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25. Glass Museum „4N4Log City“
26. Shuteen Erdenebaatar & Nils Kugelmann „Under The Same Star“
27. Vor 60 Jahren: John Coltrane „A Love Supreme“
28. Vor 60 Jahren: Die Kenny Clarke Francy Boland Big Band
29. Maria Baptist Orchestra „The Bright And The Dark“
30. Wolfgang Amadeus Mozart „6 String Quintets – On Historical Instruments"
Mittwoch 17.09.2025
Glass Museum „4N4Log City“
Bilder
Ihre Musik wurde einmal als ein intensiver Klangdialog zwischen herausfordernder Ausdruckskraft und hypnotischen Traumbildern bezeichnet. Damals existierten Glass Museum noch als Duo, bestehend aus den beiden Belgiern Antoine Flip (Tasteninstrumente) und Martin Grégoire (Schlagwerk). Mittlerweile gehört der tunesische Bassmann Issam Labbene fest zur Besetzung.
Glass Museum als Trio bewegen sich heute deutlicher denn je in einem stilistischen Innenbereich von Jazz und Electronic. Bemerkenswert der swingende, manchmal auch schwere Groove, über den anspruchsvolle Jazzharmonien gelegt werden und aufschäumende Improvisationen für kontrastreiche Perspektiven sorgen. Zudem kommen unterschiedliche Gastmusiker, wie der Saxophonist Pierre Spataro oder der Schweizer Schlagzeuger Arthur Hnatek hinzu, die dem neuen Album zusätzliche Klangfarben und dynamische Paradoxien vermitteln.
Erstmals präsentieren Glass Museum auf „4N4Log City“ eine Gesangsnummer. Das Stück „Call Me Names“ ist ein Hybrid aus Hip Hop, Soul und leichtem Drum'n Bass. Hier schaffen die beiden Vocalisten Jazz Brak und Junior Kélé eine melancholisch verloren wirkende Grundstimmung, die dem Song eine gebrochene Urbanität verleiht.
Ansonsten strahlt die Musik mit ihrem hymnischen Resonanzen Optimismus aus, es ist eine Leidenschaft allenthalben spürbar, die etwas Positives und Zukunftsweisendes vermittelt. Ein Abenteuer aus Klang und Philosophie, aus Atmosphäre und Anspruch.
Jörg Konrad

Glass Museum
„4N4Log City“
Sdban Records
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Donnerstag 11.09.2025
Shuteen Erdenebaatar & Nils Kugelmann „Under The Same Star“
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Sie ist vielleicht DIE Entdeckung im Deutschen Jazz der letzten Jahre: Shuteen Erdenebaatar, geboren 1998 in Ulan Bator, seit 2018 in München lebend. 2017 veröffentlichte die Pianistin in der Mongolai ihr Debütalbum, welches mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde. In Deutschland war sie 2022 unter anderem Preisträgerin des BMW Young Artist Jazz Award. Höhepunkt 2024: Der Gewinn des Deutschen Jazzpreis in der Kategorie „Ensemble des Jahres“. Den erhielt sie nicht zuletzt aufgrund ihrer bemerkenswerten Quartett-Einspielung „Rising Sun“, ein Album, das ein Jahr zuvor auf Motema erschien.
Under The Same Stars“ führt den hohen Anspruch ihres Vorgängers nahtlos fort. Shuteen hat einige ihrer festen Bandmitglieder mit ins Studio genommen, mit denen sie in unterschiedlichen Duo-Besetzungen ihre grandiose Erfolgsgeschichte fortschreibt.
Auf allen zehn Kompositionen an ihrer Seite, wie im Leben: Nils Kugelmann. Der Münchner spielt überwiegend Kontra-Alt-Klarinette und einige Male sein Hausinstrument Kontrabass. Außerdem dabei Saxophonist Jakob Lanz („Whispers Beyond Time“) und Dalaijargal Daansuren an der Morin Khur, der mongolischen Pferdekopfgeige („Waht Will Remain“).
„Under The Same Star“ ist eine Art Kammermusik in Jazz, wobei die einzelnen Songs persönlichen, fast intimen Dialogen sehr nahe kommen. So klingt das Album nach Vertrautheit und Befreiung aus orthodoxen Konventionen, nach Frische und Ambitioniertheit. Und es ist mit Sicherheit von Vorteil, dass sich Shuteen Erdenebaatar und Nils Kugelmann eben nicht für Standards im Repertoire entschieden haben, sondern sich einzig auf sich und ihre strahlenden Fantasien und Inspirationen verlassen haben. Dadurch wirkt dieses Album authentisch und individuell. Egal ob in verspielten Passagen, in nachdrücklichen oder wie beiläufig interpetierten melodischen Interaktionen. Subtile Duokunst voller zwischenmenschlicher Impressionen.
