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19. Squarepusher „Dostrotime“
20. Jasper Somsen / Enrico Pieranunzi / Gabriele Mirabassi „Traveller's Waysâ...
21. Mark Lotz „Freshta“
22. Haydn „Symphonies“ Volume 28 / 29 / 30 / 31
23. David Enhco & Marc Perrenoud „Chet“
24. Tim Berne Sunny Five „Candid“
Dienstag 05.03.2024
Squarepusher „Dostrotime“
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Bassist Tom Jenkins hat, bevor er unter dem Pseudonym Squarepusher begann futuristische Drum’N’Bass Beats, Ambient-Soundscapes und Jazz zu kreuzen, Kunst am College of Art and Design in Chelsea studiert. Vielleicht war dies der Grund für seinen Mut, über alle stilistischen Grenzen hinweg Musik aufzusaugen und sie in einem völlig neuen Kontext zu gestalten und in Clubs zu präsentieren.
Mit Sicherheit spielt auch die Schnelllebigkeit der sich stetig verändernden Welt Mitte der 1990er Jahre eine entscheidende Rolle. Denn der Squarepusher-Sound war (und ist) geprägt von hochenergetischer Spannung, ständigen Harmoniewechseln, sich überschlagenden Rhythmuspattern, stolpernden Beats, dröhnenden Synthesizer-Flächen und Bass-Improvisationen. Es klingt häufig wie das manuelle Durchpflügen von Kurzwellenbändern im Radio, mit all den an- und abschwellenden Störgeräuschen und dem Einfluss nehmenden Funkwettern („Das erste wirkliche Interesse, das ich entwickelte, war die Musik. Ich stellte mal diesen Radiosender ein und mal jenen, immer war ich auf der Suche nach Musik, die mir gefiel“, Interview Squarepusher 2021, Zeitschrift GROOVE).
Sein neustes Album „Dostrotime“, wie ein Großteil der Vorgänger beim unabhängigen englischen Label WARP erschienen, geht diesen experimentellen Weg konsequent weiter. Squarepusher spielt mit unterschiedlichsten, gesampelten Versatzstücken, dreht die Geschwindigkeit der Beats gnadenlos in die Höhe und schafft damit eine fiebrige Unruhe im Avantgarde- und Progressive-Jazz-Style. Diese Art Musik ist ein eklektischer Gegenentwurf zum hochdotierten, letztendlich aber manipulierten Mainstreampop heutiger Prägung. Squarepusher integriert, zertrümmert, individualisiert und evolviert die Musikszene als Ganzes und aktualisiert damit den einstigen Revolutionsgedanken zeitgenössischer Popmusik.
Jörg Konrad

Squarepusher
„Dostrotime“
WARP
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Dienstag 27.02.2024
Jasper Somsen / Enrico Pieranunzi / Gabriele Mirabassi „Traveller's Ways“
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Musiker sind ein Großteil ihres Lebens „On The Raod“. Fahrende Gesellen könnte man sagen, die von Ort zu Ort reisen, um Konzerte zu geben, neue Musik aufzunehmen oder einfach nur um Kontakte zu knüpfen. Da liegt es eigentlich auf der Hand Stücke zu komponieren, die sich genau mit diesem Durchqueren von Ländern und Kontinenten beschäftigen und ihre Eindrücke wiedergeben. Genau diese Idee setzt der holländische Bassist Jasper Somsen mit seinem Album „Traveller's Ways“ um. Er komponierte ein knappes Dutzend Songs, reiste anschließend von seinem Heimatort Wageningen über Perugia nach Rom, um hier mit seinen beiden Wunschkandidaten, dem Klarinettisten Gabriele Mirabassi und dem Pianisten Enrico Pieranunzi, dieses Projekt zu besprechen. Aufgenommen wurde „Traveller's Ways“ wiederum im niederländischen Hilversum.
