Sebastian und Daniel Selke sind Anfang der 1980er Jahre in Ostberlin geboren. Kurz darauf war die DDR Geschichte. So ist es nur logisch, dass sich die Brüder, nicht einmal 40jährig, schon mit der eigenen Vergangenheit beschäftigen. Als Musiker versteht sich! Als Duo spielen sie Cello und Keyboards und nennen sich Ceeys. Auf ihren bisher drei sehr bemerkenswerten Veröffentlichungen thematisieren sie ihre Kindheit, die Jugend und den Mauerfall. Musikalisch angelegt ist diese sehr persönliche Aufarbeitung im musikalischen Grenzbereich von Klassik, Ambient, Minimal Music, Jazz und Pop. Auch ihr letztes Album HAUSMUSIK, aufgenommen im ehemaligen Rundfunkhaus der DDR in der Berliner Nalepastrasse, in dem auch Nils Frahm ein Studio betreibt, beeindruckt durch eine sehr eigenwillige Ästhetik. Das Duo nutzt ältere (osteuropäische) Instrumente (Gefell-Mikrofone, russische Oktava-Mikros, tschechische Bandmaschinen vom Typ Tesla u.a.), interpretiert die Kompositionen jedoch mit einem zeitgenössischen Verständnis. Trotzdem klingt die Musik nicht nach Widersprüchen. Trotzdem sind es Gegensätze, von denen sich die Brüder Selke inspiriert fühlen und die ihre Musik so individuell erscheinen lassen.
KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?
Brüder Selke: Meist waren und sind es historische Etappen und Wendepunkte, die unsere Arbeiten entscheidend prägen. Seit 2016 arbeiten wir an einer Anthologie, die wir unter dem Alias CEEYS veröffentlichen. Sie beschäftigt sich mit unserer Kindheit in Ost-Berlin vor und nach der Wende 1989.
Der ursprünglich als Trilogie konzipierte, später weitergedachte CEEYS-Katalog, kann auch in drei aufeinanderfolgenden Dilogien verstanden werden: THE GRUNEWALD CHURCH SESSION & CONCRETE FIELDS (von ersten fragmentarischen Kindheitserinnerungen zu den 1980er-Jahren), WÆNDE & HIDDENSEE (vom historischen Wendepunkt im Jahr 1989 zu den dubiosen, vom Widerstreit zwischen Aufbruch und Resignation gekennzeichneten, 1990er-Jahren), HAUSMUSIK & MUSIKHAUS (ein akustisches Solo- und ein programmiertes Rework-Album aus der Gegenwart). Zuletzt brachte uns die Covid-Krise zu radikalem Umdenken, und so haben wir in diesem Jahr begonnen, unter unserem bürgerlichen Namen „Brueder Selke“ zu veröffentlichen.
KK: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
BS: Alles dient nicht allein einer Erzählung aus der Vergangenheit, charakterisiert durch die bedrohliche Teilung der Welt in Ost und West, sondern steht darüber hinaus im ständigen Dialog zwischen scheinbarer Kontroverse und erstrebter Harmonie im Zusammenspiel unseres Duos. Die Musik hilft uns, Gedanken und Gefühle zu formulieren und dabei in Austausch mit dem geneigten Zuhörer zu treten.
KK: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?
BS: Das in seinem Wesen improvisierende Moment unserer Musik ist nicht zuletzt geprägt durch den zu DDR-Zeiten gelernten feinsinnigen Umgang mit materiellem Mangel. Mal streikt die alte, von uns zuvor restaurierte Rhythmus-Box, oder individuell spontane musikalische Einfälle sorgen für Überraschung beim Partner. Wir versuchen einfach, damit umzugehen und genau diesen Erarbeitungsprozess in unser Spiel zu integrieren. Das ist nicht immer leicht, aber reizvoll und vollkommen befreit von der somit unnötigen Sorge, Fehler zu machen. Und so vertrauen wir mit Spielfreude wieder einzig unserer Intuition.
KK: Welche Erlebnisse haben Sie zuletzt stark beeindruckt?
