Der Todeskampf der Sterne ist äußerst vielfältig. Die Sonne - unser eigener Stern - wird diesen Prozess erst in ungefähr 5 Mrd. Jahren durchlaufen. Wenn man bedenkt, dass das Alter unseres Sonnensystems auf 4,65 Mrd. Jahre geschätzt wird, erkennt man deutlich, dass sich unsere Sonne gewissermaßen in den besten Jahren befindet und sich niemand ernsthaft Sorgen um den Fortbestand der riesigen Gaskugel im Zentrum unseres Systems machen muss.
Bei anderen Sternen sieht dies jedoch ganz anders aus. Schauen wir dabei zunächst auf die Sterne, welche innerhalb der „Star Society“ die Hauptpopulation ausmachen: Es sind die „Brown Dwarfs“ (deutsch: Braune Zwerge), wie sie fachwissenschaftlich genannt werden.
Die Farbe braun ist dabei so zu verstehen, dass ihre Energiegewinnung nicht einmal ein rotes Glühen hervorruft. Nur schwach bräunlich glimmen sie dahin und erreichen knapp die Hälfte der Größe unserer Sonne. Über ihr Ende ist wenig bekannt, man glaubt aber, dass sie nach einer langen Lebensdauer von mindestens 12 Mrd. Jahren langsam ausglühen werden. Dabei verringern sie ihre schon ohnehin geringe Temperatur von rund 2.000 Grad Celsius (im Vergleich dazu beträgt die Temperatur unserer Sonne rund 5.800 Grad Celsius) noch weiter. So sind sie dann letztendlich kaum mehr zu detektieren und bleiben zumindest im sichtbaren Licht für Teleskope unsichtbar.
Sterne mit der gleichen oder ähnlichen Masse wie unsere Sonne enden dagegen ganz anders: Wenn der Wasserstoff im Zentrum dieser Sterne zur Hälfe in Helium umgesetzt ist, bläht er sich auf, da sich das Heliumbrennen im Zentrum nicht mit dem Wasserstoffbrennen in den äußeren Schichten des Sterns verträgt. Das sogenannte Schalenbrennen setzt ein. Ein detailreiches Beispiel hierfür ist NGC 6543, auch bekannt unter dem Namen „Katzenaugennebel“. Der für seine großartigen Aufnahmen bekannte Wegelebener Astrofotograf Christoph Ehritt (siehe Kosmos 141) hat zwischen dem 4.April und 1.Mai dieses Jahres unter der Benutzung verschiedenster Belichtungszeiten von 1 bis 300 Sekunden viele Einzelbilder erstellt, die er später dann mit Hilfe einer speziellen Software zu einem Summenbild im HDR (High Dynamic Range) addierte. Dies zeigt erneut, zu welchen Ergebnissen engagierte Hobbyfotografen gelangen können.
Sehr facettenreich ist zu erkennen, wie sich die Gashülle vom Ausgangsstern in der Mitte entfernt. Die Spikes der Fangspiegelspinne, welche die Sekundäroptik tragen, sind nicht herausgerechnet und mindern die Bildästhetik keinesfalls. Der am 17.Februar 1786 von Wilhelm Herschel entdeckte Katzenaugennebel ist rund 3.300 Lichtjahre von uns entfernt und gehört zu den Planetarischen Nebeln.
In einer Aufnahme des Hubble-Space-Telescopes deuten die konzentrischen Schalen daraufhin, dass der sterbende Stern von Zeit zu Zeit überschüssige Energie schalenförmig abstößt.
Wenn dieser hier durch den Hobbyastronomen sichtbar gemachte Prozess eines Tages auch bei unserer Sonne einsetzt, wird es so sein, dass die Atmosphäre der Erde in weniger als drei Sekunden komplett weggeblasen wird. Man sieht daran, dass kleinere Himmelskörper wie Planeten oder Monde bei diesen gigantischen Umwandlungen der äußeren Sternbereiche keine Chance haben. Schließlich sterben die sonnenähnlichen Sterne in ihrer letzten Lebensphase in Form einer Nova, wobei es zum finalen Abstoß aller Gashüllen kommt. Der Begriff Nova ist allerdings irreführend und stammt aus der Zeit, als man noch keine Fernrohre für die genauere Untersuchung dieser Sternexplosionen hatte und glaubte, die Entstehung eines neuen Sterns beobachtet zu haben.
