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Donnerstag 19.06.2025
TYPISCH EMIL (mit ausführlichem Interview)
Ab 19. Juni 2025 im Kino
Typisch Emil! Nach Bühnenauftritten und Zirkustournee, nach Theaterdirektion und Kinoleitung, nach Grafikbüro und Regieführung, nach einer Auszeit in New York und Bücherschreiben ist das neueste Projekt des Schweizer Kult-Kabarettisten da: ein Kinofilm! TYPISCH EMIL - Vom Loslassen und Neuanfangen bringt Emils unvergessliche Auftritte, seinen Humor und seine Sprache, die Generationen begeistert haben und immer noch begeistern, auf die Leinwand. Der Film geht dabei über den nostalgischen Blick auf die beliebten Bühnen-Figuren hinaus und taucht ein in eine Welt, in der Emil gegen die Schatten seiner Kindheit und den Druck des Ruhms kämpft, um seinen Platz als gefeierter Komiker zu finden. Nicht zuletzt ist TYPISCH EMIL die Geschichte einer grossen, romantischen Liebe.
Ein Film von Phil Meyer
Mit Niccel Steinberger und Emil Steinberger
TYPISCH EMIL - Vom Loslassen und Neuanfangen ist ein Dokumentarfilm über das Leben und Schaffen des aussergewöhnlichen Kabarettisten Emil Steinberger, der auch in Deutschland mit seinen Kabarettprogrammen, TV-Shows und dem Kinofilm DIE SCHWEIZERMACHER für Furore gesorgt hat.
Das Autorenteam des Films sind der Regisseur Phil Meyer, der Kameramann Elmar Bossard sowie zu einem bedeutenden Teil Niccel und Emil Steinberger selbst. Das Quartett hat zusammen die Firma Gorps Film gegründet, sich durch ungesehenes Archivmaterial gearbeitet, nach nie erzählten Geschichten geforscht, Fotos und Filme aus 90 Lebensjahren zusammengetragen und darauf basierend das Drehbuch verfasst. Entstanden ist ein Film über Mut, Liebe und den unermüdlichen Drang, sich immer wieder neu zu erfinden.
Ein Dokumentarfilm über 90 Jahre Emil Steinberger, in dem der unverkennbare Schalk des Künstlers immer wieder aufblitzt. Beim Zurich Filmfest 2024 feierte der Film Weltpremiere. FILMWELT bringt TYPISCH EMIL - Vom Loslassen und Neuanfangen am 19. Juni in die Kinos. Beim Filmfest in Emden im Juni 2025 findet die Deutschlandpremiere von TYPISCH EMIL statt – als Gast mit dabei ist OTTO!
Inhalt?
TYPISCH EMIL - Vom Loslassen und Neuanfangen beginnt mit der feierlichen Preisverleihung für Emil Steinbergers Lebenswerk und führt die Zuschauer:innen durch eine beeindruckende Zeitreise, die Emils Anfänge in Luzern, seine gefeierten Bühnenauftritte im deutsch- und französischsprachigen Raum und seine persönliche Entwicklung nachzeichnet. Archivaufnahmen, Interviews und nachgestellte Szenen beleuchten die prägenden Momente seines Lebens, von den ersten Schritten auf der Bühne bis hin zu seinem erfolgreichen Auftritt im Zirkus Knie, seinem kulturellen Engagement, seinen Rollen in Kultfilmen und dem kreativen Schaffen als Grafiker, Maler und Autor.
Der Film beschreibt Emils innere Konflikte und zeigt seine nicht ausgelebte Kreativität zu den Zeiten als er noch Postbeamter war und seine mutige Entscheidung, entgegen den Erwartungen seiner Eltern, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und einen unkonventionellen Karriereweg einzuschlagen.
Der spätere Neuanfang in New York, nach seiner großen Karriere in Europa, offenbart eine weitere Facette seines Charakters: Die Suche nach innerem Frieden in der Anonymität der Großstadt. Im Augenblick des Loslassens findet Emil Steinberger wahre Inspiration in der Liebe, die ihn über Ruhm und Einsamkeit gewinnen lässt. Die innige Beziehung zu Niccel, seiner Ehefrau, prägt nicht nur seinen persönlichen Neuanfang, sondern beflügelt ihn in der kreativen Entfaltung und versöhnt Emil mit seinen beliebten Bühnenfiguren. Ihre gemeinsamen Projekte und die gegenseitige Unterstützung sind im Film das Herzstück von Emils späteren Jahren.
Der Film gipfelt in Emils Rückkehr in die Schweiz, wo er nach Jahren der Abwesenheit ungeplant ein gefeiertes Comeback gibt, das bis heute anhält. Sei es als Autor oder Kabarettist auf der Bühne, die Freude des Publikums spiegelt die Anerkennung wider, die Emil für seine unermüdliche Kreativität und seine positive Einstellung entgegengebracht wird.
TYPISCH EMIL ist mehr als eine Hommage an den vielseitigen Komiker, es ist das inspirierende Porträt eines Mannes, dessen Humor, Sprache und künstlerische Vision Generationen geprägt haben. Emil Steinberger besitzt eine unnachahmliche Art, das Alltägliche wahrzunehmen und in aussergewöhnliche und zeitlose Momente der Komik zu verwandeln. Durch seine Geschichten, seine Liebe zum Menschen mit all seinen Fehlern, seinen Erfolgen und Misserfolgen, zeichnet der Film das Bild einer Person, die das Lachen als universelle Sprache versteht – eine Sprache, die Brücken baut, Trost spendet, das Leben in all seinen Facetten feiert und Mut macht.
Interview mit Emil und Niccel Steinberger
Wie kam es zur Idee für den Film?
Emil: Da ich in der Schweiz 10 Jahre lang 2 Kinos geführt habe, habe ich erfahren, dass gute Lebensgeschichten immer vom Publikum geschätzt wurden. Wir haben in unseren Ferien immer aus Freude versucht, gemeinsam Filmstories zu entwickeln, bis wir fanden, dass das etwas verrückte Emil-Leben auch eine gute Story ergeben könnte.
Niccel: In den bald 30 gemeinsamen Jahren mit Emil habe ich so viele interessante, lustige und beeindruckende Geschichten aus seinem Leben gehört, immer wieder. Der Gedanke, dieses verrückte Leben in einem Film zu schildern, hat sich einfach aufgedrängt. Und um so mehr, da Emil selber erzählen kann.
Hat Ihre Frau Niccel Sie zu der Idee inspiriert?
Emil: Meine Frau, Niccel, archiviert automatisch alle Ereignisse, Interviews und privaten Filme aus meinem und unserem Leben. Natürlich war sie von der Vielseitigkeit meines Lebens überrascht. Aber inspiriert hat uns zu diesem Filmprojekt, dass immer wieder Filmschaffende und TV-Sender auf mich zu kamen, mit dem Wunsch, einen Film über mein Leben zu machen.
Erzählen Sie doch etwas über die Entstehungsgeschichte und das Team mit dem Sie gearbeitet haben?
Emil: In der Filmbranche ein Team zu finden, bei dem man sich in der groben Form und den möglichen Filminhalten einigermaßen entspricht, ist nicht einfach. Wir haben 15 Jahre nach so einem Team gesucht, Filmgestalter, die nicht festgefahren sind und nur mit Hollywood-Maßstäben und verkrusteten Dreh-Gesetzen hantieren. Eines Tages hat uns jemand die Adresse von zwei jungen Filmschaffenden zugespielt. Es gab ein gemeinsames Kaffeetrinken, das zu einem Mittagessen ausgedehnt wurde und drei Monate später begannen wir mit der gemeinsamen Filmarbeit.
Niccel: Ich empfand die Zusammenarbeit mit so einem jungen Filmteam als ideal für uns. Sie gingen unkompliziert, dennoch respektvoll und auch fröhlich und liebenswürdig mit Emil und seinem prallen Leben um. Sie verschonten uns aber auch nicht, wenn sie anderer Meinung als Emil oder ich waren. Das war nicht immer einfach für uns – vor allem für Emil – aber das gehört zu so einem kreativen Prozess dazu.
Sie haben den Film gemeinsam vorbereitet. Wie nähert man sich so einem reichen Künstlerleben an?
Emil: Indem man auf DIN A 6-Kärtchen alle wichtigen Lebensphasen und Momente notiert, sie sammelt, bespricht, nach ihrer Wichtigkeit sortiert und beginnt, daraus eine Filmstory zu entwickeln.
Niccel: 90 derart ausgefüllte Lebensjahre mit all den Tätigkeiten und Erfolgen, die Emils Leben geprägt haben, die können erdrückend wirken, wenn man sich fragen muss, was nehmen wir in den Film und was nicht. Gut war, dass Emil bereits 2020 damit begonnen hatte, an seiner Autobiographie zu arbeiten und somit schon intensiv mit einem Rückblick auf sein Leben beschäftigt war. Trotzdem war es nicht leicht, dieses interessante Künstlerleben in einen Film zu pressen. Sicherlich half auch der "fremde" Blick von aussen, sogar von einer ganz anderen Generation, unserem Filmteam. Man selber klebt ja schnell mal zu nah an den eigenen Erlebnissen dran. Aber natürlich hätte es noch viel mehr zu erzählen gegeben.
Haben Sie während der Beschäftigung mit dem Film etwas Neues über sich selbst gelernt?
Emil: Natürlich sind die Erinnerungen an die Geschehnisse unerwartet aufgetaucht. Niccel fand beim Recherchieren ein Interview, das meine Mutter 1977 einem Journalisten gegeben hatte. Daran hatte ich mich gar nicht mehr erinnert und es war interessant, es lesen zu können. Es machte mich geradezu glücklich, da das, was ich immer über das Verhältnis zu meiner Mutter erzähle, zu 100% mit ihren Aussagen im Interview übereinstimmt.
Was macht für Sie den typischen Schweizer aus, dem Sie ja schonungslos den Spiegel vorhalten?
