Puchheim. An Vorbildern mangelt es mit Sicherheit nicht. Denn das Klavier im Jazz ist schon seit Jahrzehnten mehr als eine feste Institution. Und entsprechend dieser Tatsache tauchen immer wieder neue, junge Instrumentalisten auf, die entweder versuchen als Autodidakten das pianistische Feingefühl ihrer Favoriten im Verbund mit der eigenen Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen oder sie nehmen den direkten Weg und studieren gleich bei ihren lehrenden Vorbildern.
Zu letzteren zählt der Augsburger Lukas Langguth, dessen gestriger Auftritt im Puchheimer Kulturcentrum PUC eine regelrechte Offenbarung war. Studiert hat der 23jährige bei Leonid Chizhik in München und Rainer Böhm in Nürnberg. Insofern wundert es nicht, dass Langguth in seinen musikalischen Variationen hörbar auf den Spuren großer Impressionisten des Jazz wandelt.
Hier geistern natürlich sofort Namen wie Bill Evans, Keith Jarrett oder Enrico Pieranunzi durch den Raum. Doch es wäre zu einfach, und dem jungen Virtuosen nicht dienlich, ihn künstlerisch allein in diese Ahnenreihe zu platzieren. Schließlich bringt er eine starke eigene Note in seinen Vortrag und hat zudem in Hannes Stegmeier (Bass) und Jonas Sorgenfrei (Schlagzeug) zwei Begleiter zur Seite, deren Leidenschaft und Perfektion auf beispielhafte Weise mit dem Pianisten korrespondieren.
Dieses Trio ist schnell, es reagiert blitzgescheit aufeinander, steckt voller Ideen, Fantasien und spielt trotzdem mit einem beeindruckend gefühlsbetonten Schwung. Es präsentiert sich ungestüm, druckvoll und doch immer mit einem gewissen Hang zur Leichtigkeit. Sie greifen nicht auf Standards zurück, was sicher keine Schande wäre. Aber in den Kompositionen von Lukas Langguth steckt unglaublich viel Wissen um Musik, um harmonische Vielfalt, um melodischen Charme und rhythmische Finesse. Das wirft er wie nebenher in den musikalischen Ring, wirkt unberechenbar und selbst geradezu bestürzend frisch und intensiv.
Hannes Stegmeier und Jonas Sorgenfrei leisten an Bass und Schlagzeug ebenfalls beinahe Schwerstarbeit. Ihre Auslassungen, Verlagerungen und Vorwegnahmen geben der Musik einen ständig wechselnden, dabei forschen Puls. Sie scheinen Freunde hochtouriger Begleitung, die den Vortrag regelrecht entflammen. So wundert es nicht, dass das Trio trotz seines relativ kurzen Bestehens schon etliche Preise einsammeln konnte. Schade nur ist, dass diese Band in Puchheim mit Sicherheit mehr Zuhörer verdient hätte. Oder anders ausgedrückt: Hier haben etliche zu Haus gebliebene tatsächlich etwas verpasst. Denn mit dem Lukas Langguth Trio reift (musikalisch) etwas wirklich Großes!
Jörg Konrad