Jörg Konrad

Shuteen Erdenebaatar & Nils Kugelmann
„Under The Same Star“
Motema
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Dienstag 09.09.2025
Vor 60 Jahren: John Coltrane „A Love Supreme“
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Mit nur vier Titeln dieses Albums, mit einer Gesamtlänge von knapp 32 Minuten, war John Coltrane 38jährig endlich am Ziel einer langen wie intensiven musikalischen Reise. Mit vollem Risiko und doch auf eine wunderbar kontrollierte Weise schuf er mit „A Love Supreme“ einen musikalischen Meilenstein, der bis heute deutliche Spuren in der universellen Jazzlandschaft hinterlassen hat. Ein expressives Meisterwerk, das die Geschichte des Jazz hörbar zum Ausdruck bringt und doch völlig neue Wege weist.
Der Saxophonist Coltrane spannte in diesem suitengleichen Jazz-Gebet auf einzigartige Weise einen spirituellen Bogen zwischen Himmel und Erde, zwischen dem Universum und der Realität. Er katapultierte sich mit seinen Sheet Of Sounds in unerreichte Höhen, verharrte dort und setzte anschließend zur geläuterten Landung an. Gestützt von einem vor Intensität glühendem Trio Gleichgesinnter, die sich untereinander blind verstanden und deren Hingabe zu spielen legendär war. McCoy Tyner (Klavier), Jimmy Garrison (Bass) und Elvin Jones (Schlagzeug) zeichneten sich für ein Gerüst verantwortlich, dessen Statik bis dahin Ungehörtes möglich machte, dessen Verstrebungen kreative Freiräume ließ und selbst damalige Kritiker in der Analyse letztendlich überforderte.
Coltrane sprengte dank dieser Basis die Grenzen der modalen Grundlagen des Jazz in beeindruckender Entschlossenheit. Das „kraftvoll-hymnische“ seines Sounds bestach sowohl in seiner zugleich lyrischen Freiheit wie auch eindringlichen Schärfe. Die ständigen Steigerungen, das variierende und differenzierte Wiederholen von Themen und Motiven erinnerte an das „Call and Response“-Prinzip, wie es als Gestaltungsmittel in der afro-amerikanischen Musik traditionell genutzt wurde. Auf diese Weise bekam die Aufnahme, neben der Religiosität, eine zweite wichtige außermusikalische Dimension. Und diese beiden Botschaften, die der Spiritualität und die der kulturellen Aufarbeitung, haben ihre Gültigkeit über die Jahrzehnte bis heute nicht verloren.
Grund dafür ist aber auch die Klarheit, der durchdringende vibratolose Ton Coltranes, mit dem er unablässig neue Ideen zum Ausdruck brachte. Seine Phrasierungskunst ging unter die Haut, sie war ebenso radikal wie voller Liebe.
„A Love Supreme“, an einem einzigen Nachmittag im Dezember 1964 eingespielt, beinhaltete Ideen und Inspirationen, die Coltrane laut seiner Frau Alice schon 1947 während seiner Zeit bei der US Navy hatte und die in den folgenden Jahren in ihm reiften. Insofern war das Ergebnis dieser Aufnahme ein sehr persönliches, bewusst initiiertes musikalisches Statement, das zugleich einen Wendepunkt in der künstlerischen Orientierung Coltranes bedeutete.
Mit Trane zu spielen, das war ein schöner Alptraum“, äußerte sich einmal der Schlagzeuger Roy Haynes über gemeinsame Auftritte mit dem Saxophonisten. Sein Pianist McCoy Tyner beschrieb Coltranes Herangehensweise einmal so: „John fand, dass Musik wie das Universum ist …. Du schaust auf und siehst die Sterne, aber jenseits von ihnen sind viele andere Sterne. Er suchte nach den Sternen, die du nicht sehen kannst.
Es ging bei Coltrane immer um die Suche nach einem sehr individuell ausgeprägten Weg, der trotzdem etwas Allgemeingültiges vermittelte. Er arbeitete stets sehr konzentriert. Egal ob er als Sideman im berühmten Quintett des Trompeters Miles Davis zwischen 1955 bis 1960 spielte, oder gegen seine Heroinabhängigkeit ankämpfte. Die Ernsthaftigkeit seines Tuns hat viele Menschen in seinem direkten Umfeld stark beeindruckt.
