Erschienen ist der über 1200 Seiten umfangreiche Klassiker der Weltliteratur erstmals in Buchform 1850. Zuvor wurde der Roman, wie etliche andere Bücher des Engländers, als monatliche Fortsetzungsgeschichte veröffentlicht: Achtzehn Ausgaben zu je 32 Druckseiten plus einer neunzehnten Publikation in doppeltem Umfang für jeweils einen britischen Schilling.
„David Copperfield“ beinhaltet die Lebensgeschichte jener Titel gebenden Person, von seiner Geburt im Dorfe Blunderstone in Suffolk bis hin zu der Zeit, in der er als Schriftsteller erfolgreich und wohlhabend geworden mit eigener großer Familie und mit sich zufrieden sein Leben noch einmal Revue passieren lässt. In den vielen Jahren dazwischen, in dem ihm das Leben in seiner harten und manchmal grausamen Seite begegnete, kreuzten die unterschiedlichsten Charaktere und Kreaturen seine Wege, Figuren die ihn formten, die ihn beeinflussten, denen er sich gegenüber erwehren musste und auf die er sich andererseits stets und immer verlassen konnte. Es waren Abenteuer, die David Copperfield Mitte des 19. Jahrhunderts in England zu überstehen hatte, denen er sich bewusst stellte und mit innerer Überzeugung gegen sie ankämpfte. Manchmal schwankte er regelrecht von einem Unglück zum nächsten, machte sich dann aber von allen negativen Beeinflussungen wieder frei, vertraute auf sich und seine Eigenschaften und überstand, nicht selten auch mit Glück und ein wenig Naivität, manche lebensgefährdende Situation.
Dickens schrieb diesen Roman in der ersten Person und, da er ja selbst aufgrund der stark autobiographischen Züge genau wusste wohin die Reise führte, greift er mit manchem Nebensatz dem Geschehen vor.
Das Positive dieses faszinierenden und absolut spannend zu lesenden Entwicklungsromans ist die Erkenntnis, dass jemand, der in sozial schwierigen Verhältnissen geboren und entsprechend mit sozialen Rückschlägen und plötzlich eintretenden Katastrophen konfrontiert wird, trotzdem am Ende auf ein erfülltes und reiches Leben blicken kann. Zugleich beeindruckt der Roman in seiner Charakterisierung von Personen und Situationen, in der Beschreibung von Atmosphären und seiner Kritik an sozialen Missständen. Melanie Waltz hat diesen Roman großartig neu übersetzt. Dabei setzt sie auf eine umgangssprachliche Wirkung des Textes, nimmt ihm jede Form eines störenden Pathos und wirkt dadurch außergewöhnlich stabil und in sich stimmig.
Jörg Konrad
Charles Dickens
„David Copperfield“
Rowohlt
„David Copperfield“
Rowohlt