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7. HANNAH ARENDT: DENKEN IST GEFÄHRLICH
8. THE LONG WALK
9. NAM JUNE PAIK: MOON IS THE OLDEST TV
10. ONE BATTLE AFTER ANOTHER
11. CONJURING 4: DAS LETZTE KAPITEL
12. WENN DER HERBST NAHT
Donnerstag 25.09.2025
HANNAH ARENDT: DENKEN IST GEFÄHRLICH
Ab 18. September 2025 im Kino
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Nach langer Zeit widmet sich wieder ein Kinofilm Hannah Arendt – Aktivistin, Medienpersönlichkeit und furchtlose Denkerin “ohne Geländer”. Durch Originalzitate aus Arendts Essays und Briefen, vorgetragen von Nina Hoss, sowie atmosphärischen Archivaufnahmen entsteht ein intimes Porträt einer Intellektuellen, deren Leben geprägt war von der Erfahrung des Hitlerfaschismus und der Unfassbarkeit des Holocaust. Der Film zeigt, wie Arendt als Jüdin und Widerstandskämpferin die Welt zu verstehen suchte – und warum ihre Gedanken über die Katastrophen des 20. Jahrhunderts direkt zu uns im Hier und Jetzt sprechen.

Ein Film von Jeff Bieber, Chana Gazit & Sabine Krayenbühl

Der eindringliche Dokumentarfilm „Hannah Arendt: Denken ist gefährlich“ porträtiert eine der bedeutendsten politischen Theoretikerinnen des 20. Jahrhunderts und verfolgt ihren Weg von der Flucht vor dem Nationalsozialismus bis hin zu ihrem unermüdlichen Einsatz für geistige Freiheit – erzählt durch ihre eigenen Worte und seltenes Archivmaterial.


Hintergrund

In Königsberg in eine jüdische Familie hineingeboren, macht sie früh Erfahrungen mit dem deutschen Antisemitismus. In der Weimarer Republik hat Hannah Arendt als Studentin Zugang zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Philosophie. Die Gestapo verhaftet sie 1933. Sie flieht nach Frankreich und reist in den kommenden Jahren durch ganz Europa bis nach Palästina, um jüdische Kinder vor der nationalsozialistischen Verfolgung zu retten. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs kommt sie in ein Internierungslager und emigriert schließlich nach New York.
Das amerikanische Exil wird für die Staatenlose bald zur Wahlheimat: Arendt ist begeistert von der amerikanischen Republik und steht bald im Zentrum eines lebendigen intellektuellen Netzwerks. Mit ihrem epochalen Werk „Die Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ analysiert sie die Genese der faschistischen Katastrophe und erlangt damit international Anerkennung.

Sie engagiert sich aktiv in der amerikanischen Politik, nimmt Stellung zu Watergate und Vietnamkrieg und warnt mit Nachdruck vor dem zerstörerischen Machtzuwachs im Weißen Haus. Ihr Bericht über den Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann löst heftige Kontroversen aus.
„Wir Flüchtlinge“, „Vita Activa“, „Eichmann in Jerusalem“: Arendts Bücher und Essays erfreuen sich großer Resonanz – bis heute. Die Titel sind zu geflügelten Worten geworden. In ihrem Denken ist Arendt stets den historischen Tatsachen verpflichtet geblieben – umso beklemmender wirkt es, dass man fünfzig Jahre nach ihrem Tod und angesichts der globalen autoritären Wende den Eindruck gewinnt, sie spreche unmittelbar zur Gegenwart.
Der Titel „Hannah Arendt: Denken ist gefährlich“ spiegelt ihre Überzeugung wider, dass authentisches Denken – „ohne Geländer" – stets das Wagnis birgt, vertraute Gewissheiten zu verlassen und sich im unbekannten Terrain neuer Erkenntnisse zu verlieren. Der Film zeichnet diesen Lebens- und Denkweg mit großer Eindringlichkeit nach.
Originalzitate von Arendt und ihren zahlreichen Freund:innen und Briefpartner:innen stehen dabei im Mittelpunkt. Nina Hoss leiht Arendts Essays, Briefen und Gedichten ihre Stimme. Die Zuschauer:innen erfahren, wie Hannah Arendt historische Ereignisse und Prozesse reflektiert. Wie sie liebt. Und wie sie zweifelt.


Regie & Produktion:

Jeff Bieber hat zahlreiche Filme und Serien produziert, die sich mit amerikanischer Identität auseinandersetzen. Seine mehrteiligen Serien zur Geschichte kultureller Minderheiten in den USA wie THE JEWISH AMERICANS (2008), ITALIAN AMERICANS (2015) und ASIAN AMERICANS (2020) sind maßstabgebend. Für seine Arbeit ist er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.
2022 gründet er die Produktionsfirma Jeff Bieber Productions, mit der er u.a. die vierstündige Dokumentation DANTE (2024) produziert hat.
Jeff Biebers Produktionen zählen in den USA seit drei Jahrzehnten zu den erfolgreichsten der PBS-Sendergruppe. Seine Dokumentationen unter anderem über 9/11, die Kriege in Korea, Afghanistan und im Irak sowie seine achtteilige Serie AVOIDING ARMAGEDDON (2003) über die Menschheit am Rande ihrer eigenen Vernichtung haben vier EMMY Awards und drei Peabody Awards erhalten.

Chana Gazit ist eine vielfach ausgezeichnete Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin. Der inhaltliche Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Kultur- und Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. Sie hat sich in ihren Filmen unter anderem mit amerikanischer Einwanderungspolitik in der Zeit des Nationalsozialismus (AMERICA & THE REFUGEES, 1997), dem Watergate-Skandal (ALL THE PRESIDENT’S MEN REVISITED, 2013) und der Situation der indigenen Amerikaner (HONORABLE NATIONS, 1991) beschäftigt.
In mehrteiligen Serien hat sie sich den Biographien der amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson (LBJ, 1991) und Franklin D. Roosevelt (FDR, 1994) gewidmet. Ihre Arbeit ist mit mehreren EMMY Nominierungen und drei EMMY Awards gewürdigt worden.

Sabine Krayenbühl ist eine preisgekrönte Filmemacherin mit über zwanzig Dokumentar- und Spielfilmen für das Kino. Sie hat bei den NEH-geförderten Dokumentarfilmen OBSESSED WITH LIGHT (2023) und LETTERS FROM BAGHDAD (2016) Co-Regie und Schnitt übernommen. Zu ihren Schnittarbeiten gehören der für den Oscar, den Independent Spirit Award und American Cinema Editors (ACE) Eddie Award nominierte Film MY ARCHITECT (2003) sowie der mit dem EMMY ausgezeichnete Film THE HUNT FOR PLANET B (2021).
Zu ihren weiteren Arbeiten zählen MAD HOT BALLROOM (2005), THE BRIDGE (2006), PICASSO AND BRAQUE GO TO THE MOVIES (2008, produziert von Martin Scorsese), VIRGIN TALES (2012), Jennifer Fox‘ EMMY nominierter Film MY REINCARNATION (2011), SALINGER (2013), den sie beraten hat, HBO‘s THE PRICE OF EVERYTHING (2018) und zuletzt MONK IN PIECES (2025) über die Grenzgängerin Meredith Monk, den sie auch mitproduziert hat. Krayenbühl hat einen BFA-Abschluss der NYU’s Tisch School of the Arts und ist Mitglied von NYWIFT und der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.