Er war aber auch schon vor den Aufnahmen zu „A Love Supreme“ ein virtuoser Schwerarbeiter, der sich am Instrument aufbäumte, seine kühnen Themen predigte, als gäbe es kein morgen. Stand er nicht auf der Bühne oder im Studio übte er – oft stundenlang.
Doch erst als Coltrane den aus Philadelphia stammenden Tyner überreden konnte, bei ihm als Pianist einzusteigen, bekam seine Musik eine völlig neue Form. Tyner fand erst bei ihm zu diesen ungemein kraftvoll rhythmisierten Akkordfolgen, die zu seinem Markenzeichen werden sollten. Joachim-Ernst Berendt, der Jazzkritiker, Autor und Produzent nannte ihn einmal den „ .... brüllenden Löwen am Steinway“.
Jimmy Garrison gehörte zu jenen Bassisten, die es verstanden, gegen anbrandende solistische Wellen nicht nur zu bestehen, sondern zugleich mit eigenen Ideen gegen diese anzuspielen. Er war kein stoischer Rhythmusknecht, sondern ein sehr sensibler, wie komplexer Bassspieler, der selbst ein lyrisches Vokabular auch für eigene solistische Ausflüge zu nutzen verstand.
Und dann Elvin Jones, dieser mächtige, melancholische Trommler. Bei ihm pulsierten die Rhythmen, sein Spiel hatte Feuer, er war flexibel, baute unablässig Ideen in seine Begleitung, die der Gesamtmusik eine irdische Grundlage gaben. Er brachte mit seinen intensiven Spannungsbögen eine instrumentale Freiheit in die Aufnahmen, wie man sie von Schlagzeugern bis dahin nicht kannte.
Alle harmonierten in diesem Quartett großartig. Sie fühlten sich miteinander wohl und wussten relativ genau, dass sie mit „A Love Supreme“ Großes vollbrachten. Doch gleichzeitig brachte diese intensive Erfahrung, diese ruhelose Suche nach dem ganz individuellen Jazz-Graal den 38jährigen Saxophonisten an seine körperlichen und mentalen Grenzen. Das Ergebnis dieser und auch folgender Einspielungen waren es ihm jedoch wert. Nur zweieinhalb Jahre später starb Coltrane.
Jörg Konrad

John Coltrane
„A Love Supreme“
Impulse!
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Montag 08.09.2025
Vor 60 Jahren: Die Kenny Clarke Francy Boland Big Band
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Sie gehörten zu den ganz wenigen Big Bands, die einen Hit platzierten. Nicht in den Charts - stattdessen in den Erinnerungen von Generationen an Autofahrern. Denn die Kenny Clarke Francy Boland Big Band läutete von 1965 bis ins Jahr 2005 an jedem Freitagabend die Mutter aller Verkehrserziehungssendungen „Der 7. Sinn“ ein. Mit dem Stück „Jay Jay“, das die ganze Power und Dynamik dieses Klangkörpers in einem kurzen Jingle zum Ausdruck brachte - ihre individuelle Genialität und ihre phänomenale Zusammenarbeit. Bop und Swing als musikalisches Kraftfutter für eine Schar von Solisten mit Format. Jazz als ein kleines aber nachhaltig wirkendes Stück Fernsehgeschichte.
Kenny Clarke, der einst bei Dizzy Gillespie, Miles Davis und dem Modern Jazz Quartet trommelnde Ausnahme-Schlagzeuger des BeBop, hatte diese Komposition geschrieben. Eingespielt wurde das Stück dann vom „besten Jazzorchester der sechziger Jahre“ (Benny Goodman), der Kenny Clarke Francy Boland Big Band. Einem Ensemble aus 17 Musikern unterschiedlichster Weltanschauungen und Herkunft, unter der Leitung eben jenes Kenny Clarke und des belgischen Pianisten und Arrangeurs Francy Boland. Die CBBB wurde 1962 gegründet und einige Jahre später von Pierluigi, genannt „Gigi“ Campi gemanagt – bis sie sich 1973 auflöste.
