Kallmann Museum: Sammlung Lothar Schirmer – Zeitgenössische Kunst von Cy Twombly bis Peter Handke
Sammlung Lothar Schirmer – Zeitgenössische
Kunst von Cy Twombly bis Peter Handke
Ausstellung vom 05. Oktober 2025 bis 01. Februar 2026
Kallmann Museum Ismaning
Anlässlich des diesjährigen 80. Geburtstags des bedeutenden Münchner Sammlers und Verlegers Lothar Schirmer stellt das Kallmann-Museum dessen herausragende Sammlung zeitgenössischer Kunst in einer repräsentativen Auswahl vor. Gezeigt werden Fotografien, Zeichnungen, Gemälde und Objekte von prägenden Vertreter*innen der Kunst des 20. Jahrhunderts. Joseph Beuys, Cy Twombly, Cindy Sherman, Jeff Wall, Claes Oldenburg, Bernd und Hilla Becher oder August Sander sind ebenso vertreten wie Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Struth, Cornelius Völker und Wiebke Siem.
Insgesamt sind über 100 Arbeiten von 38 Künstler*innen zu sehen. Lothar Schirmer begann seine inzwischen mehr als sechs Jahrzehnte
währende Sammeltätigkeit bereits als siebzehnjähriger Schüler. Getrieben von jugendlicher Leidenschaft für die Kunst seiner Zeit erwarb er in den
1960er Jahren mit schmalem Budget und teilweise auf Ratenzahlung erste Arbeiten von Cy Twombly und Joseph Beuys und bewies schon damals einen visionären Blick für wichtige Bewegungen innerhalb der zeitgenössischen Kunst. Die persönlichen Begegnungen mit diesen beiden
Künstlern, die Schirmer in ihren Ateliers in Rom und Düsseldorf besuchte, markieren zudem den Beginn teilweise jahrzehntelanger, enger und
freundschaftlicher Beziehungen zu den von ihm gesammelten Künstler*innen. Diese Beziehungen vertieften sich, als Lothar Schirmer 1974 in München den Schirmer/Mosel Verlag gründete. Zu den meisten in seiner Sammlung vertretenen Künstlern verlegte er wichtige Monographien und verzahnte so das Sammeln mit der verlegerischen Tätigkeit.
Die Ismaninger Ausstellung gliedert sich in drei Abteilungen, deren umfangreichste der Fotografie gewidmet ist. Beginnend mit Heinrich Zilles
Vintage-Abzügen Berliner Stadtansichten führt die Ausstellung über die sachlichen Fotografien August Sanders und Albert Renger-Patzschs zu den systematisch angelegten Typologien von Industriebauten und Fachwerkhäusern von Bernd und Hilla Becher, mit denen sie zu Wegbereitern einer dokumentarisch-konzeptuellen Fotografie wurden.
Daneben werden die Vertreter*innen der Becher-Schule mit Werken von Laurenz Berges, Claus Goedicke, Andreas Gursky, Candida Höfer, Simone Nieweg, Thomas Ruff, Jörg Sasse, Thomas Struth und Petra Wunderlich umfangreich in der Ausstellung präsentiert. Viele von ihnen eint ein neutraler Blick und eine objektivierende Sichtweise sowie der Hang zum großen Format, mit dem das Foto Form und Funktion von Gemälden
annimmt. Die Großfotografie begegnet uns auch bei den Langzeitbelichtungen Michael Weselys, die Zeitverläufe visuell erfahrbar machen, sowie bei Cindy Sherman und Jeff Wall.
Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung ist die Zeichnung, die in einer durch eine besondere Sensibilität und Feinheit gekennzeichneten Ausprägung vertreten ist, unter anderem mit erstmals gezeigten Arbeiten von Peter Handke, diesen aus der Perspektive des Spaziergängers
entstandenen zeichnerischen Miniaturen. Joseph Beuys wird mit außergewöhnlich ausdrucksstarken frühen Zeichnungen aus den 1940er
und 1950er Jahren vorgestellt. Sie werden mit Multiples, handgeschriebenen Manuskriptseiten von Beuys, Fotografien seiner Aktionen von Ute Klophaus sowie dem ersten von Lothar Schirmer verlegten Buch zu einer umfassenderen Präsentation zusammengeführt, die die herausgehobene Rolle von Joseph Beuys in der sammlerischen und verlegerischen Tätigkeit Lothar Schirmers unterstreicht. Daneben stehen
die kontemplativen Ryoanji-Zeichnungen von John Cage, sowie Cy Twomblys Zeichnungen aus den 1960er Jahren, in denen Linie, Schrift und
Geste zu einer poetischen, oft mythisch aufgeladenen Bildsprache zusammenfinden. Ein weiteres Beispiel einer sensiblen Zeichenkunst ist
Hanne Darbovens mehrteilige Schreibzeichnung zu Philipp Otto Runge.
In der dritten Abteilung sind die aktuelle zeitgenössische Malerei und Bildhauerei in Deutschland mit Cornelius Völker, Martin Assig und Wiebke
Siem eindrucksvoll vertreten. Während die großformatigen Gemälde von Martin Assig sich über eine innerliche, poetisch-spirituelle Bildwelt mit
dem Menschsein auseinandersetzen, zeigen die Gemälde von Cornelius Völker gewöhnliche, teils vollkommen banale Motive, die jedoch durch die Sinnlichkeit der Malerei Bedeutsamkeit erhalten und unsere Wahrnehmung der Alltagswelt hinterfragen. Eine zentrale bildhauerische Position vertreten die humorvollen, psychologisch aufgeladenen Arbeiten von Wiebke Siem, die sich mit Identität, Geschlechterrollen und kulturellen
Zuschreibungen auseinandersetzen.
Mit einem humorvollen Seitenblick werden zudem Preziosen alter Meister von Gabriel von Max, Philipp Otto Runge oder Jean-Étienne Liotard in die Präsentation integriert, die von Schirmers ganz eigenem Blick auf die Kunst und das Sammeln erzählen.
Die Ausstellung präsentiert die Schwerpunkte einer außergewöhnlichen Sammlung, die aus einem sehr persönlichen Blick auf die Kunst entstanden ist und dabei zentrale Positionen der zeitgenössischen Kunst und Fotografie umfasst.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Schirmer/Mosel Verlag.
Kallmann-Museum
Schloßstr. 3b,
85737 Ismaning
Abbildungen:
- Jean-Étienne Liotard
Lesende Frau in orientalischer Kleidung
um 1750-1755
Öl auf Leinwand
46 x 53,5 cm