BS: Auch uns hat die Pandemie in ihren Wellenbewegungen zunächst aus dem Rhythmus gebracht. So musste unser Q3Ambientfest zweimal verschoben werden, kam aber schließlich digital, quasi als weihnachtliche Online-Edition, heraus. Ein Beispiel dafür, dass Einschränkungen Herausforderungen sind, die uns immer wieder zu kreativen Überlegungen zwingen, Lösungen und endlich auch einen Weg zu finden. So sehen wir diese Zeit sehr wohl als bedrückendes und bedrohliches Ereignis, aber wir betrachten sie auch als Chance, erfinderische Perspektiven für ihre Bewältigung zu finden.
KK: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?
BS: Es ist immer gut, wenn man merkt, dass selbst die derzeitige Situation dem gemeinschaftlichen musikalischen Gedanken kaum schaden konnte. Zuletzt waren wir fünf eingeschworene Künstler, die durch produktive und zugleich harmonische Aufnahmen im heimischen Wohnzimmer das Q3Ambientfest 2020 am Leben hielten. Die breite Solidarität und herzliche Empfehlungen gleichgesinnter Musikliebhaber und Freunde haben uns mit den Planungen für die Ausgabe 2021 beginnen lassen.
KK: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?
BS: Früh hat uns die Komplexität des Kammermusikrepertoires für Cello und Klavier beeindruckt. So sind bis heute Einflüsse von Bach, Beethoven und Debussy in unseren eigenen Stücken zu hören. Aber auch die beinahe vergessenen Kompositionen ostdeutscher Formationen wie Toni Krahls Rockgruppe CITY, Frank Fehses Synthesizer-Duo KEY oder Reinhard Lakomys „Geschichtenlieder für Kinder“, „Der Traumzauberbaum“ und die Electronics-Platte „Das Geheime Leben“ haben wir früher oft gehört. Dabei versuchen wir natürlich nicht stehenzubleiben und orientieren uns so auch an Arvo Pärt, Arthur Russell und Philip Glass, ebenso an zeitgenössischen Kollegen wie Hildur Gudnadóttir, Nils Frahm, Colin Stetson und Sarah Neufeld. Aber auch dieses Spielfeld erweitert sich zurzeit und wir erhalten spannende Anfragen von abstrakteren Künstlern, die sich gern beim Q3Ambientfest ausprobieren würden.
KK: Hören Sie eher CD oder Vinyl?
BS: Gerade haben wir mit dem New Yorker Komponisten und Produzenten Eric Maltz die Kollaboration ZERO CROSSING vorgelegt. Neben der digitalen Veröffentlichung haben wir uns physisch zum ersten Mal für das Kassettenformat entschieden. Das klingt zunächst nicht so hochwertig. Hält man das Medium aber in Händen und erinnert sich dabei an seine ersten Aufnahmeversuche am heimischen Stern-Recorder, entwickelt sich eine ganz andere Dynamik, ein eigener Charme. Jedes Format trägt seinen persönlichen Ausdruck, und Vinyl scheint dabei insbesondere klanglich derzeit das Maß der Dinge für Kenner; aber aus unserer Sicht ist nach wie vor nichts gegen eine gefühlt retro-futuristische Compact Disc in aufwendig handgemachter Aufmachung zu sagen.
Nicht jeder Kinofilm muss in 3D sein, nur weil es die Technik erlaubt. Wir haben Clips gesehen, die auf dem Handy gedreht wurden und uns bewegt haben. Als Künstler haben wir jedoch die Wahl, unsere Aussage zu treffen, und das Medium sollte diese Idee unterstreichen. Deshalb hören wir grundsätzlich erstmal alles, was uns begeistert – vom Stream bis zur Vinyl.
KK: Was lesen Sie momentan?
BS: Wir lieben historische Anekdoten, weil man oft viele Parallelen und Antworten auf aktuelle Sorgen, Probleme, aber auch Träume und Visionen erhält. Nach einem gemeinsamen Auftritt mit der Potsdamer Autorin Paula Fürstenberg entdeckten wir ihren intelligenten und dabei amüsanten Debütroman „Familie der geflügelten Tiger”. Er stellt auch für uns nach wie vor spannende Fragen, beispielsweise wie es ist, wenn man keine Erinnerungen hat an das Land namens „DDR“, in dem man geboren wurde, also auch wie es sich anfühlt, wenn man auf das Gedächtnis anderer angewiesen ist, um die eigene Geschichte zu verstehen.
