische Familie in den Mittelpunkt des Films zu stellen? Gibt es einen Zusammenhang mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine?
AA: Der Film spielt im Jahr 2018, also lange bevor der Krieg in der Ukraine begann. Zu diesem Zeitpunkt war Russland bereits eine Diktatur, nur nicht dem Namen nach. Die ersten Fälle betrafen Flüchtlingskinder aus der ehemaligen UdSSR und Jugoslawien. Der Artikel im New Yorker aus dem Jahr 2018 erzählte die Geschichte eines kleinen Jungen, dessen Familie aus politischen Gründen aus Russland geflohen war. Warum Kinder aus diesen Ländern anfangs stärker betroffen waren, weiß ich nicht, aber es schien auf jeden Fall einen kulturellen Hintergrund zu geben.
Ich glaube jedoch nicht, dass dies die zentrale Frage des Films ist. Natalia, Sergei und ihre Töchter sind Russen, aber sie hätten genauso gut Afghanen, Iranerinnen oder Palästinenserinnen sein können ...

Können wir sagen, dass Ihr Film die traumatischen Folgen der Politik thematisiert?
AA: Natürlich. Von Anfang an waren mein Co-Autor Stavros Pamballis und ich uns einig, dass dies ein wichtiger Kontext für uns war; ein Zugang zur Geschichte und zu den Charakteren. Wir sind beide geboren und aufgewachsen in Ländern, in denen es noch frische Erinnerungen an Putsche, Kriege und Vertreibungen gibt. Das gelebte oder ererbte Trauma der politischen Unruhen liegt uns im Blut. Die Entwicklung dieser Geschichte inmitten der jüngsten Weltereignisse hat diesen Kontext für uns noch stärker gemacht. Krieg scheint überall um uns herum zu sein und schafft Flüchtlinge, die von der westlichen Gesellschaft zunehmend als Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Währenddessen scheint unsere Welt in eine Klimakrise zu geraten, die uns alle betrifft und bereits neue Wellen schlägt im Hinblick auf Klimaflüchtlingen und Wirtschaftsmigration.
Als politisches System war die Antwort auf all dies eine zunehmende Kälte, politische Korrektheit, das Bedürfnis, Mauern zu errichten; apathisch zu werden, anstatt empathisch zu werden. Im Film haben wir versucht, durch Menschlichkeit und Liebe ein Gegengewicht zu all dem zu finden.

Warum spielt der Film in Schweden?
AA: Das Syndrom wurde zuerst in Schweden beobachtet. Es ist sehr mysteriös, vor allem, weil es eine gewisse Idealisierung der schwedischen Gesellschaft gibt. Es schien daher naheliegend, die Geschichte in diesem Land anzusiedeln. Auch wenn es oft als Beispiel angeführt wird, ist das schwedische Modell nicht ohne Probleme. Aber das ist offensichtlich nicht nur in Schweden so. Viele Länder verlieren sich in den Systemen, die sie geschaffen haben, in der politischen Korrektheit und der Unterdrückung von Gefühlen.
Allerdings bin ich nicht an Kritik interessiert. Im Film empfinde ich eine gewisse Zärtlichkeit, sogar für die Figuren, die für diese dystopische Verwaltung verantwortlich sind. Sie sind Gefangene des Systems, wie alle anderen auch.

Wie sind Sie auf Chulpan Khamatova, einen großen Star des russischen Theaters und Kinos, zugegangen, um an dem Film mitzuwirken?
AA: Ich habe Chulpan in „Goodbye, Lenin!“ entdeckt und habe seitdem ihre Karriere verfolgt, von „Paper Soldier“ bis zum neueren „Petrov's Flu“. Als ich ihr das Drehbuch schickte, identifizierte sie sich sofort mit der Figur der Natalia, weil sie zu dieser Zeit eine ähnliche Situation im wirklichen Leben erlebte. Sie hatte gerade ihr Land verlassen und war selbst im Exil. Sie konnte die Umwälzungen, die es mit sich bringt, das Leben von heute auf morgen zu verändern, und die Dilemmata, mit denen Sergej und Natalia konfrontiert sind, wenn es darum geht, ihre Familie zu schützen, sehr gut verstehen. Sie war von der Geschichte gerührt und erklärte sich bereit, uns auf diesem Abenteuer zu begleiten, sehr zu meiner Freude.

Und wie sind Sie bei der Besetzung von Sergei vorgegangen?
AA: Ich habe viele Schauspieler für diese Rolle interviewt, aber als ich Grigori zum ersten Mal traf und wir über die Rolle sprachen, hatte ich sofort das Gefühl, dass er das Gewicht verkörpern könnte, das Sergei von Anfang an trägt: diese Kombination aus Wut und Angst, die damit einhergeht, Opfer einer Mord-Attacke im eigenen Land zu werden. Gemischt mit dem Trotz eines stolzen und verwundeten Mannes, der für das kämpfen will, woran er glaubt, und der Schuld eines Vaters, der weiß, dass seine Familie genau unter diesen Überzeugungen und Überzeugungen leidet. Diese Mischung kann lähmend sein. Nach außen hin mag Sergei passiv, ja sogar gleichgültig wirken, als wir ihn zum ersten Mal treffen, aber Grigori hat dazu beigetragen, die Reise dieser Figur zurück zu persönlicher Handlungsfähigkeit und emotionalem Ausdruck zum Leben zu erwecken.