Birgit Rasch ist seit 2024 Geschäftsführerin bei LOOKSfilm. Nach einer Karriere als Dramaturgin an renommierten deutschen Theatern hat sie seit 2015 für LOOKSfilm u.a. als Head of Creative Producing Dokumentarserien und -filme für deutsche und internationale Sender wie ARD, ZDF, Arte und Video-on-Demand-Plattformen wie Netflix und verantwortet. Zu ihren Produktionen gehören u.a. COLONIA DIGNIDAD – EINE DEUTSCHE SEKTE IN CHILE (2021), KRIEG VOR GERICHT – DIE JUGOSLAWIEN-PROZESSE (2021), DIE SPALTUNG DER WELT (2024) oder WARUM VERBRANNTE OURY JALLOH? (2024) – allesamt für den Grimme-Preis nominiert.
Quelle: Verleih
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Donnerstag 18.09.2025
THE LONG WALK
Ab 11. September 2025 im Kino
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Ein Wettkampf, eine Gruppe junger Männer, ein Sieger – THE LONG WALK erzählt die bedrohlich-utopische Geschichte einer Welt, in der ein tyrannischer Polizeistaat die Kontrolle übernommen hat und es nur eine Möglichkeit zum Aufstieg aus der Armut gibt: Den jährlich stattfindenden „Long Walk“. Der Gewinner erhält lebenslang alles, was er sich wünscht. Alle anderen bezahlen mit ihrem Leben.

Ein Film von Francis Lawrence
Drehbuch: JT Mollner
Basierend auf dem Roman von Stephen King

Mit Cooper Hoffman, Ben Wang, David Jonsson, Charlie Plummer, Tut Nyuot, Garrett Wareing sowie Mark Hamill, Judy Greer u.v.m.

Der Cast besticht mit einigen der aktuell angesagtesten jungen Hollywood-Schauspieler wie u.a. Cooper Hoffman („Licorice Pizza“), Ben Wang („Karate Kid: Legends“), David Jonsson („Alien: Romulus“), Charlie Plummer („Moonfall“). Die weiteren Rollen sind u.a. mit Mark Hamill („Star Wars“-Franchise) und Judy Greer („Ant-Man and the Wasp“) ebenso hochkarätig besetzt. Hit-Regisseur Francis Lawrence, der mit der „Die Tribute von Panem“-Reihe bereits wegweisende dystopische Actionabenteuer inszenierte, verwandelt Stephen Kings Roman in ein atemberaubend fesselndes Kinoerlebnis.



50 junge Männer, ein Ziel: überleben. Im Zentrum von „The Long Walk“ steht der 16-jährige Raymond Garraty (Cooper Hoffman), der als einer von fünfzig jugendlichen Teilnehmern (in der Romanvorlage von Stephen King waren es noch 100) an einem staatlich organisierten Todesmarsch quer durch ein dystopisches Amerika teilnimmt. Wer stehenbleibt, stirbt – das ist die einfache, grausame Regel. Nach drei Verwarnungen gibt es eine Kugel in den Kopf. Der letzte Überlebende bekommt alles, was er sich wünschen kann. Ein Preis, der im Verlauf des Films immer bedeutungsloser erscheint.

Was klingt wie eine Mischung aus Battle Royale und The Hunger Games, ist in Wahrheit das Urgestein des Genres. King verfasste The Long Walk bereits in den 1960ern, veröffentlichte ihn aber unter dem Pseudonym Richard Bachman erst 1979 – lange bevor dystopische Jugendromane das Kino prägten. Dass er nun endlich verfilmt wurde, ist ein kleines filmhistorisches Ereignis. Regisseur Francis Lawrence, der mit den The Hunger Games-Filmen bereits dystopische Welten visuell zum Leben erweckt hat, beweist hier einmal mehr, dass er genau weiß, wie man psychologischen Druck, gesellschaftliche Kritik und menschliche Abgründe in packende Bilder übersetzt.

Der Film bleibt dem Roman in Ton und Struktur weitgehend treu – und geht dabei ein grosses Risiko ein: Es gibt kaum klassischen Plot, wenig Action, keine dramatischen Wendungen im konventionellen Sinne. Die Geschichte ist linear, sie spielt fast ausschliesslich entlang der Route des Marsches. Alles konzentriert sich auf die sich verändernde Psyche der jungen Mäner, auf Dialoge, erschöpfte Blicke, Momente der Stille und kurze Augenblicke der Menschlichkeit in einer durch und durch unmenschlichen Situation. Kein Voice-over, kein innerer Monolog – eine bewusste Entscheidung, die das Geschehen realer, unmittelbarer wirken lässt, aber auch fordernder für das Publikum.

Cooper Hoffman (Sohn des 2014 verstorbenen Philip Seymor Hoffman) überzeugt als zurückhaltender, innerlich zerrissener Ray Garraty. Seine Entwicklung ist subtil, aber spürbar – vom stillen Beobachter zum Überlebenden, der sich selbst kaum wiedererkennt. An seiner Seite brillieren David Jonsson als idealistischer Peter McVries und ein grossartiger Charlie Plummer als verhasster Einzelgänger Barkovitch. Mark Hamill sorgt als eiskalter, fast übermenschlicher Major für eine bedrohliche Präsenz, die über dem gesamten Film schwebt. Seine Figur symbolisiert die Unnahbarkeit des Systems – eine Macht, die weder erklärt noch hinterfragt wird, sondern einfach da ist.

Lawrence gelingt ein ebenso drastischer wie kluger Kniff: Während der erste Tod eines Teilnehmers in voller Härte gezeigt wird – ein brutaler Schockmoment, der das Publikum sprachlos zurücklässt – passieren viele weitere Tode im Hintergrund. Dieser bewusste Perspektivwechsel spiegelt den Abstumpfungsprozess der Jungen. Der Zuschauer durchläuft dieselbe emotionale Erosion – ein brillanter erzählerischer Trick, der die Wirkung des Films noch lange nachhallen lässt.

Natürlich musste sich das Drehbuch einige Freiheiten nehmen. Die Anzahl und das Alter der Teilnehmer sowie das Tempo des Marsches wurden leicht angepasst, die ethnische Zusammensetzung der Gruppe diversifiziert, einige Figuren ausgetauscht und auch Garratys äußeres Erscheinungsbild abgewandelt. Auch seine Motivation für die Teilnahme am Marsch ist im Film stärker konzentriert. Doch all das tritt hinter dem Erhalt des zentralen Themas zurück: der Zerstörung des Individuums durch ein System, das Leistung und Konformität über Menschlichkeit stellt.

Besonders mutig ist das neu interpretierte Ende. Zwar unterscheidet es sich deutlich vom Buch, bleibt aber ebenso tragisch und offen – vielleicht sogar noch klarer in seiner Botschaft. Wo King das Finale andeutet, macht es Lawrence expliziter, ohne die Deutungshoheit aus der Hand zu geben. Damit zerstreut der Film die größte Sorge vieler Fans: dass das Ende verwässert oder gar romantisiert werden könnte. Das Gegenteil ist der Fall – es ist verstörend, bitter und konsequent.