Emil: Es war nie mein Vorhaben, den Schweizern einen Spiegel vorzuhalten. Ich habe einfach versucht, Menschen nachzuahmen, habe aber dabei nie bewusst auf den Schweizer abgezielt. Deshalb fühlten sich auch Menschen in anderen Ländern, wie z.B. Deutschland in ihren Verhaltensweisen von mir karikiert und erkannten sich oder ihr Umfeld in meinen Nummern wieder. Natürlich hat aber in Deutschland mein nicht ganz perfektes Schweizer Hochdeutsch ein bisschen den Verdacht aufkommen lassen, ich würde nur Schweizer darstellen.
Wir Schweizer unterscheiden uns natürlich von Deutschen, Italienern, Franzosen. Das ist ja logisch. Ein Haupt-Unterschied zwischen Schweizern und Deutschen ist sicherlich, dass wir bedächtiger reden, langsamer und dadurch vielleicht auch etwas überlegter formulieren. Dieser Unterschied, finde ich, wird immer stärker.
„Dein zweistündiges Cabaret-Programm hätte ich in maximal einer Stunde gespielt“, sagte mal ein deutscher Kabarettist zu mir. Auch die Art der politischen Diskussionen ist in der Schweiz sanfter angelegt als in Deutschland.
Sie sind keine Schweizerin, Sie haben ‚interkulturelle Germanistik‘ studiert, was ist für Sie typisch Schweizerisch?
Niccel: Doch, ich bin Schweizerin. Und zwar NUR Schweizerin. Ich habe meinen deutschen Pass 2008 zwei Jahre nach meiner Einbürgerung, abgegeben. Aber ich habe 30 Jahre in Deutschland gelebt, bin dort aufgewachsen. Ich empfinde tatsächlich die Umgangsformen in der Schweiz als angenehmer. Ich war nie ein kämpferischer Typ. Ellbögele liegt mir nicht. Ich vermute, in der Schweiz geht man etwas anständiger miteinander um, weil ja das Land recht klein ist und man damit rechnen muss, dass man sich immer wieder mal begegnet. Es gibt aber auch Momente, wo ich über uns Schweizer denke, jetzt seid doch nicht so unterwürfig und überhöflich, sagt doch einfach mal, was ihr denkt und was ihr wollt.
Warum hat die Figur „Emil“ auch so gut in Deutschland funktioniert, und wer hat Sie seinerzeit nach Deutschland gebracht?
Emil: Beim früheren Süddeutschen Rundfunkt gab es zwei Unterhaltungschefs, die mich in den 70er Jahren in Basel „ausspioniert“ haben. Sie waren sofort davon überzeugt, dass ich meine Auftritte auch in Deutschland präsentieren müsste. Gesagt, getan, und wie der Blitz war auch der Erfolg sofort da. Kein Stuhl blieb in den Theatern leer, auch in den grössten Sälen nicht. Als ich in den frühen 2000er Jahren dann mit "Drei Engel!" nochmals in Deutschland tourte, zeichnete der SWR mein neues Programm auf und strahlte es auf der ARD aus. 4 Millionen Zuschauer.
Gibt es einen speziellen Auftritt in Deutschland, den sie in besonders guter Erinnerung haben?
Emil: Das spielte sich in Hamburg ab, wo ich im Schauspielhaus mit meinem Emil-Programm sehr kurzfristig engagiert wurde, weil das Zadek-Ensemble bei der Première streikte. Das Publikum kam in Gala-Aufmachung und wusste nicht, dass sie eine Emil-Vorstellung erwartet. Der Applaus nach der Vorstellung war zum Glück enorm.
Ich war – wie immer – mit meinem eigenen PKW angereist, in dem ich alle meine Bühnenrequisiten untergebracht hatte. Die Bühnenarbeiter begrüssten mich mit der Frage „Wann kommt denn der Sattelschlepper?“ Als ich ihnen entgegnete, dass ich alles in meinem PKW habe, nahmen sie mich nicht mehr so ganz ernst.
Nach der gelungenen Vorstellung aber kam ein Bühnentechniker zu mir und sagte „Emil, wir müssen für das Zadek-Stück Schnee auf der Bühne haben und ein Dutzend Schafe und Sie kommen mit einem Tisch und einem Stuhl und ein paar Kleidungsstücken und füllen dreimal den Saal!“ Beim Laden meines Autos nach den 3 Vorstellungen wollten alle helfen, so hatten sie mich ins Herz geschlossen.
Sie haben 2004 den Ehrenpreis des Deutschen Comedy-Preises und letztes Jahr den Ehrenpreis des Zurich Film Festivals bekommen. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeichnungen?
Emil: Wenn ich Preise erhalte, weiss ich, dass sich ein Gremium mit meiner Arbeit auseinandergesetzt hat und sie beurteilen musste. Dementsprechende schätze ich diese Preise als Preisträger sehr.
Warum haben Sie 1993 einen großen „Cut“ gemacht und sind nach New York gezogen?
Emil: In meinen Büchern "Wahre Lügengeschichten" und "Emil via New York" habe ich erzählt, welche Anfragen und Wunschlisten permanent auf mich hereinprasselten. Da musste ich einfach mal „Stopp“ sagen. Wenn man dann noch sieht – wie im Film TYPISCH EMIL ja dargestellt – wie viele und welche Zeitungsaushänge ständig über mich an den Kiosken hingen, dann versteht man den Druck, der auf mir lastete, noch besser. Ich musste einfach mal einen Schnitt machen.
Sie, Niccel, kamen 1996 nach New York, wie kam es dazu und wie sind Sie sich begegnet?
Niccel: In der Nacht auf meinen 20. Geburtstag schrieb ich Emil Steinberger einen Brief. Ich wollte Clown werden und bat ihn um Ratschläge, wo ich mich dazu ausbilden lassen könnte, da ich die Aufnahmeprüfung an der Scuola Dimitri nicht geschafft hatte. Aus diesem ersten Brief entstand eine zehnjährige Brieffreundschaft zwischen Emil und mir. Clown wurde ich nicht, aber das Thema Lachen liess mich nie los und so schrieb ich auch meine Abschlussarbeit an der Universität Bayreuth über das „Lachen und Weinen des Clowns“ und kreierte anschließend meine eigenen LachsemiNarre.
Meinen 30. Geburtstag wollte ich mit meiner Mutter in New York feiern. Zufällig war zu dieser Zeit auch Emil in New York. Wir trafen uns ein paarmal und er beglückte uns mit Tickets für Musicals und den Cirque du Soleil. Nach einer Woche reisten wir zurück nach Köln. Ein Jahr später rief Emil mich an und fragte „Hat es Dir gefallen in New York?“ – „Ja, sehr.“ – „Dann komm doch noch einmal!“ Also stieg ich an meinem 31. Geburtstag wieder in den Flieger nach New York und seither sind wir zusammen. Tag und Nacht, seit nunmehr 29 Jahren.
In New York haben Sie und Ihre Frau Niccel sich lieben gelernt – wer war die treibende Kraft, wieder zurück in die Schweiz zu ziehen?
Emil: Nach unserer New Yorker Begegnung, nach 10-jährigem Briefverkehr und näherem Kennenlernen in New York war es für mich selbstverständlich, dass ich den Wohnungsschlüssel drehte und Niccel New York nicht mehr verlassen konnte. Das war der eindeutig intelligenteste und wärmste Entscheid, den ich in meinem Leben getroffen habe und dem auch Niccel zugestimmt hat. Nach zwei gemeinsamen Jahren in New York wurde unsere schöne Wohnung verkauft. Wir mussten nach etwas Neuem suchen, was gar nicht einfach war.
Wir stellten aber auch fest, dass ich ständig für die Schweiz und Deutschland arbeite. Kolumnen schreiben, Interviews geben, TV-Sendungen in New York planen und gestalten, Fototermine machen … Irgendwann merkte ich, mit Niccel an meiner Seite kann ich wieder in die Schweiz gehen. Also heirateten wir noch in New York und zogen dann zurück in die Schweiz.
Wenn Sie sich die heutige Lage der Welt ansehen, gibt es überhaupt noch Gründe zu lachen?
Emil: Es muss doch noch Gründe zum Lachen geben, trotz ein paar dummen Köpfen. Sonst würden wir uns ja bei lebendigem Leibe vergraben, das wäre ja für den „Feind“ das praktischste Ziel. Zugedeckt mit Erde könnte unser Lachen nicht mehr ansteckend wirken. Darüber könnten dann nur noch die Erinnerungen jedes Einzelnen an Schönes hinweghelfen.
Niccel: Das Lachen ist die stärkste Macht und wird von den Machthabern gefürchtet. Die heutige Weltlage, mit all diesen Machtbesessenen fordert also unser Lachen heraus. Ich bewundere die Menschen zuhöchst, die während des 2. Weltkriegs in KZs in den dunkelsten Stunden ihres Lebens das Lachen, den Witz noch pflegten.
Damit darf man nie aufhören. Ich bemerke auch, dass den Menschen in unseren heutigen Zeiten das Lachen mehr denn je fehlt. Wir werden täglich durch die Medien zugeballert mit all dem Schlimmen und unbegreiflich Grässlichen, was wir Menschen veranstalten. Man muss sich mit all dem täglich auseinandersetzen. Das gehört zu unseren Bürgerpflichten. Aber langsam ist das Maß voll. Wenn wir uns da nicht mehr mittels des Lachens helfen würden, Dampf abzulassen oder sogar die Obrigen lächerlich zu machen, hätten wir verloren.
Über was oder wen haben Sie zuletzt gelacht?
Emil: Niccel und ich haben kürzlich im Theater „Teufelhof Basel“ eine tolle, humoristische Neuentdeckung gemacht, das deutsche Duo „Ulan und Bator“. Die beiden haben so eine großartige Komik, spielen perfekt und bieten ein Bühnenprogramm voller Überraschungen. Wir haben uns, wie man so schön sagt, weggeschmissen vor Lachen.
Niccel: Emil und ich lachen seit Jahren auch allwöchentlich über die „heute show“ und das „Magazin Royale“ im ZDF. Es schmerzt, wenn die dann jeweils in die Winter- oder Sommerpause gehen. Es ist etwas vom Schönsten, gemeinsam zu lachen. Da wir schon sehr viel gesehen haben, ist es nicht ganz einfach, uns auf der Bühne mit Komik so richtig zu überzeugen, aber wir entdecken doch immer wieder neue, riesengroße Talente. Eigentlich müssten wir einen „EMIL-Preis“ kreieren und alljährlich an unsere Neuentdeckungen vergeben. Aber da möchte ich dann auch in der Jury sitzen.
