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7. Yann Tiersen „Rathlin from a Distance | The Liquid Hour“
8. Tetra Brass „Metall“
9. Ferdinand Kraemer „A Bunch Of Birds“
10. Hiromi „Out There“
11. Silje Nergaard „Tomorrow We'll Figure Out The Rest“
12. Lea Maria Fries „Cleo“
Freitag 11.04.2025
Yann Tiersen „Rathlin from a Distance | The Liquid Hour“
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Yann Tiersen be- und umschreibt auf seinem neuen, zweigeteilten Album sehr unterschiedliche Gefühlszustände. Da ist zum einen der meditativ reflektierende Teil seiner Selbst, eine Art emotionales Füllhorn unerhörter Sensibilität und zum anderen ein vorwärtstreibendes musikalisches Statement, das gesellschaftliche Umbrüche zum Ausdruck bringen soll.
Ursprung für den ersten Zyklus von acht kontemplativen Kompositionen sind die Erlebnisse eines Segeltörns, den der Franzose 2023 unternahm. Die Reise führte ihn vom Fastnet-Leuchtturm im Atlantik, über die Färöer Inseln und die Shetland-Inseln, bis hin zu den ruhigen Gewässern des Caledonian Canal in Schottland. Insofern könnte man die acht Klavierstücke von „Rathlin from a Distance“ auch als gefühlte Klanglandschaften bezeichnen, die einerseits die visuellen Eindrücke dieser Seereise beinhalten, andererseits den Seelenzustand des Seefahrers tiefgründig reflektieren. Tiersen scheint mit der Natur eins zu sein, sich in ihr aufzulösen, ja den Naturgewalten regelrecht zu schmeicheln.
Der zweite Zyklus „The Liquid Hour“ ist sowohl inhaltlich als auch klanglich ein akustischer Bruch. Hier findet der bretonische Multiinstrumentalist zu seinen kämpferischen Wurzeln, indem er mit elektronischen Equipment und pulsierenden Rhythmen eine ganz persönliche, individuelle Haltung zum Ausdruck bringt. Diese fünf Stücke sind für Tiersen eine „Sammlung von Hymnen an die Revolution“, ein Eintreten für jedwede Veränderung sozialer und damit gesellschaftlicher Normen. Es geht ihm um einen Wandel, um ein Überwinden von Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten, wie auch um die Verinnerlichung von Möglichkeiten, derartiges Aufbegehren gemeinschaftlich zu realisieren. Natürlich klingen diese Auseinandersetzungen bei ihm wenig nach klanglicher Avantgarde oder akustischem Freiheitskampf. Er bleibt sich in der Umsetzung „seiner Revolution“ musikalisch treu. Es ist eher eine aufwühlende und aufbrausende Dramaturgie zu spüren, als dass „The Liquid Hour“ nach einer Kakophonie des Untergangs klingt. Tiersen ist und bleibt in der Umsetzung seiner Klangideen Ästhet – auch dann, wenn er die Revolution beschwört.
Jörg Konrad

Yann Tiersen
„Rathlin from a Distance | The Liquid Hour“
Mute Records
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Donnerstag 10.04.2025
Tetra Brass „Metall“
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Zwei Mal Trompete, Posaune und Bassposaune – klar, alles METALL. So nennt dann auch das Münchner Bläserquartett Tetra Brass sein Debütalbum. Obwohl, in der Vergangenheit veröffentlichte die Formation schon einige, musikalisch hochinteressante und liebevoll verpackte EP's. Nun aber METALL, 21 Miniaturen aus der Feder von Leos Janacek, Claude Debussy und Anton Simon. Letzterer ist der einzige, dessen Stücke Originalwerke für Blechbläserquartett sind. Janaceks „Auf verwachsenen Pfaden“ ist als Klavierzyklus gedacht und Debussys „Trois Chansons de Charles d'Orleans“ basiert auf mittelalterlichen Texten und war von dem Franzosen für ein Vokalensemble komponiert.
Posaunist Christian Traute hat diese beiden Werke für Tetra Brass arrangiert. Und man darf sagen, es ist wunderbare Kammermusik geworden. „Wir möchten auf unserem Debütalbum“, sagt Traute „alle Charakteristiken unserer Blechblasinstrumente präsentieren. Die breite Spannweite dessen, was wir mit ihnen spielen können, wird häufig wahnsinnig unterschätzt.“
Es fällt neben der Wärme des Klanges vor allem auch die Beweglichkeit auf, denen man gemeinschaftlich in dieser instrumentalen Besetzung nicht eine derartige Virtuosität zugetraut hätte. Hinzu kommen die unterschiedlichen Stimmungslagen, die Tetra Barss zum Ausdruck bringt. Diese reichen von strahlend jubilierend bis melancholisch versunken, von moderato bis unkonventionell. Die einzelnen „Blechstimmen“ greifen wunderbar ineinander, so dass die Kompositionen flüssig und in einer gewissen Homogenität wirken. Man kann hier von einer eigenständigen Tonsprache reden, die Tetra Brass mit einer sehr individuellen wie berührenden Ästhetik vermittelt.
Viktor Brauer