KK: Was ärgert Sie maßlos?
BS: Planlosigkeit und Resignation. Es gibt immer einen Ausweg und jeder Morgen ist ein neuer Anfang.
KK: Was freut Sie ungemein?
BS: Die Arbeit auch mit anderen ist ein wesentliches Kernelement und deshalb der Hauptgrund, warum wir 2017 das Q3AMBIENTFEST ins Leben riefen, ein alljährlich sorgfältig kuratiertes Musikfestival, das in der fabrik Potsdam seine adäquate Heimat gefunden hat. Hier laden wir gleichgesinnte Künstler, renommierte Acts und Freunde ein, um mit ihnen nicht nur auf der Bühne zu musizieren, sondern um zugleich eine besondere Verbindung zwischen Musik von Avantgarde bis Pop sowie Potsdams vielfältiger, historischer Architektur herzustellen.
Durch die von den Eltern bereits in der Kindheit geweckte Liebe zu unserer heutigen Heimat Potsdam haben wir darüber hinaus eine Reihe von Film- und Hauskonzerten ins Leben gerufen. Wir arbeiten an einer Foto-Tour durch unser Klingenthal-Studio sowie an einer Ausstellung der Fotoserie, die alle Alben begleitet hat.
Gerade haben wir zwei das Duo-Piano-Album MARIENBORN aufgenommen, das erste unter unserem bürgerlichen Namen. Also, als Brueder Selke erforscht unser zeitgenössisches Duo die Bereiche experimenteller und dabei zugänglicher elektro-akustischer Musik zwischen Avantgarde und Pop weiter. Nach einem Jahr voller Ungewissheit und Überraschungen folgen dennoch auch Veröffentlichungen unter unserem Markenzeichen CEEYS. So ist das HAUSMUSIK-Rework-Album MUSIKHAUS fertiggestellt und erscheint im Herbst 2021. Und dabei sind wir voller Vorfreude auf weitere handverlesene Werke als Brueder Selke. Kurz: Unsere Arbeit ist Antrieb und Hoffnung, Perspektive und Freude zugleich.
KK: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?
BS: Nein – als Schneider und Tischler haben wir uns noch nicht ausprobiert, aber unser Potsdamer Klingenthal-Studio hat dennoch einiges, was auf uns zugeschneidert ist. Wie schon angedeutet: Der tägliche Umgang mit materiellem Mangel zu DDR-Zeiten und damit angetrieben durch eine tief verankerte Notwendigkeit zu improvisieren lässt unser Duo nicht nur mit Cello und Piano experimentieren, sondern hat uns auch geschult im technischen Umgang mit unseren oft antiken Synthesizern aus der sozialistischen Ära. Sebastian hat seinem Setup gerade erst ein Cello hinzugefügt, das aus Klingenthal stammt, einem der traditionsreichen Orte im sächsischen Vogtlandkreis, liebevoll auch „Musikwinkel” genannt.
Im Studio haben wir auch ein Mischpult installiert, das aus Japan stammt. Entwickelt sozusagen im Fernen Osten. Während der 1990er Jahre lag der Fokus der Ingenieure mehr auf hochwertigen Aufnahmen als auf Effekten.
Die Kollektion restaurierter Mikrophone, Federhallsysteme, Tasteninstrumente und Rhythmusboxen, die im damaligen Ostblock zwischen den 1950er und 1980er Jahren gebaut wurden, ist elementarer Bestandteil unserer Musik.
Unsere Hörumgebung haben wir sorgfältig ausgewählt. Wir hören einerseits über ein RFT HIFI Audio System 3930 mit Plattenspieler, Kassettendeck und Radioempfänger. Der Turm besitzt einen Verstärker, einen integrierten Mischer und Entzerrer, wobei der Plattenspieler das ikonische TESLA VM2103 Abtastsystem nutzt, das Beste was die DDR damals zu bieten hatte. Die Anlage ist verbunden mit wundervollen RFT B9151 MERKUR und lässt sich umschalten auf gigantische Vermona Regent Lautsprecherboxen.
