Zurück zu den neuesten Artikeln...
7. Richard Koch „Rays Of Light“
8. Ola Onabulé & Nicolas Meier „Proof Of Life“
9. Jacob Karlzon & Rhani Krija „Mosaic“
10. Belli / Fischer / Rimmer „Songs Without Words“
11. Cate Francesca Brooks „Lofoten“
12. O Gajo „Trovoade“
Montag 07.07.2025
Richard Koch „Rays Of Light“
Bilder
Musik die Schönheit, Würde und Tiefe miteinander zum Ausdruck bringt – diesen Eindruck vermittelt „Rays Of Light“ gleich beim ersten Hören. Richard Koch präsentiert mit dem Album ein überzeugendes interkulturelles Statement. Jazz als Weltmusik? Das wäre fast noch zu wenig. Denn im Grunde entzieht sich „Rays Of Light“ der noch geringsten Form einer stilistischen Vereinnahmung. Schon Kochs momentane Besetzung bringt diesen unbedingten Willen nach innerer und äußerer Freiheit zum Ausdruck. Denn in welcher klassischen Schule stehen bzw. sitzen Violine (Fabiana Striffler), Akkordeon (Valentin Butt), Bass (Andreas Lang), Frame Drums (Nora Thiele) und Trompete (R.K.) neben- oder hintereinander? Hinzu kommen insgesamt neun berührende (Eigen-)Kompositionen, die mit einem exotischen Hauch arrangiert wurden und deren filigrane Interpretation letztendlich von Individualität und Dynamik gekennzeichnet ist.
Allein Richard Kochs unorthodoxe Spielweise am Blech erinnert an den unvergessenen und genialen Lester Bowie. Koch presst und staucht die Töne, zieht sie durch die Zivilisationen der Jahrhunderte und beeindruckt im nächsten Moment mit einem lupenreinen Ansatz und spielt traurig-schöne Melodien die berühren. Diese raffinierten Gegensätze sorgen für Reibung und Dramaturgie, geben der Musik etwas allgemeingültiges, etwas den musikalischen Rahmen sprengendes.
Klanglich korrespondieren afroamerikanische und orientalische Einflüsse miteinander, es greift europäische Folk- und Salonmusik, auch Kunstlieder mit Straßenkolorit finden hier Zugang. Dabei ist jede Form von Pathos ausgeblendet. Denn alles auf „Rays Of Light“ wirkt so klar, so transparent, so selbstverständlich, dabei respektvoll und reich an ethnischen Klangfarben. Es geht eben, bei aller weltpolitischer Verrücktheit, auch anders!
Jörg Konrad

Richard Koch
„Rays Of Light“
Fun In The Church
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Freitag 04.07.2025
Ola Onabulé & Nicolas Meier „Proof Of Life“
Bilder
Der eine, Ola Onabulé, singt Soul, Jazz, Pop und World Music. Der britisch-nigerianische Singer-Songwriter hat in den letzten Jahren zudem häufig mit großen Orchestern gearbeitet, wie der WDR Big Band, der HR Big Band, der SWR Big Band, der Danish Radio Big Band, der Big Band Jazz de Mexico und vielen anderen. Mit seinem Stimmumfang von dreieinhalb Oktaven ist er als Sänger und aufgrund seiner professionellen Arbeitsweise ein international gesuchter Solist.
Der andere, Nicolas Meier, war als Gitarrist zuletzt mit der Jeff Beck Group zweimal auf ausgedehnter Welttournee. Der in der Schweiz geborene und heute in London lebende Saitenmagier ist Spezialist für orientalische Harmonien und Melodien, beherrscht die arabischen Maqam- und Ayak Tonleitern, spielt neben hartem Rock'n Roll westlicher Prägung ebenso perfekt Flamenco und Tango.
Beide, Ola Onabulé und Nicolas Meier, trafen sich während der Corona-Zeit in London eher zufällig und fanden sofort einen künstlerischen wie menschlichen Zugang zueinander. Sie begannen lose zu jammen, wobei sich langsam aber sicher eine Anzahl von Songs entwickelte, die jetzt, ausdrucksstark in Ola Onabulés at Casa del Funk Studios produziert, vorliegen.