Tetra Brass
„Metall“
Simoc Records
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Mittwoch 09.04.2025
Ferdinand Kraemer „A Bunch Of Birds“
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So spannend auch Avantgardistisches und Experimentelles prinzipiell ist – eine Reise in die Vergangenheit kann mindestens ebenso überwältigend sein. Zumindest dann, wenn dieser Streifzug derart überzeugend und authentisch ausfällt, wie das auf „A Bunch Of Birds“ der Fall ist. Hier hat Ferdinand „Jelly Roll“ Kraemer, er steht für fünfzig Prozent Black Patti, Ideen und Freunden Raum gegeben, um gemeinsam und unplugged (was sonst, versteht sich von selbst) Blues und Jazz, Country und Calypso zu frönen. Das alles klingt nach Vertrautheit und Abenteuer, wobei sich akustisch die Frage aufdrängt, ob es sich hier nicht vielleicht doch um Klassiker, zumindest Trad-Standards aus der guten alten Zeit handelt.
Aber sämtliche zwölf Songs stammen tatsächlich aus der Feder Ferdinands, der, wie kann es anders sein, natürlich Mandoline spielt – aber auch Gitarre, die Mandola und den Bass. Zudem stammen (fast) alle Gesangsparts von ihm. An seiner Seite an Tuba, Klarinette und Saxophon: Theresa Loibl. Hinzu kommen Maria Hafner (Violine), Micha Acher (Trompete), Mathias Götz (Posaune) Adama Bradley Schreiber und Sebastian Wolfgruber (Schlagzeug und Perkussion). Eine illustre Schar an (in München) bekannten Instrumentalisten, die hörbar Spaß am Musizieren haben und diesen Spaß am koloriert Nostalgischen vermitteln. Hier klingt nichts ermüdend routiniert oder nach gespreiztem Weltschmerz (sie wissen schon: "früher war alles besser" - Nix da!). Man könnte eher von einer anarchischen Direktheit sprechen, mit der die Musik den Hörer gefangen nimmt. Hemdsärmlige Arrangements, urwüchsige Improvisationen und ein wenig blechern im Sound. Hier wird ein Gefühl kreativer Ursprünglichkeit vermittelt und Leidenschaft zum Detail. Diese unverkrampfte Intention begeistert und bringt akustisch das Wesentliche zur Geltung: Die Liebe zur Musik - ohne Netz und doppelten Boden!
Jörg Konrad

Ferdinand Kraemer
„A Bunch Of Birds“
Gutfeeling Records
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Dienstag 08.04.2025
Hiromi „Out There“
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Der Jazz hat immer Einfluss auf die Rockmusik genommen - eine Binsenweisheit. Und umgekehrt? Vielleicht nicht mit dieser Entschiedenheit und nicht immer derart umfassend. Aber genügend Beispiele für diesen entgegengesetzten Weg gibt es mit Sicherheit. Am Interessantesten wird es aber dann, wenn nicht völlig deutlich wird, was denn im Vordergrund steht, wenn die Einflüsse während des Spiels verschwimmen. Bestes Beispiel für eine solche Umsetzung: die Pianistin, Komponistin und Produzentin Hiromia (Uehara) aus Hamamatsu, an der japanischen Pazifikküste in der Präfektur Shizuoka auf der Insel Honsh? gelegen. Hier bekam sie mit sechs Jahren klassischen Klavierunterricht, mit zwölf spielte sie mit der Tschechischen Philharmonie und mit siebzehn improvisierte sie öffentlich mit Chick Corea.
Heute ist die 46jährig weltweit unterwegs und hat mit „Out There“ gerade ihr 13. Album veröffentlicht. Wer Aufnahmen von ihr kennt, der weiß eines mit Sicherheit: Will man Hiromi hören, bitte anschnallen! Denn was folgt ist ein Wirbelwind, ist ein Taifun am Klavier.
Ob Studioaufnahmen oder Konzertauftritte – Hiromi ist schlicht eine Naturgewalt. Vielleicht eine der energiereichsten Musikerinnen überhaupt, die in Hochgeschwindigkeit Musikstile zerlegt und filitiert, die halsbrecherisch durch die Musikgeschichte jagt, mit ihren Improvisationen den Hörer schwindelnd spielt. Man kann ihre Interpretationen nur als äußerst komplex und herausfordernd beschreiben. Über Spieltechnik spricht sie nicht – sie beherrscht diese ganz einfach - perfekt. Bop und Blues, Rock und Funk, Klassik und Swing - alles steckt in ihrem Spiel, das trotz dieser Mannigfaltigkeit an Einflüssen immer klar und strukturiert klingt. Sie ist im Okzident ebenso verwurzelt, wie im Orient, latainamerikanische Einflüsse gehören für sie zum Standard, wie auch westafrikanische Musiktraditionen.
Auf „Out There“ arbeitet sie wiederholt mit dem Trompeter Adam O’Farrill zusammen, der aus einer musikbegeisterten Familie stammt. Bassist ist Franzose Hadrien Feraud, der vor knapp zwei Jahrzehnten Teil der Chick Corea-Band war. Und Schlagzeuger ist der Zildjian-Artist Gene Coye aus Chicago, Illinois. Sie alle wirblen „von außen“ die Klangbausteine durcheinander, begleiten dass die Funken stieben – bei dieser Musik, die von Herzen kommt.
Jörg Konrad

