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1. Wernigerode: Simin Tander – Die Kraft der Kunst
2. Landsberg: Calexico – Rock'n Roll als Hausmusik
3. Fürstenfeld: Dana Masters Quartet – Lebendige Vokalkunst
4. Landsberg: Tord Gustavsen Trio – Poesie pur
5. Fürstenfeld: Motionhouse HIDDEN – Realität und Hoffnung
6. Landsberg: Dominique Fils-Aimé - Gute Musik kennt keine Grenzen
Mittwoch 09.04.2025
Wernigerode: Simin Tander – Die Kraft der Kunst
Foto: Klaus Huch
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Foto: Stefan Heymann
Wernigerode. Diese Stimme lüftet Geheimnisse und klingt zugleich geheimnisvoll. Sie ist magisch und überdies universal. Ob Simin Tander englisch, spanisch, italienisch, norwegisch oder paschtu singt – man glaubt, sie auch ohne Kenntnis der Texte zu verstehen. Weil ihre Kunst archaisch ist und heutzutage etwas sehr sehr seltenes vermittelt: Sie bringt die Dämmerzonen des Lebens zum Strahlen, sie lässt das Fröhliche melancholisch klingen und nimmt dem Traurigen die Furcht. Warum? Weil Simin mit dem Herzen singt!
Die in Köln geborene Vokalkünstlerin mit afghanischen Wurzeln gastierte am Sonntag in Wernigerode und gab hier am Harz, im wunderschönen Konzerthaus Liebfrauen, ein berührendes Konzert. Inhaltlich war es fast identisch mit ihrem gerade erschienen Album „Wind“. Eine Textsammlung, die Lyrik und Folklore miteinander verbindet, die die essenziellen Elemente als Bausteine der Natur ins Zentrum ihrer Songs stellt, deren Spiritualität als poetische Kosmopolitin tief berührt und die zugleich mit manch federnder Leichtigkeit zum tanzen animiert.
Ihre Wunschband, die sie auf der momentanen Tour begleitet, vereint Können, Empathie, Ausdruck und Klugheit. Harpreet Bansal ist eine in Oslo lebende Geigerin mit indischen Wurzeln, die die Raga-Tradition der Heimat ihrer Eltern ebenso verinnerlicht hat, wie die zeitgenössische Musizierweise in Europa. Björn Meyer stammt aus Schweden, hat jahrelang in der Schweiz gelebt (und unter anderem mit den Bands um Nik Bärtsch musiziert) und ist am Bass ein genialer Groove- und Soundmagier. Am Schlagwerk der Schweizer Samuel Rohrer, im Grunde ein Minimalist, der unterschiedlichste Rhythmen auch gegeneinander laufend miteinander verzahnt und jeder Musik eine pulsierende Grundlage gibt – als würde sie atmen. Das Zusammenspiel der Instrumentalisten beeindruckt durch die Einfühlsamkeit der Begleitung, durch gelegentliche solistische Abschweifungen bzw. bescheidene Poesie im Fluss. Alles zusammen Synergien einer Welt, die uns manchmal aus den Fingern zu gleiten scheint. Nutzen wir die Kraft der Kunst und halten diese Welt im positiven zusammen.
Jörg Konrad
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Freitag 04.04.2025
Landsberg: Calexico – Rock'n Roll als Hausmusik
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Landsberg.Ich bin sozusagen vom Musikvirus angesteckt“, erzählte Joey vor einiger Zeit in einem Interview, „für mich ist Musik auch eine Art Medizin. Oder ein Fenster. Oder eine Perspektive, die mich packt. Musik ist teilweise auch ein wenig Eskapismus - aber auch sehr in der Realität verwurzelt und ein Teil meiner selbst.“ Machen wir es kurz: Musik scheint für Joey schlicht und ergreifend Therapie, um die Welt zu erkennen und sie zugleich, so wie sie ist, therapeutisch zu ertragen. Am gestrigen Donnerstag war Joey Burns im Landsberger Stadttheater. Natürlich mit Calexico, als Trio(!), zu dem auch John Convertino gehört und Martin Wenk. Eine eingeschworene Truppe also auf der Bühne, Idealbesetzung für manchen Soundtrack eines Neo-Western. Karge Landschaften also, Einsamkeit, Vergänglichkeit, Schmerz - Bilder in denen Außenseiter unkonventionell agieren. Sicher, das klingt erst mal gewaltig nach tiefschürfenden Klischees. Aber sind denn Klischees nicht auch das letzte Aufbäumen der gelebten Romantik gegen jede Form von Realität? Wenn nur am Ende genügend Fantasie bleibt, für die eigenen Bilder im Kopf.