Die beiden jungen Schauspielerinnen spielen beeindruckend treffsicher. Wie haben Sie konkret mit den Kindern gearbeitet?
AA: Wir haben fast eineinhalb Jahre lang in mehreren Ländern nach ihnen gesucht: in Estland, Litauen, Polen und sogar Berlin. Ich wollte, dass diese kleinen Mädchen so authentisch wie möglich sind, mit einer natürlichen schauspielerischen Stärke. Im Film sollen sie nicht in die Probleme ihrer Eltern verwickelt werden, aber sie leiden unter den Konsequenzen und sind die Opfer. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Geschichte. Mehrere Monate lang schickte mir Hauptcasting-Direktor Piret Toomvap-Schönberg Videos und Fotos, damit ich eine erste Auswahl treffen konnte. Im Anschluss organisierten wir einen Workshop in Estland mit 70 Kindern, der vier Tage dauerte und an dessen Ende ich meine endgültige Entscheidung traf.
Während der Dreharbeiten war es für mich wichtig, mit ihnen klar zu sein und ihnen alles zu erklären, im Vertrauen auf ihre Intelligenz und Fähigkeiten, auch wenn sie diese Erfahrung nicht selbst hatten und ihre eigene Vorstellungskraft einsetzen mussten. Sie sprachen kein Englisch, so dass Chulpan und Grigory mir sehr bei der Übersetzung geholfen haben. Diese Interaktionen schufen eine starke Bindung zwischen den Vieren. Auf ganz natürliche Weise wurden sie wirklich zu einer Familie. Für mich war es wichtig, dass die Schauspieler spüren, was ihre Figuren fühlen. Deswegen mache ich immer viele Proben.

In diesem Film geht es auch um Elternschaft, Familie und die Suche nach einem Zuhause, um die Sicherheit der eigenen Kinder zu gewährleisten. Ist das nicht die zentrale Frage des Films?
AA: Von dem Moment an, als ich mit dem Schreiben anfing, war es mein primäres Ziel, durch die großen Fragen, die der Film aufwirft, Menschlichkeit und Liebe zu finden. Mit meinem Co-Autor war es unser Ziel, eine Balance zwischen den Auswirkungen der staatlichen Politik und dem Wiederaufbau der Familie zu finden. Dem haben wir viel Zeit gewidmet. Natalia und Sergei, die Eltern im Film, sind Emigranten, die zunächst versuchen, sich anzupassen. Diese Familie hält sich an die Regeln des Systems, tut, was von ihnen verlangt wird, aber es spaltet sie und lässt sie aus den Augen verlieren, wer sie wirklich sind.
Die Liebe und Menschlichkeit, die sie wieder in ihr Leben bringen, sind jedoch für ihre Töchter von Vorteil. Indem sie sich von dieser kalten und entmenschlichenden Bürokratie befreien, entdecken sie sich als Paar neu und bauen ihre Familie wieder auf. Was mit ihren Kindern passiert, treibt sie an, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen. Ich glaube, dass die jüngeren Generationen uns retten werden und dass Kinder, um die herum der Film beginnt und schließt, die Macht haben, ihre Eltern von ihren Fehlern freizusprechen.


Interview mit Chulpan Khamatova

Wie hast du reagiert, als du das Drehbuch zu "Quiet Life" zum ersten Mal gelesen hast?
CK: In der Vergangenheit habe ich mit Verbänden zusammengearbeitet, die sich mit Kinderkrankheiten beschäftigen, daher war ich von dem Thema dieses Films tief berührt und schockiert. Ich habe sogar mit meinen befreundeten Ärzten über dieses "Resignationssyndrom" gesprochen, das exilierte Kinder betrifft und keiner von ihnen hatte davon gehört. Für mich sieht dieses Drehbuch aus wie eine griechische Tragödie.
Als Schauspielerin war ich sehr glücklich dieses Drehbuch zu lesen, weil es mir sehr viel Spaß gemacht hat, und als ich mich entschied, Teil dieses Projekts zu sein, war ich sehr froh, in der Lage sein, diesen Charakter zu spielen. Ich glaube, dass wir nicht nur über die Themen sprechen sollten, die im Film dargestellt werden, sondern dass wir sehr laut darüber sprechen sollten.

Wie nimmst du deine Figur Natalia wahr?
CK: Ich denke, dass Natalia im Herzen eine Kämpferin ist, die versucht, gegen die Gleichgültigkeit der Welt anzukämpfen. Sie ist bereit, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um ihre Kinder zu retten, sei es in Russland, in Schweden oder anderswo. Sie ist bereit, gegen ein System zu kämpfen. Sie ist voller Liebe und glaubt, dass Liebe eine Kraft ist, die ihre Kinder und vielleicht sogar die Welt retten kann. Für sie ist die Liebe die mächtigste Waffe.

Wie siehst du Sergei und seine Beziehung zu Natalia und ihrer Tochter Alina?
CK: Sie alle stehen vor einer schrecklichen Situation. Als Ehemann und Vater versucht Sergei sein Bestes, um seine Familie zu schützen, aber er ist nur ein Mensch und hat seine eigenen Schwächen. Sowohl Sergej als auch Natalia stehen unter extremem Druck und reagieren manchmal instinktiv, wie Tiere. Sie waren gezwungen, wegen der Drohungen der russischen Polizei und der Regierung aus Russland zu fliehen, aber in Schweden, wo sie bleiben wollen, werden sie mit neuen Herausforderungen konfrontiert sein. Sergej träumt davon, ein guter Vater zu sein, aber er befindet sich in einer Situation der Schwäche. In Wahrheit braucht jedes Mitglied dieser Familie, sowohl die Kinder als auch die Eltern, dringend Hilfe.

Sergej ist sehr hart zu seiner Tochter. Glaubst du, dass er zu hart ist, oder versucht er, sie darauf vorzubereiten, eine Kämpferin für ihr eigenes Wohl zu sein?
CK: Ja, er ist hart, aber es ist zum Wohle seiner Familie. Es ist ein Paradoxon. Es gibt eine andere Szene, in der Natalia Adriana besucht, eine Krankenschwester mit einem Kind aus Montenegro, und nach diesem Besuch verliert auch Natalia die Kontrolle und schubst ihre Tochter zu sehr. Unter solchen Umständen und immensem Druck kann sich leider keiner von ihnen wie typische, fürsorgliche Eltern verhalten. Davon abgesehen ist es für einen Schauspieler faszinierend, all die verschiedenen Seiten einer Figur zu erforschen und die Dualität zu zeigen, sowohl stark als auch schwach, freundlich und böse zu sein.