„Traveller's Ways“ ist eine Sammlung von Songs die, kurzweiligen Impressionen nicht ganz unähnlich, Landschaften und Menschen umschreiben. Es sind zum Teil wunderbar eingehende, vitale Melodien, flüchtige Stimmungsbilder, Improvisationen, die illustrierend Atmosphären beschreiben.
Die ineinander fließenden Linien, die jubilierende Klarinette Mirabassis, Pieranunzis beflügelndes Klavierspiel hinterlassen Eindrücke, die Landschaftsbildern recht nahe kommen. Sie bilden zugleich einen Dialog der Verbundenheit, des Erkundens und des sich ergänzens.
Somsen ist ein Bassist, dessen kompositorische Fähigkeiten und reicher Erfahrungsschatz schon immer Grundlagen seiner Aufnahmen waren. Auch hier hat er seinen Mitmusikern die Arrangements auf den Leib geschrieben - wobei deutlich wird, wie nah Reisen, Bewusstsein und letztendlich die Erweiterung des geistig-kreativen Horizonts beieinanderliegen. Ein Album für jeden territorialen Charakter.
Jörg Konrad

Jasper Somsen / Enrico Pieranunzi / Gabriele Mirabassi
„Traveller's Ways“
Challenge
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Mittwoch 21.02.2024
Mark Lotz „Freshta“
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Mark Lotz hat die Weltmusik verinnerlicht. Der Sohn des Jazzhistorikers, Politologen und Wirtschaftswissenschaftlers Rainer Lotz ist in Tübingen geboren, wuchs in Thailand und Uganda auf, studierte selbst Ethnologie und Musikwissenschaften und letztendlich Jazzflöte in Hilversum. Voraussetzungen, die ihm kaum andere Möglichkeiten lassen, als sich intensiv mit Improvisation und Volksmusiken verschiedener Kontinente auseinander zu setzen.
Hinzu kommt ein starkes politisches Bewusstsein, was, alles zusammengenommen, die Grundlage für das Album „Freshta“ bildet. Jede dieser elf Kompositionen auf „Freshta“ ist einer Verfechterin für Gerechtigkeit und Menschenwürde gewidmet, wie der mexikanischen Künstlerin Isabel Cabanillas, die Frauenmorde und Gewalt in der Grenzstadt Ciudad Juárez bekämpfte und aufgrund dessen 2020, selbst erst 26jährig, erschossen wurde, oder der pakistanischen Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai. Ein anderer Song („Mahbouba“) ist eine Hommage an die Mitbegründerin der einflussreichen NGO „Afghan Women’s Network“, der in Kabul geborenen Mahbouba Seraj.
Mark Lotz hat für die Umsetzung seiner kompositorischen Ideen ein deutsch-holländisches Quintett zusammengestellt, das jeder dieser Persönlichkeiten einen Song widmet. Ihm ging es bei der Auswahl der Instrumentalisten besonders darum, dass sie in der Lage sind, komplexer Musik eine emotionale Ebene zu verleihen. Und dies gelingt dem Quintett mitreißend. Es groovt rasant, streift geschickt den Bereich der Kammermusik. Es gibt jazzmusikalische Komponenten aus Afrika und Indien, revolutionär Intellektuelles und traditionellen Swing. Mark Lotz bestimmt mit seinen unterschiedlichen Flöten das Atmosphärische der Musik stark. Selbst kühne Akkorde und deren Wechsel klingen, durch die aufrauschenden, sehr melodischen Solis Lotz, noch luftig und beschwingt. Ein Album, das von seinen dynamischen Kontrasten lebt und ungemein beflügelt.