Auf „Proof Of Life“ finden beide charismatische Ausnahmemusiker auf höchstem musikalischen Niveau zusammen. Gemeinsam mit einer profilierten Rhythmusgruppe, finden sie in ihren sehr verschiedenen Lebensläufen und kulturellen Ansatzpunkten einen gemeinsamen künstlerischen Nenner. Hier kommen all jene Ingredenzien zusammen, denen Onabulé und Meier während der Sozialisierungsphasen in ihrem begegneten: Soul und Pop, die Polythythmik Westafrikas und die Improvisationskunst des Jazz. Es greifen kammermusikalische Versatzstücke und harte Rock'n Roll Riffs. Disziplinierte Folksongs wechseln mit dissonanten Scateinlagen. Mit Crossover hat das alles nur ganz am Rande zu tun. Denn dafür klingt das Album zu harmonisch, vermittelt „Proof Of Life“ zu viel Herzblut und Konformität. Hier handelt es sich um Musik ohne Verfallsdatum – trotz, oder vielleicht auch gerade aufgrund ihrer Individualität um eine zeitlose Produktion.
Jörg Konrad

Ola Onabulé & Nicolas Meier
„Proof Of Life“
Rugged Ram Records
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 02.07.2025
Jacob Karlzon & Rhani Krija „Mosaic“
Bilder
Das unterschiedliche Sozialisationen, verschiedene stilistische Auffassungen und eine völlig gegensätzliche Didaktik beim Erlernen eines Instruments letztendlich nicht zu konträren, unvereinbaren Schlussfolgerungen führen müssen, machen Jacob Karlzon und Rhani Krija in ihrem Projekt „Mosaic“ deutlich.
Da wäre Jakob, der im schwedischen Jönköping geboren wurde und erfolgreich eine klassische Ausbildung als Pianist absolvierte. Aufgrund seiner kraftvollen Brillanz am Instrument wurden schnell Produzenten, Musiker und Veranstalter auf ihn aufmerksam. Dabei faszinieren Karlzon selbst Komponisten wie Maurice Ravel, Doom Metal-Bands und treibender Hardbop. All diese Stile und Einflüsse sind oft gleichzeitig in seiner Musik zu spüren. Zudem garniert er die verqueren Harmonien mit gebrochenen Rhythmen und versetzten Melodien, so dass seine Musik kraftvoll transparent und in ihrer komplexität mitreißend wirkt.
Rhani ist fast gleichaltrig wie Jakob, wurde aber in der marokkanischen Hafenstadt Essaouira geboren. Als Perkussionist ist er Autodidakt, hat sich in jungen Jahren intensiv mit der Gnawa-Kultur seiner Heimatregion auseinandergesetzt. Krija beherrscht ein beinahe unüberschaubares Perkussionsset und arbeitet mit diesem sehr wohl traditionell, aber auch im modernen, weltmusikalischen Kontext. So holten ihn zum Beispiel Sting, Chick Corea, Herbie Hancock oder auch Branford Marsalis in ihre Bands.
„Mosaic“ ist ein Duo, bei dem sowohl Jacob Karlzon als auch Rhani Krija mit ihren Vorlieben voll auf ihre Kosten kommen. Denn hier können sie temperamentvoll improvisieren, können ihrer Musik zugleich eine emotionale Tiefe geben. Sie brechen vertraute Strukturen und setzen diese nach ihrem Gusto wieder neu zusammen. Das swingt an manchen Stellen höllisch und sie legen manche Strecken ihres Austauschs in halsbrecherischen Geschwindigkeit zurück. Sie outen sich als Aktionisten im Sinne einer dramaturgisch wohlüberlegten Spielweise. Und man spürt durchweg ihre Spielfreude, ihre Lust am Entdecken. Hier sind z wei Vollblutmusiker in Aktion, die den Hörer schwindlig spielen.