Nach dem Abstoßen der Gashülle fällt der innere Rest des sonnenähnlichen Sterns unter dem Einfluss seiner eigenen Schwerkraft in sich zusammen. Das Endprodukt dieser extremen Reaktion wird „White Dwarf“ (deutsch: Weißer Zwerg) genannt. Der bedeutendste Vertreter dieser Weißen Zwerge ist der Stern Sirius B, der noch vor ungefähr 8.000 Jahren ähnlich hell am Sternhimmel zu erkennen war, wie sein Bruderstern Sirius A, der als Hauptstern des Sternbilds Großer Hund noch heute der hellste Stern des gesamten Nachthimmels ist.
Seit kurzem weiß man, dass Weiße Zwerge durch eine bisher nicht für möglich gehaltene Besonderheit versuchen, ihr Leben zu verlängern: Sie „fressen“ einfach die Himmelskörper auf, die sie einst selbst in ihrer Entstehungsphase als Nebenprodukt erzeugt hatten. So können sie scheinbar durch das Einverleiben der Materie dieser Himmelskörper ihre Existenz um eine gewisse Zeit verlängern. Der Stern LSPM J0207+3331 ist ein entsprechendes Beispiel für diesen außergewöhnlichen Überlebenskampf, denn er hat den Forschern zu Folge mindestens einen seiner Asteroiden oder Zwergplaneten aufgesogen.
Haben Sterne in ihrer Entstehungsphase mindestens die achtfache Masse unserer Sonne auf sich vereint, so werden sie der Klasse der massereichen Sterne zugeordnet. Ihr relativ kurzes Leben von gerade einmal 500 Millionen Jahren (1/20 der Lebenserwartung unserer Sonne) ist geprägt durch einen enormen Verbrauch der Wasserstoffvorräte.
Am Ende ihres – für astronomische Verhältnisse – recht kurzen Lebens blähen sie sich zunächst zum „Red Giant“ (deutsch: Roter Riese) auf, um dann in einer hochenergetischen Supernova zu explodieren.
Da diese massenreichen Sterne weniger als drei Prozent aller Sterne innerhalb unserer Galaxis ausmachen, ist eine solche „Superexplosion“ nur extrem selten zu beobachten. Nachdem erste Beobachtungen einer solchen Supernova in den Jahren 1006 und 1054 als gesichert gelten, gelang dies 1572 erst mehr als 500 Jahre später wieder dem berühmten Astronomen Tycho Brahe und wenig später 1604 auch Johannes Keppler.
Auf dieses explosive Aufleuchten musste man dann wieder bis zum Jahr 1987 warten. Das berühmte Hubble-Foto der SN 1972A zeigt zwei konzentrische Ringe, die sich vom Ort der Explosion in der Bildmitte wegbewegen. Dort stand bis zu diesem finalen Ereignis noch der sogenannte Progenitor (deutsch: Vorgängerstern). Es handelte sich dabei um einen Riesenstern mit der Katalog-Bezeichnung Sanduleak 69.202. Was aus ihm geworden ist, konnte man bisher nur mutmaßen.
Nun wurde aber 2024 mit Hilfe des James-Webb-Space-Telescopes die vermutete Existenz eines massereichen Neutronensterns (auch Pulsar genannt) bestätigt. Vollständig kann das Vorhandsein dieses Pulsars erst bestätigt werden, wenn das permanent wiederkehrende Signal des vermeintlichen Pulsars, der sich einige hundert Mal in der Sekunde um sich selbst drehen kann und seine Strahlung ähnlich wie ein Leuchtturm abgibt, eindeutig nachgewiesen wurde. Erst dann wäre man der Lösung eines der größten Rätsel der Astronomie ein Stück nähergekommen.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt
(Unser Dank gilt Herrn Christoph Ehritt für die zur Verfügungen stehenden Fotos des "Katzenaugennebels")


