Traurig hingegen finden wir beide, dass es immer weniger richtig gute Clowns gibt. Clowns, die ihr Metier richtig beherrschen und die Menschen generationenübergreifend und auch nationenübergreifend zum Lachen bringen.
Sie sind jetzt 92 Jahre alt. Im Film sagen Sie: „Man hat immer eine Zukunft.“ Was sind Ihre aktuellen Pläne dafür?
Emil: Meine Zukunftspläne auszuplaudern, habe ich mir abgewöhnt. Meistens reagieren die Leute auf neue Ideen, die man ausheckt, eher skeptisch. Sie können das Erzählte nicht nachvollziehen, erkennen die Komik darin nicht. Das bremst dann sofort deinen Elan. Also schweige ich lieber und arbeite im Stillen. Nur meiner Frau vertraue ich mich in dieser Hinsicht an. Niccel darf bei meinen „großen“ Plänen mitdenken und mitschaffen. Darf … kann … muss. Sie tut dies gerne und ist für mich eine unglaublich gute Erinnerungs-Tankstelle.
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 12.06.2025
AN HOUR FROM THE MIDDLE OF NOWHERE
Ab 12. Juni 2025 im Kino
Das ländliche Stewart County liegt ruhig und verschlafen im Südwesten von Georgia. Im Wald versteckt sich eines der größten Abschiebegefängnisse der Vereinigten Staaten. Bis zu 2.000 Menschen warten hier auf ihren Prozess. Überwiegend ohne juristische Begleitung. Ein juristisch faires Asylverfahren ist in vielen Gebieten der USA schwer zu erhalten, denn die Gefängnisse liegen meistens „An Hour from the Middle of Nowhere“.
So auch im Stewart County: Im Umkreis von 200 Kilometern gibt es keine privaten Asyl- und Migrationsanwälte außer Marty Rosenbluth, der sein Leben der Verteidigung der Menschenrechte verschrieben hat.
Gemeinsam mit seiner Assistentin Alondra kämpft Marty mit Sanftmut und leidenschaftlicher Hingabe für Menschen in Migrationshaft und gegen die Willkür der Gerichte. In beobachtenden Szenen erleben wir verschiedene Fälle und begleiten die Familie eines seiner Mandanten auf ihrer juristischen und emotionalen Achterbahnfahrt bis zum Tag der Gerichtsverhandlung.
Eine grandiose Erzählung über einen herausragenden Migrationsanwalts, seiner Assistentin und ihrer Klienten entsteht und ist eine authentische und stille Beobachtung der brutalen Abschiebungsmaschinerie der heutigen USA.
Der Film fühlt sich an wie der Ort – idyllisch und verloren. Empowernd und inspirierend.
Ein Film von Ole Elfenkaemper & Kathrin Seward
Über den Protagonisten Marty Rosenbluth
Marty Rosenbluth, geboren 1960 in New York, ist Anwalt für Migration und Bürgerrechtler.
Er besuchte zunächst das Antioch College und sehr viel später mit 47 Jahren die juristische Fakultät der University of North Carolina. Nach dem College arbeitete er ehrenamtlich für Amnesty International, ging nach Israel – Marty ist Jude und hat viele Familienmitglieder im Holocaust verloren – und arbeitete sieben Jahre als Anwalt für palästinensische Menschen im Westjordanland.
In dieser Zeit war er an der Produktion des preisgekrönten Dokumentarfilms „Jerusalem: Eine in Stein gemeißelte Besetzung?“ im Jahr 1995 beteiligt, der die Stadtplanungspolitik Israels und ihre Auswirkungen auf die Palästinenser detailliert beschreibt.
Zurück in den USA gründete er das gemeinnützige North Carolina Immigration Rights Project, um Einwanderern in der Gegend von Durham, North Carolina, zu helfen. Außerdem ist er bis heute Partner der Polanco Law PC, einer Kanzlei, die sich dem Schutz der Rechte von Familien und Einzelpersonen im Bereich Einwanderung, Strafrecht und Familienrecht verschrieben hat.
2016 war er Teil einer Gruppe von Bürgerrechtsaktivisten, darunter Rose Hamid, die 2016 auf Trumps Wahlkampfkundgebungen protestierten, um gegen seine Behandlung von Muslimen zu protestieren. Marty Rosenbluth entwarf die Sternabzeichen „Go Yellow Against Hate“, die die Proteste begleiteten. 2016 bot er syrischen Flüchtlingen außerdem kostenlose Rechtsberatung an.
2017, nach der Amtseinführung von Präsident Trump, zog er von Hillsborough, North Carolina, nach Lumpkin, Georgia. Lumpkin hat ein Internierungslager nahe der Grenze zu Alabama, und Rosenbluth beschloss, den dort inhaftierten Geflüchteten zu helfen, da es in der Stadt keine anderen Anwälte gab oder sie 225 Kilometer entfernt in Atlanta sitzen.
Einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge hatten nur etwa 6 % der dort Inhaftierten einen Anwalt, der sie vertrat. Rosenbluth lockte in den Folgejahren erfolgreich andere Anwälte in die Stadt, indem er ihnen ein freies Schlafzimmer in seinem Haus anbot.
Pressestimmen
„Der Film fühlt sich an wie der Ort – idyllisch und verloren. Kathrin Seward und Ole Elfenkämper haben aus diesem erdrückenden Thema einen Film erschaffen, der empowert und inspiriert.“
aus der Laudatio Gesa-Rautenberg-Preis 2024
„Ole Elfenkämper und Kathrin Seward haben einen Dokumentarfilm gedreht, der genau zur richtigen Zeit ins Kino kommt. Darin blicken sie dem Migrationsanwalt Marty Rosenbluth bei seiner mühevollen Arbeit über die Schulter und legen die Schwächen und Ungerechtigkeiten des US-Justizsystems offen. Trotz der aktuell für viele Migranten aussichtslosen Lage macht ein unermüdlicher Einzelkämpfer wie der im Film porträtierte Marty Rosenbluth Hoffnung.“
spielfilm.de
„Dass sich die Situation zu einer regelrechten Hetzjagd auf diese Menschen entwickeln würde, konnte sich wohl selbst ein illusionsloser Jurist wie Rosenbluth nicht vorstellen – 4 von 5 Sternen!.“
epd film
„You would learn more about how unjust our immigration system is spending one morning in the immigration court than you could learn in three semesters of law school.“
Marty Rosenbluth im North Carolina Public Radio
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 05.06.2025
DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN
Ab 05. Juni 2025 im Kino
Als der bekannte Maler Pierre Bonnard die selbsternannte Adelige Marthe de Méligny kennenlernt, weiß er noch nicht, dass diese Frau das Zentrum seines zukünftigen Werkes sein wird. Auf über 140 Bildern und 700 Zeichnungen wird sie angezogen oder nackt, als Akt, die Muse seines Lebens. Doch diese Muse will sich auch als Künstlerin bestätigt fühlen und ihr Leben birgt viele Geheimnisse, die für Pierre ein Wechselbad der Gefühle bieten. Und die Frage aufwirft, wer hier eigentlich wessen Inspiration ist?
Ein Film von Martin Provost
Mit Cécile de France, Vincent Macaigne, Stacy Martin u. a.
Nach „Séraphine“ (César als „Bester Film“ & „Bestes Originaldrehbuch“) und „Violette“ beweist Martin Provost erneut seine Liebe zu unterschätzten Künstlerinnen. In DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN konzentriert er sich auf den Maler Pierre Bonnard und seine Muse, Gefährtin und Vertraute Marthe, zeichnet mit großer Sinnlichkeit eine Geschichte von Liebe und Verlangen, von Eifersucht und Verrat. Erzählt ganz einfach vom Leben, von der Intimität eines Paares und entschlüsselt dabei die Entstehung der Gemälde. Und entwirft das Bild einer unabhängigen und befreiten Frau in einer von Erotik, Leidenschaft und Sex geprägten Beziehung. Cécile de France als sinnliche Frau der Jahrhundertwende, die sich in der mondänen Gesellschaft manchmal als Anhängsel empfindet und Vincent Macaigne als einen in seine Malerei verliebten und nie damit zufriedenen Künstler, spielen fulminant auf und machen dieses Porträt zu einem Erlebnis, nicht nur für Freunde des Impressionismus. DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN ist auch eine Verneigung vor einem Maler, der lange im Schatten von Berühmtheiten wie Van Gogh, Renoir, Gauguin, Cézanne, Monet oder Manet stand und dessen Werke erst seit zwanzig Jahren die internationale Aufmerksamkeit erhalten, die sie schon lange verdient hatten.
INHALT
Paris 1893. Ein Maler hat ein Mädchen auf der Straße angesprochen und zeichnet sie in seinem Atelier. Eine Schönheit, die irgendwann keine Lust mehr hat, Stunden herumzustehen und sich verabschieden will. Es kommt anders. Magisch voneinander angezogen küssen sie sich, haben Sex. Und dann stellen sie sich vor. Marthe de Méligny (Cécile de France), italienischer Abstammung wie sie sagt. Ihren wahren Namen Maria Boursin und ihre einfache Herkunft aus Berry verschweigt sie. Er ist Pierre Bonnard (Vincent Macaigne), „aufstrebender Maler aus der Bourgeoisie“. Anfang einer 50 Jahre währenden stürmischen Liebesbeziehung und Beginn eines Lebens als Muse, (Akt)Modell und Partnerin. Aber keine, die sich still unterordnet, sondern fragt „Warum müssen nur die Frauen nackt posieren, nicht die Männer?“. Seine Antwort entspricht dem Rollenverständnis der damaligen Zeit: „Weil die Männer malen, nicht die Frauen“.