Jörg Konrad

Jacob Karlzon & Rhani Krija
„Mosaic“
Intuition
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Mittwoch 02.07.2025
Belli / Fischer / Rimmer „Songs Without Words“
Bilder
Was haben wohl Tom Waits, Franz Schubert und Kurt Weill miteinander gemein? Sicher, alle drei sind sie ausgezeichnete Komponisten. Doch der amerikanische Moritaten- und Bänkelsänger Waits, der österreichische Romantiker Schubert und der Opern- und Broadwaykomponist Weill bilden das Repertoire-Rückrat des Albums „Songs Without Words“, eingespielt vom Trio Frederic Belli (Posaune), Johannes Fischer (Schlagwerk) und Nicholas Rimmer (Klavier).
Wie schon der Titel erahnen lässt, handelt es sich ausschließlich um ein Instrumentalkomplott der Drei. Sie legen das wesentliche der insgesamt sechzehn Fremd-Stücke frei: Die Musik selbst. So wie Belli / Fischer / Rimmer sich ihrem Programm nähern, klingen selbst die unterschiedlichsten Vorgaben in diesem Kontext völlig harmonisch. Vielleicht liegt es ja auch an der nonkonformistischen Zusammenstellung der beteiligten Instrumente. Denn das Klangspektrum dieser Auswahl darf schon als sehr speziell bezeichnet werden. Zumindest aber ist es breit gefächert. Man könnte die einzelnen Instrumentalstimmen ja auch den einzelnen Komponisten zuordnen. Die Posaune passt zum Beispiel nicht erst seit Tom Waits Album „Swordfishtrombone“ von 1983 zu dem singenden und schauspielernden Enfant Terrible aus Kalifornien. Obwohl Franz Schubert als Kind auch Geige spielte, wurde zusehends das Klavier zu seinem Hauptinstrument, für das er bis zu seinem Tod (Schubert starb mit nur 31 Jahren) über 600 Kompositionen schrieb.
Und Kurt Weill – etliche Kompositionen von ihm hatten einen starken Jazz-Einschlag, wodurch er auch immer wieder mit Synkopen arbeitete, die besonders am Schlagzeug zur Geltung kommen.
Doch hört man das Trio Belli / Fischer / Rimmer im vorliegenden Zusammenspiel wird das gesamte Klang-und Stilspektrum der Vorgaben hörbar. Mal stehen Waits Polkas deutlicher im Vordergrund, mal ist es ein Tango von Weill („Youkali“), oder auch das volkstümliche „Heidenröslein“ von Schubert. Einerseits eine musikalische Achterbahnfahrt der Befindlichkeiten und Emotionen – andererseits ein herausforderndes und mutiges Potpourri, dessen Ergebnis den Protagonisten letztendlich recht gibt.
Jörg Konrad

Belli / Fischer / Rimmer
„Songs Without Words“
Neuklang
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Dienstag 01.07.2025
Cate Francesca Brooks „Lofoten“
Bilder
Es gibt sie noch, die kleinen, die besonderen Plattenlabel. Weitab der Peripherie suchen deren Betreiber nach musikalischen Kostbarkeiten und veröffentlichen diese besonderen Fundstücke in stark limitierten Stückzahlen. So rücken zumindest die physischen Tonträger ganz in die Nähe von Unikaten. Eine ähnliche Philosophie betreibt Clay Pipe Music. Das 2011 von der Illustratorin Frances Castle in London gegründete Unternehmen gibt nicht nur atmosphärisch stimmungsvolle Instrumentalmusik heraus, sondern beeindruckt zudem mit ästhetisch hochwertigen, liebevoll gestalteten Artworks.