In dem Film flieht die Familie aus Russland, weil es dort keine Freiheit gibt, und riskiert dabei ihr Leben. Sie lassen sich in Schweden nieder, einem Land, das den Ruf hat, sehr liberal und demokratisch zu sein. Der Film porträtiert jedoch ein kaltes und dystopisches Schweden. Was halten Sie davon, wie Schweden dargestellt wird?
CK: Für mich ist es eher eine Metapher als eine realistische Darstellung Schwedens. Alexandros und sein Drehbuchautor haben vor den Dreharbeiten gründlich recherchiert und Schweden und alle im Film gezeigten Orte besucht. Der Film basiert zwar auf der Realität, dient aber auch als breitere Metapher. Er spielt in Schweden, hätte aber auch in England, Frankreich oder Russland spielen können, denn die Botschaft ist universell. Für mich repräsentiert das Schweden, das wir in QUIET LIFE sehen, ein allgemeines System, das dem Individuum, seinen Problemen und seinen Gefühlen gleichgültig gegenübersteht. Ich glaube, dass QUIET LIFE eine kraftvolle Metapher dafür ist, wie Institutionen gegen Menschen arbeiten können. Eine Metapher für ihre Kälte gegenüber den spezifischen menschlichen Bedürfnissen des Einzelnen.

Hatten Sie als russischer Flüchtling eine persönliche Verbindung zu Natalia?
CK: Absolut. Ich spüre es in meinen Knochen – wie es ist, sein Land zu verlassen, um in einem fremden Land zu sein, nicht dazuzugehören und zu sehen, wie die Kinder die neue Sprache besser beherrschen als man selbst. Ich lebe in Lettland, und obwohl ich jetzt Lettisch sprechen kann, haben meine Kinder es viel schneller und flüssiger gelernt als ich.

Hat Ihre eigene Exilerfahrung Ihre Darstellung von Natalia beeinflusst?
CK: Das hat sie definitiv. Wenn man bereits durchlebt hat, was seine Figur erlebt, ist es viel einfacher, die Rolle zu spielen und ihr Authentizität zu verleihen. All die persönlichen Sorgen, mit denen ich konfrontiert war, fanden ihren Weg in meine Darstellung von Natalia. Ich musste nicht recherchieren, um diese Figur zu spielen, sie ist bereits in meinem Blut, in meiner DNA. Ich meine, ich kannte die Angst, auf eine Kommission zu warten, die entscheidet, ob ich mit meiner Familie in einem neuen Land bleiben darf, und es hat mir sehr geholfen, Natalia zu spielen.

QUIET LIFE spielt im Jahr 2018. Im Jahr 2022 marschierte Russland in die Ukraine ein (obwohl das Thema 2014 mit der Annexion der Krim durch Russland begann). Glauben Sie, dass der Film angesichts der aktuellen Kriegssituation eine noch tiefere Bedeutung bekommen hat?
CK: Ja, ich denke schon. Die Wurzeln der Probleme, mit denen exilierte Kinder konfrontiert sind, waren bereits 2018 vorhanden, aber heute gibt es in Europa Tausende von ukrainischen Flüchtlingen. Alle diese Familien sind aus der Ukraine geflohen, um ihr Leben zu retten, und versuchen nun, in einer neuen Kultur, mit einer neuen Sprache, neuen Schulen, neuen Freunden, ihr Leben von Grund auf neu aufzubauen... Für Kinder ist das nicht einfach. Es gibt auch eine Million Russen, die unser Land verlassen haben und bei Null anfangen müssen. Das ist vor allem für Kinder ein riesiges Problem. Das macht mir große Sorgen. Als Erwachsene sind wir für unsere Kinder verantwortlich, und das ist der Kern dieses Films. Die Arbeit mit dem Kinderbetreuungsverein hat mir auch sehr geholfen, Natalia zu spielen. Diesen Film zu machen, war für mich ein bisschen wie eine Psychoanalyse. Wir haben ihn vor einem Jahr gedreht, und alles, was mit dem Exil zu tun hatte, war für mich noch so frisch, vor allem mit den täglichen Nachrichten über den Krieg in den Medien. Ich erhielt schreckliche Nachrichten aus Russland und fragte mich immer, was mit meinen Freunden geschehen war. Während der Dreharbeiten wurde eine enge Freundin von mir, die junge Theaterregisseurin Evgenia Berkovich, ohne Grund zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt: Sie hat einfach ein paar Gedichte gegen den Krieg geschrieben. Ich denke, es ist wichtig, dass sich die Welt darüber im Klaren ist, was in Russland passiert: Unschuldige und talentierte Menschen wie Evgenia sind im Gefängnis. Die russische Regierung hat ihr Leben und das ihrer Adoptivkinder zerstört.

QUIET LIFE ist visuell packend, mit einem sorgfältig gestalteten Stil. Wie war Ihre Arbeitsbeziehung mit Alexandros Avranas?
CK: Die Zusammenarbeit mit ihm war wirklich interessant. Sein Stil ist so kalt und raffiniert, aber in seinem Inneren hat er ein sehr warmes Herz und kann sehr emotional sein. Diese Mischung aus Emotion und Stil schuf einen sehr interessanten Cocktail. Alexandros verwendet nur sehr wenige Worte und nur wenige Dialoge. Als Künstler versucht er nicht, alles zu erklären, was großartig ist. Stattdessen hält er gerne Dinge fest, die hinter den Worten oder hinter den Bewegungen des Körpers liegen. Für mich war es eine fantastische Erfahrung. Alexandros ist ein sehr talentierter Regisseur und ein sehr mutiger Mensch. Er rief mich an, als niemand sonst mit einem russischen Künstler zusammenarbeiten wollte. Aber es war ihm sehr wichtig, dass die russische Figur von einem russischen Schauspieler oder einer russischen Schauspielerin gespielt wird. Er folgte seinen Überzeugungen, und wir machten den Film. Ich bewundere seinen Mut sehr. In gewisser Weise kämpft er auch gegen das System.