Vor Burns, Convertino und Wenk, die momentan in Wien auch Theatermusik machen, gab es die Hausmusik-All Stars. Eine illustre Truppe, die eben damals Rock'n Roll als Hausmusik etablierten und Landsberg vor allem für junge Leute eine ordentliche Prise lebenswerter machten. Und nun standen all jene auf der Bühne, die dieses Wunder damals vollbrachten und vielleicht auch ein wenig die Existenz von Calexico zu verantworten haben: Wolfgang Petters, Marion Epp, Klaus Patzak und...und...und.
Dann, nach der Pause, die Stars aus Tucson, Arizona, dieses munter kreative Song-Unternehmen, deren Wurzeln eben bis nach Landsberg greifen. Das war vor 30 Jahren und eine völlig andere Zeit.
Mit dabei Martin Wenk, einem Gast für alle Fälle, der aber selbst mittlerweile ein gestandener Calexicaner ist. Und vom ersten Ton an war klar, wohin die Reise führt. Eben in jene speziell besiedelten Landstriche von Rock'n Roll und Country, von brüchiger Eleganz und schweißtreibender Dynamik, von schleppender Rhythmik und psychedelischen Sandstürmen. Joey Burns Stimme bahnt sich sofort ihren Weg in Hirn und Herz, sein Gitarrenspiel so unspektakulär wie genial, angelegt zwischen Wüste und Weltraum. Und sein Gesang? Raffiniert wie lyrisch.
Das brillant polternde Schlagzeugspiel von John Convertino füllt Räume und lässt doch auch immer Hoffnung. Sein Sound an den Drums sollte Maßstab werden! Martin Wenk spielt Lap-Steel (bis die Saiten reißen), Bass, Trompete - immer zaubert er das gewisse Extra in den Sound. Und dann steht/sitzt auch noch Luke Cyrus Goetze auf der Bühne, lässt ebenfalls die Lap Steel schluchzen und tobt sich samt Band das Rock'n Roll – Fieber aus dem Körper. Traditionspflege pur.
Und als dann zum Schluss noch die Hausmusik-Truppe die Bühne verhalten stürmte, gab's kein Halten mehr, war die große Party in LL perfekt.
Heute Abend spielen allesamt übrigens noch einmal, zur gleichen Zeit, am gleichen Ort. Ausverkauft! Aber probieren sollte man es trotzdem.
Jörg Konrad
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Donnerstag 03.04.2025
Fürstenfeld: Dana Masters Quartet – Lebendige Vokalkunst
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Fotos: Thomas J. Krebs
Fürstenfeld. Manche Dinge scheinen einem schon in die Wiege gelegt. Vor einigen Monaten wurde Dana Masters nach ihren einprägsamsten Kindheitserinnerungen gefragt. Sie schwärmte von den Grillabenden mit ihrer Familie in South Carolina. Alle fühlten sich in der Gemeinschaft wohl, man tanzte ausgelassen zu Earth Wind & Fire und Marvin Gaye und zeigte dabei auch eine enorme politische Haltung. So etwas prägt und damit war zugleich ihr Berufswunsch besiegelt: Dana Masters wusste früh, sie würde Musikerin werden.
Sie zog nach Minneapolis, von dort nach Los Angeles und lebt heute in Nordirland. Und immer ist sie der Musik gefolgt, hat mit Dez Dickerson, dem Gitarristen von Prince, gearbeitet, mit Kanye West und mit Van Morrison. Seit einiger Zeit nun ist sie mit eigenen Projekten beschäftigt und war am Mittwoch mit ihrer ganzen Erfahrung und ihrem Können zu Gast in Fürstenfeld. Eine dieser Sternstunden bei Jazz First. Blues, Gospel, Soul und Jazz – Wut, Trauer, Zärtlichkeit und Hoffnung bestimmten ihren Auftritt. Ein Stimmwunder an Klarheit und Akkuratesse, aber auch an Schattierungen und subtilen Taktverschleppungen. In ihrem Gesang wurde die Geschichte afroamerikanischer Vokalkunst lebendig. Populäre Meisterschaft mit Charme und Authentizität. Sie intoniert mit Ausdruck und scattet mit Leidenschaft, sie improvisiert herausfordernd und beherrscht die Individualisierung der Tonbildung. So bringt man die Ambivalenz zwischen Lebensfreude und Melancholie überzeugend zum Ausdruck. Und zugleich hatte Dana Masters Freude an ihrem Auftritt und vermittelte diese Freude an ein begeistertes Publikum und gab so ein wenig von dem weiter, von dem sie rückblickend auf ihre Kindheit so unendlich schwärmt.
