William Blake
Ein Film von LAURENT CHARBONNIER & MICHEL SEYDOUX
PRESSENOTIZ
Die preisgekrönten Regisseure Laurent Charbonnier (bekannt für seine Bildgestaltung von „Nomaden der Lüfte“, „Unsere Ozeane“) und Michel Seydoux (Produzent u.a.v. „Cyrano von Bergerac“, „Birnenkuchen mit Lavendel“) haben einen Naturfilm produziert, der die Großartigkeit dieses Baumes feiert und dabei ohne jeglichen Begleitkommentar auskommt.
Das Rauschen der Blätter, das Knacken der Äste und ein lebhafter Soundtrack ergänzen die heitere Symphonie der Tiere. Eine detailreiche Bildgestaltung und fantasievolle Montage erschaffen ein Werk, das den Blick auf diesen Lebensraum direkt vor unserer Haustür dauerhaft verändern wird. Ein Film für die große Kino-Leinwand, um mit allen Sinnen in die Natur einzutauchen.
DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE feierte im Rahmen der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin 2022 Weltpremiere in der Sektion Berlinale Special.
REGIE-KOMMENTAR
Laurent Charbonnier und Michel Seydoux
Als größter Baum in den Wäldern der nördlichen Hemisphäre, symbolisiert die "Königin der Bäume" wie kein anderer Baum Macht und Beständigkeit. Für viele ist die Eiche deshalb auch zum Hoffnungsträger für nachfolgende Generationen geworden.
Dreh- und Angelpunkt dieses Films ist eine hundertjährige Eiche und ihr Ökosystem. Diese Eiche ist dabei weit mehr als ein pflanzliches Lebewesen, vielmehr steht sie für einen ganzen Lebensraum.
"Die Eiche" ist der Ort, an dem sich der Plot mit mehreren "Charakteren" im Wandel der Jahreszeiten abspielt. Jedes Tier hat seinen Platz und seine Rolle im Baum: Weit oben warnt der Eichelhäher, ein waschechter Hausmeister, alle anderen Tiere vor drohenden Gefahren. In der Etage darunter ist das Eichhörnchen der unbestrittene Boss des Baums. Im Untergeschoss wird der Keller der Feldmäuse beinahe vom Hagelregen eines heftigen Sommergewitters geflutet. Zunächst müssen sie alle Familienmitglieder retten, bevor die die Eicheln für den Winter einlagern können. Für die winzigen Rüsselkäfer war der Wettereinbruch noch weitaus verheerender. In ihrem Maßstab gerechnet, haben sie gerade einen heftigen Tsunami erlebt. Viele weitere Gefahren lauern auf die Bewohner der Eiche.
Das Publikum wird Zeuge der bemerkenswerten Geschichten, die sich in und um die Eiche abspielen. Um dieses Ökosystem mit allen ihren Arten zu erhalten muss der Kreislauf der Reproduktion ungestört funktionieren. Die Eiche schenkt ihren Bewohnern das Leben und nährt sie, ist aber auch gleichzeitig auf die Geschöpfe angewiesen, die eine Fülle an Eicheln verteilen, aus der die Bäume wachsen. Die Geburt eines Baumes ist das Ergebnis eines sehr fragilen Gleichgewichts.
DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ist ein Schauspiel von wilder Schönheit. Der Film möchte die Geheimnisse unserer Artenvielfalt enthüllen und für ihre Zerbrechlichkeit sensibilisieren.
INTERVIEW MIT CYRILLE AUFORT (Soundtrack)
Wie wurden Sie in dieses Projekt involviert?
Die musikalische Leiterin Varda Kakon hat meinen Namen an Laurent Charbonnier und Michel Seydoux weitergegeben. Ich hatte bereits an einigen Filmen von Luc Jacquet mitgewirkt, zum Beispiel an ZWISCHEN HIMMEL UND EIS und DIE REISE DER PINGUINE. Bei DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE hat mich die Geschichte umgehauen, deren Dreh- und Angelpunkt der Baum als Oberhaupt ist. Ich habe das komplette Storyboard gesehen. Ich wusste auch, dass es kein Voice-Over geben würde und dass die Erzählung stark vom Ton abhängen würde.
Wenn Sie die Originalmusik für einen Film komponieren, in dem die Natur im Mittelpunkt steht, greifen Sie dann auf die großen Klassiker zurück, wie Beethovens 6. Sinfonie, Vivaldis Vier Jahreszeiten oder Strawinskys Le Sacre du Printemps?
Ich habe mir in der Tat die musikalische Sprache dieser großen Komponisten angeschaut. Ich habe mir zum Beispiel Bedrich Smetanas Die Moldau noch einmal angehört. Aber das sind große, übergreifende musikalische Gesten. Bei DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ging es mir viel mehr um die Nähe; etwas, das weit entfernt ist von diesen großen symphonischen Gedichten.
Die Originalmusik für eine Tiergeschichte zu komponieren, muss ganz anders sein als für einen klassischen Film, nicht wahr?
Da es keine Dialoge oder Sprecher gibt, unterstützt die Musik die Erzählung viel stärker als sonst. Sie kann zum Beispiel Dinge andeuten, die auf der Leinwand nicht zu sehen sind. Jean-Paul Rappeneau hat einmal gesagt: "Wenn die Musik dasselbe sagt wie das, was man auf dem Bildschirm sieht, ist sie sinnlos". Ein huschendes Eichhörnchen zum Beispiel: Ohne Musik entgeht dem Zuschauer manches in der Szene. In meinem Fall schaue ich mir den Film ohne Musik an, wie einen langen fortlaufenden Schnitt, und bitte die Regie, mir in einfachen Worten zu erklären, was das Publikum fühlen soll. Und dann gebe ich ihnen meine eigenen Eindrücke wieder. Aber eines ist sicher: Musik ist nicht dazu da, um "Platz zu füllen". Sie muss bedeutend klingen.
Wie haben Sie den Soundtrack komponiert?
Zunächst habe ich drei sehr unterschiedliche Themen vorgeschlagen. Das Problem ist die Eiche. Regungslos. Und im Gegensatz zu einem Schauspieler drückt sie nichts aus. Wie kann man also Gefühle vermitteln? Wir haben uns für ein Thema entschieden, um eine Einheit zu schaffen, zuerst mit dem Chor und dann mit dem Orchester. Ich wollte eine majestätische Melodie. Aber ein Thema, das für Variationen anfällig ist. Ich habe einen Teil zum Beispiel für eine Szene mit den Feldmäusen wiederverwendet. Ich wollte eine kleine Andeutung einer "Aktion". Etwas Hinterlistiges, Schleichendes, wie in einem Spionagefilm.
Wenn man eine Filmmusik komponiert, muss man wissen, wie man erkennt, wann man zu weit geht. Wenn es mehr ist, als man braucht, verliert es seinen Reiz. Man muss etwas Abstand halten. Und man muss ein Gleichgewicht zwischen Musik und Stille finden.