Gegen Ende von QUIET LIFE gibt es eine schöne und kraftvolle Szene, in der die ganze Familie gemeinsam in einem Pool schwimmt, was sich symbolisch für die Wiedergeburt anfühlt. Wie interpretieren Sie diese Szene?
CK: Diese Szene lässt uns die Verbundenheit mit der Natur spüren; Es erinnert uns daran, dass wir von Grund auf Menschen sind, die zu Liebe und gegenseitiger Unterstützung fähig sind. Diese Szene zeigt uns, dass wir Teil der Natur sind und dass alle Konflikte und Probleme durch Liebe und Gnade gelöst werden können.
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 17.04.2025
WARFARE
Ab 17. April 2024 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
19. November 2006, Irak – Ein Platoon junger Navy Seals soll das Haus einer irakischen Familie besetzen, um ein aufständisches Gebiet abzusichern. Zuerst läuft alles nach Plan. Sie halten die Bewohner in Schach und verteilen sich in dem zweistöckigen Gebäude, um die Umgebung zu beobachten. Als sie eine bewaffnete Gruppe Männer bemerken, ist es schon zu spät: Eine Granate explodiert im Haus, kurz darauf detoniert eine Bombe und zwei Soldaten werden schwer verletzt. Gefangen in dem Haus geht es für die jungen Männer nur noch ums blanke Überleben. Der Druck der Angreifer lässt nicht nach und Unterstützung dringt nur mühsam zu ihnen vor. Verzweifelt versuchen sie, die beiden Verletzten am Leben zu halten. Ein erbarmungsloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt.


Ein Film von Alex Garland, Ray Mendoza
Mit D'Pharaoh Woon-A-Tai, Will Poulter, Cosmo Jarvis, Kit Connor, Finn Bennett, Taylor John Smith, Michael Gandolfini, Charles Melton

WARFARE erzählt die wahre Geschichte des Kriegsveteranen Ray Mendoza, der zusammen mit Ausnahmeregisseur Alex Garland („Civil War“, „28 Days Later“) für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet. Garland und Mendoza schaffen ein beklemmendes Bild moderner Kriegsführung, wie man es noch nie vorher gesehen hat: in Echtzeit und basierend auf den Erinnerungen der Menschen, die dabei waren.
Ein junges Ensemble aufstrebender Hollywood-Schauspieler verkörpert die Soldaten: D’Pharaoh Woon-A-Tai („Reservation Dogs“), Will Poulter („The Bear“), Cosmo Jarvis („Sh?gun“), Kit Connor („Heartstopper“), Finn Bennett („True Detective“), Taylor John Smith („Der Gesang der Flusskrebse“), Michael Gandolfini („Beau is Afraid“), Joseph Quinn („Gladiator II“) und Charles Melton („May December“). Produziert wurde WARFARE von dem Erfolgsstudio A24 („Everything Everywhere All At Once“, „Civil War“).
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 10.04.2025
PARTHENOPE
Ab 10. April 2025 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Der Oscar © prämierte Filmemacher Paolo Sorrentino hat eine monumentale und zutiefst romantische Geschichte eines ganzen Lebens geschrieben. Wie ihre Namensgeberin, die mythische Sirene, strahlt Parthenope einen Zauber aus, dem sich niemand entziehen kann. Mit kraftvollem Verstand und unbändiger Sinnlichkeit stellt sie sich den Höhenflügen und Abgründen, dem Sommer und dem Herbst des Lebens. Doch ihre größte Leidenschaft gilt der Freiheit – und ihrer Heimatstadt Neapel. Ein sonnendurchtränktes und bildgewaltiges Denkmal.

Ein Film von Paolo Sorrentino
Mit Celeste Dalla Porta, Stefania Sandrelli, Gary Oldman, Silvio Orlando u.a.

Eine der schönsten Städte der Welt bekommt mit „Parthenope“ ein nicht minder spannendes Gesicht: In Neapel zieht die gleichnamige Heldin mit ihrer Ausstrahlung zahllose Männer in ihren Sog und bringt sie nicht selten um den Verstand. Doch mit melancholischer Leichtigkeit widmet sich die junge Anthropologin Parthenope (Neuentdeckung Celeste Dalla Porta) vor allem den philosophischen Fragen der Existenz: Was bedeutet Wissen, wie sehr lohnt sich Liebe, wie trifft uns die Vergänglichkeit?
Auf ihrem Lebensweg von der lebenshungrigen Bohemienne zur angesehenen Wissenschaftlerin hat Parthenope romantische, groteske und immer inspirierende Begegnungen - und bleibt dabei unabhängig. Die traumhaften Orte und Menschen reflektieren alle Facetten Neapels. So entsteht ein farbenprächtiges Panoptikum aus Sehnsucht, Verlangen, Einsamkeit und tiefen Brüchen.
„Neapel ist eine Stadt, die zu meinen Gefühlen passt. Jeden Tag erfinden die Neapolitaner ihr Leben neu, sie beschließen, dass das Leben sie überraschen soll,“ so Paolo Sorrentino über die Hommage an seine Heimatstadt.
Durch Daria D‘Antonios Kamera, seit „LA GRANDE BELLEZZA“ arbeitet Sorrentino bereits mit ihr zusammen, widmet sich der oscarprämierte Filmemacher („LA GRANDE BELLEZZA“, „DIE HAND GOTTES“, „EWIGE JUGEND“) erneut seinem Lieblingsthema – der Schönheit, die erst unter der Oberfläche interessant wird. Dabei ist „Parthenope“ weit mehr als eine Projektionsfläche. So wie sich Neapel als opulent, aber nicht pittoresk, sondern abgründig und surreal präsentiert, ergründet Parthenope die vielen Aspekte des Menschseins. Hinter dem unwirklich tiefen Blau des Meeres stehen die grellen Farben – eine Feier des Lebens, aber auch ein Meer an Traurigkeit.
Neben Hauptdarstellerin Celeste Dalla Porta, die als „Parthenope“ ihr Langfilmdebüt gibt, spielen unter anderem Stefania Sandrelli, Silvio Orlando und Luisa Ranieri. Einen besonderen Auftritt hat Hollywoodstar Gary Oldman als desillusionierter Schriftsteller John Cheever.