Jörg Konrad

Mark Lotz
„Freshta“
Zennes Records
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Montag 19.02.2024
Haydn „Symphonies“ Volume 28 / 29 / 30 / 31
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Joseph Haydn (1732-1809) galt schon zu Lebzeiten als ein Genie. Zudem hat er mit seinen Kompositionen das Schaffen von Mozart, Beethoven, Schubert und Brahms maßgeblich beeinflusst. Ohne ihn hätten diese mit anzunehmender Wahrscheinlichkeit eine völlig andere künstlerische Entwicklung genommen. Haydn, der früh Begabte, traf, als Voraussetzung für seine beispiellose Arbeit, die richtigen Leute zur richtigen Zeit, wie den Grafen Karl von Morzin und vor allem den Fürsten Esterházy. Sie alle ermöglichten ihm freie kreative Entfaltung bei wirtschaftlicher Unabhängigkeit.
Nur so war er in der Lage, innerhalb von sechs Jahrzehnten unter anderem 68 Streichquartette, 46 Klaviertrios, 52 Klaviersonaten, 21 Streichtrios, über drei Dutzend Solokonzerte, 4 Oratorien, 14 Messen, etliche Bühnen- und Orchesterwerke und 108(!!) Sinfonien zu komponieren. Ein unglaubliches Oevre, da er so erklärte: „Gewöhnlich verfolgen mich musikalische Ideen bis zur Marter. Ich kann sie nicht loswerden, sie stehen wie Mauern formiert. Ist es ein Allegro, das mich verfolgt, dann schlägt mein Puls stärker, ich kann keinen Schlaf finden. Ist es ein Adagio, dann bemerke ich, dass der Puls langsamer schlägt. Die Fantasie spielt mich, als wäre ich ein Klavier.“
Die Heidelberger Sinfoniker haben es sich zur Aufgabe erklärt, sämtliche Sinfonien dieses erstrangigen Vertreters der Wiener Klassik einzuspielen. Die vorliegende 4CD Box ist die vorletzte Aufnahme dieses 1999 begonnen Projekts. Sie enthält insgesamt vierzehn Sinfonien plus der Sinfonie deest, die im Hoboken-Verzeichnis nicht auftaucht, weil sie erst später entdeckt wurde.
Alle Aufnahmen wurden 2021/22 unter der Leitung von Johannes Klumpp, dem künstlerischen Leiter der Heidelberger Sinfoniker, eingespielt. Es sind wunderbar lebendige, erfrischend verspielte Aufnahmen, die eine ganze Breite an unterschiedlichsten Stimmungslagen, die Haydn imstande war auszudrücken, beinhalten. Die Heidelberger Sinfoniker zeigen sich entsprechend der Vorlagen beeindruckend wandlungsfähig. Elegant bis frech, mit Raffinement und sprudelnder Energie sind die drei- und viersätzigen Sinfonien hoch diszipliniert umgesetzt. Klumpp findet genau den richtigen Ansatz, geht in die Tiefe der Musik, lässt sie von seinem Orchester flüssig wie kraftvoll interpretieren und unterhält den Hörer ebenso anspruchsvoll wie kurzweilig. Fazit: Absolut empfehlenswert!
Gerhard von Keußler

Haydn
„Symphonies“ Volume 28 / 29 / 30 / 31
Heidelberger Sinfoniker unter Johannes Klumpp
4 CD
Hänssler Classic
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Mittwoch 14.02.2024
David Enhco & Marc Perrenoud „Chet“
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Große Melodien in kleinen, aber berührenden Arrangements. Das zeichnet das Album des Trompeters David Encho und des Pianisten Marc Perrenoud aus.Und es sind Songs, von denen ein Großteil zum Repertoire des West Coast Trompeters und Sängers Chet Bakers gehörten, dessen lyrischer wie sparsamer Musizierstil fast all diese Kompositionen für die Ewigkeit adelten. Und so haben Encho und Perrenoud kurzerhand ihre Duo-Aufnahmen „Chet“ genannt.