Hiromi
„Out There“
Concord
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Montag 07.04.2025
Silje Nergaard „Tomorrow We'll Figure Out The Rest“
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Gestartet war sie einst in ihrer Heimat als Jazzsängerin. Wobei Silje Nergaard in Norwegen sehr wohl erfolgreich war. In den Verkaufscharts lagen ihre Alben im vorderen Drittel und bei den Festivals wurde sie, zu Beginn mit dem Tord Gustavsen Trio als Begleitband, schon als Star angekündigt und vom Publikum dementsprechend gefeiert.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Sängerin aber immer stärker in Richtung Singer-Songwriting, mit einem starken Jazzapeal. Das wird auch in ihrer Discographie deutlich. Begann sie ihre Karriere noch beim Jazz- und Blues-Label Sonet, ging sie anschließend zu Jazz-Sub-Label EmArcy und veröffentlicht heute ihre Musik beim Globalplayer Columbia/Sony.
Letztes Album hier ist „Tomorrow We'll Figure Out The Rest“. Und entsprechend ihres Labels soll sie mit ihrer Musik natürlich ein möglichst breites Publikum erreichen. So spielt der Jazz bei ihr nur noch rudimentär eine Rolle. Musiker wie Helge Lien (Piano), Hakon Kornstad (Saxophon) oder George Wadenius (Gitarre) begleiten sie auf den zehn Songs gewohnt verläßlich. Doch letztendlich ist „Tomorrow We'll Figure Out The Rest“ ein Singer-Song-Writing-Album geworden, mit starkem Bezug zur Popmusik. Der Amerikaner Vince Mendoza schrieb die Arrangements für ein großes Streicherensemble, das die Songs wohlig einbetten. Es sind überwiegend seelenvolle Balladen, die Nergaards behütete Kindheit sanft und gefühlvoll aufleben lassen und ein Gefühl der absoluten Geborgenheit vermitteln. Silje Nergaard äußert sich in einem Interview, dass es sich hier um eine Sammlung von Erinnerungen handelt, die die Vergangenheit feierlich nachvollziehbar machen, aber auch einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft werfen sollen. Wünschen wir uns, dass zumindest ein wenig von dieser feenhaften Romantisierung kommender Zeiten in Erfüllung geht.
Jörg Konrad

Silje Nergaard
„Tomorrow We'll Figure Out The Rest“
Masterworks / Sony
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Freitag 04.04.2025
Lea Maria Fries „Cleo“
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Um zu wachsen, muss man sterben. Sich vom Unnötigen trennen und seine Ängste angehen.“ Ein Gedanke, den Lea Maria Fries hörbar verinnerlicht. Auf ihrem Debüt „Cleo“ ist alles vereint, was Entwicklung benötigt: Schmerz und Demut, Stolz und Enttäuschung, strahlende Visionen und dunkle Abgründe. Hat man dies alles verinnerlicht, ist es letztendlich völlig egal, in welcher Sprache man sein Anliegen vorbringt, dieses ausdrückt. Lea Maria Fries singt in Englisch, Französisch, Deutsch und Schweizerdeutsch. Alles eine Frage der Haltung und vor allem der Überzeugung.
Die 1989 geborene zeigt ein starkes Selbstbewusstsein. Sie verfällt akustischen Chansons, sie „jazzt“, hat den Blues in der Seele, experimentiert elektronisch. Sie liebt unterschiedliche Sounds und Stimmungen, ihre Songs klingen emotional, kraftvoll, energiereich und überzeugend. Sie äußert klare Statements – auch dann noch, wenn sie innerlich zutiefst zweifelt. Sie besitzt eine natürliche Ausstrahlung und vermittelt in ihren Interpretationen, trotz aller Poesie, Bodenständigkeit und Authentizität.
Aufgewachsen ist Lea Maria Fries in der Nähe von Luzern, suchte ihr Glück in Berlin, lebt heute in Paris. Ihre Texte schreibt sie gemeinsam mit dem Journalisten Eric Facon. Diese beinhalten das Leben in all seinen Facetten, den persönlichen Träumen und den Verderbtheiten dieser Welt, kleine Alltagsgeschichten ebenso wie große Gesellschaftsthemen.
Die Sängerin hat eine Band von Gleichgesinnten um sich versammelt, deren Vielseitigkeit beeindruckt. Ein Trio, das die melancholischen Balladen mit unglaublicher Empathie unterstützt, das Rockthemen initiiert und mit Leidenschaft dem freien Jazz huldigt. Als Gäste für „Cleo“ gewinnt Lea Maria Fries den französischen Trompeter Raynold Colom und Vincent Peirani am Akkordeon. Auf diese Weise ist vielleicht das Debüt der Saison entstanden.
Jörg Konrad

Lea Maria Fries
„Cleo“
Heavenly Sweetness
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Autor: Siehe Artikel
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