DIRECTOR‘S NOTE

„Für mich ist „Parthenope“ in erster Linie ein Film über das Heilige.“
(Paolo Sorrentino)

Als mir in einem Interview einmal eine dieser schwierigen Fragen gestellt wurde - in etwa lautete sie „Was ist für Sie das Heilige?“ - antwortete ich instinktiv: „Das Heilige ist das, was wir von unserer eigenen Lebensgeschichte nie vergessen werden.“ Aus dieser Annahme ist dieser Film geboren.
Für mich ist „Parthenope“ in erster Linie ein Film über das Heilige. Über all die Dinge, die eine Frau in dreiundsiebzig Lebensjahren nicht vergessen konnte: die Bucht von Neapel, ihre Eltern, ihre ersten Lieben - die eine rein und leuchtend, die andere unaussprechlich, vulgär. Der sorglose und damit perfekte Sommer auf Capri, durchdrungen von mit seinen von Salzluft getränkten Sonnenaufgängen, stillen Momenten des Morgens und lauen Nächten. Die flüchtigen, schicksalhaften Begegnungen, die Entdeckung der Verführung und der Schwindel der Freiheit; das Gefühl, so lebendig zu sein, dass der Übermut der Existenz die junge Frau seufzen lässt; die intensive Suche nach ihrem wahren Ich; verlorene oder kaum gekostete Lieben; die Umbrüche, die sie ins Erwachsenenalter schleudern; das unaufhaltsame Vergehen der Zeit; der einzige Liebhaber, der sie nie verlässt. In all dem flimmert Neapel mit seiner erdrückenden Vitalität, mit Wundern an jeder Ecke. Alle scheinen immer bereit, als ob sie unaufhörlich hinter einem unsichtbaren Vorhang darauf warten, die Bühne zu betreten und Chaos, Überraschung, Hinterhältigkeit, Promiskuität und alles Verwandte darzubieten.
Neapel ist frei, Neapel ist gefährlich, Neapel urteilt nie. Die Stadt ist wie Parthenope. Ihre Freiheit ist ein ewiger Wert, etwas, das sie niemals aufgeben wird. Selbst wenn es letztlich bedeutet, das Alleinsein zu akzeptieren. Denn Einsamkeit und Freiheit gehen nur allzu oft Hand in Hand. Neapel ist der ideale Ort, um uns vorzumachen, dass wir ein wunderbares, unvorhersehbares Leben führen. Der Ort, an dem unsere Lebensgeschichte wie die Unterseite eines Teppichs erscheint: Wir können das Design erahnen, obwohl wir es nicht ganz sehen können. Unser Leben ist nie geordnet, nie logisch.
Es ist leicht, sich in den Weiten des Lebens zu verirren. Wir versuchen, unser Leben zu verstehen. Wir versuchen, seine Gesetzmäßigkeit zu begreifen, ihm einen Sinn zu geben.
Aber das Leben sieht uns nicht. Das Leben ist immer wo- anders. Das ist anstrengend, und es macht uns unsicher. Mysteriös.
Auch Parthenope ist, wie wir alle, unsicher und geheimnisvoll. „Liebst du zu viel oder zu wenig?“, fragt sie ein als Heiliger verkleideter Dämon in einer Szene. Er fragt uns alle. Sie weiß nicht, was sie sagen soll. Wir auch nicht. Denn alle Fragen wurden bereits gestellt, und alle Antworten haben sich als zweideutig, ausweichend und widersprüchlich erwiesen. Es ist dieser Mangel an Selbsterkenntnis, der uns in den Augen anderer zu einem Rätsel macht. Auch Parthenope ist ein Rätsel.
Erst lassen wir uns gehen, dann übernehmen wir Verantwortung, dann geben wir sie wieder ab. Auf diese Weise nimmt die Zeit ihren Lauf. Das ist das ehrgeizige Thema dieses Films: die Entfaltung des Lebens in all seiner Euphorie und Enttäuschung, das Aufblühen und Vergehen der Liebe, das Ende der Melancholie und der Beginn der Sehnsucht. Kurzum, das gesamte Repertoire des Lebens, oder das, was sich davon in einem Film vermitteln lässt.
Und so wird sogar das Leben in Neapel, so erstaunlich und unberechenbar es auch sein mag, mit der Zeit langweilig. Die Jugend mit ihren aufgeladenen Blicken und emotionalen Ablösungen hat Abschied genommen. Der Golf von Neapel ist nur noch Wasser. Sein Wunder ist verblasst. Die große Täuschung trügt nicht mehr. Parthenope findet sich allein wieder. Man wird zu dem, was man ist, wie Nietzsche sagt. Also verlässt Parthenope Neapel, um an einen anonymeren Ort zu gehen. Sie ist jetzt erwachsen und hat einen Beruf. Vierzig Jahre lang geht sie früh zu Bett, wie Proust und De Niro sagten. Sie liebt zu wenig. Wenn sie mit dreiundsiebzig in Rente geht, muss sie sich wieder ändern. Sie muss lernen, ihre Vergangenheit neu zu sehen, das Heilige in ihr zu erkennen. Zu sehr zu lieben. Oder sich zumindest vorstellen, dies zu tun. Also kehrt sie nach Neapel zurück, dieser unnahbaren, wilden Stadt, die sich nie verändert. Neapel, das noch immer zu täuschen weiß und uns das einzige Gefühl bietet, das uns bis zum Ende am Leben erhält: die Fähigkeit zu staunen. Am Schluss seufzt Parthenope. So wie sie es als junges Mädchen getan hat.
Paolo Sorrentino
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 02.04.2025
ICH WILL ALLES
Ab 03. April 2025 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Hildegard Knef: Weltstar, Stilikone, Grand Dame des Chansons, letzte deutsche Diva, Feministin, meinungsstark, umstritten, Spiegel und Gegensatz ihrer Zeit. Als Schauspielerin, Sängerin und Autorin feierte sie internationale Erfolge, erlebte krachende Niederlagen und war mehr als fünf Jahrzehnte schöpferisch tätig. Bereits mit 20 wurde sie Teil der deutschen Öffentlichkeit und nie wieder daraus entlassen. Ihr Lieblingsthema, erfolgreich zu sein, zu scheitern, sich immer wieder neu zu erfinden und - against all odds - immer wieder aufzustehen, macht sie zu einer Expertin des Überlebens.