Pierre schließt sich mit Malerfreunden wie Maurice Denis und Édouard Vuillard zusammen, gründet mit ihnen die Künstlergruppe Nabis, um die Malerei zu revolutionieren. Eine neue und faszinierende Welt für Marthe, die sich aber bei einem häuslichen Konzert bei all den Fremden fehl am Platz fühlt und davonläuft. Ein magisches Band verbindet Pierre und Marthe, die sich nicht verlassen können. Pierre schlägt Marthe vor, nicht mehr zu arbeiten und ganz für ihn da zu sein. Als sie ein wunderschönes Haus in Vernon in der Normandie entdecken, bauen sie sich in „Ma Roulotte“ ein gemeinsames Leben auf, auch wenn der von ihm abgelehnte Kinderwunsch sie schmerzt. Er will kein spießbürgerliches Leben und kein schlechter Vater sein. Seine Aktbilder von Marthe ernten Lob und wecken gleichzeitig Empörung in der Kunstszene. In der ländlichen Idylle am Ufer der Seine lieben sie sich, genießen die gemeinsame Zeit in der Natur, auch wenn ihre Asthmaanfälle zunehmen und die Prognose des Arztes wegen ihres schwachen Herzens finster ist. Für ihre Gesundheit kauft Pierre der Geliebten eine Badewanne, es entsteht das berühmte Bild „Marthe au Bain“ (Marthe beim Baden). Freunde wie Claude Monet (André Marcon) und seine Frau Alice (Hélène Alexandridis) oder Alfred Sisley kommen zu Besuch, sowie zahlreiche andere Künstlerfreunde. Die Jahre vergehen und Marthe leidet zunehmend unter bohrender Eifersucht, obgleich Pierre versucht, ihre Zweifel an seiner Treue und die Skepsis gegenüber den zahlreichen Reisen nach Paris zu zerstreuen. Dann der Schock: Der Maler verliebt sich in sein junges und attraktives Modell, die blonde US-Amerikanerin Renée (Stacy Martin). Die „Ménage à trois“ zwischen den Rivalinnen im Landhaus scheitert, Marthe ist zutiefst verletzt, Renée will das Spiel verlassen, bevor es zu spät ist. Will Pierre nur die Flamme wieder entzünden? Liebt er Marthe oder Renée? Der Mann zwischen zwei Frauen entscheidet sich, mit der Jüngeren nach Rom zu fahren, lässt sich sogar auf ein Eheversprechen ein. Marthe fällt in ein Loch und ist untröstlich, zerstört wütend einen Teil seiner Werke und aus Enttäuschung, Frust und Schmerz beginnt sie zu zeichnen, findet langsam wieder zu sich selbst.
Pierre und Renée richten sich derweil in der Heiligen Stadt ein, planen für die Zukunft. Aber Pierre ist nicht wirklich glücklich, kann sich nicht auf die Arbeit konzentrieren, seine Gedanken kreisen immer wieder um die ferne Marthe, die er in einem Bild „versteckt“. Drei Tage vor der geplanten Hochzeit reist er ab und lässt eine untröstliche Renée zurück, deren Traum von einer Familie brutal zerbirst.
In Frankreich versuchen Marthe und Pierre trotz allem einen Neuanfang. 1925 heiraten sie und Madame Bonnard erhält Anerkennung als Künstlerin, begeistert mit ihren Werken auf einer von „tout Paris“ besuchten glanzvollen Vernissage. Doch die Freude über ihren Erfolg wird von einer furchtbaren Nachricht überschattet....
Autor: Siehe Artikel
Donnerstag 29.05.2025
ON SWIFT HORSES
Ab 29. Mai 2025 im Kino
Kalifornien in den 50er Jahren. Muriel (Daisy Edgar-Jones) und ihr Mann Lee (Will Poulter), der gerade als Soldat aus dem Korea-Krieg zurückgekehrt ist, wollen sich unter der kalifornischen Sonne ein Bilderbuchleben aufbauen. Ihren Traum wollen sie gemeinsam mit Lees Bruder verwirklichen, dem charismatischen Spieler Julius (Jacob Elordi). Doch die unbeschwerte Dreiecksbeziehung endet abrupt, als Julius nach Las Vegas verschwindet. Dort hält er sich mit Poker und Glücksspiel über Wasser – und trifft auf Henry (Diego Calva). Währenddessen fühlt sich Muriel in ihrem kalifornischen Alltag zunehmend gefangen und sehnt sich nach mehr im Leben. Bei heimlichen Pferdewetten hat sie Glück. Doch hält das Leben noch mehr für sie bereit?
Ein Film von Daniel Minahan
Mit Daisy Edgar-Jones, Jacob Elordi, Will Poulter, Diego Calva und Sasha Calle
Basierend auf dem gleichnamigen, von der Presse gefeierten Roman von Shannon Pufahl interpretiert Regisseur Daniel Minahan mit ON SWIFT HORSES den amerikanischen Traum neu und erzählt eine packende Geschichte über die Suche nach der eigenen Identität, geheimes Verlangen und die Kraft der Liebe. In den Hauptrollen glänzen Daisy Edgar-Jones („Der Gesang der Flusskrebse“, „Normal People“), Jacob Elordi („Saltburn“, „Priscilla“), Will Poulter („Warfare“), Diego Calva („Babylon“) und Sasha Calle (“In the Summers”).
STATEMENT DES REGISSEURS
Als ich mich entschloss, einen neuen Spielfilm anzugehen, war mir sofort klar, dass es eine Liebesgeschichte werden sollte. Eine Geschichte, die sich um die Liebe dreht und sich relevant anfühlt, weil es Mann wie Frau ermöglicht, sich in diese einzufinden. Das heißt, die Handlung musste sowohl etwas Vertrautes als auch etwas Einzigartiges transportieren.
Als ich Shannon Pufahls Debüt „On Swift Horses“ las, kam es mir vor, als würde mich der Roman persönlich ansprechen. Das Buch war mitreißend, dabei episch und intim. Ich fühlte mich berauscht von der Liebe in einer Welt voller Möglichkeiten. Vor dem Hintergrund des amerikanischen Westens zur Zeit der Eisenhower-Ära, vermittelt der Roman das Gefühl junger Liebe, impulsiv und sich weigernd, sich festzulegen.
Was mich an dem Projekt besonders reizte, war die Tatsache, dass neben dem romantischen Aspekt eine ganze Reihe anderer Filmgenres aufgegriffen werden: Glücksspiel, das häusliche Melodram, der hartgesottene Film-Noir. Ich wollte die Erwartungshaltungen dieser Genres durchbrechen und sie in den Alltag unserer Figuren einbauen. Die Emotionen mussten immer an erster Stelle kommen, vor allen stilistischen Elementen. Wir wollten mit Archetypen arbeiten, die Welt dabei aber durch eine queere Perspektive betrachtet.
Als Muriel und Julius sich kennenlernen, erkennen sie einander sofort, verlieben sich und ändern die Richtung ihrer beider Leben. Er ist ihr Schwager, aber im Laufe der Geschichte erfahren wir, dass sie beide queere Glücksspieler sind. Sie können nicht zusammen sein, bewegen sich aber parallel, spiegeln sich und sehnen sich nacheinander. Ich habe diese Art der Liebe noch nie dramatisiert gesehen, eine Liebe, die nicht körperlich ist, eine rein romantische Liebe.
Es erinnerte mich an eine platonische Beziehung, die ich als junger Mann mit einer queeren Frau hatte und dass die Intensität unseres Verhältnisses sowohl uns beide verwirrte als auch unsere queeren Freunde und ihre Erwartungen an uns. Ich fühlte mich deshalb dazu berufen, diese Geschichte zu erzählen und den Film zu realisieren.
Mit Hilfe des befreundeten Produzenten Peter Spears sicherten wir uns die Rechte an Shannons Buch und mit vielen Unterstützern machten wir uns daran, diese einzigartige Liebesgeschichte umzusetzen.
Mittels der Dramaturgie von Drehbuchautor Bryce Kass verliehen wir diesen Charakteren Stimmen, dramatisierten ihre Sehnsüchte und Schwächen. Das Glücksspiel wird zur Chiffre für die queere Liebe, das Geld zum Symbol der Freiheit. Bis alles zusammenbricht und sie mit sich selbst konfrontiert werden. Jede neue Figur, die eingeführt wird, bringt ihre eigene erotische Spannung mit und nimmt Einfluss auf die Richtung ihrer Leben.
Die Erzählung kommt ohne traditionellen Antagonisten aus. Eine konventionellere Geschichte würde Muriels Ehemann Lee zum Gegenspieler machen. Aber er ist ein gutherziger und großzügiger Mann, dessen einziges Ziel darin besteht, seine Familie zusammenzubringen und für sie ein Zuhause zu erschaffen. Der wahre Antagonist dieses Films kommt aus dem Inneren unserer beiden Helden. Sie haben den Wunsch, sich authentisch auszuleben. Doch um das zu erreichen, müssen sie andere Menschen verletzen.
Ich betrachte ON SWIFT HORSES als eine Form der Neuinterpretation des amerikanischen Traums. Wir erzählen eine Geschichte über Familie, Heimat, Sehnsucht, Wünsche und sexuelle Identität, die sich an den Rändern der Americana vollzieht: Casinos, Rennstrecken, Cruising Areas und Queer-Bars.
Die Geschichte handelt von verdrängten Identitäten und sexuellen Komplexen. Was mich dabei besonders angesprochen hat, war das historische Setting, in dem es noch keine festgelegten Bezeichnungen für diese Art der Zuneigung gab.
Unsere Figuren verbergen ihr wahres Selbst. Sie beobachten, imitieren und betrügen, nur um frei sein zu können in ihrer Wahl, zu lieben, wen sie wollen. Indem sie sich verstecken, finden Sie schlussendlich zueinander. Sie folgen dem Ruf ihrer Herzen. Am Ende ist das die Wahl, die man treffen muss: Entweder folgt man seiner wahren Natur oder man unterdrückt sie. Die Protagonisten unseres Film entscheiden sich für das Leben.