In der berühmten Campi-Eis-Diele, einem bedeutenden Treffpunkt der Kulturszene ab 1948 in der Kölner Hohe Straße, brachte der studierte Architekt mit italienischen Wurzeln einmal im Monat prominente Jazzmusiker aus ganz Europa zusammen. Der Musikenthusiast besorgte Aufträge von Funkhäusern und Plattenfirmen, die die „Gelegenheitsband“ in gemieteten Studios einspielte. Doch Campi wollte mehr mit diesem „Orchester der Persönlichkeiten und des perfekten Zusammenwirkens“. Am liebsten weltweit auf Tournee gehen und die vielen großartigen Kompositionen und Arrangements einem breiten Publikum auch Live vorstellen. Denn dieses Orchester, das spürte Campi schon beim ersten Zusammentreffen, war etwas ganz besonderes. Es hatte ein unglaubliches Feuer, die Chemie untereinander stimmte. Der Klang: „Kühl, ausgefeilt, klar und selbst in der gepanzerten Verschalung des Blechs angenehm frei von billigen Effekten(J.E. Berendt).
Die Musiker konnten diszipliniert vom Blatt spielen und gleichzeitig war jeder einzelne ein großartiger Solist. Zu ihnen gehörten unter anderem Benny Bailey, Dusko Gojkovic, Phil Woods, Johnny Griffin, Sahib Shihab, Derek Humble und Ake Persson. Meist arbeitete die Formation mit zwei Bassisten und zwei Schlagzeugern, wodurch sich die rhythmische Durchschlagskraft noch um einiges erhöhte. Ihr erstes größeres Engagement hatte die CBBB 1967 beim Jazzfestival in Prag. Kurz darauf ein dreiwöchiges Gastspiel im angesagten Londoner Szeneclub von Ronnie Scott, über das der „Daily Mail“ damals schrieb, dass in der Hauptstadt eine Band musizierte, „ ...die Count Basie, Buddy Rich und Woody Herman in den Schatten stellt.“ Von diesen Auftritten gibt es zwei Zusammenschnitte, die 1969 als LP erschienen: Live at Ronnie’s „Volcano“ & Live at Ronnie’s „Rue Chaptal“.
Den künstlerischen Zenit erreichte die CBBB im Jahr 1969. Sie war auf dem Höhepunkt ihres Könnens und auch Erfolgs angelangt. Es erschienen neben den beiden Live Mitschnitten allein in diesem Jahr, in dem der Jazz seinen Einfluss zugunsten des Rock`n Roll zu verlieren begann, acht weitere Alben. Hinzu kommt ein Live-Mitschnitt von eben jenem furiosen Auftritt in Prag (auf dem tschechischen Label Supraphon) und eine Aufnahme mit der damals noch relativ unbekannten Gitte Haenning als (Jazz-!!!)Sängerin.
Auf allen Veröffentlichungen zeigt sich die Band in großartiger Verfassung. Bei der Studioaufnahme saß meist schon die ersten Einspielung, der erste Take. Man arbeitete konzentriert und effizient, nicht zuletzt durch Supervisor Gigi Campi. Auf diese Weise konnten einige der Alben an nur einem Tag aufgenommen werden.
Als die Band sich nach einem Konzert in Nürnberg auflöste, hatte sie insgesamt 28 Langspielplatten in den zwölf Jahren ihres Bestehens veröffentlicht. Einige weitere sollten aus dem reichen Fundus des Orchesters später noch folgen. Doch auf keinem dieser Alben ist eben jenes „Jay Jay“ im Original enthalten, mit dem die CBBB ihren vielleicht größten Hit landete. Das Stück schlummert vermutlich irgendwo tief in den Archiven des WDR.
Jörg Konrad
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Freitag 05.09.2025
Maria Baptist Orchestra „The Bright And The Dark“
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Maria Baptist, Komponistin, Pianistin, Orchesterleiterin und Produzentin, arbeitet mit Kontrasten. Jedoch nicht, indem sie Gegensätze markant herausstellt, sondern in dem sie deren Verbindungen, deren Übergänge und Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt. Insofern ist ihr vor genau einem Jahr erschienenes Klavier-Solo-Album „Hopes & Fears“ und ihre jetzt vorliegende Orchestereinspielung nicht als Divergenz zu verstehen resp. zu hören, sondern als vielleicht zwei Seiten einer Medaille. Scheinbare Widersprüche, die in ihrer Komplexität zusammengehören, letztendlich verschiedene künstlerische Stilistiken zum Ausdruck bringen.
The Bright And The Dark“ ist ein musikalischer Zyklus, mit sinfonischem Charakter. Und zugleich ein Stück wunderbar komponierte und arrangierte Musiksequenz im Jazzformat. Schon im Titel ist diese Ambivalenz von „hellem und dunklem“ enthalten. Doch eben erst in der Überwindung der Polarität entwickelt sich eine gewisse Spannung, entstehen, wie in diesem Fall, packende Klangabenteuer unterschiedlichster Einfärbungen.