Ein Dokumentarfilm von Luzia Schmid


Mit Wolfgang Staudtes „Die Mörder sind unter uns“ wurde Hildegard Knef in der Trümmerlandschaft Berlins zum ersten deutschen Nachkriegsstar, wenige Jahre später mit dem Millonenerfolg „Die Sünderin“ zum Gesicht eines Skandals, der die Widersprüche, Lügen und Hoffnungen der jungen Bundesrepublik zum Vorschein brachte. Mit Cole Porters „Silk Stockings“ lag ihr der Broadway zu Füßen, sie war befreundet mit Marlene Dietrich und Marilyn Monroe. Sie kehrte nach Berlin zurück und durchlief Jahre des Misserfolgs, bevor sie sich als Sängerin und Autorin neu erfand. Von früh an Teil der deutschen Öffentlichkeit, ließ sie sich auf das aufreibende Spiel mit den Medien ein und behielt am Ende, allen Rückschlägen zum Trotz, die Oberhand. Erfolgreich sein, scheitern, immer wieder Neues wagen, immer wieder aufstehen: Hildegard Knef wurde zur schillernden Expertin des Überlebens: „Ich glaube, das Leben schuldet uns nichts als das Leben. Und alles andere haben wir zu tun.“


Zum Film

Luzia Schmid entwirft die bewegende Geschichte eines bis zum Äußersten gewagten Lebens mit frischem, unverstelltem Blick, klug, aufmerksam und empathisch. Eine mitreißende filmische Autobiographie, erzählt mit herausragendem Archivmaterial, heute unvorstellbar offenen Interviews und Talkshow-Auftritten, mit den von Nina Kunzendorf gelesenen Passagen aus Knefs großartigen Büchern, mit den fantastischen Chansons, die wie ein roter Faden durch den Film führen. „Ich will alles“ lässt die Faszination, den Charme und das Charisma Hildegard Knefs, ihre Widersprüchlichkeit, Nonchalance und Unbeugsamkeit, ihren Lebenshunger, Witz und Löwenmut lebendig werden: Das bewegende Porträt einer einzigartigen Frau und Künstlerin, ehrgeizig, hoch sensibel, lakonisch und scharfsinnig, die der Welt vorführte, wie man sich selbst treu bleibt, indem man sich immer wieder neu erfindet.


Regiestatement von Luzia Schmid

Zuerst war es ihre entwaffnende Offenheit gegenüber den Medien, die mich faszinierte. Damals in den 60ern; wie sie offen zugab, sie hätte „Filme mit großen Regisseuren gemacht, denen man schlechte Filme gar nicht zugetraut hätte, aber dann machten sie den schlechten mit mir“. Das hat mich umgehauen. Ich empfand sie in ihrer Offenheit als fast schutzlos; bald erkannte ich jedoch, dass Hildegard Knef immer sehr genau im Blick hatte, wie und was sie über sich nach außen preisgab, und wie sie versuchte, ihr Bild in den Medien zu kontrollieren. Ich fand das modern.
Ich erkannte in Hildegard Knef so etwas wie die „Patientin Null“ eines Lebens in der Öffentlichkeit. Sie gab viel preis von sich und musste viel einstecken. Trotzdem versuchte sie ihr ganzes Leben lang die Deutungshoheit ihrer Geschichte in der Öffentlichkeit zu behalten. Diese Ambivalenz zwischen dem Ausschöpfen der Möglichkeiten eines Lebens in der Öffentlichkeit und dem Hadern damit interessierte mich in seiner Widersprüchlichkeit. Sie zieht sich als roter Faden durch ihre Texte und die zahlreichen Interviews, die „die Knef“ im Laufe ihres Lebens gab.
So reifte der Entschluss, dass dieser Film eine Annäherung an Hildegard Knef werden soll, in der ich vorwiegend ihr selbst das Wort gebe. Interessant war für mich, dass ich in den Quellen unterschiedliche Phasen ihrer Selbstreflektion mitbekomme: Die spontane in den Interviews, die verklausulierte in ihren Liedern und die „innere Stimme“ in ihren Büchern. Insbesondere in ihren Büchern ist sie ihrer Linie der entwaffnend offenen Selbstreflektion treu geblieben – und ich bin Nina Kunzendorf sehr dankbar dafür, dass sie den Ton so genau getroffen hat.
Hildegard Knef war eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Als Künstlerin war sie gesegnet mit vielen Talenten, einer ungeheuerlichen Kreativität und Schaffenskraft. Ich begegnete im Archiv und in ihren Büchern und Schallplatten einer begnadeten Texterin, Schriftstellerin, Schauspielerin und Sängerin. Einer Frau, die unerschrocken ambitioniert war, die dieses „Ich will alles!“ wahrhaftig lebte, die ihre Erfolge aus vollen Zügen genoss. Das gibt es nicht ohne Risiko. Hildegard Knef erlebte das ein ums andere Mal in herben Rückschlägen.
Und so entdeckte ich schließlich Hildegard Knef, die Überlebende. Nicht nur überlebte sie den Zweiten Weltkrieg als Kind und junge Frau, sie überwand auch eine Krebserkrankung und das Scheitern der Ehe mit ihrer großen Liebe. Sie erkannte darin den Aspekt einer Befreiung und fand ihre große Liebe nach der großen Liebe.
Das gefällt mir. Diese Wandlungsfähigkeit, die Kraft und der unbedingte Wille zu überleben, weiter zu machen, ihren Platz einzufordern. Bei Hildegard Knef geschah das alles selbstverständlich immer fast schmerzlich öffentlich. Dieses Spielen und Ringen mit der Öffentlichkeit bleibt der faszinierendste Part für mich. Hildegard Knef brach in jeder ihrer Schaffensphasen Tabus.
Als letztes thematisierte sie, natürlich öffentlich, wie unmöglich es für eine Frau ist, im Showbiz zu altern – vor 30 Jahren! Ich liebe die Hildegard Knef, die zwei Monate nach der Schönheitsoperation, mit noch geschwollenem Ge- sicht und leicht zittriger Stimme, singt: „Ich will mich nicht fügen, kann mich nicht begnügen!“
Luzia Schmid
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 27.03.2025
RIFF RAFF – VERBRECHEN IST FAMILIENSACHE
Ab 27. März 2025 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Vincent (Ed Harris) führt auf seine alten Tage ein zufriedenes Leben gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Sandy (Gabrielle Union) und ihrem Sohn DJ (Miley J. Harvey). In ihrem abgelegenen Ferienhaus wollen sie gemütlich das Jahresende feiern, doch als plötzlich mitten in der Nacht Vincents Sohn Rocco (Lewis Pullman) aus erster Ehe mit seiner hochschwangeren Freundin (Emanuela Postacchini) auftaucht, ist es um die Silvesterruhe geschehen. Im Schlepptau hat er außerdem Vincents Exfrau Ruth (Jennifer Coolidge). Er ahnt Böses und soll Recht behalten: Rocco wird von Mafiaboss Leftie (Bill Murray) und seinem Handlanger Lonnie (Pete Davidson) verfolgt. Die unfreiwillige Family Reunion wird von der Vergangenheit eingeholt und plötzlich sehen sich alle Familienmitglieder mit einer tödlichen Gefahr konfrontiert.