Daniel Minahan
ÜBER DIE SCHAUSPIELER
Daisy Edgar-Jones (Muriel) spielte ihre erste Rolle vor einem Jahrzehnt in der Sitcom Outnumbered. Ihr Spielfilmdebüt absolvierte sie in dem Drama Pond Life. Mit vier Staffeln der Comedy-Serie Cold Feet erregte sie erste Aufmerksamkeit. Für die Miniserie Normal People erhielt Edgar-Jones Nominierungen für den Golden Globe®, BAFTA sowie Critics Choice Award. FX‘ Mord im Auftrag Gottes, mit Andrew Garfield, brachte ihr eine weitere Golden Globe®-Nominierung ein. Der endgültige Durchbruch im Kino gelang ihr mit der Bestseller-Verfilmung Der Gesang der Flusskrebse. Edgar-Jones‘ jüngste Fernseharbeit ist die Serie Krieg der Welten, mit Gabriel Byrne. Ihr letzter Kinofilm war Twisters, mit Glen Powell. Das Carl Sagan Biopic Voyagers, mit Andrew Garfield, ist in Vorproduktion.
Jacob Elordi (Julius) blickt auf eine erfolgreiches Jahrzehnt vor der Kamera zurück. Nach ersten Kurzfilmrollen debütierte Elordi im Kino an der Seite von Guy Pearce und Kylie Minogue in der Coming-of-Age-Komödie Swinging Summer – Willkommen in den 70ern. Mit der romantischen Filmreihe The Kissing Booth konnte er sich als Darsteller etablieren. Parallel gelang ihm der Durchbruch im Fernsehen an der Seite von Zendaya in Sam Levinsons Euphoria. Die schwarze Komödie Saltburn, mit Barry Keoghan, unter der Regie von Oscar®-Preisträgerin Emerald Fennell, brachte Elordi Nominierungen für BAFTA und People’s Choice Award ein. Sofia Coppolas Priscilla, basierend auf den Memoiren von Priscilla Presley, Elvis and Me, der bei den Filmfestspielen von Venedig Premiere feierte, verschaffte ihm eine weitere People’s Choice Award-Nominierung. 2024 erhielt Elordi den BAFTA als Rising Star. Im Fernsehen war er zuletzt an der Seite von Odessa Young in Amazons The Narrow Road to the Deep North, nach der Vorlage von Booker-Preisträger Richard Flanagan, zu sehen. Elordis jüngster Spielfilm ist Paul Schraders Oh Canada, mit Richard Gere und Uma Thurman. Ridley Scotts The Dog Stars, mit Josh Brolin, und der Sci-Fi-Thriller Parallel sind in Vorproduktion. Die Neuverfilmung von Emily Brontës Wuthering Heights, mit Margot Robbie, ist in Produktion. Guillermo del Torros Frankenstein, mit Oscar Isaac, befindet sich in der Postproduktion.
Will Poulter (Eric) ist seit fast 20 Jahren als Schauspieler erfolgreich. Sein erster Film, Der Sohn von Rambow, wurde von der Kritik gefeiert. Der Durchbruch gelang ihm mit Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth. Im selben Jahr wurde er mit dem BAFTA als Rising Star ausgezeichnet. Ein Jahr darauf besetze ihn Alejandro G. Iñárritu in The Revenant – Der Rückkehrer, für den Leonardo DiCaprio mit dem Oscar® geehrt wurde. Im Fernsehen war Poulter zuletzt in drei Folgen von FX‘ The Bear zu erleben, was ihm seine zweite Emmy®-Nominierung einbrachte. Sein jüngster Spielfilm ist Death of a Unicorn mit Jenna Ortega und Paul Rudd. I Love Boosters, mit Demi Moore, ist in Produktion.
Diego Calva (Henry) studierte in Mexico City am von Luis Buñuel geründeten Centro de Capacitación Cinematográfica mit dem Schwerpunkt Filmregie. Im Rahmen des Studiums realisierte Calva mehrere Kurzfilme. 2015 wurde Calva für die Hauptrolle in dem Drama Te Prometo Anarquía beim Havana Film Festival als bester Darsteller ausgezeichnet. Mit Netflix‘ Narcos: Mexico erregte Calva internationale Aufmerksamkeit. Im Jahr darauf besetzte ihn Damien Chazelle, neben Brad Pitt und Margot Robbie, in Babylon – Rausch der Ekstase, was Calva Nominierungen für den Golden Globe und den Screen Actor’s Guild Award einbrachte.
Im Fernsehen war Calva zuletzt in Netflix‘ Zelle 211 zu erleben. Sein jüngster Spielfilm ist Video Game Auteur. Der Krimi Tradimento ist in Vorproduktion. Killing Castro, mit Diego Calva als Che Guevara und Al Pacino als Castro, befindet sich in der Postproduktion.
Sasha Calle (Sandra) agiert seit 2017 mit wachsendem Erfolg vor der Kamera. Nach ihrem Kurzfilmdebüt spielte sie ihre erste TV-Rolle in der Miniserie Socially Awkward. Direkt im Anschluss gelang Calle der Durchbruch im Fernsehen mit der Soap Opera Schatten der Leidenschaft, in der sie für 276 Folgen als Lola Rosales zu erleben war. Für ihre Leistung wurde Calle mit einer Nominierung für den Daytime Emmy bedacht. Zwei Jahre darauf hatte sie ihren Durchbruch im Kino als Supergirl in The Flash, an der Seite von Ezra Miller und Michael Keaton. Mit dieser Rolle schrieb sie Geschichte, als erste Latina, die diese ikonische Figur verkörpert. Ihr jüngster Spielfilm, das Drama Summers, feierte auf dem Sundance Premiere und wurde mit dem Großen Preis der Jury und dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet. Joe Carnahans RIP, mit Matt Damon und Ben Affleck, sowie der Thriller Wardriver, mit Dane DeHaan, befinden sich in der Postproduktion.
ÜBER DIE FILMEMACHER
Daniel Minahan (Regie) ist seit den Neunzigerjahren in der Filmbranche tätig. Minahan begann seine Karriere mit dem Drehbuch für I Shot Andy Warhol, in dem Lily Taylor brillierte. Fünf Jahre später präsentierte er sein Regiedebüt, die Mediensatire Series 7: The Contender, die im Wettbewerb von Sundance und im Panorama der Berlinale lief. Danach begann Minahan bei einer Reihe hochklassiger Fernsehproduktionen Regie zu führen. Er inszenierte unter anderem acht Folgen von True Blood, mit Anna Paquin und Alexander Skarsgård, sowie fünf Folgen von Game of Thrones: Das Lied von Feuer und Eis. Minahan gewann einen Emmy® mit American Crime Story: The Assassination of Gianni Versace. Netflix‘ House of Cards und HBOs Deadwood – Der Film brachten ihm weitere Emmy®-Nominierungen ein. Zuletzt realisierte Minahan zwei Folgen von Showtimes Miniserie Fellow Travellers, mit Matt Bomer.
Bryce Kass (Drehbuch) kann auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte in der Medienbranche zurückblicken. Der Einstieg gelang ihm mit dem Musikvideo für I Feel Like the Mother of the World von Smog, bei dem Kass Regie führte. Das Biopic Outlaw Prophet: Warren Jeffs war sein erstes verfilmtes Drehbuch. Lizzie, ein True-Crime-Drama, mit Chloë Sevigny und Kristen Stewart, wurde auf dem Sundance Film Festival uraufgeführt. Bryce arbeitete kürzlich an einem Pilotfilm über den Aufstieg der House-Musik, der von Daft Punk produziert wird, sowie an einer noch namenlosen Serie, bei der Gus Van Sant Regie führen wird. Zwei Drehbücher für George Clooneys Smokehouse Pictures, der Krimi The Monster of Florence, mit Antonio Banderas, und der Sci-Fi-Thriller Pioneer, sowie Dark Star für Produzent John Lesher, Oscar®-prämiert für Birdman, und Regisseur Scott Cooper und auch The Real All Americans für die Produzenten Brian Kavanaugh-Jones und Fred Berger, sind in Arbeit. Darüber hinaus schreibt Kass gerade an dem Drehbuch für das Langfilm- Regiedebüt von Chloë Sevigny.
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Mittwoch 21.05.2025
MONSIEUR AZNAVOUR
Ab 22. Mai 2025 im Kino
Paris in den 1930er Jahren. Als der kleine Charles für ein paar Münzen an einem Theaterstück mitwirkt, entdeckt er sein Talent für die Bühne und beschließt Sänger zu werden. Die Bedingungen dafür sind denkbar schlecht: Ohne Geld, als Sohn armenischer Einwanderer und mit einer
ungewöhnlichen Stimme glaubt niemand an seinen Erfolg. Von unbändigem Ehrgeiz getrieben, scheut Charles weder Mühe noch Risiko und als die Chanson-Ikone Edith Piaf auf ihn aufmerksam wird, scheint der Ruhm zum Greifen nahe. Doch ist er für seinen Traum bereit, die Menschen zurückzulassen, die er liebt?
Mit weit mehr als 1000 Liedern, die in unzähligen Sprachen interpretiert wurden, hat Charles Aznavour Generationen begeistert. Tahar Rahim (DER MAURETANIER) verkörpert den legendären Chansonnier in diesem beeindruckenden Biopic intensiv und authentisch mit all seinen Facetten.
Ein Film von EHDI IDIR & GRAND CORPS MALADE
Mit Tahar Rahim, Bastien Bouillon, Marie-Julie Baup, Camille Moutawakil u.a.
INTERVIEW MIT MEHDI IDIR & GRAND CORPS MALAD
IHR FILM IST SOWOHL EIN BIOPIC ALS AUCH EINE HOMMAGE, DIE VON BEWUNDERUNG GEPRÄGT IST, WIE AUCH DER TITEL „MONSIEUR AZNAVOUR“ ANDEUTET. WAS BEDEUTET CHARLES AZNAVOUR FÜR SIE? UND WELCHE ERINNERUNG HABEN SIE AN IHN?
Grand Corps Malade: Im „Monsieur“ unseres Titels, den wir nüchtern halten wollten, hört man die Größe dieser Persönlichkeit. Denn ja, Charles Aznavour war ein echter „Monsieur“. Als Autor, Komponist und Interpret mit einer internationalen und beständigen Karriere ist er vielleicht der größte Star des französischen Chansons. Ich bewundere ihn sehr als Künstler und als Mensch, den wir kennenlernen durften, mit dem ich die Ehre hatte, zu singen, und mit dem wir viel Zeit verbracht haben. Seine Energie hat uns getragen. Er war sehr lustig, liebte es kleine Scherze und Wortspiele zu machen. Er war ein guter Beobachter, neugierig auf alles und sehr aufmerksam gegenüber jungen Talenten, neuen Trends und Technologien; er interessierte sich für Rap, Slam ...