The Long Walk ist kein Film für den schnellen Nervenkitzel. Er ist ein düsteres, langgezogenes Psychodrama, das in seiner Trostlosigkeit an The Road oder Komm und sieh erinnert – durch die konsequente Ausleuchtung menschlicher Ausnahmesituationen. Die Kritik an staatlicher Gewalt, an Medien, die Leid zur Unterhaltung umfunktionieren, an einer Gesellschaft, die Leistung als Existenzberechtigung verkauft, ist heute aktueller denn je. Im Schatten von Trump ergibt sich ein finsteres Bild von machthungrigen Individuen, die bereit sind, die Jugend für ihre Zwecke zu opfern.

Dass King dieses Werk im Alter von 18 Jahren verfasst hat, ist kaum zu glauben. Die Themen – Gruppenzwang, Todesangst, Kameradschaft, Identitätsverlust – sind reif, komplex und erschreckend universell. Lawrence gelingt es, diese Themen ins Heute zu transportieren, ohne sie mit modernem Zynismus zu überfrachten. The Long Walk ist ein Film, der keine Antworten gibt, sondern unbequeme Fragen stellt – über unsere Empathiefähigkeit, unser Verhältnis zu Macht und unsere Bereitschaft, mitzulaufen, obwohl wir wissen, wohin es führt.

The Long Walk ist keine typische Stephen-King-Verfilmung – und genau das macht sie so stark. Wer eine laute, actionreiche Dystopie erwartet, wird enttäuscht. Wer sich jedoch auf einen stillen, intensiven und psychologisch aufwühlenden Film einlassen will, wird belohnt. Lawrence hat nicht einfach ein Buch verfilmt – er hat ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit übersetzt, in einer Welt, in der wir zunehmend fremdbestimmt werden. Dieses Gefühl bleibt an uns haften, auch wenn wir den Kinosaal längst wieder verlassen haben.
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Mittwoch 10.09.2025
NAM JUNE PAIK: MOON IS THE OLDEST TV
Ab 11. September 2025 im Kino
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Nam June Paik ist ein Fixstern der Kunstavantgarde des 20. Jahrhunderts und wohl der berühmteste koreanische Künstler der Moderne. Seine bahnbrechenden Arbeiten waren für den internationalen Durchbruch der Meidenkunst in den 1960er und 1970er Jahren maßgeblich. Schon früh hatte er die Vision einer Zukunft, in der „jeder seinen eigenen Fernsehkanal haben wird“, durch Social Media sind seine Visionen heute unsere Realität. Nun bringt die Regisseurin Amanda Kim zum ersten Mal die Geschichte von Paiks rasantem Aufstieg in der Kunstwelt auf die Leinwand: von seiner Ausbildung in München und seinen Anfängen in der Fluxus-Bewegung bis hin zur Auswanderung nach New York und seiner Etablierung als Pionier der Videokunst.

NAM JUNE PAIK: MOON IS THE OLDEST TV ist eine Meditation über die paradoxe Macht der Massenmedien, gleichzeitig autoritäre Tendenzen zu befeuern und interkulturelle Verständigung zu stärken. Der Film verbindet selten gesehenes Archivmaterial und Auszüge aus Nam June Paiks Texten mit Begegnungen mit seinen Weggefährt*innen wie John Cage, Marina Abramovi?, Joseph Beuys, Charlotte Moorman oder Peter Brötzmann.

Ein Film von Amanda Kim

Den Schalk im Nacken, hunderte Fernseher auf dem Gewissen, Buddha in tiefer TV-Meditation – ein Tanz durch die künstlerische Avantgarde, beginnend in den 60er Jahren. Nam June Paik war Visionär, erklärter Weltenbürger und Wegbereiter für Video- und Medienkunst. Geboren im von Japan besetzten Korea führte ihn sein Studium nach Deutschland, seine Arbeiten schließlich in die USA. Das Neue war ihm wichtiger als das Schöne, Kompromisse keine Option. Während der Regen im New Yorker Apartment durch die Decke tropft, diente seine Ästhetik als Vorbild kommerzieller Popkultur. Filmemacherin Kim verdichtet Archivaufnahmen, Interviewfragmente und Erinnerungen von Weggefährt*innen zu einer rauschend-bunten Hommage an einen außergewöhnlichen Künstler und Menschenfreund.


Kurzbiographie Amanda Kim

Amanda Kim ist eine in Tokio aufgewachsene, koreanisch-amerikanische Regisseurin und Produzentin. Nach ihrem Abschluss in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Brown University hatte sie viele Gelegenheitsjobs in der Musik-, Mode- und Designbranche, bevor sie einen Job bei Vice Media fand. Als ehemalige Kreativdirektorin bei Vice Media leitete sie die US-Videoregie für i-D, Creators und das Garage Magazine. Kim arbeitete auch bei Viceland, dem Fernsehsender von Vice, als kreative Produzentin in einem experimentellen Inkubator, wo sie ein Produktionsteam leitete, um Pilotfilme und innovative Inhaltsformate zu testen. NAM JUNE PAIK: MOON IS THE OLDEST TV ist ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm.


INTERVIEW MIT REGISSEURIN AMANDA KIM

Beschreiben Sie Ihre erste Begegnung mit Nam June Paik, als Name oder als Künstler.
Nun, Nam June gehört in Korea zum Nationalerbe. Er ist Koreas berühmtester Künstler. Ich erinnere mich, dass ich seinen Namen schon in sehr jungem Alter gehört habe. Meine Mutter hat Kunst studiert, und mein Vater hat mich in Museen mitgenommen, wo ich seine Werke gesehen habe. Ich hatte immer von ihm gehört, er war mir immer im Unterbewusstsein geblieben. Dann, vor etwa sechs Jahren, als ich begann, mich ernsthaft
mit ihm zu beschäftigen, sah ich [seine Videoskulptur] „TV Buddha“ von 1974. Bis heute ist es eines meiner Lieblingskunstwerke. Ich weiß noch, wie ich dachte: „Wow, das ist seiner Zeit so weit voraus. Ich bin neugierig, was andere darüber denken...“. Ich verband ihn ausdrücklich mit der Geschichte Koreas. Ich war schon immer abergläubisch und an alternativen Geschichten der Spiritualität interessiert, das war also die Initialzündung: seine eigene Beziehung zur koreanischen Spiritualität, diese Art von altertümlicher Form des Schamanismus in Korea.
Nach einer Weile hatte ich eine Menge detaillierte Informationen über Paik zusammengetragen, Dinge, die man nicht in Museen oder alten Katalogen findet. Dann sprach ich mit meinem Freund David Koh, der als Produzent an diesem Film beteiligt ist und schon viele andere Dokumentarfilme produziert hat, und sagte zu ihm: „Nam June ist so interessant, warum gibt es keine Dokumentation über ihn? Ich habe bei meinen eigenen Recherchen so viel herausgefunden.“ Und David sagte: „Oh, das ist ein Projekt, das auf meiner Wunschliste steht. Wir sollten ein Treatment machen.“

Und Sie haben erwähnt, dass David Koh auch einmal mit Nam June zusammengearbeitet hat?
Ja! Als ich ihm von meinen Recherchen erzählte, sagte er: „Ich war Nam Junes Assistent, als ich das College in New York besuchte.“ Er kannte ihn persönlich. Und David sagte, dass Nam June einfach auf einer anderen Ebene arbeitete. Er ließ die Dinge geschehen. Zufallsoperationen. Nam June war so nett zu jedem, den er traf, und er dachte, dass jede Begegnung eine karmische Beziehung sei. Selbst wenn er im Zug neben ein paar Fremden saß oder beim Spaziergang auf der Sixth Avenue mit einer Dame zusammenstieß, war das für ihn von Bedeutung.