Das viersätzige „The Bright And The Dark“ steht im Zentrum dieser Einspielung und bewegt sich in einem faszinierenden Wellental von großorchestraler Tonkunst und solistischer Herausforderung. Maria Baptist ist es gelungen, einen beinahe perfekt agierenden sechzehnköpfigen Klangkörper zusammenzustellen, wobei etliche Mitglieder zugleich hervorragende solistische Einzelleistungen einbringen. Raffinierte Arrangements bringen diese individuellen und gruppendynamischen Fähigkeiten zum klingen. Und es ist ein wunderbar abgestimmtes, manchmal gar atemberaubendes Hörerlebnis, diesen robusten wie sensiblen musikalischen Verbund zu erleben. Maria Baptist hat die Zügel fest aber nicht zementiert in der Hand. Das Satzspiel sitzt, die Wendungen erscheinen logisch und die Improvisationen sind hervorragend in den Gesamtablauf der Musik eingebettet.
Wenn jemand vor einem Jahr noch glaubte, Maria Baptists „Hopes & Fears“ sei nicht zu toppen, der wird jetzt eines besseren belehrt. „The Bright And The Dark“ ist ein Stück zeitgenössische Musik par excellence - mutig in der Form, anspruchsvoll in der Umsetzung und pure Klangästhetik.
Jörg Konrad

Es gibt zwei unterschiedliche Formate des Albums. Als Doppel-CD mit insgesamt neun Titeln und auf Vinyl mit der viersätzigen Suite „The Bright And The Dark“.

Maria Baptist Orchestra
„The Bright And The Dark“
Baptist Records
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Mittwoch 03.09.2025
Wolfgang Amadeus Mozart „6 String Quintets – On Historical Instruments"
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Spunicunifait, ein erst kürzlich gegründetes internationales Streichquintett, streut in seinem Vorwort auf diese Einspielung den Hinweis ein, Mozarts Streichquintette mit ihrer Arbeit wieder zu dem werden zu lassen, was sie im Grunde immer waren: Dem Nonplusultra der Kammermusik. Tatsächlich lösen dann Lorenza Borrani (Violine), Maia Cabeza (Violine), Simone von Rahden (Viola), Max Mandel (Viola) und Luise Buchberger (Cello) auf dieser drei CDs umfassenden Box den Anspruch höchsterfreulich und mit Nachdruck ein. Denn ihre Interpretationen aller sechs Kompositionen, plus der frühen Fassung des ersten Streichquintett, KV 174, strahlen, sowohl was die Energie, als auch was die Dynamik dieser außergewöhnlichen Stücke betrifft, Souveränität und Klangästhetik aus.
Mozart schrieb die sechs Streichquintette zwischen 1773 und 1791. Angeregt, für diese Ensemblegröße zu schreiben, wurde er wahrscheinlich durch den Salzburger Hoforganisten Johann Michael Haydn, dem jüngeren Bruder Joseph Haydns, der zuvor schon einige fünfstimmige „Notturni“ schrieb.
Doch Mozarts Werke waren diesen, was Anspruch und polyphone Sequenz betrifft, weit überlegen.
Alle Stücke zusammengenommen beeindrucken in ihrer Vielseitigkeit und und den unterschiedlichen Klangbildern. Es finden sich wunderbare Dialogeffekte, Wechsel der Tonarten, verschiedenste Variationen der Themen, brillante Kontraste zwischen orchestralem Tutti und kammermusikalischer Transparenz.
Das Spunicunifait-Ensemble setzt diese kompositorischen Herausforderungen meisterhaft um. Hier wirkt nichts aufgesetzt, kein Pathos nirgends. Das Empfindsame und das Leidenschaftliche bekommen in dieser Musik eine gefühlsintensive Stellung. Die Balance zwischen Verspieltheit und Stringenz, zwischen Klarheit und instrumentaler Vernetzung stimmt durchgehend. Und alles bewegt sich dabei auf einem spieltechnisch extrem hohen Niveau. So kann man diese an- wie aufregende Einspielung nur wärmstens empfehlen.
Jörg Konrad

Wolfgang Amadeus Mozart
„6 String Quintets – On Historical Instruments“
Spunicunifait
Alpa Classics
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Autor: Siehe Artikel
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