Mehdi Idir: ... sogar für Mode! Einfach alles! Er war auch ein respektvoller Mensch, der jeden siezte, außer die Leute, die er schon lange kannte. „Monsieur“ bezieht sich auch auf die französische Verankerung dieses Künstlers, der als Kind Geflüchteter in der ganzen Welt bekannt wurde; dieser Titel drängte sich für diesen Film auf, der hoffentlich international bekannt wird.
WIE REAGIERTE CHARLES AZNAVOUR, ALS ER VON IHREM PROJEKT HÖRTE?
Grand Corps Malade: Er befürwortete das Projekt und war unser bester Berater! Wir alle waren an demselben Ansatz interessiert: über seine ersten Erfolge, seine schwierigen Jahre und seine Zeit an der Seite von Edith Piaf zu berichten. Charles hätte sich sogar gewünscht, dass die Geschichte hier endet. Aber wir wollten auch von seinem Umschwung zum Erfolg erzählen, von seinem magischen Jahrzehnt in den 1960er Jahren, in dem er seine großen Hits schrieb, damit die Zuschauer auch das Vergnügen haben, sie zu hören.
Mehdi Idir: Charles hat unser Film LIEBER LEBEN sehr gut gefallen. Wie man im Film sieht, war er immer darauf bedacht, den Jüngeren eine Chance zu geben. Zufällig verstarb er an dem Tag, an dem wir uns alle verabredet hatten, um die Produktion von MONSIEUR AZNAVOUR zu starten. Wir legten das Projekt auf Eis, drehten LA VIE SCOLAIRE – SCHULALLTAG und kamen dann wieder darauf zurück.
WIE SIND SIE ANGESICHTS DES UMFANGREICHEN ARCHIVMATERIALS VORGEGANGEN, UM DAS DREHBUCH FAKTISCH ZU UNTERMAUERN?
Grand Corps Malade: Wir mussten alles lesen, angefangen bei seinen beiden Autobiografien und den journalistischen Werken, seine 1.200 Lieder anhören, alle Dokumentarfilme und Interviews ansehen und dann eine Auswahl treffen. Bei den Liedern wollten wir, dass man seine Klassiker,
aber auch weniger bekannte Titel zu hören bekommt. Wir hatten auch das Glück, Zugang zu seinen Archiven zu erhalten und mit seinen Verwandten und Mitarbeitern zu sprechen, die uns alle ihr Vertrauen geschenkt haben. Dann haben wir einen Zeitstrahl seines Lebens mit den wichtigsten Ereignissen erstellt.
Mehdi Idir: Die erste Version unseres Drehbuchs umfasste mehr als 200 Seiten, was einem vierstündigen Film entspricht! Wir mussten sowohl beim Schreiben als auch beim Schneiden kürzen, uns auf das Wesentliche seines Lebenslaufs konzentrieren und darauf achten, dass die Erzählung einen Rhythmus hat.
DIE BEZIEHUNG VON „MONSIEUR AZNAVOUR“ ZU ZEIT UND RAUM IST VIEL UMFASSENDER ALS DIE VON „LIEBER LEBEN“ UND „LA VIE SCOLAIRE – SCHULALLTAG“. WIE HABEN SIE DIE STRUKTUR AUFGEBAUT UND ENTSCHIEDEN, WAS AUSGELASSEN WIRD?
Mehdi Idir: Als wir die Zeitachse von Aznavours Leben erstellten, ergab sich sofort eine Strukturierung in fünf Kapitel. Wir wussten zudem, dass wir über ein Budget verfügten, das es uns erlaubte, insbesondere bei den Kulissen großzügig zu sein. Die Fülle, die im Bild zu sehen ist, spiegelt den Reichtum wider, der in Aznavours Leben herrscht. Unsere ersten beiden Filme waren eher einfach gestrickt, und dieser Film erlaubte es uns, auf allen Gestaltungsebenen ein wenig größer zu denken.
Grand Corps Malade: Die Kapiteleinteilung ermöglichte es uns, mit Auslassungen umzugehen, und den Zuschauer so nicht zu verlieren. Uns gefiel auch die Idee, jedes Kapitel nach dem Titel eines seiner Lieder zu benennen, um zu zeigen, wie sehr sie von seinem Leben geprägt sind. Das erste heißt „Les Deux Guitares“, das er natürlich als Erwachsener schrieb, das aber von seiner Kindheit erzählt. Dasselbe gilt für „La Bohème“, das er in den 1960er Jahren schrieb und das seine Jugend beschreibt.
Mehdi Idir: Wir haben auch festgestellt, dass alle seine ikonischen Lieder erst entstanden sind, als er erfolgreich war. Daher auch der Wunsch, die Erzählung nicht auf seine schwierigen Jahre zu beschränken, sondern die Episoden seines Lebens mit dem Schreiben seiner Lieder zu verflechten, die so persönlich sind, dass sie schließlich auf ein universelles Echo stoßen.
BEHARRLICHKEIT, MUT UND SELBSTVERTRAUEN SIND THEMEN, DIE SICH DURCH ALLE IHRE FILME ZIEHEN. HIER BETONEN SIE DIE HEROISCHE ART UND WEISE, MIT DER CHARLES AZNAVOUR HINDERNISSE UND DEMÜTIGUNGEN ÜBERWUNDEN HAT ...
Grand Corps Malade: Wenn man sich mit dem Werdegang von Charles Aznavour beschäftigt, kommt man nicht umhin, diese außergewöhnliche Willenskraft zu bemerken ? die man zugegebenermaßen auch bei einigen unserer Figuren in LIEBER LEBEN oder bei den Ersteinstellungsverträgen in LA VIE SCOLAIRE – SCHULALLTAG wiederfindet. Charles war der Sohn von Staatenlosen, lebte in Armut, war nicht besonders groß und hatte eine heisere Stimme, und trotz dieser Benachteiligungen ging er in die Geschichte des französischen Chansons ein. Er hat es verstanden, verschlossene Türen einzutreten, die harsche Kritik an ihm zu ignorieren, die rassistischen Äußerungen, denen er ausgesetzt war ? man kann sich nicht vorstellen, welche Bezeichnungen in der Presse an ihn gerichtet wurden, es war sehr heftig! Sogar seine Augenbrauen wurden verspottet!
Mehdi Idir: Als Mensch und Künstler ist Charles Aznavour ein Beispiel für Hartnäckigkeit. Wir haben den Eindruck, dass wir große Arbeitstiere sind, aber wenn man sich für ihn interessiert, möchte man sich noch mehr anstrengen, um es noch besser zu machen. Und gleichzeitig taucht
immer wieder die Frage nach der Aufmerksamkeit für seine Familie auf, die er oft zugunsten seiner Kunst vernachlässigt hat. Der Film stellt auch die Frage, was im Leben Priorität hat.
IHR LIED „LE SENS DE LA FAMILLE“, GRAND CORPS MALADE, SPIEGELT DIESEN ASPEKT DES CHARAKTERS WIDER.
Grand Corps Malade: Ich beantworte diese Frage in der Tat anders als Charles. Aber der Film, so hoffe ich, ermöglicht es, seine Opfer, seinen immensen Arbeitseinsatz ? man weiß, dass er siebzehn Stunden am Tag arbeitete ? zu verstehen und fördert die Empathie für ihn, insbesondere durch das Spiel von Tahar Rahim. Charles wusste, was er wollte. Seine Ziele als Künstler zu erreichen, kostete ihn viel und distanzierte ihn oft von seinen Angehörigen, was ihn jedoch nicht daran hinderte, zu allen sehr großzügig zu sein.
Mehdi Idir: Im Leben von Charles Aznavour gibt es zwangsläufig etwas, das in uns widerhallt. Wir haben auch Mut gebraucht, um Filme zu machen, obwohl uns niemand auf dem Gebiet des Kinofilms erwartet hat. Die Dialoge und Situationen des Films sind mit einem Augenzwinkern auf unsere persönlichen Existenzen gespickt. Um Charles' Beziehungen zu seiner Familie oder und zu Pierre Roche zu beschreiben, ließen wir uns von Erfahrungen mit unseren Verwandten inspirieren. Wir stellten fest, dass wir uns in vielen Punkten ähnelten, z. B. In der leidenschaftlichen oder obsessiven Seite.
Grand Corps Malade: Wir sind Charles' Leben natürlich sehr treu geblieben, aber durch bestimmte Situationen projizierten wir uns zwangsläufig selbst. Die Hälfte des Films handelt von zwei Kumpels, die einen Beruf entdecken und mit dem Fahrrad in Cafés singen gehen.
IN DEN ERSTEN SZENEN ZEIGEN SIE DIE FREUDE, DIE IN DER FAMILIE AZNAVOURIAN VORHERRSCHT, UND VERWEBEN EINE PARTYSEQUENZ MIT ARCHIVAUFNAHMEN, DIE VOM ARMENISCHEN EXIL ERZÄHLEN. DIESES GEFLECHT ERZEUGT EINEN EMOTIONALEN KONTRAST.
Grand Corps Malade: Die stets präsente Fröhlichkeit, ist eine Tatsache, die in den biografischen Schriften über Aznavour erwähnt wird. Für uns war es wichtig, die Tanzszene mit einem dramatischen Exodus-Archiv zu parallelisieren. Es erzählt von dem Lebensmut dieser Familie und der Persönlichkeit von Aznavours Eltern, die ihnen half, das Schlimmste zu überwinden. Sein Vater war ein äußerst fröhlicher Mann, der ständig sang. In ihrem Haus wurde oft gefeiert. Charles wuchs in diesem Umfeld auf, in dem die Freude dem Elend den Rang ablief.