Wie sind Sie zum Filmemachen gekommen, speziell zum Dokumentarfilm?
Ich habe mit der Produktion bei VICE begonnen.Ich habe vergleichende Literaturwissenschaft studiert und hatte keine Erfahrung mit dem Filmemachen und der Produktion. Aber ich kam zu VICE und begann, kurze Markeninhalte zu produzieren. VICE war sehr früh im Bereich der Markeninhalte tätig. Sie bauten Marken in diese kurzen Dokumentarfilme ein, die VICE ohnehin machte, und ließen die Marke dafür bezahlen. Dann wechselte ich zum Fernsehen: Viceland. Dort war ich Produzentin, habe Pilotfilme entwickelt und Teams geleitet. Dort habe ich also meine Erfahrungen in der Produktion gesammelt. Aber ich hatte noch keine narrativen Arbeiten gemacht. Dies ist mein erster Langfilm. Ich habe einen Kurzfilm produziert, der 2020 in Sundance lief und fiktional war. Durch VICE hatte ich also Erfahrung mit Dokumentarfilmen.

Wer waren einige Ihrer Einflüsse oder Inspirationen für die Entstehung des Films?
Nun, F FOR FAKE von Orson Welles ist einer meiner Lieblingsdokumentarfilme. Und ich liebe Welles‘ Sinn für Humor und den Stil des Films. Für meinen Film war es wichtig, dass er eine witzige Note beibehält. Er nimmt sich selbst nicht zu ernst, was in der Kunstwelt nicht immer gegeben ist.

Gab es eine bestimmte politische oder ästhetische Dringlichkeit - in der Kunstwelt oder in der globalen Sphäre -, die Sie beim Drehen des Films bewegte?
Mitten während dem Schnitt des Films brach der russisch-ukrainische Krieg aus. Und vieles von dem, was Nam June erlebte, hatte mit dem Kalten Krieg zu tun, der Grund, warum er seine Heimat verließ, hatte plötzlich eine neue Bedeutung. Aber im Großen und Ganzen waren für mich die großen politischen Aspekte nicht unbedingt in den aktuellen Ereignissen enthalten, sondern in den historischen. Ich war daran interessiert, mehr über meine koreanischen Wurzeln, den Koreakrieg und die japanische Besatzung zu erfahren, und wie dies Nam Junes Interesse daran weckte, warum Kommunikation so wichtig ist und wie wir die Sprache überwinden können. Er vertrat die These, dass man nicht dieselbe
wörtliche Sprache wie andere sprechen muss, um mit ihnen zu kommunizieren und sich mit ihnen zu verbinden. Video ist eine andere Art der Kommunikation. Es ist weder koreanisch, noch japanisch, noch deutsch.

Sie beschreiben ihn auch als eine Art „Nostradamus unserer Gegenwart“, der auf erschreckend präzise Weise vorausschauend war.
Mir gefällt auch, wie sehr er die Welt durch eine sehr optimistische Linse betrachtet, was einzigartig und selten ist, nicht nur damals, sondern auch heute. Ich denke, dass Menschen vorausschauend sind, wenn sie einen Makroblick auf die Welt haben. Nam June war nicht nur daran interessiert, hermetisch abgeriegelt Kunst zu machen. Er las ständig die Zeitung, hielt sich über das Neueste in der Technologie, den Aktienmarkt
und die Wirtschaftsteile auf dem Laufenden. Die Fluxus-Ideologie spiegelt dies wider: Das Leben ist Kunst, und die Kunst ist das Leben. Und das Persönliche und das Künstlerische sind bei Nam June Bereiche, die so miteinander verwoben sind, so zusammenhängend. Untrennbar. Nam June erkannte Muster und wusste, wohin wir uns bewegten, und ich hoffe, dass der Film, wie Nam Junes Kunst, dem Publikum einen kritischen Sinn vermitteln kann, der das neueste iPhone hinterfragt, anstatt es blind zu kaufen.

Mir gefällt auch, wie sehr er die Welt durch eine sehr optimistische Linse betrachtet, was einzigartig und selten ist, nicht nur damals, sondern auch heute.
Diese Interpretation gefällt mir sehr. Das ist der Grund, warum Nam June für mich persönlich so inspirierend ist. Er wusste so viel, und er konnte immer die dunkle Seite der Dinge sehen, er sah die binären und die grauen Bereiche. Aber er sah auch die Möglichkeiten. Das ist es, was die Menschen hoffentlich aus dem Film mitnehmen: Egal, wie düster die Dinge sind, egal, wie sehr wir nicht in der Lage zu sein scheinen, die Zyklen der Geschichte zu durchbrechen, wir sollten immer über größere Möglichkeiten und Potenziale nachdenken.

Welche Teile von Paiks Leben haben Sie interessiert oder fasziniert...?
Ich war sehr an seinem frühen Leben interessiert, als sich ein Großteil seiner Psyche entwickelte. Der erste Akt war irgendwann fast eine Stunde lang; es gab so viele interessante Details. Aber zum Video kommt er erst viel später in seinem Leben. Es ist nicht das Medium, das ihn definiert - es ist cool, dass er der Vater der Videokunst ist - aber das war nicht sein Anliegen, nur als Videokünstler bekannt zu sein. Er hat auch Skulpturen,
Installationen und Musikperformances gemacht. Und all diese Dinge hat er neben der Videokunst weiter betrieben. Und deshalb ist er so schwer zu greifen.

Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Wege in der New Yorker Kunstwelt kreuzen - zum Beispiel der Musikkritiker der New York Times, der seine von Cage inspirierten Performances aus den 1960er Jahren kritisiert, aber dann später unerwartet Paiks größter Förderer und ein Vertrauter von ihm wird, als er sich der Videokunst zuwendet...
Es spricht für seine Offenheit. Man kann sich diese Kritiker:innen zu Feinden machen, aber er hat sich mit vielen von ihnen angefreundet. Es ist seine Idee, dass er nicht versucht, eine Trennung oder Grenzen zwischen den Menschen zu schaffen. Er ist nicht wie Jesus oder so, aber er bemühte sich, sich jeglicher Voreingenommenheit bewusst zu sein, mit der wir aufgewachsen sind oder sozialisiert wurden.