Dieser Tage ist bei Clay Pipe Music das von der Engländerin Cate Francesca Brooks eingespielte Album „Lofoten“ erscheinen. Die Musik entstand während des ersten Corona-Lockdowns, als jegliches Reisen unmöglich war. Cate Francesca Brooks begab sich mit dem Synclavier, dem digitalen Synthesizer und dem TR-808 in ihrem häuslichen Umfeld auf eine imaginäre Reise und vertonte ihre Vorstellungen der nördlich des Polarkreises gelegenen Lofoten. Eine Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens gelegen, bestehend aus etwa 80 überwältigend schroffen Inseln, umspült von kristallklarem Wasser. Brooks wollte mit ihrer Musik eine atmosphärische Platte vielschichtiger Texturen und melodischer Motive darstellen, die eisiges Licht, weite Landschaften und eine gewisse Stille heraufbeschwören. Es sollte ein Sound über einen Ort entstehen „ …. den ich wahrscheinlich nie besuchen würde, zu dem ich aber eine echte Verbundenheit spüre ….“, erzählte sie jetzt zur Veröffentlichung.
„Lofoten“ ist tatsächlich eine kraftvolle Reflexion beeindruckender Landscapes und zugleich aufwühlender Befindlichkeiten. Eine akustische Abenteuerreise, deren Sound von rauer Schönheit berichtet und dramatische Befindlichkeiten zum Ausdruck bringt. Ein überwältigender Klang aus stimmungsvollem Licht und irritierenden Farben. Ambient-Music der etwas anderen Art.
Jörg Konrad

Cate Francesca Brooks
„Lofoten“
Clay Pipe Music
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
Freitag 27.06.2025
O Gajo „Trovoade“
Bilder
Hier kommt Musik direkt aus dem portugiesischen Zentrum des Folk. Der Weltschmerz der Saudade scheint weit entfernt, auch zum Fado gibt es weiten Abstand. Auf „Trovoade“ bestimmt geballte Lebensfreude die klangliche Szenerie. Entschlossenheit, Direktheit und auch Abenteuergeist sind Joao Morais O Gajos Sache. Für dieses Lebensgefühl gibt er 120 Prozent. Dabei war er früher Gitarrist in einer spektakulären Punk-Band. Doch mit zunehmendem Alter hatte er das Bedürfnis, der portugiesischen Kultur näher zu kommen, dabei jedoch so wenig als möglich von seinem Temperament aufzugeben.
Und so hat er sich auf weltmusikalische Spuren begeben und aus Punk, Worldmusic und einheimischer Folklore einen völlig neuen Sound gemixt. Im Mittelpunkt dieser Musik steht, neben O Gajos Stimme, die Viola Campaniça, ein portugiesisches Zupfinstrument mit zehn Stahlsaiten aus Vila Verde de Ficalho in der Gemeinde Serpa. Es wurde vor allem auf den Festen und Jahrmärkten zur Begleitung der dort auftretenden Sänger gespielt. Der Korpus besteht aus einer massiven Fichtendecke, einem einfachen Boden und Zargen aus massivem Walnussholz sowie einem Mahagonihals.
O Gajo beherrscht dieses rustikal klingende Instrument meisterlich. Es kommt seinem brüsken Temperament und auch dem Inhalt seiner oft rauen Songs entgegen. Er fühlt sich als eine Art Botschafter einer Stilistik, die mit der Historie seines Heimatlandes ebenso eng verknüpft ist, wie mit Punkrock und Indiepop. O Gajos spielt und singt seine Songs mit Herz und Seele, die nicht zuletzt durch ihre gebrochenen rhythmischen Figuren authentisch wirken und tief berühren. „Trovoade“ - eine Entdeckung.
Jörg Konrad

O Gajo
„Trovoade“
Lusitanian
Permalink zum ArtikelDiese Adresse können sie verwenden, um von ihrer Seite, ihrem Blog etc. direkt auf den Artikel zu verweisen.
Klicken sie dazu auf den Link und verwenden die Adresse in der Adressleiste, oder klicken mit der rechten Maustaste hier und kopieren den Link direkt.
Nach oben scrollenKlicken sie hier um schneller an den Anfang der Seite zu gelangen.
Autor: Siehe Artikel
© 2025 kultkomplott.de | Impressum
Nutzungsbedingungen & Datenschutzerklärung
KultKomplott versteht sich als ein unabhängiges, kulturelle Strömungen aufnehmendes und reflektierendes Portal.