Unsere Büromöbel sind überwiegend Originale aus DDR-Zeiten, teilweise wurden sie entworfen von einem Handwerksbetrieb in Ost-Berlin. Beispielsweise wurde das Regal, das unsere Schallplattensammlung sortiert, aus Pappe hergestellt. Bekanntermaßen baute die DDR ja ganze Fahrzeugkarosserien für den allseits bekannten „Trabant“ aus diesem flexiblen und wiederverwertbaren Material. Das Auto bekam gar den Spitznamen „Rennpappe”.
Vor kurzem führten wir ein Interview auf dem Blog eines Schuhherstellers, der zu Ostzeiten unter anderem Sporttreter herstellte und sich inzwischen neu erfunden hat. Auf der Bühne spielen wir eine Tastatur wie eine Orgel mit dem Fuß. Hierfür haben wir darüber hinaus die in der DDR beliebten Freizeitschuhe „Tramper“ wiederentdeckt.
KK: Von welchem Schauspieler / welcher Schauspielerin sind sie in welchem Film beeindruckt?
BS: Als Kinder einer Schauspielerin wurde uns die Liebe zu Theater und Film quasi in die Wiege gelegt. Wir haben uns damals zwar früh für die Musik entschieden, aber wir sehen nach wie vor viele Parallelen zwischen Filmemachern und Komponisten – ein feines Gefühl für zeitliche Koordination, der Wechsel verschiedener Stimmungen, die den Unterschied machen beim Geschichten erzählen. Manch‘ Regisseur ist musikalisch begabt und nimmt seine Filmmusik selber auf. Da ist also ein enges Band, welches beide Welten miteinander verbindet, und wir verneigen uns vor Klassikern wie Charles Chaplin, der selber Cello spielte, vor den zeitlosen Epen von Sergio Leone und seinem seelenverwandten Freund Ennio Morricone oder auch vor Stanley Kubrick, sie alle führten eine innige Beziehung mit der Musik. In Potsdam spielen wir die Flimmerkonzerte im Filmmuseum, eine Konzertreihe, bei der wir Stummfilmklassiker neu vertonen. Nicht ganz zufällig scheint auch Sebastians Entscheidung, als zweiter Solocellist im Deutschen Filmorchester Babelsberg zu arbeiten.
KK: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung nach bisher noch nicht gibt?
BS: Wir sind immer auf der Suche nach neuen klanglichen Ausdrucksformen und lassen uns dabei am liebsten von Entwicklern überraschen. Demnächst treffen ein paar neue Instrumente eines jungen russischen Unternehmens ein, die wir testen dürfen.
KK: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?
BS: Seit über zwanzig Jahren treten wir als Brüder auf, und erst vor kurzem haben wir unser jeweiliges Solodebüt mit der EP Q3A auf einer 7 Inch Vinyl veröffentlicht. Auf der A-Seite Sebastians Titel auf der B-Seite ein Klavierstück von Daniel. Aber selbst diese Platte war eine versteckte Gemeinschaftsproduktion – legt man die beiden Titel übereinander erscheint der versteckte dritte Titel. Übrigens kommt hierzu bald der zweite Teil QP heraus und wieder über das feine Label Oscarson.
Unsere bisher spannendste Zusammenarbeit kam über Gregory Euclide’s Thesis Project und unsere THESIS 17. Gemeinsam mit dem Duo Constant Presence von Peter Broderick und Daniel O’Sullivan widmen wir uns der Weisheit Nothing Special des Zen-Meisters Shunryu Suzuki. Zwei 11-Minuten-Stücke, die zur Meditation einladen.
KK: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle?