Wie hat sich Ihr Wissen über die Freund:innen von Nam June, die Sie interviewt haben, erweitert?
Sie vermittelten einen farbenfrohen, abgerundeten Eindruck davon, wie es war, in der Gegenwart von Nam June zu sein. Aber anfangs war es schwierig, überhaupt an sie heranzukommen, technisch gesehen! Wir begannen die Dreharbeiten auf dem Höhepunkt von COVID-19. Wir wollten die Produktion fortsetzen und dachten, es wäre ganz im Sinne von Nam June, iPhone-Filmmaterial, erschwinglichere Kameras und Zooms einzubinden. Wir dachten auch, dass es cool wäre, hochauflösende und niedrigauflösende Formate zu mischen, was Teil des Stils ist, aber auch eine Reflexion des Archivmaterials, mit dem wir arbeiten mussten. Es ist nicht wie bei der Velvet Underground-Doku von Todd Haynes, wo
alles auf 16mm, 8mm, makellosem Film ist und großartig aussieht. Hier ist es fleckig, mit unterschiedlichen Seitenverhältnissen, einige Teile waren pixeliger als andere.

Ja. Es passt sehr gut zu Paiks Vorgehensweise.
Manchmal haben wir uns daran gewöhnt, wie schlecht ein Meisterwerk aussah, denn in meinen Augen sieht es großartig aus, weil es die Epoche, die Grenzen und Möglichkeiten der damaligen Technologien ehrlich widerspiegelt.

Und es demokratisiert, was ein „gutes Bild“ ist. Heutzutage sind so viele Filmemacher:innen von dem Zwang besessen, ein digitales Bild zu verwenden, das sauber, makellos und perfekt wiedergegeben ist. Aber es liegt eine unergründliche Schönheit in einem Bild, das so aussieht, als würde es noch geladen: Schauen Sie sich zum Beispiel an, was in den neuesten Filmen von Hong Sangsoo passiert.
Sicher! Und ich denke, ein Teil von Nam Junes Arbeit ist die Vermenschlichung der Technologie. Er versteht, dass diese Technologie immer fortschrittlicher wird, aber das Wichtigste ist, zu verstehen, wie diese Technologie der Menschheit dienen und nützen kann, und nicht die Kontrolle zu übernehmen und zu einer kalten Maschine zu werden, die die Menschheit zerstört. Das ist in dem Bild selbst zu spüren. Wenn man die Störung sieht oder sieht, wie kaputt das Bild ist, spürt man die menschliche Note.

Ich glaube, das wird besonders in dem Abschnitt angesprochen, in dem Sie „Good Morning, Mr. Orwell“ behandeln und wie bei der Livesendung alles zusammenbricht. Technisch funktioniert nichts mehr, aber Nam June sieht das alles gelassen und sagt: „Das ist genau das, was wir wollen!“
„Ich habe es einfach laufen lassen!“

Ich finde es toll, dass Sie Steven Yeun Nam Junes eigene Texte lesen lassen.
Ich finde, das erinnert auch ein wenig an Nam Junes Kunstwerke. Nam June hatte diesen Typen namens Russell Connor, der eine Menge von Nam Junes Sachen erzählte, er war Nam Junes Stimme. Das war eines der Dinge, die ich interessant und meta fand: Steven tut das, was Nam June selbst in einer „Good Morning, Mr. Orwell“-ähnlichen Situation getan hätte. Und mir gefiel auch, dass Steven diese wirklich starke Verbindung zu Nam Junes Geschichte spürte, und so hatte ich das Gefühl, dass die Emotionen und der Körper von Nam June hervorgerufen wurden. Man kann Stevens Verbindung spüren, und das hat mir gefallen.

Was war für Sie die größte Herausforderung beim Drehen des Films?
Bei einem Dokumentarfilm weiß man nie, was passieren wird, wie bei Nam Junes Ethos! Das gilt auch für Spielfilme. Mein Partner macht Spielfilme, und ich sehe, dass eine Million Dinge schief gehen können, also muss man wirklich offen für den Prozess sein. Wenn man zum Beispiel Cinema verité macht und einem Thema folgt, hat man keine Ahnung, wohin die Geschichte führen könnte. Dasselbe gilt auch für Archivfilme. Man hat das, was vorhanden ist, und man muss sehr offen für den Prozess sein, und man findet einen Großteil der Geschichte im Schnitt. Man muss sich also auf das Unbekannte einlassen - was für Leute wie mich, die gerne mehr Kontrolle über die Dinge haben, schwierig ist.

Nam June Paik hat in einer Zeit gearbeitet, in der die Technologien, die heute so allgegenwärtig sind, es noch nicht waren. Er ist sehr optimistisch, was die Technologie angeht, aber aus heutiger Sicht gibt es so vieles, wo etwas schief ging: Soziale Medien, Elon Musk, was aus dem Silicon Valley geworden ist. Wie bringen Sie diese beiden Stränge in Ihrem Film in Einklang: den Zynismus gegenüber der Technologie und den Optimismus gegenüber ihren Möglichkeiten?
Immer wenn ich die Arbeiten von Nam June im Museum sah, dachte ich, es gäbe eine Art blinden Optimismus gegenüber der Technologie. Aber als ich den Film drehte, wurde mir klar, dass er zwar hoffnungsvoll war, aber es gibt auch einen unbestreitbaren Zynismus. Letztendlich stellte er immer die neuesten Entwicklungen in Frage. Als er die Satellitenshow ins Leben rief, dachte er nicht nur: „Das ist eine neue und erstaunliche Technologie, lass sie mich nutzen, denn sie wird nur Gutes bewirken.“ Er sah, was während des Kalten Krieges geschah, und fragte sich: „Wie können wir das zum Guten nutzen?“ Es muss nicht nur eine Waffe sein, es kann auch eine Verbindung herstellen. Das ist es, was mich interessiert. Und ich hoffe, dass das Publikum etwas kritischer wird und hinterfragt, wo wir heute stehen, wie wir unsere Technologien einsetzen. Gibt es einen besseren Weg? Und sich nicht nur über das neueste Gadget freut.
Quelle: Verleih
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Sonntag 07.09.2025
ONE BATTLE AFTER ANOTHER
Ab 25. September 2025 im Kino
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Vor 16 Jahren hat die Widerstandsgruppe namens „French 75“ auf einen Schlag 200 Häftlinge aus den Fängen des skrupellosen United States Immigration and Customs Enforcement – kurz: ICE – befreit. Danach verschwanden die Widerständler, darunter auch der von allen nur Ghetto Pat genannte Bob Ferguson (Leonardi DiCaprio), von der Bildfläche. Heute ist Bob getrieben von Paranoia, denn er fürchtet, dass es der damalige ICE-Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) immer noch auf ihn abgesehen hat und ihm aus Rache nach seinem Leben trachtet. Die Sorge scheint zumindest nicht unbegründet, denn heute ist Lockjaw komplett abgedriftet und Teil der rassistischen „Christian Adventurer Club“-Miliz – und er hat es auf Bobs Tochter Willa (Chase Infiniti) abgesehen. Zusammen mit seinen alten Weggefährt:innen Sensei Segio (Benicio del Toro), Deandra (Regina Hall) und Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor) macht sich Bob also auf, sich dem extremistischen Colonel entgegenzustellen.


Ein Film von Paul Thomas Anderson
Mit Leonardo DiCaprio, Teyana Taylor, Sean Penn
Basiert auf dem Roman "Vineland" von Thomas Pynchon.