Mehdi Idir: Schon im Drehbuch stand, dass wir Bilder vom Völkermord an den Armeniern verwenden wollten, aber wir waren uns sicher, dass wir keine finden würden. Dokumentarfilmer wurden mit der Suche beauftragt und kamen mit unveröffentlichtem Material aus der ganzen Welt
zurück. Beim Schnitt verwendeten wir auch Archivmaterial, das uns von Aznavours Familie zur Verfügung gestellt wurde. Charles hatte sein ganzes Leben lang aus Spaß gefilmt ? seine erste Kamera hatte er 1948 von Edith Piaf geschenkt bekommen ? und wir verfügten so über
stundenlanges Filmmaterial, das er gedreht hatte. Aus diesen Aufnahmen entstand der Dokumentarfilm „Le Regard de Charles“, der von seinem Wunsch, alles zu filmen, erzählt.
ES GIBT NOCH ANDERE KONTRASTE IM FILM, WIE ZUM BEISPIEL DEN ZWISCHEN DER OFT ÜBERLADENEN UMGEBUNG VON CHARLES AZNAVOUR UND SEINEM RÜCKZUG ZU SICH SELBST, DER SICH IMMER EINSAMER ANFÜHLT.
Mehdi Idir: Ab dem Moment, in dem Charles das Schreiben entdeckt, findet ein Umschwung statt. Er ist wie ein Superheld, der sich seiner Macht bewusst wird. Von da an taucht er so sehr in seine Welt ein, dass er seine Umgebung vergisst. Ich muss zugeben, dass ich mich in diesem Verhalten sehr wiedergefunden habe.
Grand Corps Malade: Diese Einsamkeit hängt auch mit seiner ständigen Suche zusammen, die wir nachvollziehen wollten. Auch Tahar Rahim hat versucht, diese dunklere Seite des Charakters zu ergründen und hat uns viel zu diesem Aspekt befragt. Auf dieser Suche konnte Charles niemand folgen, nicht Pierre Roche, nicht Edith Piaf, nicht einmal seine Familie.
Mehdi Idir: Es erzählt auch davon, dass nichts im Leben festgeschrieben ist. Man kann begleitet werden und dann allein sein oder umgekehrt. Sein Leben besteht aus Kontrasten. Der einzige Mensch, der dauerhaft an seiner Seite bleibt, ist seine Schwester. Die beiden standen sich extrem nahe und als Kinder wurden sie sogar für Zwillinge gehalten. Die Beziehung zu seiner Schwester ist der rote Faden des Films, der ihn eröffnet und abschließt.
IE GEBEN DER FIGUR DES PIERRE ROCHE, DIE HEUTE NUR NOCH WENIGEN BEKANNT IST, VIEL RAUM.
Mehdi Idir: Wir lieben diesen Charakter, der eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Charles gespielt hat. Bastien Bouillon ist über sich hinausgewachsen. In seiner Stimme, seinen Gesten und seiner Körperhaltung ist er der Pierre Roche unserer Träume.
Grand Corps Malade: Er ist auch eine Figur, die es ermöglicht, in das Drama einen Hauch von Komik einzubringen, was allen unseren Filmen eigen ist. Vor allem seine Vorliebe für Frauen bringt einen zum Schmunzeln.
IN EINER SEHR SCHÖNEN SZENE ZEIGEN SIE, WIE CHARLES AZNAVOUR EINEM TRAVESTIE-KÜNSTLER BEIM SINGEN ZUSIEHT. DAS IST DIE GEBURTSSTUNDE DES LIEDES „COMME ILS DISENT“.
Grand Corps Malade: Charles Aznavour beobachtete die Menschen und war in der Lage, Details zu erkennen, die er universell nutzbar machen konnte. Die Stärke von „Comme ils disent“ liegt darin, dass er über Homosexualität spricht, indem er die Geschichte eines Mannes erzählt. Charles war einer der ersten, der einen Chanson über dieses Thema schrieb, und dieses Lied sorgte später für Diskussionen. Viele seiner Texte handeln von der Liebe, und jedes Mal findet er einen Winkel, ein Detail, das er hervorhebt, die oft sehr berührend sind.
Mehdi Idir: Je mehr er an diesem Sinn für Details arbeitete, desto näher fühlten sich die Menschen ihm. Er war sehr gut darin, die Realität zu beschreiben. Er konnte „ich“ sagen, seinen Texten Substanz verleihen und die Herzen von Menschen auf der ganzen Welt berühren. Dies rührte von seiner scharfen Beobachtungsgabe her.
ABGESEHEN VON DEN DREHARBEITEN ZU FRANÇOIS TRUFFAUTS „SCHIESSEN SIE AUF DEN PIANISTEN“ ZEIGEN SIE SEINE ARBEIT FÜR DAS KINO NICHT.
Mehdi Idir: Charles Aznavour hat in etwa 50 Filmen mitgewirkt, aber bei der Dichte all dessen, was wir erzählen wollten, mussten wir uns festlegen und zusammenfassen. SCHIESSEN SIE AUF DEN PIANISTEN ist der bekannteste Film mit ihm. Diese Szene ist ein kleiner Fingerzeig, denn Truffaut verkörpert hier das Kino auf symbolische Weise.
WAR TAHAR RAHIM VON ANFANG AN IHR FAVORIT FÜR DIE ROLLE DES CHARLES
AZNAVOUR?
Mehdi Idir: Wir haben früh mit der Arbeit am Casting begonnen, da es viele Rollen zu besetzen gab und wir Schauspielerinnen und Schauspieler finden mussten, die echten Menschen körperlich ähnelten. David Bertrand, unser Casting-Director, flüsterte uns die Idee von Tahar Rahim ein, mit dem wir übrigens eng befreundet sind. Tahar schaute uns zunächst entgeistert an. Er sah sich dann aber tagelang Dokumentarfilme und Interviews an, und rief uns zurück, um uns mitzuteilen, dass er glaube, die richtige Stimme zu finden, und dass er dabei sei. Dann war da noch die Frage des Alters. Wir führten für die ersten Szenen Verjüngungstests durch, die sehr gut funktionierten. Tahar nahm sofort Gesangs-, Tanz- und Klavierunterricht, um der Figur so gerecht wie möglich zu werden. Wir ließen ihn jeden Schritt des Drehbuchs lesen und besprachen mit ihm jede Szene. Es war das erste Mal, dass er und wir auf diese Weise arbeiteten. Tahar schlug uns bestimmte Spielweisen vor, die die Farbe unserer Szenen beeinflussten. So gingen wir Hand in Hand voran.
Grand Corps Malade: Tahar hat sowohl Talent als auch eine chamäleonartige Seite, die ideal für diese Rolle ist und die wir zum Beispiel in der Serie „Die Schlange“ beobachten konnten. Wir wussten, dass er auf der Leinwand nicht wiederzuerkennen sein kann, dass er seine Sprache und seine Gestik verändern kann. Nur wenige Schauspieler sind in der Lage, sich selbst so sehr zu vergessen, um eine Figur zu verkörpern. Seine Leistung´war beeindruckend: Tahar sprach vor den Dreharbeiten monatelang wie Aznavour, nonstop, auch mit seiner Familie und seinen Freunden! Er hat der Figur Menschlichkeit verliehen und sie liebenswert gemacht, selbst wenn er seine Familie vernachlässigt, denn Tahar hat sie mit all ihren Fehlern und ihrer Zerbrechlichkeit verkörpert.
WIE HABEN SIE SICH DIE WEITERE BESETZUNG
VORGESTELLT?
Mehdi Idir: Neben Tahar Rahim und Bastien Bouillon, von dem wir bereits gesagt haben, wie ideal er für die Rolle des Pierre Roche ist, suchten wir nach weiteren professionellen Schauspielern, die noch etwas unbekannter waren. Wir haben ein langes Casting durchgeführt, um diese namhaften Rollen zu finden.
Grand Corps Malade: In der Rolle der Edith Piaf hat uns Marie-Julie Baup beeindruckt. Wir hatten sie in ihrem Theaterstück „Oublie-moi“ spielen sehen. Die Herausforderung war groß: Sie musste aus dem Schatten von Marion Cotillard treten, und sie schaffte es, die Piaf auf ihre Weise zu
interpretieren, ohne sie zu karikieren. Sie konnte ihr auch den Humor verleihen, der sie auszeichnete, denn Charles erzählte, dass sie immer einen Witz machte. Marie-Julie konnte die Kontraste von Piaf einfangen, die in der Lage war, mit ein und demselben Wort eine Ohrfeige zu geben und eine Liebkosung auszusprechen. Camille Moutawakil, die Aznavours Schwester Aïda spielte, war eine glückliche Entdeckung. Sie verlieh der Figur einer kühnen Frau, die vor nichts Angst hatte und ihren Bruder sehr liebte, eine besondere Note.
Mehdi Idir: Für die Familie war es uns wichtig, Schauspieler mit armenischer Herkunft zu finden. Diese Gemeinschaft musste im Film präsent sein, vor allem im Hinblick darauf, dass Charles mit Tahar Rahim von einem algerischstämmigen Schauspieler verkörpert wurde.
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Donnerstag 15.05.2025
LAST BREATH
Ab 08. Mai 2025 im Kino
Chris Lemons (Finn Cole) ist Berufstaucher und noch am Anfang seiner Karriere. Im Gegensatz zu seiner Verlobten Morag, die sich den Risiken des Jobs sehr bewusst ist, freut er sich auf den nächsten Auftrag weit vor der Küste von Aberdeen / Schottland. Seine Teamkollegen für die geplanten 28 Tage auf hoher See sind der erfahrene Duncan (Woody Harrelson), eine Vaterfigur für Chris, und der professionelle, aber unnahbare Dave (Simu Liu). Kaum hat ihr Begleitschiff Tharos den Tauchplatz inmitten der Nordsee erreicht, braut sich ein Sturm zusammen, der den Einsatz zu gefährden droht. Dennoch begeben sich die Drei mit der Tauchglocke über 90 Meter in die Tiefe. Zuerst läuft alles nach Plan, doch plötzlich fallen Teile des Schiffssystems aus und machen einen Abbruch notwendig. Während Dave sich in die Glocke retten kann, reißt Chris‘ Versorgungsleine und er strandet auf dem Meeresgrund – in eisiger Schwärze und mit nur zehn Minuten Notsauerstoff. Das gesamte Team ist im Ungewissen, ob Chris überhaupt noch lebt, aber sie tun alles, um ihn retten. Mit einzigartigem Zusammenhalt und in einem atemlosen Rennen gegen die Zeit ...