Ein Film von Dito Montiel
mit Bill Murray, Ed Harris, Jennifer Coolidge, Pete Davidson, Lewis Pullman, Emanuela Postacchini, Gabrielle Union u.v.m.


Regisseur Dito Montiel („Kids in den Straßen New Yorks“) und Drehbuchautor John Pollono („Stronger“) bringen mit „RIFF RAFF – Verbrechen ist Familiensache“ eine gelungene Gangsterkomödie mit der idealen Mischung aus Witz und Adrenalin auf die große Leinwand. Das lebendige Setting und die schlagfertigen Dialoge sind eng mit John Pollonos erfolgreichem Theaterstück verwurzelt, auf dem der Film basiert. Der außergewöhnliche Cast, bestehend aus SNL-Legende Pete Davidson („King of Staten Island“), Schauspielurgestein Ed Harris („Top Gun: Maverick“), Komödienmeisterin Jennifer Coolidge („American Pie“) und dem oscarnominierten Bill Murray („Lost in Translation“) überzeugt mit spürbarer Chemie und unvergesslichen Momenten.
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 19.03.2025
NIKI DE SAINT PHALLE
Ab 20. März 2025 im Kino
Bilder
Bilder
Bilder
Bilder
Zwischen Plastikblumen und Schießübungen: Niki de Saint Phalle wurde mit ihren Nana-Skulpturen weltberühmt, als jene Künstlerin, die mit Messern und Gewehren Gemälde beschoss. Ihre Lebensgeschichte steckt voller Abgründe. Um 1950 lässt die junge Niki alles hinter sich und zieht mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Frankreich. Als Modell und Schauspielerin träumt Niki von einem größeren Leben in Paris. Die Dämonen ihrer Kindheit trägt sie stets mit sich.
Irgendwann bricht Niki zusammen und wird Zeit in einer Psychiatrie verbringen. Hier kämpft sie um nichts weniger als die Wahrheit ihres Lebens. Ein starker Wille und kreative Urgewalt lassen sie ausbrechen und eine neue Sprache der Kunst erfinden, die von Gewalt, Hoffnung und Weiblichkeit erzählt. Sie erschuf Nanas in allen Formen und Farben, die „Huren“ der Gegenwart, in die das Publikum ein- und ausgehen konnte. Ihre Kunst wird zu ihrer Waffe – poetisch, schöpferisch und zielsicher. Und sie traf: die Grenzen der etablierten Kunstwelt.
Als „Terroristin der Kunst“ schreibt Niki de Saint Phalle Kunstgeschichte. Sie war in den sechziger Jahren die einzige international erfolgreiche Künstlerin auf weiter Flur.
Der Film NIKI DE SAINT PHALLE ist die Geschichte ihrer Geburt als subversive Künstlerin aus dem Trauma ihrer Kindheit, ein zutiefst bewegendes, aber auch kraftvolles und Kraft-gebendes filmisches Porträt.

Ein Film von Céline Sallette
Mit Charlotte Le Bon, John Robinson, Damien Bonnard, Judith Chemla u.a.



ÜBER DIE KÜNSTLERIN NIKI DE SAINT PHALLE

Ich war eine zornige junge Frau, doch gibt es ja viele zornige junge Männer und Frauen, die trotzdem keine Künstler werden. Ich wurde Künstlerin, weil es für mich keine Alternative gab – infolgedessen brauchte ich auch keine Entscheidung zu treffen. Es war mein Schicksal.