Unter ihnen sind Jazz-Klassiker, Standards wie „I Fall In Love Too Easily“ von Jule Styne (Musik) und Sammy Cahn (Text), ein Song, mit dem Chet Baker 1954 seine Karriere als Sänger einläutete und den er, nur zwei Wochen vor seinem tragischen Tod 1988, mit dem Radio Orchester Hannover in ergreifender Intimität ein letztes Mal interpretierte.
Zudem die Jazz-Ballade „My Funny Valentine“ aus dem Judy Garland-Film „Babes In Arms“ aus dem Jahr 1937, komponiert von dem großen Richard Rodgers, oder „Con Alma“ aus der Feder Dizzy Gillespies. Und natürlich „Yesterdays“ aus dem Musical „Roberta“ von Jerome Kern, das Baker mehrmals gemeinsam mit dem Tenorsaxophonisten Stan Getz einspielte.
Der Franzose Encho und der Schweizer Perrenaud finden bei diesem Material zu einer formvollendeten Einheit. Nichts klingt überflüssig, oder irgendeiner Virtuosität geschuldet. Es sind wunderbar gezogene Melodielinien, ohne störendes Vibrato gespielt. Beide konzentrieren sich aufeinander und auf ihre Musik, sie versuchen niemanden zu beeindrucken. Es ist die Melancholie des Augenblicks, die hier zum Ausdruck kommt - und die den Hörer auf eine bewegenden Reise mitnehmen. Hier finden Sehnsuchtsmelodien und Intimkunst zu einer faszinierenden Einheit.
Jörg Konrad

David Enhco & Marc Perrenoud
„Chet“
Nome Records
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Montag 12.02.2024
Tim Berne Sunny Five „Candid“
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Tim Berne sagte einmal in einem Interview, dass seine Musik aus der Kommunikation heraus entstehe. Auch seine komponierten Improvisationen. Sie sind das Ergebnis einer gelebten Gruppendynamik, abhängig von den Kontakten der Mitmusiker untereinander und deren Befindlichkeiten während des künstlerischen Entstehungsprozesses einer Aufnahme, oder eines Auftritts. Voraussetzung seien natürlich jedes Mal auch die jeweiligen instrumentalen Fertigkeiten.
Auch das Album „Candid“ des Quintetts Sunny Five ist auf diese Weise entstanden. Ein Spagat zwischen individueller Selbstbestimmtheit und Kollektivkunst. Zudem lotet diese Aufnahme das Verhältnis zwischen akustischem Instrumentarium und elektronischen Klängen aus.
Der 1954 in Syracuse, New York geborene Altsaxophonist hat sich in dieser Besetzung mit alten Bekannten umgeben, wie den Gitarristen Marc Ducret und David Torn, dem Bassisten Devin Hoff und dem Schlagzeuger Ches Smith. Berne zeigt sich hier nicht als ein Saxophonist der großen Gesten, sondern als ein Musiker der Tat. Er sucht von Beginn an den Kontakt zu seinen Nebenleuten, baut instrumentale Verbindungen auf, gibt Richtungen vor und führt die Band mit Hilfe seiner Persönlichkeit und seines Könnens immer wieder in das Auge eines gewaltigen Improvisationstaifuns. Nicht immer geht die Gleichung auf. Manchmal gerät das musikalische Experimentierfeld fast außer Kontrolle - ohne dabei jedoch den Faden des Miteinanders gänzlich abreißen zu lassen.
Oft steht das Befreien der Klänge im Mittelpunkt, dann wieder sind es feingesponnene Motive, die die Überleitung zu neuer kommunikativer Komplexität einleiten. Ein sich in ständiger Bewegung befindlicher Prozess, bei dem Dichte und Intensität das vorherrschende Merkmal sind. Hier pulsiert Energie, in ihrer abenteuerlichsten Form. Nicht unbedingt etwas zum Mitsingen. Aber zum Hinhören allemal.
Jörg Konrad

Tim Berne Sunny Five
„Candid“
Intakt
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Autor: Siehe Artikel
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