An ihrer Seite ein Trio, das professionell begleitete, in dem es der vokalen Kunst Dana Masters genügend Raum gab. Pianist Cian Boylan, Bassist Dave Redmond und Schlagzeuger Darren Beckett (alle drei natürlich Iren) waren die heimlichen Stars des Abends. Sie beherrschten Vorspiel und Dramaturgie, Zurückhaltung und plötzliche Präsenz, poetische Qualitäten und temporeiches Spiel. Genügend Raum für solistische Einlagen schufen sie sich selbst - nicht zu viel und nicht zu wenig. Boylan brillierte am Klavier. Bei ihm paarten sich Souveränität und Erfahrung. Redmond spielte den groovenden Bass anführend und aufrührerisch. Und Beckett explodierte besonders in seinem Solo gründlich und brachte Zitate des wohl einzigartigen Trommelbeitrags eines Max Roach mit ein, Bruchstücke aus „The Drum Also Waltzes“.
Jörg Konrad
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Sonntag 30.03.2025
Landsberg: Tord Gustavsen Trio – Poesie pur
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Landsberg. Im Oktober letzten Jahres erschien Tord Gustavsens neues Album „Seeing“ - und einige Monate später gastiert der Norweger samt Band im Landsberger Stadttheater. Prombte Bedienung auf höchstem Niveau am Lech. Denn schließlich ist Gustavsen nicht irgendein Klavierspieler. Seit seinem Debüt auf dem Münchner ECM-Label im Jahr 2003 wartet der 1970 in Oslo Geborene kontinuierlich mit beeindruckenden Einspielungen auf. Alben die gefeiert wurden („... bei dieser Musik möchte man sich in Superlativen verlieren“, „ … Meister improvisatorischer Feinmechanik ...“) und die etliche Auszeichnungen erhielten (norwegischer Grammy, CHOC-Preis der Kritiker Frankreichs, Bell Award für das beste internationale Jazzalbum in Australien, Preis der Deutschen Schallplattenkritik, oder NOPA Musikkpris für die beste norwegische Jazzkomposition). Durchgängig von Beginn an mit dabei: Schlagzeuger Jarle Vespestad - auch am Samstag in Landsberg.
Im Mittelpunkt des Abends stand natürlich Tords neues Album „Seeing“. Musik mit stark sensibilisiertem Bezug zur folkloristischen Tradition Norwegens und der improvisatorischen Vereinnahmung einiger Choräle von Johann Sebastian Bach. Diese klingen in seinen Interpretationen natürlich anders, als zum Beispiel beim Leipziger Pianisten Joachim Kühn. Gustavsen spielt insgesamt weniger weitläufig, er vermeidet ausufernde, expressive Improvisationen, er verknappt den Duktus der Musik, achtet mehr die Form und kommt somit in den Bereich fließender Songstrukturen. Er selbst sagt über das Album „Seeing“, es „spiegelt meine persönliche Entwicklung wider, ich werde älter und konzentriere mich mehr und mehr auf das Wesentliche im Leben und in der Musik“.
Dies war auch in Landsberg spürbar, obwohl die einzelnen Kompositionen weniger voneinander getrennt waren, sondern stärker ineinander übergingen. Bei Gustavsen ist ein Song ein Gebilde, dem sein Trio eine bestimmte, oft klare Form und eine Atmosphäre gibt, ihn zum Fliegen bringt und ihn wohlbehalten wieder Landen lässt. Das gelingt der Band mit leisem Geraune, mit vertrackt stampfenden Groove, mit orientalischen Arabesken, eine Prise Blues, swingender Attitüde und auch einem weit entfernten Samba. Das alles ist differenziert zusammengestellt, komplex gespielt, mit Leidenschaft angereichert und Poesie verströmend. Wer hier an die Ästhetik Keith Jarretts denkt, liegt wohl nicht ganz falsch.