Die international bekannte Künstlerin Niki de Saint Phalle, geboren als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle, war eine französisch-schweizerische Malerin und Bildhauerin der Moderne. Sie wurde am 29. Oktober 1930 in Neuilly-sur-Seine bei Paris geboren. Ihre Mutter war Amerikanerin, ihr Vater entstammte einem alten französischen Adelsgeschlecht. Sie wuchs hauptsächlich in den USA auf und besuchte als Kind die Klosterschule Sacré-Cœur in New York. Laut eigener Aussage wurde sie ab dem elften Lebensjahr von ihrem Vater mehrere Jahre lang sexuell missbraucht, was sie über eine spätere Therapie zur Kunst brachte. Sie begann als Malerin und machte 1956 mit sogenannten „Schießbildern“ erstmalig auf sich aufmerksam. Hierzu fertigte sie Gipsreliefs mit eingefassten Farbbeuteln an, auf die sie während der Vernissage mit Gewehren schoss.
Ab 1962 erhielt sie finanzielle Unterstützung von dem Balletttänzer und Galerist Alexander Iolas, der sie auch mit prominenten Künstlern bekanntmachte. 1965 erschuf sie in Paris ihre ersten „Nanas“. Diese lebensbejahenden, fröhlichen, bunten, meist tanzenden, oft überlebensgroßen,
voluminösen Frauenfiguren machten Niki weltberühmt. Der Begriff „Nana“ stammt aus dem Französischen und steht für eine moderne, selbstbewusste, erotische und verruchte Frau. Mit dem Ausspruch „Alle Macht den Nanas!“ griff Niki de Saint Phalle damit Mitte der 1960er Jahre den Ideen der Frauenbewegung vor. Die „Nanas“ stehen für Lebenskraft, Weiblichkeit, freie Gestaltung ohne Hemmungen und Konventionen. Sie vereinigen alle Frauen in sich, sind eine umfassende Reflexion der weiblichen Existenz. Im Rahmen der 4. documenta wurden die „Nanas“ 1966 und 1968 vor dem Staatstheater Kassel aufgestellt und 1974 in Hannover am Leibnizufer. Für das Stockholmer „Moderna Museet“ fertigte sie 1966 eine 29 Meter hohe Skulptur mit dem Namen Hon (schwedisch: „sie“) an, die durch die Vagina betreten werden konnte und in deren Innerem sich unter anderem ein Kino befand.
1968 nahm Niki de Saint Phalle erstmals an einer Ausstellung des Museum of Modern Art in New York teil. Weitere Ausstellungen folgten 1969 in München und in Hannover sowie 1970 in Paris, 1971 in Amsterdam, Stockholm, Rom und New York. Aufgrund ihrer Heirat mit dem Schweizer Jean Tinguely im Jahr 1971 erhielt sie das Schweizer Bürgerrecht (heimatberechtigt in Basel).
1979 begann sie mit dem Bau des „Giardino dei Tarocchi“ (deutsch: Tarotgarten), einem Kunst-Park in der Toskana- Region, der 1998 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde.
1982 begann der Bau des Strawinski-Brunnens vor dem Centre Pompidou in Paris, den sie gemeinsam mit Jean Tinguely gestaltete. 1999 übernahm sie den Auftrag zur Ausgestaltung der Grotten im Großen Garten in Hannover-Herrenhausen, die seit 2003 öffentlich besucht werden können. Am 17. November 2000 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Hannover ernannt – ein Titel, den sie bis heute als einzige Frau trägt. Sie vermachte dem Sprengel-Museum in Hannover aus diesem Anlass über 400 ihrer Werke. 2002 wurde die Einkaufspassage Passerelle in der Innenstadt von Hannover in Niki-de-Saint- Phalle-Promenade umbenannt.
Ebenfalls im Jahr 2000 wird die Künstlerin mit dem japanischen „Nobelpreis der Künste“ Praemium Imperiale ausgezeichnet.
Niki de Saint Phalle starb am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren im kalifornischen San Diego, USA


DIE HAUPTDARSTELLERIN CHARLOT TE LE BON

Charlotte Le Bon, geboren 1986 in Montreal in Québec, ist eine kanadische Schauspielerin und Regisseurin. Ihr Spielfilmdebüt gab sie in ASTERIX & OBELIX: IM AUFTRAG IHRER MAJESTÄT (2012) als Ophelia. Es folgten weitere Rollen in DER SCHAUM DER TAGE (2013) von Michel Grondry, LA MARCHE (2013) und YVES SAINT LAURENT (2014). Für ihre Rolle als Victoire Doutreleau, der Muse von Yves Saint Laurent, erhielt sie eine César-Nominierung.
International bekannt wurde die Schauspielerin an der Seite von Helen Mirren in MADAME MALLORY UND DER DUFT VON CURRY von Lasse Halström. Es folgten Rollen an der Seite von internationalen Stars wie Joseph Gordon-Levitt in THE WALK (2015) von Robert Zemeckis,
Christian Bale und Oscar Isaac in THE PROMISE (2016) und Idris Elba und Richard Madden in BASTILLE DAY (2016). Zugleich wirkte sie auch weiterhin in französischen Produktionen mit, wie u.a. GEHEIMNIS DER ARKTIS (2016) und IRIS (2016). Außerdem lieh sie in der französischen und der frankokanadischen Synchronisation der erfolgreichen Disney-Pixar-Animationsfilme ALLES STEHT KOPF (2015) und ALLES STEHT KOPF 2 (2024) der Hauptfigur Freude (Joy) ihre Stimme.
Mit dem Kurzfilm JUDITH HOTEL gab Charlotte Le Bon 2018 ihr Regiedebüt, das bei den Filmfestspielen von Cannes im selben Jahr Weltpremiere hatte. 2022 folgte ihr Spielfilmdebüt als Regisseurin, das Drama FALCON LAKE, basierend auf der Graphic Novel „Une sœur“ von Bastien Vivès. Der Film hatte Weltpremiere im Rahmen der Reihe Quinzaine des Réalisateurs bei den Filmfestspielen von Cannes 2022 und wurde anschließend auch auf dem Toronto International Film Festival 2022 gezeigt. Beim Vancouver International Film Festival gewann sie im gleichen Jahr für FALCON LAKE den Preis als Aufstrebende kanadische Regisseurin.
Parallel zu ihrer Filmkarriere ist Le Bon auch als Illustratorin und Street-Art-Künstlerin tätig.
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
© 2025 kultkomplott.de | Impressum
Nutzungsbedingungen & Datenschutzerklärung
KultKomplott versteht sich als ein unabhängiges, kulturelle Strömungen aufnehmendes und reflektierendes Portal.