BS: Meist kommen die Ideen direkt nach der Finalisierung des alten Projekts. Also, kaum halten wir die fertige Platte in Händen, schwingt schon eine Art Motivation mit, die erste neue Skizzen entstehen lässt. Naja, es ist ein bisschen wie bei der Frage, wer war zuerst da, Henne oder Ei. Für uns jedenfalls ist jedes Ende zugleich der neue Anfang, es ist sogar der beste Moment, Neues zu schöpfen. Bevor wir begannen, eigene Musik zu veröffentlichen, waren es eben die Klänge anderer, die uns antrieben. Jetzt läuft das irgendwie parallel. Ein schöner Moment ist es, wenn wir Künstler zum Q3Ambientfest einladen und daraus wieder Einfälle für Projekte entstehen.
KK: Welche Websites oder Blogs lesen Sie?
BS: Auch das ist ein Wechselspiel. Zu Beginn hatten wir nur unsere Musik. Als dann die ersten Plattformen und Magazine Fragen stellten, entdeckten wir gleich deren Universum mit, und so lernten wir auch viele wundervolle Kollegen kennen. Zuletzt haben wir das kleine, aber sehr besondere „Mols Magazin“ entdeckt. Die Macherin ist selbst multitalentiert. An dieser Stelle einen Dank auch an das „Kultkomplott“ und seine Leser.
KK: Was würden Sie ändern, wenn Sie für einen Tag Staatsminister für Kultur wären?
BS: Wir beide haben zwar ein enges Verhältnis zur Geschichte, aber – vielleicht sogar deshalb – als Gestalter von Politik möchten wir uns gern etwas zurückhalten. Nicht aus mangelndem Interesse, sondern eher aus Respekt vor der Komplexität der Zusammenhänge. Die Welt erscheint uns Wendekindern, als würden scheinbar gelöste Konflikte abgewandelt neu entflammen – tiefere Gräben, höhere Mauern, Abwendung von Freunden, Diskriminierung Andersdenkender, neue Formen von Tyrannei – alte historische Konflikte, die sich auf höherem „Niveau“ wiederholen, eine neue Art „Kalter Krieg“.
Wir freuen uns einerseits über das Engagement einer jungen Generation, denken aber, auch hier muss es ein Miteinander geben. Nur die Kritik allein hat noch Niemandem genützt. Keiner ist unfehlbar, und so gilt es auch hier, eine Balance herzustellen. Um diesen ausgewogenen Zustand zu erreichen, braucht es Eigenschaften wie Geduld und Ausdauer, die heute allzu oft durch die beschleunigenden Medien in Vergessenheit geraten. Demokratie ist anstrengend, weil jeder seine Meinung sagen kann und muss. Es gibt nicht die eine Antwort auf unsere Sorgen und Nöte, und wo Worte nichts mehr bewirken können, kann vielleicht die Musik helfen. Als Teil der Kreativwirtschaft, die durch die Pandemie mit am härtesten getroffen wurde, erinnern wir uns an ein schönes Zitat von Winston Churchill. Als seine Berater im zweiten Weltkrieg Kulturförderungen kürzen wollten, soll der damalige britische Premierminister verdutzt verneint und gefragt haben: "Wofür kämpfen wir dann?"
KK: Wenn Sie eine Autobiographie schreiben würden, wie wäre der Titel?
BS: „Brueder Selke“
KK: Wie stellen sie sich die Zukunft vor?
BS: Bis ins Jahr 2015 war es ein Entwurf ähnlich dem 2. Teil der intelligenten Trilogie „Zurück in die Zukunft“, und bis heute träumen wir von schwebenden Skateboards. Musikalisch suchen wir weiter nach Klängen zwischen Avantgarde und Pop, experimentellen, aber zugänglichen Arbeiten.
Nach Einsätzen unserer Musik im Berliner „Tatort“ und verschiedenen Dokumentarfilmen freuen wir uns über Anfragen von Filmschaffenden für Musikvideos, Filme, die unseren Ansatz nachvollziehen können.
Wir wünschen allen Kollegen und Musikliebhabern Kraft, Zuversicht und Gesundheit, diese schwierigen Zeiten durchzustehen und glauben an ein Wiedersehen bei uns im schönen Potsdam oder gern auch anderswo auf der Welt.