Jeder Atemzug zählt! Mit LAST BREATH entführt Regisseur Alex Parkinson („Leben mit Leoparden“, „Der letzte Atemzug: Gefangen am Meeresgrund“) auf eine abenteuerliche Reise in eine der unwirtlichsten Gegenden der Erde und erzählt dabei die hochspannende und emotionale wahre Geschichte einer beispiellosen Rettungsmission. Quasi in Echtzeit und in immersiven Unterwasserbildern entfesselt das intensive Actiondrama dabei eine faszinierende Sogwirkung. In den Hauptrollen begeistern Woody Harrelson („Venom: Let There Be Carnage”, „Triangle of Sadness”), Simu Liu („Barbie”, „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“) und Finn Cole („Fast & Furious 9”, „Peaky Blinders“).
Ein Film von Alex Parkinson
Mit Woody Harrelson, Simu Liu und Finn Cole sowie Cliff Curtis
Alex Parkinsons LAST BREATH vereint Woody Harrelson, Simu Liu und Finn Cole in einem adrenalintreibenden Survivalthriller weit unter der Meeresoberfläche. Basierend auf einer erschütternden wahren Geschichte würdigt LAST BREATH die Selbstlosigkeit und Beharrlichkeit eines Teams von Tauchern, deren Leben sich für immer verändert, als ein Unfall einen der ihren tief auf dem Grund der Nordsee stranden lässt.
Im September 2012 begaben sich die Sättigungstaucher Chris Lemons, Dave Yuasa und Duncan Allcock auf eine Routinemission. Doch während des Tauchgangs in etwa 100 Meter Meerestiefe sorgte ein Computerfehler beim Unterstützungsschiff über ihnen für ein unkontrolliertes Abtreiben, was zum Riss des Versorgungsschlauchs führte, der Lemons mit seinem Sauerstoff, Strom und dem Funkverkehr verband. Während ihm nur Sauerstoffreserven für Minuten blieben, stürzten Yuasa und Allcock sich in einen Wettlauf gegen die Zeit, um Lemons zu bergen und in Sicherheit zu bringen.
Die britische Dokumentation DER LETZTE ATEMZUG – GEFANGEN AM MEERESGRUND von 2019 gab, inszeniert von Alex Parkinson und Richard da Costa, die Ereignisse an Bord des Schiffes sowie tief darunter wieder, indem sie Archivmaterial, Tonaufnahmen, Nachstellungen und Interviews verwendete. Stewart le Maréchal und Al Morrow hatten die Doku über ihre Firma MetFilm produziert.
Inspiriert von deren Erfolg präsentierten le Maréchal und Morrow ihre Dokumentation dem Vater-Sohn-Produzentenduo Paul und David Brooks, um sie Ihnen als Spielfilm vorzuschlagen. „Ich war vollkommen fasziniert davon“, erinnert sich Paul Brooks. „Es ging um das Beste der Menschheit und darum, wie Menschen einfach nicht aufgeben. Das fand ich unglaublich mitreißend.“
Paul und David Brooks entwickelten das Projekt gemeinsam mit Produzent Jeremy Plager, der den Besetzungsprozess moderierte. Alle drei taten sich schließlich mit den Produzenten Norman Golightly und Hal Sadoff von Dark Castle Entertainment zusammen. „Paul zeigte uns DER LETZTE ATEMZUG – GEFANGEN AM MEERESGRUND und wir reagierten sofort, nicht nur, weil es ein aufregender Film ist, sondern weil er die universellen Themen Menschlichkeit, Hoffnung und Durchhaltevermögen aufgreift“, so Golightly. „Den besten Geschichten gelingt es, uns zu packen, zu unterhalten, zum Nachdenken zu bringen und zum Fühlen. Manchmal können sie uns sogar inspirieren. Die Geschichte von Chris schaffte bei uns all das und noch mehr.“
Angesprochen von der Kraft und Raffinesse der Dokumentarhandlung wendete Paul Brooks sich für das Drehbuch und die Regie der Spielfilmadaption an Parkinson selbst. Er erklärt: „Die Doku ist ein so unglaublicher Spannungsritt. Wir dachten uns: ‚Na ja, ist es nicht das einzig Logische, Alex zu holen, um den Film zu inszenieren?‘ Er besitzt ein grandioses Gefühl für das Erzählen, was auch die Doku so gut machte.“
Parkinson erläutert sein ursprüngliches Interesse an der Geschichte von Lemons: „Ich fühlte mich sofort dem verbunden, was Chris Lemons durchlebt hatte, was viel aussagt über die Kraft dieser Geschichte von Hoffnung und menschlicher Tatkraft. Wenn Menschen mit einem gemeinsamen Ziel zusammenkommen, können die unglaublichsten Dinge passieren. Ich habe inzwischen zehn Jahre mit dieser Geschichte verbracht, und ich kenne sie in- und auswendig. Das hier war eine so gigantische Leinwand, auf die ich sie malen konnte, viel größer als bei der Dokumentation.”
Zusammen mit den Autoren Mitchell LaFortune und David Brooks arbeitete Parkinson einen Drehbuchentwurf aus: „Ich hatte mehr vor, als nur die Doku neu zu verfilmen. Ich wollte diese bemerkenswerte Geschichte mit dem größtmöglichen Maßstab erzählen und neue Dimensionen der
emotionalen Reisen dieser Persönlichkeiten erkunden.“
David Brooks freute sich über die Gelegenheit, in eine Welt vorzustoßen, die dem Kinopublikum noch unbekannt ist. „Es ist sehr selten, dass man auf eine so packende Geschichte stößt, die sich wahrlich originell anfühlt. Die Welt des Sättigungstauchens war nie zuvor in einem Spielfilm erkundet worden, ganz gewiss nicht in diesem Ausmaß. Außerdem zogen mich die Einzigartigkeit der Charaktere und die Intimität ihrer Dynamiken an.“
„Ich empfand eine echte Verantwortung, das Ganze so dicht wie möglich an der Realität dessen zu halten, was passiert war. Ich wollte, dass diese Menschen richtig dargestellt wurden, weil sie in jener Nacht etwas Unglaubliches geleistet hatten“, schließt Parkinson.
Die Besetzung
Als das Drehbuch stand, suchten Parkinson und die Produzenten von LAST BREATH nach einer Besetzung, die den Heldenmut der wahren Taucher originalgetreu wiedergeben konnte. So abenteuerlustige wie gewillte Partner fanden sie in Woody Harrelson, Simu Liu, Finn Cole und Cliff
Curtis. Paul Brooks hatte mit Harrelson an Bobby Farrellys CHAMPIONS gearbeitet und glaubte, der Schauspieler könnte Interesse an dieser bemerkenswerten Geschichte haben. Er hatte recht. „Sowie ich die Doku gesehen hatte, war ich sofort dabei“, erinnert sich Harrelson. „Ich glaube, sie spricht wirklich für sich. Die Menschen lieben sie. Ich habe sie geliebt. Sie hat definitiv dafür gesorgt, dass ich hier dabei sein wollte.“
In Paul Brooks‘ Augen ist Harrelson aufgrund seines wohlverdienten Ansehens unter seinen Kollegen ein echter „Schauspielermagnet”. „Als Woody dazu kam, gingen wir direkt zu Simu, und der sagte auch direkt zu“, erinnert sich Brooks. „Und ein paar Wochen danach unterschrieb Finn dann für die Rolle des Chris Lemons.”
Simu Liu, Star aus BARBIE und SHANG-CHI AND THE LEGEND OF THE TEN RINGS, schaute sich die Dokumentation an, um sich mit der Geschichte vertraut zu machen. „Als ich sie sah, war ich nicht nur von der Geschichte völlig verblüfft, sondern auch von der Einführung in die Welt des Sättigungstauchens, die anders war als alles, was ich je zuvor gesehen hatte“, schwärmt er. „Und dann erfuhr ich, dass Alex Parkinson, der Regisseur der Doku, auch die Adaption inszenieren würde, und dachte nur: ‚Tja, dann bin ich definitiv dabei.‘“
Liu sprang auf die Themen persönlicher Verantwortung und Teamwork im Drehbuch an, wie er weiter ausführt: „Sehr vieles in dieser Geschichte dreht sich um eine Kameradschaft, die sich mit der Zeit entwickelt. Als viel auf dem Spiel steht und es zu einem Unfall kommt, sind diese Taucher gewillt, da rauszugehen und ihre eigenen Leben zu riskieren, um sicherzustellen, dass niemand zurückbleibt.“
Als PEAKY-BLINDERS-Star Finn Cole das Drehbuch bekam, fiel ihm als erstes auf, dass es denselben Titel hatte wie die Vorlage. „Ich hatte die Doku ungefähr ein Jahr zuvor gesehen und geliebt. Ich hatte Tauchen schon vorher spannend gefunden, also machte sie mich nur noch neugieriger auf den Film.
Ich war echt gespannt darauf, wie das Ganze sich in einen Spielfilm übertragen ließe“, so Cole. Die Schauspieler hatten viel Respekt für ihre wahren Vorbilder und legten Wert darauf, deren Geschichte mit Seriosität zu erzählen. „Da besteht eine gewisse Verantwortung, weil es eine wahre Geschichte mit echten Menschen ist. Und hoffentlich werden wir ihr alle gerecht“, sagt Harrelson.
„Ich finde, es ist eine so unfassbare Geschichte“, ergänzt Liu. „Es ist eine solche Ehre, Teil davon zu sein und sie erzählen zu dürfen. Für mich ist die nachklingende Botschaft von LAST BREATH eine von Hoffnung, von Durchhalten und davon niemals aufzugeben.”
„Am Ende bekamen wir die drei Schauspieler, die wir wirklich gewollt hatten, und die Chemie zwischen ihnen war fantastisch“, schwärmt Paul Brooks. „Sie verstanden sich alle prächtig, und ich denke, diese Chemie sieht man auch auf der Leinwand. Sie fühlt sich authentisch an.“
Cliff Curtis, Mark Bonnar, Myanna Buring, Connor Reed, Bobby Rainsbury und Josef Altin runden die Besetzung des Films ab.
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