Wenn Gustavsen am Klavier und einem Electronics Manual so etwas wie der Dramatiker des Abends ist, dann ist sein Schlagzeuger Jarle Vespestad der stille, manchmal kaum vernehmbare Rhythmiker. Er beherrscht die hohe Kunst der Zurückhaltung an einem Instrument, das Temperament provoziert. Und Steinar Raknes am Bass zeigt sich als der ideale Impulsgeber, als ein Meister der Kantilenen.
Gemeinsam haben die drei Instrumentalisten das wohl wichtigste im Jazz gefunden – den eigenen Sound, oder sagen wir in diesem Fall besser: ihre Identität. Und dass diese mit dem Geschmack des Publikums dermaßen übereinstimmt, ist ein freudiger Glücksfall der Kunst.
Jörg Konrad
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Sonntag 16.03.2025
Fürstenfeld: Motionhouse HIDDEN – Realität und Hoffnung
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Foto: Dan Tucker
Fürstenfeld. Gibt es eine politische Unabhängigkeit innerhalb der Kunst? In existenten und vitalen Demokratien mit Sicherheit. Denn politische Eingriffe in die Kunst wären gleichbedeutend mit einer Einschränkung der Kunstfreiheit. In einem solchen Fall spräche man von (verordneter) Staatskunst, in der die kreative Gestaltung zu einem Werkzeug der Macht wird.
Eine gesellschaftliche Funktion besitzt Kunst hingegen sehr wohl. In ihren Bereichen können Themen, Bezüge und Probleme, die das Miteinander von Menschen betreffen, diskutiert und verhandelt werden. Hier finden Provokationen und Widersprüche statt, dürfen Zustände und Befindlichkeiten (individuell und subjektiv) illustriert und karikiert werden.
Motionhouse, die Dance-Company aus der Nähe von Birmingham, spiegelt in ihren Programmen Teile der gesellschaftlichen Realität mit den Mitteln von Tanz und Akrobatik. Ein Bereich der dafür geschaffen scheint, sich stärker mit den existenziellen Bedingungen des alltäglichen Lebens zu beschäftigen und in Form von Performances sich mit öffentlichen Räumen und dem sozialen Verhalten in diesen auseinanderzusetzen.
Mit ihrem neuesten Programm HIDDEN gastierten Motionhouse am Samstagabend im Rahmen der Reihe Theater Fürstenfeld im Stadtsaal erstmals in Deutschland. Die siebenköpfige Company stellte im ersten Teil der Inszenierung und Choreographie von Kevin Finnan und Daniel Massarella urbanes Leben und seine Folgen in den Mittelpunkt des Gastspiels. Die Körperlichkeit der Company erinnerte immer wieder an dynamische Straßenszenen, in denen sich Menschen kämpferisch behaupten, in denen Beziehungsphänomene explosiv dargestellt und ausgefochten werden. Mit Hilfe von beweglichen Metallgerüsten, die in die Choreographien beweglich und versetzt eingebaut wurden und mit städtischen, ineinander verschachtelten Videoszenen pulsierten die nachempfundenen Großstädte förmlich. Stille Lösungswege schienen im ersten Teil des Abends selten. Verzweiflung, Wut, Gewalt und Einsamkeit war die vorherrschende Symbolik. Abhängigkeiten, gleich welcher Art, marodierten mit akustischen Klanglandschaften, atmosphärischen Drones, peitschenden Rhythmen und melancholisch aufbereiteten Streichersounds. Ein destruktiver und doch faszinierender Soundtrack. Kraftvoll und bodenständig die Bewegungen der Tänzer und doch taumelten sie, die Schwerkraft oft scheinbar aushebelnd, wie Gezeichnete über die Bühne. Oder Suchende im (digitalen) Moloch der Urbanität.
Der zweite Teil des Abends erinnerte in der Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit der Bewegungsabläufe stärker an eine artistische Zirkussprache, an ein Varieté. Diese Performance vermittelte mehr Hoffnung und mehr Licht, in dem die Tänzer auf einer langgezogenen Schräge auf ständiger Suche zueinander waren. Vielleicht ja nur eine poetische Schwärmerei, aber letztendlich der einzige Widerstand.