Warner Bros. Pictures präsentiert „One Battle After Another“, geschrieben, inszeniert und produziert von Paul Thomas Anderson. Die Hauptdarsteller sind die Oscar®- und BAFTA-Preisträger Leonardo DiCaprio, Sean Penn und Benicio Del Toro. In weiteren Rollen sind Regina Hall, Teyana Taylor und Chase Infiniti zu sehen.
Der abgehalfterte Revolutionär Bob (DiCaprio) fristet sein Dasein in einem Rausch aus Drogen und ständiger Paranoia. Eine der wenigen Konstanten in seinem Leben weit abseits der Gesellschaft ist seine temperamentvolle, unabhängige Tochter Willa (Infiniti). Als sein Erzfeind (Penn) nach 16 Jahren plötzlich wieder auftaucht und Willa verschwindet, macht sich der ehemalige Aktivist verzweifelt auf die Suche nach ihr. Vater und Tochter müssen sich dabei den Konsequenzen stellen, die aus Bobs einstigen Handlungen erwachsen sind.
Anderson führte Regie nach seiner eigenen Drehbuchvorlage. Zusammen mit den Oscar®- und BAFTA-Award-Kandidaten Adam Somner und Sara Murphy zeichnete er außerdem für die Produktion verantwortlich. Will Weiske war als Executive Producer beteiligt.
Das Kreativteam bestand aus zahlreichen Personen, die bereits vielfach zusammengearbeitet haben. Dazu gehören die Kameraleute Michael Bauman und Anderson, die für einen Oscar® nominierte und mit einem BAFTA Award ausgezeichnete Produktionsdesignerin Florencia Martin, der für einen BAFTA Award nominierte Editor Andy Jurgensen, die Oscar®- und BAFTA-Award-prämierte Kostümdesignerin Colleen Atwood, die Casting-Direktorin Cassandra Kulukundis und der Oscar®- und BAFTA-Award-nominierte Komponist Jonny Greenwood.
Warner Bros. Pictures präsentiert eine Produktion der Ghoulardi Film Company: „One Battle After Another“ von Paul Thomas Anderson. Den weltweiten Vertrieb übernimmt Warner Bros. Pictures.
Der Film wird in Deutschland ab 25. September 2025 im Kino (VistaVision und 70-mm-Film) und in IMAX®-Theatern zu sehen sein.

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Ab 04. September 2025 im Kino
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Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) kehren zurück, um sich einem ihrer gefährlichsten Fälle zu stellen. Das Ehepaar muss finstere Mächte untersuchen, die stärker und bösartiger sind als alles, was sie bisher erlebt haben. Welcher Fall dieses Mal im Fokus steht, ist noch nicht bekannt. Womöglich wird der Fall des Snedeker Hauses in Connecticut oder der Smurl-Familie in Pennsylvania genauer betrachtet. Ebenso ist möglich, dass der Friedhof Union Cementery in Connecticut eine Aufarbeitung im Film erhält. Dort soll Ed Warren eine „Weiße Lady“ auf Film gebannt haben.

Ein Film von Michael Chaves
Mit Vera Farmiga, Patrick Wilson, Mia Tomlinson, Ben Hardy, Rebecca Calder, Elliot Cowan, Shannon Kook, Steve Coulter, Kíla Lord Cassidy, Beau Gadsdon, Tilly Walker, Molly Cartwright, John Brotherton, Peter Wight, Kate Fahy u.a.


„The Conjuring: Last Rites“, so der Originaltitel, bildet den krönenden Abschluss der „Conjuring“-Hauptsaga, die 2013 mit „Conjuring – Die Heimsuchung“ ihren Anfang nahm. Die Horrorreihe, die auf den realen Fällen des Ehepaars Warren basiert, hat sich schnell zu einem der erfolgreichsten Franchise im Horrorgenre entwickelt. Regisseur James Wan, der die ersten beiden Teile inszenierte und maßgeblich zum Erfolg beitrug, agiert diesmal als Produzent, während die Regie von Michael Chaves übernommen wird, der bereits bei „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ Regie führte. Die Serie ist bekannt für ihre Mischung aus übernatürlichem Horror und den emotionalen Bindungen der Warrens, was auch im finalen Teil beibehalten wird.

In den Hauptrollen sehen wir erneut Vera Farmiga („The Departed“) und Patrick Wilson („Insidious“) als das Dämonologen-Ehepaar Lorraine (1927-2019) und Ed Warren (1926-2006). Das bewährte Duo bringt die notwendige Chemie und Tiefe in ihre Rollen, die die emotionalen und gruseligen Elemente der Serie tragen. Neben ihnen sind Ben Hardy („Bohemian Rhapsody“) und Mia Tomlinson („The Beast Must Die“) ebenso mit von der Partie.

„The Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ wird am 4. September 2025 in den deutschen Kinos anlaufen. Fans des Franchise müssen sich also noch etwas gedulden, bevor sie das große Finale auf der Leinwand erleben können. Der Film wird voraussichtlich mit einer FSK-Freigabe ab 16 Jahren versehen, was für das Genre und die Intensität der Horror-Elemente typisch ist.
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Sonntag 31.08.2025
WENN DER HERBST NAHT
Ab 28. August 2025 im Kino
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Michelle verbringt ihren Ruhestand in einem idyllischen Dorf im Burgund ganz in der Nähe ihrer langjährigen Freundin Marie-Claude. Als ihre Tochter Valérie vorbeikommt und Michelle ihr versehentlich giftige Pilze serviert, eskaliert das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen den Frauen. Valérie unterstellt ihrer Mutter Mordabsichten und untersagt ihr jeglichen Kontakt zu ihrem geliebten Enkel Lucas.
Michelle stürzt in eine tiefe Depression. Doch dann wird Marie-Claudes Sohn aus dem Gefängnis entlassen – bereit, der besten Freundin seiner Mutter unter die Arme zu greifen.

Ein Film von François Ozon
Mit Hélène Vincent, Josiane Balasko, Ludivine Sagnier, Pierre Lottin u.a.

In herbstlich strahlenden Bildern kredenzt Regie-Ikone François Ozon einen raffinierten Thriller, der bis zum Ende mit Überraschungen aufwartet. Der mit den französischen Schauspielstars Hélène Vincent, Josiane Balasko, Ludivine Sagnier und Pierre Lottin hochkarätig besetzte Film feierte seine Premiere auf dem internationalen Filmfestival in San Sebastian, wo er für das Beste Drehbuch und die Beste Nebenrolle ausgezeichnet wurde.
Hélène Vincent war darüber hinaus als Beste Hauptdarstellerin für den diesjährigen César nominiert.


