„
River ist der Fluss des Lebens, dem man sich hingibt, auch wenn man nicht weiß, wohin er dich führt“, ist im Mittelteil des Albums von
Nadia Maria zu lesen. Es ist die erst zweite Veröffentlichung der 1964 in Köln geborenen Sängerin, Malerin und Performerin. Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie im Iran und war, aufgrund fehlender Sprachkenntnisse, auf die Klänge von Worten angewiesen, auf Laute und Sounds, die Atmosphären schaffen und letztendlich entweder Vertrautheit oder auch Gefahr vermitteln. Auf den langen Autofahrten durch die Wüste hat sie gelernt zu singen, mit ihrer Mutter und ihren beiden Geschwistern. Und diese Erkenntnis ist ihr geblieben, dass es etwas gibt, was die Angst vertreibt, was ein Gefühl der Freude vermittelt, was ein Zusammengehörigkeitsgefühl schafft oder ganz simpel - was die Zeit vertreibt.
Wieder zurück in Deutschland studierte sie an der Musikhochschule Köln, arbeitete anschließend als Gesangs-Pädagogin, Chorleiterin, sie arrangierte Musik, trat bei den Jazzfestivals in Moers und Burghausen auf und lehrte an der Musikhochschule Carl Maria von Weber in Dresden das Fach „Performance“. Hierhin hatte sie ihre Freundin
Celine Rudolph geholt, mit der sie ebenfalls Konzerte gab und die das vorliegende Album „River“ auch produzierte.
Celine wollte die Stimmkunst, die Ausdruckskraft, die Energie und Dynamik, mit der sich Nadia Maria dem Vocalen in der Musik zuwendet, dokumentieren, festhalten, denn Nadia bekam 2024 die Diagnose Alzheimer.
Nun liegt dieses Album vor und es sind wunderbar stille und intime Songs geworden, die sie ohne Pathos, stattdessen mit viel Empathie und innerer Wärme interpretiert. Celine Rudolph hat den Computer von Nadine durchforstet und ist dabei auf Interpretationen verschiedener Versionen von denselben Songs gestoßen, die sie dank einem eigenen Notensatzprogramm neu zusammensetzte. Es sind Songs, die Nadia Maria geschrieben hat, aber auch Arrangements von Kompositionen eines
Michel Legrand („You Must Believe in Spring“), einer
Beady Bell („Tomorrow“) oder eines
Esbjörn Svensson („Love Is Real“). Zudem hat Celine eine kleine aber großartig aufeinander abgestimmte Band zusammengestellt, bestehend aus dem brasilianischen Pianisten
Henrique Gomide, dem Gitarriosten
Joao Luis Nogueira, dem Bassisten
Calvin Lennig und dem Schlagzeuger
Marcus Rieck. „
Singen ist für mich Ausdruck innerer Bewegung“, sagte Nadine einmal. „
Ein Akt der Transformation, der uns in Einklang mit uns und der Welt bringt.“
Jörg Konrad
Nadia Maria
„River“
Obsessions Records