Jörg Konrad
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Freitag 07.03.2025
Landsberg: Dominique Fils-Aimé - Gute Musik kennt keine Grenzen
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Fotos: TJ Krebs
Landsberg. Mit welcher Musik gelingt am ehesten eine schlüssige Hommage an Soulmusik? Mit Soul versteht sich – fast von selbst. Dominique Fils-Aimés Album „Three Little Words“ aus dem Jahr 2022 war so eine musikalische Reverenz an populäre afroamerikanische Musik. Eine Songsammlung, die die Seele der schwarzen Musik beschwört. Noch dazu wurde dieses Album in Dominiques Heimat Kanada sehr erfolgreich, erreichte in den Verkaufscharts vorderste Plätze.
Am Donnerstag stand und saß die 1984 in Montreal geborene Sängerin mit haitianischen Wurzeln samt eigener Band auf der Bühne des Landsberger Stadttheaters und betörte mit energischem wie melancholischem Soul, einem glückseeligmachenden Jazzfeeling, mitreißenden Grooves und einer spektakulären Stimme das Publikum. Und sie machte zudem deutlich, wie nahe doch Soul dem Rhythm & Blues ist – und, wenn es in den Rahmen passt, es sogar Verbindungen zum europäischen Chanson gibt. Gute Musik kennt eben keine Grenzen.
Dominique Fils-Aimé hatte von Kindheit an Musik im Blut. Zugleich besaß sie generell schon immer eine musische und eine einnehmende wie empathische Ader. Sie malte, schrieb Gedichte, studierte Psychologie, arbeitete in sozialen Projekten, engagierte sich politisch und wurde als Sängerin in Kanada erfolgreich. Als ihre Favoriten nennt sie Billie Holiday, Nina Simon und Aretha Franklin. Darunter macht sie es nicht. Aber es ist bei weitem nicht so, dass sie diese Vorbilder weder stimmlich noch in ihrer Gestik nachahmt. Dominique Fils-Aimé bleibt bei sich, oder vielleicht besser: Sie hat mit der Hilfe anderer großer Stimmen ihre eigene Persönlichkeit entdeckt und entwickelt. Und das bedeutet bei ihr vor allem sich selbst zu reflektieren und dabei auf die Gesellschaft (auch kritisch) einzuwirken.
Sie zelebriert förmlich ihre Musik, bricht den Soul in seine Einzelteile, performt ihn in kleinen Intervallen, in Brüchstücken, die oft erst die Zuhörer im Geist wieder zusammensetzen. Auch auf diese Weise spürt man in ihrer Musik Schmerz und Zerwürfnis, Enttäuschung und Trauer. Aber zugleich auch Hoffnung, Freude und Glaube an sich selbst.
Sie löst einen Sturzbach an Emotionen aus, an wechselnden Harmonien und melodischen Motiven. Damit hat sie das Publikum von Beginn an des Konzertes auf ihrer Seite. Sie singt und spricht von Toleranz und Offenheit, von Freiheit und Frieden, von individuellem Glück und gesellschaftlicher Verantwortung. Passende Themen, in einer aus den Fugen geratenen Welt. Ihr Vortrag wirkt an manchen Stellen maniriert, aber auch flehentlich, zuweilen kämpferisch.
Sie bringt ihre Message nicht immer in klassisch geformten Songs zum Ausdruck. Selten ist ihre Herangehensweise durch einen gospelorientierter Vokalstil, mit ins Ohr gehenden Wiederholungen und Schlüsselmelodien gekennzeichnet. Die Arrangements sind sparsam gehalten, ihre Stimme oft mit Halleffekten angereichert, der weitflächige, oft dunkle Keyboardharmonien unterlegt sind. Das klingt nicht selten beschwörend, irgendwie himmlisch – dabei aber immer selbstbewusst und in der Tradition einer einfühlsamen Aktivistin. Selbst dann, wenn sie ihr Publikum mit einem Chanson in französischer Sprache in die vorfrühlingshafte Landsberger Nacht entlässt. Sie selbst zieht samt Band weiter, nach Barcelona, Montpellier, Toulouse, London, Paris …....
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
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