INTERVIEW MIT FRANÇOIS OZON

Mit WENN DER HERBST NAHT kehren Sie zu einem eher intimen Film zurück.
Nach MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN, einer Screwball-Komödie, die mit Ironie und Künstlichkeit spielt, wollte ich wieder ein originales Drehbuch schreiben. Ich hatte Lust, einen Film zu machen, der schlichter und stärker in der Realität verankert ist.
In beiden Filmen geht es um Schuld und Mord, aber dieser Film hat einen ganz anderen Ton, eher im Sinne von Albert Simenon, einem Autor, den ich schon immer sehr mochte. Ich wollte einen einfachen, sanften Ansatz in der Regie, gespickt mit Spannung und Nervenkitzel, die sich aus den komplexen moralischen Dilemmata ergeben, denen die Figuren in dieser Grauzone zwischen Recht und Unrecht ausgesetzt sind. Vor allem aber ging es mir darum, Schauspielerinnen eines bestimmten Alters zu filmen, um die Schönheit in ihren Falten zu zeigen, die ihre Lebenserfahrung und den Lauf der Zeit widerspiegeln.
Ich bin entsetzt darüber, wie schnell ältere Menschen in der Gesellschaft und auf den Bildschirmen aus dem Blickfeld verschwinden. Ich habe dem entgegengewirkt, indem ich Schauspielerinnen in ihren Siebzigern und Achtzigern gefilmt habe, die ihr Alter mit Stolz tragen und es ungekünstelt akzeptieren. Ich musste oft daran denken, wie ich kurz vor den Dreharbeiten zu UNTER DEM SAND mit der damals erst 50-jährigen Charlotte Rampling stand und alle mir schon sagten: „Sie ist zu alt, das wird keinen mehr interessieren!“

Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Film gekommen?
Aus meiner persönlichen Geschichte. Als ich ein Kind war, organisierte eine meiner Tanten ein Familienessen, bei dem sie Pilze zubereitete, die sie selbst gesammelt hatte. An diesem Abend waren alle sehr krank, nur sie nicht, weil sie keine gegessen hatte. Ich war fasziniert von diesem Vorfall und verdächtigte meine Tante, die so nett und fürsorglich war, die ganze Familie vergiften zu wollen (was damals, wie ich zugeben muss, auch mein innigster Wunsch war).
Als ich viel später Sacha Guitrys ROMAN EINES SCHWINDLERS sah, fühlte ich mich natürlich an meine Tante erinnert. Wenn wir Wildpilze kochen, versuchen wir dann nicht mehr oder weniger unbewusst, jemanden loszuwerden?
Ausgehend von dieser Frage habe ich mir eine Figur ausgedacht, die der Inbegriff einer liebevollen Großmutter zu sein scheint, die aber vielleicht doch ein bisschen unheimlicher ist, als es der äußere Schein vermuten lässt.

WENN DER HERBST NAHT erforscht den schwarzen Abgrund unserer unterbewussten Begierden.
Ich wollte die Herausforderungen des Älterwerdens mit den Elementen eines Thrillers verbinden. Vieles bleibt unaus- gesprochen oder wird bewusst der Vorstellungskraft des Publikums überlassen, damit es seine eigene Geschichte erschaffen und das Verhalten der Figuren auf seine Weise interpretieren kann. Das gilt besonders für Michelle und Vincent, den Sohn von Marie-Claude, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Von ihm wissen wir nur, dass er „in seiner Jugend in Schwierigkeiten geraten ist“.
Manchmal erfüllt das Leben unbeabsichtigt unsere tiefsten, dunkelsten Wünsche. Wir neigen dazu, ältere Menschen zu idealisieren oder zu verklären und vergessen dabei, dass sie ein komplexes Leben gelebt haben. Auch sie waren einmal jung, sie haben sexuelle Bedürfnisse, unterbewusste Gedanken und Sehnsüchte. Ich wollte die Ambivalenz in Michelles Wunsch, ihren Enkel wiederzusehen, greifbar machen. Ihre Handlungen sind weder völlig klar noch bewusst gesteuert; sie sind von Zufällen, Umständen und dem Unausweichlichen geprägt.
Ich möchte, dass der Film uns dazu bringt, über unser eigenes Verhalten und unsere Reaktionen nachzudenken, wenn jemand aus unserem Umfeld verdächtigt wird, etwas Verwerfliches getan zu haben – ohne dass es Beweise dafür gibt. Zweifel kommen auf. Wie weit würden wir gehen, um diese Person zu schützen? Diese Fragen scheinen heute besonders relevant, angesichts der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Unruhen.

Sie spielen mit Mehrdeutigkeit, betonen jedoch mehr Michelles lebendige Energie als die Last ihrer Schuld, was sich in der Art zeigt, wie Sie sie in ihrem Alltag filmen.
Es war mir wichtig, den Film mit dem Alltag dieser 80-jährigen Frau zu eröffnen, die in ihrem schönen Haus auf dem Land lebt. Sie kümmert sich um ihren Gemüsegarten, geht in die Kirche, fährt ihre Freundin herum, isst allein … Ihr Leben hier unterscheidet sich stark von dem, das sie einst in Paris führte. Ihre Tage sind von Stille geprägt. Oft bleiben Dinge, die gesagt werden könnten, unausgesprochen. Michelle ist in gewisser Weise zurückhaltend. Sie erschafft ihre eigene Wahrheit, ohne manipulativ zu sein. Es ist ihr Überlebensmechanismus.

Im Zentrum von WENN DER HERBST NAHT steht auch die Freundschaft zwischen Michelle und Marie-Claude. Sie bestimmt das Tempo des Films.
Die Idee von Freundschaft und Schwesternschaft war auch in MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN präsent, in dem sich zwei junge Freundinnen gegenseitig helfen. Hier jedoch stehen zwei weitaus ältere Frauen im Mittelpunkt, die denselben Beruf und eine gemeinsame Vergangenheit haben. Ich wollte die Freude einfangen, die sie daran haben, einfache Momente miteinander zu teilen. Michelle und Marie-Claude sind wie Schwestern, von denen eine eindeutig mehr gelitten hat als die andere. Marie-Claude besitzt weder Michelles Stärke noch ihre Schuldlosigkeit. Sie weiß nicht, wie sie mit der Realität umgehen soll – es fühlt sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Das hat Spuren an ihrem Körper hinterlassen und sie wird krank, weil sie es nicht verarbeiten kann. Sie fühlt sich für die Probleme ihres Sohnes verantwortlich und grämt sich mit der Frage, was sie als Mutter falsch gemacht hat. Michelle hingegen geht leichter damit um und sagt: „Wir haben unser Bestes gegeben!“

Was hat Sie dazu bewogen, Hélène Vincent und Josiane Balasko auszuwählen, diese beiden Freundinnen zu spielen?

Wir haben bereits an GELOBT SEI GOTT zusammengearbeitet, in dem sie ebenfalls Mütter spielten. Diese Rollen waren zwar kleiner, aber dennoch wichtig. Ich habe die Zusammenarbeit mit jeder von ihnen sehr genossen und wollte sie fortsetzen. Diese Rollen waren zwar kleiner, aber dennoch wichtig.
Hélène Vincent hat nicht viele Hauptrollen im Kino gespielt. Sie ist eine großartige Darstellerin, die sowohl Härte als auch echte Zärtlichkeit ausdrücken kann. Sie hat eine alltägliche Schönheit, die faszinierend zu beobachten ist. Sie hat sich vollkommen in ihre Rolle vertieft. Zufällig lebt sie in Burgund, nicht weit von dem Ort, an dem wir den Film gedreht haben.
Josiane Balasko verkörpert das Schuldgefühl und die bescheideneren Lebensumstände von Marie-Claude in jeder ihrer Bewegungen. Ihr Körper und Gesicht vermitteln eine starke Menschlichkeit.
Pierre Lottin, der Vincent spielt, hatte ebenfalls eine kleine Rolle in GELOBT SEI GOTT. Er ist sowohl gutaussehend als auch beängstigend und bringt Ambiguität und einen Hauch von Doppeldeutigkeit mit. Er war perfekt für die Rolle dieses charmanten und gefährlichen Mannes, einer zerrissenen Seele, von der wir spüren, dass sie jederzeit wieder aus der Bahn geraten könnte.

Und wie war es, wieder mit Ludivine Sagnier und Malik Zidi zusammenzuarbeiten?
Ich habe das letzte Mal vor über zwanzig Jahren mit Ludivine an SWIMMING POOL gearbeitet. Es war bewegend und eine große Freude, wieder mit ihr zu filmen und sie in der Rolle einer zerbrechlichen, aggressiven und von Schmerz belasteten 40-jährigen Frau zu zeigen.
Was Malik Zidi betrifft, so erweckt allein seine Präsenz und seine Körperlichkeit die Rolle des entfremdeten Ehemanns sofort zum Leben. Er hatte bereits mit Ludivine in TROPFEN AUF HEISSE STEINE zusammengearbeitet. Nur wenige Filmkenner und ich wissen von dieser Verbindung zwischen ihnen, aber sie trägt dazu bei, die Beziehung der Charaktere zu vertiefen.
Und Sophie Guillemin ist perfekt in der Rolle der Ermittlerin. Sie hat eine Schönheit, ein Licht, eine Sanftheit und diese intensive Art andere anzuschauen. Ich hatte das Gefühl, dass die Kommissarin eine Frau sein musste. Eine verständnisvolle Frau, die sich entscheidet, den Fall zu beenden und andeutet, dass diese zerbrochene, aber immer noch funktionierende Familie sie an ihr eigenes Leben als alleinerziehende Mutter erinnert.


Im Mittelpunkt des Films steht auch die starke Bindung zwischen Michelle und ihrem Enkel Lucas.
Ich wollte den Kontrast zwischen Jugend und Alter einfangen, die Hände von Enkel und Großmutter verflochten filmen, die Bindung zwischen Großeltern und Enkeln zeigen. Michelle führte ein sehr bewegtes Leben, aber jetzt ist sie im Ruhestand und möchte die Natur, ihre gute Freundin und ihren Enkel genießen. Es gibt Ruhe, Wohlbefinden, eine beruhigende tägliche Routine, eine gewählte Einsamkeit … bis zu dem Moment, in dem sie ihren Enkel nicht mehr sehen darf. Plötzlich fühlt sich alles schwer an. Sie kann morgens nicht mehr aufstehen, schläft den ganzen Tag, fällt in eine Depression.
Michelle ist liebevoll und fürsorglich, aber ihre Tochter ist nicht empfänglich dafür, also lindert Michelle ihr frustriertes Bedürfnis zu geben und zurückzugeben, indem sie es mit ihrem Enkel tut. Oft ist es leichter, wenn man eine Generation überspringt. Am Ende gibt Michelle ihrem Enkel die Schlüssel zu dem Haus, das ihre Tochter – besorgt um Geld und nachtragend wegen Michelles Vergangenheit – gewaltsam von ihr zu nehmen versuchte. Wo die Tochter forderte, erhält der
Enkel.

Michelles Vergangenheit verdeutlicht die Schwere dieses Erbes und die Problematik, es weiterzugeben.
Ihre Vergangenheit ist kein Deus ex Machina, der alles erklärt. Eine Tochter kann unabhängig von deren Beruf Probleme mit ihrer Mutter haben. Aber sie wirft Licht auf die Spannung zwischen dieser speziellen Mutter und Tochter. Michelles und Marie-Claudes Vergangenheit ist ein Kieselstein im Schuh ihrer Kinder. Bei meinen Recherchen habe ich herausgefunden, dass es allgemein zwei Arten von Reaktionen gibt. Entweder verteidigt das Kind die Mutter und sieht sie als Opfer, das jetzt Hilfe braucht, um Gesundheitsversorgung, Rente usw. zu bekommen. Oder das Kind lehnt die Mutter ab, abgestoßen und schockiert von dem, was sie getan hat. Kurz gesagt, das Verhalten von Vincent und Valérie veranschaulicht diese beiden gegensätzlichen Reaktionen, obwohl natürlich noch mehr dahintersteckt.

Warum wollten Sie den Geist von Valérie darstellen?
Ich habe es immer geliebt, Geister auf die Leinwand zu bringen, seit Bruno Cremer einen in UNTER DEM SAND gespielt hat. Wir leben mit unseren Geistern, besonders wenn wir älter werden. Da der Film aus Michelles Perspektive erzählt wird, schien es mir wichtig, ihre Angst davor, senil zu werden, und die Schuld, die sie quält, durch die gespenstische Präsenz ihrer Tochter körperlich darzustellen. Ich wollte eine unheimliche Fremdheit und eine psychologische Spannung erzeugen.
Wird der Geist Michelle dazu bringen, etwas zu sagen oder zu tun? Am Ende hilft er ihr, fast wie eine Therapie. Valérie lebt in Michelle weiter, aber vielleicht in einer sanfteren Version. Michelle kann mit dem Geist leichter sprechen als mit ihrer Tochter, als sie noch lebte. Der Geist ist Teil von Michelles Überleben und ihrer Heilung und lässt sie sogar zugeben, dass sie erleichtert ist, dass Valérie nicht mehr da ist. Er schafft Raum für eine Art Versöhnung zwischen Mutter und Tochter.

Und die Wahl von Sacha und Evgueni Galperine, den Soundtrack zu komponieren?
Wir hatten bereits bei GELOBT SEI GOTT zusammengearbeitet, und ich war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Vor dem Dreh gab ich ihnen das Drehbuch zum Lesen und bat um subtile, atmosphärische Musik, die tiefgründige, unbewusste Spannung erzeugen würde. Bevor sie irgendwelche Bilder sahen, schrieben sie eine wunderschöne Melodie, zu der sie das Geräusch fallender Blätter hinzufügten. Das leitete uns bei der Schnittarbeit und der Schaffung weiterer musikalischer Passagen. Für die Szene in Vincents Bar schien das Lied „Aimons-Nous Vivants“ von François Valéry emblematisch für den Geist des Films, der – jenseits der Umstände – vor allem Michelles Freundschaften, ihre Resilienz und ihre Fähigkeit, zu überleben, thematisiert.

Die Natur spielt eine zentrale Rolle im Film.
Es war mir wichtig, diese intime Geschichte im Burgund anzusiedeln, einer Region, die ich liebe und in der ich als Kind meine Ferien verbracht habe. Wir haben in Donzy, in der Nähe von Cosne-sur-Loire, gedreht, einer Gegend, die nicht oft gefilmt wird. Nach einigen städtischen Filmen war es schön, diese ruhige Landschaft zu filmen und einen Teil meiner Kindheit wiederzubeleben. Der Film untersucht die Herbstjahre des Lebens, aber auch die herbstliche Schönheit dieser Landschaften. Natur und der Rhythmus der Jahreszeiten spiegeln sich in den Farben, dem Licht, dem Klang und dem Wasser, das durch die Kanäle fließt.
Der Film beginnt und endet im Wald im Herbst. Metaphorisch verschmilzt Michelle mit der Natur, umgeben von Farnen, und geht wie ein Pilz zurück zur Erde. Es ist der Lebenszyklus.
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